Lineare Transformationen von R3: Spiegelungen und Drehungen

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Lineare Transformationen von R 3 : Spiegelungen und Drehungen Waehle ein rechtwinkliges Koordinatensystem und zugehoerige Basisvektoren e 1,e 2,e 3 von R 3 . Sei E die Ebene . Die Spiegelung s E an E ist eine bijektive lineare Abbildung R 3 R 3 mit s E (e 1) = e 1 s E (e 2) = e 2 s E (e 3) = -e 3

<strong>Lineare</strong> <strong>Transformationen</strong> <strong>von</strong> R 3 :<br />

<strong>Spiegelungen</strong> <strong>und</strong> <strong>Drehungen</strong><br />

Waehle ein rechtwinkliges Koordinatensystem<br />

<strong>und</strong> zugehoerige Basisvektoren<br />

e 1,e 2,e 3 <strong>von</strong> R 3 . Sei E die Ebene .<br />

Die Spiegelung s E an E ist eine bijektive<br />

lineare Abbildung R 3 R 3 mit<br />

s E (e 1) = e 1<br />

s E (e 2) = e 2<br />

s E (e 3) = -e 3


Produkt <strong>von</strong> <strong>Spiegelungen</strong> an<br />

orthogonalen Ebenen<br />

Die <strong>Spiegelungen</strong> an E = <strong>und</strong><br />

F= haben folgende Matrizen bzgl.<br />

der Basis e 1,e 2,e 3:<br />

| 1 0 0 | | 1 0 0 |<br />

M E= | 0 1 0 | M F= | 0 -1 0 |<br />

| 0 0 -1 | | 0 0 1 |


Das Produkt der <strong>Spiegelungen</strong> wird dann<br />

durch die folgende Matrix beschrieben:<br />

| 1 0 0 |<br />

M EM F = | 0 -1 0 |<br />

| 0 0 -1 |<br />

Also ist das Produkt der zwei <strong>Spiegelungen</strong><br />

die 180 Grad Drehung um die Achse .


Die Drehung<br />

• Sei g eine Gerade im <strong>R3</strong> die den Ursprung<br />

enthaelt. Die Drehung um g um den<br />

Winkel hat die Matrixdarstellung<br />

• | 1 0 0 |<br />

• | 0 cos -sin |<br />

• | 0 sin cos |<br />

• Dabei ist der erste Koordinatenvektor der<br />

Richtungsvektor <strong>von</strong> g, die anderen beiden<br />

stehen senkrecht auf g.


• Das Produkt zweier <strong>Spiegelungen</strong> ist eine<br />

Drehung um den doppelten Winkel<br />

zwischen den beiden Ebenen.<br />

• Seien E1 <strong>und</strong> E2 zwei Ebenen im <strong>R3</strong> die<br />

den Ursprung enthalten. Die beiden<br />

Ebenen schneiden sich in einer Geraden<br />

g. Waehle den ersten Koordinatenvektor<br />

als den Richtungsvektor <strong>von</strong> g. Der zweite<br />

Koordinatenvektor liege in E2.


• Er sei senkrecht zu g. Der dritte<br />

Koordinatenvektor stehe senkrecht auf<br />

den anderen beiden. Alle drei haben<br />

Laenge 1. Die Spiegelung an E1 hat die<br />

Matrix<br />

• | 1 0 0 |<br />

• | 0 1 0 |<br />

• | 0 0 -1 |


• Die Spiegelung an E2 hat die Matrix<br />

• | 1 0 0 |<br />

• | 0 cos2 sin 2 |<br />

• | 0 sin 2 –cos 2 |<br />

• Dies sieht man an den Bildern der drei<br />

Basisvektoren.<br />

• Das Produkt der beiden Matrizen ergibt<br />

genau die Matrix der Drehung um den<br />

ersten Basisvektor mit Winkel .


Die Scherung<br />

• Die Scherung ist eine lineare Abbildung in<br />

der Ebene, bei der eine Gerade fest bleibt.<br />

Alle Punkte der Ebene behalten ihren<br />

Abstand zu der festen Geraden. Waehlt<br />

man eine Orthogonalbasis die den<br />

Richtungsvektor der Geraden als ersten<br />

Vektor enthaelt, so ist eine Matrix der<br />

Scherung:


• | 1 |<br />

| 0 1 |<br />

• Ist (a,b) t der Richtungsvektor der Geraden<br />

mit Laenge 1, so lautet die Matrix des<br />

Basiswechsels<br />

• | a –b |<br />

| b a |


• Die Matrix der Abbildung lautet dann<br />

• | a –b | | 1 | | a b |<br />

| b a | | 0 1 | | -b a |<br />

• Dies ist<br />

• | 1- ab a 2 |<br />

| - b 2 1+ ab |<br />

Dabei haben wir a 2 + b 2 =1 verwendet.


Die Spiegelung<br />

• Die Spiegelung erhaelt eine Gerade, die<br />

Spiegelachse, <strong>und</strong> alle Abstaende <strong>und</strong><br />

Winkel. Die Orientierung kehrt sich aber<br />

um. Enthaelt eine Orthogonalbasis einen<br />

Richtungsvektor der Spiegelachse, so<br />

lautet die Matrix der Spiegelung<br />

• |1 0|<br />

|0 -1|


• Ist (a,b) t der Richtungsvektor der<br />

Spiegelgeraden mit Laenge 1, so lautet die<br />

Matrix des Basiswechsels<br />

• | a –b |<br />

| b a |


• Die Matrix der Spiegelung lautet dann<br />

• | a –b | | 1 0 | | a b |<br />

| b a | | 0 -1 | | -b a |<br />

• Dies ist<br />

• | a 2 - b 2 2ab |<br />

| 2ab b 2 - a 2 |


Die Regel <strong>von</strong> Sarrus<br />

• | a 11 a 12 a 13 | a 11 a 12 a 13 a 11 a 12<br />

• | |<br />

• | a 21 a 22 a 23 | = a 21 a 22 a 23 a 21 a 22<br />

• | |<br />

• | a 31 a 32 a 33 | a 31 a 32 a 33 a 31 a 32<br />

•<br />

• = a 11 a 22 a 33 + a 12 a 23 a 31 + a 13 a 21 a 32 -<br />

• - a 13 a 22 a 31 – a 11 a 23 a 32 – a 12 a 21 a 33 .


Die Determinante als Flaechenmass<br />

• Seien a, b Vektoren in R 2 . Sei [a, b] die<br />

Matrix mit Spaltenvektoren a, b. Dann ist<br />

die Flaeche des <strong>von</strong> a, b aufgespannten<br />

Parallelogramms gleich dem Absolutbetrag<br />

der Determinante |a, b|.<br />

• Beweis: Durch eine Drehung koennen wir<br />

annehmen a=(a 1 ,0) t . Man beachte, dass<br />

die Matrix D der Drehung Determinante 1<br />

hat, also |Da,Db|=|D[a,b]|=|D|*|a,b|=|a,b|.


• Dann |a, b|=a 1 *b 2 . Der Absolutbetrag <strong>von</strong><br />

b 2 ist die Hoehe des Parallelogramms. Also<br />

Flaeche = Gr<strong>und</strong>linie*Hoehe =<br />

Absolutbetrag <strong>von</strong> a 1 *b 2 .<br />

• Bemerkung: Da die Determinante positiv<br />

oder negativ sein kann, liegt es nahe, auch<br />

fuer die Flaeche ein Vorzeichen<br />

einzufuehren. Dies fuehrt zum Begriff der<br />

orientierten Flaeche. Dieser Begriff der<br />

Orientierung uebertraegt sich auf R n fuer<br />

alle n.


Orientierung einer Basis <strong>von</strong> R 1


Orientierung einer Basis <strong>von</strong> R 2<br />

• Eine Basis (a, b) <strong>von</strong> R 2 heisst positiv<br />

orientiert, falls der gegen den Uhrzeigersinn<br />

genommene Winkel <strong>von</strong> a nach b kleiner<br />

als 180 Grad ist.<br />

• Satz: Eine Basis (a, b) <strong>von</strong> R 2 ist genau<br />

dann positiv orientiert, wenn die<br />

Determinante der Matrix mit Spalten a, b<br />

positiv ist.


• a b<br />

a b


• <strong>Drehungen</strong> <strong>von</strong> R 2 sind<br />

orientierungserhaltende Abbildungen:<br />

• | cos t -sin t |<br />

• | | = 1<br />

• | sin t cos t |<br />

• <strong>Spiegelungen</strong> sind orientierungsumkehrend<br />

• | 1 0 |<br />

• | | = -1<br />

• | 0 -1 |


Die Determinante als Flaechenmass<br />

• Die Determinante einer reellen 2×2 Matrix<br />

ist die orientierte Flaeche des <strong>von</strong> den<br />

Spaltenvektoren aufgespannten<br />

Parallelogramms. Dabei ist das Vorzeichen<br />

+, falls die zwei Vektoren positiv orientiert<br />

sind.<br />

• Die Axiome DET1 bis DET3 fuer die<br />

orientierte Flaeche sind leicht<br />

nachzupruefen.


Orientierung einer Basis <strong>von</strong> R 3<br />

• Sei (a, b, c) eine Basis <strong>von</strong> R 3 . Wir<br />

definieren die Orientierung dieser Basis wie<br />

folgt als positiv oder negativ:<br />

• Sei S 2 die Oberflaeche der Einheitskugel<br />

um 0. Seien A, B, C die Schnittpunkte der<br />

Strahlen R + a, R + b , R + c mit S 2 .<br />

• Sei G der Grosskreis auf S 2 durch A, B<br />

(d.h. der Schnitt <strong>von</strong> S 2 mit der <strong>von</strong> a, b<br />

aufgespannten Ebene).


• Da a, b, c linear unabhaengig sind, liegt C<br />

nicht auf G. Ferner sind A <strong>und</strong> B nicht<br />

diametral entgegengesetzte Punkte, also<br />

gibt es einen eindeutig bestimmten<br />

kuerzesten Weg <strong>von</strong> A nach B auf G.<br />

• Durchlaeuft man G in der Richtung dieses<br />

Weges, so liegt C auf der linken oder<br />

rechten Seite. (Wie bei der B<strong>und</strong>esbahn: In<br />

Fahrtrichtung links bzw. rechts aussteigen.)<br />

Entsprechend sagen wir die Basis (a, b, c)<br />

ist positiv, bzw. negativ orientiert.


Orientierung in R 3 <strong>und</strong> das Prinzip<br />

des Korkenziehers<br />

• Die folgenden Phaenomene haengen in<br />

enger Weise zusammen:<br />

• 1. Eine Basis <strong>von</strong> R 3 ist entweder positiv<br />

oder negativ orientiert.<br />

• 2. Ein Schraubgewinde ist entweder rechtsoder<br />

linksdrehend.<br />

• 3. Ein Korkenzieher ist entweder rechtsoder<br />

linksdrehend.


Determinante <strong>und</strong> Orientierung<br />

• Satz: Eine Basis <strong>von</strong> <strong>R3</strong> ist genau dann<br />

positiv orientiert, wenn die Matrix mit diesen<br />

Spaltenvektoren positive Determinante hat.


Determinante als Volumenmass<br />

• Die Determinante einer reellen 3×3 Matrix<br />

ist das orientierte Volumen des <strong>von</strong> den<br />

Spaltenvektoren aufgespannten<br />

Parallelepipeds. Dabei ist das Vorzeichen<br />

+, falls die drei Vektoren positiv orientiert<br />

sind.<br />

• Im folgenden sollen die Axiome DET1 bis<br />

DET3 fuer das orientierte Volumen gezeigt<br />

werden.


Volumen im R 3<br />

• Multipliziert man einen der Vektoren mit<br />

einem Skalar, so aendert sich das<br />

orientierte Volumen genau um diesen<br />

Faktor.<br />

• Fasst man das Parallelogramm das <strong>von</strong> a<br />

<strong>und</strong> b gegeben wird als Gr<strong>und</strong>flaeche auf,<br />

so ist das Volumen proportional zur Hoehe.<br />

Addiert man nun zwei Vektoren c <strong>und</strong> c', so<br />

addieren sich die zugehoerigen Hoehen<br />

<strong>und</strong> damit die Volumina. Dies zeigt DET1.


• Fallen zwei der Vektoren zusammen, so<br />

hat das Parallelepiped Hoehe 0 <strong>und</strong> damit<br />

Volumen 0. Dies zeigt DET2.<br />

• Ist die Matrix die Einheitsmatrix, so ist das<br />

Parallelepiped der Einheitswuerfel mit<br />

Volumen gleich 1. Dies zeigt DET3.


Die Determinante einer linearen<br />

Transformation <strong>von</strong> R n<br />

• Seien v 1 ,...,v n Vektoren in R n . Wir<br />

definieren das orientierte Volumen des <strong>von</strong><br />

v 1 ,...,v n aufgespannten n-Spats als die<br />

Determinante | v 1 ,...,v n |.<br />

• Sei T eine reelle n×n Matrix. Die<br />

zugeordnete lineare Transformation <strong>von</strong> R n<br />

bildet v 1 ,...,v n auf Tv 1 ,...,Tv n ab. Wegen<br />

|Tv 1 ,...,Tv n | = |T| * |v 1 ,...,v n | folgt:<br />

• Eine lineare Transformation T <strong>von</strong> R n<br />

aendert das orientierte Volumen um den<br />

Faktor det(T).


Beispiel: Die Flaeche der Ellipse<br />

• Sei T die Matrix diag(r,s). Die zugeordnete<br />

Transformation <strong>von</strong> R 2 bildet den Punkt mit<br />

Koordinaten (x,y) auf den Punkt mit<br />

Koordinaten (x',y') ab, wobei<br />

x' = rx ,<br />

y' = sy<br />

• Also ist das Bild des Einheitskreises<br />

x 2 + y 2 = 1 die Ellipse<br />

(x' / r) 2 + (y' / s) 2 = 1


• Bei dieser Abbildung wird die Flaeche um<br />

den Faktor det(T)=rs verzerrt. Also ist die<br />

Flaeche der Ellipse: rs .<br />

• Bemerkung: Es gibt keine aehnlich<br />

einfache Formel fuer die Veraenderung der<br />

Laenge einer Kurve unter einer linearen<br />

Transformation <strong>von</strong> R 2 . Die Berechnung<br />

des Umfangs einer Ellipse fuehrt auf die<br />

schwierige Theorie der elliptischen<br />

Integrale.


• Literatur zur linearen Algebra:<br />

• Bosch, Siegfried <strong>Lineare</strong> Algebra 2. Aufl.<br />

Springer 2003<br />

• Fischer, Gerd <strong>Lineare</strong> Algebra 14. Aufl.<br />

Vieweg 2003<br />

• Grauert, Hans <strong>Lineare</strong> Algebra <strong>und</strong><br />

analytische Geometrie 1999<br />

• Jaenich, Klaus <strong>Lineare</strong> Algebra 10. Aufl.<br />

Springer 2004<br />

• Kowalsky, Michler <strong>Lineare</strong> Algebra 11.<br />

Auflage de Gruyter 1998<br />

• Stroth, Gernot <strong>Lineare</strong> Algebra<br />

Heldermann 1995


Literatur zur linearen Algebra<br />

• Bosch, Siegfried <strong>Lineare</strong> Algebra 2. Aufl. Springer 2003<br />

• Fischer, Gerd <strong>Lineare</strong> Algebra 14. Aufl. Vieweg 2003<br />

• Grauert, Hans <strong>Lineare</strong> Algebra <strong>und</strong> analytische<br />

Geometrie 1999<br />

• Jaenich, Klaus <strong>Lineare</strong> Algebra 10. Aufl. Springer 2004<br />

• Kowalsky, Michler <strong>Lineare</strong> Algebra 11. Auflage de<br />

Gruyter 1998<br />

• Stroth, Gernot <strong>Lineare</strong> Algebra Heldermann 1995


Literatur zur numerischen linearen<br />

Algebra<br />

Gentle, James Numerical linear algebra for<br />

applications in statistics / James E. Gentle.<br />

Springer, c1998.<br />

• Numerical linear algebra is one of the most<br />

important subjects in the field of statistical<br />

computing. Statistical methods in many areas of<br />

application require computations with vectors<br />

and matrices. This book describes accurate and<br />

efficient computer algorithms for


• factoring matrices, solving linear systems<br />

of equations, and extracting eigenvalues<br />

and eigenvectors. Although the book is not<br />

tied to any particular software system, it<br />

describes and gives examples of the use<br />

of modern computer software for<br />

numerical linear algebra.".<br />

• Dongarra, Jack Numerical linear algebra<br />

for high-performance computers<br />

Philadelphia : Society for Industrial and<br />

Applied Mathematics, c1998.


Literatur zur projektiven Geometrie<br />

• Baer, Reinhold linear algebra and<br />

projective geometry Acad. Press 1966<br />

• Coxeter, projective geometry, Springer<br />

1987<br />

• Pickert, Guenther Analytische Geometrie,<br />

Geest & Portig 1976


Literatur zu Maple<br />

• Heck, Andre Introduction to Maple 3rd ed.<br />

Springer 2003<br />

• Kofler, Michael, Maple 5. Aufl. Addison<br />

Wesley 2002<br />

• Westermann, Thomas Mathematische<br />

Probleme loesen mit MAPLE Springer<br />

2003

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