(3,06 MB) - .PDF - FCG-GPA-DJP
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INITIATIVE 37. Jhg. Nr. 154 Wa(h)re Weihnacht? Bericht Seite 5 Informationsblatt der Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Gewerkschaft der Privatangestellten Druck, Journalismus, Papier
- Seite 2 und 3: Inhalt »Zum Nachdenken« Gedanken
- Seite 4 und 5: Mag. Helga Hons helga.hons@gpa-djp.
- Seite 6 und 7: und nehmen uns damit einen wesentli
- Seite 8 und 9: Alfred Mayr alfred.mayr@gespag.at I
- Seite 10 und 11: um auch dieser ohnehin halbherzigen
- Seite 12 und 13: Dr. Karin Petter, MSc karin.petter@
- Seite 14 und 15: Andreas Gjecjai - FCG Generalsekret
- Seite 16 und 17: 7 Bausteine der Christlichen Sozial
- Seite 18 und 19: Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2
- Seite 20 und 21: Notizen Sammelblätter - Ausgabe De
- Seite 22 und 23: Unsere Kollegin trat mit Kandidatin
- Seite 24 und 25: 16 Bundes FCG wird die Wahl »zwisc
- Seite 26 und 27: INFOFRAME zu Flexicurity 18 INFO Da
- Seite 28 und 29: A N M E L D U N G 20 Bildung Bildun
- Seite 30 und 31: Wir gratulieren recht herzlich ...
- Seite 32: Weihnacht von Ernst v. Wildenbruch
INITIATIVE<br />
37. Jhg. Nr. 154<br />
Wa(h)re Weihnacht?<br />
Bericht Seite 5<br />
Informationsblatt<br />
der Fraktion Christlicher Gewerkschafter<br />
in der Gewerkschaft der Privatangestellten<br />
Druck, Journalismus, Papier
Inhalt<br />
»Zum Nachdenken«<br />
Gedanken zu Weihnachten ................................................................Seite 4<br />
»Wa(h)re Weihnacht?«<br />
Die Adventzeit galt seit jeher als eine Zeit der Stille. ..................Seite 5<br />
»Infoframe« Zeitwertkonto ..........................................................Seite 6<br />
»Zeitwertkonto« denn Leistung muss sich lohnen..................Seite 7<br />
»Interview« zum Thema Zeitwertkonto .....................................Seite 8<br />
»Lernen aus der Krise« ............................................... Seite 9<br />
»Frauen«<br />
Der Bundesfrauenvorstand vom 11. November 2009 ........... Seite 11<br />
»Alle Jahre wieder ...«<br />
Weihnachten ist das Fest Christi Geburt .............................. Seite 12<br />
»Jugend«<br />
Landesjugendkonferenz Weiz ............................................ Seite 13<br />
»Betriebsratswahlen« 2009 der RSC ............................ Seite 14<br />
»Resolution« des <strong>FCG</strong>-Bundesvorstandes .......................... Seite 15<br />
»Internationales«<br />
EO/WOW Amsterdam ..................................................... Seite 17<br />
»Infoframe« zu Flexicurity ..........................................................Seite 18<br />
BetriebsrätInnenseminar ............................................. Seite 19<br />
Buchvorstellung ............................................................ Seite 21<br />
Aktuelles ....................................................................... Seite 22<br />
Beginn der Serie - Christliche Soziallehre (als Sammelblätter<br />
zum Herausnehmen) fi ndest du im Mittelteil der Broschüre<br />
Impressum:<br />
Medieninhaber, Herausgeber und Verleger: Zentralverband der christlichen Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer Österreichs, 1081 Wien, Laudongasse 16.<br />
Redaktion: Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Gewerkschaft der Privatangestellten,<br />
Druck, Journalismus, Papier des ÖGB-<strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp, 1034 Wien, Alfred-Dallinger-Platz 1.<br />
Der Herausgeber ist für den Inhalt von Gastkommentaren und Gastbeiträgen nicht verantwortlich.<br />
Redakteur: Günther Trausznitz. Zeitungstitel: Informationsblatt der Fraktion Christlicher<br />
Gewerkschafter in der Gewerkschaft der Privatangestellten, Druck, Journalismus, Papier.<br />
Herstellung und Druck: <strong>GPA</strong>-djp<br />
2<br />
Inhalt
Editorial<br />
Und wieder liegt ein<br />
bewegtes Jahr hinter uns ...<br />
Ein Jahr, das ob der wirtschaftlichen Lage nicht gut begonnen hat.<br />
Die Wirtschaftskrise hat laut Experten<br />
ihren Höhepunkt 2009 erreicht,<br />
ein tatsächliches Ende ist<br />
nicht in Sicht und etliche Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
waren bzw. sind nach wie vor davon<br />
betroffen.<br />
In solch schwierigen Zeiten verlässt<br />
uns oft der Mut und wir gehen<br />
sowohl physisch als auch psychisch<br />
an unsere Grenzen. Umso<br />
wichtiger ist es daher, dass wir<br />
zwischenzeitlich wieder einmal<br />
innehalten und uns darauf besinnen,<br />
was uns und unser Leben ausmacht.<br />
Die lebenswerten Dinge wie etwa<br />
Zeit mit der Familie oder Freunden<br />
zu verbringen. Daraus schöpfen<br />
wir wieder Kraft und wappnen uns<br />
für unseren oft so anstrengenden<br />
Arbeitsalltag.<br />
Aber wir konnten auch viel Posi-<br />
tives in diesem Jahr erleben. Wir<br />
hatten etliche Veranstaltungen,<br />
die erfolgreich verlaufen sind, wie<br />
etwa die BR-Kurse oder auch die<br />
alljährlich stattfi ndenden Kramsacher<br />
Gespräche. Auch International<br />
haben wir uns wieder<br />
erfolgreich für die Gewerkschaftsbewegung<br />
engagiert.<br />
Aber lasst uns nicht zu sehr in die<br />
Vergangenheit blicken. Werfen<br />
wir doch einen Blick in die Zukunft<br />
und das Jahr 2010, in dem uns einiges<br />
Spannendes erwarten wird.<br />
Wir stellen unser Konferenzjahr<br />
2010 unter das Motto »Wir leben<br />
Werte« und möchten uns sehr intensiv<br />
damit auseinandersetzen.<br />
Die Christliche Soziallehre als Basis<br />
unserer Gewerkschaftsarbeit<br />
bietet eine große Chance, die uns<br />
speziell in Zeiten der Krise hilft.<br />
Auch fraktionell warten einige Entscheidungen<br />
auf uns. Die Gremien<br />
3<br />
in den Regionen und auf Bundesebene<br />
müssen neu besetzt werden<br />
und wir werden in der Bundesfraktion,<br />
im ÖGB und der Selbstverwaltung<br />
wieder mitarbeiten und<br />
mitgestalten. Aber auch dabei<br />
vertraue ich darauf, dass wir das<br />
Richtige tun werden.<br />
An dieser Stelle möchte ich auch<br />
die Gelegenheit nutzen und mich<br />
bei euch allen für die gute und<br />
stets produktive Zusammenarbeit<br />
bedanken. Ich hoffe, dass wir mit<br />
diesem Team noch eine Menge in<br />
der Gewerkschaftsarbeit erreichen<br />
werden.<br />
Ich möchte euch für die besinnliche<br />
Zeit des Jahres noch ein sehr<br />
treffendes Zitat mit auf den Weg<br />
geben:<br />
»Gelassenheit erlangt man nur in<br />
der BESINNUNG auf das Wesentliche!«<br />
In diesem Sinne wünsche ich euch<br />
allen gesegnete Weihnachten und<br />
einen guten Rutsch ins neue Jahr.<br />
Auf dass ihr mit euren Familien<br />
und Freunden viel gemeinsame<br />
Zeit verbringen könnt und somit<br />
den Ursprung eurer Lebensqualität<br />
wieder fi ndet!<br />
Herzlichst, euer<br />
Günther Trausznitz
Mag. Helga Hons<br />
helga.hons@gpa-djp.at<br />
Gedanken zu Weihnachten<br />
„ Oh du stille Zeit… „ so fängt ein<br />
bekanntes Weihnachtslied an.<br />
Die stille Zeit die wir erleben,<br />
kündigt sich schon im September<br />
mit den Schokoladelebkuchen, im<br />
Oktober mit den Nikoläusen und<br />
Anfang November mit den Weihnachtsdekorationen<br />
und Weihnachtsmärkten<br />
an. In den Prospekten<br />
häufen sich die Vorschläge,<br />
was das Christkind alles bescheren<br />
kann, was der Weihnachtsmann<br />
alles bringen kann. Dazwischen<br />
haben wir noch schnell Allerheiligen<br />
und Allerseelen erledigt.<br />
Die Erwartungshaltung steigt. Heuer<br />
soll es ein besonders schönes,<br />
romantisches, friedliches, perfektes<br />
Weihnachtsfest werden. Wird<br />
es aber nicht. Die Erwartungshaltung<br />
ist zu groß, da kann die Realität<br />
nicht mit, es bleibt ein Gefühl<br />
der Leere zurück.<br />
Zu Weihnachten werden Erinnerungen<br />
wach, Erinnerungen an früher,<br />
an die Kindheit. Oft hört man:<br />
Wir hatten zwar nicht viel, aber<br />
Weihnachten war einfach schön.<br />
Aber Weihnachten ist auch immer<br />
mit einer gewissen Spannung<br />
behaftet, es gibt kaum Zeit zum<br />
Abschalten, vom Geschäft zum<br />
Christbaum ist fast kein Abstand.<br />
Viele Beschäftigte im Verkauf haben<br />
einfach nur noch den Schädel<br />
voll mit der Weihnachtsmusik und<br />
brauchen erst einmal Abstand, um<br />
selbst in so etwas wie eine Weihnachtsstimmung<br />
zu kommen.<br />
Zu Weihnachten kann es auch Eifersüchteleien<br />
geben. Bei welchen<br />
Eltern wird zuerst gefeiert, wer<br />
darf das Enkelkind zuerst beschenken,<br />
bei wem bleiben die jungen<br />
Leute länger. Das bringt emotionalen<br />
Stress in drei Familien, die des<br />
Partners, die der Partnerin und in<br />
die Partnerschaft selbst. Und wehe,<br />
ein Elternpaar bekommt mehr als<br />
das andere.<br />
Zu Weihnachten können wir uns<br />
Erinnerungen schaffen, schöne Erinnerungen<br />
und nicht so schöne Erinnerungen.<br />
Ist Weihnachten wirklich<br />
erst gelungen, wenn mit dem<br />
Kind geschimpft wird? Nur weil<br />
es in den vergangenen Jahren so<br />
war, muss es heuer nicht auch so<br />
sein.<br />
Viele Menschen sind nicht mehr im<br />
Gleichgewicht zwischen Geben<br />
und Nehmen, zwischen Schenken<br />
und Beschenkt werden. Vielen fällt<br />
es schwer, Geschenke entgegenzunehmen,<br />
selbst »beuten« sie<br />
sich jedoch fast aus, um allen gerecht<br />
zu werden. Schauen wir zu<br />
Weihnachten auf uns selbst, auf<br />
unsere Erwartungen. Was hoffen,<br />
erhoffen wir uns zu Weihnachten?<br />
Nichts Materielles, wir wünschen<br />
uns Wertschätzung, Respekt, Anerkennung,<br />
Lob….<br />
Es ist leicht, zu Weihnachten Geschenke<br />
zu machen, die mit Geld<br />
zu bezahlen sind. Wir können<br />
uns aber auch etwas Anderes<br />
schenken. Schenken wir uns selbst<br />
Zeit. Zeit, in der wir uns mit uns<br />
beschäftigen, die nicht dazu verwendet<br />
wird, Listen zu schreiben<br />
und das perfekte Weihnachtsessen<br />
zu planen. Nein, gehen wir<br />
mit Kerzenlicht und einem guten<br />
Buch in die Badewanne, gehen<br />
wir hinaus in den Wald, spüren<br />
wir uns selbst wieder. Wenn wir<br />
uns selbst spüren, spüren wir auch<br />
wieder die anderen. Meine heuer<br />
verstorbene Schwester hat einmal<br />
gesagt: Ich verstehe das nicht. Die<br />
4<br />
Zum Nachdenken<br />
Menschen wissen immer, wo sie<br />
in den nächsten Stunden sein werden,<br />
am nächsten Tag, im nächsten<br />
Monat. Aber sie sind nicht im<br />
Hier und Jetzt, sie sind immer in<br />
der Zukunft.<br />
Schenken wir den anderen nicht<br />
nur Materielles, schenken wir ihnen<br />
ein Stück von uns. Ein Stück<br />
Zeit, ein Stück Gespräch, wo wir<br />
uns gegenseitig wirklich zuhören,<br />
knotzen wir uns auf die Eckbank,<br />
lümmeln wir uns auf die Couch<br />
und horchen wir uns gegenseitig<br />
zu. Nehmen wir uns Zeit mit den<br />
Kindern zu reden, zu spielen, Vertrauen<br />
und Beziehungen aufbauen.<br />
Reden wir mit unseren Eltern,<br />
Tanten, Onkeln, auch von früher,<br />
sie haben interessante und lustige<br />
Geschichten zu erzählen.<br />
Nehmen wir uns Zeit für die<br />
handverlesenen Freundinnen und<br />
Freunde. Führen wir ohne Stress<br />
und Hektik im Hier und Jetzt ein<br />
Gespräch über Gott und die Welt,<br />
lassen wir uns auf den anderen<br />
wirklich ein und lernen wir uns<br />
wieder besser kennen. Schenken<br />
wir uns selbst Gespräche, die uns<br />
bereichern. Wir wissen nicht, ob<br />
wir diese Menschen im nächsten<br />
Jahr noch unter uns haben, ob wir<br />
selbst im nächsten Jahr noch da<br />
sind.<br />
Wir selbst und nur wir selbst können<br />
Weihnachten zu einem erinnerungswürdigen<br />
Fest machen. Wir<br />
können unsere Erwartungen festlegen,<br />
wir können auf die Perfektion<br />
verzichten, wir können in uns<br />
selbst ruhen und diese Ruhe trotz<br />
aller Hektik auch weitergeben.<br />
Wir können durch schöne Gespräche<br />
unser Leben bereichern, wir<br />
können das Leben unserer Familie,<br />
Verwandten, Freunde bereichern.<br />
Wenn wir zu Silvester zurückschauen:<br />
Es war ein schönes Fest,<br />
weil wir uns Zeit für uns selbst und<br />
für andere genommen haben.<br />
■
Wa(h)re Weihnacht<br />
Mag. Gertraud Wiesinger<br />
gertraud.wiesinger@gpa-djp.at<br />
Wa(h)re Weihnacht?<br />
Die Adventzeit galt seit jeher als eine Zeit der Stille. Seit Beginn des 19. Jahrhunderts<br />
konnte man eine Besinnung auf die Familie beobachten. Es gab verstärkt<br />
das Bedürfnis, sich der Familie zuzuwenden und die Bindung innerhalb der Familie<br />
zu stärken. Es wurde gemeinsam gesungen und gespielt und man nahm sich endlich<br />
Zeit, sich miteinander auseinander zu setzen.<br />
Was ist daraus geworden?<br />
Heute sehen wir<br />
uns mit einer hektischen<br />
Zeit konfrontiert, wo eine Punschhütte<br />
die nächste jagt und uns von<br />
allen Seiten Jingle Bells in den Ohren<br />
dröhnt. Auch wenn etwa das<br />
Geschenk bzw. die »Gabe« seit<br />
ältester Zeit ein wesentliches Mittel<br />
darstellt, um Beziehungen zu stabilisieren,<br />
nimmt die Kommerzialisierung<br />
immer mehr über Hand.<br />
Mittlerweile erwirtschaften etliche<br />
Branchen im November und Dezember<br />
über 20 Prozent des Jahresumsatzes.<br />
Ein Schweizer Pfarrer hat in diesem<br />
Zusammenhang einmal etwas<br />
sehr Richtiges gesagt: »Die Ware<br />
Weihnacht ist nicht die wahre<br />
Weihnacht!«<br />
Der Weihnachtsfestkreis der Katholischen<br />
Kirche beginnt traditionsgemäß<br />
mit der Adventzeit.<br />
Ursprünglich war diese als Fastenzeit<br />
vorgesehen und dauerte sechs<br />
Wochen.<br />
Seit Papst Gregor dem Großen erstreckt<br />
sich die Adventzeit nur mehr<br />
über vier Sonntage und ist laut Kirchenrecht<br />
nicht mehr als Fastenzeit<br />
defi niert. Aber schon mit Anfang<br />
November beginnen Brauchtümer<br />
und Feste, die wir nur zu gut aus<br />
unserer Kindheit noch kennen. Seit<br />
einigen Jahren können wir jedoch<br />
feststellen, dass sich immer mehr<br />
Bräuche einschleichen, die nicht<br />
in unseren Kulturkreis gehören.<br />
Vor allem die amerikanische Kultur<br />
beeinfl usst unsere Gesellschaft<br />
immer stärker. In der Christlichen<br />
Tradition sind Allerheiligen und<br />
Allerseelen wichtige Tage, um die<br />
Heiligen zu ehren und den Toten<br />
zu gedenken. Leider müssen wir<br />
feststellen, dass nur noch wenig<br />
von diesem Feiertag übrig ist.<br />
Wichtiger sind uns heute das Verkleiden<br />
und die Süßigkeiten zu<br />
Halloween, welches in der Nacht<br />
vom 31. Oktober auf 1. November<br />
begangen wird. Seit Anfang<br />
der 90er Jahre wird dieser Brauch<br />
verstärkt bei uns zelebriert. Durch<br />
Halloween geht eine Kommerzialisierung<br />
von statten, die zu kritisieren<br />
ist. Noch dazu, da der darauf<br />
folgenden Tag – Allerheiligen - als<br />
stiller Feiertag gilt, der durch das<br />
laute Halloweentreiben oft ins Hintertreffen<br />
gerät.<br />
In den kommenden Wochen bis<br />
Weihnachten jagt ein Happening<br />
das nächste, und aus der stillen<br />
Zeit der Besinnung wird eine Zeit<br />
der Hektik. Von der Ruhe und dem<br />
„sich Zeit nehmen“ ist kaum mehr<br />
etwas zu spüren.<br />
Gerade in Zeiten der Krise sollten<br />
wir uns überlegen, was (uns) denn<br />
wichtig ist. Sind es tatsächlich die<br />
vielen Geschenke die wir uns erhoffen,<br />
oder ist es vielleicht doch<br />
das Zwischenmenschliche, das unser<br />
Leben tatsächlich bereichert?<br />
Haben wir nicht selber genügend<br />
Traditionen und Werte, auf die wir<br />
5<br />
uns besinnen können? Sind wir<br />
mittlerweile so hohl und gleichgültig,<br />
dass wir unsere Geschichte<br />
von amerikanischen Bräuchen<br />
überschatten lassen?<br />
Gerade die Christliche Soziallehre<br />
kann uns als Wegweiser dienen<br />
und uns helfen, unsere Werte zu<br />
erkennen und diese auch tatsächlich<br />
zu leben. Ist es nicht gerade<br />
die Solidarität unter Menschen,<br />
die speziell in der Vorweihnachtszeit<br />
im Mittelpunkt stehen sollte?<br />
Unser Leben sollte bestimmt sein<br />
durch Nächstenliebe und Barmherzigkeit-<br />
und auch wenn oder<br />
gerade da diese Werte in unserer<br />
schnelllebigen Zeit oft ins Hintertreffen<br />
geraten, sollten wir sie in<br />
der Weihnachtszeit zu unserem<br />
Dogma erheben.<br />
Der Mensch als Gesamtkunstwerk<br />
muss für uns zählen. Der Kampf<br />
um die Würde und Freiheit des<br />
Menschen wird uns gerade in der<br />
Vorweihnachtszeit vor Augen geführt<br />
und wir sehen uns geballt mit<br />
der Tatsache konfrontiert, dass es<br />
nicht allen Menschen in unserer<br />
Gesellschaft so gut geht wie uns<br />
selber. Die Gefahr der Verarmung<br />
der Menschen in Österreich ist<br />
gerade durch die Krise gestiegen.<br />
Jeder Fünfte hat im Zuge des vergangenen<br />
Jahres seinen Arbeitsplatz<br />
verloren. Angesichts solcher<br />
Schicksalsschläge bekommen<br />
Geschenke und Konsum plötzlich<br />
einen anderen Stellenwert. Wir<br />
betäuben uns durch Geselligkeit
und nehmen uns damit einen wesentlichen<br />
Teil unserer Freiheit.<br />
Freundschaften und Familien sind<br />
ein unveräußerlicher Wert, den es<br />
gilt hoch zu halten. Aber die Bereicherung<br />
aus diesen Beziehungen<br />
können wir nur dann in vollem<br />
Maße genießen, wenn wir selber<br />
in uns ruhen und uns somit auf unser<br />
Gegenüber einlassen können.<br />
Haben wir in uns die Ruhe gefunden,<br />
sind wir bereit uns auf unser<br />
Gegenüber einzulassen. Gerade<br />
in unserer schnelllebigen Zeit ist es<br />
nötig, Beziehungslosigkeit entgegen<br />
zu wirken, bzw. die Generationen<br />
wieder verstärkt miteinander<br />
zu vereinen. Nachbarschaft kann<br />
neu entdeckt und soziale Funktionen<br />
können durch Eigeninitiative<br />
neu organisiert werden. Eigenverantwortung<br />
und Solidarität müssen<br />
in eine neue Balance gebracht<br />
werden, denn nur Solidarität einzufordern,<br />
ohne Eigenverantwortung<br />
zu bringen, würde auf Dauer<br />
die Solidarität überstrapazieren.<br />
Die Verantwortung innerhalb der<br />
Gemeinschaft muss verstärkt gefördert<br />
werden- und dazu sollten<br />
wir uns rund um Weihnachten die<br />
nötige Zeit nehmen.<br />
Mit diesen Gedanken könnte man<br />
noch etliche Seiten füllen, doch<br />
um zu einem würdigen Schluss zu<br />
kommen, soll an dieser Stelle ausnahmsweise<br />
ein chinesischer Philosoph<br />
zitiert werden, der etwas<br />
sehr Richtiges erkannt hat:<br />
Heimkehr zur Wurzel<br />
heißt: Stille<br />
Stille heißt: Rückkehr zur<br />
Bestimmung<br />
Rückkehr zur Bestimmung<br />
heißt: Ewigkeit<br />
Erkennen des Ewigen<br />
heißt: Erleuchtung.<br />
(Lao-Tse)<br />
INFOFRAME zum Zeitwertkonto<br />
■<br />
6<br />
Wa(h)re Weihnacht<br />
• Auf freiwilliger Basis können bis zu 10-20% des monatlichen<br />
Bruttobezugs angespart werden, um<br />
später eine längere Auszeit zu fi nanzieren<br />
• Der Arbeitgeber überträgt neben dem Teil des Brutto-bezuges<br />
auch die Sozialversicherungsbeiträge<br />
• Bei späterer Konsumation müssen aus dem angesparten<br />
Betrag sämtliche Arbeitnehmer- und Arbeit-geberanteile<br />
bei Sozialversicherung und Steuern<br />
bezahlt werden<br />
• Die Ansparung soll über ein überbetriebliches<br />
Veranlagungsmodell erfolgen<br />
• Der Zweck der Auszeit ist beliebig gestaltbar<br />
• Konsumierung der angesparten Freizeit hat im<br />
Einvernehmen zwischen Arbeitnehmer und Arbeitgeber<br />
zu erfolgen (in den letzten 5 Jahren vor<br />
Alterspension soll Rechtsanspruch bestehen)<br />
• Während der Konsumation der Freizeit bleibt<br />
das Arbeitsverhältnis bestehen<br />
• Der Arbeitnehmer soll die Höhe seines Bezuges in der<br />
Freizeitphase grundsätzlich frei bestimmen<br />
• Sollte das angesparte Zeitwertkonto nicht konsumiert werden<br />
können, wird es in eine Zusatzpension bzw. eine Hinterbliebenenvorsorge<br />
umgewandelt
INFO<br />
ZEITWERTKONTO -<br />
denn Leistung muss sich lohnen<br />
Der ÖAAB macht sich mit einer neuen Idee stark - dem Zeitwertkonto.<br />
Die Anforderungen im Berufsleben<br />
werden immer härter und von<br />
den Arbeitnehmern wird immer<br />
mehr Flexibilität eingefordert. ArbeitnehmervertreterInnen<br />
sind der<br />
Meinung: diese Flexibilität darf<br />
keine Einbahnstraße sein!<br />
Der Wunsch von Seiten der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
nach einer Auszeit vom Berufsalltag<br />
erhöht sich. Sei es, um<br />
die Zeit für die Weiterbildung zu<br />
nutzen, mehr Zeit für die Familie<br />
zu haben, oder einfach, um sich<br />
die Zeit vor dem Pensionsantritt zu<br />
verkürzen.<br />
Mit dem Zeitwertkonto würden all<br />
diese Wünsche in greifbare Nähe<br />
rücken.<br />
Auch die Rahmenbedingungen<br />
haben sich in den vergangenen<br />
Jahren stark verändert. Durch die<br />
demographische Entwicklung verschiebt<br />
sich das Pensionsantrittsalter<br />
immer weiter nach oben- durchgehende<br />
Arbeitszeiten zwischen<br />
Berufseinstieg und Pensionsantritt<br />
sind nicht mehr zeitgerecht. Auch<br />
ein einziger Job, den man sein<br />
ganzes Leben macht, entspricht<br />
nicht mehr der Realität.<br />
Das Zeitwertkonto könnte nun eine<br />
Art der Entlohnung sein, um die<br />
persönliche Flexibilität der Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer<br />
zu erhöhen. Es bietet die Möglichkeit,<br />
bestimmte arbeitsrechtliche<br />
Ansprüche wie etwa Überstunden<br />
oder Zulagen auf ein Konto zu<br />
7<br />
transferieren. Damit können Mitarbeiter<br />
später längere, bezahlte<br />
Freizeiten konsumieren.<br />
Ziel des Zeitwertkontos ist die freiere<br />
Gestaltung der Lebensarbeitszeit<br />
und des Lebenseinkommens.<br />
Ein schöner Gedanke und dennoch<br />
bleiben etliche Frage offen.<br />
Die brennendsten Fragen haben<br />
wir an dieser Stelle Herrn Alfred<br />
Mayr, Büroleiter des Zentralbetriebsrates<br />
der OÖ Gesundheits-<br />
und Spitals - AG (gespag) gestellt.<br />
In seinem Bundesland beginnt<br />
das österreichische Pilotprojekt<br />
zum Zeitwertkonto mit 1. Jänner<br />
2010.<br />
■
Alfred Mayr<br />
alfred.mayr@gespag.at<br />
Interview zum Thema<br />
Zeitwertkonto<br />
1. Können Sie kurz das Pilotprojekt in<br />
Oberösterreich beschreiben?<br />
Das Zeitwertkonto ist eine fl exible<br />
Sabbaticalvariante und basiert auf<br />
absoluter Freiwilligkeit. Es hat den<br />
Effekt/Vorteil des Bruttosparens,<br />
d.h. lohnabhängige Abgaben sind<br />
erst zum Zeitpunkt des Verbrauchs<br />
zu leisten.<br />
Es kann für Auszeiten »zwischendurch«<br />
aber auch als Vorruhestandsmodell<br />
genutzt werden. Man<br />
könnte es aber zum Beispiel auch<br />
für einen »gleitenden« Übergang<br />
in die Pension nützen, indem man<br />
sich eine Teilzeitbeschäftigung vor<br />
dem Ausstieg aus dem Berufsleben<br />
»leistet«.<br />
Eine Freizeitphase während eines<br />
aufrechten Dienstverhältnisses erfolgt<br />
nur im Einvernehmen mit dem<br />
Dienstgeber. Am Ende des Dienstverhältnisses<br />
besteht hingegen<br />
ein Rechtsanspruch auf einen Verbrauch<br />
des angesparten Geldes.<br />
2. In Deutschland und den Niederlanden<br />
gibt es ja bereits Modelle für das Zeitwertkonto.<br />
Wo liegen hier die Unterschiede<br />
zum Österreichischen Modell?<br />
Das angesparte Geld wird in<br />
Deutschland bzw. den Niederlanden<br />
in einem vom Betrieb bestellten<br />
(Bank)Institut veranlagt, d.h. es<br />
ist vom Betrieb abhängig, ob man<br />
ein Zeitwertkonto ansparen kann.<br />
Das Modell für Österreich würde<br />
ein überbetriebliches Veranlagungsmodell<br />
vorsehen – ähnlich<br />
wie bei der Abfertigung Neu - und<br />
könnte daher im »Rucksackprinzip«<br />
bei einem Unternehmens-<br />
wechsel mitgenommen werden.<br />
Das würde damit auch bedeuten,<br />
dass jeder Arbeitnehmer ein Zeitwertkonto<br />
ansparen kann, unabhängig<br />
davon, ob sein Arbeitgeber<br />
zustimmt oder nicht.<br />
3. Ist diese neu gewonnene »Freizeit«<br />
limitiert, sprich gibt es eine minimale bzw.<br />
maximale Konsumationszeit?<br />
Die Höhe des »Lohnes« in der<br />
Freizeitphase kann ab einer Mindesthöhe<br />
(Bereich des Ausgleichszulagenrichtsatzes)<br />
frei bestimmt<br />
werden – daraus ergibt sich dann<br />
die Dauer der Freistellung. Limitiert<br />
ist hingegen die Höhe der Einzahlung.<br />
Diese sollte im Bereich von<br />
ca. 10-20% des Gehaltes liegen.<br />
4. Bringt solch ein System auch Vorteile<br />
für den Arbeitgeber?<br />
Neben der Mitarbeiterzufriedenheit<br />
werden sich v.a. im Hinblick<br />
auf Ausfallszeiten (in der Freizeitphase<br />
fallen weder Krankenstände<br />
noch Dienstverhinderungen oder<br />
Kuraufenthalte an) Vorteile für den<br />
Arbeitgeber ergeben.<br />
5. Was passiert, wenn der Arbeitnehmer<br />
sein Zeitwertkonto beim Jobwechsel<br />
innerhalb Österreichs nicht mitnehmen<br />
kann, da sein neuer Arbeitgeber gegen<br />
solch ein Modell ist?<br />
Wie bereits erwähnt ist das Modell<br />
für Österreich wie ein überbetriebliches<br />
Veranlagungsmodell<br />
vorgesehen – ähnlich wie bei der<br />
Abfertigung Neu - und könnte<br />
daher im »Rucksackprinzip« bei<br />
einem Unternehmenswechsel mitgenommen<br />
werden.<br />
8<br />
Interview<br />
6. Wir befi nden uns ja durch die EU in einem<br />
internationalen Umfeld. Welche Auswirkung<br />
hätte ein Jobwechsel ins Ausland<br />
auf das Zeitwertkonto?<br />
Auch in diesem Zusammenhang<br />
könnte man dieselben Bestimmungen<br />
wie bei der Abfertigung Neu<br />
anwenden.<br />
7. Die »Ausbeutung des Arbeitnehmers«<br />
ist in der heutigen Zeit wieder ein viel<br />
diskutiertes Thema geworden. Dieses<br />
Modell »Zeitwertkonto« wirkt solch einer<br />
Abnutzung des Arbeitnehmers ja nicht<br />
gerade entgegen - sogar eher im Gegenteil.<br />
Was sagen sie dazu?<br />
Aus diesem Grund würde nach<br />
unserem Modell die »Einzahlungsmöglichkeit«<br />
in das Zeitwertkonto<br />
limitiert (max. 10 – 20% des Gehaltes).<br />
Die Variante einer Auszeit »zwischendurch«<br />
wirkt meiner Meinung<br />
nach einer gesundheitlichen<br />
Beeinträchtigung (Burn out!) durchaus<br />
entgegen.<br />
8. Ist ein Gesetzesbeschluss zu Gunsten<br />
des Zeitwertkontos in Diskussion?<br />
Unsere Bemühungen auf Bundesebene<br />
sind bisher auf taube Ohren<br />
gestoßen. Wir versuchen daher<br />
in Oberösterreich ein eigenes<br />
Modell zu etablieren.<br />
Eine Projektgruppe ist bereits fl eißig<br />
am arbeiten und der für Personalangelegenheiten<br />
zuständige<br />
LH Stv. Hiesl hat uns seine Unterstützung<br />
zugesichert.<br />
■
INFO<br />
Michael Schediwy-Klusek<br />
michael.schediwy-klusek@gpa-djp.at<br />
»Lernen aus der Krise«<br />
<strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp fordert strengere Maßnahmen für die Finanzmärkte.<br />
Die weltweite Wirtschaftskrise,<br />
ausgelöst durch das<br />
Desaster auf den Finanzmärkten,<br />
hält natürlich auch die<br />
Interessensvertretungen der ArbeitnehmerInnen<br />
in Atem. Viele<br />
Maßnahmen auf nationaler Ebene<br />
(Kurzarbeitsvereinbarungen,<br />
Gründung von Arbeitsstiftungen,<br />
Lohnverzicht,…) werden auch und<br />
gerade mit Hilfe der Gewerkschaften<br />
vereinbart und umgesetzt, um<br />
den Folgen entgegenzuwirken.<br />
Echte Gegensteuerungen, die auf<br />
der einen Seite Geld für die Krisenbewältigung<br />
in die Staatskassen<br />
spülen könnten, auf der anderen<br />
Seite Instrumentarien schaffen,<br />
die eine derartige Katastrophe<br />
künftig verhindern, wurden bis<br />
heute nur halbherzig entwickelt.<br />
Es entsteht der Eindruck, dass sich<br />
die neoliberale Lobby mit ihrer<br />
Taktik »durch zu tauchen, um danach<br />
wieder so weiter machen zu<br />
können wie vorher«, tatsächlich<br />
erfolgreich durchsetzt.<br />
Auf europäischer Ebene gibt es<br />
diesbezüglich einen sehr klaren<br />
Hinweis darauf.<br />
Europäisches Parlament einigt<br />
sich auf einen kritischen Bericht<br />
mit klaren Forderungen!<br />
Seit weit mehr als einem Jahr wird<br />
auf europäischer Ebene über die<br />
Regulierung und Kontrolle der Hedgefonds<br />
(HF), Private Equity Fonds<br />
(PEF) und Off Shore Fonds (OSF)<br />
diskutiert. Ziel sollte eine vom europäischen<br />
Rat und Parlament sowie<br />
der Kommission getragene und abgesegnete<br />
Richtlinie der EU sein.<br />
Seitens des europäischen Parlaments<br />
wurde mit überwältigender<br />
Mehrheit (526 zu 82 Stimmen) ein<br />
Bericht verabschiedet, der scharfe<br />
Maßnahmen bei Kapitalvorschriften,<br />
Veröffentlichungspfl ichten und<br />
Transparenz, Kontrolle von Asset<br />
Stripping, Kapitalauszehrung, und<br />
auch Kontrolle von Managereinkommen<br />
verlangt.<br />
9<br />
Kommission brüskiert das Parlament<br />
– die Demokratie wird von<br />
Beamten negiert!<br />
Das Erstaunliche daran ist, dass<br />
über Fraktions- und Landesgrenzen<br />
hinweg eine so große Mehrheit<br />
diesen Bericht, der in weiterer<br />
Folge vom dänischen Politiker Rasmussen<br />
dem Rat und der Kommission<br />
vorgetragen wurde, beschlossen<br />
hat. Umso unverständlicher<br />
und schmerzhafter ist die Reaktion<br />
Seitens der Kommission, die<br />
diesen Bericht der demokratisch<br />
gewählten VertreterInnen weitgehend<br />
negiert.<br />
Denn der von EU-Kommissar Mc-<br />
Creevy Ende April 2009 präsentierte<br />
Richtlinienentwurf zur Regulierung<br />
von Hedgefonds und<br />
Private-Equity-Fonds ist nicht einmal<br />
ansatzweise so tiefgehend<br />
wie es die Empfehlung des Parlaments<br />
vorgesehen hätte. Zwar<br />
werden Fondsmanager in Zukunft<br />
ihre Geschäfte anmelden müssen,<br />
die Fonds selber werden aber weiterhin<br />
nicht wirklich reguliert und<br />
in ihrem Handlungsspielraum begrenzt.<br />
Hier sind zwar wie gefordert<br />
Transparenzvorschriften und<br />
eine Zulassungspfl icht für Hedgefonds<br />
vorgesehen, das aber nur,<br />
wenn sie mehr als EUR 100 Mio.<br />
verwalten. Dieses Instrumentarium<br />
ist somit zahnlos, denn sind Fondsmanager<br />
einmal in einem EU-Mitgliedsland<br />
registriert, können sie<br />
in der gesamten EU ihre Produkte<br />
vermarkten. Die Grenze von EUR<br />
100 Mio. bedeutet, dass die Richtlinie<br />
nur für etwa 30% der Fonds<br />
anzuwenden wäre. Natürlich ist<br />
auch zu befürchten, dass große<br />
Fonds in kleinere zerlegt werden,
um auch dieser ohnehin halbherzigen<br />
Aufsicht zu entgehen. Private<br />
Equity Fonds können in Wirklichkeit<br />
so weiter agieren wie vor der<br />
Krise, denn der Aufkauf von Unternehmen<br />
mit Geld, das man bei<br />
Banken ausborgt, wird nicht begrenzt.<br />
In diesem Zusammenhang<br />
sieht die Richtlinie weiterhin keine<br />
ausreichenden Informationsrechte<br />
für ArbeitnehmervertreterInnen<br />
vor, wenn ihr Unternehmen von einem<br />
Private-Equity-Fonds übernommen<br />
wird. Auch die Praktiken der<br />
Steuervermeidung werden durch<br />
den Entwurf nicht tangiert.<br />
Gefährliches Spiel der Fonds-<br />
Lobbyisten<br />
In Wirklichkeit haben offensichtlich<br />
die EVCA (Interessensvertretung<br />
der Beteiligungsgesellschaften Europas)<br />
und ihre Brüssel Task Force<br />
eine ausgezeichnete Lobbyingarbeit<br />
geleistet. Auffällig ist die mutmaßlich<br />
vorgespielte Empörung<br />
über die Last der Regulierung obwohl<br />
de facto keine Regulierungen<br />
im McCreevy Entwurf stehen, die<br />
die bisherigen Geschäftsmodelle<br />
oder auch deren bisherige Praktiken<br />
einschränken. Aber auch und<br />
gerade wegen diesem vorgespielten<br />
»Private Equity Aufschrei«,<br />
kann die Kommission die Richtlinie<br />
als ausgewogen darstellen. Auch<br />
Barroso, der zu Beginn der Krise<br />
gegenüber dem europäischen Parlament<br />
»effektive Regulierungen«<br />
versprochen hat, verteidigt die<br />
Kommissionsrichtlinie, und wird<br />
somit wortbrüchig. Das Problem ist<br />
auch, dass man bei diesem Richtlinienentwurf<br />
den Schlupfl öchern im<br />
Grunde nicht ausweichen kann.<br />
Denn die Regelungen beziehen<br />
sich nur auf EU-basierte Fondsmanager,<br />
und die Registrierung ist<br />
Formalsache ohne Bedingungen.<br />
Die Schwelle von EUR 100 Mio.<br />
für Hedge Fonds und EUR 500<br />
Mio. für Private Equity Fonds ist ja<br />
fast eine Einladung für mehr oder<br />
weniger kreative Finanzköpfe und<br />
wird ein Geschäft für Berater, die<br />
wahrscheinlich jetzt schon überlegen<br />
wie man diese Richtlinie<br />
umgehen kann. Die Eigenkapitalvorschriften<br />
sind unbedeutend<br />
(0,02%) und die Transparenz inadäquat.<br />
Es ist weder ein Schutz<br />
institutioneller Investoren vorgesehen,<br />
noch wurden irgendwelche<br />
Maßnahmen zur Steuerfl ucht<br />
festgeschrieben. Die echten Kontrollmechanismen<br />
wie sie vom Parlament<br />
angedacht wurden, sind<br />
in keinster Weise berücksichtigt<br />
worden. Die Gefahr, dass hier ver-<br />
10<br />
INFO<br />
absäumt wird, Vorkehrungen und<br />
Maßnahmen zu setzen, die in Zukunft<br />
ein Finanzmarktdesaster wie<br />
jenes, das diese Weltwirtschaftskrise<br />
ausgelöst hat zu verhindern,<br />
ist leider mehr als offensichtlich.<br />
Die Zahl jener die denken »wir<br />
tauchen durch und dann geht es<br />
weiter wie zuvor« ist wohl immer<br />
noch zu groß. Wenn wir uns vergegenwärtigen,<br />
dass es zu einem<br />
überwiegenden Teil die ArbeitnehmerInnen,<br />
die SteuerzahlerInnen<br />
und die kleinen Leute sind die<br />
sowohl die Kosten, als auch die<br />
Folgen tragen, wird diese Einstellung<br />
zur Farce, und kann nur als<br />
bodenlose Frechheit eingereiht<br />
werden.<br />
Es ist noch nicht zu spät - Wir<br />
fordern klare Maßnahmen!<br />
Dieser Kommissionsentwurf ist in<br />
dieser Form nicht akzeptabel. Er<br />
missachtet die erbrachten Opfer<br />
der vielen Menschen innerhalb<br />
unserer Staatengemeinschaft im<br />
Verlauf der Krise und ist kein Mittel,<br />
um künftig Gefahren entgegenzutreten.<br />
Wir fordern hier eine<br />
schwerwiegende Überarbeitung<br />
der Richtlinie unter Berücksichtigung<br />
folgender Maßnahmen:<br />
• Manager UND Fonds müssen reguliert werden<br />
• direkte Regulierung von Fonds, um Steuer-, Mindestkapital und Liquiditätsvorschriften effektiv umsetzen zu können<br />
• Registrierung von Managern, wenn sie für Fonds arbeiten, bei denen EU Investoren beteiligt sind, um eine Regulierungsfl<br />
ucht zu vermeiden.<br />
• Klare Beschränkung des Einsatzes von Fremdkapital zur Steigerung der Eigenkapitalrendite (Leverage)<br />
• Einführung von strengen Eigenkapitalvorschriften,<br />
• Regulierung der Zerschlagung und Veräußerung von übernommenen Unternehmen (Asset Stripping )<br />
• Anwendung der Richtlinie vom 12.3.2001 - Beschäftigte müssen bei Übernahmen informiert und konsultiert werden<br />
• verpfl ichtende Einbindung der Gewerkschaften und Betriebsräte bei Übernahmeprozessen<br />
• Möglichkeit der Wahl von Europabetriebsräten in von Fonds übernommenen Unternehmen<br />
• Rückzug von Pensionsfonds aus dem Private Equity und Hedge Fonds Markt bzw. Beteiligung nur unter der Aufl age,<br />
dass der Fonds sich zur Erhaltung von Arbeitsplätzen verpfl ichtet<br />
• Beschränkung der steuerlichen Abzugsfähigkeit von Zinsen.<br />
• Manager müssen wie Arbeitnehmer besteuert werden<br />
• Managergehälter und Boni müssen in Relation zum Betriebserfolg und den Einkommen der Beschäftigten stehen<br />
• Einführung einer internationalen Finanztransaktionssteuer einerseits als zentrales Kontrollelement, und andererseits zur<br />
Abfederung der Folgen der Krise<br />
Der Mensch muss im Mittelpunkt des Interesses stehen. Es geht bei dieser Krise nicht um Verluste und Geldvernichtung – hinter<br />
all dem stehen Menschenschicksale. Menschen – Frauen, Männer, Kinder und deren Familien - leiden unter den Auswirkungen<br />
von Kurzarbeit, Arbeitslosigkeit und Armutsgefährdung. Wir müssen JETZT daran arbeiten, dass etwas derartiges nicht mehr<br />
passieren kann.
FRAUEN<br />
Christine Boller - Bundesfrauenvorsitzende<br />
christine.boller@a1.net<br />
»Der Bundesfrauenvorstand«<br />
Der Bundesfrauenvorstand am 11. November 2009 hat dieses Mal bereits am<br />
Vormittag begonnen. Die aktuelle Diskussion rund um die Langzeitversichertenregelung<br />
betrifft natürlich auch uns Frauen.<br />
Daher war es uns sehr wichtig<br />
einen Überblick über das<br />
Pensionsrecht zu erhalten.<br />
Genau das ist uns mit dem Referat<br />
einer Pensionsexpertin aus dem<br />
ÖGB sehr gut gelungen. Das Pensionsrecht<br />
ist sehr komplex und in<br />
einigen Teilen nicht fair gestaltet.<br />
Es steht also die nächste Reparatur<br />
an und dies ist auch unbefriedigend.<br />
Sozusagen eine Reparatur<br />
von der Reparatur. Ideal wäre ein<br />
einfaches, transparentes und faires<br />
Pensionsrecht. Meine Meinung ist:<br />
wenn wir immer nur Forderungen<br />
stellen die sozusagen „realistisch“<br />
sind, werden wir nur mittelmäßige<br />
Ergebnisse erzielen. Weiters stelle<br />
ich mir die Frage, wer defi niert<br />
überhaupt was realistisch ist?<br />
Ein weiterer Schwerpunkt im Rahmen<br />
des Bundesfrauenvorstandes<br />
war der Besuch der Frauenministerin<br />
und ihre Vorstellung des<br />
Nationalen Aktionsplanes – die<br />
Gleichstellung von Frauen und<br />
Männern am Arbeitsmarkt – und<br />
die anschließende Diskussion. Es<br />
gab dazu unterschiedliche Meinungen<br />
jedoch ist es ein Schritt in<br />
die richtige Richtung. Damit muss<br />
begonnen werden, sonst warten<br />
die Frauen die nächsten hundert<br />
Jahre auf die Gleichstellung!<br />
Mit dem frühen Beginn des Bundesfrauenvorstandes<br />
waren unsere<br />
fraktionellen Beratungen etwas<br />
gekürzt. Trotzdem haben wir einen<br />
klaren inhaltlichen Fahrplan<br />
bis zum Bundesforum im Herbst<br />
2010 geschafft. Priorität haben<br />
die Anstrengungen, die <strong>FCG</strong><br />
in der <strong>GPA</strong>-djp zu stärken. Wir<br />
wollen Frauen motivieren, Funktionen<br />
zu übernehmen und unsere<br />
Vorstellungen von Interessenspolitik<br />
verstärkt durchsetzen. Es freut<br />
mich daher ganz besonders dass<br />
unsere neue Kollegin, Mag. Gerti<br />
Wiesinger, engagiert von der ersten<br />
Stunde an, mit ihren Ideen und<br />
mit ihrer Power die Frauenarbeit<br />
sehr bereichert.<br />
Weiters ist es gut zu wissen, dass<br />
wir in unseren Reihen top qualifi<br />
zierte Frauen haben, die den<br />
Bundesfrauenvorsitz ab dem Bundesforum<br />
übernehmen wollen und<br />
dies auch können.<br />
Bis zum Bundesforum gibt es aber<br />
noch viel zu tun. Daher haben wir<br />
für den 2. Dezember 2009 einen<br />
erweiterten Frauenvorstand mit einem<br />
ambitionierten Programm einberufen.<br />
Unter anderem haben wir<br />
11<br />
die Wertediskussion geführt und<br />
mit einem Referat von der neuen<br />
Schulungs- und Bildungsreferentin<br />
Frau Dr. Karin Petter feministische<br />
Impulse bekommen. Bildung generell<br />
und Weiterbildung im Besonderen<br />
ist der Schlüssel für die Weiterentwicklung<br />
und soll uns helfen,<br />
die Werte der <strong>FCG</strong> – Wir leben<br />
Werte – in die tagtägliche Arbeit<br />
zu implementieren.<br />
Gerne berichten wir in der nächsten<br />
Initiative von den Inhalten unseres<br />
erweiterten Frauenvorstandes.<br />
Bis dahin wünsche ich euch und<br />
euren Familien eine schöne Adventzeit!<br />
Herzlichst<br />
Christine Boller<br />
■
Dr. Karin Petter, MSc<br />
karin.petter@fcg.at<br />
Menschsein heißt<br />
Geboren-Werden<br />
Weihnachten ist das Fest Christi Geburt.<br />
Alljährlich erinnern wir uns daran,<br />
dass Gott Mensch wurde und dass<br />
er als Licht unsere Welt erhellt.<br />
Wesentlich ist dabei die Tatsache,<br />
dass Gott sich nicht einfach ein<br />
Menschenkostüm anzog, sondern<br />
dass eine Frau Gottesgebärerin<br />
ist.<br />
Weihnachten als Fest der Geburt<br />
Christi eignet sich deshalb zum<br />
Nachdenken über die weibliche<br />
Seite Gottes sowie über die Bedeutung<br />
des Geboren-Werdens. In<br />
der Bibel gibt es einige Beispiele<br />
für weibliche Gottesbilder.<br />
Ob Hebamme, Gebärerin, oder<br />
Liebende, Gott besitzt weibliche<br />
Züge. In Buch Jesaja spricht Gott<br />
beispielsweise: »Ich will euch<br />
trösten, wie einen seine Mutter<br />
tröstet.« Solche weiblichen Gottesbilder<br />
sind der Inbegriff der schöpferischen<br />
und Neues hervorbringenden<br />
Lebenskraft Gottes.<br />
Diese Bilder zeigen eine wesentliche<br />
Seite Gottes. Sie verdeutlichen,<br />
wie zentral Maria’s Geburt<br />
für das Verstehen der Menschwerdung<br />
Gottes ist. Gott hat sich<br />
durch die Geburt darauf eingelassen,<br />
Mensch zu werden, denn:<br />
Menschsein heißt, Geboren-Werden.<br />
Geboren-Werden ist ein passiver<br />
Vorgang, denn Menschen gebären<br />
sich nicht selbst, kommen nicht<br />
12<br />
Alle Jahre wieder<br />
»Jede Spende ist eine Solidarität der<br />
Liebe«<br />
Diese Aussage von Bischof Kräutler war<br />
2009 der Ansporn des<br />
9. Glühweintreffs in Salzburg. Bischof Kräutler<br />
erhielt im Oktober dieses Jahres von der<br />
theologischen Fakultät Salzburgs das Ehrendoktorat<br />
für sein soziales Engagement in<br />
Brasilien.<br />
Seit 2001 fi ndet unser Glühweintreff am<br />
Alten Markt in der Salzburger Altstadt zu<br />
Beginn der Adventzeit statt. Neun aktive<br />
Betriebsrätinnen und Betriebsräte und vier<br />
Pensionisten schafften auch 2009 trotz sommerlicher<br />
Temperaturen, dass weiterhin Projekte<br />
der Hans Klingler-Stiftung und des Vereines Solidarität mit Lateinamerika mit einem namhaften Betrag<br />
fi nanziell unterstützt werden können. Ein Vergelt`s Gott allen aus Salzburg und Wien, die uns dabei unterstützt<br />
haben.<br />
Ernst Gfrerer, 16.12.09 ■<br />
durch eigenes Planen und Wollen<br />
ins Leben, sondern verdanken ihr<br />
Sein anderen Menschen. Sich anderen<br />
verdanken bedeutet deshalb<br />
In-Beziehung-Sein.<br />
Weihnachten in diesem Sinne<br />
ist eine Rückbesinnung auf unser<br />
»verdanktes« und uns geschenktes<br />
Leben – ein Erinnern<br />
an unser In-Beziehung-Stehen zu<br />
anderen Menschen sowie ein<br />
Erinnern an die schöpferischgebärende<br />
Lebenskraft Gottes.<br />
■
Christliche Soziallehre<br />
Beginn der Serie - Christliche Soziallehre<br />
Hintergrund der Serie<br />
Mit diesem Beitrag beginnt unsere neue Serie zum<br />
Thema Christliche Soziallehre, die sich über die kommenden<br />
vier Ausgaben erstrecken wird. Hintergrund<br />
dieser Diskussion ist das Jahr 2010, welches von der<br />
Fraktion Christlicher Gewerkschafter in der Gewerkschaft<br />
der Privatangestellten-Druck, Journalismus,<br />
Papier unter das Motto »Wir leben Werte« gestellt<br />
wird. Dieses Motto wird vielleicht einigen bekannt<br />
vorkommen. Es stammt von unserer Bundesfraktion,<br />
welche ihren <strong>FCG</strong>-Bundestag 2009 unter dieses Leitbild<br />
gestellt hat. Da die Wertediskussion wieder vermehrt<br />
in den Vordergrund rückt, möchten wir dieses<br />
Motto aufgreifen. Denn eines ist klar: Die Fraktion<br />
Christlicher Gewerkschafter defi niert sich durch diese<br />
Werte und lebt diese auch. Wir müssen uns alle<br />
immer wieder vergegenwärtigen, dass unsere sieben<br />
Grundprinzipien der Christlichen Soziallehre maßgeblich<br />
entscheidend sind, ob Gesellschaft und Wirtschaft<br />
menschengerecht gestaltet werden!<br />
O-Ton<br />
Vorstellung der Serie<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 1<br />
Unsere Serie wird sich, wie bereits erwähnt, über insgesamt<br />
fünf Ausgaben der „Initiative“ erstrecken. Ziel<br />
ist es, dass jeder Einzelne, der sich der Christlichen<br />
Soziallehre verbunden fühlt, einen Gesamteindruck<br />
der Lehre erlangt und für die Zukunft die Basics zum<br />
Nachlesen sammeln kann.<br />
Heute, im ersten Teil der Serie, wird ein Gesamtüberblick<br />
über die Christliche Soziallehre gegeben. Wann<br />
ist sie entstanden, welche Ansichten und Prinzipien<br />
liegen ihr zugrunde etc. Weiters wird das erste der<br />
insgesamt sieben Prinzipien bearbeitet.<br />
In den folgenden drei Ausgaben der Zeitung im Jahr<br />
2010 werden die übrigen sechs Prinzipien vorgestellt<br />
und erarbeitet.<br />
Karl Humpelstetter, Fraktionssekretär Region Wien<br />
karl.humpelstetter@gpa-djp.at<br />
Auf Grund meiner Ausbildung im sozialpädagogischen und psychologischen<br />
Bereich stelle ich immer wieder fest, dass mein Menschenbild am umfassendsten<br />
mit der Weltanschauung kompatibel ist, die auf der Christlichen<br />
Soziallehre aufbaut. Die Christliche Soziallehre geht ja von einem ganzheitlichen<br />
Menschenbild aus und berücksichtigt dabei alle Ebenen des menschlichen<br />
Lebens. Angefangen vom Individuum selbst über die Familie, den Freundeskreis,<br />
den Gemeinden, den Staatengebilden und letztlich auch die weltumfassenden<br />
Dimension unseres Menschseins.<br />
Diese ganzheitliche Sicht dient mir vor allem in der täglichen Auseinandersetzung mit den unterschiedlichen<br />
Interessen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmer, da es dadurch zu einer »verständnisvollen«<br />
Auseinandersetzung kommt. So entsteht gegenseitige Wertschätzung als wichtiger Verhandlungsgrundsatz.<br />
Klar formulierte Grundsätze der Christlichen Soziallehre helfen faule Kompromisse zu verhindern<br />
und unterstützen mich, beharrlich Ungerechtigkeiten zu bekämpfen.<br />
Überdies erlebe ich oft, dass Christliche Wertehaltungen, eingesetzt als Verhandlungsargumente, nicht<br />
so leicht zu entkräften sind. Dadurch ist mein Gegenüber klar gefordert, Farbe zu bekennen. All dies<br />
ist oft ein mühevoller Weg, der zwar manchmal keine raschen Erfolge erzielt, dafür jedoch eine nachhaltige<br />
Sozialpartnerschaft auf betrieblicher Ebene.
Andreas Gjecjai - <strong>FCG</strong> Generalsekretär<br />
andreas.gjecjai@fcg.at<br />
The Winner Takes It All -<br />
Was Sie schon immer über die Christliche Soziallehre wissen wollten<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 2<br />
Christliche Soziallehre<br />
Wenn »der Gewinner alles bekommt«, wie es die schwedische Pop-Gruppe ABBA einst besungen hat, dann<br />
fi ndet sich auf dem zweiten Platz schon der erste Verlierer. Mit diesem Vergleich beschreibt der österreichische<br />
Sozialforscher Manfred Priesching gerne unsere moderne Gesellschaft am Beginn des 21. Jahrhunderts.<br />
In dieser gesellschaftlichen Spaltung, die nur Sieger und Looser kennt, werden mit »Superstar-Castings« völlig<br />
unrealistische Erwartungen bei Kindern und Jugendlichen geweckt, die oft direkt in der sozialen Katastrophe<br />
enden.<br />
Nicht zuletzt werden durch den Anspruch, dass jede/r glaubt, ein Star sein zu müssen, normale Berufe und<br />
gesellschaftliche Integration nachhaltig beschädigt.<br />
Gesellschaftliche Umbrüche<br />
Zeiten des radikalen Wandels hat es immer wieder in der Geschichte gegeben. In der »Industriellen Revolution«<br />
am Ende des 19. Jahrhunderts wurden mit dem Aufkommen der ersten Maschinen ganze Landstriche<br />
entleert und in den Städten sammelten sich die völlig verarmten Arbeiter/innen. Einerseits entstand in diesen<br />
Jahren der Marxismus, zum anderen erschien 1891 die erste Sozialenzyklika „Rerum novarum – Über die<br />
neuen Dinge“. Bereits in der Geburtsstunde der Soziallehre stellte Papst Leo XIII. fest, dass der arbeitende<br />
Mensch und seine Bedürfnisse Vorrang vor dem Kapital haben. Mit dem gesellschaftlichen Wandel im 20.<br />
Jahrhundert formte sich auch die »Christliche Soziallehre« zu einem Gefüge offener Sätze, die aber wesentliche<br />
Orientierungen zur Gestaltung der Gesellschaft vermittelt.<br />
Die Menschenwürde, die Solidarität und die Subsidiarität sind wohl die meistgenannten Kennzeichen der<br />
Soziallehre. Aber auch das Gemeinwohlprinzip sowie das Prinzip der allgemeinen Bestimmung der Güter<br />
stellt uns angesichts der katastrophalen Lage in den Entwicklungsländern vor ungeheure Aufgaben; dass neuerdings<br />
»Beteiligung und Demokratie« als Prinzipien der Soziallehre genannt werden, beweist die ständige<br />
Weiterentwicklung und das »Prinzip der Nachhaltigkeit« gewinnt – angesichts der Umweltbelastung – ständig<br />
an Bedeutung. Also sieben gute Gründe, sich eingehender mit der Soziallehre zu befassen.<br />
Der Mensch ist ein Gesamtkunstwerk<br />
Nach dem obersten Grundsatz der Christlichen Soziallehre muss »der Mensch der Träger, Schöpfer und das<br />
Ziel aller gesellschaftlichen Einrichtungen sein.« (Sozialenzyklika Mater et magistra, 1961)<br />
Der Kampf um die Würde und Freiheit des Menschen bildet auch heute noch den Schwerpunkt in den schwierigen<br />
Auseinandersetzungen in einer »The-Winner-Takes-It-All-Gesellschaft«, wo gegen eine drohende »allumfassende<br />
Ökonomisierung« aller Lebensbereiche immer wieder gesagt werden muss: Wir sind Menschen mit<br />
persönlicher Würde und unveräußerlichen Rechten und kein beliebig verfügbares »Humankapital«.<br />
Wenn wir den Menschen in den Mittelpunkt stellen, zeigt die praktische Erfahrung sehr überzeugend: »Der<br />
Mensch trägt in jedem Moment seiner Gegenwart die Ereignisse seiner Vergangenheit und die Möglichkeiten<br />
seiner Zukunft in sich.<br />
Er ist als Person nur in diesem zeitlichen Zusammenhang zu begreifen. In gleicher Weise steht der Mensch<br />
immer in einem soziokulturellen Umfeld und in einem Beziehungsrahmen …<br />
Nur so ist der Mensch als »Gesamtkunstwerk« zu verstehen.« (Karl Klein).
Christliche Soziallehre<br />
Gegenentwurf<br />
Daher ist die Christliche Soziallehre ein »Gegenentwurf« zur erlebten Realität vieler Menschen und hat dabei<br />
eine dreifache Aufgabe:<br />
• sie soll Grundsätze für eine gerechte Wirtschafts- und Sozialordnung vorlegen<br />
• sie soll ihre kritische Stimme erheben, wo in der Gesellschaft die Menschenwürde verletzt wird<br />
• und sie soll selber positiv mitwirken, dass ihre Grundsätze in der Praxis verwirklicht werden<br />
Überblick über die wichtigsten Sozialenzykliken<br />
(1891-2009)<br />
Rerum novarum gilt als Mutter aller Sozialenzykliken. Sie wurde von Papst Leo XIII. verfasst und im<br />
Jahr 1891 veröffentlicht. In dieser Enzyklika setzt sich Papst Leo XIII. für die Rechte der Arbeiter ein und<br />
fordert für sie das Recht auf Eigentum.<br />
Quadragesimo anno wurde von Papst Pius XI. im Jahr 1931 veröffentlicht und bezieht sich auf<br />
den vierzigsten Jahrestag der Veröffentlichung von Rerum novarum. In dieser Enzyklika wird über die<br />
Arbeiterfrage hinausgehend die gesamte Gesellschaftsordnung angesprochen- immer im Kontext zur<br />
Wirtschaftskrise der 30er Jahre. Papst Pius XI. greift erstmals das Subsidiaritätsprinzip auf.<br />
Mater et Magistra wurde 1961 von Papst Johannes XXIII. veröffentlicht und befasst sich sehr lebensnah<br />
mit der Situation der Arbeitswelt und der Arbeiter, die in ihr leben müssen. Die Problematik<br />
zwischen Nord- und Süd wird erstmals angesprochen und die Idee der Entwicklungshilfe angedacht.<br />
Pacem in terris wurde 1963 von Papst Johannes XXIII. veröffentlich und enthält elementare Bestandteile<br />
der Christlichen Soziallehre. Papst Johannes XXIII. betont die Bedeutung der Achtung der Menschenrechte<br />
als notwendige Konsequenz des christlichen Verständnisses von Menschen.<br />
Laborem exercens wurde 1981 von Papst Johannes XXIII. veröffentlicht. Hier schreibt der Papst vor<br />
allem über die Arbeit als eines der Kennzeichen des Menschen, die ihn von anderen Geschöpfen unterscheidet.<br />
Diese Enzyklika erscheint in der Zeit, als die soziale Frage eine neue Dimension erreicht.<br />
Centesimus annus ist ein 1991 veröffentlichtes apostolisches Rundschreiben, wo Papst Johannes<br />
XXIII. deutlich macht, dass die Soziallehre eine wechselseitige Beziehung zwischen Gott und den<br />
Menschen sei, so dass Gott in jedem Menschen und jeder Mensch in Gott die Voraussetzung zu einer<br />
menschlichen Entwicklung schaffe.<br />
Caritas in Veritate ist die jüngste Sozialenzyklika und wurde erst im August 2009 von Papst Benedikt<br />
dem XVI. veröffentlicht. Das zentrale Thema in seinem Werk ist die weltweite Entwicklung menschlichen<br />
Lebens in wirtschaftlicher, sozialer und geistig-moralischer Hinsicht. Zentraler Gedanke ist die<br />
Erkenntnis, dass wirtschaftliche und soziale Entwicklung nicht ohne Ethik gelingen kann, und Ethik nicht<br />
ohne Gottesbezug auskommt.<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 3
7 Bausteine<br />
der Christlichen Soziallehre<br />
»….der Mensch ist ein Gesamtkunstwerk!«<br />
• Menschenrechte<br />
• Menschenwürde<br />
• Selbstverwirklichung<br />
Das Prinzip des Gemeinwohls<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 4<br />
Christliche Soziallehre<br />
• Die Gesamtheit jener Bedingungen des gesellschaftlichen Lebens, die sowohl Gruppen als auch Einzelnen<br />
ermöglichen, ganz ihr Menschsein zu verwirklichen.<br />
»….die Erde ist für alle da - Option für die Armen!«<br />
• Aufmerksamkeit für die soziale und politische Dimension des Problems der Armut<br />
• Betonung des Zusammenhangs von sozialem Frieden und Gerechtigkeit<br />
Das Prinzip der Subsidiarität<br />
• Hilfe zur Selbsthilfe<br />
• Dezentralisierung<br />
• Selbstbestimmung<br />
Beteiligung und Demokratie<br />
• Aktive Mitverantwortung<br />
• Demokratische Bewusstseinsbildung<br />
• Umfassende, aktive Beteiligung und Demokratie (z.B. in Familie, der Gemeinde, in freien Vereinigungen,<br />
aber vor allem im Betrieb und in der Arbeitswelt)<br />
Das Prinzip der Solidarität<br />
• Gegenpart zu Individualismus und Kollektivismus<br />
• Gegenseitige Verantwortung<br />
• Solidarität unter Gleichen<br />
• Solidarität unter Ungleichen<br />
Das Prinzip der Nachhaltigkeit<br />
• Die Verantwortung durch Nachhaltigkeit fi ndet Ausdruck in der Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft.<br />
Eine Wirtschaftsweise, welche die Ressourcen der Erde für den Augenblick verbraucht und keine<br />
Rücksicht auf künftige Generationen nimmt, ist zutiefst ungerecht. Nachhaltigkeit bedeutet Einsatz für<br />
gerechte Lebensbedingungen und einen schonenden Umgang mit der Natur auf die Zukunft hin.
Christliche Soziallehre<br />
Das erste Prinzip<br />
»….der Mensch ist ein Gesamtkunstwerk!«<br />
„Der Mensch trägt in jedem Moment seiner Gegenwart die Ereignisse seiner Vergangenheit und die Möglichkeiten<br />
seiner Zukunft in sich. Er ist als Person nur in diesem zeitlichen Zusammenhang zu begreifen. …<br />
Nur so ist der Mensch als »Gesamtkunstwerk« zu verstehen. Zwar durch sein soziales Umfeld und genetisch<br />
beeinfl usst ist ein wesentlicher Anteil seines Wesens aber einmalig und macht die erlebende Person aus.“<br />
In dieser Aussage von Karl Klein ist der Gedanke des ersten Prinzips der Christlichen Soziallehre bereits perfekt<br />
beschrieben. Der Mensch bildet das Herz und die Seele unserer christlichen Werthaltung.<br />
Die Christliche Soziallehre bezieht die letzte Begründung der Würde des Menschen und der damit zusammenhängenden<br />
Grundprinzipien aus dem Glauben, dennoch ist sie davon überzeugt, dass auch menschliche<br />
Vernunft und Einsicht eine große Rolle spielen. Deshalb richtet sich die Christliche Soziallehre nicht nur an die<br />
AnhängerInnen des christlichen Glaubens, sondern an alle Menschen »guten Willens«. Wichtig ist es auch<br />
zu begreifen, dass die Christliche Soziallehre keine Patentlösungen gibt oder geben kann, sondern sich als<br />
Grundorientierung in der Suche nach einer menschengerechten Gestaltung von Wirtschaft und Gesellschaft<br />
versteht.<br />
Wenn man sich vergegenwärtigt, dass der Mensch ein Gesamtkunstwerk ist, stehen vier Werte besonders im<br />
Vordergrund. Die Menschenwürde, die Menschenrechte, die Selbstverwirklichung sowie die Verantwortung<br />
für sein eigenes Tun und Handeln. Diese Auffassung steht in einem sehr engen Verhältnis zu der 1948 veröffentlichten<br />
UN-Menschenrechtscharta.<br />
Artikel 1: Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und<br />
Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen.<br />
Bereits im Jahr 1963 wurde die Sozialenzyklika Pacem in terris von Papst Johannes XXIII. veröffentlicht, worin<br />
er besonders die Bedeutung der Achtung der Menschenrechte als notwendige Konsequenz des christlichen<br />
Verständnisses von Menschen betont.<br />
Mit der Enzyklika Pacem in terris machte sich 1963 die katholische Kirche die Idee der Menschenrechte<br />
zueigen und sieht sich seither in der Rolle der Fürsprecherin und Verteidigerin der Menschenrechte. Der Verwirklichung<br />
dieser Idee dient sie auf verschiedene Weise. So vermittelt sie in der Erziehung die christlichen<br />
Werte und unterstreicht die sich daraus ergebende Verpfl ichtung zur Nächstenliebe und die Verbindung zu<br />
den Menschenrechten.<br />
Die Einzigartigkeit, die im Begriff des »Gesamtkunstwerks« anklingt, macht jeden Menschen zu einer wertvollen<br />
Person, die frei ist, Achtung verdient und Grundrechte hat. So ist das Bemühen um die Festlegung und<br />
weltweite Verbreitung der Menschenrechte eine der wichtigsten Maßnahmen, um der unverzichtbaren Forderung<br />
der Menschenwürde zu entsprechen.<br />
Der Kampf um die Würde und Freiheit des Menschen ist heute genauso aktuell wie bisher. Der Mensch ist<br />
kein »Humankapital«, als welches er in der heutigen Gesellschaft oft gesehen wird. Er hat seine Würde und<br />
unveräußerliche Rechte, die es gilt zu wahren. Freiheit und Würde sind für jeden Menschen, ja für jedes<br />
Individuum, unabdingbar.<br />
Als weiterer wichtiger Wert wurde die Verantwortung eines jeden Menschen sich und seiner Umwelt gegenüber<br />
angesprochen. Der Mensch, als freie und selbstverantwortliche Person verstanden, ist der grundlegende<br />
Baustein für Wirtschaft und Gesellschaft. In der Christlichen Soziallehre heißt es dazu folgend:<br />
»Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Einrichtungen ist der Mensch als Person […] Die Ordnung der Dinge<br />
muss der Ordnung der Personen dienstbar werden und nicht umgekehrt…«<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 5
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 6<br />
Christliche Soziallehre<br />
Da der Mensch als »Gesamtkunstwerk« und »Träger und Ziel aller gesellschaftlichen Einrichtungen«, verstanden<br />
wird, kommt seiner Selbstverwirklichung ein hoher Stellenwert in der Christlichen Soziallehre zu.<br />
Der Mensch als freie Person zählt und nicht das Kollektiv.<br />
Mit dieser Freiheit des Menschen sich selbst zu verwirklichen wird indirekt auch eine Aufgabe angesprochen,<br />
die als Selbstverantwortung einen weiteren wichtigen Baustein darstellt. Gerade in unserer schnelllebigen<br />
Zeit ist es nötig, Beziehungslosigkeit entgegen zu wirken, bzw. die Generationen wieder verstärkt miteinander<br />
zu vereinen. Nachbarschaft kann neu entdeckt und soziale Funktionen können durch Eigeninitiative<br />
neu organisiert werden. Eigenverantwortung und Solidarität müssen in eine neue Balance gebracht werden,<br />
denn nur Solidarität einzufordern, ohne Eigenverantwortung zu bringen, würde auf Dauer die Solidarität<br />
überstrapazieren.<br />
Zitate Sozialenzykliken<br />
»Politische Macht erhält ihre Legitimität nicht aus militärischer Stärke, sondern aus dem Maß an verwirklichter<br />
Gerechtigkeit.« (Ökumenisches Sozialwort)<br />
»Der Umweltschutz stellt eine Herausforderung für die gesamte Menschheit dar: Es handelt sich um die<br />
gemeinsame und allumfassende Pfl icht, ein gemeinschaftliches Gut zu achten.« (Centesimus annus)<br />
»Die wirtschaftliche Freiheit ist nur ein Element der menschlichen Freiheit. Wenn sie sich autonom<br />
erklärt, wenn der Mensch nur mehr als Produzent bzw. Konsument von Gütern gesehen wird, dann<br />
verliert sie ihre notwendige Beziehung zum Menschen, den sie schließlich entfremdet und unterdrückt.«<br />
(Centesimus annus)<br />
„So wahr es auch ist, dass der Mensch zur Arbeit bestimmt und berufen ist, so ist doch in erster Linie<br />
die Arbeit für den Menschen da und nicht der Mensch für die Arbeit.“ (Laborem exercens)<br />
»Der Mensch in seiner konkreten historischen Situation bildet das Herz und die Seele der Soziallehre,<br />
weil die gesamte Soziallehre vom Grundsatz ausgeht, dass die Würde des Menschen unantastbar ist.«<br />
(Centesimus annus/ Mater et magistra)<br />
»Die schwerwiegenden sozialen Probleme, die sich heute stellen, können nur gelöst werden, wenn<br />
man neue Allianzen der Solidarität bildet.« (Libertatis conscientia)<br />
»Wir haben auch die Verantwortung für die Welt und die Menschen von Morgen.« (Sozialhirtenbrief)<br />
»Eine Demokratie ohne Werte verwandelt sich, wie die Geschichte beweist, leicht in einen offenen<br />
oder hinterhältigen Totalitarismus.« (Centesimus annus)<br />
»Allen, besonders den Regierenden, die damit beschäftigt sind, den Wirtschafts- und Gesellschaftsordnungen<br />
der Welt ein erneuertes Profi l zu geben, möchte ich in Erinnerung rufen, dass das erste zu<br />
schützende und zu nutzende Kapital der Mensch ist, die Person in seiner Ganzheit-ist doch der Mensch<br />
Urheber, Mittelpunkt und Ziel aller Wirtschaft.« (Caritas in Veritate)
Christliche Soziallehre<br />
LAbg. Anton Pertl<br />
(<strong>FCG</strong> BR TIWAG)<br />
»Der Mensch steht im Mittelpunkt meiner täglichen Arbeit!«<br />
Die Grundsätze meiner Arbeit als Betriebsrat, auf Basis der Christlichen Soziallehre<br />
sind Solidarität und Gerechtigkeit mit dem vollen Einsatz für alle Kolleginnen und<br />
Kollegen.<br />
Alle Anliegen und Sorgen meiner Kolleginnen und Kollegen sind für mich wichtig. Der Mensch steht im<br />
Mittelpunkt meiner täglichen Arbeit.<br />
Sabine Lukse<br />
(<strong>FCG</strong> BR-Vorsitzende, SVB)<br />
»Toleranz hat einen großen Stellenwert in meinem Tun und Handeln!«<br />
Für mich als Betriebsrätin steht der Respekt vor dem Menschen im Mittelpunkt- egal<br />
welcher Herkunft, Hautfarbe, Religion oder auch politischen Einstellung. Mit dieser<br />
Einstellung geht man sowohl privat als auch berufl ich sehr gut durchs<br />
Leben.<br />
Ich versuche jedem Menschen gegenüber gleich aufzutreten, egal ob Generaldirek- tor oder<br />
Putzdame. Vor allem Toleranz (natürlich bis zu einem gewissen Ausmaß) hat in meinem Tun und Handeln<br />
einen großen Stellenwert. Ich versuche Vorurteile so gut wie möglich nicht aufkommen zu lassen.<br />
In diesem Zusammenhang ist mir vor allem das Gespräch untereinander sehr wichtig - gerade dort<br />
können Missverständnisse und Unklarheiten beseitigt werden.<br />
Erol Holawatsch<br />
(<strong>FCG</strong> BR, WGKK)<br />
»Sich mit Festigkeit der Herausforderung stellen!«<br />
Der Kompromiss – nicht der Kampf - steht bei uns im Mittelpunkt, weil es uns selbstverständlich<br />
ist, dass niemals auf Dauer eine Meinung allein seligmachend sein<br />
wird.<br />
Sich mit Festigkeit den Herausforderungen stellen ist das Credo unserer Bewegung. Der Mensch ist<br />
mehr als das, was Erbanlagen und Umwelteinfl üsse aus ihm machen.<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 7
Notizen<br />
Sammelblätter - Ausgabe Dezember 2009 - 8<br />
Christliche Soziallehre<br />
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JUGEND<br />
Landesjugendkonferenz in Weiz<br />
Neustart der <strong>FCG</strong>-Jugend Steiermark.<br />
Hochmotiviert und mit einer<br />
großartigen Aufbruchsstimmung<br />
begingen die Steirischen<br />
Christgewerkschafter/innen<br />
ihre Landesjugendkonferenz am<br />
Weizberg. Begleitet von hochkarätigen<br />
Referenten wurde der neue<br />
Vorstand der <strong>FCG</strong>-Jugend nahezu<br />
einstimmig gewählt.<br />
Der neue Vorsitzende heißt Christian<br />
Schwarz (<strong>GPA</strong>-djp), BWL-<br />
Student aus Unterfl adnitz. Ihm zur<br />
Seite stehen vier Stellvertreter/<br />
innen: Anja Klug (<strong>GPA</strong>-djp), Angestellte<br />
bei der KAGES aus Graz,<br />
Gerhard Berghold (<strong>GPA</strong>-djp),<br />
Krankenpfl eger in der Region Oststeiermark,<br />
Christa Reinisch (<strong>GPA</strong>djp),<br />
Steinmetzmeisterin in der<br />
Weststeiermark und Gernot Sattler<br />
(GÖD), Polizist aus der Obersteiermark.<br />
In Anwesenheit von <strong>FCG</strong>-Generalsekretär<br />
Andreas Gjecaj, <strong>FCG</strong>-<br />
13<br />
Landesvorsitzenden Franz Gosch,<br />
ÖGB-Vorsitzenden-Stv. Franz Haberl<br />
und Landessekretär Bernhard<br />
Ederer wurden die Neuwahlen<br />
durchgeführt.<br />
Als Hauptreferenten des Tages waren<br />
ÖAAB-Generalsekretärin Beatrix<br />
Karl und EU-Abgeordneter und<br />
EVP Vizepräsident Othmar Karas<br />
angereist.<br />
Die Referenten und Ehrengäste<br />
stellten sich einer kritischen Diskussion<br />
mit den Jugendlichen. Der neu<br />
gewählte Landesjugendobmann<br />
Christian Schwarz konnte bereits<br />
ein umfassendes Programm präsentieren.<br />
Der Schwerpunkt liegt vor allem<br />
auf der Forcierung der Ausbildungsschiene<br />
für die neuen Jugendgewerkschafter/innen.<br />
■
Unsere Kollegin trat mit Kandidatinnen<br />
und Kadidaten an, mit<br />
dem Schwerpunkt das Verbindende<br />
über das Trennende zu stellen<br />
und erreichte damit 94,51 Prozent<br />
aller Stimmen. Die RSC Raiffeisen<br />
Daten Service Center GmbH verfügt<br />
über 554 wahlberechtigte<br />
Mitarbeiter, die mit ihrer großen<br />
Wahlbeteiligung von 85,56 Prozent<br />
mit insgesamt 474 abgegebenen<br />
Stimmen dem Betriebsrat<br />
ihr Vertrauen schenkten.<br />
14<br />
Betriebsratswahlen<br />
1. Reihe von links: Vera Bihl, Christine Scharl, Paul Hackl, Sandra Becker, Claudia Hüttner, Sigrid Hausknecht, Manuela Berger, Andrea Bauer, Olaf Kiel, 2. Reihe:<br />
Cameron Calof, Hans Jürgen Oberwald, Josef Hofer, Andreas Hrovath, Manfred Sauer, Helmut Tomaschek, Gerhard Eckardt, Manfred Lechner, Manfred Sauer<br />
Betriebsratswahlen<br />
Bei den Betriebsratswahlen 2009 der RSC, die am 21. Oktober 2009 stattfanden,<br />
konnte ein großer Erfolg für die Liste unserer Christgewerkschafterin Sigrid Hausknecht<br />
erzielt werden.<br />
Über das Unternehmen:<br />
Liebe Sigrid!<br />
Wir gratulieren an dieser Stelle<br />
sehr herzlich zu deinem Erfolg<br />
und wünschen dir und deinem<br />
Team alles Gute bei eurer<br />
weiteren Arbeit im Dienste der<br />
Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer.<br />
Die RSC Raiffeisen Daten Service Center GmbH unterstützt österreichische Banken und Versicherungen mit<br />
ihren Tätigkeiten in der Abwicklung von Zahlungsverkehr-, Wertpapier-, Treasury- und Cash-Management-Transaktionen<br />
sowie im Bereich elektronische Archivierung, Postversand und Logistik. Den regionalen<br />
Schwerpunkt bilden die Bundesländer Wien, Niederösterreich und Burgenland.<br />
■
Bundes <strong>FCG</strong><br />
Resolution des <strong>FCG</strong>-Bundesvorstandes<br />
Der Bundesvorstand der Fraktion Christlicher Gewerkschafterinnen und Gewerkschafter (<strong>FCG</strong>) im ÖGB<br />
hat in seiner Sitzung am 28. Oktober 2009 folgende Resolution beschlossen:<br />
1. Fairness-Pakt für „Gute Arbeit“<br />
Solidarität und Gerechtigkeit trotz Krise!<br />
In einer weltweiten Krise sind Gewerkschaften besonders gefordert. Wie die laufenden Kollektivvertragsverhandlungen<br />
zeigen, meinen manche Arbeitgeber die Krise für ihre Zwecke nutzen zu können.<br />
Die <strong>FCG</strong> fordert, dass gerade in Krisenzeiten die Sozialpartnerschaft gestärkt werden muss und faire<br />
Arbeitsbedingungen sowie ein gerechter Lohn Grundbedingungen für eine „GUTE ARBEIT“ sind. Wir<br />
wollen in unserem Land keine »working poor« – also keine Verhältnisse, wo Menschen trotz Erwerbsarbeit<br />
arm sind. Darum kämpfen wir Christgewerkschafterinnen und Christgewerkschafter für bestmögliche<br />
Arbeitsbedingungen und für ein Lohnniveau, von dem Menschen, die voll berufstätig sind, gut leben<br />
können.<br />
Weil sich eine Partnerschaft besonders in »schlechten Zeiten« bewährt, fordern wir einen Fairness-Pakt<br />
zwischen den Sozialpartnern. Lohnrunden, wo Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer reale Einkommensverluste<br />
hinnehmen müssten, sind kein Rezept um aus einer Krise herauszufi nden und werden daher<br />
entschieden abgelehnt. Vielmehr müssen wir gemeinsam alles unternehmen, um die Inlandsnachfrage<br />
als treibenden Wirtschaftsfaktor weiter anzukurbeln. Ein fairer Umgang ist die Grundvoraussetzung für<br />
den sozialen Frieden – in und auch nach der Krise. Dazu gehört auch eine gerechte Verteilung von<br />
Arbeit und Arbeitszeit.<br />
2. Vollbeschäftigung muss ein angestrebtes Ziel bleiben<br />
Bei ständig steigenden Arbeitslosenzahlen mag eine Dämpfung des Anstiegs schon als Erfolg erscheinen.<br />
Wir Christgewerkschafterinnen und Christgewerkschafter wollen aber niemand in diesem Land von<br />
der Erwerbsarbeit ausschließen. Also muss es ein ständiges Ziel bleiben, für möglichst alle Menschen<br />
Arbeitsplätze zu schaffen. Mit dem Konzept einer »Ökosozialen Marktwirtschaft« sieht die <strong>FCG</strong> keinen<br />
Widerspruch zwischen sozialen, ökologischen und ökonomischen Erfordernissen – im Gegenteil, die<br />
ökonomische Dimension ist ohne soziale und ökologische Dimension sinnlos und für die Gesellschaft<br />
nicht funktional. Wirtschaft muss soziale und ökologische Verantwortung wahrnehmen, um nicht zum<br />
Selbstzweck zu verkommen. Wir sind der Meinung, dass sich Investitionen in den Umweltschutz mehrfach<br />
rechnen, weil sie nicht nur Arbeitsplätze schaffen, sondern auch die Umwelt für unsere Kinder und<br />
Enkel lebenswert erhalten.<br />
Gerade der öffentliche Dienst ist in Krisenzeiten Garant für Sicherheit und Stabilität. Daher sollten<br />
vorschnelle und meist völlig an der Realität vorbeigehende »Einsparungsrechnungen« unterbleiben und<br />
verantwortliche Ministerinnen und Minister vor allem die bestmögliche Erfüllung der gestellten Aufgaben<br />
in ihrem jeweiligen Ressort im Auge haben.<br />
3. Qualität der Sozialleistungen ständig verbessern<br />
Gesellschaftspolitisch entspricht es dem Prinzip der Solidarität, dass wir den Schwächeren in unserer<br />
Gesellschaft helfen bzw. Hilfe zur Selbsthilfe anbieten.<br />
Transferkonto: Der jüngste Vorschlag, alle Sozialtransfers in einem so genannten Transferkonto darzustellen,<br />
wird von der <strong>FCG</strong> begrüßt. Dieser Schritt zu mehr Transparenz war überfällig. Zum einen<br />
15
16<br />
Bundes <strong>FCG</strong><br />
wird die Wahl »zwischen einer Brille oder einer Augenbinde« – also die Möglichkeit, etwas genauer<br />
oder ungenauer zu sehen – wohl immer zugunsten der Genauigkeit ausfallen. Zum anderen machen<br />
wir immer wieder die Erfahrung, dass Menschen nicht über alle Sozialleistungen aufgeklärt sind und<br />
daher auch nicht in Anspruch nehmen, was ihnen eigentlich zustehen würde. Auch zu diesem Zweck<br />
wäre ein Mehr an Transparenz eine wünschenswerte Qualitätsverbesserung. Drittens sollte, wenn es<br />
Doppelt- oder Dreifachzuwendungen für denselben Anlass gibt, die Möglichkeit geschaffen werden zu<br />
prüfen, ob das auch gerechtfertigt ist. Mit gleicher Intensität sind Förderungen Richtung Unternehmen<br />
und Bauern transparent zu machen – und auch dort sind Mehrfachförderungen zu hinterfragen.<br />
Mindestsicherung: Die <strong>FCG</strong> sieht in der österreichweiten Einführung einer einheitlichen Mindestsicherung<br />
einen deutlichen Schritt zur Verbesserung. Bisher galten ja in den Bundesländern zum Teil völlig<br />
unterschiedliche Regelungen und Sätze. Bevor jetzt aber die Diskussion über eine Ausweitung fortgesetzt<br />
wird, ist der Sozialminister gefordert, endlich offen zu legen, welche Transferleistungen von den<br />
Ländern und Gemeinden zusätzlich zur Mindestsicherung noch fl ießen – um eine echte Vergleichbarkeit<br />
zu schaffen. Jedenfalls muss klar sein, dass die kollektivvertraglichen Mindestlöhne vom Nettoertrag<br />
deutlich über der Mindestsicherung liegen müssen.<br />
Arbeitslosengeld: Gerade die so genannte »Nettoersatzrate«, also die Höhe des Arbeitslosengelds<br />
im Vergleich zum Lohn, zeigt, dass internationale Vergleiche auch deswegen so schwierig sind, weil<br />
andere »Sozial-Transfers« völlig unterschiedlich Aufnahme in das System fi nden. Die <strong>FCG</strong> fordert die<br />
Anhebung der Nettoersatzrate auf die Höhe des durchschnittlichen Niveaus aller EU-Staaten. Sozialminister<br />
Hundstorfer wird jedoch nachdrücklich aufgefordert, echte Vergleichszahlen, inkl. Sozialtransfers,<br />
auf den Tisch zu legen. Jüngste Studien haben zwar in Österreich für eine gesteigerte Aufmerksamkeit<br />
gesorgt, aber der zuständige Sozialminister ist bislang die Antwort – wie man alle Sozialtransfers<br />
bündeln und gerecht berücksichtigen kann – schuldig geblieben.<br />
Pensionen: Für die <strong>FCG</strong> ist völlig klar, dass sich 45 bzw. 40 Jahre Beitragsleistung auch in Zukunft<br />
lohnen müssen. Wir sehen es nur als gerechtfertigt an, dass Menschen, die durch jahrzehntelange Beitragsleistungen<br />
das System letztendlich fi nanziert haben, auch einen Vorteil davon haben sollen. Derzeit<br />
ist die Langzeitversichertenregelung (sog. »Hackler-Regelung«) bis einschließlich 2013 gültig – für die<br />
Zeit danach sind möglichst faire Modelle zu erarbeiten – einmal mehr ist der zuständige Sozialminister<br />
gefordert. Jedenfalls ist es notwendig, dass auch für die Jüngeren diesbezüglich Perspektiven geschaffen<br />
werden. In diesem Zusammenhang ist auch die Schwerarbeitspension sowie die Berufsunfähigkeits- und<br />
Invaliditätspension zu verbessern und zu verbinden.<br />
4. Mittelstand entlasten!<br />
Die steuerliche Entlastung der Familien und des Mittelstands ist weiter fortzusetzen.<br />
Als eine mögliche Gegenfi nanzierung käme die Besteuerung von internationalen Finanztransfers in<br />
Frage, die endlich auf europäischer Ebene umzusetzen ist. Ebenso sollte auf Sicht der Vermögenszuwachs<br />
in Stiftungen jenem auf Sparbüchern von der Besteuerung her angeglichen werden.<br />
Die vielfach diskutierte Vermögensbesteuerung wird abgelehnt, denn sollte diese eine budgetäre Entlastung<br />
bringen, müsste sie tief in den Mittelstand hineinwirken. Sie wäre dann eine Form der Eigentumssteuer.<br />
Solidarität und Gerechtigkeit bedeutet, im Bereich des Sozialen und der Förderungen treffsicher<br />
vorzugehen. Keine Gießkannenpolitik sondern Unterstützung für jene – das gilt sowohl für Arbeitnehmerinnen<br />
und Arbeitnehmer als auch für Unternehmerinnen und Unternehmern sowie Bäuerinnen und<br />
Bauern – die es wirklich brauchen. Der weitere Ausbau von Sozialleistungen ist nur dann machbar,<br />
wenn die Transparenz und somit die Treffsicherheit erhöht wird. Primäres Ziel muss es jedoch sein,<br />
Arbeitsbedingungen zu verbessern, Standards zu festigen und Lohnniveaus auszubauen!
Internationales<br />
Mag. Katharina Reitmayr<br />
katharina.reitmayr@gpa-djp.at<br />
EO/WOW Amsterdam<br />
Flexicurity – Patentrezept oder Zauberwort?<br />
Am 1. und 2. Oktober 2009<br />
fand in Amsterdam ein Seminar<br />
zum Thema »Wer<br />
defi niert fl exible Arbeit?« statt,<br />
organisiert von der dänischen<br />
christlichen Gewerkschaft KRIFA,<br />
von der Weltorganisation für ArbeitnehmerInnen<br />
WOW und dem<br />
Europäischen Zentrum für Arbeitnehmerfragen<br />
EZA.<br />
Die rund 60 TeilnehmerInnen, darunter<br />
auch eine hochkarätig besetzte<br />
Delegation der <strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>djp,<br />
erfuhren in anspruchsvollen<br />
Referaten interessante Details über<br />
die unterschiedlichen Modelle zur<br />
Flexibilisierung der Arbeit in den<br />
verschiedenen europäischen Ländern<br />
und versuchten in diesem Zusammenhang<br />
unter anderem eine<br />
einheitliche Defi nition des Wortes<br />
»Flexicurity« zu fi nden. Letzteres<br />
ist die englische Verknüpfung der<br />
Begriffe (Arbeits-) Flexibilität und<br />
(soziale) Sicherheit und als eine<br />
Art Modewort in aller Munde.<br />
Doch was bedeutet diese Wortschöpfung<br />
genau und welche Vor-<br />
bzw. Nachteile bringt sie den ArbeitnehmerInnen?<br />
Vor allem in Krisenzeiten rufen<br />
die ArbeitgeberInnen nach einer<br />
Lockerung der gesetzlichen ArbeitnehmerInnen-Schutzbestimmungen<br />
und fordern eine Flexibilisierung<br />
der Arbeitszeiten um wettbewerbs-<br />
fähig zu bleiben. Die ArbeitnehmerInnen<br />
stehen oftmals vor der<br />
Wahl dieses Spiel mitzuspielen<br />
oder ihren Job zu verlieren.<br />
Da die Arbeitslosigkeit in den osteuropäischen<br />
Ländern dermaßen<br />
hoch ist (beispielsweise in Serbien<br />
liegt die Arbeitslosenrate bei 70%)<br />
und daher Fragen zur Flexicurity<br />
dort nicht vorrangig sind, machen<br />
die Gewerkschaften der west- und<br />
mitteleuropäischen Länder darauf<br />
aufmerksam, dass es durch die<br />
jüngsten Flexibilisierungs-Entwicklungen<br />
zu einer Verlagerung vieler<br />
Risiken vom Arbeitgeber zum<br />
Arbeitnehmer kommt und somit<br />
die Job- und Einkommenssicherheit<br />
der ArbeitnehmerInnen akut<br />
gefährdet wird.<br />
Auch die Auswirkungen auf das<br />
Gesellschaftsleben sind zu berücksichtigen<br />
und zu erforschen. Wie<br />
fl exibel die Arbeitszeitrahmen<br />
bereits sind, veranschaulichte der<br />
17<br />
Hinweis aus der österreichischen<br />
Delegation, dass ArbeitnehmerInnen<br />
heutzutage sowohl den Privat-<br />
als auch den Arbeitskalender benötigen,<br />
um einen simplen Termin<br />
auszumachen.<br />
Ergebnis des Seminars war, dass<br />
es keine einheitliche Defi nition von<br />
»fl exibler Arbeit« oder »Flexicurity«<br />
gibt, weil die Begriffe Flexibilität<br />
und Sicherheit zu vielschichtig<br />
sind. Die Gewerkschaften können<br />
und wollen sich der Flexibilisierungseuphorie<br />
nicht verschließen,<br />
suchen aber nach wirksamen Maßnahmen,<br />
um den Faktor Sicherheit<br />
für die ArbeitnehmerInnen trotz<br />
zunehmendem Flexibilitätsbedarf<br />
zu wahren.<br />
■
INFOFRAME zu Flexicurity<br />
18<br />
INFO<br />
Das Wort »Flexicurity« setzt sich aus den Wörtern »Flexibility« (Flexibilität) und »Security« (Sicherheit)<br />
zusammen und steht für die Idee, Flexibilität am Arbeitsmarkt mit sozialer Sicherheit zu kombinieren.<br />
Eine einheitliche Defi nition von Flexicurity gibt es in der sozialwissenschaftlichen Literatur nicht.<br />
Das Hauptaugenmerk liegt vor allem auf Arbeitnehmerseite. »Flexicurity« wird als Alternative zu einer<br />
Politik der reinen Deregulierung und Flexibilisierung des Arbeitsmarktes angesehen, welche Fragen der<br />
sozialen Sicherheit weitgehend ausklammert.<br />
Vorreiter für dieses Konzept sind Dänemark und die Niederlande.<br />
Im Grunde unterscheidet man zwischen verschiedenen Formen von Flexibilität. Einerseits kann man<br />
Flexibilität in Bezug auf die Arbeitszeit defi nieren, andererseits auf das Einkommen oder die Arbeitsorganisation<br />
und Qualifi kation. Diese Vorgangsweise wird unter »interner Flexibilität« zusammengefasst.<br />
Unter externer Flexibilität subsumiert man eine Anpassung der Beschäftigtenzahl durch Kündigungen/<br />
Entlassungen und Einstellungen sowie dem Ersatz von befristeten oder Leiharbeitsverhältnissen.<br />
Bei der Sicherheit unterscheidet man einerseits die Arbeitsplatzsicherheit, andererseits die Beschäftigungssicherheit.<br />
Weiters spricht man auch noch von Einkommenssicherheit und Kombinationssicherheit.<br />
Die Europäische Union hat Ende 2007 das Konzept der »Flexicurity« auf ihre Agenda genommen. Alle<br />
Mitgliedsstaaten wurden im Rahmen dessen aufgefordert, Umsetzungsstrategien zu entwickeln.<br />
Einige Zahlen<br />
2008 gab es 850 000 Teilzeitkräfte.<br />
1998 lediglich 487 000.<br />
2008 waren 285 000 Personen geringfügig beschäftigt.<br />
1998 Jahre davor waren es nur 170 000.<br />
2008 waren 68 000 Personen als Zeitarbeiter tätig.<br />
1999 waren es lediglich 4 000.<br />
2008 gab es 26 000 so genannte »Freie Dienstnehmer«.<br />
1998 waren es erst 15 000.<br />
2008 letztes Jahr gab es bereits 40 000 »Neue Selbstständige«.<br />
2000 gab es erst 1 300 »Neue Selbstständige«.<br />
Forderungen<br />
• Bei der Umsetzung der Flexicurity-Modelle ist der Sicherheitsfaktor zum Schutz der ArbeitnehmerInnen<br />
nicht weniger wichtig als die Flexibilität. Flexicurity darf nicht in der Ausbeutung der ArbeitnehmerInnen<br />
durch »gummihafte« Arbeitszeitrahmen münden.<br />
• Erhöhung der Nettoersatzrate beim Arbeitslosengeld auf 70%.<br />
• Abschaffung der Sperrfrist des Arbeitslosengeldes bei ArbeitnehmerInnenkündigung.<br />
• Abschaffung der Partnereinkommensanrechung bei der Notstandshilfe.<br />
• Flexibilitätsbedürfnisse der ArbeitnehmerInnen, die es ermöglichen Berufstätigkeit und Privatleben zu<br />
vereinbaren, müssen Berücksichtigung fi nden (»work-life-balance«).<br />
• Recht auf Weiterbildung soll in Kollektivverträgen verankert sein.<br />
• Instrument der Bildungskarenz sollte attraktiver gestaltet werden.
Bildung<br />
»Betriebsrat,<br />
ein komplexes Rollenbild«<br />
BetriebsrätInnen-Seminar der <strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp<br />
Wir laden euch recht herzlich zu unserem BetriebsrätInnen-Seminar ein.<br />
Datum: 22. – 26. März 2010<br />
Ort: Hotel Lohninger-Schober, 4880 St. Georgen/Attergau<br />
Seminarinhalt:<br />
Das Umfeld: Organisation, Maschine oder lebendes System;<br />
Klima und Kultur, Umgang mit Veränderung<br />
Die Rolle: Präsentieren (Techniken, Medien, persönliche<br />
Sicherheit); Verhandeln (Struktur, Schauplatz,<br />
Prinzipien aus dem Harvard Konzept); Beraten<br />
(Prinzipien, Techniken, persönliche Abgrenzung)<br />
Die Person: Schwierige Gespräche; Aufarbeitung von Konfl ikten;<br />
Mobbing, Umgang mit hoher Konfl ikteskalation<br />
Unser bewährter Trainer der <strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp zeigt uns Wege und Strategien, wie wir besser und einfacher<br />
an unser Ziel gelangen.<br />
Bitte rasch bis spätestens 12. Februar 2010 anmelden bei:<br />
Kollegen Michael Schediwy-Klusek<br />
<strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp, 1034 Wien, Alfred-Dallinger-Platz 1<br />
Tel. 05 0301 – DW 21273, Fax: 05 0301 – DW 71273<br />
michael.schediwy-klusek@gpa-djp.at<br />
Da die TeilnehmerInnenzahl mit 24 Personen beschränkt ist werden die Anmeldungen nach Einlangen<br />
gereiht.<br />
19
A N M E L D U N G<br />
20<br />
Bildung<br />
Bildungsfreistellung § 118 ArbVG:<br />
1) Jedes Mitglied des BR hat Anspruch auf Freistellung von der Arbeitsleistung zur Teilnahme an Schulungs- und Bildungsveranstaltungen<br />
bis zum Höchstausmaß von drei Wochen innerhalb einer Funktionsperiode unter Fortzahlung des Entgeltes.<br />
In Betrieben, in denen dauernd weniger als 2o Arbeitnehmer beschäftigt sind, hat jedes Mitglied des BR Anspruch auf eine<br />
solche Freistellung gegen Entfall des Entgeltes.<br />
2) Der BR hat den Betriebsinhaber mindestens 4 Wochen vor Beginn des Zeitraumes, für den die Freistellung beabsichtigt<br />
ist, in Kenntnis zu setzen. Der Zeitpunkt der Freistellung ist im Einvernehmen zwischen Betriebsinhaber und BR festzusetzen,<br />
wobei die Erfordernisse des Betriebes einerseits und die Interessen des BR und des BR-Mitgliedes andererseits zu berücksichtigen<br />
sind. Im Streitfall entscheidet das Gericht.<br />
3) Bei diesem Seminar werden vornehmlich Kenntnisse vermittelt, die der Ausübung der Funktion als Mitglied des Betriebsrates<br />
dienen (§118 Abs. 3 ArbVG)<br />
Ich melde mich verbindlich für folgendes Seminar an:<br />
22. – 26.3.2010, BR-Seminar<br />
»Betriebsrat ein komplexes Rollenbild«<br />
in St. Georgen/Attergau<br />
Vor- und Zuname: ....................................................................................................................<br />
Wohnadresse: ........................................................................................................................<br />
.......................................................................................................................<br />
Beschäftigt bei: .....................................................................................................................<br />
Telefon/Handy/Faxnummer: ...................................................................................................<br />
eMail: .................................................................................................................................<br />
Funktion im Betriebsrat: ..........................................................................................................<br />
Mein Wirtschaftsbereich: .......................................................................................................<br />
Meine Wünsche: .....................................................................................................................<br />
.............................................................................................................................................<br />
Datum, Unterschrift
Buchvorstellung<br />
Mag. Markus Schapler<br />
markus.schapler@gpa-djp.at<br />
Im November 2009 hat der<br />
ÖGB-Verlag mit „Arbeitskräfteüberlassung<br />
in der Praxis –<br />
Rechtliche Rahmenbedingungen<br />
zwischen Sollen und Sein“ meine<br />
Forschungsarbeit über den Arbeitskräfteüberlassungsmarktveröffentlicht.<br />
Dies erfüllt mich zum Einen mit großem<br />
Stolz und der Zufriedenheit,<br />
meinen Beitrag zur Verbesserung<br />
problematischer Bedingungen am<br />
Arbeitsmarkt leisten zu können.<br />
Zum Anderen möchte ich gleichzeitig<br />
all jenen danken, welche<br />
mir bei der Umsetzung dieses Projektes<br />
hilfreich zur Seite gestanden<br />
und mich dabei unterstützt haben.<br />
Den an dieser Thematik Interes-<br />
sierten und möglichen zukünftigen<br />
Lesern dieses Buches möchte ich<br />
meine Beweggründe schildern,<br />
die mich dazu gebracht haben,<br />
mich intensiv mit dem Bereich Arbeitskräfteüberlassungauseinanderzusetzen:<br />
Drei Jahre Recruiting-Praxis bei unterschiedlichen<br />
Leiharbeitsfi rmen<br />
ermöglichten mir sowohl Einblicke<br />
in den Bereich der stark boomenden<br />
gewerbsmäßigen Arbeitskräfteüberlassung,<br />
als auch einen Eindruck<br />
davon, was der Mensch für<br />
ein Überlassungsunternehmen oft<br />
wirklich bedeutet – eine bestmöglich<br />
zu nutzende Einkunftsquelle.<br />
Das Erlebte brachte mich dazu,<br />
mich genauer mit diesem Thema<br />
zu beschäftigen. Die sozialempirische<br />
Literatur zu diesem Bereich<br />
bestätigte mich darin, dass es sich<br />
21<br />
bei meinen Erfahrungen offensichtlich<br />
nicht um tragische Einzelfälle<br />
handelte, sondern dass das Gewerbe<br />
der Arbeitskräfteüberlassung<br />
im Streben nach dem höchstmöglichen<br />
Gewinn auch heute<br />
anscheinend wenig unversucht<br />
lässt um Kosten zu sparen, und<br />
dabei auch nicht vor Überschreitungen<br />
arbeitsrechtlicher Absicherungsmaßnahmen<br />
der Arbeitnehmer<br />
zurückschreckt.<br />
Aus diesem Grund war es mir ein<br />
Anliegen, meine empirische Erfahrung<br />
aus der Berufspraxis anhand<br />
der geltenden gesetzlichen und<br />
kollektiven Rechtsnormen zu untersuchen<br />
und – im Stile einer Rechtstatsachenforschung<br />
– vorhandene<br />
Widersprüche zwischen Sollen<br />
und Sein aufzuzeigen.<br />
In der vorliegenden Untersuchung<br />
werden die wesentlichen Stationen<br />
und Elemente einer Arbeitskräfteüberlassung<br />
im Detail betrachtet.<br />
Die Ergebnisse zeigen, dass die<br />
Vermutungen, die Auslöser für<br />
die umfassende Analyse dieses<br />
Themas waren, in der Praxis klare<br />
Bestätigung fi nden: Am Leiharbeitsmarkt<br />
sind nach wie vor<br />
gravierende Missstände für die<br />
betroffenen überlassenen Arbeitnehmer<br />
vorhanden.<br />
Dieses Buch bietet sowohl für Praktiker,<br />
als auch Theoretiker einen<br />
Überblick über die rechtlichen<br />
Grundlagen des Arbeitskräfteüberlassungssektors.<br />
Es beinhaltet nicht<br />
nur eine themenbezogene Zusammenfassung<br />
der unterschiedlichen<br />
Rechtsgrundlagen, sondern auch<br />
eine Darstellung des Standes der<br />
Rechtsprechung, weshalb es auch<br />
im Arbeitsalltag von all jenen Personalisten<br />
ein hilfreiches Werkzeug<br />
darstellt, die sich regelmäßig<br />
mit der Leiharbeitsthematik auseinandersetzen<br />
müssen.<br />
Erhältlich im ÖGB-Verlag, ISBN<br />
978-3-7035-1375-6<br />
■
Wir gratulieren<br />
recht herzlich ...<br />
Zum 50er<br />
Wir wünschen unseren Kollegen<br />
Günther Trausznitz, Bundesgeschäftsführer<br />
der <strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp<br />
sowie Reinhard Bödenauer,<br />
Geschäftsbereichsleiter Interessensvertretung<br />
Stv. alles Gute zum<br />
halben Jahrhundert.<br />
Wir wünschen euch alles Gute,<br />
viel Glück und Erfolg und natürlich<br />
all das, was ihr euch auch selber<br />
wünscht. Auf die Glückwunschliste<br />
kommen noch Gesundheit und<br />
jenes Maß an Geduld, das ihr<br />
in eurem Beruf braucht. Mit dem<br />
Wunsch nach einem Quäntchen<br />
Segen von oben schließen wir<br />
unseren Glückwunschkorb und<br />
überreichen ihn feierlich.<br />
22<br />
Aktuelles<br />
Gleichzeitig möchten wir uns an dieser Stelle bedanken,<br />
dass ihr den Gedanken der Gewerkschaftsbewegung<br />
und vor allem die Werte der Christlichen<br />
Soziallehre so viele Jahre mitgetragen habt.<br />
Zum 60er<br />
Alles Gute zum Geburtstag unserem<br />
Kollegen Franz Quendler,<br />
der in unserem südlichen Bundesland<br />
tätig ist. Auch dir, lieber<br />
Franz, wünschen wir viel Glück,<br />
Gesundheit und Erfolg. Mögen<br />
all deine Wünsche in Erfüllung<br />
gehen! Gleichzeitig möchten wir<br />
uns auch bei dir recht herzlich<br />
bedanken, dass du unsere Ideen<br />
und Werte auch südlich der Alpen so stark vertrittst!<br />
Die <strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp<br />
trauert um Herbert Selner<br />
Der ehemalige Bundesvorsitzende<br />
der <strong>FCG</strong>/<br />
<strong>GPA</strong>-djp Herbert Selner<br />
ist am 16. 10. 2009,<br />
im 82. Lebensjahr verstorben.<br />
Kollege Selner<br />
war ein stets aktiver und<br />
treuer Mitstreiter und Weggefährte in der <strong>GPA</strong>-djp<br />
und vor allem in der <strong>FCG</strong>. Über 63 Jahre lang<br />
war er Mitglied seiner <strong>GPA</strong>. Als Betriebsrat der<br />
Simmering Graz Pauker AG war er natürlich tief<br />
in der Sektion Industrie und Gewerbe verankert,<br />
und dort auch als Fraktionsführer der <strong>FCG</strong> und als<br />
stv. Obmann tätig. Er war sowohl in der B<strong>FCG</strong>, im<br />
ÖGB und auch international im Rat des IBCA gut<br />
20 Jahre lang aktiv. In weiterer Folge war Herbert<br />
Selner von 1970 bis 1990 auch der Obmann der<br />
<strong>FCG</strong>/<strong>GPA</strong>-djp und der 1. Obmann-Stv. der <strong>GPA</strong>.<br />
Er war somit gerade in der Zeit der tragischen<br />
Todesfälle von Alfred Dallinger und Hans Klingler<br />
unser Spitzenfunktionär und bewies dabei die<br />
nötige Routine und Ruhe um diese Situationen mit<br />
seinen damaligen Mitstreitern zu meistern.<br />
Unser tiefes Mitgefühl gilt natürlich seiner Familie.<br />
Wir verabschieden uns von einem Kollegen und<br />
Freund und werden Herbert in ewiger Erinnerung<br />
bewahren.<br />
■
Aktuelles<br />
Termine/Ausblicke<br />
Das Jahr 2010 wird ein spannendes für uns. Ende des Jahres fi ndet das Bundesforum, das höchste Gremium<br />
der <strong>GPA</strong>-djp, statt. Im Vorfeld, sprich im ersten Halbjahr, werden insgesamt neun Regionalforen (mit<br />
neun Regionalfrauenforen) abgehalten. Darüber hinaus bieten wir erneut einen BR Kurs an- diesmal unter<br />
dem Motto: »Betriebsrat- ein komplexes Rollenbild«. Im Mai 2010 laden wir wie üblich zu den Kramsacher<br />
Gesprächen.<br />
27. Februar 2010 Burgenland<br />
12. März 2010 Kärnten<br />
17. März 2010 Oberösterreich<br />
22.-26. März 2010 BR Kurs<br />
16. April 2010 Vorarlberg<br />
17. April 2010 Tirol<br />
21. April 2010 Wien<br />
23. April 2010 Salzburg<br />
07.-08. Mai 2010 Kramsacher Gespräche<br />
09. Juni 2010 Niederösterreich<br />
10. Juni 2010 Steiermark<br />
20.-22. September 2010 Seminar für Bundesausschussmitglieder<br />
03./04. November 2010 Bundesforum<br />
Liebe Mitglieder!<br />
Wir möchten an dieser Stelle Platz für eure Meinungen bieten.<br />
Sei es konstruktive Kritik oder Gedankenanstöße - wir würden uns freuen,<br />
wenn ihr eure Ideen einbringt und so mithelft diese Zeitung lebendig zu gestalten.<br />
Wir freuen uns über jeden Vorschlag für Themen, die euch im Rahmen der<br />
<strong>FCG</strong> interessieren, über Feedback zu unseren gebrachten Artikeln, oder aber<br />
auch über Verbesserungsvorschläge.<br />
Bitte direkt an: gertraud.wiesinger@gpa-djp.at<br />
23
Weihnacht<br />
von Ernst v. Wildenbruch (1845-1909)<br />
Die Welt wird kalt, die Welt wird stumm,<br />
der Winter-Tod zieht schweigend um;<br />
er zieht das Leilach weiß und dicht<br />
der Erde übers Angesicht -<br />
Schlafe - schlafe<br />
Du breitgewölbte Erdenbrust,<br />
du Stätte aller Lebenslust,<br />
hast Duft genug im Lenz gesprüht,<br />
im Sommer heiß genug geglüht,<br />
nun komme ich, nun bist du mein,<br />
gefesselt nun im engen Schrein -<br />
Schlafe - schlafe<br />
Die Winternacht hängt schwarz und schwer,<br />
ihr Mantel fegt die Erde leer,<br />
die Erde wird ein schweigend Grab,<br />
ein Ton geht zitternd auf und ab:<br />
Sterben - sterben.<br />
Da horch - im totenstillen Wald<br />
was für ein süßer Ton erschallt?<br />
Da sieh - in tiefer dunkler Nacht<br />
was für ein süßes Licht erwacht?<br />
Als wie von Kinderlippen klingt‘s,<br />
von Ast zu Ast wie Flammen springt‘s,<br />
vom Himmel kommt‘s wie Engelsang,<br />
ein Flöten- und Schalmeienklang:<br />
Weihnacht! Weihnacht!<br />
Und siehe - welch ein Wundertraum:<br />
Es wird lebendig Baum an Baum,<br />
der Wald steht auf, der ganze Hain<br />
zieht wandelnd in die Stadt hinein.<br />
Mit grünen Zweigen pocht es an:<br />
»Tut auf, die sel‘ge Zeit begann,<br />
Weihnacht! Weihnacht!«<br />
Da gehen Tür und Tore auf,<br />
da kommt der Kinder Jubelhauf,<br />
aus Türen und aus Fenstern bricht<br />
der Kerzen warmes Lebenslicht.<br />
Bezwungen ist die tote Nacht,<br />
zum Leben ist die Lieb‘ erwacht,<br />
der alte Gott blickt lächelnd drein,<br />
des laßt uns froh und fröhlich sein!<br />
Weihnacht! Weihnacht!<br />
Das Fraktionsbüro der <strong>FCG</strong> wünscht euch allen ein besinnliches<br />
Weihnachtsfest und alles Gute für das Jahr 2010<br />
Walter, Günther, Michael und Gerti<br />
P.b.b. Zul.Nr. GZ 02Z033829 S Sponsoringpost, Erscheinungsort Wien, Verlagspostamt: 1080<br />
ÖGB ZVR-Nr.: 576439352, DVR: 0046655