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Regeln für Unternehmen - EU-Koordination

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Die NGOs argumentieren jedoch, dass hier<br />

langfristige Geschäftsbeziehungen und<br />

Abhängigkeiten vorliegen und außerdem<br />

die neuerliche Definition "investment<br />

nexus" eine Einschränkung der Leitsätze<br />

darstellt. Immerhin hat das Wirtschaftsministerium<br />

trotzdem zu einem Vermittlungsgespräch<br />

außerhalb des OECD-<br />

Rahmens eingeladen. Weitere Schritte<br />

sind jedoch nicht absehbar.<br />

Der andere schon seit mehr als einem<br />

Jahr anhängige Fall beklagt die Verletzung<br />

von Arbeitnehmerbeziehungen bei einer<br />

mexikanischen Tochterfirma des Reifenkonzerns<br />

Continental. Hier geht es vor<br />

allem um die Zuständigkeit der Kontaktstelle.<br />

Da Mexiko auch OECD-Mitglied ist,<br />

soll die Behandlung eigentlich dort erfolgen.<br />

Die mexikanische Kontaktstelle war<br />

jedoch mehrere Monate unbesetzt, die<br />

Informationen über den Fall wurden nicht<br />

an Nachfolger weiter gegeben und seit<br />

über einem Jahr kam kein Vermittlungsprozess<br />

zustande.<br />

Bei der faktischen Abhängigkeit armer<br />

Länder von reichen ausländischen Investoren<br />

(Deutschland ist Mexikos wichtigster<br />

<strong>EU</strong>-Wirtschaftspartner und trägt zu 5%<br />

des Bruttoinlandsproduktes bei) sind<br />

Szenarien vorstellbar, in denen machtlose<br />

Kontaktstellen in ökonomisch schwachen<br />

Staaten dem Wirken einflussreicher Multis<br />

nichts entgegenzusetzen haben. Eine<br />

Chance haben OECD-Beschwerden überhaupt<br />

nur, wenn sie im Heimatland des<br />

Konzerns vorgebracht werden, weil die<br />

Kontaktstellen mehr Handhabe besitzen<br />

und hier Imageverlust und öffentliche<br />

Aufmerksamkeit drohen.<br />

NGOs treiben Umsetzung voran<br />

Neben der Vorbringung von Beschwerdefällen<br />

bemühen sich NGOs auch durch<br />

Arbeit auf struktureller Ebene, die Umsetzung<br />

der Leitsätze zu testen und zu verbessern.<br />

In Deutschland haben sich NGOs<br />

zu einem Arbeitskreis zusammengefunden,<br />

um ihre Erfahrungen mit den Leitsätzen<br />

und Beschwerdefällen auszutauschen<br />

und das Agieren gegenüber der deutschen<br />

Kontaktstelle zu diskutieren. Nach<br />

längeren Bemühungen sind inzwischen<br />

auch NGO-Vertreter im Beratungsgremium<br />

der deutschen Kontaktstelle vertreten und<br />

arbeiten - hoffentlich künftig gleichberechtigt<br />

- gemeinsam mit Ministeriumsvertretern,<br />

Wirtschaftsverbänden und Gewerkschaften<br />

in einem Arbeitskreis. <br />

In anderen Ländern gibt es zum Teil<br />

ähnliche Konstruktionen. Es gibt jedoch<br />

auch eine Reihe von OECD-Ländern, in<br />

denen die Kontaktstelle aus drei oder vier<br />

Parteien besteht: In Frankreich, Dänemark<br />

oder Schweden sind Gewerkschaften und<br />

Wirtschaft in der Kontaktstelle vertreten;<br />

in Finnland und Chile arbeiten NGOs sogar<br />

direkt in der Kontaktstelle mit.<br />

"OECD-Watch" dient internationaler<br />

Vernetzung<br />

Um sich international besser auszutauschen<br />

und auf OECD-Ebene mehr Einfluss<br />

zu gewinnen, haben sich internationale<br />

NGOs im März 2003 zum Netzwerk<br />

"OECD-Watch" zusammengeschlossen.<br />

Neben dem Erfahrungsaustausch über<br />

Beschwerdefälle und das Funktionieren<br />

der einzelnen Kontaktpunkte geht es<br />

OECD-Watch um die Einbringung von<br />

NGO-Positionen in die Debatte der OECD -<br />

beispielsweise bei den jährlichen Treffen<br />

der Kontaktstellen in Paris (immer im<br />

Juni). Dabei wird die Anwendbarkeit der<br />

Leitsätze, z.B. bei Zulieferfragen, debattiert.<br />

Es finden auch Konsultationen zwischen<br />

OECD-Watch und Unternehmerverbänden,<br />

die im BIAC 8 zusammengeschlossen<br />

sind, sowie Gewerkschaften, die im<br />

TUAC 9 organisiert sind. Als Kommunikationsmedium<br />

wurde ein Newsletter initiert,<br />

der u.a. auf der Germanwatch-Homepage<br />

www.germanwatch.org bezogen werden<br />

kann.<br />

Fazit<br />

Von den seit der Überarbeitung der Leitsätze<br />

eingebrachten Beschwerdefällen<br />

wurden bislang erst die wenigsten abgeschlossen.<br />

In einigen Fällen konnte eine<br />

positive Entwicklung erreicht werden, viele<br />

ziehen sich jedoch viel zu lange hin. Insgesamt<br />

ist es noch zu verfrüht, eine endgültige<br />

Aussage über den Erfolg des<br />

Instruments abzugeben. Die NGOs werden<br />

die Umsetzung der Leitsätze weiterhin<br />

kritisch verfolgen und mit weiteren Beschwerdefällen<br />

die praktische Nutzbarkeit<br />

ausprobieren.<br />

Gastautorin: Cornelia Heydenreich,<br />

Germantwatch<br />

8 Business Industry Advisory Committee<br />

9 Trade Union Advisory Committee<br />

Kontakt <br />

• Die OECD-Leitsätze<br />

Cornelia Heydenreich, Koordinatorin<br />

der deutschen NGOs zu den OECD-<br />

Leitsätzen im Projekt "KodexWatch",<br />

Germanwatch, Ziegelstr. 30, 10117<br />

Berlin<br />

Tel.: 030 / 2888356-0, Fax -1<br />

eMail: heydenreich@germanwatch.org<br />

Internet:<br />

www.germanwatch.org/kodex.htm<br />

weiterlesen Textende siehe Kontakt DNR <strong>EU</strong>-Rundschreiben Sonderteil 06.03 15

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