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Friedensverhandlungen - EURAC

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<strong>Friedensverhandlungen</strong><br />

Obwohl die so genannten „Tamil Tigers" (LTTE) jahrzehntelang als weltweit<br />

bekannte Terroristengruppe agierten - ihre Kämpfer trugen Zyankalikapseln<br />

am Hals -, obwohl sie einen eigenen Staat verlangten und alle<br />

kompromissbereiten Tamilen und auch ihre eigenen Leute liquidierten,<br />

sitzen sie heute gemeinsam mit der sri lankanischen Regierung am<br />

Verhandlungstisch.<br />

Am 24. Dezember 2001 kam es erstmals seit sieben Jahren zu einem<br />

Waffenstillstand, der im Anschluss daran, Anfang 2002, von beiden Seiten unterzeichnet wurde.<br />

Ebenfalls sieben Jahre dauerte das nun von der sri-lankischen Regierung aufgehobene<br />

Wirtschaftsembargo gegen LTTE-kontrollierte Gebiete. Laut einer Erklärung des Vermittlers und<br />

Ideologen Tamil Anton Balasingham im September diesen Jahres könne man aber nur mit einer auf<br />

Autonomie und Selbstregierung basierenden Lösung zufrieden sein. Seinen Aussagen zufolge,<br />

welche von der Regierungsdelegation in Colombo mit Begeisterung aufgenommen wurden, sei die<br />

Unabhängigkeit lediglich eine Notlösung gewesen. In Colombo ist man der Auffassung, dass sich<br />

die Forderungen der Tamil im Innern eines geeinten Staates realisieren lassen. Die Festigung des<br />

Friedens ist nun die Hauptbedingung für den Erhalt wirtschaftlicher Hilfen, für Unterstützungen der<br />

Bevölkerung, für die Rückkehr der Flüchtlinge und der Wiederaufbau des Landes.<br />

Der im Juni 2003 von der sri-lankischen Regierung ausgearbeitete Friedensplan, der eine regionale<br />

Übergangsverwaltung in den nordöstlichen Landesteilen mit mehrheitlich tamilischer Bevölkerung<br />

vorsieht, wird von internationalen Spendengeldern im Wert von 4,5 Milliarden Dollar unterstützt.<br />

Im Juni 2004 nahmen die Präsidentin von Sri Lanka Chandrika Kumaratunga und die Abgeordneten<br />

der Tamil National Alliancedie Verhandlungen über eine Verwaltungsautonomie der Tamil wieder<br />

auf.<br />

Um einen nachhaltigen Frieden zu schaffen, bedarf es nämlich einiger wichtiger<br />

Voraussetzungen: die Aufteilung der Macht zwischen Zentrum und Regionen, eine bessere<br />

Definition der geographischen Regionen, die Ausgestaltung der politischen und administrativen<br />

Mechanismen, Steuererhebung und Polizeibefugnisse, all dies ist noch nicht geklärt und sollte<br />

ausgehandelt werden, um der Zivilbevölkerung in den Krisengebieten klare Rechtsgrundlagen und<br />

Sicherheiten zu geben. Das schließt einen verbesserten Menschenrechtsschutz ebenso mit ein.<br />

Regierung und LTTE sind sich einig, dass eine friedliche politische Lösung für alle<br />

Bevölkerungsgruppen gleichsam akzeptabel sein muss. Wie jedoch die konkrete Machtverteilung in<br />

zentrale und dezentrale Strukturen aussehen soll, ist noch immer nicht geklärt. Es gibt noch immer<br />

keine detaillierten Lösungsprogramme. Beide Seiten studieren derzeit Föderalismusmodelle aus der<br />

Schweiz, aus Belgien und Kanada.<br />

Teile des buddhistischen Klerus und rassistische Organisationen und Parteien sind offen gegen den<br />

Friedensvertrag. Sie sind gegen jede Art von Machtverteilung. Zudem gibt es auch Gegner des<br />

Friedensprozesses bei der LTTE und innerhalb des Militärs. Bislang ereigneten sich bereits mehrere<br />

Provokationen und Sabotageaktionen die darauf abzielten, den Friedensprozess zu beenden. Trotz<br />

des voranschreitenden Friedensprozesses können in Sri Lanka jedoch schnell wieder gewalttätige<br />

Auseinandersetzungen ausbrechen.<br />

In dieser unsicheren Situation spielen ausländische Mediatoren eine wichtige Rolle. Darunter<br />

besonders Norwegen und Japan, aber auch Großbritannien, USA, Schweiz, Kanada und<br />

Deutschland können den Friedensprozess stärken und begleiten. Und hier sind wiederum nicht nur<br />

die Diplomaten gefordert, sondern auch VertreterInnen der Zivilgesellschaft, die mit ihren<br />

internationalen Erfahrungen und Fachkenntnissen zur Konfliktlösung beitragen können.<br />

Der aktuellste Stand


06.12.2004

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