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Osnabrück<br />

Die monokulturelle Brille absetzen<br />

Warum <strong>der</strong> öffentliche Dienst ke<strong>in</strong>e deutsche Domäne mehr ist<br />

»Erst habe ich nicht verstanden,<br />

warum ich Mentee werden sollte. Ich<br />

b<strong>in</strong> <strong>in</strong> Deutschland geboren und<br />

aufgewachsen … da war ich doch<br />

sensibel genug für verschiedenste<br />

Situationen, dachte ich. Aber ich habe<br />

durch me<strong>in</strong>e Mentor<strong>in</strong> so e<strong>in</strong>iges dazu<br />

gelernt, was ich vorher nicht wusste,<br />

kenne jetzt die Kollegen und die<br />

Strukturen am Arbeitsplatz viel<br />

besser.“<br />

F<strong>in</strong>can Gnida, Stadt Osnabrück<br />

INTERKULTURELLE ÖFFNUNG DER VERWALTUNGEN FÖRDERN<br />

Osnabrück ver<strong>steht</strong> sich <strong>als</strong><br />

Friedensstadt. Deswegen hat sie<br />

es sich zum orig<strong>in</strong>ären Schwerpunkt<br />

gemacht, Friedensarbeit nach <strong>in</strong>nen<br />

und nach außen zu leisten. Dies bedeutet<br />

<strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e Optimierung <strong>der</strong> Arbeitsprozesse<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Verwaltung, ganz<br />

beson<strong>der</strong>s im <strong>in</strong>terkulturellen Bereich.<br />

Der Konzern Stadt Osnabrück beschäftigt<br />

4000 Mitarbeiter<strong>in</strong>nen und Mitarbeiter,<br />

davon 300 mit Migrationsh<strong>in</strong>tergund. E<strong>in</strong><br />

Drittel dieser Migranten arbeitet im<br />

Verwaltungsbereich: E<strong>in</strong>e Quote, die es<br />

nach Me<strong>in</strong>ung <strong>der</strong> Stadt zu erhöhen gilt.<br />

»Wichtig ist aber <strong>auch</strong> die Stärkung <strong>der</strong><br />

<strong>in</strong>terkulturellen Kompetenzen <strong>der</strong> bereits<br />

beschäftigten Mitarbeiter mit und ohne<br />

Migrationsh<strong>in</strong>tergrund«, me<strong>in</strong>t Hülliye<br />

Zeng<strong>in</strong>. Die Personalentwickler<strong>in</strong> ist bei<br />

<strong>der</strong> Stadt Osnabrück angestellt und<br />

begleitete 2000 <strong>als</strong> damalige Psychologie-<br />

Diplomand<strong>in</strong> wissenschaftlich das Projekt<br />

,Mentor<strong>in</strong>g für Migranten’.<br />

<strong>Das</strong> EQUAL-f<strong>in</strong>anzierte Projekt war 2001<br />

nach dem ersten Mal so erfolgreich, dass<br />

zwei weitere Rundgänge durchgeführt<br />

wurden. Doch dies ist nicht alles, Hülliye<br />

Zeng<strong>in</strong> bleibt dabei: »Wir gehen <strong>in</strong> die<br />

vierte Runde. Die gesellschaftliche<br />

Entwicklung und <strong>der</strong> demografische<br />

Wandel verlangen, dass Strategien<br />

angepasst und beson<strong>der</strong>s Migranten<br />

geför<strong>der</strong>t werden. Hierbei handelt es sich<br />

nicht bloß um e<strong>in</strong>e Herzensangelegenheit,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> um e<strong>in</strong>e rationale<br />

Entscheidung, um <strong>der</strong> Osnabrücker<br />

Klientel den bestmöglichen Service zu<br />

bieten und <strong>auch</strong> <strong>als</strong> Stadt wettbewerbsfähig<br />

zu se<strong>in</strong>.«<br />

<strong>Das</strong> Mentorship-Projekt bedient im<br />

Vorfeld wissenschaftlich ermittelte<br />

Entwicklungsbedarfe auf <strong>der</strong> Ebene <strong>der</strong><br />

MentorInnen und <strong>der</strong> Mentees und auf<br />

organisationaler Ebene. Es bezeichnet<br />

e<strong>in</strong>e zielgerichtete Personalentwicklungsbeziehung<br />

zwischen e<strong>in</strong>em Mentee und<br />

e<strong>in</strong>em Mentor: <strong>Das</strong> Verhältnis zue<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

ist nicht nur fachlich, son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> auf<br />

persönlicher Ebene angelegt und setzt auf<br />

e<strong>in</strong>e Vertrauensbasis, die sich <strong>in</strong>nerhalb<br />

<strong>der</strong> zehnmonatigen Zusammenarbeit<br />

ausbildet. Mentees s<strong>in</strong>d <strong>in</strong> dieser<br />

Maßnahme Mitarbeiter mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

die <strong>in</strong> ihrer Integration <strong>in</strong> <strong>der</strong><br />

Stadtverwaltung unterstützt und auf<br />

berufliche Anfor<strong>der</strong>ungen und Führungspositionen<br />

vorbereitet werden.<br />

Mentoren s<strong>in</strong>d erfahrene deutsche<br />

Beschäftigte, die ihre Mentees begleiten,<br />

ihnen mit ihren Netzwerken und Rat und<br />

Tat zur Seite stehen. Doch <strong>auch</strong> sie<br />

profitieren konkret von <strong>der</strong> Beziehung:<br />

Durch den ihm zugeordneten Mentee<br />

erhält <strong>der</strong> Mentor wichtige Qualifikationen<br />

<strong>in</strong> <strong>in</strong>terkultureller Kompetenz,<br />

die Sicht und Situation potenzieller<br />

Kunden mit Migrationserfahrung wird<br />

dem Mentor vermittelt. Hülliye Zeng<strong>in</strong><br />

setzte sich <strong>in</strong>tensiv mit dem Thema<br />

ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>: »Bisher haben wir 24<br />

Mentoren und Mentees gehabt, sie s<strong>in</strong>d<br />

alle zufrieden mit ihren Erkenntnissen.<br />

Uns ist wichtig, die Position <strong>der</strong><br />

Mitarbeiter mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund zu<br />

stärken, ihr Selbstverständnis <strong>als</strong> wichtiger<br />

Teil <strong>der</strong> Stadtverwaltung mit notwendigem<br />

Potenzial zu för<strong>der</strong>n. Die<br />

Mentoren erhalten E<strong>in</strong>blicke aus erster<br />

Hand <strong>in</strong> Situationen, <strong>in</strong> die sie sich<br />

mangels eigener Erfahrung sonst nur<br />

schwer h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>denken könnten.«<br />

Es war jedoch nicht immer e<strong>in</strong>fach,<br />

Teilnehmer beson<strong>der</strong>s auf <strong>der</strong> Mentee-<br />

Seite zu f<strong>in</strong>den: »Wir erfuhren e<strong>in</strong>en<br />

gewissen angstbehafteten Wi<strong>der</strong>stand bei<br />

e<strong>in</strong>igen Mitarbeitern mit Migrationserfahrung.<br />

Die Angesprochenen konnten<br />

sich <strong>in</strong> dieser Rolle erst nicht wie<strong>der</strong>f<strong>in</strong>den<br />

und me<strong>in</strong>ten: ‚Warum werde ich gefragt?<br />

Was soll das jetzt? Ich habe doch ke<strong>in</strong>e<br />

Probleme!'«<br />

Tatsächlich bemerkte Hülliye Zeng<strong>in</strong>,<br />

dass viele Beschäftigte mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

sich im Betrieb »unsichtbar<br />

und angepasst« verhielten, um nicht<br />

unangenehm aufzufallen, und dass sie<br />

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