11.10.2013 Aufrufe

Das Demokratiedefizit der EU

Das Demokratiedefizit der EU

Das Demokratiedefizit der EU

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DAS DEMOKRATIEDEFIZIT<br />

DER <strong>EU</strong>ROPÄISCHEN UNION<br />

(Einstellungen <strong>der</strong> Bürger)<br />

Präsentation im Praxisprojekt<br />

WählerInformationsSystem 3 /<br />

von Stephan Winter<br />

Themen <strong>der</strong> Präsentation<br />

1) EINLEITUNG:<br />

␛Wo liegt das demokratische Defizit?<br />

2) FORSCHUNG VON DIETER FUCHS (02):<br />

␛Führt das <strong>Demokratiedefizit</strong> zu geringerer<br />

Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong>?<br />

␛Theoretischer Hintergrund - Modell <strong>der</strong><br />

Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

␛Ergebnisse <strong>der</strong> Forschung<br />

3) DISKUSSION


Kurze Zusammenfassung<br />

Die Präsentation beschäftigt sich mit dem <strong>Demokratiedefizit</strong> in <strong>der</strong><br />

Europäischen Union und den Einstellungen <strong>der</strong> Bürger.<br />

Da das einzige direkt vom Volk gewählte Organ <strong>der</strong> <strong>EU</strong>, das<br />

Europaparlament, im Vergleich zum Ministerrat nur geringe Rechte bei <strong>der</strong><br />

Gesetzgebung besitzt, sehen Politikwissenschaftler ein demokratisches<br />

Defizit. Dieses entstand mit dem Vertrag von Maastricht, mit dem die eher<br />

wirtschaftlich orientierte Europäische Gemeinschaft zur supranationalen<br />

Europäischen Union wurde.<br />

Nach einer weit verbreiteten Auffassung führt dieses Defizit zu geringerer<br />

Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> in <strong>der</strong> Bevölkerung. Dies kann jedoch mit einer<br />

Studie von Dieter Fuchs aus dem Jahr 2002 wi<strong>der</strong>legt werden: <strong>Das</strong><br />

wichtigste Kriterium bei <strong>der</strong> Beurteilung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> ist für die Bevölkerung nicht<br />

das Funktionieren <strong>der</strong> Demokratie, son<strong>der</strong>n die wirtschaftliche Lage.<br />

Dennoch bleibt offen, ob die Unterstützung auch weiterhin gewährleistet<br />

bleibt: Wenn immer wichtigere Entscheidungen in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> getroffen<br />

werden, ist das komplizierte System <strong>der</strong> <strong>EU</strong> möglicherweise nicht mehr<br />

zukunftsfähig.<br />

ERSTER TEIL<br />

Einleitung:<br />

Wo liegt das demokratische<br />

Defizit <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union?


Einleitung<br />

Abgeordnete im Europaparlament sind die<br />

einzigen direkt vom Volk gewählten<br />

Repräsentanten in <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

wichtige Entscheidungen fallen aber im<br />

Ministerrat hinter verschlossenen Türen<br />

Politikwissenschaftler sehen ein<br />

demokratisches Defizit in <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

Einleitung<br />

<strong>Das</strong> Problem entstand durch die<br />

Geschichte <strong>der</strong> <strong>EU</strong> - vom primär<br />

ökonomisch orientierten,<br />

intergouvernementalen Gebilde zu einem<br />

Regime mit supranationalem Charakter<br />

Wendepunkt: Der Vertrag von Maastricht<br />

(1993) - die Europäische Gemeinschaft<br />

wurde zur Europäischen Union


Einleitung<br />

EG: Die Bürger vertrauten auf<br />

Regierungen, die ihre Interessen auf<br />

europäischer Ebene vertraten<br />

<strong>EU</strong>: Auch verteilungsrelevante Fragen<br />

(Wer bekommt wieviel Geld? etc.), die<br />

unmittelbare Auswirkungen auf die<br />

Lebensbedingungen <strong>der</strong> Bürger haben,<br />

werden auf europäischer Ebene<br />

entschieden<br />

ZWEITER TEIL<br />

Forschung von<br />

Dieter Fuchs (2002)<br />

Dieser Teil <strong>der</strong> Präsentation bezieht sich auf folgende<br />

Studie: Fuchs, D. (2002). <strong>Das</strong> <strong>Demokratiedefizit</strong> <strong>der</strong><br />

Europäischen Union und die politische Integration<br />

Europas: Eine Analyse <strong>der</strong> Einstellungen <strong>der</strong> Bürger in<br />

Westeuropa. In: Brettschnei<strong>der</strong>, F. et. al. (2003).<br />

Europäische Integration in <strong>der</strong> öffentlichen Meinung.<br />

Opladen: Leske + Budrich.


Problemstellung<br />

Verbreitete Auffassung: <strong>Demokratiedefizit</strong><br />

führt zu einem Legitimationsproblem <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

Forschungsfragen zur Prüfung dieser These:<br />

␛Nimmt die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> durch die Bevölkerung<br />

nach Maastricht ab?<br />

␛Haben demokratische Bewertungsstandards einen<br />

maßgeblichen Einfluss auf die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong>?<br />

␛Führt die Anwendung demokratischer<br />

Bewertungsstandards zu einer Präferenz für eine<br />

europäische Demokratie?<br />

Theoretischer Hintergrund<br />

Modell: Unterstützung eines politischen Regimes (Easton (1965))<br />

Quelle: Fuchs (2002)


Theoretischer Hintergrund<br />

Erläuterung <strong>der</strong> Begriffe im Modell:<br />

␛Performanz: die bewerteten Ergebnisse des<br />

Handelns von Entscheidungsträgern<br />

␛Systemische Performanz: bezieht sich vor<br />

allem auf ökonomische Leistungen<br />

␛Demokratische Performanz: Inwieweit<br />

entspricht die politische Realität den eigenen<br />

Erwartungen an eine Demokratie?<br />

Theoretischer Hintergrund<br />

Dieses allgemeine Modell (Easton (1965))<br />

ist nicht ohne Än<strong>der</strong>ungen auf die <strong>EU</strong><br />

anwendbar<br />

⌧Bezugspunkt des Modells sind Nationalstaaten<br />

⌧Nicht alle Konstrukte aus dem Modell können mit<br />

den verwendeten Daten erfasst werden (Umfrage<br />

„Eurobarometer 42“ (1994), Fragen zur<br />

Zufriedenheit mit <strong>der</strong> <strong>EU</strong> / Grundgesamtheit <strong>der</strong><br />

Untersuchung: die Bürger <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

(in den damaligen Mitgliedsstaaten))


Theoretischer Hintergrund<br />

Modell <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> (erweitertes Modell)<br />

Quelle: Fuchs (2002)<br />

Theoretischer Hintergrund<br />

Sollte die These „<strong>Demokratiedefizit</strong> führt<br />

zu Legitimationsproblem“ stimmen,<br />

müsste sich folgendes ergeben:<br />

␛Zunehmende Kritik <strong>der</strong> demokratischen<br />

Performanz <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

␛Starker Einfluss <strong>der</strong> demokratischen<br />

Performanz auf die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

⌧Prämisse: Bürger nehmen die <strong>EU</strong> überhaupt als<br />

eigenständiges politisches Regime wahr


Theoretischer Hintergrund<br />

UNABHÄNGIGE VARIABLEN:<br />

⌧Systemische Performanz („Welchen Nutzen bringt<br />

die Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>EU</strong>?“)<br />

⌧Demokratische Performanz („Wie gut funktioniert<br />

die Demokratie in <strong>der</strong> <strong>EU</strong>?“)<br />

ABHÄNGIGE VARIABLE:<br />

⌧Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> („Finden Sie die<br />

Mitgliedschaft in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> gut?“)<br />

Deskriptive Analyse<br />

Die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> im Zeitverlauf<br />

Quelle: Fuchs (2002) / Datenbasis: Eurobarometer 24 - 55.1


Deskriptive Analyse<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Unterstützung im Zeitverlauf:<br />

␛Unterstützungsabfall beginnt schon vor 1993<br />

␛„Erholung“ nach 1996<br />

␛„Schere“ ab 1996: Nutzeneinschätzung höher als<br />

allgemeine Bewertung (spielt hier demokratische<br />

Performanz eine Rolle?)<br />

Deskriptive Analyse<br />

Zufriedenheit mit dem Funktionieren <strong>der</strong> Demokratie in <strong>der</strong> <strong>EU</strong> eher<br />

gestiegen / Quelle: Fuchs (2002) / Datenbasis: Eurobarometer 42,<br />

43.1, 51, 54.1


Dimensionale Analyse<br />

Welche Dimensionen haben die<br />

Einstellungen zur <strong>EU</strong> und zum eigenen<br />

Nationalstaat?<br />

Untersuchung mit Faktorenanalyse<br />

Dimensionale Analyse<br />

Befunde:<br />

␛Bürger differenzieren nicht zwischen<br />

Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> und Befürwortung einer<br />

weiteren politischen Integration<br />

␛Starker Zusammenhang zwischen <strong>EU</strong>-<br />

Unterstützung und systemischer Performanz<br />

␛Demokratiezufriedenheit <strong>der</strong> <strong>EU</strong> wird nicht<br />

unabhängig von <strong>der</strong> Demokratiezufriedenheit<br />

im eigenen Land eingeschätzt<br />

␛Demokratie-Performanz ist ein eigener Faktor


Analyse <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Unterstützung<br />

Schätzung des Modells <strong>der</strong> Unterstützung<br />

<strong>der</strong> <strong>EU</strong> (OLS-Analyse):<br />

␛Wie groß ist <strong>der</strong> Einfluss <strong>der</strong> unabhängigen<br />

Variablen auf die abhängige Variable<br />

„Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong>“?<br />

Analyse <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Unterstützung<br />

Quelle: Fuchs (2002)


Analyse <strong>der</strong> <strong>EU</strong>-Unterstützung<br />

Befunde:<br />

␛systemische Performanz besitzt die weitaus<br />

größte Erklärungskraft (den weitaus größten<br />

Einfluss) auf die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

␛die Zufriedenheit mit dem Funktionieren <strong>der</strong><br />

Demokratie („demokratische Performanz“)<br />

hat fast keinen Einfluss auf die Unterstützung<br />

<strong>der</strong> <strong>EU</strong>, höchstens auf die Unterstützung<br />

einer europäischen Regierung<br />

␛gewisse Generalisierung <strong>der</strong> Einstellungen<br />

zum Nationalstaat auf die <strong>EU</strong> vorhanden<br />

Ergebnisse<br />

Die verbreitete Auffassung, dass das<br />

<strong>Demokratiedefizit</strong> zu einer geringeren<br />

Unterstützung <strong>der</strong> <strong>EU</strong> innerhalb <strong>der</strong><br />

Bevölkerung führt, kann durch die Forschung<br />

NICHT bestätigt werden!<br />

␛Keine Abnahme <strong>der</strong> Unterstützung im Zeitverlauf<br />

␛demokratische Performanz hat nur geringen<br />

Einfluss auf die Bewertung <strong>der</strong> <strong>EU</strong><br />

␛wichtigster Faktor: systemische Performanz (die<br />

Einschätzung <strong>der</strong> wirtschaftlichen Lage)


Ergebnisse<br />

Konsequenzen:<br />

␛die Auswirkungen des <strong>Demokratiedefizit</strong>s<br />

sind nicht so gravierend wie befürchtet<br />

␛die Einrichtung einer europäischen<br />

Demokratie kann nicht mehr problemlos mit<br />

<strong>der</strong> Notwendigkeit <strong>der</strong> Behebung des<br />

<strong>Demokratiedefizit</strong>s begründet werden<br />

DRITTER TEIL<br />

Diskussion:<br />

Was bedeuten die<br />

Ergebnisse <strong>der</strong> Studie?


Schlussfolgerungen<br />

<strong>Das</strong> <strong>Demokratiedefizit</strong> wird von den<br />

Bürgern anscheinend nicht als dramatisch<br />

wahrgenommen<br />

Wird dies so bleiben? Vielleicht ist es nur<br />

eine Frage <strong>der</strong> Zeit, bis die Unterstützung<br />

durch den Bürger nachlässt<br />

␛Durch die Osterweiterung werden<br />

verteilungsrelevante Konflikte vermutlich<br />

zunehmen<br />

Ausblick<br />

Unterstützung hängt stark von <strong>der</strong><br />

systemischen Performanz ab<br />

␛Fuchs (2002): „Wenn man <strong>der</strong> <strong>EU</strong> eine<br />

Legitimationsbasis geben will, die relativ<br />

unabhängig von den konkreten Leistungen<br />

ist, die sie für die Bürger produziert, gibt es<br />

zu <strong>der</strong> Einrichtung einer europäischen<br />

Demokratie wohl keine Alternative.“<br />

␛Druck zur Demokratisierung wird wohl nicht<br />

von den Bürgern ausgehen


Ausblick<br />

Ist das institutionelle Gefüge <strong>der</strong> <strong>EU</strong> noch<br />

zukunftsfähig, wenn immer wichtigere<br />

Entscheidungen auf europäischer Ebene<br />

getroffen werden?<br />

Quellen- und Literaturverzeichnis<br />

• Fuchs, D. (2002). <strong>Das</strong> <strong>Demokratiedefizit</strong> <strong>der</strong> Europäischen Union<br />

und die politische Integration Europas: Eine Analyse <strong>der</strong><br />

Einstellungen <strong>der</strong> Bürger in Westeuropa. In: Brettschnei<strong>der</strong>, F. et.<br />

al. (2003). Europäische Integration in <strong>der</strong> öffentlichen Meinung.<br />

Opladen: Leske + Budrich. (Online-Version: http://skylla.wzberlin.de/pdf/2002/iii02-204.pdf)<br />

• Mols, M. et. al. (2003). Politikwissenschaft: Eine Einführung.<br />

Pa<strong>der</strong>born: Schöningh.<br />

• Easton, D. (1965). A Framework for Political Analysis. Englewood<br />

Cliffs: Prentice-Hall.<br />

• Internet-Seite: http://de.wikipedia.org./wiki/<strong>EU</strong> (Stand: 1.6.04)<br />

• Internet-Seite: http://www.rossleben2001.wernerknoben.de/doku/kurs73web/node4.html<br />

(Stand: 1.6.04)


WIS - 3 - Referat<br />

www.waehlerinformationssystem.de/wis3<br />

Thema: <strong>Das</strong> <strong>Demokratiedefizit</strong> <strong>der</strong> Europäischen<br />

Union (Einstellungen <strong>der</strong> Bürger)<br />

Referent: Stephan Winter

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!