Regeln für Unternehmen - EU-Koordination
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<strong>Unternehmen</strong>sverantwortung <br />
<br />
Ein global verbindliches Regime zur<br />
<strong>Unternehmen</strong>sverantwortung muss her<br />
Die Idee, schädlichen Konzernaktivitäten<br />
verbindliche <strong>Regeln</strong> vorzusetzen, ist nicht<br />
neu, wie die Geschichte von Gesundheits-<br />
und Sicherheitsbestimungen oder Arbeitnehmerrechten<br />
und Umweltstandards<br />
zeigt. Allerdings hat deren Entwicklung bei<br />
weitem nicht dem Umfang und der Geschwindigkeit<br />
mitgehalten, mit der Märkte<br />
und Produktionsprozesse globalisiert<br />
wurden. Multinationale Konzerne haben<br />
an Macht und Einfluss gewonnen, die die<br />
Kraft vieler Entwicklungsländer um ein<br />
Vielfaches übersteigt, so dass häufig nicht<br />
sozial- und umweltpolitische Maßnahmen<br />
die Konzerne zügeln, sondern Konzerne<br />
die Entwicklung und Umsetzung von Politikzielen<br />
in diesen Ländern be- und verhindern.<br />
Vielmehr wetteifern Entwicklungsländer<br />
um die geringsten Standards, um<br />
Investitionen anzulocken und Konzerne im<br />
Land zu halten ("Race to the Bottom").<br />
Großkonzerne spielen ihre Macht<br />
gegen arme Länder aus<br />
Nicht nur sind die Standards dort in der<br />
Regel weitaus niedriger als in den reichen<br />
Ländern. Auch drängen Konzerne die<br />
Regierungen häufig, sie von bestehenden<br />
Standards auszunehmen bzw. diese einfach<br />
nicht umzusetzen. Der georgische<br />
Präsident Schwardnadse beispielsweise<br />
zwang nach Intervention durch BP seine<br />
Umweltministerin, eine Umweltverträglichkeitsprüfung<br />
<strong>für</strong> den georgischen Teil der<br />
geplanten Pipeline vom Kaspischen Meer<br />
ans Mittelmeer zu unterzeichnen und<br />
damit gegen geltendes georgisches Umweltrecht<br />
verstoßen. Multinationale Konzerne<br />
zur Verantwortung zu ziehen oder<br />
gar auf Schadensersatz zu verklagen,<br />
übersteigt nicht nur häufig die rechtlichen<br />
und finanziellen Möglichkeiten der Betroffenen.<br />
Zudem fallen bei multinationalen<br />
Konzernen Produktion und Absatzmärtke<br />
oder Besitzverhältnisse in unterschiedliche<br />
rechtliche Rahmenbedingungen, die<br />
zum Teil untereinander inkonsistent sind,<br />
was es schwer oder unmöglich macht<br />
ihrer rechtlich habhaft zu werden. <br />
6 DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben Sonderteil 06.03<br />
Dezentralisierung statt Privatisierung!<br />
Hinzu kommt die wachsende Tendenz, im<br />
öffentlichen Interesse eingeführte soziale<br />
und ökologische Beschränkung von Konzernaktivitäten<br />
nun dem Interesse eines<br />
möglichst ungehinderten Handels mit<br />
Waren und Dienstleistungen zu opfern.<br />
Dazu gehört auch, dass Konzerne mehr<br />
und mehr Aufgaben überantwortet bekommen,<br />
die vormals in öffentlicher Hand<br />
lagen, wie zum Beispiel das Gesundheitswesen<br />
oder die Wasserversorgung, wo<br />
das öffentliche Interesse (Wasser so<br />
sauber wie möglich) mit dem privaten<br />
Interesse an Profit (Wasser so sauber wie<br />
gesetzlich nötig) ausgetauscht wird.<br />
Friends of the Earth International erkennt<br />
an, dass ökonomische Aktivitäten nicht<br />
per se schlecht sind. Vor allem kleine und<br />
mittelständische Betriebe sind Motoren<br />
lokaler Wirtschaftskreisläufe, die <strong>für</strong> die<br />
Entwicklung von Wohlstand gerade in den<br />
armen Ländern große Bedeutung haben.<br />
Dabei sind solche <strong>Unternehmen</strong> durch<br />
ihre geringere Größe automatisch viel<br />
direkter lokalen Gemeinschaften verpflichtet.<br />
Auch in der Entwicklung zukunftsfähiger<br />
Technologien wie zum Beispiel im<br />
Bereich erneuerbarer Energien sind Kreativität<br />
und Fähigkeiten von <strong>Unternehmen</strong><br />
gefragt. Das darf aber nicht darüber<br />
hinwegtäuschen, dass wirtschaftliche<br />
Aktivitäten gerade der großen, multinationalen<br />
Konzerne den sozial- und umwelpolitischen<br />
Zielen der Gemeinschaften, in<br />
deren Umgebung sie operieren, verpflichtet<br />
sein müssen. Verantwortung darf nicht<br />
in erster Linie die Verantwortung gegenüber<br />
den Aktionären ("shareholders")<br />
heißen, sondern Verantwortung gegenüber<br />
aller durch die Konzerntätigkeiten<br />
betroffenen Menschen und Gemeinschaften<br />
("stakeholders").<br />
Rechte <strong>für</strong> Menschen, <strong>Regeln</strong> <strong>für</strong><br />
Konzerne: wie sieht das aus?<br />
Ein globales Regime aus Rechten <strong>für</strong><br />
Menschen und <strong>Regeln</strong> <strong>für</strong> Konzerne muss<br />
nach Ansicht von Friends of the Earth<br />
International unter dem Dach der Vereinten<br />
Nationen stehen. Der Weltgipfel <strong>für</strong><br />
Nachhaltige Entwicklung hat dies implizit<br />
erkannt und in seinem Aktionsplan bereits<br />
gefordert, "basierend auf den Rio-<br />
Prinzipien aktiv die <strong>Unternehmen</strong>sverantwortung<br />
voranzutreiben, auch durch die<br />
Entwicklung und wirksame Umsetzung von<br />
zwischenstaatlichen Vereinbahrungen und<br />
Maßnahmen." <br />
WTO-Investitionsabkommen mit<br />
verbindlichen <strong>Regeln</strong> reicht nicht<br />
Für ein mögliches Investitionsabkommen<br />
innerhalb der WTO haben einige Entwicklungsländer<br />
unter der Führung Kenias<br />
<strong>Regeln</strong> <strong>für</strong> Investoren und Konzerne zum<br />
Schutz heimischer Entwicklungsziele<br />
gefordert. Die Richtung dieses Vorschlages<br />
ist begrüßenswert, aber weil die WTO<br />
eher die Interessen von Konzernen als die<br />
der Menschen verfolgt, würde ein Regime<br />
unter der WTO zwangsläufig erheblich<br />
zugunsten von multinationalen Konzernen<br />
verwässert, während gleichzeitig die WTO<br />
und die reichen Länder sich damit schmücken<br />
würden, den Forderungen nach<br />
<strong>Unternehmen</strong>sverantwortung nachgekommen<br />
zu sein - während sie über das<br />
vorgeschlagene Investitionsabkommen<br />
gleichzeitig den Menschen Rechte nehmen<br />
und sie multinationalen Konzernen<br />
zuschustern.<br />
Erforderliche Regimeprinzipien aus<br />
Sicht von FoEI<br />
Das von Friends of the Earth International<br />
geforderte Regime würde Mechanismen<br />
einführen, über die von Konzernaktivitäten<br />
betroffene Menschen ihre Rechte geltend<br />
machen könnten. Da<strong>für</strong> müssen international<br />
gültige und verbindliche soziale und<br />
ökologische Pflichten <strong>für</strong> Konzerne eingeführt<br />
werden, die in der Konsequenz zu<br />
konsistenten, hohen Standards unternehmerischer<br />
Praktiken führen und verhindern,<br />
dass Regierungen auf die Lobbyisten<br />
der Konzerne reagieren und nicht<br />
auf die sozial- und umweltpolitischen<br />
Bedürfnisse ihrer Bürger. Das Regime<br />
müsste Sanktionen <strong>für</strong> Nichteinhaltung der<br />
Standards vorsehen und soziale wie ökologische<br />
Gerechtigkeit <strong>für</strong> Menschen und<br />
Gemeinschaften garantieren. Die wichtigsten<br />
Bestandteile eines Regimes wären<br />
nach Ansicht von Friends of the Earth<br />
International: