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Cocuk yuvasi...<br />

»Auch wenn viele Eltern irgendwann<br />

immer verstärkter darum baten, dass man<br />

mit ihren K<strong>in</strong><strong>der</strong>n Deutsch sprechen<br />

sollte, behielten wir die För<strong>der</strong>ung <strong>der</strong><br />

Erstsprache bei.«<br />

Die Bevölkerungssituation und das<br />

Lebensumfeld <strong>in</strong> Kreuzberg waren<br />

Anlässe für den VAK, 1982 die<br />

zweisprachige <strong>in</strong>terkulturelle Konzeption<br />

zu entwickeln und auszuführen. Dem<br />

K<strong>in</strong>d das Gefühl zu geben, dass es sich <strong>in</strong><br />

se<strong>in</strong>em Umfeld wohl und geborgen fühlen<br />

und frei ausdrücken kann, ist dabei e<strong>in</strong><br />

Ziel: »Die Erstsprache ist nun mal<br />

diejenige, die <strong>in</strong> <strong>der</strong> Familie gesprochen<br />

wird, das gibt Sicherheit. Die K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

bekommen vermittelt, dass es e<strong>in</strong>e gute<br />

und ke<strong>in</strong>e verbotene o<strong>der</strong> e<strong>in</strong>zuschränkende<br />

Sprache ist, und dass <strong>auch</strong> die<br />

damit verbundene Kultur e<strong>in</strong> wertzuschätzen<strong>der</strong><br />

Teil ihrer Identität ist«, erklärt<br />

Nurgün Karhan, die dar<strong>in</strong> <strong>auch</strong> für das<br />

Selbstverständnis und Selbstbewusstse<strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> prägende E<strong>in</strong>drücke f<strong>in</strong>det.<br />

»Tatsache ist <strong>auch</strong>, dass bil<strong>in</strong>gual aufwachsende<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong> natürlich etwas mehr<br />

Zeit <strong>in</strong> ihrer sprachlichen Entwicklung<br />

benötigen. Es ist wichtig, dass wir das den<br />

oftm<strong>als</strong> besorgten Eltern verständlich<br />

machen und <strong>auch</strong> den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n erklären,<br />

dass sie da e<strong>in</strong>en tollen Schatz mit sich<br />

herumtragen und ausbilden.«<br />

Wie sich die sprachliche För<strong>der</strong>ung auf<br />

den Werdegang <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> auswirkt,<br />

haben die beiden Leiter<strong>in</strong>nen und<br />

Erzieher<strong>in</strong>nen oft genug miterlebt, denn<br />

viele ehemalige Schützl<strong>in</strong>ge schauen heute<br />

noch ab und zu vorbei. E<strong>in</strong>ige haben<br />

mittlerweile selbst K<strong>in</strong><strong>der</strong>, die sie <strong>in</strong> die<br />

Kitas des VAK br<strong>in</strong>gen. Früher habe stets<br />

die Angst überwogen, dass K<strong>in</strong><strong>der</strong> mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund mit <strong>der</strong> sprachlichen<br />

Überfor<strong>der</strong>ung nicht zurecht<br />

kämen und auf Son<strong>der</strong>schulen landeten:<br />

»Ich habe genügend Gegenbeispiele<br />

erlebt. Ich kenne Schüler, die ihr Abitur<br />

machen, e<strong>in</strong>e Lehre beg<strong>in</strong>nen o<strong>der</strong><br />

anfangen zu studieren. Natürlich s<strong>in</strong>d das<br />

nicht alle«, bemerkt Nurgün Karhan, »aber<br />

man kann sehen, dass die Konzeption viel<br />

Positives bewirkt hat.« 2002 hat e<strong>in</strong>e <strong>der</strong><br />

beiden Kitas e<strong>in</strong>en neuen Schwerpunkt<br />

auf Mehrsprachigkeit <strong>auch</strong> <strong>in</strong> Englisch,<br />

Spanisch und Französisch gesetzt. Dieses<br />

Pr<strong>in</strong>zip ist übrigens nicht nur für K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund för<strong>der</strong>lich,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> für deutsche K<strong>in</strong><strong>der</strong>: »Sie<br />

s<strong>in</strong>d zwar nicht <strong>in</strong> <strong>der</strong> Überzahl, aber es<br />

gibt Eltern, die ihr K<strong>in</strong>d bewusst <strong>in</strong> unsere<br />

Kitas br<strong>in</strong>gen, weil sie beispielsweise<br />

wissen, dass es hier <strong>auch</strong> Türkisch lernen<br />

kann – immerh<strong>in</strong> wird Türkisch <strong>in</strong> so<br />

manchen Kreuzberger Straßenzügen<br />

mehr gesprochen <strong>als</strong> Deutsch.«<br />

Die Familie bedeutet für die meisten<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong>e vertraute Umgebung,<br />

nicht zuletzt deswegen hängen <strong>in</strong><br />

den Kitas an den Wänden nicht nur Fotos<br />

von allen K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> von<br />

ihren Familien. Auf diesen Fotocollagen<br />

werden alle Mitglie<strong>der</strong> mit Namen gezeigt.<br />

Auf diese Weise lernen die K<strong>in</strong><strong>der</strong> im<br />

Rahmen <strong>der</strong> ,vorurteilsbewussten Erziehung’,<br />

dass es unterschiedliche<br />

Familienformen und -konstellationen wie<br />

<strong>auch</strong> unterschiedliche Gesichter, Hautfarben<br />

und Nationalitäten gibt.<br />

Der sozialdemokratischen Bezirksstadträt<strong>in</strong><br />

Sigrid Klebba liegt die<br />

mehrsprachige Erziehung beson<strong>der</strong>s am<br />

Herzen: »Sprachliche För<strong>der</strong>ung soll das<br />

Tor zur Welt weit aufstoßen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

von Anfang an e<strong>in</strong>e positive Grundhaltung<br />

zur Mehrsprachigkeit vermitteln.<br />

Dies bedeutet, die Erstsprache <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

und ihrer Familien aktiv <strong>in</strong> den Kita-Alltag<br />

e<strong>in</strong>zubeziehen. Eltern können dabei ganz<br />

selbstverständlich und unkompliziert<br />

mitwirken, so dass daraus eigenes<br />

Interesse und Engagement zur För<strong>der</strong>ung<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ent<strong>steht</strong>.«<br />

So ist die Zusammenarbeit mit den Eltern<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong> e<strong>in</strong> weiterer<br />

wesentlicher Bauste<strong>in</strong> für die Basis des<br />

Konzepts im Kita-Alltag. <strong>Das</strong> Team um<br />

Edith Giere und Nurgün Karhan hat über<br />

die Jahre h<strong>in</strong>weg erreicht, dass sich<br />

beson<strong>der</strong>s die Mütter <strong>in</strong> <strong>der</strong> E<strong>in</strong>richtung<br />

wohl fühlen und <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>en Teil ihrer<br />

Freizeit dort verbr<strong>in</strong>gen. Jedes neue K<strong>in</strong>d<br />

hat mit den Eltern e<strong>in</strong>e zweiwöchige<br />

E<strong>in</strong>gewöhnungszeit, <strong>in</strong> <strong>der</strong> die Mütter und<br />

Väter mit den Erzieher<strong>in</strong>nen Erziehungsfragen,<br />

Wünsche und Ängste diskutieren.<br />

Regelmäßig stattf<strong>in</strong>dende Frühstücke,<br />

Gesprächskreise und Elternabende haben<br />

e<strong>in</strong>e vertraute Atmosphäre geschaffen:<br />

»<strong>Das</strong> Verhältnis zwischen den Eltern und<br />

den Erzieher<strong>in</strong>nen beruht auf Vertrauen<br />

und Offenheit. Außerdem bewegen sich<br />

beson<strong>der</strong>s die Frauen sehr entspannt <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Kita. Meist machen sie sich schon den<br />

Tee o<strong>der</strong> den Kaffee selbst und schmieren<br />

Brötchen für alle«, lacht Nurgün Karhan.<br />

Diese Stimmung gibt Gelegenheit zu<br />

Gesprächen über Erziehungsfragen o<strong>der</strong><br />

Probleme unterschiedlicher Art. »Außerdem<br />

bieten wir mehrm<strong>als</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Woche<br />

Deutschkurse für Eltern an, und dieses<br />

Angebot wird <strong>auch</strong> genutzt«, fügt Edith<br />

Giere h<strong>in</strong>zu.<br />

E<strong>in</strong>e abschließende Frage an die K<strong>in</strong><strong>der</strong>,<br />

die an diesem heißen Sommertag im<br />

großen Garten herumtollen, erübrigt sich<br />

eigentlich: Sie sprechen untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

Deutsch, unterhalten sich aber <strong>auch</strong> <strong>in</strong><br />

ihrer Muttersprache und spielen zufrieden<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, wobei sie sich nicht von<br />

neugierigen Erwachsenen stören lassen<br />

wollen.<br />

Ansprechpartner<br />

Edith Giere und Nurgün Karhan<br />

Leiter<strong>in</strong>nen <strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstätte<br />

Telefon 030 - 618 6574<br />

VAK-Kitas@t-<strong>onl<strong>in</strong>e</strong>.de<br />

www.vak-k<strong>in</strong><strong>der</strong>tagesstaetten.de<br />

DAS ZITAT<br />

»Sprachliche För<strong>der</strong>ung soll das Tor<br />

zur Welt weit aufstoßen und K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

von Anfang an e<strong>in</strong>e positive Grundhaltung<br />

zur Mehrsprachigkeit vermitteln.<br />

Dies bedeutet, die Erstsprache<br />

<strong>der</strong> K<strong>in</strong><strong>der</strong> und ihrer Familien<br />

aktiv <strong>in</strong> den Kita-Alltag e<strong>in</strong>zubeziehen.<br />

Eltern können dabei ganz<br />

selbstverständlich und unkompliziert<br />

mitwirken, so dass daraus eigenes<br />

Interesse und Engagement zur För<strong>der</strong>ung<br />

ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> ent<strong>steht</strong>. Deshalb<br />

be<strong>in</strong>haltet e<strong>in</strong>e so verstandene ganzheitliche<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung vor allen<br />

D<strong>in</strong>gen die Anerkennung <strong>der</strong> vielfältigen<br />

Familienkulturen und die Fähigkeit,<br />

im pädagogischen Alltag vorurteilsbewusst<br />

zu handeln. Unser<br />

Sprachför<strong>der</strong>konzept be<strong>in</strong>haltet die<br />

bewusste Nutzung mehrsprachiger<br />

Kompetenzen von K<strong>in</strong><strong>der</strong>n, Eltern<br />

und pädagogischen Fachkräften zum<br />

Aufbau verb<strong>in</strong>dlich abgestimmter<br />

Bildungskooperationen von Kita,<br />

Schule und Nachbarschaft.«<br />

Sigrid Klebba, Abteilungsleiter<strong>in</strong> Jugend<br />

und Familie beim Landesjugendamt <strong>der</strong><br />

Senatsverwaltung für Bildung, Wissenschaft<br />

und Forschung Berl<strong>in</strong>, ehem.<br />

Bezirksstadträt<strong>in</strong> von Berl<strong>in</strong>-<br />

Friedrichsha<strong>in</strong>-Kreuzberg<br />

SPRACHERWERB IM VOR- UND GRUNDSCHULBEREICH FÖRDERN<br />

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