13.10.2013 Aufrufe

Das Dokument steht Ihnen auch online in der DigiBib der FES als ...

Das Dokument steht Ihnen auch online in der DigiBib der FES als ...

Das Dokument steht Ihnen auch online in der DigiBib der FES als ...

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Sol<strong>in</strong>gen<br />

»High Quality Politics s<strong>in</strong>ce 1995«<br />

Jugendliche verän<strong>der</strong>n ihre Stadt<br />

»Früher war ich nicht so selbstbewusst<br />

wie heute, seitdem ich im<br />

Jugendstadtrat b<strong>in</strong>. Ich habe richtige<br />

Aufgaben und Verantwortung und<br />

b<strong>in</strong> <strong>auch</strong> für me<strong>in</strong>e berufliche Zukunft<br />

viel zielstrebiger geworden. Ich weiß<br />

genau, was ich will, und me<strong>in</strong> Amt<br />

hilft mir dabei total.«<br />

Jaquel<strong>in</strong>e Tranch<strong>in</strong>a,<br />

Jugendstadträt<strong>in</strong><br />

NETZWERKE SCHAFFEN – POTENZIALE VON MIGRANTENORGANISATIONEN BÜNDELN<br />

Entschuldigen Sie, wenn ich <strong>Ihnen</strong><br />

jetzt auf den Schlips trete …«, sagt<br />

Sarah Yeter forsch lächelnd zu dem<br />

Herrn, <strong>der</strong> <strong>in</strong> e<strong>in</strong>er städtischen Sitzung auf<br />

ihr Anliegen h<strong>in</strong> e<strong>in</strong>en komplizierten<br />

Sachverhalt darstellt. Wenn es um die<br />

Interessen <strong>der</strong> Sol<strong>in</strong>ger Jugend geht, gibt<br />

sich die Halbtürk<strong>in</strong> nicht mit e<strong>in</strong>fachen<br />

Antworten zufrieden, son<strong>der</strong>n hakt lieber<br />

noch e<strong>in</strong>mal mit Bestimmtheit nach, um<br />

das Bestmögliche für ihre Klientel herauszuholen.<br />

Sarah ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> 21 engagierten<br />

Mitglie<strong>der</strong> des Jugendstadtrats Sol<strong>in</strong>gen.<br />

Geme<strong>in</strong>sam setzen sie sich beherzt für die<br />

Belange <strong>der</strong> ortsansässigen Jugend e<strong>in</strong>. In<br />

ihren Reihen sitzen 14-18jährige RepräsentantInnen<br />

aller Schulformen <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stadt, zu gut 50 Prozent Jugendliche mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund. Der ehrenamtlich<br />

tätige Jugendstadtrat (JSR) wurde 1997 <strong>in</strong>s<br />

Leben gerufen mit dem Ziel, das Interesse<br />

von Jugendlichen an politischer Teilhabe<br />

zu steigern und so den trocken ersche<strong>in</strong>enden<br />

Begriff <strong>der</strong> Demokratie lebendig und<br />

persönlich erfahrbar zu machen. E<strong>in</strong> weiterer<br />

Grund war jedoch <strong>auch</strong> <strong>der</strong> 1993 ganz<br />

Deutschland erschütternde Brandanschlag<br />

auf e<strong>in</strong>e <strong>in</strong> Sol<strong>in</strong>gen lebende<br />

türkische Familie. Nicht zuletzt deswegen<br />

ist <strong>in</strong> <strong>der</strong> Satzung des JSR <strong>der</strong> Grundsatz<br />

fest verankert, »das bessere Verständnis<br />

zwischen Menschen verschiedener<br />

Nationalitäten, ethnischer Herkünfte,<br />

Kulturen und Konfessionen zu för<strong>der</strong>n«.<br />

Die Mitglie<strong>der</strong> türkischen, afghanischen,<br />

deutschen, griechischen, italienischen,<br />

paläst<strong>in</strong>ensischen und polnischen Ursprungs<br />

sehen dies <strong>als</strong> unabd<strong>in</strong>gbares<br />

Element des friedlichen Zusammenlebens.<br />

»Nicht-Deutsche s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> großer Bestandteil<br />

unseres Lebens <strong>in</strong> Deutschland,<br />

unser Alltag <strong>in</strong> <strong>der</strong> Schule. Wie kann<br />

das mit <strong>der</strong> Integration funktionieren,wenn<br />

nicht alle gleichermaßen<br />

berücksichtigt werden?«, sagt die Vorsitzende<br />

Jaquel<strong>in</strong>e Tranch<strong>in</strong>a überzeugt<br />

und fügt schmunzelnd h<strong>in</strong>zu: »Die<br />

Mischung macht's ... eigentlich ist es e<strong>in</strong><br />

Geschenk des Himmels.«<br />

Der JSR funktioniert <strong>in</strong> se<strong>in</strong>er Struktur<br />

ähnlich wie e<strong>in</strong> Stadtrat: Alle Mitglie<strong>der</strong><br />

werden <strong>in</strong> (beachtlich engagiert und<br />

professionell) gestalteten Wahlen für je<br />

zwei Jahre gewählt, es gibt straff organisierte<br />

Sitzungen und Zuständigkeiten.<br />

Wer nicht zuverlässig ist o<strong>der</strong> sich nicht an<br />

die Regeln hält, muss se<strong>in</strong>en Sitz<br />

für e<strong>in</strong>en Nachfolger freigeben.<br />

Für se<strong>in</strong>e Ernsthaftigkeit und Professionalität<br />

ist <strong>der</strong> JSR beim Sol<strong>in</strong>ger Stadtrat<br />

hoch angesehen. Der Oberbürgermeister<br />

höchstpersönlich trifft sich regelmäßig<br />

und gern <strong>auch</strong> etwas weniger formell mit<br />

den jungen Engagierten. »Wir nehmen<br />

unsere Arbeit sehr ernst, und die Kommunalpolitiker<br />

sehen bei uns, dass<br />

sich was bewegt. Wir s<strong>in</strong>d so gut, weil wir <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stadt von allen Seiten unterstützt<br />

werden: Politik, Presse, Betreuer, die<br />

Bürger. Man ist stolz auf uns«, sagt<br />

Vorstandsmitglied Anna Bork. Man lässt<br />

sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit nicht nur sehr<br />

gerne mit den Jugendlichen sehen,<br />

son<strong>der</strong>n man ge<strong>steht</strong> ihnen <strong>auch</strong> aktive<br />

Funktionen zu: In mehreren Gremien<br />

haben sie feste Sitze und Re<strong>der</strong>echt, unter<br />

an<strong>der</strong>em im Jugendhilfeausschuss und im<br />

Zuwan<strong>der</strong>er- und Integrationsrat. Jürgen<br />

Bürger, Abteilungsleiter <strong>der</strong> Jugendför<strong>der</strong>ung,<br />

lobt den JSR: »Dem Jugendstadtrat<br />

ist es gelungen, dass er sich e<strong>in</strong>e<br />

hohe Akzeptanz erarbeitet hat, se<strong>in</strong>e<br />

Mitwirkung am städtischen Geschehen ist<br />

wie e<strong>in</strong> Gütesiegel.« Beson<strong>der</strong>s die hohe<br />

Beteiligung von Jugendlichen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

ist ihm wichtig: »Sie<br />

br<strong>in</strong>gen bewusst e<strong>in</strong>e größere Identifikation<br />

mit Themen wie Migration und<br />

Integration e<strong>in</strong>.“ Jens Stuhldreier, Geschäftsführer<br />

und pädagogischer Betreuer<br />

des JSR, fügt h<strong>in</strong>zu: »Jugendliche mit<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben e<strong>in</strong>e viel<br />

stärkere Multiplikatorenfunktion wegen<br />

ihrer dichten Netzwerke, und so tragen sie<br />

Informationen über die städtische Arbeit<br />

104 105

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!