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Ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Teil ...<br />

Die Maßnahmen, die <strong>in</strong> Zusammenarbeit<br />

mit den Projektschulen ergriffen wurden,<br />

waren vielfältig: Infowände wurden<br />

aufgestellt, Broschüren gezielt und<br />

persönlich verteilt, darunter e<strong>in</strong> sehr<br />

ansprechen<strong>der</strong> Flyer, auf dem e<strong>in</strong>zelne<br />

Azubis mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu<br />

Wort kamen und viele Jugendliche und<br />

<strong>der</strong>en Eltern überzeugten. Tra<strong>in</strong><strong>in</strong>gstests<br />

wurden Interessenten angeboten, um die<br />

Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Verwaltung kennen zu<br />

lernen. Die Öffentlichkeitsarbeit wurde<br />

<strong>in</strong>sbeson<strong>der</strong>e auf ausländische Medien<br />

ausgeweitet.<br />

S<strong>in</strong>an Kumru hatte für se<strong>in</strong>e Arbeit meist<br />

die bestmögliche Unterstützung dabei:<br />

»Wir s<strong>in</strong>d sehr froh, dass wir viele<br />

freiwillige Helfer haben, die selbst <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Duisburger Stadtverwaltung arbeiten und<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund haben. Sie können<br />

<strong>als</strong> Vorbil<strong>der</strong> vor <strong>der</strong> Schülerschaft stehen<br />

und erzählen.«<br />

»So ist natürlich <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e ganz an<strong>der</strong>e Art<br />

von Vertrauen entstanden: Die Jugendlichen<br />

trauten sich nach e<strong>in</strong>er gewissen<br />

Zeit, viele Fragen zu stellen gerade solche,<br />

die sie <strong>in</strong> <strong>der</strong> Öffentlichkeit nicht gestellt<br />

hätten«, erzählt Saniye Sulusaray, die selbst<br />

bei <strong>der</strong> Stadtverwaltung Duisburg arbeitet.<br />

1996 f<strong>in</strong>g die junge Frau dort ihre<br />

Ausbildung an. Saniye Sulusaray nimmt<br />

solche Aufgaben mit dem Gedanken <strong>der</strong><br />

gesellschaftlichen Verantwortung wahr:<br />

»Ich kann mit me<strong>in</strong>er Vorbildfunktion<br />

schon e<strong>in</strong>iges bewirken, <strong>als</strong>o betrifft mich<br />

das <strong>auch</strong> persönlich. Und so habe ich mich<br />

freiwillig gemeldet, um potenziellen<br />

Azubis <strong>auch</strong> <strong>in</strong> lockerer Atmosphäre für<br />

Fragen zur Verfügung zu stehen. Viele<br />

haben Angst, <strong>als</strong> ‚Auslän<strong>der</strong>’' nicht ernst<br />

genommen zu werden, aber dieses<br />

Bewusstse<strong>in</strong> muss sich än<strong>der</strong>n. Ich b<strong>in</strong><br />

froh, wenn Jugendliche e<strong>in</strong>e neue<br />

Perspektive bekommen.«<br />

Dies kann am besten gel<strong>in</strong>gen, wenn <strong>auch</strong><br />

Eltern <strong>als</strong> Erzieher e<strong>in</strong>bezogen werden.<br />

S<strong>in</strong>an Kumru hält daher die Aufklärung<br />

<strong>der</strong> Eltern für beson<strong>der</strong>s wichtig und<br />

spricht sie persönlich <strong>in</strong> Moscheen,<br />

Organisationen und Vere<strong>in</strong>en an: »Neben<br />

den Lehrern an den Schulen s<strong>in</strong>d sie für die<br />

Jugendlichen Ratgeber und Unterstützer.<br />

Je detaillierter sie <strong>in</strong>formiert s<strong>in</strong>d, umso<br />

besser. Daher möchten wir <strong>auch</strong> Eltern<br />

motivieren.« Er vermutet, dass sich <strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>e o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Erziehungsberechtigte<br />

<strong>auch</strong> darüber freuen würde, se<strong>in</strong> K<strong>in</strong>d bei<br />

<strong>der</strong> Stadt arbeiten zu sehen: »Die<br />

Elterngeneration hat zu ihrer Zeit lei<strong>der</strong><br />

nicht viel Anerkennung von <strong>der</strong><br />

Mehrheitsgesellschaft erfahren. Für<br />

Eltern wäre es sicherlich e<strong>in</strong> schöner<br />

Gedanke, wenn sich dies bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n<br />

än<strong>der</strong>t.« <strong>Das</strong> Wichtige sei das Verständnis,<br />

dass Jugendliche mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

mit ihren Kompetenzen <strong>in</strong><br />

<strong>der</strong> Stadtverwaltung benötigt werden, und<br />

dass man e<strong>in</strong> Interesse daran habe, sie zu<br />

motivieren und für die Ausbildung zu<br />

gew<strong>in</strong>nen.<br />

Auf kommunalpolitischer Ebene hat das<br />

Projekt Zuspruch erfahren. S<strong>in</strong>an Kumru<br />

ist zufrieden: »Die Politik war von Anfang<br />

an mit ideeller Unterstützung dabei. In<br />

Ausschüssen konnten wir mit dem<br />

Konzept vorstellig werden, und die<br />

Resonanz war stets positiv.« Manfred<br />

Slykers, sozialdemokratischer Stadtrat <strong>in</strong><br />

Duisburg, weiß <strong>auch</strong>, weshalb dies so ist:<br />

»In Bezug auf den Integrationsprozess<br />

wäre e<strong>in</strong>e höhere Zahl von Mitarbeiter<strong>in</strong>nen<br />

und Mitarbeitern <strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung<br />

von Duisburg <strong>auch</strong> e<strong>in</strong> starkes positives<br />

Signal an die Mehrheitsgesellschaft.<br />

Migrant<strong>in</strong>nen und Migranten könnten<br />

<strong>auch</strong> <strong>in</strong> diesem Bereich des öffentlichen<br />

Lebens dokumentieren, dass <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt<br />

Duisburg Integration gelebt und<br />

praktiziert wird.«<br />

Dadurch, dass die Arbeit wissenschaftlich<br />

begleitet wird, lässt sich gut e<strong>in</strong>e Bilanz<br />

ziehen: Etwa 800 Jugendliche (vorwiegend<br />

mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund) wurden<br />

bisher über städtische Ausbildungsmöglichkeiten<br />

gut <strong>in</strong>formiert. Jugendliche<br />

erkundigen sich mittlerweile vermehrt und<br />

engagiert nach den Bewerbungsanfor<strong>der</strong>ungen<br />

und kennen nun <strong>auch</strong><br />

konkrete Ansprechpartner bei <strong>der</strong> RAA,<br />

an die sie sich wenden können, berichtet<br />

S<strong>in</strong>an Kumru: »Wir bieten E<strong>in</strong>zelbetreuung<br />

mit Bewerbungstra<strong>in</strong><strong>in</strong>g an. Es<br />

ist e<strong>in</strong>e Vorbereitung auf viele Situationen,<br />

<strong>in</strong> denen sich die Jugendlichen noch oft<br />

genug wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den werden.« Die Quote<br />

<strong>der</strong> städtischen Azubis mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

hat sich <strong>in</strong> <strong>der</strong> kurzen Zeit<br />

von 10 auf 12,3 Prozent erhöht. Man darf<br />

e<strong>in</strong>e steigende Tendenz vermuten, und das<br />

Modellprojekt wird mit Sicherheit<br />

fortgeführt werden. Darüber freut sich<br />

<strong>auch</strong> Eun-Mi, Stadtsekretäranwärter<strong>in</strong>,<br />

<strong>der</strong>en erstes Ausbildungsjahr vorbei ist:<br />

»Ich empfehle allen Interessenten, sich bei<br />

<strong>der</strong> Stadt zu bewerben, denn die<br />

abwechslungsreiche Ausbildung wird<br />

ihnen genauso gefallen wie mir!«<br />

Im Endeffekt ist es für S<strong>in</strong>an Kumru und<br />

die an<strong>der</strong>en Mitarbeiter nicht nur das<br />

Bestreben nach e<strong>in</strong>er Besetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung, die die Bevölkerung<br />

Duisburgs wi<strong>der</strong>spiegelt und die<br />

<strong>in</strong>terkulturell kompetenter und kundenfreundlicher<br />

wird. Es ist <strong>auch</strong> nicht bloß das<br />

Schaffen neuer Ausbildungsperspektiven<br />

für Jugendliche. Es ist <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e Sache <strong>der</strong><br />

Identifikation: »Wir freuen uns, wenn wir<br />

erreichen können, dass die Jugendlichen<br />

sich mit ihrer Stadt identifizieren können,<br />

nach dem Motto: ‚Duisburg ist e<strong>in</strong> Teil von<br />

mir – und ich b<strong>in</strong> e<strong>in</strong> Teil dieser Stadt.’«<br />

Ansprechpartner<br />

Cem Organ<br />

Fachbereich Übergang Schule / Beruf<br />

RAA Duisburg<br />

Telefon 0203 - 800 9551<br />

c.organ@stadt-duisburg.de<br />

www.duisburg.de/raa<br />

INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNGEN FÖRDERN<br />

98 99

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