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3<br />

Der geme<strong>in</strong>same Wohnraum ist e<strong>in</strong><br />

klassisches Beispiel für Integrationskonflikte.<br />

Hier, wo Menschen ihren<br />

ganz privaten Lebensraum teilen,<br />

kommt es oft aus ger<strong>in</strong>gfügigen Gründen<br />

zu Ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>setzungen.<br />

Beson<strong>der</strong>s kulturelle Unterschiede und<br />

die Wahrung von Bräuchen und<br />

alltäglichen Gewohnheiten, die <strong>in</strong><br />

jedem Land auf verschiedene Weisen<br />

gelebt werden, werden so im geme<strong>in</strong>samen<br />

Wohnraum zum Zankapfel.<br />

Es gibt Stadtteile, <strong>in</strong> denen <strong>in</strong>terkulturelle<br />

Konflikte sich beson<strong>der</strong>s<br />

häufen. Meist s<strong>in</strong>d dies Wohnbezirke,<br />

die von niedrigem E<strong>in</strong>kommens- und<br />

Bildungsniveau und verm<strong>in</strong><strong>der</strong>ter<br />

Wohnqualität geprägt s<strong>in</strong>d. Dort s<strong>in</strong>d<br />

die Migrantenanteile an <strong>der</strong> Wohnbevölkerung<br />

<strong>in</strong> <strong>der</strong> Regel beson<strong>der</strong>s<br />

hoch. Diese sozial benachteiligten<br />

Wohngebiete bieten <strong>in</strong> vielen Fällen<br />

nach wie vor beson<strong>der</strong>s für die Jugend<br />

ke<strong>in</strong>e beson<strong>der</strong>s guten Startchancen<br />

bezüglich <strong>der</strong> Bildungs- und <strong>der</strong><br />

persönlichen Entfaltungsmöglichkeiten.<br />

Kulturelle Angebote s<strong>in</strong>d meist<br />

stark e<strong>in</strong>geschränkt. Die <strong>in</strong>terkulturellen<br />

Potenziale <strong>der</strong> Bewohner<br />

können nicht ausgeschöpft werden.<br />

Außerdem herrschen an<strong>der</strong>e zusätzliche<br />

Probleme vor, die daran h<strong>in</strong><strong>der</strong>n,<br />

sich konkret mit dem Gedanken <strong>der</strong><br />

Integration ause<strong>in</strong>an<strong>der</strong>zusetzen, bemerkt<br />

e<strong>in</strong> älterer Bewohner e<strong>in</strong>es<br />

solchen Stadtteils im Rahmen e<strong>in</strong>es<br />

Interviews plakativ: »Wenn ich nicht<br />

weiß, wie ich me<strong>in</strong>e nächste Miete<br />

zahle, denke ich doch nicht darüber<br />

nach, wann ich nächste Woche mal<br />

me<strong>in</strong>en fremden Nachbar aus Syrien zu<br />

deutschem Kaffee und Kuchen<br />

e<strong>in</strong>lade.«<br />

Beson<strong>der</strong>s schwierig gestaltet sich das<br />

Zusammenleben, wenn es ke<strong>in</strong><br />

Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong> gibt. Interkulturelle<br />

Begegnungszentren, Cafés, Anlaufund<br />

Beratungsstellen würden hier gute<br />

Plattformen zum Kennenlernen se<strong>in</strong>.<br />

Mittlerweile nehmen sich zahlreiche<br />

Städte des Problemfelds <strong>der</strong> Integration<br />

<strong>in</strong> Stadtteilen mit beson<strong>der</strong>em<br />

Entwicklungsbedarf an und möchten<br />

mit <strong>der</strong> Steigerung <strong>der</strong> Wohnqualität<br />

nicht nur die Zufriedenheit aller<br />

Bewohner verbessern, son<strong>der</strong>n <strong>auch</strong><br />

gezielt das <strong>in</strong>terkulturelle Mite<strong>in</strong>an<strong>der</strong><br />

för<strong>der</strong>n.<br />

Die Bewohner werden <strong>in</strong> das Geschehen<br />

vor Ort e<strong>in</strong>gebunden und<br />

motiviert, sich an <strong>der</strong> Gestaltung ihres<br />

Stadtteils zu beteiligen, nehmen am<br />

Runden Tisch teil und identifizieren<br />

sich mit ihrem Wohnort durch Aktionen<br />

und Verantwortungen. Es kann e<strong>in</strong><br />

geme<strong>in</strong>sames ,Wir’-Gefühl entstehen,<br />

das über kulturelle Unterschiede<br />

h<strong>in</strong>aus wirkt. Konflikte harmloserer<br />

Natur, wie das zu laute Toben von<br />

K<strong>in</strong><strong>der</strong>n zu später Stunde o<strong>der</strong> das<br />

Aufhängen von Wäsche an deutschen<br />

Feiertagen lassen sich besser bewältigen,<br />

weil e<strong>in</strong>fach Kommunikation<br />

be<strong>steht</strong>. Der Mangel an Verständigung<br />

untere<strong>in</strong>an<strong>der</strong> ist e<strong>in</strong>es <strong>der</strong> Hauptprobleme,<br />

äußern StadtteilmanagerInnen,<br />

städtische Angestellte, die eigens für<br />

die Koord<strong>in</strong>ation von Maßnahmen und<br />

Projekten vor Ort e<strong>in</strong>gesetzt werden.<br />

Die folgenden Projekte zeigen vorbildlich,<br />

wie man mit E<strong>in</strong>satz, Überzeugung<br />

und Geschicklichkeit <strong>auch</strong> <strong>in</strong><br />

benachteiligten und konfliktbeladenen<br />

Stadtteilen <strong>der</strong> Integration<br />

Schritt für Schritt näher kommt. Immer<br />

wie<strong>der</strong> wird dabei deutlich, dass die<br />

gegenseitige Wertschätzung und die<br />

E<strong>in</strong>b<strong>in</strong>dung <strong>in</strong> das Geschehen vor Ort<br />

sehr effektive Instrumente s<strong>in</strong>d.<br />

Dennoch wird <strong>der</strong> Blick für die Realität<br />

nicht verloren, wie e<strong>in</strong>e engagierte<br />

Akteur<strong>in</strong> äußert: »Es ist gut, neue und<br />

DER STADTTEIL ALS ORT SOZIALRÄUMLICHER KONFLIKTE<br />

E<strong>in</strong>leitung<br />

Der Stadtteil <strong>als</strong> Ort sozialräumlicher Konflikte<br />

weniger konventionelle Wege zu<br />

beschreiten und Mut zu Neuem zu<br />

haben. Integration ist e<strong>in</strong> langwieriger<br />

Prozess, und darauf wird man sich<br />

e<strong>in</strong>stellen müssen.«<br />

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