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Troisdorf<br />

Zusammenleben <strong>in</strong> Vielfalt – aber wie?<br />

E<strong>in</strong> Theater eröffnet neue Perspektiven für die Kommune<br />

Frau Kaya klopft mehrm<strong>als</strong> an die Tür.<br />

Die Sachbearbeiter<strong>in</strong> schaut nicht auf, <strong>als</strong><br />

Frau Kaya ihren Mut sammelt und das<br />

Büro betritt: »Name.« Frau Kaya flüstert<br />

ihren Nachnamen und fragt unsicher, ob<br />

sie sich setzen dürfe. Sie ist <strong>in</strong> e<strong>in</strong>em Amt<br />

und möchte sich e<strong>in</strong>bürgern lassen.<br />

Plötzlich liegt e<strong>in</strong> komplizierter Zeitungsartikel<br />

vor Frau Kaya, den sie lesen und mit<br />

eigenen Worten wie<strong>der</strong>geben soll. E<strong>in</strong><br />

Sprachtest. Frau Kaya ist e<strong>in</strong>geschüchtert.<br />

Nach diesem und an<strong>der</strong>en entmutigenden<br />

Rückschlägen, bei <strong>der</strong> Wohnungssuche<br />

und auf an<strong>der</strong>en deutschen Ämtern, trifft<br />

sie am Ende auf ihre Freund<strong>in</strong> Frau Atabi<br />

und zweifelt, ob sie sich überhaupt noch<br />

e<strong>in</strong>bürgern lassen soll. Frau Atabi ist<br />

alarmiert: »Aber wir wollen doch hier <strong>in</strong><br />

Deutschland leben!« Frau Kaya entgegnet<br />

fassungslos: »Ja, aber so?«<br />

Ist dies ‚bloß Theater’? O<strong>der</strong> Realität? <strong>Das</strong><br />

Diakonische Werk im Kirchenkreis An<br />

Sieg und Rhe<strong>in</strong> hat geme<strong>in</strong>sam mit <strong>der</strong><br />

Theaterpädagog<strong>in</strong> Fri<strong>der</strong>ike Wilckensvon<br />

He<strong>in</strong>, die das Forumtheater <strong>in</strong>szene<br />

<strong>in</strong>s Leben gerufen hat, <strong>in</strong> Troisdorf e<strong>in</strong><br />

Theaterkonzept entworfen. Die Zuschauer<br />

sollen nicht bloß unterhalten,<br />

son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> <strong>in</strong> das Geschehen<br />

e<strong>in</strong>bezogen werden: »Mit Theater kann<br />

man Menschen <strong>auch</strong> auf emotionaler<br />

Ebene erreichen«, ist die Theaterpädagog<strong>in</strong><br />

überzeugt, »Menschen<br />

verschiedenster Ansichten werden<br />

zusammengebracht, unterschiedliche<br />

Perspektiven werden beleuchtet, und alle<br />

können sich mit dem Dargestellten<br />

irgendwie identifizieren und arbeiten<br />

geme<strong>in</strong>sam an Lösungen.«<br />

So wurden kulturbed<strong>in</strong>gt konfliktbehaftete<br />

Situationen des Zusammenlebens<br />

gesammelt, <strong>in</strong> denen sich Troisdorfer<br />

BürgerInnen mit Migrationsh<strong>in</strong>tergrund<br />

tatsächlich wie<strong>der</strong>fanden: bei <strong>der</strong> Wohnungssuche,<br />

auf Ämtern, Schwimmen für<br />

muslimische Frauen, Kopftuch am<br />

Arbeitsplatz. Diese problembehafteten<br />

Situationen werden nun vor Publikum<br />

dargestellt, erklärt Wilckens-von He<strong>in</strong>:<br />

»Wir können die Menschen an ihrem<br />

Integrationswillen packen und <strong>auch</strong> dort,<br />

wo es hakt. Diesen Moment <strong>in</strong>szenieren<br />

wir.« Und hier beg<strong>in</strong>nt das Pr<strong>in</strong>zip des<br />

Forumtheaters, denn die Vorführung ist<br />

noch lange nicht zu Ende. <strong>Das</strong> Publikum,<br />

Menschen mit und ohne Migrationsh<strong>in</strong>tergrund,<br />

ist aufgefor<strong>der</strong>t, Lösungsvorschläge<br />

für die Problemsituation zu<br />

f<strong>in</strong>den und spielt diese selbst auf <strong>der</strong><br />

Bühne nach.<br />

F<strong>in</strong>anziert wird das Projekt für drei Jahre<br />

durch Mittel des NRW-M<strong>in</strong>isteriums für<br />

Arbeit, Integration und Soziales.<br />

»Wir br<strong>auch</strong>en <strong>als</strong>o nicht unbed<strong>in</strong>gt<br />

weitere f<strong>in</strong>anzielle, son<strong>der</strong>n eher ideelle<br />

Unterstützung von <strong>der</strong> Politik«, erklärt<br />

Brahim Elhajoui vom Migrationsfachdienst<br />

des Diakonischen Werks.<br />

Spannend ist, dass hier die Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzung<br />

mit <strong>der</strong> <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Verständigung nicht aufhört. Die<br />

Lösungsvorschläge werden auf Fragebögen<br />

gesammelt, zu e<strong>in</strong>em Stimmungsbild<br />

zusammengefasst und den Troisdorfer<br />

Verwaltungen und <strong>der</strong><br />

Kommunalpolitik präsentiert: »Es soll<br />

geme<strong>in</strong>sam nach Möglichkeiten <strong>der</strong><br />

Umsetzung <strong>in</strong> <strong>der</strong> Stadt Troisdorf<br />

gesucht werden«, plant Brahim Elhajoui.<br />

Er sieht hier<strong>in</strong> e<strong>in</strong>e Möglichkeit zum<br />

gezielten politischen Handeln: »Die<br />

Kommunalpolitiker müssen den Kontakt<br />

zu ausländischen Bürgern aufbauen und<br />

Bedarf erkennen. Dieses Projekt gibt<br />

ihnen die Möglichkeit dazu.«<br />

^<br />

Ansprechpartner<br />

Der an<strong>der</strong>e Blick<br />

Frie<strong>der</strong>ike Wilckens-von He<strong>in</strong><br />

Theaterpädagog<strong>in</strong><br />

Forumtheater <strong>in</strong>szene<br />

Telefon 02247 - 900 400<br />

<strong>in</strong>fo@forumtheater-<strong>in</strong>szene.de<br />

Brahim Elhajoui<br />

Migrationsfachdienst im<br />

Diakonischen Werk des<br />

Evangelischen Kirchenkreises An Sieg<br />

und Rhe<strong>in</strong><br />

Telefon 02241 - 972 828<br />

migrationsberatung@diakoniesieg-rhe<strong>in</strong>.de<br />

Weitere nützliche L<strong>in</strong>ks:<br />

M<strong>in</strong>isterium für Arbeit, Integration<br />

und Soziales des Landes<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

www.mags.nrw.de<br />

Tipps zum Handeln<br />

4: Kommunikation und Wi<strong>der</strong>stand III<br />

13 Tipps zur erfolgreichen Gesprächsführung<br />

1. Bereiten Sie sich auf das Gespräch vor! Werden Sie sich klar darüber, was Sie<br />

erreichen wollen. Stellen Sie sich auf Ihren Gesprächspartner e<strong>in</strong>: Welche<br />

Argumente wird er vorbr<strong>in</strong>gen, wie wird er reagieren?<br />

2. Lassen Sie den an<strong>der</strong>en zuerst reden und hören Sie aufmerksam zu!<br />

3. Lassen Sie den an<strong>der</strong>en ausreden – se<strong>in</strong>en Ärger, se<strong>in</strong>en Frust abladen!<br />

Warten Sie, bis aller Dampf abgelassen ist.<br />

4. Erheben Sie nicht die Stimme! Zw<strong>in</strong>gen sie sich, ruhig und gelassen zu<br />

bleiben. Wirklich gehört wird nur e<strong>in</strong>e ruhige, bestimmte Stimme.<br />

5. Verteidigen und rechtfertigen Sie sich nicht, son<strong>der</strong>n beschreiben Sie, was<br />

Sache ist. Nicht: »Ich kann mich doch nicht um alles kümmern«, son<strong>der</strong>n: »Du<br />

me<strong>in</strong>st <strong>als</strong>o, ich sollte mich darum kümmern«.<br />

6. Fällen Sie ke<strong>in</strong>e Werturteile, son<strong>der</strong>n beschreiben Sie ihre Gefühle. Nicht:<br />

»Du <strong>in</strong>formierst mich ja nicht«, son<strong>der</strong>n: »Wenn ich das tun soll, dann fühle ich<br />

mich nicht ausreichend <strong>in</strong>formiert«.<br />

7. Bleiben Sie beim momentanen (Streit)-Punkt! Graben Sie nicht längst<br />

Vergangenes aus! Nicht: »<strong>Das</strong> hast du vor e<strong>in</strong>em Jahr schon e<strong>in</strong>mal ...«<br />

8. Fahren Sie ke<strong>in</strong>e Geschütze auf, die für die gegenwärtige Situation<br />

unangemessen s<strong>in</strong>d! (Geschütze zerstören!) Nicht: »Sie s<strong>in</strong>d ja bekannt dafür,<br />

dass ...«<br />

9. Vermitteln Sie dem an<strong>der</strong>en, dass Sie ihn wirklich gehört haben! »Ich<br />

verstehe ..., aber ...« o<strong>der</strong> »Ich sehe Ihren Standpunkt, doch ich sehe das<br />

an<strong>der</strong>s ...«<br />

10. Lassen Sie sich nicht überrumpeln! Wie<strong>der</strong>holen Sie, was <strong>der</strong><br />

Gesprächspartner gesagt hat, das gibt <strong>Ihnen</strong> Zeit zum Nachdenken:<br />

»Du me<strong>in</strong>st <strong>als</strong>o, ich sollte ...«, »Verstehe ich richtig ...«<br />

11. Verweisen Sie auf e<strong>in</strong>e Geme<strong>in</strong>samkeit! »Hier<strong>in</strong> s<strong>in</strong>d wir uns e<strong>in</strong>ig ...«<br />

12. Bieten Sie Alternativen an! »Wenn du ..., dann könnten wir ...«<br />

13. Fassen Sie zusammen, was erreicht wurde! »Ich möchte e<strong>in</strong>mal<br />

zusammenfassen, was wir bisher ...«<br />

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