materielles Recht Verfahrensrecht
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"Sozialrechtliche Verfahren"<br />
<strong>Recht</strong><br />
untergliedert sich in:<br />
<strong>materielles</strong> <strong>Recht</strong> <strong>Verfahrensrecht</strong><br />
(regelt z.B. ob Anspruch (regelt wie das<br />
auf ALG I besteht; materielle materielle <strong>Recht</strong><br />
<strong>Recht</strong>sverhältnisse) durchgesetzt<br />
wird)<br />
Wo findet man das jeweilige <strong>Recht</strong>?<br />
<strong>materielles</strong> <strong>Recht</strong>: im SGB, in weiteren Sozialgesetzen (z.B<br />
Bundeskindergeldgesetz,<br />
Lohnfortzahlungsgesetz)<br />
<strong>Verfahrensrecht</strong>: z.B. in: SGB I, SGB X,<br />
Spezialvorschriften in einzelnen Büchern<br />
des SGB, SGG, VwVG, VwZG, AO<br />
die wichtigsten Normen sind das SGB X<br />
und das SGG
=> Art. 1 Abs. 3GG<br />
Wozu <strong>Verfahrensrecht</strong>?<br />
staatliche Gewalt ist an Grundrechte gebunden<br />
Art. 19 GG<br />
Deutschland ist ein <strong>Recht</strong>sstaat<br />
(also z.B.: Vorrang und Vorbehalt des Gesetzes, <strong>Recht</strong>sweggarantie)<br />
=> dazu kommt:<br />
Menschen sind fehlerhaft<br />
- sie können einen Mangel an Integrität aufweisen<br />
- sie sind nicht allwissend<br />
- also ist es praktisch, wenn es bei der Entscheidungsfindung<br />
verbindliche und überprüfbare Vorgaben gibt<br />
=> Das <strong>Verfahrensrecht</strong> soll Willkür verhindern, der<br />
Berechenbarkeit staatlichen Handelns (<strong>Recht</strong>ssicherheit)<br />
und der (auch materiellen) Gerechtigkeit dienen.<br />
II<br />
V<br />
Hier ist ein Zielkonflikt möglich!<br />
materielle Gerechtigkeit und <strong>Recht</strong>ssicherheit können sich<br />
widersprechen, dann muss das <strong>Verfahrensrecht</strong> vermitteln
Stufen des Verfahrens (Überblick)<br />
Verfahren bei der (ersten) Entscheidung einer Behörde<br />
(z.B. bis zum Erlass eines Verwaltungsaktes)<br />
(geregelt vor allem im SGB X)<br />
II<br />
V<br />
Kontrolle von solchen Entscheidungen<br />
1. durch die Exekutive (Behörden)<br />
(geregelt in SGG, SGB X)<br />
2. durch die Jurisdiktion (Gerichte)<br />
(geregelt im SGG)<br />
II<br />
V<br />
Durchsetzung von Entscheidungen/<br />
Vollstreckung<br />
(geregelt in SGB X, SGG, Vollstreckungsgesetzen)<br />
es geht also immer um:<br />
1. Entscheidung<br />
2. deren Kontrolle<br />
3. Durchsetzung<br />
(Aber auch Entscheidungen, die etwa in Bezug auf die Vollstreckung einer - anderen -<br />
Entscheidung getroffen werden, unterliegen wieder einer Kontrolle.)<br />
Das Sozialverwaltungsverfahren -
Der Weg zur Entscheidung durch Sozialbehörden<br />
=> Regelungen sind enthalten speziell in den einzelnen Büchern<br />
der SGB, besonders im SGB I, in anderen Sozialgesetzen und<br />
im SGB X<br />
II<br />
V<br />
Welche Norm gilt wenn mehrere Normen passen?<br />
II<br />
V<br />
Das speziellere Gesetz verdrängt das allgemeine.<br />
(Ob ein Gesetz spezieller ist, muss im Einzelfall -<br />
durch Auslegung - entschieden werden.)<br />
Das SGB X -
der allgemeine Teil des SGB<br />
=> regelt allgemein das Sozialverwaltungsverfahren<br />
wird deshalb auch als Allgemeiner Teil des SGB verstanden<br />
=> regelt zudem den Sozialdatenschutz und die Zusammenarbeit<br />
der Leistungsträger<br />
öffentlich-<br />
Wann gilt das SGB X?<br />
geregelt in § 1 SGB X<br />
rechtliche => wenn öffentlich-rechtliche Normen gelten (z.B.<br />
Verwaltungs-<br />
II<br />
V<br />
SGB)<br />
("Sonderrechtstheorie", nicht privatrechtl.<br />
Tätigkeit)<br />
tätigkeit => alle nach außen gerichtete Tätigkeit<br />
(nicht nur intern, nicht <strong>Recht</strong>ssetzung z.B.<br />
Satzungen)<br />
Behörde => Stelle, die Verwaltungstätigkeit selbständig<br />
ausübt<br />
=> z.B. Leistungserbringende Stellen in §§ 18 ff.<br />
SGB I (aber nicht nur, z.B. auch Verbände von<br />
Krankenkassen)<br />
nach dem SGB => dazu gehören aber auch andere Bereiche<br />
(z.B. Kindergeld, Bildungsförderung usw.)
II<br />
V<br />
Und was gilt sonst?<br />
1. wenn es eine spezielle Verfahrensnorm gibt dann gilt<br />
diese (gibt es in einigen Sozialgesetzen; oder auch für<br />
Ordnungswidrigkeiten)<br />
2. wenn das SGB X nicht gemäß § 1 anwendbar ist (hier<br />
irrelevant) gilt das für die jeweilige Behörde sonst geltende<br />
<strong>Verfahrensrecht</strong>, also:<br />
=> für andere Behörden: die VwVfG der Länder<br />
(denn die Länder haben hier grundsätzlich die<br />
Gesetzgebungskompetenz)<br />
=> für Behörden des Bundes: das VwVfG des<br />
Bundes<br />
(die VwVfG ähneln dem SGB X stark, denn das<br />
SGB X ist nach deren Vorbild geschaffen worden)<br />
Welche Behörde führt das materiellen <strong>Recht</strong> aus?
1. sachliche Zuständigkeit<br />
- §§ 18 ff. SGB I und spezielle Normen<br />
=> Zuständigkeit<br />
- weist einzelnen Leistungsträgern ihre sachlichen Aufgaben-<br />
bereiche zu<br />
(gliedert sich in:<br />
- Verbandskompetenz: welche juristische Person (z.B. Kreis,<br />
Freistaat, Bund)<br />
- Ressortzuständigkeit: richtiger Geschäftsbereich (z.B.<br />
Finanzverwaltung d.Bundes)<br />
- Behördenzuständigkeit: welche konkrete Behörde ist zuständig)<br />
2. funktionelle Zuständigkeit<br />
- speziell (außerhalb des SGB X) geregelt,<br />
z.B. in einem Personalbesetzungsplan<br />
- regelt welche Stelle innerhalb der Behördenorganisation für welche<br />
Maßnahme zuständig ist (z.B. welches Amt, der Amtsleiter)<br />
3. instanzielle Zuständigkeit<br />
- kann als Teil der sachlichen Zuständigkeit gesehen werden<br />
- regelt, welche Behörde innerhalb der Behördenhierarchie<br />
z.B. für einen bestimmten Abschnitt des Verfahrens zuständig ist<br />
- z.B. Ausgangsbehörde und Widerspruchsbehörde<br />
- grundsätzlich hat die höhere Behörde kein "Selbsteintrittsrecht"<br />
4. örtliche Zuständigkeit<br />
- speziell geregelt in den einzelnen Büchern des SGB
- bestimmt, welche Behörde örtlich zuständig ist (was sonst)<br />
- siehe aber auch § 2 SGB X<br />
II<br />
V<br />
Und bei Fehlern?<br />
=> keine sachliche Zuständigkeit: VA ist nichtig<br />
=> keine funktionelle Zuständigkeit: grundsätzlich unerheblich<br />
=> keine örtliche Zuständigkeit: VA ist rechtswidrig<br />
Beispielfall:<br />
(anfechtbar)<br />
A, 70 Jahre alt, wohnt in Jena. Er hat kein Vermögen und bezieht eine Rente von<br />
monatlich 100,- EUR. Da er damit natürlich nicht auskommt, will er Leistungen zur<br />
Grundsicherung im Alter beantragen. Dazu will er wissen, welche Behörde zuständig ist.<br />
Lösung:<br />
sachlich zuständig: § 28 I Nr. 1a SGB I, Kreise und kreisfreie<br />
Städte<br />
örtlich zuständig: § 98 I SGB XII, örtlicher Träger in dem der<br />
Beispielfall:<br />
Berechtigte seinen gewöhnlichen Aufenthalt<br />
hat => § 30 III SGB I => Jena<br />
B bekommt ein Schreiben von seiner Krankenkasse, mit dem er aufgefordert wird, sein<br />
BaföG zurückzuzahlen. Er fragt sich, ob er das ernst nehmen muss.<br />
Lösung:<br />
keine sachliche Zuständigkeit der Krankenkasse, daher nichtiger VA
Wenn die zuständige Behörde nicht handeln<br />
Beispielfall:<br />
kann oder darf?<br />
=> Amtshilfe<br />
(§§ 3 - 7 SGB X)<br />
Behörde kann oder darf eine ihr zugewiesene Aufgabe nicht erfüllen<br />
(z.B. weil sie nicht über die nötigen Fachkräfte verfügt)<br />
siehe § 4 I SGB X<br />
II<br />
V<br />
ersucht eine andere Behörde um Amtshilfe<br />
II<br />
V<br />
ersuchte Behörde ist verpflichtet Amtshilfe zu leisten (§§ 3, 4 IV)<br />
außer wenn:<br />
=> sie keine Amtshilfe leisten darf (§ 4 II)<br />
=> wenn sie Ermessen hat, ob sie hilft (§ 4 III)<br />
II<br />
V<br />
die ersuchte Behörde leistet die Hilfe,<br />
die Verantwortung ist gemäß § 6 aufgeteilt<br />
II<br />
V<br />
gegebenenfalls muss die ersuchende Behörde der ersuchten<br />
Behörde die Kosten der Hilfeleistung erstatten (§ 7)<br />
In der Behörde X in Süddeutschland will bei einem nach Helgoland verzogenen<br />
ehemaligen Leistungsempfänger Wertgegenstände pfänden. Da ihr der Weg dorthin zu<br />
weit ist, ersucht sie den dortigen Landkreis, die Pfändung durchzuführen.<br />
Lösung:<br />
=> § 4 I Nr. 5 SGB X - die hohen Kosten für die Reise<br />
nach Helgoland rechtfertigt das Ersuchen
=> nach außen wirkende:<br />
Das Verwaltungsverfahren<br />
(§ 8 SGB X)<br />
ist die<br />
- auf Personen usw., die außerhalb der Verwaltung stehen<br />
- keine behördeninternen Weisungen, keine Vorbereitungsmaßnahmen<br />
für den Erlass von VA, die nicht in einen fremden<br />
<strong>Recht</strong>skreis eingreifen<br />
=> öffentlich-rechtliche Tätigkeit:<br />
- auf dem Gebiet des öffentlichen <strong>Recht</strong>s<br />
- keine privatrechtliche Tätigkeit<br />
=> von Behörden:<br />
- § 1 II SGB X<br />
=> und zielt auf das Zustandekommen eines<br />
Verwaltungsaktes oder eines öffentlich-<br />
rechtlichen Vertrages ab:<br />
- kein schlichtes Verwaltungshandeln ohne Regelungscharakter<br />
II<br />
V<br />
also:<br />
ein Verwaltungsverfahrens kann nach dem SGB X mit einem<br />
VA oder einem ÖR-Vertrag enden
II<br />
V<br />
und<br />
es kann gemäß § 18 SGB X beginnen:<br />
II II<br />
V V<br />
auf Antrag oder von Amts wegen<br />
(z.B. eines Bürgers, der (auf Initiative der Behörde,<br />
eine Leistung will) die das Verfahren durchführt;<br />
z.B bei Sozialhilfe,<br />
Unfallversicherung)<br />
=> das ist die Regel !<br />
=> Antrag ist formfrei<br />
=> es muss nur irgendwie klar werden,<br />
dass etwas gewollt wird<br />
=> ist bei der zuständigen Behörde<br />
zu stellen (§ 16 SGB I)<br />
=> wird er bei der unzuständigen gestellt,<br />
leitet sie den Antrag weiter<br />
=> Die Antragstellung ist wichtig, denn ohne<br />
Antrag gibt es i.d.R. keine Leistung.
II<br />
V<br />
Aber was passiert wenn die falsche Leistung beantragt wurde?<br />
=> hier soll § 28 SGB X Irrtümer korrigieren<br />
=> die Leistungsträger müssen über die <strong>Recht</strong>e aus dem<br />
SGB beraten (§ 14 SGB I), tun sie das z.B. falsch, hilft §<br />
28<br />
=> greift ein, wenn ein berechtigter Antrag nicht gestellt<br />
wurde, weil ein falscher gestellt wurde<br />
(wurde gar kein Antrag gestellt, gilt § 28 nicht)<br />
=> dann wirkt der (jetzt) richtige Antrag 1 Jahr zurück<br />
(die berechtigt beantragte Leistung wird nachgezahlt)
Ziele des Verwaltungsverfahrens sind:<br />
II II<br />
V V<br />
Verwaltungsakt oder öffentlich-<br />
rechtlicher<br />
Vertrag<br />
=> so handelt die Verwaltung => wird gelegentlich<br />
überwiegend verwendet<br />
1. Maßnahme<br />
2. hoheitlich<br />
3. Behörde<br />
Der Verwaltungsakt -<br />
gesetzliche Definition (§ 31 SGB X)<br />
zweckgerichtetes hoheitliches Handeln<br />
Verwaltung wird aufgrund einer Ermächtigung tätig<br />
§ 1 Abs. 2 SGB X, jede Stelle, die Aufgaben der öffentlichen<br />
Verwaltung wahrnimmt<br />
4. Regelung<br />
einseitige Willenserklärung der Verwaltung, die auf eine<br />
bestimmte <strong>Recht</strong>sfolge gerichtet ist, soll <strong>Recht</strong>e oder Pflichten<br />
begründen, aufheben oder ändern
5. unmittelbare <strong>Recht</strong>swirkung<br />
6. Einzelfall<br />
<strong>Recht</strong>sfolge tritt ohne Zwischenschaltung weiterer<br />
Entscheidungen der Verwaltung ein<br />
konkreter Sachverhalt und bestimmte Person<br />
7. auf dem Gebiet des öffentlichen <strong>Recht</strong>s<br />
nicht Privatrecht, Verfassungsrecht, Prozessrecht<br />
8. Außenwirkung<br />
wirkt aus dem internen Bereich der Verwaltung hinaus<br />
Wer darf mitmachen?<br />
Mitwirkung am Verfahren<br />
1. Beteiligungsfähigkeit - 10 SGB X<br />
=> wer kann Beteiligter (z.B. Ursache, Auslöser oder Ziel) eines<br />
=><br />
Verfahrens sein?<br />
natürliche und juristische Personen<br />
=> Vereinigungen, denen ein <strong>Recht</strong> zustehen kann<br />
=> alle Behörden, außer derjenigen, die das Verfahren führt
2. Handlungsfähigkeit - § 11 SGB X<br />
=> wer darf Verfahrenshandlungen vornehmen?<br />
=> siehe Gesetzestext i.V.m. weiteren Normen (z.B. § 36 SGB I;<br />
104, 106, 112, 113 BGB)<br />
=> nicht alle Beteiligungsfähigen können auch handeln, etwa weil<br />
sie als natürliche Personen wegen ihrer Defizite nicht<br />
verantwortlich für sich agieren dürfen oder weil sie z.B. als<br />
juristische Personen gar nicht handeln können<br />
3. Beteiligte - § 12 SGB X<br />
=> wer ist am Verfahren beteiligt?<br />
=> hat Konsequenzen für <strong>Verfahrensrecht</strong>e<br />
4. weitere mögliche Mitwirkende - §§ 13, 14, 15<br />
SGB X<br />
=> Bevollmächtigte: dürfen für den Beteiligten handeln, werden<br />
von diesem bevollmächtigt (Vollmacht ist auf Verlangen der Behörde vorzulegen)<br />
=> Beistände: dürfen neben dem Beteiligen handeln<br />
=> Vertreter von Amts wegen: dürfen für einen Beteiligen<br />
handeln, werden gerichtlich bestellt
Beispielfall:<br />
A, 17 Jahre alt, hat beide Eltern bei einem Unfall verloren. Um seinen Lebensunterhalt zu<br />
sichern überlegt er, wie es anstellen kann, von der für ihn zuständigen Deutschen<br />
Rentenversicherung Bund die ihm zustehende Waisenrente zu erhalten.<br />
1. Was muss zunächst getan werden?<br />
2. Kann er das selbst?<br />
3. Wer wäre hier ggf. Beteiligter in einem Verwaltungsverfahren?<br />
Die Behörde?<br />
4. Ein Onkel des A (der Bruder seiner Mutter) arbeitet bei der<br />
Rentenversicherung. Kann A hoffen, dass ihm sein Onkel die<br />
Rente genehmigt?<br />
Lösung:<br />
1. Antrag stellen, § 115 SGB VI regelt Antragspflicht<br />
2. Ja, § 11 I SGB X i.V.m. § 36 SGB I, A ist 17 und kann deshalb<br />
selbst einen Antrag auf eine Sozialleistung stellen. A ist<br />
handlungsfähig.<br />
3. nur A, § 12 SGB X (A ist natürlich auch beteiligungsfähig)<br />
die verfahrensführende Behörde ist kein Beteiligter<br />
4. Nein, da der Onkel als Angehöriger gem. § 16 I, V SGB X nicht<br />
für die Behörde tätig werden darf.
Verfahrensgrundsätze -<br />
§§ 9, 19, 20 SGB X<br />
=> das Verfahren ist einfach und zweckmäßig zu führen<br />
(so auch § 17 SGB I)<br />
=> das Verfahren ist nicht förmlich<br />
=> die Behörde ist zur Geheimhaltung verpflichtet<br />
=> es gilt der Untersuchungsgrundsatz (Amtsermittlung);<br />
danach ermittelt die Behörde alle relevanten Tatsachen selbst<br />
=> Amtssprache ist deutsch<br />
Wie ermittelt die Behörde die relevanten<br />
Tatsachen<br />
II<br />
V<br />
Beweismittel<br />
(§ 21 SGB X)<br />
- die Aufzählung in § 21 SGB X ist nicht abschließend!
Auskünfte jeder Art<br />
=> z.B. anderer Behörden (z.B. Amtshilfe) oder von<br />
Privatpersonen<br />
=> Auskünfte von Beteiligten, Zeugen und Sachverständigen<br />
gehören hier nicht dazu<br />
Anhörung Beteiligter<br />
=> kann mit der Anhörung nach § 24 SGB X zusammenfallen<br />
=> mündlich, fernmündlich, schriftlich möglich<br />
=> keine Pflicht zum persönlichen Erscheinen<br />
Vernehmung von Zeugen und Sachverständigen<br />
=> keine besonderen Formvorschriften<br />
=> Zeugen sollen zu Tatsachen/Wahrnehmungen aussagen<br />
=> sachverständige Zeugen sagen zu Wahrnehmungen aus, die<br />
sie aufgrund ihrer besonderen Sachkunde gemacht haben (z.B.<br />
Arzt über Beobachtung bezüglich des Gesundheitszustandes<br />
eines Beteiligten)<br />
=> Sachverständige zieht Schlussfolgerungen aus den<br />
Tatsachen, vermittelt Fachwissen oder stellt Tatsachen fest<br />
(z.B. nach Auftrag durch und für die Behörde)<br />
=> Beteiligte sind keine Zeugen<br />
Urkunden und Akten<br />
=> Urkunden sind die schriftliche Verkörperung eines Gedankens<br />
=> siehe dazu auch §§ 415 - 444 ZPO<br />
=> bei Krankenpapieren darf die ärztliche Schweigepflicht nicht<br />
übergangen werden
Augenschein<br />
=> jede unmittelbare Wahrnehmung über die Beschaffenheit von<br />
Personen oder Gegenständen oder über Vorgänge<br />
=> durch die Behörde<br />
=> z.B. durch sehen, hören, riechen, tasten, schmecken<br />
Beispielfall:<br />
A beantragt beim zuständigen Leistungsträger eine Sozialleistung. Dort sagt man ihm, er<br />
könne nichts bekommen, da er für seinen Antrag nicht das Antragsformular C-<br />
3854/DZ/2006 verwendet habe. A kann im Gesetz keinen Hinweis auf ein notwendiges<br />
Formular finden.<br />
Muss er das Formular verwenden?<br />
Lösung:<br />
Nein, das Verwaltungsverfahren ist grundsätzlich formlos.
=> die Beteiligten sollen mitwirken<br />
Mitwirkung von Beteiligten<br />
im Verfahren<br />
=> hier kann die Verweigerung z.B. bei der Beweiswürdigung<br />
bedeutsam sein, für die Amtsermittlungspflicht<br />
=> Mitwirkungspflicht nur bei besonderer gesetzlicher Anordnung<br />
=> z.B. in §§ 60-66 SGB I<br />
=> Sanktion unterbliebener Mitwirkung in § 66 SGB I, Versagung<br />
oder Entziehung der Leistung möglich, aber erst nach Hinweis<br />
auf diese Möglichkeit
Fristen und Termine<br />
(§ 26 SGB X)<br />
Begriffe<br />
=> Frist = Zeitraum zwischen zwei Zeitpunkten (muss nicht<br />
zusammenhängen)<br />
=> Termin = im Voraus bestimmter Zeitpunkt<br />
Arten von Fristen<br />
I<br />
II II<br />
V V<br />
gesetzliche und behördliche<br />
(im Gesetz vorgeschrieben) (von der Behörde gesetzt)<br />
=> Leistungsfristen, Meldefristen, Verjährungsfristen,<br />
Ausschlussfristen, Wartefristen, Antragsfristen<br />
(je nach rechtlicher Bedeutung)<br />
=> § 187 BGB - Ereignisfrist:<br />
Fristbeginn<br />
=> wenn für Fristbeginn ein Ereignis oder ein in den Lauf des<br />
Tages fallender Zeitpunkt maßgebend ist, wird der Tag
des Ereignisses nicht mitgerechnet;<br />
(=> ist der Beginn eines Tages der für den Fristbeginn<br />
maßgebende Zeitpunkt, wird der Tag mitgerechnet; gilt<br />
auch für den Tag der Geburt bzgl. des Alters)<br />
=> § 26 II SGB X - von Behörde gesetzte Frist beginnt am Tag<br />
nach der Bekanntgabe oder an einem von der Behörde<br />
mitgeteilten Zeitpunkt<br />
=> § 188 BGB<br />
Fristende<br />
=> Frist nach Tagen: mit Ablauf des letzen Tages der Frist<br />
(24 00 Uhr)<br />
=> Frist nach Wochen, Monaten usw.:<br />
=> bei § 187 I BGB mit Ablauf der Tages der letzten<br />
Woche, des letzten Monats usw. der in seiner Benennung<br />
oder Zahl dem Tag entspricht, in den das Ereignis fällt<br />
(Montag, Dienstag ... oder 01. 02. 03. ...)<br />
=> bei § 187 II BGB mit dem Ablauf des Tages der<br />
letzten Woche usw., der in seiner Benennung oder Zahl<br />
dem Anfangstag der Frist entspricht<br />
=> § 193 BGB - würde eine Frist an einem Sonnabend, einem<br />
Sonntag oder einem gesetzlichen Feiertag enden, endet sie<br />
am nächsten Werktag<br />
=> § 26 III SGB X - § 193 BGB gilt auch bei vorzunehmenden<br />
Handlungen und es kann - unter Hinweis auf Satz 1 - von der<br />
Behörde davon abgewichen werden<br />
=> § 26 IV SGB X - hat Behörde Leistungen für einen bestimmten<br />
Zeitraum zu erbringen, endet dieser auch mit Ablauf seines
letzten Tages, wenn der auf einen Sonntag usw. fällt<br />
=> § 26 V SGB X - von Behörde gesetzter Termin ist auch<br />
einzuhalten, wenn er auf Sonntag usw. fällt<br />
(§ 26 VI SGB X - bei Stundenfristen ist es egal, ob es Sonntag<br />
usw. ist, hat im Sozialrecht kaum Bedeutung)<br />
Verlängerung von Fristen und Wiedereinsetzung<br />
II<br />
V<br />
Wenn eine Frist nicht eingehalten werden kann<br />
bei von einer Behörde gesetzten Frist<br />
=> § 26 VII SGB X - solche Fristen können durch die Behörde<br />
auch rückwirkend verlängert werden<br />
=> Antrag ist wohl nötig (auch konkludent - z.B. Vornahme d.<br />
Handlung)<br />
=> Verlängerung liegt im Ermessen der Behörde; Abwägung<br />
zwischen d. Interessen der Allgemeinheit und denen des<br />
Betroffenen<br />
(z.B. i.d.R wenn Betroffener ohne Verschulden am Einhalten der<br />
Frist gehindert war)<br />
=> § 190 BGB - die Fristverlängerung schließt unmittelbar an die<br />
verlängerte Frist an
ei gesetzlichen Fristen<br />
=> § 27 SGB X - bei gesetzlichen Fristen gibt es die<br />
Wiedereinsetzung in den vorigen Stand,<br />
wenn:<br />
=> die Frist ohne Verschulden versäumt<br />
(Glaubhaftmachung des fehlenden Verschuldens;<br />
siehe § 23 SGB X, § 294 ZPO)<br />
=> ein Antrag auf Wiedereinsetzung (innerhalb von<br />
2 Wochen nach<br />
=> und Nachholung der versäumten Wegfall des<br />
Handlung Hindernisses)<br />
(wird die Handlung nachgeholt kann<br />
auf den Antrag verzichtet werden)<br />
=> 1 Jahr nach Fristablauf nur noch Wiedereinsetzung bei höherer<br />
Gewalt<br />
=> Wiedereinsetzung kann ausgeschlossen sein (z.B. § 81 III AFG)