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MINu plus - Felixhutt.com

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Der Mix macht’s: Vater<br />

Iraner, Mutter Hessin,<br />

Minu selbst wurde<br />

vor 33 Jahren in Berlin<br />

geboren<br />

Fotografiert in der Shochu<br />

Bar, Berlin: Kleid von<br />

proenzA scHouler,<br />

gesehen im Departmentstore<br />

Quartier 206, Berlin;<br />

Schuhe von prAdA<br />

Fotos: per zennstrÖm/www.lundlund.<strong>com</strong><br />

<strong>MINu</strong> <strong>plus</strong><br />

Text felix hutt Fotos per zennström<br />

minu barati-fischer<br />

für Klischeedenker ist sie nur die<br />

fünfte frau von Joschka<br />

fischer. eines dieser jungen Dinger,<br />

die ein alphatier erlegt haben.<br />

so ähnlich sah auch unser autor<br />

minu barati-fischer.<br />

bis er sie kennenlernte


„Ich bin Berlinerin, ich bin<br />

hier geboren, das ist<br />

meine Stadt.“ Deshalb haben<br />

wir Minu Barati-Fischer an<br />

ihren Lieblingsorten in Berlin<br />

fotografiert<br />

/Links/ Vor einer Installation<br />

von Olafur Eliasson in der Sammlung<br />

Boros, Berlin: Mantel<br />

und Schuhe von unrAtH &<br />

strAno. /Unten/ Auf der<br />

Oberbaumbrücke: Kostüm von<br />

unrAtH & strAno<br />

minu barati-fischer<br />

Das Geschrei nach dem paradies klingt so: „minuuu!“<br />

und dann soll minu in die Kamera gucken und sich<br />

drehen und lachen und noch mal lachen. minu ist<br />

Farsi und bedeutet „paradies“, was die Fotografen wenig<br />

interessiert, die minu maria Barati­Fischer, 33,<br />

an diesem Juniabend im Foyer eines Hamburger<br />

museums anschreien wie ein pferd auf der zielgeraden. Für<br />

sie ist die junge schöne Frau im schwarzen Kleid einfach nur<br />

Fischers Fünfte, der Aufmacher von morgen. marius müllerwesternhagen<br />

ist auch da, er bekommt einen Kulturpreis, sonja<br />

Kirchberger und thomas Heinze nicht; Frauke ludowig moderiert<br />

die show, ihr ehemann Kai trägt weiße schuhe, Fernsehkoch<br />

Horst lichter einen Gips. minu Barati­Fischer hatte beruflich in<br />

Hamburg zu tun und begleitet ihre Freundin romney, die Frau<br />

von westernhagen, zur preisverleihung.<br />

seit minu Barati, tochter eines Iraners und einer Hessin, am<br />

29. oktober 2005 in rom Joschka Fischer, 60, heiratete, ist sie<br />

Frau Barati­Fischer und ihre Gegenwart offenbar viele Bilder<br />

wert. egal, ob sie mit ihrem mann, mit Freunden wie den modedesignern<br />

Klaus unrath und Ivan strano oder allein ausgeht,<br />

stets richtet sich das Interesse auf minu Barati­Fischer und ihre<br />

Auftritte, denn die machen ihrem namen alle ehre.


Auch ohne Mann an<br />

ihrer Seite ist sie mehr<br />

als wer: Minu Barati,<br />

Filmproduzentin<br />

Fotografiert in der Shochu<br />

Bar, Berlin: Kurz-<br />

ärmelige Jacke und Kleid<br />

von d & G, gesehen<br />

im KaDeWe, Berlin; Schuhe<br />

von sAlVAtore<br />

FerrAGAmo<br />

minu barati-fischer<br />

sie ist pünktlich,<br />

sie duftet nach<br />

Jasmin, sie knabbert<br />

nicht nur an<br />

einem salatblatt rum.<br />

und das beste:<br />

sie hat humor


man könnte annehmen, dies habe ihr leben gründlich verändert,<br />

aber das stimmt nur ein bisschen, in wahrheit versucht sie weiterhin,<br />

die persische minu und die deutsche maria in sich zu vereinen,<br />

ohne dass eine der beiden persönlichkeiten dabei verloren<br />

geht. nach der preisverleihung erzählt sie, sie habe nichts gegen<br />

Aufmerksamkeit, solange die auf einer leistung basiere; dass<br />

sie einen bekannten mann liebe, sei keine leistung. minu Barati­<br />

Fischer arbeitet als Filmproduzentin, im Frühjahr hat sie eine produktionsfirma<br />

gegründet, bald könne sie mehr über ihre pläne und<br />

Ideen verraten. Vor einem etwaigen treffen möge man ihr einige<br />

texte schicken, sie werde sich melden. so spannend sei ihre Geschichte<br />

aber nicht, sagt sie noch. um die spannung nicht zu nehmen,<br />

verraten wir hier nur so viel: da irrt sie sich aber gewaltig.<br />

Wie so viele begabte Iraner reist ihr Vater, nosratollah<br />

Barati, Anfang der 60er­Jahre nach<br />

deutschland, um Arzt zu werden. der sohn<br />

einer teheraner Familie kommt nach Frankfurt,<br />

bricht sein medizinstudium bald ab und<br />

widmet sich seiner leidenschaft, der politik.<br />

In den Frankfurter Kneipen wird zu dieser zeit die revolution<br />

deutschlands, nein, der welt geplant, auch ein gewisser Joseph<br />

martin Fischer revolutioniert mit. er und nosratollah Barati begegnen<br />

sich damals noch nicht, dafür trifft Barati eine studentin,<br />

die als einzige in der leninistisch­marxistischen studentengruppe<br />

gegen ihn stimmt. minus mutter. sie – das möge man bitte<br />

verstehen – möchte in dieser Geschichte nicht vorkommen. die<br />

beiden ziehen bald darauf nach Berlin, nehmen sich eine wohnung<br />

in der Kurfürstenstraße. Am 11. november 1975 kommt<br />

minu maria auf die welt, zwei Jahre später ihr Bruder.<br />

„Ich habe Ihre texte gelesen, sie schreiben ja wie ein waldorfschüler“,<br />

sagt minu Barati­Fischer, und als man fragend schaut,<br />

Sie spielt leicht<br />

mit ihrer neuen Rolle.<br />

Prominente schrecken<br />

sie nicht: Vieles<br />

entzaubere sich<br />

bei näherem Hinsehen<br />

Fotografiert in der<br />

Sammlung Boros, Berlin:<br />

Kleid von rolAnd<br />

mouret, gesehen<br />

im The Corner Berlin;<br />

Schuhe von<br />

Boss BlAcK<br />

da lacht sie und ergänzt, das sei aber nichts schlechtes, sie sei<br />

selbst waldorfschülerin gewesen. so beginnt unser Gespräch im<br />

Juli, im café einstein in der Kurfürstenstraße; ein paar Häuser<br />

weiter ist sie aufgewachsen. mit minu Barati­Fischer zu essen ist<br />

sehr angenehm. sie kommt pünktlich, sie ist elegant gekleidet,<br />

sie duftet nach Jasmin und knabbert nicht an einem salatblatt<br />

rum wie viele Gesellschaftsdamen. die richtigen weine kennt sie<br />

auch, und das Beste: Humor hat sie ebenfalls. mit ihrer Filmproduktionsfirma<br />

gehe es gut voran, erklärt sie, jetzt fliege sie erst<br />

mal mit ihrem ehemann und ihrer tochter in den urlaub nach<br />

südfrankreich. essen, weine, sonne.<br />

Bevor minu maria in die schule kommt, reist sie mit ihrer<br />

Familie nach teheran. es ist ihr einziger Besuch in der Heimat<br />

sie hat nichts gegen aufmerksamkeit, solange das<br />

interesse auf einer Leistung basiert, sagt sie.<br />

einen bekannten mann zu lieben sei keine Leistung<br />

des Vaters, sie erinnert sich an bewaffnete männer, an maschinengewehrläufe,<br />

die bei Kontrollen durchs Autofenster gehalten<br />

werden. Aber vor allem erinnert sie sich an die Gastfreundschaft,<br />

an allzeit offene türen, an das gute essen, das nie ausgeht, an die<br />

nächte, in denen sie wegen der großen Hitze auf dem dach des<br />

Hauses schläft; und an die Großeltern, die sie küssen und ihr in<br />

die wange kneifen als zeichen der zuneigung. die Großeltern<br />

sind mittlerweile gestorben, ohne dass minu Barati­Fischer sie<br />

noch einmal sehen konnte, weil ihr und ihrer Familie von einer<br />

reise in den Iran abgeraten wurde und wird. exil­Iraner nennen<br />

sich perser, sie sind stolz auf ihre Kultur. minu Baratis Vater ist<br />

mit der regierung um mahmud Ahmadinedschad nicht einverstanden,<br />

Barati ist eine starke stimme der iranischen opposition.<br />

der patriot hasst die entwicklung, die seine Heimat nach der<br />

islamischen revolution 1979 nimmt und setzt sich in Interviews<br />

für einen regierungswechsel ein. minu Baratis Kindheit ist nicht<br />

einfach, ihre eltern trennen sich, ihr Bruder wird sehr krank,<br />

heute geht es ihm gut.<br />

Fotografiert auf der Oberbaumbrücke:<br />

Mantel<br />

von JIl sAnder, gesehen im<br />

KaDeWe, Berlin<br />

Produktion: Alexander<br />

Kunz/www.claascropp.<strong>com</strong>;<br />

Styling: Jane Garber;<br />

Stylingassistenz:<br />

Betty Sommer; Haare:<br />

Shan Rahimkhan/<br />

www.shanrahimkhan.de;<br />

Make-up: Gunnar/<br />

www.basics-berlin.de;<br />

Fotoassistenz: Stefan<br />

Heinrichs, Toni Nüsse<br />

Vielen Dank an die Shochu<br />

Bar, Berlin,<br />

www.ma-restaurants.de,<br />

die Sammlung Boros,<br />

Berlin, www.sammlung-boros.<br />

de, und an Claas<br />

Cropp Creative Productions<br />

minu barati-fischer


minu barati-fischer<br />

wir treffen uns ende August, die sommerferien sind weit weg,<br />

kalter regen trommelt die markise des charlottenburger restaurants<br />

ovest wund. minu Barati­Fischer bestellt Burrata­mozzarella<br />

und einen falschen Hasen, beides schmeckt sehr richtig. es<br />

ist donnerstag. Auch am Freitag werden wieder hier sitzen. Ihr<br />

leben passt nicht in ein mittagessen.<br />

was zu Beginn des Gesprächs herauskommt, ist: mit dem<br />

Anderssein verhält es sich wie mit dem schlaf – erst im Alter erkennt<br />

man die Vorzüge. minu Barati kommt in eine waldorfschule<br />

und wird immer wieder gefragt, wo sie denn herkomme.<br />

Als sie antwortet „aus Berlin“, will das keiner glauben, weil sie<br />

doch ein wenig anders aussehe. „das passiert mir heute noch<br />

und ärgert mich“, sagt Barati­Fischer, „ich bin Berlinerin, ich bin<br />

hier geboren, ich gehöre hierhin, das ist meine stadt.“ sie rebelliert,<br />

sie will nicht die persische minu sein, sondern die deutsche<br />

maria, sie will keine Folklorejacke mit Fransen und spiegeln,<br />

sondern eine mit einer micky maus. Anderssein ist uncool,<br />

minu sehnt sich nach der spießigkeit der nachbarn, dem Kombi<br />

in der Garage, dem Fernseher im wohnzimmer und dem dalmatiner<br />

zum Gassigehen. „Heute profitiere ich von meiner unkonventionellen<br />

Kindheit, davon, dass ich viel gelesen habe statt<br />

fernzusehen, aber damals wollte ich nur das, was alle meine<br />

Freundinnen auch hatten“, sagt Barati­Fischer.<br />

sie verlässt die waldorfschule in der achten Klasse,<br />

weil sie spürt, in dem ach so liberalen umfeld nicht<br />

weiterzukommen. das lernen fällt ihr leicht, disziplin<br />

zu bewahren weniger, sie wechselt mehrmals<br />

die schule, geht aus, feiert, hört prince und the<br />

doors, lebt so wild wie die anderen teenager. „Ich<br />

wünsche keinem eine tochter wie mich“, sagt sie, „zum Glück<br />

bin ich einem wohlwollenden pastor, dem schuldirektor der<br />

Königin­luise­stiftung in dahlem, begegnet, der mir noch eine<br />

chance gab. das war ausschlaggebend für vieles, was danach<br />

passiert ist.“ minu Barati macht ihr Abitur, und danach sagt ihr<br />

Gefühl: die Filmwelt könnte eine Heimat sein.<br />

Am 17. september 1992, minu Barati ist noch keine 17 Jahre<br />

alt, lässt der iranische Geheimdienst vier oppositionspolitiker in<br />

einem griechischen restaurant in Berlin erschießen. die tat geht<br />

als „mykonos­Attentat“ in die Geschichte ein. Ihr Vater hätte am<br />

tisch der opfer sitzen sollen, er kommt mit dem leben davon<br />

und lebt noch heute mit Gitterstäben vor den Fenstern. einer<br />

seiner engsten Freunde, dessen tochter minu Barati gut kannte,<br />

kam dabei ums leben. „das war ein schrecklicher tag für unsere<br />

Familie“, sagt minu Barati­Fischer. Als Filmproduzentin möchte<br />

sie diese ereignisse auf die leinwand bringen; ihre Freundin, die<br />

schauspielerin Jasmin tabatabai, unterstützt sie bei der entwicklung<br />

des stoffes.<br />

nach dem espresso klingelt das iphone, ihre tochter ist dran.<br />

sie fährt gerade im Bus nach Hause und will erzählen, was sie in<br />

der schule erlebt hat. minu Barati­Fischer steht jeden morgen<br />

um sechs uhr auf, macht Frühstück und bringt die Kleine dann<br />

zum schulbus, bevor sie in das Büro ihrer Firma Jooyaa­Filmproduktion<br />

geht, die sie im Frühjahr 2008 mit ihrem partner dirk<br />

eggers, 40, gegründet hat. sie arbeitet meist mit leuten zusammen,<br />

die sie schon kannte, bevor sie die Frau von Joschka Fischer<br />

wurde. nach Feierabend ist es ihr dann sehr wichtig, dass die<br />

Familie zusammen isst, einmal am tag gemeinsam am tisch sitzen,<br />

das muss sein. eggers, ein Friese, der seit 15 Jahren als produzent<br />

arbeitet, sagt über Barati­Fischer, sie sei an den Aufgaben<br />

gewachsen, privat und beruflich, als Frau sei sie zauberhaft, als<br />

produzentin hochtalentiert. die beiden haben sich vor neun Jahren<br />

in den Babelsberg­studios kennengelernt, diskutieren oft bis<br />

spät in die nacht über projekte und teilen die leidenschaft für<br />

Filme. „wenn minu und ich uns sehen, dann reden wir eigentlich<br />

nie über ihre ehe oder unser privatleben, sondern fast ausschließlich<br />

über Filme. wir hatten schon länger den wunsch, uns selbstständig<br />

zu machen, jetzt hat es endlich geklappt“, sagt eggers.<br />

heute profitiert minu barati von<br />

ihrer unkonventionellen Kindheit. heute weiß sie:<br />

mit dem anderssein ist es wie mit dem<br />

schlaf – erst im alter erkennt man die Vorzüge<br />

mit 21 Jahren, nach ihrem Abitur, wird minu Barati ungeplant<br />

mutter. das Gefühl, als ihre tochter geboren wurde, sei<br />

das unfassbarste ihres lebens gewesen, sagt minu Barati­<br />

Fischer, es habe sich so angefühlt, als sei die Kleine schon immer<br />

da gewesen. die Beziehung zu dem Vater ihrer tochter geht in<br />

die Brüche, das Verhältnis ist heute entspannt. minu Barati absolviert<br />

praktika in den Babelsberg­studios, arbeitet für eine<br />

produktionsfirma in Berlin­mitte und erhält dann einen der<br />

sechs begehrten Ausbildungsplätze zur produzentin an der<br />

deutschen Film­ und Fernsehakademie Berlin (dFFB). Ihre dozenten<br />

sind Filmprofis, von ihnen lernt sie Kamera, ton, licht,<br />

schnitt, dreht studentenfilme, schreibt und entwickelt stoffe.<br />

privat geht es ihr wie vielen anderen Jungmüttern auch, minu<br />

Barati kämpft für einen Kindergartenplatz für ihre tochter, und<br />

trotz der elterlichen unterstützung ist es nicht einfach, leben,<br />

Job und Kind unter einen Hut zu bringen. dass sie es schafft,<br />

macht sie stark und selbstbewusst. und dann, an einem dezemberabend<br />

im Jahr 2000, trifft sie ihn.<br />

ein befreundetes paar, ein italienischer Journalist und seine<br />

Frau, deren Kinder häufig mit ihrer tochter spielten, laden minu<br />

Barati zu einem Fest ein. dort begegnet die angehende Filmpro­<br />

Fotos: m.neuGeBAuer/BrAuerpHotos, dpA pIcture­AllIAnce/scHroewIG, mIcHAel KAppeler/AFp/Getty ImAGes, prIVAt (2)<br />

Links und rechts vom „Paradies“:<br />

Freundin Jasmin<br />

Tabatabai, Vater Nosratollah…<br />

…Firmenpartner Dirk Eggers und<br />

mit dem Mann, den sie an<br />

einem Dezemberabend im Jahr<br />

2000 zum ersten Mal traf<br />

duzentin zum ersten mal ihrem späteren mann, dem damaligen<br />

Bundesaußenminister und Vizekanzler. „es war eine sehr angenehme<br />

und interessante unterhaltung“, sagt Barati­Fischer, aber<br />

zu der zeit habe sie eigentlich ganz andere sorgen gehabt als<br />

männer oder politik, auch habe sie sich mit Joschka Fischer<br />

nicht mehr beschäftigt als mit anderen politikern.<br />

Eineinhalb Jahre halten der Außenminister und die<br />

Filmstudentin ihre Beziehung geheim, ein Kunststück<br />

in Berlin, das damals schon verklatschter ist<br />

als münchen. „mein mann hat mich nie zur seite<br />

genommen und gesagt: so und so musst du dich<br />

verhalten. wir haben unsere Berufe von Anfang an<br />

getrennt, aber er stand immer hinter mir, hat mich in dieser<br />

ungewohnten situation unglaublich unterstützt“, sagt Barati­<br />

Fischer und gibt zu: „Ich hatte keine erfahrung mit der presse,<br />

hatte nicht geahnt, wie groß das Interesse ist, mit welcher Aggressivität<br />

manche medien vorgehen.“ man habe ihr umfeld<br />

durchleuchtet, sie zu erpressen versucht, unwahrheiten verbreitet,<br />

die ihre Familie belastet haben.<br />

Genug geredet für diesen donnerstag, minu Barati­Fischer<br />

muss nach Hause, ihre tochter wartet. Bis vor zwei Jahren lebten<br />

sie zu dritt in einer Altbauwohnung in Berlin­mitte, jetzt wohnen<br />

sie in einer renovierten Villa in Grunewald. „sie hat die<br />

Küche designt und den umbau ganz allein geplant und geleitet,<br />

minu hat ein fantastisches organisationstalent, davon profitiert<br />

auch unsere Firma“, sagt Freund und partner dirk eggers.<br />

Am nächsten tag regnet es noch immer, minu Barati­Fischer<br />

spaziert in grünen High Heels mit roten sohlen ins ovest, das<br />

sei aber bitte nicht als Bekenntnis zur rot­grünen Koalition zu<br />

deuten, schließlich trage sie auch gern Gelb und schwarz, was<br />

aber so gar nicht ihre politische Gesinnung widerspiegele. sie sei<br />

keine, sagt sie, die sich einem Verein anschließe, nie würde sie<br />

mitglied einer partei werden, auch Fitnessstudios seien ihr ein<br />

Gräuel; es sei ein traum, dass sie jetzt am see lebten, da könne<br />

sie wunderbar durch die natur laufen.<br />

die natürliche erwartung, sie würde gereizt reagieren, wenn<br />

man nach ihm fragt, erfüllt sie nicht, im Gegenteil, minu Barati­<br />

Fischer spricht gern über ihn, ihre Familie:<br />

„Frau Barati­Fischer, wie ist es denn so, mit dem Alphatier<br />

Joschka Fischer verheiratet zu sein, stört es sie nicht, als ,Frau<br />

von‘ tituliert zu werden, als die fünfte Frau Fischer?“ Ihre Antwort<br />

kommt schnell und bestimmt: „es wäre doch merkwürdig,<br />

wenn er in seinem Alter keine Vergangenheit hätte, ich habe<br />

doch auch eine. und was das Alphatier angeht, so halten wir es<br />

wie in jeder guten ehe: der mann sagt seine meinung, und die<br />

Frau macht dann, was sie will“, sagt sie und schmunzelt. sie<br />

habe sich in den mann verliebt, nicht in seine Funktion. „Aber<br />

selbstverständlich ist es toll, wenn man leute wie Kofi Annan<br />

oder George soros kennenlernen darf, dieses privilegs war und<br />

bin ich mir bewusst.“ sie sei aber auch in der Filmwelt schon<br />

vielen Berühmtheiten begegnet, das sei nichts neues gewesen,<br />

vieles entzaubere sich bei näherem Hinsehen.<br />

mit dem ehepaar Barenboim seien sie gut befreundet, gemeinsam<br />

sei man sogar schon mal auf einer Antarktis­expedition<br />

gewesen, sie liebe die oper, „Boris Godunow“ und „tristan<br />

und Isolde“, beim Autofahren höre sie aber pink Floyd. Kinder<br />

wolle sie keine mehr, dafür jagen im Haus zwei Hunde herum,<br />

der eindruck, dass ihr mann seit dem Ausstieg aus der politik den<br />

geruhsamen Hausherrn gebe, der täusche, er sei so aktiv wie eh<br />

und je. das Jahr in Amerika, als ihr mann Gastprofessor in princeton<br />

war, das habe ihnen ganz gut gefallen, doch zu Hause seien<br />

sie in europa, in Berlin. und über so manches Gerücht zu ihrer<br />

Beziehung, das durch Berlin wabert, könne sie nur lachen: „mein<br />

mann und ich wissen, was wir haben. Alles andere zählt nicht.“<br />

Jooyaa, der name ihrer Filmproduktionsfirma, ist auch Farsi<br />

und heißt „der suchende“. sehr passend, fand ihr Vater. minu Barati­Fischer<br />

wirkt nicht wie eine suchende, eher wie eine in sich ruhende.<br />

es scheint, als seien die persische minu und die deutsche<br />

maria erstmals vereint. mit dirk eggers arbeitet sie an den ersten<br />

projekten, die resonanz aus der Branche ist gut. „mir gibt keiner<br />

eine million für einen schlechten Film, nur weil ich die Frau von<br />

Joschka Fischer bin“, sagt Barati­Fischer. der Film über das mykonos­Attentat,<br />

einer über Günter wallraff, ein Actionfilm mit niveau,<br />

eine Komödie über eggers’ Heimat ostfriesland und eine serie über<br />

die Frauen der Vorstände sind in Arbeit. die ersten premieren werden<br />

kommen, minu wird wieder vor den Fotografen stehen, nicht<br />

nur als Frau von Joschka Fischer, sondern als Filmschaffende. das<br />

Geschrei nach dem paradies wird dann immer noch laut sein. ____<br />

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