Regeln für Unternehmen - EU-Koordination
Regeln für Unternehmen - EU-Koordination
Regeln für Unternehmen - EU-Koordination
Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.
YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.
Internationale Vereinbarungen <br />
Kritik am Entwurf der<br />
<strong>EU</strong>-Umwelthaftungsrichtlinie<br />
Umweltverbände: Minister sollen sich<br />
auf "Richtlinie mit Biss" einigen<br />
Im Vorfeld einer möglichen Einigung über<br />
die <strong>EU</strong>-Umwelthaftungsrichtlinie beim<br />
Umweltrat in Luxemburg haben fünf führende<br />
Umweltverbände die <strong>EU</strong>-Umweltminister<br />
aufgerufen, eine "robuste" Richtlinie<br />
zu entwerfen (siehe nächste Seite).<br />
Die Richtlinie müsse sicherstellen, dass<br />
statt des Steuerzahlers endlich die Verursacher<br />
von Umweltverschmutzung <strong>für</strong><br />
Schäden aufkommen.<br />
Aufruf führender Umweltverbände an<br />
die <strong>EU</strong>-Umweltminister<br />
BirdLife International, EEB, Friends of the<br />
Earth, Greenpeace und der WWF sind<br />
gemeinsam mit dem DNR der Ansicht,<br />
dass die <strong>EU</strong>-Umwelthaftungsrichtlinie<br />
einen starken Anreiz <strong>für</strong> <strong>Unternehmen</strong><br />
darstellen muss, Umweltkatastrophen<br />
schon im Vorfeld zu vermeiden. Als Beispiele<br />
<strong>für</strong> vermeidbare Katastrophen<br />
nannten sie die Zerstörung der Doñana-<br />
Feuchtgebiete in Spanien 1998, die Verschmutzung<br />
des Flusses Tizsa (Theiß) in<br />
Ungarn und Rumänien 2000 und die<br />
Öltankerhavarien der "Erika" und der<br />
"Prestige".<br />
Verbraucher und Steuerzahler zahlen<br />
<strong>für</strong> die mangelnde Absicherung<br />
Nach Jahren der Vorbereitung <strong>für</strong> diese<br />
Richtlinie sei die Zeit da<strong>für</strong> gekommen,<br />
das "Verursacherprinzip" in die Realität<br />
umzusetzen. Die Umweltverbände riefen<br />
die Minister auf, dem Druck der Industrie<br />
zu widerstehen und sich auf eine Regelung<br />
zu einigen, die sicherstellt, dass nicht<br />
länger die Verbraucher am Ende die<br />
Rechnung begleichen müssen, um die<br />
Umwelt wieder herzustellen.<br />
<strong>EU</strong>-Parlament gab klares Signal<br />
Man könne nicht auf die nächste Umweltkatastrophe<br />
warten, um diese Richtlinie zu<br />
verabschieden, so die Umweltverbände<br />
weiter. Außerdem habe das Europäische<br />
Parlament im Mai diesen Jahres ein klares<br />
Signal <strong>für</strong> die Nachbesserung des Kommissionsvorschlags<br />
gegeben. Die europäischen<br />
Steuerzahler dürften nicht länger<br />
die Kosten und Konsequenzen ökologischer<br />
Folgeschäden tragen, die von verantwortungslosen<br />
<strong>Unternehmen</strong> angerichtet<br />
wurden. <br />
20 DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben Sonderteil 06.03<br />
Verwässerung der Richtlinie droht<br />
Nichtregierungsorganisationen be<strong>für</strong>chten,<br />
dass in den Verhandlungen wichtige<br />
Kernelemente der Richtlinie aufgehoben<br />
oder verwässert werden - und so nicht<br />
mehr als eine weitere zahnlose Richtlinie<br />
entsteht. Sie unterstützen viele der Nachbesserungen,<br />
die in der ersten Lesung<br />
des Europäischen Parlaments gemacht<br />
wurden. Weitreichende Ausnahmeregelungen,<br />
die quasi alle <strong>Unternehmen</strong> von der<br />
Umwelthaftung ausschlieen würden, die<br />
eine staatliche Genehmigung erhalten<br />
haben oder die auf dem Stand der Technik<br />
arbeiten, müssten verhindert werden.<br />
Die Richtlinie dürfe sich nicht nur auf<br />
grobe Verstöße gegen die Umweltauflagen<br />
beziehen. Außerdem sei der Kommissionsvorschlag<br />
abzulehnen, nach dem<br />
Schäden durch genetisch veränderte<br />
Organismen (GVO) nicht Gegenstand der<br />
Richtlinie sein sollten, da sie "ausdrücklich<br />
durch <strong>EU</strong>-Recht genehmigt sind".<br />
<strong>Unternehmen</strong> mit hohem Umweltrisiko<br />
sollen sich verpflichtend absichern<br />
Die Umweltverbände rufen die <strong>EU</strong>-Minister<br />
auf, in der Richtlinie eine Verpflichtung zur<br />
finanziellen Versicherung von <strong>Unternehmen</strong><br />
vorzusehen, deren Geschäft mit<br />
einem sehr hohen ökologischen Risiko<br />
verbunden ist. Dabei sei es wichtig, dass<br />
im Falle der Zahlungsunfähigkeit eines<br />
<strong>Unternehmen</strong>s nicht mehr die Öffentlichkeit<br />
die Kosten übernehmen muss, wie<br />
das etwa im Fall des Doñana-Minen-<br />
Unglücks geschehen war, das die europäischen<br />
Steuerzahler 250 Millionen Euro<br />
<strong>für</strong> die Schadensbegrenzung kostete.<br />
Prestige-Katastrophe kostet die <strong>EU</strong>-<br />
Steuerzahler etwa eine Milliarde<br />
Die Prestige-Katastrophe habe die europäischen<br />
Steuerzahler schätzungsweise<br />
eine Milliarde Euro gekostet - die bisherigen<br />
Regelungen würden nur 170 Millionen<br />
Euro von dieser Summe abdecken,<br />
rechneten die Umweltverbände vor. Die<br />
neue Rechtsprechung müsse sicher stellen,<br />
dass <strong>Unternehmen</strong> in Zukunft den<br />
vollen Preis der von Ihnen verursachten<br />
Schäden übernehmen müssen, so dass<br />
mittelfristig ein Abgehen von verantwortungslosen<br />
und risikoreichen Praktiken<br />
einsetze. <br />
Biodiversitäts-Begriff der Richtlinie zu<br />
eng gefasst<br />
Im Hinsicht auf die Reichweite der Richtlinie<br />
fordern die NGOs, dass alle Lebensräume<br />
und Arten geschützt werden, die<br />
durch <strong>EU</strong>-Recht geschützt sind. Dies<br />
entspricht den Verbesserungsvorschlägen<br />
des <strong>EU</strong>-Parlaments. Da<strong>für</strong> müssten die<br />
<strong>EU</strong>-Umweltminister den bis jetzt zu engen<br />
Fokus der Richtlinie ausweiten, um sicherzustellen,<br />
dass in der Zukunft Umweltkatastrophen<br />
wie die Minenabwasserkatastrophe<br />
von 1998 in Aznalcollar im Vorfeld<br />
verhindert werden oder zumindest alle<br />
Schäden beseitigt werden.