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Regeln für Unternehmen - EU-Koordination

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G8-Länder blockieren Charta zur<br />

<strong>Unternehmen</strong>sverantwortung<br />

Die reichen Industrieländer hatten sich<br />

jüngst vorgenommen, die Rolle multinationaler<br />

Konzerne im Weltwirtschaftssystem<br />

auf dem diesjährigen G8-Gipfel in Evian zu<br />

diskutieren. Französische Pläne <strong>für</strong> eine<br />

"Charter of Principles for Responsible<br />

Market Economies" wurden allerdings<br />

noch vor dem Gipfel von anderen G8-<br />

Ländern erfolgreich torpediert. Statt<br />

betroffenen Menschen Rechte zuzusprechen,<br />

sollen ihnen nun noch mehr Rechte<br />

genommen werden: Das vor allem von der<br />

<strong>EU</strong> vorangetriebene Investitionsabkommen<br />

unter dem Dach der WTO sieht vor,<br />

Rechte und Einflussmöglichkeiten der<br />

Menschen und der demokratisch gewählten<br />

Regierungen weiter zu beschneiden<br />

und statt dessen Konzernen und Investoren<br />

mehr Freiheiten und Schutz zu garantieren.<br />

Dazu gehört zum Beispiel die<br />

Möglichkeit, Staaten zu verklagen, wenn<br />

diese durch neue Sozial- oder Umweltgesetze<br />

die Profite der Konzerne schmälern<br />

könnten.<br />

Konflikte werden sich verschärfen<br />

Statt Rechten <strong>für</strong> Menschen und <strong>Regeln</strong><br />

<strong>für</strong> Konzerne setzen die Industrieländer<br />

nach wie vor lieber auf zahnlose Initativen<br />

freiwilliger Selbstverpflichtung der Konzerne<br />

und überlassen ansonsten ihre<br />

Verpflichtungen, die Menschen vor sozialem<br />

und ökologischem Unbill multinationaler<br />

Konzerne zu schützen, dem Spiel des<br />

"freien Marktes". Weil weiterhin nur ein<br />

winziger Bruchteil der Konzerne seine<br />

Geschäftspraktiken nach ethischen und<br />

sozial bzw. ökologisch nachhaltigen Kriterien<br />

ausrichtet, wird diese marktorientierte<br />

Strategie die Konflikte nicht lösen, sondern<br />

verschärfen.<br />

Nach wie vor werden die Weltanschauung<br />

der Konzernwelt und vier ihrer Prinzipien<br />

unterschätzt:<br />

- möglichst viele Kosten an die Gemeinschaft<br />

zu externalisieren (z.B. Umweltverbrauch),<br />

- möglichst viele Gewinne von der Gemeinschaft<br />

zu internalisieren,<br />

- möglichst wenig Geld an die Angestellten,<br />

aber<br />

- möglichst viel Geld an die Aktionäre<br />

auszuzahlen.<br />

<br />

Spaniens Steuerzahler haften <strong>für</strong><br />

jüngste Ölkatastrophe<br />

Eines der jüngeren Beispiele ist die Ölkatastrophe<br />

der "Prestige". Das gültige<br />

Haftungsregime sieht zur Wiedergutmachung<br />

des Schadens lediglich eine Zahlung<br />

von 150 Millionen US-Dollar vor, bei<br />

einem Schaden <strong>für</strong> Umwelt und die lokale<br />

Fischereiwirtschaft entlang der galizischen<br />

Küste in Höhe von über einer Milliarde US-<br />

Dollar -- ein Schaden, <strong>für</strong> den nun die<br />

spanischen Steuerzahler aufkommen<br />

müssen. Unter anderem Japan hat alle<br />

vorgeschlagenen Reformen <strong>für</strong> das Haftungsregime<br />

erfolgreich blockiert. Die<br />

"Prestige" wurde in Japan gebaut.<br />

Corporate Social Responsibility - Wie<br />

erfolgreich sind freiwillige Lösungen?<br />

Es gibt eine Reihe von freiwilligen Initiativen,<br />

die sich unter dem Schlagwort der<br />

"Corporate Social Responsibility" zusammenfassen<br />

lassen. Prominentester Vertreter<br />

ist der "Global Compact" der Vereinten<br />

Nationen, dem sich Konzerne anschließen<br />

können, in dem sie sich verpflichten, sich<br />

zu bemühen, eine Reihe von ökologischen,<br />

sozialen und menschenrechtlichen<br />

Prinzipien einzuhalten.<br />

Die OECD hat vor einiger Zeit ihre "Guidelines<br />

for Multinational Enterprises" überarbeitet,<br />

und auch der "European Code of<br />

Conduct for European Enterprises Operating<br />

in Developing Countries" enthält<br />

Mechanismen, wenig zukunftsfähiges<br />

Verhalten von Konzernen ins Licht der<br />

Öffentlichkeit zu rücken. Diese und eine<br />

Reihe weiterer Initiativen haben bisher<br />

den fortwährenden Missbrauch von Konzernmacht<br />

nicht unterbinden können, vor<br />

allem weil sie wenig Anreize zur Einhaltung<br />

bieten, die die finanziellen Anreize<br />

zur Nichteinhaltung ausgleichen könnten.<br />

Die in den Initiativen formulierten Standards<br />

sind nicht nur schwach, sondern<br />

eben freiwillig und damit weder sanktionier-<br />

noch einklagbar. Mechanismen <strong>für</strong><br />

Kontrolle und Monitoring über die Einhaltung<br />

von Richtlinien über das Maß hinaus,<br />

das die Konzerne selbst <strong>für</strong> richtig und<br />

wichtig erachten, gibt es nicht. Schließlich<br />

sprechen die Initiativen den betroffenen<br />

Menschen keine Rechte zu. Umfang,<br />

Themen und Konsequenzen sogenannter<br />

"stakeholder dialogues" definieren die<br />

Konzerne - nicht die betroffenen Menschen.<br />

<br />

Kontakt <br />

weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben Sonderteil 06.03 5

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