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E<strong>in</strong>Blick<br />

Interview mit Annegret Grewe, Auslän<strong>der</strong>beauftragte <strong>der</strong> Stadt Bielefeld<br />

»Migrantenvere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d aktive und handlungsfähige<br />

Selbstorganisationen«<br />

Frau Grewe, aus welcher<br />

Notwendigkeit heraus kam das<br />

Migrantenorganisationen-<br />

Vernetzungsprojekt zustande?<br />

Wir haben wahrgenommen, dass die<br />

Organisationen sich momentan <strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>er Umbruchphase bef<strong>in</strong>den: Neben<br />

<strong>der</strong> Pflege <strong>der</strong> Kultur und Religion etc.<br />

übernehmen sie zunehmend Aufgaben<br />

im Integrationsprozess wie<br />

Sprachför<strong>der</strong>ung, berufliche Qualifizierung<br />

o<strong>der</strong> Beratung. Es war unser<br />

Anliegen, die Vere<strong>in</strong>e <strong>in</strong> dieser Rolle zu<br />

unterstützen, <strong>in</strong>dem wir konkrete<br />

Ansprechpartner schulten und mit<br />

ihnen geme<strong>in</strong>sam Veranstaltungen<br />

konzipierten und umsetzten.<br />

Wir wollten aber <strong>auch</strong> mehr über die<br />

Vere<strong>in</strong>e, über ihre Anliegen, ihre Arbeit<br />

erfahren und die Migrantenselbstorganisationen,<br />

die bisher eher ohne<br />

Kontakte nebene<strong>in</strong>an<strong>der</strong> agierten,<br />

mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> vernetzen.<br />

Wie war die Resonanz <strong>der</strong><br />

angefragten Migrantenvere<strong>in</strong>e <strong>als</strong><br />

potenzielle Projektpartner?<br />

Überraschen<strong>der</strong>weise erklärten gleich<br />

beim ersten Treffen zehn Vere<strong>in</strong>e<br />

schriftlich ihre Teilnahme am Projekt.<br />

<strong>Das</strong> hat uns sehr gefreut, zumal viele<br />

unterschiedliche Ethnien vertreten<br />

waren. Weitere acht Vere<strong>in</strong>e kamen <strong>in</strong><br />

den folgenden Wochen h<strong>in</strong>zu. <strong>Das</strong><br />

Engagement <strong>der</strong> Beauftragten hat<br />

mich überrascht und bee<strong>in</strong>druckt,<br />

denn die meisten engagieren sich<br />

vielfältig: im Vere<strong>in</strong>, <strong>in</strong> <strong>der</strong> kommunalen<br />

Migrantenvertretung, im<br />

Betrieb o<strong>der</strong> <strong>in</strong> <strong>der</strong> Elternpflegschaft.<br />

Im Projektverlauf äußerten die<br />

Beauftragten immer wie<strong>der</strong> ihren<br />

Wunsch nach mehr Anerkennung und<br />

Verb<strong>in</strong>dlichkeit <strong>in</strong> <strong>der</strong> Zusammenarbeit<br />

mit den Vere<strong>in</strong>en.<br />

Wie hat sich das Projekt auf die<br />

Zusammenarbeit und das Geschehen<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt ausgewirkt?<br />

In Bielefeld kamen nach fünf Jahrzehnten<br />

E<strong>in</strong>wan<strong>der</strong>ungsgeschichte<br />

erstm<strong>als</strong> unterschiedliche Migrantenorganisationen<br />

unter dem Dach des<br />

Projektes zusammen. Und das<br />

Spektrum <strong>der</strong> teilnehmenden Vere<strong>in</strong>e<br />

ist bemerkenswert breit. Bisher hatten<br />

diese Zuwan<strong>der</strong>erorganisationen<br />

ke<strong>in</strong>e Berührungspunkte. Die Vielfalt<br />

<strong>der</strong> Nationen, Religionen und<br />

Kulturen sowie Mentalitäts- und<br />

Me<strong>in</strong>ungsunterschiede führten zu<br />

Missverständnissen und kaum<br />

jemand hatte e<strong>in</strong> Interesse daran,<br />

ganz unterschiedliche Nationalitäten<br />

und Kulturen zusammenzubr<strong>in</strong>gen.<br />

Die regelmäßigen Treffen zeigten,<br />

dass die Beauftragten mit <strong>der</strong> Zeit eng<br />

zusammenwuchsen und geme<strong>in</strong>same<br />

Aktivitäten daraus entstanden. Allen<br />

Gruppen liegt vor allem die Bildung<br />

und Ausbildung ihrer K<strong>in</strong><strong>der</strong> am<br />

Herzen. Um ihre Interessen besser<br />

durchsetzen zu können, möchten sie<br />

nun e<strong>in</strong>en <strong>in</strong>terkulturellen Elternvere<strong>in</strong><br />

gründen.<br />

Die Teilnehmer<strong>in</strong>nen und Teilnehmer<br />

treten mittlerweile <strong>auch</strong> selbstbewusster<br />

auf und durch die Kontakte<br />

mit den örtlichen Medien prägen sie<br />

e<strong>in</strong> neues Bild von Zuwan<strong>der</strong>ern <strong>als</strong><br />

aktive, engagierte Menschen mit<br />

vielfältigen Interessen.<br />

Wir haben e<strong>in</strong>e bessere E<strong>in</strong>schätzung<br />

<strong>der</strong> Aktivitäten im Migrantenmilieu<br />

erhalten und wissen besser, welche<br />

Probleme und Bedarfe die Vere<strong>in</strong>e<br />

haben. Deutlich wurde: Die Migrantenvere<strong>in</strong>e<br />

s<strong>in</strong>d aktive und handlungsfähige<br />

Selbstorganisationen mit vielen<br />

Potenzialen für die Zusammenarbeit<br />

mit Behörden o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>en – <strong>auch</strong><br />

deutschen – Vere<strong>in</strong>en. Ihre Aktivitäten<br />

s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>e Bereicherung für die Stadt<br />

und wichtiger Bestandteil des kommunalen<br />

Zusammenlebens. Wir haben<br />

konkrete Ansprechpartner, die beispielsweise<br />

<strong>in</strong> E<strong>in</strong>zelfällen o<strong>der</strong><br />

Konfliktsituationen vermitteln können<br />

o<strong>der</strong> Informationen an die ethnischen<br />

Gruppen weiterleiten.<br />

Wor<strong>in</strong> sehen Sie nach Ihrer Erfahrung<br />

Schwierigkeiten?<br />

Die Mehrzahl, aber nicht alle Vere<strong>in</strong>e,<br />

verfügt über die f<strong>in</strong>anziellen und<br />

personellen Kapazitäten o<strong>der</strong> s<strong>in</strong>d<br />

bereit, zu kooperieren. Hier muss e<strong>in</strong>e<br />

sorgfältige Auswahl getroffen werden.<br />

Vere<strong>in</strong>e s<strong>in</strong>d wichtige Kooperationspartner<br />

und müssen <strong>in</strong> dieser Rolle<br />

unterstützt werden. Zugleich sollten<br />

wir aber <strong>auch</strong> die Öffnung <strong>der</strong> Vere<strong>in</strong>e<br />

för<strong>der</strong>n und geme<strong>in</strong>sam die<br />

Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten motivieren,<br />

<strong>auch</strong> Angebote außerhalb <strong>der</strong><br />

NETZWERKE SCHAFFEN – POTENZIALE VON MIGRANTENORGANISATIONEN BÜNDELN<br />

Vere<strong>in</strong>e, außerhalb ihres eigenen<br />

Kulturkreises wahrzunehmen und<br />

sich aktiv am gesellschaftlichen<br />

Leben zu beteiligen.<br />

Weshalb ist im Allgeme<strong>in</strong>en e<strong>in</strong><br />

solches Netzwerk Ihrer Me<strong>in</strong>ung<br />

nach wichtig?<br />

<strong>Das</strong> Netzwerk stärkt die Position<br />

<strong>der</strong> Migrantenorganisationen. Sie<br />

werden an<strong>der</strong>s wahr- und ernstgenommen<br />

<strong>als</strong> wenn sie e<strong>in</strong>zeln<br />

auftreten. Die Vere<strong>in</strong>e erleben,<br />

dass an<strong>der</strong>e Organisationen mit<br />

gleichen Fragen und Problemen<br />

befasst s<strong>in</strong>d, sie tauschen sich aus<br />

und lernen vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

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