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Protokoll<br />

Ausschnitt aus dem Protokoll zum 6. Runden Tisch<br />

Wer<strong>der</strong>au im April 2003<br />

Anwohner-Statements<br />

Die Hausordnung wird nicht e<strong>in</strong>gehalten,<br />

sonntags wird z. B. Wäsche aufgehängt.<br />

Solche und ähnliche Vorfälle stiften<br />

Unfrieden und schüren Ärger bei den<br />

Anwohnern. Vor allem neue Eigentümer<br />

halten sich an ke<strong>in</strong>e Regeln.<br />

Den gewohnten MAN-Strukturen wird<br />

nachgetrauert. E<strong>in</strong>e normative Ordnung<br />

be<strong>steht</strong> nicht mehr, aber es gibt e<strong>in</strong> starkes<br />

Bedürfnis nach Regeln. Die Ausbildung<br />

von neuen, von allen mitgetragenen<br />

Normen wäre die Voraussetzung für e<strong>in</strong>e<br />

neue Intimität. Allerd<strong>in</strong>gs sei es <strong>auch</strong><br />

wichtig, Toleranz zu entwickeln. <strong>Das</strong>s alte<br />

Regeln nicht mehr gelten, sei nicht nur<br />

schlecht, son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong> e<strong>in</strong>e Chance. Die<br />

Welt än<strong>der</strong>t sich.<br />

<strong>Das</strong> »Nicht-E<strong>in</strong>halten <strong>der</strong> Hausordnung«<br />

könnte e<strong>in</strong>e Chiffre für zwischenmenschliche<br />

Probleme se<strong>in</strong>: Der Wunsch<br />

nach gegenseitiger Wahrnehmung und<br />

Respekt.<br />

»Neue Anwohner zu <strong>in</strong>tegrieren« könne<br />

nicht heißen, dass sich die Neuen an die<br />

Regeln <strong>der</strong> Alten anpassen müssen. Es<br />

müssten geme<strong>in</strong>sam neue Regeln<br />

gefunden werden.<br />

Wie gehen <strong>in</strong> <strong>der</strong> Türkei Anwohner<br />

mit neuen Nachbarn um?<br />

Wenn jemand neu e<strong>in</strong>zieht, dann gehen die<br />

Alte<strong>in</strong>wohner auf diesen zu und heißen<br />

ihn herzlich willkommen. In Deutschland<br />

wird erwartet, dass die Neuzugezogenen<br />

sich bei den Anwohnern vorstellen. In <strong>der</strong><br />

Wer<strong>der</strong>au gibt es Kontakt zwischen<br />

Deutschen und Türken nur auf <strong>der</strong> Straße.<br />

E<strong>in</strong>e türkische Familie berichtet, dass sie<br />

<strong>in</strong>nerhalb von drei Jahren noch nie zu<br />

Hause von Nachbarn Besuch bekommen<br />

hat. In <strong>der</strong> Türkei ist es so, dass am<br />

Ramadan und Opferfest Freunde und<br />

Verwandte unangemeldet die Familien<br />

besuchen und je<strong>der</strong>zeit willkommen s<strong>in</strong>d.<br />

Deutsche gehen nur dann auf Besuch,<br />

wenn sie e<strong>in</strong>geladen s<strong>in</strong>d, bei hohen<br />

christlichen Festtagen (Weihnachten,<br />

Ostern) feiern sie <strong>in</strong>nerhalb <strong>der</strong> eigenen<br />

Familie.<br />

Der Runde Tisch stellt fest: Wir wollen<br />

mehr vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wissen, <strong>auch</strong> von<br />

unseren wechselseitigen Erwartungen<br />

ane<strong>in</strong>an<strong>der</strong>.<br />

Was heißt eigentlich »gelungene<br />

Integration« – persönliche<br />

Statements <strong>der</strong> TeilnehmerInnen<br />

des Runden Tisches Wer<strong>der</strong>au<br />

In kurzen Statements beantworteten die<br />

Teilnehmer und Teilnehmer<strong>in</strong>nen des<br />

Runden Tisches Wer<strong>der</strong>au die Frage, was<br />

Integration für sie persönlich bedeutet:<br />

»Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zugehen«<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zugehen;<br />

aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zugehen bedeutet e<strong>in</strong>e<br />

neue Lebensqualität;<br />

sich ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzen, um sich dann<br />

zusammenzusetzen;<br />

nachbarschaftliches ,Aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu’;<br />

sich öffnen bei Problemen und auf den<br />

an<strong>der</strong>en zugehen, anstatt sich nur zu<br />

ärgern;<br />

Probleme mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lösen;<br />

sich von Mensch zu Mensch begegnen;<br />

E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> kennen lernen sollte schon<br />

bei den K<strong>in</strong><strong>der</strong>n und Jugendlichen<br />

beg<strong>in</strong>nen;<br />

»E<strong>in</strong>an<strong>der</strong> akzeptieren«<br />

Voraussetzung für Integration ist,<br />

sich gegenseitig zu akzeptieren und zu<br />

respektieren;<br />

Integration ist nicht Anpassung,<br />

son<strong>der</strong>n bedeutet e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same<br />

Anstrengung;<br />

»Wege aufe<strong>in</strong>an<strong>der</strong> zu«, erstens:<br />

erkennen und zweitens: beschreiten;<br />

Wesentliche Voraussetzung ist<br />

Akzeptieren;<br />

»Leben und leben lassen«;<br />

Integration bedeutet nicht<br />

»Selbstaufgabe«<br />

»Geme<strong>in</strong>same Sprache<br />

beherrschen«<br />

Deutsche Sprache lernen ist<br />

Voraussetzung;<br />

Wenn es e<strong>in</strong>e geme<strong>in</strong>same Sprache<br />

gibt: Mehr mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong>, <strong>als</strong><br />

übere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> reden;<br />

Nicht-Deutsche lernen und sprechen<br />

deutsche Sprache;<br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> lernen: Im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten<br />

Heisterstraße geben z. B. K<strong>in</strong><strong>der</strong><br />

e<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wechselseitig sprachliche<br />

Hilfen;<br />

Aber <strong>auch</strong>: e<strong>in</strong>ige Deutsche könnten<br />

türkisch lernen;<br />

»Mehr vone<strong>in</strong>an<strong>der</strong> wissen«<br />

e<strong>in</strong>iges über die türkische Kultur<br />

erfahren;<br />

»Interkulturalität« ist z. B. Schwerpunkt<br />

im K<strong>in</strong><strong>der</strong>garten Heisterstraße; dort<br />

werden alle Kulturen <strong>der</strong><br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>gartenk<strong>in</strong><strong>der</strong> »gezeigt«;<br />

»Geme<strong>in</strong>sames Arbeiten«<br />

geme<strong>in</strong>sames Arbeiten für e<strong>in</strong>e<br />

geme<strong>in</strong>same Sache (z. B. Aufräumen<br />

auf dem alten Spielplatz);<br />

geme<strong>in</strong>sam anpacken;<br />

»Vielfalt ist e<strong>in</strong>e Bereicherung«<br />

<strong>in</strong>terkulturelles Zusammenleben ist<br />

e<strong>in</strong>e Bereicherung;<br />

Zusammenleben <strong>als</strong> neue<br />

Lebensqualität;<br />

»Auch Trennung ist möglich«<br />

nicht je<strong>der</strong> kann mit jedem: <strong>auch</strong><br />

Trennung muss möglich se<strong>in</strong>.<br />

DAS ZITAT<br />

»Der ideelle Rückhalt durch die<br />

Kommunalpolitik ist <strong>in</strong> solchen<br />

Projekten sehr wichtig. Die Menschen<br />

müssen e<strong>in</strong>e Perspektive erhalten und<br />

e<strong>in</strong>e Verstetigung solcher Projekte<br />

sehen und wie<strong>der</strong> erleben, wie<br />

wichtig Verständigung untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

ist. Vor Ort ist hier so viel<br />

Eigenengagement, und wenn die<br />

Wer<strong>der</strong>auer sehen, dass die<br />

Unterstützung wegfällt, fühlen sie<br />

sich hängen gelassen, und alles<br />

schläft allmählich wie<strong>der</strong> e<strong>in</strong>.<br />

Deswegen müssen wir alles tun,<br />

damit es weitergeht.«<br />

Ilka Soldner, (SPD), Stadträt<strong>in</strong> <strong>in</strong><br />

Nürnberg<br />

DER STADTTEIL ALS ORT SOZIALRÄUMLICHER KONFLIKTE<br />

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