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Bachelorarbeit - Erzabtei St. Ottilien

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<strong>St</strong>udiengang Vermessung und Geoinformatik<br />

<strong>Bachelorarbeit</strong><br />

Als PL nach der SPO 2009<br />

ausgeführt für die Bachelorprüfung am Ende des Wintersemesters 2009/2010<br />

Laserscanaufnahme und Visualisierung<br />

des Kirchenschiffs der <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong><br />

Benjamin Eisenbeiss 417112<br />

Geboren am 07.06.1984<br />

Johannes Manuel Obst 417189<br />

Geboren am 04.02.1987<br />

Erstprüfer und Betreuer: Prof. Dr.-Ing. W.-U. Böttinger<br />

Zweitprüfer: Prof. Dr.-Ing. W. Huep


Einleitung 1<br />

Kurzfassung<br />

Hauptgegenstand dieser Arbeit ist eine Bauwerksdokumentation der Klosterkirche der <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Ottilien</strong> beim Ammersee. Das Ziel dieser <strong>Bachelorarbeit</strong> ist es, das Kirchenschiff der Herz-Jesu-Kirche<br />

mit der Methode des Laserscannings vollständig zu erfassen und daraus eine internetfähige<br />

Animation in Form einer virtuellen Befliegung der Kirche mit der Darstellung der aufgenommenen<br />

Details zu erzeugen.<br />

Nach einer Einleitung handelt der erste Teil dieser <strong>Bachelorarbeit</strong> von der Anlage eines 3D-<br />

Beobachtungsnetzes außerhalb der Kirche sowie der Übertragung der Koordinaten ins Innere der<br />

Kirche mit Hilfe eines Polygonzuges. Ebenso wird die Planung der Laserscanaufnahme erörtert.<br />

Des Weiteren gibt der darauffolgende Teil Aufschluss über den Ablauf dieser Messung sowie deren<br />

anschließende Auswertung, hauptsächlich mit den Programmen AutoCAD und Geomagic.<br />

Dieser Teil geht fließend über in die Texturierung und Visualisierung aller Ergebnisse mit der<br />

Software 3ds Max von Autodesk und der endgültigen Filmproduktion.<br />

Abstract<br />

The topic of the bachelor thesis is a building documentation of the minster of the arch abbey <strong>St</strong>.<br />

<strong>Ottilien</strong> nearby the Ammersee. The aim of the thesis is to register the nave of the “Herz-Jesu-Kirche”<br />

completely with the method of Laserscanning and to produce a web compatible animation in form of<br />

a virtual flight through the church with a presentation of the registered details.<br />

After a small introduction, the first part of the thesis deals with the creation of a 3D-observational<br />

network of the outer area of the church and the transfer of the coordinates into the interior of the<br />

church via a traverse. Also the planning of the Laserscanning is discussed.<br />

Furthermore, the subsequent part gives information about the procedure of the survey and the<br />

following analysis, which was mainly done by using the software AutoCAD and Geomagic.<br />

This part merges apparently seamlessly into the texturing and visualization of all results with the<br />

3dsMax software from Autodesk and the final film production.


Einleitung 2<br />

Inhaltsverzeichnis<br />

Kurzfassung .................................................................................................................................. 1<br />

Einleitung<br />

1. Vorwort.................................................................................................................................... 5<br />

1.1 Aufgabenstellung .................................................................................................................... 5<br />

1.2 Motivation ............................................................................................................................... 6<br />

Informationen zum Kloster<br />

2. Vorstellung des Klosters <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> .......................................................................................... 6<br />

2.1 Geographische Lage ................................................................................................................ 6<br />

2.2 Geschichte des Klosters .......................................................................................................... 7<br />

2.3 Beschreibung des Klosterdorfes .............................................................................................. 8<br />

2.4 Der Benediktinerorden............................................................................................................ 8<br />

3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche ............................................................................................... 9<br />

3.1 Bauzeitliche Geschichte der Kirche ......................................................................................... 9<br />

3.2 Die verschiedenen Baustile der Kirche .................................................................................. 11<br />

3.3 Besonderheiten der Inneneinrichtung .................................................................................. 12<br />

4. Bauaufnahme ......................................................................................................................... 17<br />

4.1 Aufgaben der Bauaufnahme ................................................................................................. 17<br />

4.2 Methoden der Bauaufnahme ................................................................................................ 17<br />

4.3 3D-Beschreibung ................................................................................................................... 19<br />

4.4 Projektplanung der Bauaufnahme ........................................................................................ 21<br />

Vorbereitungen zur Laserscanmessung<br />

5. Polygonzugmessung ............................................................................................................... 22<br />

5.1 Instrumentarium ................................................................................................................... 23<br />

5.2 Das Tachymeter TCRP 1101+ von Leica ................................................................................ 23<br />

5.3 Instrumentenkalibrierung ..................................................................................................... 24<br />

5.4 Erkundung der Örtlichkeit ..................................................................................................... 24<br />

5.5 Ablauf der Messung .............................................................................................................. 25<br />

5.6 Auswertung mit GEO-Samos der Firma Breining .................................................................. 27<br />

5.7 Probleme bei der Aufnahme ................................................................................................. 28<br />

5.8 Ergebnisse und Analyse ......................................................................................................... 29


Einleitung 3<br />

6. Nivellement ............................................................................................................................ 30<br />

6.1 Instrumentarium ................................................................................................................... 30<br />

6.2 Das Nivellier DNA03 von Leica .............................................................................................. 31<br />

6.3 Ablauf der Messung ............................................................................................................. 31<br />

6.4 Auswertung .......................................................................................................................... 32<br />

6.5 Ergebnisse und Analyse ......................................................................................................... 32<br />

7. Passpunktmessung ................................................................................................................. 33<br />

7.1 Ablauf ................................................................................................................................... 33<br />

7.2 Ergebnisse ............................................................................................................................. 33<br />

Laserscan Messung<br />

8. Laserscanning ......................................................................................................................... 34<br />

8.1 Messprinzip ........................................................................................................................... 34<br />

8.2 Distanzmessung .................................................................................................................... 36<br />

8.3 Laserscansysteme ................................................................................................................. 38<br />

8.4 Klassifizierungen von Scannern nach <strong>St</strong>aiger ........................................................................ 41<br />

8.5 Anwendungsgebiete ............................................................................................................. 43<br />

8.6 Laserscanaufnahme mit Leica Scan ....................................................................................... 44<br />

8.6.1 Instrumentarium ...................................................................................................... 44<br />

8.6.3 Analyse und Probleme ............................................................................................. 51<br />

Weiterverarbeitung der Laserscandaten<br />

9. Registrierung in Leica Cyclone ................................................................................................. 52<br />

9.1 Registrierung & Georeferenzierung ...................................................................................... 53<br />

9.2 Unify ...................................................................................................................................... 58<br />

9.3 Erstellen eines projektbezogenen Koordinatensystems ....................................................... 58<br />

9.4 Aufteilung des Gesamtmodells in Teilmodelle ..................................................................... 59<br />

9.5 Datenexport .......................................................................................................................... 59<br />

9.6 Analyse & Probleme .............................................................................................................. 59<br />

10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx ...................................................... 60<br />

10.1 Allgemeine Informationen zu AutoCAD .............................................................................. 60<br />

10.2 Einrichten einer Arbeitsumgebung ..................................................................................... 61<br />

10.2.1 Allgemeine Einstellungen ...................................................................................... 61<br />

10.2.2 Projektbezogene Einstellungen ............................................................................. 66


Einleitung 4<br />

10.3 CloudWorx ........................................................................................................................... 67<br />

10.3.1 Allgemeine Informationen zu CloudWorx ............................................................. 67<br />

10.3.2 Öffnen einer Punktwolke aus Laserscandaten ...................................................... 68<br />

10.4 Typische Vorgehensweise anhand einiger Beispiele .......................................................... 69<br />

10.5 Texturierung des Modells ................................................................................................... 72<br />

10.6 Level of Detail ...................................................................................................................... 73<br />

10.7 Zeitaufwand und Export nach 3ds Max .............................................................................. 74<br />

11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify ................................................................................. 75<br />

11.1 Einlesen der Daten .............................................................................................................. 76<br />

11.2 Vermaschung der Punktwolke ........................................................................................... 77<br />

11.3 Füllen der Löcher ................................................................................................................. 80<br />

11.4 Optimierung des Ergebnisses .............................................................................................. 83<br />

11.5 Export der Daten ................................................................................................................. 84<br />

11.6 Analyse & Probleme ............................................................................................................ 85<br />

12. Texturierung in Cinema 4D der Firma Maxxon ....................................................................... 86<br />

12.1 Datenimport ........................................................................................................................ 86<br />

12.2 Texturierung ........................................................................................................................ 87<br />

12.3 Datenexport ........................................................................................................................ 88<br />

13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk ........................................................................ 89<br />

13.1 Datenimport ........................................................................................................................ 89<br />

13.2 Der Kamerapfad .................................................................................................................. 90<br />

13.3 Die Beleuchtung ................................................................................................................. 92<br />

13.4 Die Animation...................................................................................................................... 93<br />

13.5 Analyse ................................................................................................................................ 95<br />

14. Erstellung von virtuellem Flug und Slideshow ........................................................................ 96<br />

14.1 Erstellung des virtuellen Fluges........................................................................................... 96<br />

14.2 Erstellung der Slideshow ..................................................................................................... 96<br />

15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse ................................................................. 97<br />

Danksagung .............................................................................................................................. 100<br />

Abbildungsverzeichnis ............................................................................................................... 101<br />

Tabellenverzeichnis ................................................................................................................... 103<br />

Anhang ..................................................................................................................................... 103<br />

Abkürzungsverzeichnis .............................................................................................................. 104<br />

Literaturverzeichnis ................................................................................................................... 105<br />

Erklärung .................................................................................................................................. 107


Einleitung 5<br />

Einleitung<br />

1. Vorwort<br />

1.1 Aufgabenstellung<br />

Auf Anfrage von Gerald Hölzer, einem früheren Absolventen der HFT, kam es zu dem Kontakt mit<br />

dem Kloster mit dem Ziel, wesentliche Teile der vorhandenen Baulichkeiten mit Laserscanning<br />

aufzunehmen und zu dokumentieren.<br />

Hauptgegenstand dieser Arbeit ist das Innere der Klosterkirche. Sie besteht aus einem relativ<br />

schmucklos gehaltenen Kirchenschiff mit mehreren Seitenflügeln und Räumen. Die Zugänglichkeit für<br />

Laserscanning zu Wänden, Decken, Rosetten und anderen Details ist teilweise gut, allerdings sind<br />

auch erhebliche Abschattungen vorhanden, die nur durch individuelle Aufstellungen vermieden<br />

werden können.<br />

Die wesentlichen Bearbeitungsschritte sind:<br />

Anlage eines 3D-Beobachtungsnetzes ausgehend von außerhalb der Kirche liegenden<br />

Festpunkten und in Abstimmung mit der Parallelgruppe.<br />

Übertragen der Koordinaten und Höhen ins Innere der Kirche, sinnvollerweise durch<br />

Polygonzug und nach den örtlichen Gegebenheiten.<br />

Vermarkung und Einmessung von geeignet liegenden Festpunkten innerhalb der Kirche.<br />

Dabei ist auf wertvolle Kacheln am Fußboden unbedingt Rücksicht zu nehmen!<br />

Ermittlung einer geeigneten Messanordnung für den Laserscanner dergestalt, dass möglichst<br />

keine toten Räume entstehen.<br />

Laserscanaufnahme des Inneren des Kirchenschiffs, von Seitenflügeln, benachbarten Räumen<br />

und weiteren Details, wie Orgel, Rosetten und Skulpturen, basierend auf Verknüpfungs- und<br />

Passpunkten.<br />

Erstellen einer internetfähigen Animation des Kirchenschiffs in Form einer virtuellen<br />

Befliegung der Kirche mit Darstellung der aufgenommenen Details.<br />

Da in der Kirche täglich und regelmäßig Gottesdienste abgehalten werden, ist Rücksicht auf den Ort<br />

und die Teilnehmer zu üben.


Informationen zum Kloster 6<br />

1.2 Motivation<br />

Wir haben uns für dieses Thema entschieden, da wir mit dem Laserscanning eine faszinierende und<br />

in die Zukunft weisende Technik kennen lernen wollten, die im <strong>St</strong>udium fast nur theoretisch<br />

besprochen worden war. Ebenso enthält diese Arbeit ein klares Ziel und ermöglicht auf dem Weg<br />

dorthin das Erlernen vieler neuer Kenntnisse sowie die Vertiefung bereits bekannter Gebiete der<br />

Vermessung.<br />

Auch die vielen Möglichkeiten der Auswertung und Visualisierung boten uns einen Anreiz und<br />

machten die Arbeit noch interessanter.<br />

Nicht zuletzt war auch die Möglichkeit, Arbeitsabläufe selber herauszufinden und eigenständig<br />

Entscheidungen zu treffen, ein Antrieb, diese Arbeit zu wählen.<br />

Informationen zum Kloster<br />

2. Vorstellung des Klosters <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong><br />

2.1 Geographische Lage<br />

Das Kloster <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> liegt im Landkreis Landsberg am Lech im Freistaat Bayern, nördlich des<br />

Ammersees. Es gehört zur Gemeinde Eresing mit einer Einwohnerzahl von ca. 1800 und einer<br />

durchschnittlichen Erhebung von 590m über Normal Null (NN). Es wurde in der hügeligen<br />

Mooslandschaft auf einer Endmoräne erbaut.<br />

1 Quelle: http://www.ottilien.de<br />

Abb. 1: Geographische Lage von <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> 1


2. Vorstellung des Klosters <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> 7<br />

2.2 Geschichte des Klosters<br />

Abb. 2: Das Klosterdorf aus der Luft 2<br />

Im Jahre 1887 verlegte Pater Andreas Amrhein, ein Schweizer Benediktinermönch, die drei Jahre<br />

zuvor in der Oberpfalz gegründete Missionsgemeinschaft nach Emming. Zu dieser Zeit gab es dort<br />

eine <strong>Ottilien</strong>kapelle, der das Kloster heute auch seinen Namen verdankt, ein Schloss und einige<br />

Bauernhöfe.<br />

Die Erhebung zur selbstständigen Abtei erfolgte 1902. Das Kloster wuchs sehr rasch und erschloss in<br />

Südafrika, Korea und China neue Missionsgebiete.<br />

Nach Gründung einiger weiterer Abteien wurde <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> 1914 zur <strong>Erzabtei</strong> und Hauptkloster der<br />

Missionsbenediktiner ernannt.<br />

1941 hob die Geheime <strong>St</strong>aatspolizei das Kloster auf, wonach die vertriebenen Mönche erst nach dem<br />

Ende des Zweiten Weltkrieges wieder nach <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> zurückkehren durften.<br />

Drei weitere Jahre diente ein Teil des Klosters noch als Hospital für befreite KZ-Häftlinge, woran der<br />

bis heute existierende jüdische Friedhof erinnert.<br />

1955 wurden neue Klosterflügel errichtet, in denen sich unter anderem die Bibliothek, welche<br />

200.000 Bücher hauptsächlich aus dem theologischen und philosophischen Bereich umfasst, das<br />

neue Refektorium und die Büros der Mönche befinden.<br />

2 Quelle: http://www.missionsbenediktiner.de


2. Vorstellung des Klosters <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> 8<br />

2.3 Beschreibung des Klosterdorfes<br />

Im Laufe der Jahre ist das Kloster sehr rasch angewachsen und ist heute schon fast ein kleines Dorf.<br />

Der Konventbau, dessen erster Teil 1892 erbaut wurde und 1910/1911 durch einen weiteren Teil<br />

erweitert wurde, ist der eigentliche Lebensraum der Mönche. Er ist aufgeteilt in Bereiche mit<br />

Wohnzellen, Verwaltungsräumen und einem Gästebereich. Auch das Refektorium, in dem – meist in<br />

<strong>St</strong>ille – die Mahlzeiten eingenommen werden, ist hier untergebracht. Dieser Bau ist für Besucher<br />

normalerweise nicht zugänglich.<br />

Im Missionsmuseum wird seit 1911 die Arbeit der Missionsbenediktiner in Deutsch-Ostafrika<br />

veranschaulicht. Hier werden zahlreiche Tierexponate aus der ostafrikanischen Welt sowie auch viele<br />

kulturelle und religiöse Gegenstände aus diesen Gebieten ausgestellt.<br />

Seit 1912 werden in <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> Exerzitien angeboten. Hierfür gibt es ein spezielles Haus, das für<br />

Menschen aller Altersklassen offen steht.<br />

Das Klosterdorf beherbergt auch Schuleinrichtungen. 1971 wurden diese zu einem allgemein<br />

zugänglichen Gymnasium erweitert, das heute von ca. 700 Schülern besucht wird.<br />

Da die Abtei für ihren Lebensunterhalt selbst sorgt, bewirtschaften die Mönche eine rund 200ha<br />

große landwirtschaftliche Fläche. Diese wird für Ackerbau, Schweinemast, Rinderzucht und<br />

Milchwirtschaft verwendet. Die gewonnenen Produkte werden größtenteils weiterverarbeitet aber<br />

auch teilweise vermarktet.<br />

Des Weiteren findet man zahlreiche Handwerksbetriebe wie eine Schreinerei, Schlosserei, Malerei,<br />

Schuhmacherei, Schneiderei sowie eine Bäckerei.<br />

2.4 Der Benediktinerorden<br />

Der Benediktinerorden gilt als der älteste im westlichen Ordensleben. Gründer des Ordens ist<br />

Benedikt von Nursia (480-547). Das Klosterleben ist durch gemeinschaftliches Beten geprägt und<br />

richtet sich nach dem Losungswort „ora et labora et lege“ (lat. Bete und arbeite und lies). Der<br />

Gottesdienst wird über die Arbeit gestellt und gliedert sich in acht Gebetszeiten:<br />

Virgil, Laudes, Prim, Terz, Sext, Non, Vesper und Komplet.<br />

Durch die lange Tradition der Lehrtätigkeit der Benediktinerklöster, in denen nicht nur adelige<br />

Kinder, sondern auch das einfache Volk unterrichtet wurden, findet man in heutigen Klöstern oft<br />

Schulen und Internate mit modernen Lehrplänen.<br />

Zahlreiche Missionsstationen in Afrika und Asien profitieren von der Hilfe der Benediktinerklöster.


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 9<br />

3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche<br />

Die Kirche dient vor allem dem täglichen Gebet der Mönche, dennoch wird sie von vielen Gästen<br />

besucht, um den täglichen Gottesdiensten beizuwohnen. Die Glocken rufen zu den Gebetszeiten, die<br />

den Tag in Laudes, Mittagshore, Vesper und Komplet sowie Eucharistiefeier strukturieren.<br />

3.1 Bauzeitliche Geschichte der Kirche<br />

Erste Hinweise über einen Kirchenbau finden sich in den Annalen des Klosters im Februar 1890.<br />

Dazu schreibt der Annalist über P. Amrhein: „Der hochw. Vater arbeitet am Plan für den künftigen<br />

Neubau. Insbesondere studiert er, daß die Kirche, die als Norm für alle künftigen Kirchenbauten, die in<br />

unserer Congregation geschehen, gelten soll, genau übereinstimme mit den liturgischen Vorschriften,<br />

mit den alten Traditionen des Kirchenbaus, den Verhältnissen der alten, von Gott selbst bestimmten<br />

<strong>St</strong>iftshütte, und den Anforderungen der Kunst und Zahlensymbolik. Deshalb ist der hochw. Vater den<br />

ganzen Tag mit Zählen, Messen und Rechnen beschäftigt, um allen Anforderungen gerecht werden zu<br />

können.“ 3<br />

Die Planung des Kirchenneubaus begann 1896, wonach man sich im Januar 1897 für den Entwurf<br />

einer Kirche im zisterziensisch-reduzierten neugotischen <strong>St</strong>il entschied.<br />

Die Herz-Jesu-Kirche, welche zwischen 1897 und 1899 erbaut wurde, dominiert das ganze Klosterdorf<br />

mit ihrem mächtigen 75m hohen Turm. Die Weihe fand am 29.06.1903 statt.<br />

Einen großen Teil der Ausstattung der Kirche erstellten die Brüder in den eigenen Werkstätten. Diese<br />

Arbeiten dauerten bis 1920 an.<br />

Im Laufe der Jahrzehnte wurde die Kirche einige Male renoviert. 1966 erfolgte auf Grund des<br />

II. Vatikanischen Konzils eine Neugestaltung, welche den Sinn hatte, die Teilnahme der Gläubigen an<br />

der Liturgie zu verstärken.<br />

1990 wurden Erweiterungsbauten der Kirche sowie eine Umgestaltung des Kirchplatzes und der<br />

Anlage um die Kirche einschließlich der Zugangswege in Planung gegeben.<br />

1994 fand auch diese Umbaumaßnahme ihren Abschluss.<br />

3 Hildebrandt, Maria: Lebendige <strong>St</strong>eine. Baugeschichte und Baugeschichten der <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>. Ottilianer<br />

Reihe Band 4, <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> 2008


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 10<br />

Zeitlicher Ablauf<br />

1896<br />

1. Mai 1897<br />

1. August 1897<br />

Mitte 1898<br />

1899<br />

1900<br />

1903-1905<br />

1909-1920<br />

1931 und<br />

1950/51<br />

1966<br />

1989<br />

1990<br />

1993/94<br />

1994<br />

Planung des Kirchenneubaus<br />

Architekt: Hans Schurr, München<br />

Beginn der Bauarbeiten<br />

Feierliche Grundsteinlegung<br />

Abschluss der Maurerarbeiten und Beginn der Innenausstattung<br />

Feierliche Benediktion<br />

Einsetzung der ersten Farbglasfenster im Chor<br />

Weitere Ausstattung mit Schreiner-, Schlosser-, und Kunstschmiedearbeiten aus<br />

eigenen Werkstätten des Klosters<br />

Geläut wird aufgezogen<br />

Bau des Hochaltars (heute Ziborium mit Tabernakel) (Hans Schurr)<br />

Fertigstellung des Sakraments- und Marienaltars (Alois Miller)<br />

Ausstattung der Einsatzkapellen mit Altären, Beichtstühlen und Glasfenstern<br />

Innenrenovierungen (Professor Toni Roth, München)<br />

Umgestaltung infolge der nachkonziliaren Liturgiereform<br />

(Prior P. Claudius Bals)<br />

Teilnahme der Gläubigen an der Liturgie, Beseitigung der Vierteilung des<br />

Kirchenraums, Verbesserung der Position der Hauptorgel,<br />

Renovierungen durch Professor Franz Bernhard Weißhaar, München<br />

Renovierungen durch Dipl. Ing. Erwin Frey, Augsburg<br />

Erweiterungsbauten, Kirchplatzneugestaltung, behindertengerechte<br />

Zugangswege<br />

Weihe von Hauptaltar und Orgel


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 11<br />

3.2 Die verschiedenen Baustile der Kirche<br />

Der zisterziensisch-reduzierte <strong>St</strong>il<br />

Der Zisterzienserorden entstand gegen Ende des 11. Jahrhunderts durch Reformen aus der<br />

Tradition der Benediktinermönche. Die neue Gemeinschaft hatte das Ziel streng nach der<br />

Ordensregel des Benedikt von Nursia zu leben. Sie wollten nur von ihrer eigenen Hände<br />

Arbeit leben und lehnten jegliche Einnahmen ab. Abgeschiedenheit von der Welt und<br />

Einfachheit der Lebensweise waren ihre Grundideale.<br />

Die Forderung nach Armut wurde auch in der Architektur umgesetzt. Die Kirchen sind<br />

schlicht, die Fassade weist oft eine Dreiergruppe von Fenstern als symbolische Darstellung<br />

der Heiligsten Dreifaltigkeit auf. In der Regel finden sich keine Wandbilder, <strong>St</strong>atuen oder<br />

aufwändige Verzierungen wieder, oft wurde sogar auf Türme verzichtet.<br />

Die Neugotik<br />

Die Neugotik ist ein Kunst- und Architekturstil des 19. Jahrhunderts. Sie ist eine der frühesten<br />

<strong>St</strong>ilarten, die auf eine ältere <strong>St</strong>ilrichtung zurückgreift und diese nachahmt (sog. Historismus).<br />

Ihr Vorbild, die Gotik, entstand um 1140 zur Zeit des Mittelalters, zwischen Romantik und der<br />

Renaissance. In der Architektur wurde sie in Früh-, Hoch- und Spätgotik nochmals unterteilt.<br />

Damalige Kathedralen bedienten sich in großem Umfang der Symbolik und Allegorie.<br />

Die zentralen Elemente bildeten jedoch der Spitzbogen und das Kreuzrippengewölbe.<br />

Die Gotik schaffte keine neue Gebäudetypologie. Wie in der Romantik bestand der Grundriss<br />

aus einem Langhaus und einem Querschiff, die zusammen die Form eines lateinischen<br />

Kreuzes bildeten.<br />

Jedoch änderten sich die Ausmaße der Räume. Raumquerschnitt und Proportion wurden in<br />

der Gotik deutlich steiler. Dadurch konnte durch die größer werdenden Fenster mehr Licht<br />

einfallen und die Kirche wirkte leichter und lichtdurchflutet. Auch die Kirchtürme wurden<br />

immer höher und sollten so Macht verkünden. Das Kreuzrippengewölbe ermöglichte es, die<br />

Wände durch ein filigranes System von Säulen aufzulösen.


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 12<br />

Gotische Bauelemente Grundriss Kirche<br />

Abb. 3: Gotische Bauelemente und Grundriss der Kirche<br />

3.3 Besonderheiten der Inneneinrichtung<br />

Der Grundriss der Kirche zeigt eine dreischiffige Basilika mit Mittelschiff, zwei Seitenschiffen und<br />

Einsatzkapellen. Dadurch entsteht der Eindruck, die Kirche wäre fünfschiffig. Insgesamt weist die<br />

Kirche acht Achsen auf, fünf Achsen im Schiff und drei Achsen im Chor. Die Westfront schließt<br />

rechteckig an den 1892 errichteten Konventbau an.


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 13<br />

Dazwischen befindet sich in Nord-Süd-Ausrichtung das Querschiff, das mit monumentalen<br />

Fensterrosen und reichem Maßwerk ausgestattet ist. In dessen Mitte befindet sich die Vierung, die<br />

an den Seiten von zwei Emporen und zwei darunterliegenden Kapellen umschlossen wird.<br />

Langhaus, Chor und Querhaus werden von einem Kreuzrippengewölbe überspannt, in dessen<br />

Schlusssteinen sich zahlreiche Symbole und Wappen befinden. Das filigrane Gewölbe liegt auf<br />

Diensten auf, die in reich profilierten Sockeln enden.<br />

Die Einsatzkapellen der Seitenschiffe werden von einem Kreuzgratgewölbe überfangen. Über der<br />

Vierung befindet sich ein <strong>St</strong>erngewölbe mit Kreuzrippen, deren mächtige Pfeiler den Turm tragen.<br />

Der Vierungsturm über oktogonalem Grundriss ragt mit zwei Geschossen 13 m über den Dachfirst<br />

und endet in einem 29 m hohen kreuzbesetzten Spitzhelm. Somit kommt der Turm auf eine<br />

beachtliche Höhe von 75 m.<br />

Licht erhält das Langhaus durch breite, in Spitzbögen schließende Obergadenfenster; das Querhaus<br />

hingegen durch mächtige Fensterrosetten und die Seitenkapellen durch farbige Lanzettfenster mit<br />

reich verziertem Maßwerk.<br />

Blick auf die Kirche von Westen<br />

Abb. 4: Ansicht Kirche außen und innen<br />

Blick Richtung Osten


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 14<br />

Querhaus<br />

Der Hauptaltar aus Muschelkalk wird in seinen vier Ecken von Bronzefiguren, die Heilige<br />

darstellen, eingeschlossen. Ambo und Osterleuchter bestehen ebenso aus Muschelkalk und<br />

Bronze. Im Bodenbelag finden sich vier Inschriftenplatten, ausgerichtet auf die<br />

Vierungspfeiler, die den Evangelisten gewidmet sind. An den Pfeilern befinden sich Reliefs<br />

der vier Evangelisten, am Gewölbeansatz Konsolsteine mit den Büsten der Personifikationen<br />

von vier Erdteilen und an den Gewölbekonsolen der Querschiffarme Büsten<br />

alttestamentlicher Gestalten. Hell erleuchtet thront Maria in der <strong>St</strong>rahlenglorie an der<br />

Ostwand des südlichen Querhauses.<br />

Darunter ist die Doloreskapelle, welche dem Gedenken an das Leiden Christi und den<br />

Schmerzen seiner Mutter Maria gewidmet ist. Am Ende des Raumes, neben dem Aufgang,<br />

der zur Apsis führt, befindet sich eine Marienfigur mit dem Leichnam ihres Sohnes auf einem<br />

Marmorpfeiler. Davor steht der Altar auf einem Marmorsockel mit vier vergoldeten<br />

Eisengittern.<br />

Gegenüberliegend ist die Kreuzkapelle – dem Totengedächtnis der Klostergemeinschaft<br />

gewidmet.<br />

Die Ostwand ziert der Kreuzaltar mit Jesus am Kreuz. Inmitten der sechs Fenster der<br />

Nordwand steht eine Figur des Erzmärtyrers <strong>St</strong>ephanus in Weichholz gefasst. Die<br />

Marmortafel an der Nordwand und die vier Grabplatten, umschlossen mit einer Balustrade,<br />

erinnern an einstige Äbte.<br />

Apsis<br />

Inmitten der Apsis steht auf einer <strong>St</strong>ufenlage ein eindrucksvolles Sakramentshaus: der<br />

Ziboriumsbaldachin. Darunter befindet sich die Tabernakelsäule, eine Hochaltarmensa mit<br />

vier Säulen aus rotem Marmor. Der Tabernakel dient zur Aufbewahrung des eucharistischen<br />

Brotes. Auf dem Tabernakel steht ein goldenes Kreuz. Der Baldachin wird von vier Säulen aus<br />

Marmor getragen. Er ist aus Messing und einem Holzgewölbe gefertigt. Die Giebel sind<br />

überzogen mit Metallarbeiten und enden in mächtigen Kreuzblumen.<br />

Die Giebelfelder zeigen Darstellungen des segnenden Gottvaters, des guten Hirten, des<br />

Keltertreters und des opfernden Melchisedechs. An den vier Ecken befinden sich Tierfiguren,<br />

darunter ein geflügelter Hirsch, eine Taube mit Ölzweig, Einhorn und Adler. Das hintere<br />

Bogenfeld schmückt eine goldene Jesusstatue mit ausgebreiteten Armen.


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 15<br />

Über den Durchgängen zu den Kapellen des Querschiffes thronen zwei weitere <strong>St</strong>atuen: Eine<br />

Gottvaterfigur aus dem 17. Jahrhundert im Norden. Im Süden Johannes der Täufer – in<br />

Weichholz gefasst- ebenfalls aus dem 17 Jahrhundert.<br />

Im Bereich der Wendeltreppen zur Unterkirche und zu den Emporen, sind zwei weitere<br />

Brustbilder eines Heiligen und eines Papstes.<br />

Schiff<br />

Im Seitenschiff befinden sich sechs Seitenkapellen, die mit reichlich verzierten Altären,<br />

<strong>St</strong>eintafeln und Beichtstühlen ausgestattet sind. Sie sind mit Blattgold verziert und durch<br />

eiserne Gitter vom Schiff abgegrenzt. Da diese aber nicht verschlossen sind, sind die Kapellen<br />

für jedermann begehbar. Die Altäre sind den Patronen des Ortes und dem Orden gewidmet<br />

sowie jenen Heiligen, deren Wirken der Klostergemeinschaft vorbildhaft erscheint. So finden<br />

sich im Südschiff die Benedikts-, <strong>Ottilien</strong>- und Pauluskapelle, im Nordschiff die Michaels,-<br />

Scholastika- und Josephskapelle.<br />

Blickt man von den Seitenschiffen aus Richtung Chor, fällt der Blick auf zwei große<br />

Wandaltäre, die sich links und rechts vor dem Altarraum befinden. Im Süden der<br />

Sakramentsaltar, im Norden der Marienaltar.<br />

In einer Nische unter dem Treppenaufgang zur Orgelempore steht eine <strong>St</strong>einfigur, der<br />

sogenannte Erbärmdeheiland. An der Westwand, zuseiten des Hauptportals, findet man –<br />

wie auch in der Apsis – Brustbilder aus Kunstsandstein.<br />

Sakramentsaltar im Süden<br />

Abb. 5: Seitenaltäre im Langhaus<br />

Marienaltar im Norden


3. Vorstellung der Herz-Jesu-Kirche 16<br />

Die Begleitung des Gottesdienstes und des Gesanges geschieht durch zwei Orgeln.<br />

Die Chororgel, im Nordarm des Querhauses aufgestellt, ist in zwei Teile gegliedert: das in<br />

Richtung rückwärtiges Hauptschiff gerichtete Haupt- und Pedalwerk und das in Richtung<br />

Mönchschor gerichtete Schwellwerk. Die Orgel enthält insgesamt 17 Register und wird für<br />

die Begleitung des Choralgesangs verwendet.<br />

Die Hauptorgel ist dagegen mit 47 Registern ausgestattet und dient in erster Linie der<br />

Begleitung und Führung des Gemeindegesanges und des feierlichen Vor-, Zwischen-, und<br />

Nachspiels. Sie kann bei Bedarf auch von der Chororgel aus bedient werden. Beide Orgeln<br />

werden mechanisch bedient und enthalten zusammen 4134 Pfeifen, deren Ausmaße von<br />

7mm bis 5 m reichen. Zusätzlich zu den Verzierungen aus Holz befinden sich an der Oberseite<br />

der Orgel 14 Holzfiguren, die ein stimmiges Gesamtbild schaffen.<br />

Hauptorgel auf der Westempore<br />

Abb. 6: Blick auf Orgel im Schiff und Querhaus<br />

Fensterrose, Chorgestühl und Orgel


4. Bauaufnahme 17<br />

4. Bauaufnahme<br />

4.1 Aufgaben der Bauaufnahme<br />

Allgemein kann man die Ziele der Bauwerksvermessung als Erfassung der Form und des Zustandes<br />

eines Bauwerkes bezeichnen. Da die Zeit und Nutzung der Gebäude ihre Spuren hinterlassen, sollte<br />

die Dokumentation des Zustands und der baulichen Veränderungen in regelmäßigen Abständen<br />

erfolgen. Die Ergebnisse dienen Architekten, Archäologen, Bauingenieuren und Bauforschern als<br />

Grundlage für weitere Planungen, Sanierungen oder Restaurationen.<br />

Weitere Aufgaben können sein:<br />

Sicherung des Bestands<br />

Verkauf, Wertermittlung<br />

Bauforschung, Denkmalpflege<br />

4.2 Methoden der Bauaufnahme<br />

Handaufmaß<br />

Aufgeteilt in das sogenannte Architekturaufmaß sowie das verformungsgerechte Handaufmaß gehört<br />

das Handaufmaß zur Erfassung der Bauwerksgeometrie mit einfachen Hilfsmitteln wie Meterstab,<br />

Wasserwaage und Lot.<br />

Im Architekturaufmaß beschränken sich die Aufnahmen auf die wesentlichen geometrischen Größen<br />

eines Baukörpers, die schnell und einfach erfasst werden. Hierbei werden Geometrien<br />

zweidimensional skizziert und bemaßt. Die entstandene Skizze kann später digitalisiert und in ein<br />

CAD-Programm importiert werden.<br />

Durch die starke Generalisierung bei der Geometrieerfassung stimmt der Plan nicht vollständig mit<br />

dem Objekt überein.<br />

Das verformungsgerechte Aufmaß bezeichnet ein Verfahren zur kombinierten Erfassung von<br />

inhaltlichen und geometrischen Bauwerkseigenschaften. Es kommt dem Original sehr nahe und zeigt<br />

vorhandene Deformationen, Schäden usw. an. Damit sollen Differenzen zur idealen Geometrie<br />

angezeigt werden.<br />

In der heutigen Zeit gibt es immer mehr und leistungsfähigere elektronische<br />

Handentfernungsmesser, welche die Messung von Entfernungen beschleunigen.


4. Bauaufnahme 18<br />

Tachymetrie<br />

Bei der Tachymetrie werden vom <strong>St</strong>andpunkt ausgehend die polaren Messgrößen Richtung und<br />

<strong>St</strong>recke gemessen und digital gespeichert. Diese Daten werden durch eine vorhergehende<br />

Festpunktfeldmessung an ein übergeordnetes Koordinatensystem angeschlossen. Im Gegensatz zum<br />

Handaufmaß werden die Geometrien durch Anzielen mit einem Fernrohr und nicht direkt am Objekt<br />

gemessen. Durch Einsatz von reflektorlos messenden Tachymetern kommt dieser Methode eine<br />

immer größere Bedeutung zu. Vor der Aufnahme muss definiert werden, wie detailliert und mit<br />

welcher Genauigkeit gearbeitet werden soll.<br />

Photogrammetrie<br />

Der Einsatz der Fotografie zur Lösung messtechnischer Probleme wurde schon von Dominique<br />

Francois Arago im Jahre 1839 in Erwägung gezogen, als er vor der französischen Akademie der<br />

Wissenschaften die Erfindung der Fotografie vorstellte [ALBERTZ, 1999]. Als Vorteile der<br />

Photogrammetrie lassen sich drei Aspekte zusammenfassen:<br />

Das Objekt muss zur Vermessung nicht betreten werden, sondern wird aus sicherer<br />

Entfernung berührungslos erfasst.<br />

Der Zeitbedarf für die Messung beschränkt sich im Wesentlichen auf die Dauer der<br />

Belichtung.<br />

Die Aufnahmen dokumentieren den Zustand des Objekts zum Zeitpunkt der Aufnahme und<br />

bieten somit ein Archiv, das für weitere Auswertungen genutzt werden kann.<br />

Jedoch sollte vor jeder Messung die Kamera kalibriert werden, d.h. es müssen die Parameter für die<br />

innere Orientierung bestimmt werden. Dabei werden der Bildhauptpunkt, die Kamerakonstante und<br />

die Parameter der Bildverzeichnung errechnet. Durch Verknüpfung mehrerer Aufnahmen lassen sich<br />

zusammenhängende Bildverbände erzeugen. Die Verknüpfung geschieht über Passpunkte, die von<br />

verschiedenen <strong>St</strong>andpunkten mit aufgenommen wurden.<br />

Eine Software wie z.B. PHIDIAS beschäftigt sich mit der gemeinsamen Auswertung von Laserdaten<br />

und Bildern aus der Photogrammetrie.


4. Bauaufnahme 19<br />

Laserscanning<br />

Seit einigen Jahren wird in der Bauaufnahme vermehrt auch Laserscanning eingesetzt. Die Vorteile<br />

liegen klar auf der Hand: Die Vermessung geschieht schnell und berührungslos, sodass die Bauwerke<br />

nicht beschädigt werden. Durch die große Menge an Punkten können auch kleinste Details<br />

ausgearbeitet und dargestellt werden. Die gewonnenen Scandaten können archiviert und zu<br />

späteren Zeitpunkten erneut ausgewertet oder mit aktuelleren Messdaten verglichen werden.<br />

Zwar sind die Systeme noch sehr teuer und es werden zusätzlich kostenintensive Softwarepakete zur<br />

Auswertung benötigt, jedoch könnten durch weitere Entwicklungen auf diesem Gebiet in Zukunft<br />

günstigere Komponenten angeboten werden.<br />

4.3 3D-Beschreibung<br />

Eine Alternative zur Erstellung von zweidimensionalen Plänen in Form von Grundrissen, Schnitten<br />

und Ansichten oder Detaildarstellungen sind dreidimensionale Darstellungen durch CAD-Modelle und<br />

Animationen. Vorteile der Konstruktion eines CAD-Modells sind, dass aus einem Modell mehrere<br />

Schnitte und Ansichten dargestellt werden können und dass nicht nur horizontale und vertikale<br />

Schnitte erzeugt werden können, sondern alle möglichen Anordnungen der Schnittgeometrie<br />

möglich sind. Diese Modelle können ebenso texturiert, also mit Farben und Materialien versehen<br />

werden, damit das Objekt seinem realen Aussehen möglichst nahe kommt. Durch Rendern werden<br />

Licht und Schatten berechnet. Man kann diese Modelle als Bilder speichern oder aber in Form einer<br />

virtuellen Animation oder eines Filmes darstellen.<br />

CAD-Modell<br />

Die Darstellung dreidimensionaler Objekte kann auf drei verschiedene Arten erfolgen:<br />

Die einfachste Form bildet das Drahtmodell, welches auch als Kantenmodell bezeichnet wird, da die<br />

Kantenpunkte durch Drähte oder Linien miteinander verbunden sind. Dadurch benötigt man eine<br />

wesentlich geringere Rechenzeit. Eventuell versteckte Polygone sind sichtbar.<br />

Im Flächenmodell werden Objekte mit nach außen hin abgrenzenden Flächen beschrieben. Durch<br />

diese Darstellung werden nur sichtbare Körperoberflächen dargestellt. Konstruktionsmerkmale,<br />

verdeckte Kanten und Polygonkanten sind nicht sichtbar, wodurch die Darstellung sehr realistisch<br />

erscheint.


4. Bauaufnahme 20<br />

Das Volumenmodell besteht aus räumlichen Primitiven, dazu zählen unter anderem Pyramiden,<br />

Quader, Kugeln, Zylinder und Kegel. Es dient zur Modellierung von 3D-Modellen mit einer<br />

realitätsnahen Anpassung, eine möglichst genaue Approximation der Realität. Der Rechenaufwand<br />

für das Volumenmodell ist relativ hoch, deswegen ist eine vorherige genaue Modellierung mittels<br />

Drahtmodell oder Flächenmodell sinnvoll.<br />

Es gibt mehrere Volumenmodelle: das Boundary Representation Modell (B-REP), das Constructive<br />

Solids Geometry Modell (CSG) und das Sweep Area Solid Modell.<br />

Abb. 7: Drahtmodell, Flächenmodell und Volumenmodell v.l.n.r.


4. Bauaufnahme 21<br />

4.4 Projektplanung der Bauaufnahme 4<br />

Organisation von Unterlagen<br />

Beschaffung von Flurkarten und <strong>St</strong>adtgrundkarten beim örtlichen Vermessungsamt bzw.<br />

Katasteramt<br />

Beschaffung von Einmessskizzen und Koordinaten von Lagefestpunkten und Höhen von<br />

Höhenbolzen im Umfeld des Objekts<br />

Aufgabenanalyse<br />

Messobjekt<br />

Messung innen oder außen?<br />

Genauigkeit, Detailtiefe, Maßstab, Wirtschaftlichkeit<br />

Signalisierung von Punkten möglich und sinnvoll?<br />

Ortstermin mit Auftraggeber<br />

Anfertigung von Skizzen zur Vervollständigung der Planungsunterlagen<br />

Anfertigung von Fotografien zur Dokumentation des Bauwerks<br />

Aufsuchen der Lagefestpunkte<br />

Infrastruktur: Zugänglichkeit zum Objekt, Zugang zu elektrischem <strong>St</strong>rom<br />

Erfassung der Oberflächeneigenschaften für die Befestigung der Punktmarken<br />

Planung der Messungen und Kalkulation<br />

Planung des geodätischen Bezugsnetzes<br />

Vergabe von Punktnummern für Passpunkte, Polygonpunkte und Polarpunkte<br />

Netzplanung außen und innen: Anschlusspunkte, Typ, Zahl der <strong>St</strong>andpunkte und<br />

Polarpunkte, Zahl der Messungen(Halbsatz, Vollsatz, mehrere Vollsätze), Redundanz<br />

Planung der Höhenmessung<br />

Methoden und Geräteauswahl<br />

Wahl der Instrumente nach Genauigkeit und Effizienz<br />

Aufstellung einer Bedarfsliste für die Kampagne<br />

Material-, Personal-, Kosten,- und Zeitkalkulation<br />

4 Quelle: Handbuch Bauwerksvermessung, Wiedemann, A. (2004)


Vorbereitungen zur Laserscanmessung 22<br />

Vorbereitungen zur Laserscanmessung<br />

5. Polygonzugmessung<br />

Eine vorbereitende Aufgabe der <strong>Bachelorarbeit</strong> bestand darin, einen Polygonzug, ausgehend von<br />

bekannten Festpunkten außerhalb der Kirche und teilweise auch außerhalb des Klosters (siehe<br />

Lageplan), bis in die Kirche zu messen, um dort bekannte Punkte mit Gauß-Krüger-Koordinaten zu<br />

erhalten.<br />

Unter einem Polygonzug versteht man eine linienmäßige Festlegung von Neupunkten. Diese werden<br />

durch Messung von Horizontalstrecken und Brechungswinkel zu den Polygonpunkten durch polares<br />

Anhängen bestimmt.<br />

Es gibt mehrere Arten von Polygonzügen:<br />

Zug mit beidseitigem Richtungs- und Koordinatenabschluss (Koordinaten des Anfangs- und<br />

Endpunktes sowie für die Fernziele sind bekannt)<br />

Zug ohne Richtungsabschluss (Koordinaten des Anfangs-und Endpunktes sowie für ein<br />

Fernziel sind bekannt)<br />

Zug ohne Richtungs- und Koordinatenabschluss (keine Abschlussverbesserung, Redundanz=0)<br />

Geschlossener Polygonzug (Ringpolygonzug)<br />

Freier Polygonzug (ohne Anschluss an übergeordnetes System, Redundanz=0)<br />

Eingehängter Zug (ohne Richtungsabschlüsse)<br />

Es wurden insgesamt zwei geschlossene Polygonzüge mit beidseitigem Richtungs- und<br />

Koordinatenabschluss und zwei Polarpunkte gemessen. Um keine Beschädigungen an den wertvollen<br />

Bodenfließen zu riskieren, wurden markante Punkte aufgesucht und mit Lochverstärkungsringen<br />

markiert. Mit diesen Punkten wurde im nächsten Schritt das Tachymeter in der Kirche stationiert und<br />

die Targets reflektorlos aufgemessen. Vor der Kirche wurden ebenfalls zwei Polygonpunkte und ein<br />

Polarpunkt gelegt, die als Grundlage für den Polygonzug der Partnergruppe (Elflein/Gschwender)<br />

dienen sollten.<br />

Anschließend wurden die Punkte per Nivellement in der Höhe überprüft. Die Auswertung des<br />

Polygonzuges erfolgte in GEO-Samos, die der Polarpunkte mit dem Taschenrechner.


5. Polygonzugmessung 23<br />

5.1 Instrumentarium<br />

Nachfolgend eine Liste des Instrumentariums, das wir für die Tachymetermessung verwendet haben.<br />

Diese Instrumente wurden uns von der HFT zur Verfügung gestellt.<br />

Instrument Anzahl<br />

Leica 1101<br />

<strong>St</strong>ativ<br />

Rundprisma<br />

Laserlot<br />

Dreifuß<br />

<strong>St</strong>abstativ<br />

Maßband<br />

Mini-<strong>St</strong>ativ<br />

5.2 Das Tachymeter TCRP 1101+ von Leica<br />

Tabelle 1: Polygonzug Instrumentarium<br />

Wir haben uns für das Leica 1101 entschieden, da wir sowohl im <strong>St</strong>udium als auch im Praxissemester<br />

erste Erfahrungen mit Leica-Geräten gesammelt haben. Vor allem aber, da dieses Instrument eine<br />

präzise und reflektorlose Messung ermöglicht. Die Genauigkeiten des Instrumentes werden in der<br />

folgenden Tabelle aufgelistet.<br />

Weitere Vorteile des Gerätes sind die auf beiden Seiten vorhandenen Displays, die vor allem den<br />

Polygonzug einfacher gestalten und die Servomotoren für den Horizontal- und Vertikalantrieb, die<br />

das Anzielen und Messen in der zweiten Lage deutlich vereinfachen.<br />

Winkelgenauigkeit 0,5 mgon / 1,5 ‘‘<br />

<strong>St</strong>reckengenauigkeit<br />

zum Reflektor<br />

1<br />

4<br />

2<br />

1<br />

3<br />

2<br />

1<br />

1<br />

reflektorlos (bis zu 80m)<br />

Tabelle 2: Genauigkeit Leica 1101<br />

2 mm + 2 ppm<br />

3 mm + 2 ppm<br />

Die Daten werden im gsi-Format auf der Speicherkarte im Gerät gespeichert und können dann am PC<br />

mit Hilfe der Gifcon25 Software transformiert werden.


5. Polygonzugmessung 24<br />

5.3 Instrumentenkalibrierung<br />

Ziellinienfehler l<br />

Kompensator q<br />

Vertikal Indexfehler I<br />

Zielachsfehler c<br />

Kippachsfehler k<br />

Temperatur<br />

Druck<br />

Relative Feuchte<br />

Ppm atmosphärisch<br />

Ppm geometrisch<br />

Ppm total<br />

5.4 Erkundung der Örtlichkeit<br />

Alter Wert Neuer Wert<br />

-1mm<br />

2,8mgon<br />

1,2mgon<br />

1,1mgon<br />

-0,3 mgon<br />

20°<br />

1013,3mbar<br />

60%<br />

8,0<br />

-29,0<br />

-21,0<br />

-2mm<br />

Tabelle 3: Kalibrierungsprotokoll<br />

1,4mgon<br />

1,2mgon<br />

0,2 mgon<br />

0,3 mgon<br />

Prof. Dr.-Ing. W.-U. Böttinger organisierte beim zuständigen Vermessungsamt in Landsberg am Lech<br />

mehrere Lagepläne und Koordinatenlisten der Festpunkte, teilweise mit Einmessskizzen. Mit Hilfe<br />

dieser Dokumente machten wir uns auf die Suche nach den vorhandenen Festpunkten.<br />

Wir begannen mit dem trigonometrischen Punkt (TP) 6006, den wir mittels der Bemaßung auf die<br />

Klostermauer und einen Baum mit dem Maßband absteckten.<br />

Anschließend berechneten wir die Distanz zwischen diesem Punkt und dem Punkt 6411. Wir stellten<br />

das Tachymeter über dem Punkt 6006 auf und steckten einige Punkte in der berechneten Entfernung<br />

dort ab, wo sich laut des Lageplans der Punkt 6411 befinden sollte. Im steinigen Boden fanden wir<br />

aber nach längerem Graben keinen Punkt und machten uns somit auf die Suche nach weiteren<br />

Punkten.<br />

Mit Hilfe der Skizzen fanden wir die Punkte 10 (Nagel im Boden) und 3279 (Nagel in der Wand).<br />

Erneut versuchten wir den Punkt 6411 abzustecken. Wir führten eine freie <strong>St</strong>ationierung mit den<br />

Anschlüssen 10 und 6006 durch und steckten den Punkt erneut ab. Diese Absteckung stimmte mit<br />

der vorherigen überein. Auch bei weiterem Graben fanden wir keinen Punkt.


5. Polygonzugmessung 25<br />

Somit machten wir uns auf die Suche nach Punkt 4000, den wir durch eine freie <strong>St</strong>ationierung mit<br />

den Anschlüssen 6006 und 3279 absteckten und auch im Acker 40cm unter der Erde fanden.<br />

Erneut steckten wir Punkt 6411 ab und auch dieses Mal landeten wir an derselben <strong>St</strong>elle und fanden<br />

bei noch tieferem Graben das gesuchte Rohr.<br />

5.5 Ablauf der Messung<br />

Abb. 8: Festpunktübersicht<br />

Ausgehend von einem bekannten Anfangspunkt wurden die Richtungen zu zwei bekannten<br />

Anschlusspunkten gemessen. Die Messung wurde in zwei Lagen und zwei Sätzen durchgeführt. Die<br />

Polygonpunkte wurden mit Nägeln vermarkt, um sie auf dem Rückweg nochmals messen zu können<br />

und um im darauffolgenden Nivellement deren Höhen zu prüfen.<br />

Der Polygonzug wurde als Ringpolygonzug mit bekanntem End- und Anfangspunkt und zwei An- bzw.<br />

Abschlussrichtungen durchgeführt. Während der Messung wurden die Messwerte dokumentiert, um<br />

später im Postprocessing ausgewertet und gemittelt zu werden. Erst nach der Berechnung des<br />

Polygonzuges in GEO-Samos erhält man die Winkel- und Koordinatenabschlussfehler, die Aussagen<br />

über die Qualität des Polygonzuges zulassen.


5. Polygonzugmessung 26<br />

Abb. 9: Polygonzug 1<br />

Abb. 10: Polygonzug 2


5. Polygonzugmessung 27<br />

5.6 Auswertung mit GEO-Samos der Firma Breining<br />

Die Auswertung des Polygonzuges geschah im Programm GEO-Samos der Firma Breining. Dabei<br />

muss zuerst ein neues Projekt angelegt werden. In diesem werden Einstellungen wie Punktformat,<br />

Reduktion (in unserem Falle keine Reduktion, da dies geräteintern im Tachymeter berücksichtigt<br />

wurde) und Anzeige der Punktnummern vorgenommen. Danach müssen unter Verwaltung<br />

Koordinateneingabe die Koordinaten der bekannten Anschlusspunkte eingegeben werden.<br />

Im Fenster Messwerterfassung werden nun nacheinander <strong>St</strong>andpunktnummer, Instrumentenhöhe,<br />

Art des <strong>St</strong>andpunktes (frei bzw. bekannt), Zielpunktnummer, Punktcode und Typ (Anschluss oder<br />

Polarpunkt) angegeben. Nun können im Fenster Messen + Neuer Messwert die Messwerte von<br />

Vorblick und Rückblick eingegeben werden. Dazu zählen Richtungs- und Zenitwinkel, Schrägstrecke<br />

und Reflektorhöhe. Im Falle von Richtungsanschlüssen zu Festpunkten muss von <strong>St</strong>recke und Winkel<br />

komplett auf nur Winkel umgeschaltet werden, damit lediglich die Winkel in die Berechnung<br />

eingehen. Hat man alle Anschlüsse und Polygonpunkte eingegeben, gelangt man durch Drücken des<br />

OK-Buttons ins vorhergehende Fenster zurück, in dem man den <strong>St</strong>andpunkt speichern kann.<br />

Diesen Vorgang wiederholt man nun für jeden <strong>St</strong>andpunkt.<br />

Ist die Eingabe vollständig, kann sie im Fenster Polygonzug in der Registerkarte Messwerte<br />

kontrolliert und ggf. korrigiert werden. In der Registerkarte Reihenfolge wird der Polygonzug aus den<br />

einzelnen <strong>St</strong>andpunkten zusammengesetzt. Es sind dazu folgende Einstellungen nötig:<br />

Polygonzugsart: Beidseitig angeschlossen<br />

Mit Höhenberechnung und Höhenabgleich<br />

Nun werden im linken der drei Fenster nacheinander die verfügbaren <strong>St</strong>andpunkte ausgewählt.<br />

Im unteren Fenster werden die Anschlusspunkte des jeweiligen <strong>St</strong>andpunktes angezeigt. Hat man alle<br />

<strong>St</strong>andpunkte ausgewählt, kann man im dritten Fenster nochmals die Reihenfolge kontrollieren.<br />

In den Registern Anfangspunkt, Endpunkt und Neupunkte werden nun Ergebnisse in Form von<br />

Koordinaten, Koordinatenabweichungen und Winkelabschlussfehler aufgelistet.<br />

Ein vollständiges Protokoll kann ausgedruckt und als Textdatei gespeichert werden.<br />

Beendet man das Fenster Polygonzug, werden auf der graphischen Oberfläche zusätzlich zu den<br />

Festpunkten die neu bestimmten Polygonpunkte und der Verlauf des Polygonzuges angezeigt.


5. Polygonzugmessung 28<br />

Berechnung der Polarpunkte:<br />

Die Polarpunkte werden durch dreidimensionale polare Punktbestimmung im Taschenrechner<br />

berechnet. Dabei wird ein Neupunkt Pi mit Hilfe eines bekannten <strong>St</strong>andpunktes Ps, Schrägstrecke s<br />

Horizontalwinkel α, Zenitwinkel β und Richtungswinkel ts koordinatenmäßig bestimmt.<br />

Die verwendeten Formeln für die Koordinaten des Neupunktes lauten:<br />

∆Yi=si∙sinβi∙sints,i<br />

∆Xi=si∙sinβi∙costs,i<br />

∆Zi=si∙cosβi<br />

Yi= Ys+∆Yi<br />

Xi=Xs+∆Xi<br />

Zi=Zs+∆Zi<br />

Tabelle 4: Neupunktkoordinaten bei polarer Punktbestimmung<br />

Da wir die Punkte mit Prismen auf Lotstäben gemessen haben, mussten Instrumentenhöhe ih und<br />

Reflektorhöhe rh in die Berechnung mit eingeschlossen werden.<br />

5.7 Probleme bei der Aufnahme<br />

Probleme:<br />

Durch fehlende Skizzen und Höheninformationen war es deutlich schwieriger, manche<br />

Punkte zu finden und zu wissen, wie tief man graben muss.<br />

Teilweise war die Sicht durch Bäume oder Mauern sehr schlecht, wodurch wir mit<br />

Ministativen oder einem sehr hoch aufgebauten Instrument arbeiten mussten.<br />

Die Höhen der Punkte lagen teilweise im alten und teilweise im neuen System vor und<br />

mussten somit einheitlich berechnet werden.<br />

Das Polygonzugprogramm von Leica auf dem Tachymeter war unbrauchbar.<br />

Doppelt aufgenommene Punkte dürfen nicht die gleiche Punktnummer haben


5. Polygonzugmessung 29<br />

5.8 Ergebnisse und Analyse<br />

Aufgrund eines Gottesdienstes konnte der erste Polygonzug nicht in die Kirche gelegt werden. Die<br />

durch diesen Polygonzug erstellten Festpunkte vor der Kirche dienten dann als Ausgangswerte für<br />

den zweiten Polygonzug.<br />

<strong>St</strong>reckensumme<br />

Winkelabweichung (WW)<br />

Koordinatenabweichung Rechtswert (WR)<br />

Koordinatenabweichung Hochwert (WH)<br />

Längsabweichung (WL)<br />

Lineare Querabweichung (WQ)<br />

Berechnete Koordinaten:<br />

Polygonzug 1 Polygonzug 2<br />

264,72m<br />

-5,2mgon<br />

1mm<br />

1mm<br />

1mm<br />

Tabelle 5: Ergebnisse Polygonzug<br />

Pkt.-Nr. Rechtswert [m] Hochwert [m] Höhe [m]<br />

1001<br />

1002<br />

1003<br />

1004<br />

1005<br />

2001<br />

2002<br />

2003<br />

4428812,881<br />

4428811,191<br />

4428824,330<br />

4428850,236<br />

4428861,938<br />

4428804,789<br />

4428860,526<br />

4428855,494<br />

5328900,470<br />

5328945,687<br />

5328961,669<br />

5328966,346<br />

5328968,354<br />

5328988,190<br />

5328958,580<br />

5328976,404<br />

Tabelle 6: Koordinaten Polygonzug<br />

Punkte 1001 bis 1005 sind Polygonpunkte, 2001 bis 2003 Polarpunkte<br />

0<br />

584,670<br />

591,858<br />

592,395<br />

595,926<br />

595,935<br />

592,527<br />

596,057<br />

595,934<br />

76,395m<br />

-10,9mgon<br />

-1mm<br />

-3mm<br />

2mm<br />

0


6. Nivellement 30<br />

6. Nivellement<br />

Um die Höhen der von uns bestimmten Punkte, der Polygonpunkte und der vorhandenen Festpunkte<br />

zu überprüfen und zu verbessern, entschieden wir uns, ein Nivellement durchzuführen.<br />

Es gibt mehrere Arten von Nivellements:<br />

Liniennivellement<br />

Um größere Höhenunterschiede oder den Höhenunterschied zwischen zwei weiter<br />

voneinander entfernten Punkten zu bestimmen, nutzt man das Liniennivellement, bei<br />

dem Teilhöhenunterschiede aneinandergereiht werden.<br />

Schleifennivellement<br />

Doppelnivellement<br />

6.1 Instrumentarium<br />

Bei einem Schleifennivellement sind der Anfangs- und Endpunkt identisch und somit<br />

ist der Sollhöhenunterschied 0,000 m. Voraussetzung ist eine unabhängige<br />

Höhenkontrolle des Anfangs- bzw. Endpunktes.<br />

Bei einem Doppelnivellement wird der Höhenunterschied zwischen Anfangs- und<br />

Endpunkt sowohl auf dem Hin- als auch auf dem im Rückweg berechnet und somit<br />

die Messung verbessert.<br />

Instrument Anzahl<br />

Leica DNA03<br />

2m Invarlatte<br />

Frosch<br />

Lattenrichter<br />

Tabelle 7: Nivellement Instrumentarium<br />

1<br />

1<br />

1<br />

1


6. Nivellement 31<br />

6.2 Das Nivellier DNA03 von Leica<br />

Das Nivellement führten wir mit dem Leica DNA03 durch. Dieses Digital-Nivellier zeichnet sich<br />

dadurch aus, dass man im Vergleich zu konventionellen Nivellieren die Hälfte an Zeit benötigt.<br />

Weitere positive Aspekte sind die fehlerfreie Datenerfassung und Datenauswertung durch das<br />

Wegfallen des Abschreibens und Kopfrechnens. Ebenso verfügt das Instrument über hilfreiche<br />

Messprogramme, die den Ablauf und die Auswertung der Nivellements deutlich vereinfachen. Auch<br />

die Bedienung ist sehr einfach gestaltet und auf dem LCD Display lassen sich alle wichtigen Werte<br />

begutachten.<br />

Über die integrierte PC-Karte lassen sich nach der Messung die Daten einfach auf den PC übertragen.<br />

<strong>St</strong>andardabweichung Höhenmessung<br />

Elektronische Messung<br />

mit Invarlatte<br />

pro 1km Doppelnivellement<br />

mit <strong>St</strong>andardlatte<br />

0.3mm<br />

1.0mm<br />

Optische Messung 2.0mm<br />

Distanzmessung (elektr.)<br />

<strong>St</strong>andardabweichung<br />

Reichweite<br />

6.3 Ablauf der Messung<br />

Elektronische Messung<br />

Optische Messung<br />

1cm/20m (500ppm)<br />

1.8m – 110m<br />

ab 0.6m<br />

Messdauer Einzelmessung 3 Sekunden<br />

Tabelle 8: Genauigkeit Leica DNA03<br />

Durch die Renovierung des Gästehauses war einer der Höhenbolzen nicht mehr auffindbar.<br />

Somit führten wir ein Liniennivellement durch – ausgehend von dem vorhandenen Bolzen über<br />

unsere Polygonzugpunkte sowie die vorhandenen Festpunkte und die von uns neu vermarkten<br />

Punkte wieder zurück zum bekannten Höhenbolzen.


6. Nivellement 32<br />

6.4 Auswertung<br />

Die Ergebnisse des Nivellements wurden nach Abschluss der Messung direkt am Gerät angezeigt<br />

Soll-Höhe:<br />

Ist-Höhe:<br />

Abschlussfehler:<br />

<strong>St</strong>recke:<br />

592,6268m<br />

592,6270m<br />

0,2mm<br />

581 m<br />

Tabelle 9: Auswertung Nivellement<br />

Der Hauptgrund des Nivellements war es, die Höhen der Punkte des Polygonzuges zu überprüfen und<br />

zu verbessern.<br />

Pkt.-Nr. Höhe(Nivellement) [m] Abweichung [mm]<br />

1002<br />

1003<br />

4000<br />

6411<br />

591,858<br />

592,395<br />

578,177<br />

581,345<br />

Tabelle 10: Abweichung der Nivellement-Höhen zu den Polygonzughöhen<br />

Alle Höhen sind als Höhen über NHN im Höhensystem DHHN 92 angegeben.<br />

6.5 Ergebnisse und Analyse<br />

Die daraus ergebenen Höhen haben wir - soweit nötig - gemittelt und mit den beim Polygonzug<br />

bestimmten Höhen verglichen. Diese waren meist identisch. Bei kleineren Abweichungen<br />

übernahmen wir auf Grund der sehr hohen Genauigkeit die Nivellement-Höhen.<br />

0,2<br />

0,3<br />

30<br />

0,2


7. Passpunktmessung 33<br />

7. Passpunktmessung<br />

Um das 3D-Modell an das übergeordnete System anzuschließen, müssen mindestens drei Punkte mit<br />

Gauß-Krüger-Koordinaten vorhanden sein. Diese können bekannte Festpunkte sein oder, wie in<br />

unserem Fall, Passpunkte in Form von Black & White Targets (B&W), die mit dem Tachymeter<br />

aufgemessen werden.<br />

Dafür wurde in der Kirche frei stationiert und die Targets reflektorlos aufgenommen. Die Passpunkte<br />

wurden anschließend beim Laserscanning mitgescannt.<br />

Das Scanprogramm erkennt die Mitte des Kreises automatisch. Dies wird in Kapitel 8.6 näher erklärt.<br />

7.1 Ablauf<br />

Abb. 11: Black & White Target der Firma Leica<br />

Da die vier bekannten Punkte sich im unteren Bereich der Kirche, im sogenannten Schiff, befinden,<br />

wurde nur in diesem Bereich stationiert, um die Targets aufzunehmen. Bei der <strong>St</strong>ationierung wurden<br />

zur <strong>St</strong>eigerung der Genauigkeit und der Redundanz jeweils vier Anschlusspunkte gemessen. Die<br />

Targets wurden dann von zwei <strong>St</strong>andpunkten aus gemessen und deren Koordinaten gemittelt. Als<br />

Kontrolle wurde nach der Aufnahme ein Anschlusspunkt nochmals mit aufgenommen. Insgesamt<br />

wurden 14 Targets aufgenommen, davon sechs einmal und acht Targets von zwei <strong>St</strong>andpunkten aus.<br />

7.2 Ergebnisse<br />

Die Abweichungen der Doppelmessungen beliefen sich auf ein bis maximal zwei mm. Dies ist ein sehr<br />

gutes Ergebnis, da die Targets reflektorlos gemessen wurden und da es teilweise durch die<br />

Dunkelheit in der Kirche nicht so einfach war, die Mitte der Targets zu sehen. Die Auswertung der<br />

<strong>St</strong>ationierung und die Berechnung der Koordinaten wurden im Postprocessing durchgeführt, da die<br />

Anschlusspunkte zum Zeitpunkt der Messung noch nicht koordiniert waren. (Das Messprotokoll<br />

befindet sich im Anhang.) Diese Koordinaten wurden später in Cyclone als Homescanworld<br />

eingelesen.


Laserscan Messung 34<br />

Laserscan Messung<br />

8. Laserscanning<br />

Laserscanning ist ein relativ junger Bereich in der Vermessung, der vor ca. zehn Jahren entstand und<br />

sich bis heute stetig und rasant weiterentwickelt hat. Aus den Anfangsmodellen der Puls-Scanner, die<br />

gerade 100 Punkte pro Sekunde messen konnten, entstanden jährlich neue Geräte, deren<br />

Messkapazität bis zum Jahre 2007 auf bis zu 50.000 Punkte pro Sekunde emporschnellte.<br />

Im Jahre 2004 bekamen die Puls-Scanner große Konkurrenz: die Phasen-Scanner. Diese zeichneten<br />

sich im Gegensatz zur hohen Reichweite und Präzision der Puls-Scanner durch eine hohe Auflösung<br />

und eine sehr hohe Geschwindigkeit aus. Sie messen mit einer zehnmal so großen Messrate, das<br />

heißt, dass sie bis 500.000 Punkte pro Sekunde aufnehmen.<br />

Als Ergebnis erhält man eine 3D-Punktwolke in gewünschter Dichte. Jedoch ist die Aufnahmezeit<br />

deutlich kürzer als die Auswertezeit.<br />

Mittlerweile verfügen die Laserscanner über integrierte Digitalkameras, die zur Orientierung oder gar<br />

zur Einfärbung der Punktwolke dienen.<br />

8.1 Messprinzip<br />

Analog zur Tachymetrie ist der Laserscanner ein berührungsloses elektro-optisches Messsystem, das<br />

Schrägdistanzen, Horizontalwinkel und Vertikalwinkel misst. Zu der dreidimensionalen polaren<br />

Aufnahme wird jedoch noch der Intensitätswert, also die Reflektivität der Oberfläche, registriert. Es<br />

werden aber keine diskreten Punkte angemessen, sondern Massenpunkte, die, abhängig vom<br />

Winkelschritt des austretenden Lasers, auf dem Objekt verteilt liegen. Somit ist die Punktdichte<br />

abhängig von der Entfernung. Für die Qualität und Reproduzierbarkeit der Punktwolke sind mehrere<br />

Faktoren entscheidend. So spielen unter anderem die Farbe und die Rauheit der Oberfläche, aber<br />

auch der Auftreffwinkel und eventuelles Eindringen des Lasers in das Material eine Rolle.<br />

Weiße Oberflächen reflektieren sehr gut; je dunkler aber die Farbe, desto schlechter die<br />

Reflexionseigenschaft.<br />

Um auftretende Abschattungen zu vermeiden, muss gegebenenfalls von mehreren <strong>St</strong>andpunkten aus<br />

gemessen werden. Dabei hat jeder <strong>St</strong>andpunkt ein eigenes dreidimensionales kartesisches<br />

Koordinatensystem, dessen Ursprung im Scanner definiert ist. Die Verknüpfung der einzelnen<br />

<strong>St</strong>andpunkte erfolgt über Passpunkte, die sogenannten Targets. Diese werden mitgescannt und<br />

mittels verketteter räumlicher Ähnlichkeitstransformation bestimmt.


8. Laserscanning 35<br />

Sind die Passpunkte in einem übergeordneten Bezugssystem koordiniert, kann eine Transformation<br />

in das Bezugskoordinatensystem gerechnet werden. Es sind jedoch mindestens drei bekannte Punkte<br />

nötig, um an das übergeordnete System anzuschließen.<br />

Als Passpunkte dienen Black & White Targets, die automatisch vom Scanner erkannt werden und<br />

deren Mitte durch Vertices (siehe Kapitel 8.6) gespeichert wird. Als Alternative gibt es weiße Kugeln<br />

mit bekanntem Radius oder natürliche Passpunkte wie z.B. Gebäudeecken.<br />

Zu beachten ist, dass die Passpunkte nicht zu nah am Scanner sind und nicht unterhalb eines<br />

Auftreffwinkels von 45°. Ebenso sollten die Black & White Targets, die meist auf Papier gedruckt sind,<br />

nur auf einer ebenen Fläche angebracht werden.<br />

Vorteile des Scannens ist eine schnelle, detaillierte und vollständige Aufnahme im Feld. Es müssen<br />

also keine kostenintensiven Nachmessungen für neue Pläne vorgenommen werden.<br />

Seine Schwächen zeigt das System jedoch in der langen Postprocessing-Zeit und den hohen Kosten<br />

für Anschaffung von Hard- und Software für den Scanner.<br />

Man muss sich also seines Anwendungsbereiches bewusst sein, welcher bei der Auswahl des<br />

richtigen Scanners von entscheidender Rolle ist. Kriterien sind Reichweite, Aufnahmebereich,<br />

Genauigkeit, Punktabstand, Geschwindigkeit, Datenumfang, Mobilität, zulässige Umweltbedingungen<br />

und verfügbare Auswertesoftware.<br />

Im Postprocessing werden die enormen Datenmengen gefiltert und gegebenenfalls ausgedünnt.<br />

<strong>St</strong>örende Punkte und virtuelle Objekte, z.B. Personen, können herausgelöscht werden.


8. Laserscanning 36<br />

8.2 Distanzmessung<br />

Phasenvergleichsverfahren<br />

Bei diesem Verfahren wird einer kontinuierlich ausgestrahlten Trägerwelle ein sinusförmiges Signal<br />

aufmoduliert. Diese aufmodulierte Welle dient als Maßeinheit für die <strong>St</strong>reckenmessung. Nachdem sie<br />

vom Sender abgestrahlt und am Objekt reflektiert wird, trifft sie mit einer Phasenverschiebung<br />

gegenüber der ausgesandten Welle wieder ein. Die Wellenlänge wird durch die vorgegebene<br />

Modulationsfrequenz festgelegt. Um die <strong>St</strong>recke zu erhalten, müssen das Wellenreststück und die<br />

Anzahl der Wellen ermittelt werden. Das Wellenreststück wird durch Messen der<br />

Phasenverschiebung zwischen ausgesandter und empfangener Welle bestimmt.<br />

Vorteile des Phasenvergleichsverfahrens:<br />

Unempfindlich gegenüber kurzzeitiger Messstrahlunterbrechung<br />

Genauigkeiten von unter 3mm<br />

Kleinere Spotgröße durch relativ enge <strong>St</strong>rahlenbündelung von 3mm und kleine<br />

Divergenzwinkel von unter 0,25 mrad ermöglichen hohe Genauigkeit<br />

Nachteile des Phasenvergleichsverfahrens:<br />

Mehrdeutigkeiten<br />

Mehrere Maßstabswellenlängen zur eindeutigen <strong>St</strong>reckenmessung mit hoher Genauigkeit<br />

erforderlich<br />

Aufwändige Optik und leistungsfähige <strong>St</strong>romversorgung erforderlich<br />

Geringes Signal-Rausch-Verhältnis erlaubt nur Reichweiten von 20 bis maximal 80 m.<br />

Abb. 12: Prinzip der Phasenmessung


8. Laserscanning 37<br />

Impulslaufzeitverfahren<br />

Als Grundlage dieses Verfahrens dient die Laufzeitmessung eines Laserimpulses, die mit Hilfe eines<br />

elektrischen Zählers registriert wird. Beim Aussenden des Impulses wird dieser gestartet und beim<br />

Zurücktreffen wieder gestoppt. Durch sehr viele Einzelmessungen und anschließende Mittelung<br />

erreicht man eine Genauigkeit von wenigen Millimetern. Da die Lichtgeschwindigkeit sehr groß ist,<br />

muss an die Laufzeitmessung eine sehr hohe Genauigkeitsforderung gestellt werden. Diese<br />

Genauigkeitsforderungen sind unabhängig von der Länge der zu messenden <strong>St</strong>recke und gelten<br />

sowohl für Lang- als auch für Kurzstrecken.<br />

Vorteile des Impulslaufzeitverfahrens:<br />

Eindeutige <strong>St</strong>reckenergebnisse mit hoher Auflösung in kurzer Zeit<br />

Größere Reichweiten (mehrere hundert Meter) sind möglich durch kurze energiereiche<br />

Impulse<br />

reflektorlose Messung durch energiereiche Impulse<br />

Nachteile des Impulslaufzeitverfahrens:<br />

Hoher technischer Aufwand zur Erfassung von Impulsdeformationen auf Grund von<br />

atmosphärischen Einflüssen<br />

Energiegehalt durch Sicherheitsbestimmungen nicht unendlich steigerbar<br />

Geringere Messgeschwindigkeit und Genauigkeiten von 0.5 bis 2cm<br />

Schlechte Detailgenauigkeit durch <strong>St</strong>rahldurchmesser von 0,5 bis 1,5 cm und Divergenz von<br />

0,2 bis 1,5 mrad<br />

Abb. 13: Prinzip der Laufzeitmessung


8. Laserscanning 38<br />

Scanner/Kriterium<br />

Scan<strong>St</strong>ation 2 HDS6000<br />

Messverfahren Impulslaufzeit Phasenvergleich<br />

Gesichtsfeld [°] 360 x 270 360 x 310<br />

Scandistanz [m] 300 bei 90% Albedo < 79 bei 90% Albedo<br />

Scanrate ≤ 50.000pts/s ≤ 500.000pts/s<br />

Winkelauflösung H/V [°] 0.0017 0.0018<br />

Laserspotgröße 4mm beim Austritt<br />

3D Punktgenauigkeit<br />

- Position<br />

- Distanz<br />

6mm auf 50m<br />

6mm auf 50m<br />

4mm auf 50m<br />

3mm beim Austritt + 0.22mrad<br />

Divergenz<br />

14mm auf 50m<br />

10mm auf 50m<br />

5mm auf 50m<br />

Kamera Intergiert hochauflösend Optional als Aufsatz<br />

Neigungssensor Zweiachs-Kompensator 1“ Zweiachs-Neigungssensor 3.6“<br />

Scannersteuerung Notebook Interner PC / Notebook<br />

<strong>St</strong>romverbrauch


8. Laserscanning 39<br />

Die Entwicklung dieses flugzeuggestützten Laserscannings begann schon 1989. Es dauerte jedoch<br />

noch zehn Jahre, bis es im Jahr 2000 großflächig zum Einsatz kam.<br />

Je nach Laufzeit bezeichnet man die eintreffenden Laserimpulse als First- bzw. Lastpulse. Der<br />

Firstpulse kommt als Erster zurück, da er schon an Bäumen oder Häusern reflektiert. Er gibt somit<br />

Informationen über die Oberkanten der Objekte. Der Lastpulse wiederum gibt Auskunft über den<br />

Erdboden, da er teilweise durch Vegetation geht. Die Durchdringungsrate ergibt sich aus der<br />

Gesamtpunktzahl geteilt durch die Bodenpunkte. Es kommt jedoch zu Mehrdeutigkeiten, wenn der<br />

Laser sich mehrmals spiegelt, z.B. bei Glasgebäuden in Großstädten, aber auch Häuserschluchten.<br />

Die Echoformen geben Auskunft über Neigung und Reflexionsverhalten der Oberfläche. Dazu müssen<br />

sie mit der Intensität des Ausgangspulses verglichen werden.<br />

Mit einer Genauigkeit im Zentimeterbereich eignet sich diese Methode zur schnellen und genauen<br />

Erstellung eines DGM (Digitales Gelände Modell). Des Weiteren können durch die Intensitätsmessung<br />

Rückschlüsse auf die Vitalität von Waldbeständen gezogen werden. Sie dienen aber auch zur<br />

Erstellung eines Baumkatasters in der Forstwirtschaft.<br />

Ebenso lassen sich diese Daten mit denen der Luftbildphotogrammetrie und des terrestrischen<br />

Laserscannings kombinieren.<br />

Durch die Informationen aus Firstpulse und Lastpulse können <strong>St</strong>adtmodelle halbautomatisch<br />

ausgewertet und visualisiert werden.<br />

Abb. 14: Schwingspiegel, Polygonspiegel, Palmer scan, Faserarray v.l.n.r.


8. Laserscanning 40<br />

Mobile Laserscanning System (MLS)<br />

Seit 2008 drängte dieses neue System auf den Markt, welches die Vorzüge der verschiedenen<br />

vorhergehenden Systeme vereint. Die Registrierung erfolgt analog zum Airborne Laserscanning<br />

mittels GPS und IMU Sensoren. Die Genauigkeit und die Auflösung bzw. Punktdichte orientieren sich<br />

an denen des terrestrischen Laserscannings. Da sich die Scanner auf bewegten Fahrzeugen, meist auf<br />

PKW, befinden, ist die Punktdichte jedoch zusätzlich zur Entfernung vom Objekt abhängig von der<br />

Fahrtgeschwindigkeit. Durch eine kontinuierliche Aufnahme während der Fahrt können gerade bei<br />

großen Projekten viele <strong>St</strong>andpunkte, die sonst nötig wären, eingespart werden.<br />

Um Objekte dreidimensional zu erfassen, bestehen solche Systeme oft aus zwei bis vier<br />

Laserscannern, deren Scanbereiche sich überschneiden. Damit sollen Abschattungen vermieden<br />

werden, da auf diese Weise ein Objekt im Vor- und Rückblick erfasst wird.<br />

Zusätzlich können mehrere Kameras installiert werden, die semantische Informationen in Form von<br />

Bildern liefern. Diese können dann photogrammetrisch ausgewertet werden oder zur Texturierung<br />

dienen. Aufgabenfelder sind unter anderem <strong>St</strong>adtmodelle, <strong>St</strong>raßenbau und Tunnelbau.<br />

Scanbereich Anordnung der Scanner<br />

Abb. 15: Scanbereich beim Mobile Laserscanning Quelle Topscan<br />

Terrestrial Laserscanning System (TLS)<br />

TLS bezeichnet eine Art der Laserscanner, die speziell für kleinräumige und in unmittelbarer Nähe<br />

befindliche Objekte entwickelt wurde. Sie werden wie Tachymeter auf einem <strong>St</strong>ativ befestigt und<br />

horizontiert. Im Grunde gibt es drei verschiedene Typen von Scannern, welche im folgenden<br />

Abschnitt näher beschrieben werden. Ist es notwendig mehrere Scanaufnahmen zu verknüpfen und<br />

in einem Koordinatensystem abzubilden, müssen Passpunkte vorhanden sein.<br />

Die Genauigkeit der Scanner liegt bei wenigen Millimetern.


8. Laserscanning 41<br />

8.4 Klassifizierungen von Scannern nach <strong>St</strong>aiger<br />

Kamerascanner<br />

Wie der Name schon vermuten lässt, handelt es sich beim Kamerascanner um ein System, dessen<br />

Scannerplattform sich während des Scans nicht bewegt, sondern in Ruhe bleibt.<br />

Sie sind jedoch meist als Ganzes kipp-, bzw. schwenkbar. Aus diesem Grund besitzen sie<br />

üblicherweise keinen Neigungssensor.<br />

Der Messstrahl wird über zwei rotierende bzw. oszillierende Planspiegel abgelenkt. Durch die<br />

senkrechte Ausrichtung der Rotationsachsen zueinander wird das vom Objekt reflektierte Signal über<br />

den gleichen Weg zum Distanzmesser zurückgeführt.<br />

Der Aufnahmebereich, der sogenannte Field of View (FoV), beschränkt sich auf ca. 40° horizontal und<br />

40° vertikal. Durch diesen eingeschränkten angularen Messbereich wird dieser Scannertyp<br />

hauptsächlich im Nahbereich und für mittlere Reichweiten eingesetzt.<br />

Anwendung finden diese Fensterscanner bei kleineren Objekten, wie z.B. bei Werkstücken oder<br />

Fassaden. Aber auch im Innenbereich können durch nur einen <strong>St</strong>andpunkt durch Schwenken und<br />

Kippen des Scanners überlappende Scans des aufzunehmenden Raumes erfasst und in einer<br />

Registrierung zu einer Scanwelt verknüpft werden.<br />

Aufnahmebereich <strong>St</strong>rahlablenkung<br />

Abb. 16: Kamerascanner


8. Laserscanning 42<br />

Hybridscanner<br />

Sie werden bei mittleren bis großen Reichweiten eingesetzt. Durch die Drehung des Scannerkopfes<br />

um die z-<strong>St</strong>ehachse gleicht der Aufbau dem eines Tachymeters.<br />

Somit erfasst der Scanner 360° in horizontaler und nur 40-60° in vertikaler Richtung. Die erzeugte<br />

Punktwolke setzt sich aus vertikalen Scanprofilen zusammen. Meistens ist in diesen Scannertyp ein<br />

Neigungssensor in Form eines Zweiachskompensators integriert.<br />

Der Aufbau besteht aus drehenden bzw. oszillierenden Planspiegeln oder rotierenden<br />

Polygonspiegeln.<br />

Panoramascanner<br />

Aufnahmebereich <strong>St</strong>rahlablenkung<br />

Abb. 17: Hybridscanner<br />

Der Panoramascanner deckt die mittleren Reichweiten ab und eignet sich durch seine<br />

Rundummessung hervorragend für Innenraumaufnahmen. Er ist durch seine Vielseitigkeit universal<br />

einsetzbar und beschränkt sich nicht ausschließlich auf ein Anwendungsgebiet.<br />

Da sich die Scannerplattform um die z-<strong>St</strong>ehachse und um die xy-Kippachse dreht, kann außer dem<br />

durch Abschattungen des <strong>St</strong>ativs entstehenden Messschatten ein Raum vollständig erfasst werden.<br />

Der angulare Messbereich liegt horizontal bei 360° und vertikal je nach Modell zwischen ca. 150°<br />

und 320°.<br />

Das Prinzip der vertikalen Ablenkung entspricht einem längs um die Kippachse rotierenden<br />

Zylinderstrumpf. Dieser ist um 45° gegen die Zylinderachse geneigt und besteht aus einem<br />

mitrotierenden Planspiegel.


8. Laserscanning 43<br />

Wie auch der Hybridscanner verfügt der Panoramascanner über einen Neigungssensor, womit auch<br />

einfache vermessungstechnische Arbeiten durchgeführt werden können, falls der Scanner die<br />

entsprechende Software besitzt.<br />

Dazu zählen eine freie <strong>St</strong>ationierung sowie die Polygonzugmessung. Mit manchen Scannern ist es<br />

möglich, durch eine Drehung um 180° den gesamten Horizont zu erfassen, also eine Messung in<br />

erster und zweiter Lage. Dies spart Zeit und Geld.<br />

8.5 Anwendungsgebiete<br />

Aufnahmebereich <strong>St</strong>rahlablenkung<br />

Abb. 18: Panoramascanner<br />

Die Anwendung des Laserscannings beschränkt sich längst nicht mehr nur auf das Bauwesen,<br />

sondern findet in vielen Sparten seine Verwendung.<br />

Architekten schätzen den Detailreichtum von Bestandsplänen, Ansichten, Profilen und<br />

Querschnitten. Außerdem erleichtert es die Dokumentation von Gebäuden, Innenräumen,<br />

Außenfassaden und Industrieanlagen.<br />

Im Ingenieurwesen wird es zur geometrischen Analyse(Messen von Entfernungen, Bestimmung von<br />

Flächen und Volumen, zur Geometriekontrolle, Qualitätssicherung von Baumaßnahmen/Bauteilen<br />

und in Form von Lichtraumprofilen) eingesetzt.<br />

In der Archäologie können alte Siedlungsstätten durch deren Visualisierung wieder zum Leben<br />

erweckt werden und alte Denkmäler können mit Hilfe von Laserscanning detailgetreu restauriert<br />

oder nachgebildet werden.<br />

Ebenso werden solche Animationen für Marketingzwecke und in der Tourismusbranche verwendet.<br />

Auch bei der Unfallforschung, der Beweissicherung und im Bereich der Forensik werden verstärkt<br />

Laserscanningsysteme angewandt.


8. Laserscanning 44<br />

8.6 Laserscanaufnahme mit Leica Scan<br />

8.6.1 Instrumentarium<br />

Die Leica Scanstation2, die uns von der HFT-<strong>St</strong>uttgart zur Verfügung gestellt wurde, gehört der Klasse<br />

der Panorama-Scanner an, arbeitet nach dem Prinzip der Laufzeitmessung und ist somit für<br />

Reichweiten von bis zu 300m einsetzbar. Das Sichtfeld erstreckt sich vertikal bis 270° und horizontal<br />

bis zu 360°. Somit kann die Scan<strong>St</strong>ation 2 alles erfassen, außer einem kleinen<br />

Bereich rund um das <strong>St</strong>ativ. Neben einer integrierten hochauflösenden<br />

Digitalkamera verfügt sie auch über einen Zweiachs - Kompensator.<br />

Der integrierte Scanner ist einer der schnellsten seiner Klasse; er misst bis zu<br />

50.000 Punkte pro Sekunde mit einer Genauigkeit von 6 mm in der Lage,<br />

4 mm in der Distanz und einer Winkelgenauigkeit von 3,8 mgon, jeweils<br />

bezogen auf eine Entfernung von 50 m.<br />

8.6.2 Ablauf der Messung<br />

Abb. 19: Leica Scan<strong>St</strong>ation 2 5<br />

Da in der Kirche täglich mehrere Gottesdienste über den Tag verteilt stattfinden, mussten wir<br />

unsere Messzeiten diesen Zeiten anpassen, damit es keinerlei Überschneidungen gab.<br />

Die verwendeten Black & White-Targets mussten in einer Höhe angebracht werden, in der sie<br />

Besucher nicht entfernen können und sie durften nur so befestigt werden, dass eine<br />

Beschädigung der Wand(-farbe) ausgeschlossen werden konnte.<br />

Links und rechts vom Chorraum befinden sich zwei Seitenkapellen, die nur über zwei sehr<br />

kleine Zugänge erreichbar sind. Somit war eine Verknüpfung mit den restlichen Scanwelten<br />

nur sehr schwer möglich und erforderte eine gute Planung.<br />

Nach Abschluss der Planung konnte mit der eigentlichen Messung begonnen werden. Hierfür muss<br />

zuerst in der Cyclone-Software eine neue Datenbank für das gesamte Projekt angelegt werden.<br />

Diese muss in dem dafür vorgesehenen Software-Verzeichnis erfolgen (in unserem Fall war dies<br />

unter: “C:\Programme\LeicaGeosystems\Cyclone\Databases“). Alle Scans des Projekts müssen in<br />

dieser Datenbank durchgeführt werden, um sie später miteinander verknüpfen zu können.<br />

5 Quelle: http://www. leica-geosystems.com


8. Laserscanning 45<br />

Abb. 20: Cyclone-Navigator beim Erstellen/Bearbeiten von Datenbanken<br />

Für jeden der <strong>St</strong>andpunkte wurden die folgenden Schritte durchgeführt:<br />

Suche nach einem geeignetem <strong>St</strong>andort<br />

Auch nach einer guten <strong>St</strong>andpunktplanung musste erst der genaue Scannerstandort<br />

festgelegt werden. Hierbei musste versucht werden, möglichst wenige Abschattungen zu<br />

haben. Ebenso haben wir darauf geachtet, möglichst viele Targets in einer guten räumlichen<br />

Verteilung nicht zu flach aufzunehmen, um später keinerlei Probleme bei der Registrierung<br />

zu bekommen.<br />

Aufstellen des Scanners<br />

Den Scanner stellten wir auf einer speziellen Sicherungsspinne und einem speziellen <strong>St</strong>ativ so<br />

tief wie möglich auf, um auch möglichst viele Bodenkanten aufnehmen zu können.<br />

Anschließend überprüften wir erneut die Sicht zu den Targets, um, falls nötig, den Scanner<br />

noch um ein paar Zentimeter zu verschieben. Danach horizontierten wir den Scanner über<br />

die Dosenlibelle. Nach dem Lösen der Feststellschraube konnte das Instrument eingeschaltet<br />

werden und der Scanner begann die Kalibrierung, die etwa zwei Minuten dauerte. Durch ein<br />

Kabel schlossen wir den Scanner an den Laptop an und nach dem Programmstart wurden<br />

Scanner und Laptop verbunden. Nun konnte die Horizontierung durch die elektronische<br />

Libelle überprüft werden.


8. Laserscanning 46<br />

Planung der nächsten <strong>St</strong>andorte<br />

Zeitgleich zum Aufbau des Scanners konnte die Planung der nächsten <strong>St</strong>andpunkte<br />

angegangen werden, um möglicherweise neue Targets an der Wand zu befestigen, die für die<br />

nächsten <strong>St</strong>andpunkte nötig waren und deshalb schon mit aufgenommen werden mussten.<br />

Diese Voraussicht war nötig, um nicht beim nächsten <strong>St</strong>andpunkt festzustellen, dass eine<br />

Verknüpfung zu den übrigen <strong>St</strong>andpunkten nicht möglich ist.<br />

Hauptscan<br />

Abb. 21: Scan Control Oberfläche<br />

Der Scanner erkannte meist selbst den neuen <strong>St</strong>andpunkt und erstellte eine neue Scanworld.<br />

Falls dies nicht der Fall war, musste dies manuell getätigt werden. Zur Orientierung nutzten<br />

wir die bekannte Nullrichtung des Scanners und ließen dann in dem für uns relevanten<br />

Bereich auf Höhe der Targets von der integrierten Digitalkamera Bilder aufnehmen. Mit Hilfe<br />

dieser Bilder konnten wir dann entweder durch Aufziehen eines Fensters oder durch Eingabe<br />

der Winkel einen Scanbereich oder durch den Befehl Target All einen Rundumscan festlegen.<br />

Daraufhin musste noch eine Entfernung eingegeben werden, die durch den Probe-Befehl<br />

auch zu einem gewünschten Punkt gemessen werden konnte, sowie die Rasterweite, die<br />

man in dieser Entfernung erzielen kann.


8. Laserscanning 47<br />

Die Software berechnete gleichzeitig eine geschätzte Dauer, die aber nicht immer der<br />

Realität entsprach. Zu beachten war hierbei noch, dass der Scanner ab einem Höhenwinkel<br />

von über 30° das zweite Scanfenster benötigt und sich somit die Scanzeit verdoppelt.<br />

Nachdem all diese Dinge beachtet und entschieden worden waren, konnte der Scan gestartet<br />

und der Fortschritt des Scanvorgangs im Modelspace beobachtet werden.<br />

Abb. 22: Einstellungsmöglichkeiten vor einem Scan


8. Laserscanning 48<br />

In den meisten Fällen entschieden wir uns für einen Rundumscan, da die Kirche doch sehr<br />

verwinkelt ist und wir hofften, auf diese Weise möglichst alle Ecken und Winkel der Kirche<br />

aus verschiedenen Winkeln erfassen zu können.<br />

Diese Scans führten wir mit einer durchschnittlichen Rasterweite von 1,5cm auf 15m durch.<br />

Daraus resultierte eine Dauer von etwa einer <strong>St</strong>unde je Scan.<br />

Feinscans<br />

Auf Grund der vielen Figuren und Verzierungen in der Kirche waren bei so gut wie jedem<br />

<strong>St</strong>andpunkt auch noch Feinscans von diesen detailreichen Objekten nötig. Hierbei wählten<br />

wir eine Rasterweite von 1mm auf die Entfernung zum Objekt. Je nach Dimension des<br />

Objektes dauerten die einzelnen Scans unterschiedlich lang.<br />

Zielmarken scannen<br />

Auch die Zielmarken mussten noch genau gescannt werden. Hierfür hat die Software eine<br />

automatische Erkennungsfunktion für B&W-Targets. Wir mussten die einzelnen Targets in<br />

dem Modelspace durch Auswählen eines Punktes auf etwa 5cm genau selektieren.<br />

Anschließend wurden im Dialog Aquire Targets die ausgewählten Punkte als B&W Targets<br />

eingelesen und wir mussten ihnen eine neue Punktnummer zuordnen oder eine bereits<br />

vorhandene auswählen. Nun suchte das Programm durch einen Grobscan in einem Bereich<br />

von 20 x 20 cm und einem Raster von 1 x 1 cm rund um den Punkt nach hohen<br />

Schwarzweißkontrasten. Wenn diese <strong>St</strong>elle gefunden war, folgte ein Feinscan (5 x 5 cm mit 1<br />

x 1 mm Raster), der dann den exakten Mittelpunkt des Targets ermittelte.<br />

Abb. 23: Ergebnis eines Target Scans


8. Laserscanning 49<br />

An diesem Punkt wurde dann ein Vertex gesetzt. Ein Vertex ist ein Kreuz, das die Lage und<br />

Höhe der Zielmarke sowohl im Modelspace, als auch im Controlspace markiert.<br />

Kontrolle der Vertices<br />

Abb. 24: Vertex mit zugeordneter Passpunktnummer<br />

Abschließend mussten wir sowohl Lage als auch Höhe des Vertex kontrollieren. Denn die<br />

automatische Zielmarkenerkennung war nur erfolgreich, wenn die richtige <strong>St</strong>elle ausgewählt<br />

wurde und der Scanner das Target in einem nicht allzu flachen Winkel scannte. Anderenfalls<br />

wurde ein völlig falscher Bereich gescannt und in diesem, an der <strong>St</strong>elle des höchsten<br />

Kontrastes, der Vertex gesetzt. Daraufhin verbesserten wir diesen Vertex durch eine neue<br />

Punktauswahl. Wenn auch danach keine korrekte Position des Vertex erreicht wurde,<br />

entschieden wir uns, den Bereich manuell feinzuscannen, den Vertex ebenso manuell zu<br />

erstellen und mit einer Punktnummer zu versehen.<br />

Proberegistrierung<br />

Um Fehler in der Messung oder bei der Targetmessung ausschließen zu können sowie<br />

Löcher zu finden, führten wir jeden Abend eine Proberegistrierung der einzelnen Scanwelten<br />

durch, um zu wissen, wie gut die einzelnen <strong>St</strong>andpunkte zueinander passen. Somit konnten<br />

wir sicherstellen, wirklich alles erfasst zu haben und auch keine groben Fehler in der<br />

Aufnahme zu haben.


8. Laserscanning 50<br />

EG<br />

<strong>St</strong>andpunkte<br />

OG<br />

G<br />

Passpunkte<br />

Abb. 25: Vergleich <strong>St</strong>andpunkte und Passpunkte/Targets<br />

EG<br />

OG


8. Laserscanning 51<br />

8.6.3 Analyse und Probleme<br />

Für die Messung planten wir einen zehntägigen Aufenthalt in <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>. Diesen Zeitraum mussten<br />

wir auch vollständig ausnutzen. Auf Grund der täglich stattfindenden Gottesdienste war unsere<br />

Messzeit von 8:30 – 11:30 Uhr und von 13:30 – 17:30 Uhr. Die reine Scanzeit der 33 Scanworlds<br />

betrug etwa 70 Arbeitsstunden. Jeden Tag konnten zwischen drei und fünf <strong>St</strong>andpunkte gemessen<br />

werden.<br />

Wir benutzten 50 Targets und hatten pro <strong>St</strong>andpunkt durchschnittlich sieben Targets zur Verfügung.<br />

Um den Mittelgang der Kirche, den Eingangsbereich und vor allem die Hauptorgel scannen zu<br />

können, waren drei <strong>St</strong>andpunkte an Orten nötig, die durch die vielen Besucher zu vielen<br />

Fehlmessungen geführt hätten und somit viele Punkte entstanden wären, die in zeitaufwändiger<br />

Arbeit hätten gelöscht werden müssen. Ebenso hätten die vielen Besucher viele <strong>St</strong>ellen verdeckt.<br />

Deshalb entschieden wir uns, diese drei <strong>St</strong>andpunkte nachts zu messen. Wir begannen nach dem<br />

letzten Gottesdienst um 20 Uhr und waren um 4:30 kurz vor dem ersten Gottesdienst des nächsten<br />

Tages mit dem aufwändigen Feinscan der Orgel fertig.<br />

Wie bereits erwähnt, gestaltete sich das Scannen der Targets bei flachen Winkeln als schwierig, da<br />

der Scanner oft ziemlich weit weg von dem wahren Target nach den hohen Kontrasten suchte und<br />

dann ein falsches Vertex setzte. Hier war Geduld nötig und man musste einen anderen Scanpunkt im<br />

Modelspace auswählen, damit der Scanner an der richtigen <strong>St</strong>elle suchte. Dieser Vorgang musste<br />

teilweise öfters wiederholt werden.<br />

Des Weiteren hatten wir manchmal das Problem, dass sich der Viewer nicht öffnete und wir somit<br />

den Scan nicht verfolgen konnten und auch später nicht die Punkte für die Target-Feinscans<br />

selektieren konnten. In diesen Fällen brachen wir den Scanvorgang ab, starteten das Programm neu<br />

und begannen mit einer neuen Scanworld. Im Laufe der Auswertung löschten wir dann die unnötigen<br />

Scanworlds.


Weiterverarbeitung der Laserscandaten 52<br />

Weiterverarbeitung der Laserscandaten<br />

9. Registrierung in Leica Cyclone<br />

Die Cyclone-Software diente bei unserer Arbeit nicht nur zur Scanaufnahme, sondern war auch bei<br />

den anfänglichen Aufgaben der Auswertung sehr hilfreich.<br />

Hierfür musste lediglich der komplette Projektordner vom Scan-Laptop auf den Auswerte-PC in das<br />

identische Verzeichnis kopiert werden.<br />

Der Cyclone-Navigator ist aufgeteilt in Servers und Scanners Shortcuts. Unter Scanners befinden sich<br />

die angeschlossenen Scanner und man gelangt in das Aufnahme-Menü. Unter Servers sind alle<br />

eingelesenen Datenbanken mit ihren kompletten Inhalten aufgelistet.<br />

In diesen Datenbanken können mehrere Projektordner existieren, die dann wiederum die einzelnen<br />

Scanwelten beinhalten.<br />

Jede Scanworld ist unterteilt in Controlspace, Modelspace, die einzelnen Scans des <strong>St</strong>andpunktes<br />

und die Bilder, die von diesem <strong>St</strong>andpunkt erstellt wurden.<br />

Der Controlspace beinhaltet lediglich die Passpunkte. Der Modelspace hingegen enthält alle<br />

Informationen des <strong>St</strong>andpunktes und alle Punkte aller einzelnen Scans, die in dem Ordner Scans aber<br />

auch einzeln geöffnet werden können.<br />

Abb. 26: Aufbau einer Datenbank im Cyclone-Navigator


9. Registrierung in Leica Cyclone 53<br />

9.1 Registrierung & Georeferenzierung<br />

Da wir schon jeden Abend alle Targets kontrolliert und - falls nötig - nacheditiert hatten, konnte<br />

direkt mit der eigentlichen Registrierung begonnen werden.<br />

Hierfür bietet die Software zwei Varianten an:<br />

Zum einen die Registrierung über die Punktwolke. Hierbei müssen in den Überlappungsbereichen<br />

zweier Scanwelten mindestens drei markante Punkte selektiert werden. Anschließend können diese<br />

beiden Scanwelten über die drei Punkte verknüpft werden. Diese Methode ist aber deutlich<br />

zeitaufwändiger und ungenauer als die Registrierung mit Hilfe der Passpunkte, für die wir uns<br />

entschieden.<br />

Hierfür mussten zunächst die Gauß-Krüger-Koordinaten der Targets in Cyclone eingelesen werden.<br />

Dazu erstellten wir eine ASCII-Datei, die die Punktnummer, den Hochwert, den Rechtswert und die<br />

Höhe der Punkte enthielt. Hierbei war die Reihenfolge von Hochwert und Rechtswert zu beachten,<br />

da das Ergebnis sonst verdreht war.<br />

Abb. 27: Aufbau der Koordinaten-Datei zur Georeferenzierung<br />

Anschließend erzeugten wir in Cyclone eine neue leere Scanworld, in die die ASCII-Datei dann<br />

importiert wurde. Danach erstellt die Software automatisch Vertices an den entsprechenden <strong>St</strong>ellen<br />

mit der korrekten Bezeichnung.


9. Registrierung in Leica Cyclone 54<br />

Im Cyclone-Navigator erzeugten wir in unserem Projektordner eine Registration und öffneten diese.<br />

Wir fügten im Untermenü Scanworlds‘ Constraints alle Scanworlds hinzu – inklusive der mit den<br />

Gauß-Krüger-Koordinaten. Diese Scanworld musste als Home-Scanworld deklariert werden. Denn<br />

jede der Scanwelten hat ihr eigenes Koordinatensystem und bei der Registrierung werden mit Hilfe<br />

der Verknüpfungspunkte alle Scanwelten in das Koordinatensystem der Home-Scanworld<br />

transformiert.<br />

Abb. 28: Registration Editor nach Hinzufügen aller Scanworlds<br />

Über den Befehl Auto Add Constraints im Untermenü Constraint List wurden nun alle identischen<br />

Punkte erkannt und verknüpft. Wie bereits mehrfach erwähnt, sind mindestens drei<br />

Verknüpfungspunkte notwendig, um zwei Scanwelten miteinander zu verknüpfen. Diese Anzahl<br />

übertrafen wir aber in allen Fällen.


9. Registrierung in Leica Cyclone 55<br />

Nun konnte die Registrierung durchgeführt werden. Das Programm berechnet hierbei, wie gut die<br />

einzelnen Scanwelten zueinander passen und listet nun in der Constraint List die Passpunktnummer,<br />

die beiden Scanwelten, die dieser Passpunkt verknüpft, den Targettyp sowie das Gewicht des Targets<br />

in der Berechnung auf. Aber vor allem wird für jede Verknüpfungsmöglichkeit der Fehlervektor<br />

berechnet sowie der Fehler in Rechtswert, Hochwert und Höhe. Diese Liste kann nach Fehlergröße<br />

sortiert werden und so erhält man recht schnell einen Überblick über die Genauigkeit des<br />

Gesamtmodells.<br />

Sollte das Modell noch grobe Fehler beinhalten, wird eine Fehlermeldung angezeigt, bei der man<br />

recht schnell herausfindet, welches Vertex möglicherweise doch nicht ganz korrekt platziert ist. Auch<br />

kam es vor, dass bei einem im Modelspace nachbearbeiteten Vertex im Controlspace nun zwei<br />

Vertices mit derselben Punktnummer existierten. Somit mussten wir den falsch gesetzten<br />

Verknüpfungspunkt löschen und die Registrierung aktualisieren.<br />

Abb. 29: Ergebnis der Registrierung – absteigend nach Fehlern sortiert


9. Registrierung in Leica Cyclone 56<br />

Sollte das Ergebnis aber wie in unserem Fall auf Anhieb sehr gut passen, kann man im Untermenü<br />

Modelspaces alle Modelspaces markieren und ein Interims-Ergebnis betrachten.<br />

Dieses Gesamtmodell besteht zwar immer noch aus den einzelnen Scanwelten, aber befindet sich in<br />

einem einheitlichen Koordinatensystem. Das Gesamtmodell kann man in den<br />

Überlappungsbereichen noch auf Versätze prüfen.<br />

Nach allen Korrekturen kann die Registrierung erneut berechnet werden und das Ergebnis über<br />

Freeze Registration endgültig gemacht werden.<br />

Man erhält vom Programm eine ausführliche Diagnostics-Datei, die nochmals alle Fehler auflistet und<br />

einen absoluten Fehler berechnet.<br />

Ebenso ist im Cyclone-Navigator der Registration nun ein neuer Modelspace untergeordnet, die das<br />

Gesamtmodell beinhaltet.<br />

In unserem Fall:<br />

Diagnostics ohne Gauß-Krüger-Koordinaten:<br />

absoluter Fehler: 0,001m<br />

größter Einzelfehler: 0,003m<br />

Diagnostics mit Gauß-Krüger-Koordinaten:<br />

absoluter Fehler: 0,001m<br />

größter Einzelfehler: 0,006m<br />

Dieses qualitativ sehr gute Ergebnis lässt sich durch die sehr gute Planung erklären, die hohe<br />

Redundanz, die wir auf Grund einer guten Targetverteilung erreichten, sowie die ausschließliche<br />

Verwendung von B &W Targets, deren Mittelpunkte einfach festzulegen sind.


9. Registrierung in Leica Cyclone 57<br />

Abb. 30: Gesamtmodell der Klosterkirche nach der Registrierung – isometrische Ansicht<br />

Abb. 31: Gesamtmodell der Klosterkirche nach der Registrierung – Ansicht von oben<br />

Abb. 32: Gesamtmodell der Klosterkirche nach der Registrierung – Ansicht von Norden


9. Registrierung in Leica Cyclone 58<br />

9.2 Unify<br />

Um die Arbeit mit dem Gesamtmodell zu erleichtern, ist es von Vorteil, die vielen einzelnen<br />

Punktwolken zu einer einheitlichen gesamten Punktwolke zusammenzufassen. Dieser Vorgang wird<br />

in der Software als Unify bezeichnet. Zusätzlich kann bei diesem Vorgang noch eine allgemeine<br />

Punktreduktion im gewünschtem Raster durchgeführt werden und somit die Datenmenge reduziert<br />

werden. Wir verzichteten aber auf diese Funktion, da sonst alle Details der vielzähligen Feinscans mit<br />

reduziert worden wären und somit die Modellierung dieser nicht machbar gewesen wäre.<br />

Gestartet wird der Vorgang im Cyclone-Navigator unter Unify Modelspace. Der alleinige Unify-<br />

Vorgang ohne Reduktion dauerte bei unserem Modell (2 GB) etwa eine <strong>St</strong>unde.<br />

Abb. 33: Unify-Befehl ohne Punkt-Reduktion<br />

9.3 Erstellen eines projektbezogenen Koordinatensystems<br />

Es ist sinnvoll, das Modell, das nun im Gauß-Krüger-System orientiert ist, in ein lokales<br />

Koordinatensystem zu transformieren. Man sollte darauf achten, dass die Achsen parallel zum Objekt<br />

ausgerichtet sind und dass die gesamte Punktwolke im positiven Bereich liegt. Das hat zum einen den<br />

Vorteil, dass man lokale Koordinaten erhält, da manche Systeme Schwierigkeiten mit der <strong>St</strong>ellenzahl<br />

von Gauß-Krüger-Koordinaten haben. Zum anderen erleichtert es die spätere Bearbeitung der Daten.<br />

Hat man das Koordinatensystem parallel zu einer Seite ausgerichtet, kann man durch Klicken eines<br />

Ansichtsbuttons sowohl in Cyclone als auch in einem CAD Programm sofort Draufsichten und<br />

Seitenansichten anwählen. Nach dem Speichern des Koordinatensystems kann durch Drücken der C-<br />

Taste der Tastatur zwischen lokalem und globalem System gewechselt werden.<br />

Wir betrachteten aber zuerst den Ablauf der Erstellung des Systems:<br />

Man kann den Koordinatenursprung und die Richtung der Achsen durch Anwählen eines Punktes für<br />

den Ursprung sowie zweier Punkte für die x- und y-Achse und dann über view coordinate<br />

system set origin set using two axes in der Menüleiste definieren oder durch zwei Linien, die<br />

parallel zu Wänden und Boden verlaufen und auf der gleichen Höhe liegen. Der Vorteil dieser<br />

Methode ist die Tatsache, dass alle Koordinaten positiv sind, wenn man die Achsen unter das Objekt<br />

setzt. Der Ablauf ist dann der selbe wie oben beschrieben.


9. Registrierung in Leica Cyclone 59<br />

9.4 Aufteilung des Gesamtmodells in Teilmodelle<br />

Cyclone bietet die Möglichkeit, die Punktwolke in verschiedene Bereiche zu teilen und diese separat<br />

als Modelspaces abzuspeichern. Dies geschieht entweder durch Schnitte oder die Limit Box, mit der<br />

ein rechteckiges Volumen aufgespannt wird. Wählt man dann die Punkte durch Umspannen eines<br />

Zaunes aus und öffnet diese in einem neuen Modelspace, kann diese separat abgespeichert werden.<br />

Das kann beim Laden des Modelspaces in AutoCAD hilfreich sein, wenn nur bestimmte Bereiche<br />

geladen werden sollen.<br />

Zu diesem Zwecke wurde das Gesamtmodell der Punktwolke folgendermaßen aufgeteilt:<br />

In drei Modelle für den Grundriss, die die Punkte bis in einer Höhe von ca. 1m enthielten,<br />

darunter auch Langhaus, Querhaus und Apsis. Für diese Bereiche der Kirche wurden extra<br />

Modelle erstellt, die sämtliche Punkte aus diesem Bereich enthalten.<br />

Ebenso wurden für feingescannte <strong>St</strong>atuen, Orgeln und Altäre Modelle erstellt, um sie bei der<br />

Auswertung in Geomagic einzusetzen.<br />

9.5 Datenexport<br />

Um die Daten in den anderen Auswertungsprogrammen weiterverarbeiten zu können, war noch ein<br />

Datenexport nötig. Diesen wollen wir aber einzeln in dem jeweiligen Kapitel beim Datenimport<br />

ausführlich behandeln.<br />

9.6 Analyse & Probleme<br />

Alles in allem war die Arbeit mit Cyclone sehr angenehm und erforderte nur eine geringe<br />

Eingewöhnungszeit. Das Programm ist einfach und übersichtlich gestaltet und klar verständlich.<br />

Es kam kaum zu Programmabstürzen oder unverständlichen Fehlermeldungen. Lediglich die nicht<br />

öffnenden Modelspaces beim Scannen waren etwas verwirrend, aber auch dieses Problem konnte<br />

einfach und schnell gelöst bzw. umgangen werden.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 60<br />

10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx<br />

AutoCAD ist ein CAD Programm der Firma Autodesk, welches jährlich in einer neuen Version<br />

angeboten wird. Es findet hauptsächlich im Bereich der Architektur seine Anwendung, aber auch im<br />

Bereich der Vermessung. Zusätzlich zur zweidimensionalen Konstruktion bietet es die Möglichkeit der<br />

dreidimensionalen Modellierung sowie Texturierung. Zum Einsatz kam das Programm AutoCAD Civil<br />

3D 2010, welches speziell für die Vermessung entwickelt wurde und von Autodesk für <strong>St</strong>udenten<br />

kostenlos zur Verfügung gestellt wird.<br />

Um mit Laserscandaten arbeiten zu können, muss der Aufsatz CloudWorx der Firma Leica installiert<br />

sein. Diese Erweiterung ermöglicht das Laden einer mittels eines Laserscanners aufgenommenen<br />

Punktwolke und erlaubt somit den Umgang mit mehreren Millionen Punkten. Bei Scannern anderer<br />

Hersteller gibt es vergleichbare Software. Ohne diese Plug -Ins könnte man mit AutoCAD nur eine<br />

begrenzte Menge von Punkten importieren. In der vorliegenden <strong>Bachelorarbeit</strong> wurde die Software<br />

zur dreidimensionalen Modellierung der Klosterkirche aus Laserscandaten verwendet. Anschließend<br />

soll das Modell in 3ds Max texturiert und ein virtueller Flug durch die Kirche erstellt werden. Sowohl<br />

die Texturierung in Form von Bildern oder Texturen aus der Materialbibliothek des Programms als<br />

auch die Animation wäre in AutoCAD grundsätzlich auch möglich, jedoch mit kleinen Einbußen in<br />

Hinsicht auf Einstellungsmöglichkeiten und Qualität. Dieses Thema wird ausführlich in Kapitel 13<br />

besprochen.<br />

10.1 Allgemeine Informationen zu AutoCAD<br />

Systemvoraussetzungen:<br />

Betriebssystem: Microsoft® Windows Vista/XP<br />

Prozessor: Intel® Pentium® 4-Prozessor oder AMD Athlon® Dual Core-Prozessor, 3 GHz<br />

Arbeitsspeicher: 3 GB RAM


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 61<br />

10.2 Einrichten einer Arbeitsumgebung<br />

10.2.1 Allgemeine Einstellungen<br />

Vor der erstmaligen Benutzung des Programms ist es nötig, sich mit der Arbeitsumgebung vertraut zu<br />

machen. Dazu gehören neben der Arbeitsoberfläche auch allgemeine Einstellungen wie<br />

Ansichtsfenster, Arbeitsbereiche und visuelle <strong>St</strong>ile, welche nachfolgend erklärt werden.<br />

Die Arbeitsoberfläche von AutoCAD 2010:<br />

Die wohl größte Änderung zu der Vorgängerversion ist die Darstellung und Anordnung der<br />

Menüleisten. Hatte man sonst ausschließlich Werkzeugleisten, besteht nun die Einteilung der<br />

Menüleisten aus sogenannten Multifunktionsleisten, die in Registerkarten und Gruppen aufgeteilt<br />

sind.<br />

Abb. 34: Menüleiste in AutoCAD 2010<br />

Die verschiedenen Registerkarten und Gruppen wechseln mit der Wahl der Arbeitsbereiche.<br />

So werden im Bereich der 3D-Modellierung folgende Registerkarten standardmäßig aufgelistet:<br />

Abb. 35: Menüleiste in AutoCAD 2010 im Bereich 3D-Modellierung


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 62<br />

Unter <strong>St</strong>art findet man alle wichtigen Optionen zum Erstellen und Verändern von Objekten, die man<br />

für die Modellierung benötigt. Außerdem werden die Layer mit deren Eigenschaften, das Aussehen<br />

von Objekten sowie Dienstprogramme angezeigt. Gleichartige Befehle werden in den Gruppen<br />

übersichtlich dargestellt sowie bei Überfahren mit der Maus bildhaft und durch kurze<br />

Beschreibungen ihrer Funktion erklärt. Für diejenigen, die mit der Befehlszeile im unteren Bereich<br />

des Fensters arbeiten, wird ebenfalls der Befehl angezeigt. Einige der Befehle werden nachfolgend<br />

erläutert.<br />

Erstellung von dreidimensionalen Modellen<br />

Um aus der zweiten in die dritte Dimension zu gelangen, werden die Objekte in<br />

Volumenkörper extrudiert. Somit entstehen aus offenen Objekten wie Linien<br />

dreidimensionale Flächen und aus geschlossenen Objekten wie Kreisen oder Rechtecken<br />

dreidimensionale Volumenkörper. Dabei kann entschieden werden, ob das Objekt um einen<br />

bestimmten Wert in z-Richtung verdickt oder entlang eines Pfades extrudiert werden soll.<br />

Außerdem besteht die Möglichkeit, einen Volumenkörper durch Anheben mehrerer<br />

Querschnitte zu erstellen.<br />

Extrusion<br />

Sweeping<br />

Abb. 36: 3D-Befehle zum Erstellen von Volumenkörpern<br />

Bearbeiten von dreidimensionalen Modellen<br />

Anheben<br />

Funktionen zum Verschieben, Drehen und Skalieren eines Objekts finden sich im<br />

sogenannten 3D-Gizmo wieder. Beim Klick auf ein Objekt erscheint das Symbol in dessen<br />

Mitte, kann dann jedoch an einer beliebigen <strong>St</strong>elle im Objekt platziert werden.<br />

Der Wert, um den das Objekt gedreht, verschoben oder skaliert werden soll, kann nun<br />

eingegeben werden.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 63<br />

Abb. 37: 3D-Gizmo<br />

Weitere wichtige Funktionen zur Erstellung und Bearbeitung von Volumenkörpern sind<br />

Vereinigung, Differenz und Schnittmenge. Des Weiteren ist der Befehl Überlagerung ein<br />

praktisches Utensil, um Körper durch Überlagerung von mehreren Volumen zu erstellen. Der<br />

Körper im Überlagerungsbereich der beiden Objekte wird als neues Objekt erzeugt. Durch<br />

Kombination dieser vier Vorgänge lassen sich praktisch alle nötigen Körper erstellen.<br />

Vereinigung<br />

Differenz<br />

Abb. 38: 3D-Befehle zur Bearbeitung von Volumenkörpern<br />

Schnittmenge<br />

Kommen Objekte in einer Anordnung mehrmals vor, können sie auf verschiedene Weise<br />

dupliziert werden. Eine Alternative zum klassischen Kopieren, indem man einen Basispunkt<br />

und einen Zielpunkt wählt, ist die 3D-Reihe. Dabei kann man unter polarer und rechteckiger<br />

Anordnung wählen und erhält nach Angabe von Zeilen- und Spaltenanzahl und Abstand<br />

zwischen den Objekten eine dreidimensionale Reihe von Objekten.<br />

Ebenso einfach ist das Spiegeln, indem man drei Punkte auf einer Ebene auswählt, welche die<br />

Spiegelachse bestimmen.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 64<br />

ViewCube<br />

Der ViewCube dient der Navigation und dem Umschalten in verschiedene Ansichten. Er wird<br />

ausschließlich beim Arbeiten in einem dreidimensionalen visuellen <strong>St</strong>il angezeigt. Durch<br />

Klicken oder Ziehen steuert man die Ansicht. Wählt man ein oder mehrere Objekte aus und<br />

klickt dann auf eine Ansicht, wird automatisch auf das Objekt in der gewünschten Ansicht<br />

gezoomt.<br />

Alternativ dazu kann man die Ansicht mit dem Mausrad und der Shift-Taste der Tastatur<br />

drehen, verschieben oder zoomen.<br />

Arbeitsbereiche<br />

Abb. 39: ViewCube und Kompass<br />

Es gibt in AutoCAD Civil 3D 2010 fünf voreingestellte Arbeitsbereiche, die sich untereinander<br />

in der Konfiguration der Werkzeugkästen, Schaltflächen, Menüs sowie Paletten<br />

unterscheiden und dadurch speziell für bestimmte Anwendungen ausgelegt sind. Dazu<br />

gehören Civil 3D, 2D-Zeichnung und Beschriftung, 3D-Modellierung, werkzeugbasierende<br />

Geodaten und aufgabenbasierte Geodaten. Man kann aber auch eigene Benutzeroberflächen<br />

konfigurieren und speichern.<br />

In dieser <strong>Bachelorarbeit</strong> wurde fast ausschließlich im Bereich 3D-Modellierung gearbeitet.<br />

Visuelle <strong>St</strong>ile<br />

Visuelle <strong>St</strong>ile beeinflussen das Auftreten der Objekte. Sie sind eine Sammlung von<br />

Einstellungen, die die Anzeige von Kanten und Schattierungen in einem Ansichtsfenster<br />

steuern. AutoCAD stellt davon fünf zur Auswahl, zwischen denen jederzeit gewechselt<br />

werden kann:


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 65<br />

2D-Drahtkörper:<br />

zeigt die Objekte mit Linien und Kurven anstelle der Umgrenzungen an. Raster- und<br />

OLE-Objekte, Linientypen und Linienstärke sind sichtbar.<br />

3D-Drahtkörper :<br />

zeigt die Objekte mit Linien und Kurven anstelle der Umgrenzungen an.<br />

3D-Verdeckt:<br />

zeigt die Objekte als 3D-Drahtmodell an und verdeckt dabei die Linien der<br />

Rückseiten.<br />

Realistisch:<br />

schattiert die Objekte und glättet die Kanten zwischen Polygonflächen.<br />

Materialien, die den Objekten zugeordnet wurden, werden angezeigt.<br />

Konzeptuell:<br />

schattiert die Objekte und glättet die Kanten zwischen Polygonflächen.<br />

Abb. 40: Visuelle <strong>St</strong>ile<br />

Durch die matten Farben und die Schatten des konzeptuellen <strong>St</strong>ils wurde ein angenehmes<br />

und übersichtliches Arbeiten ermöglicht. Zur Modellierung muss dann aber zum <strong>St</strong>il<br />

realistisch gewechselt werden. Bei großen Projekten und Körpern mit vielen Polygonen ist im<br />

realistischen <strong>St</strong>il viel Arbeitsspeicher notwendig. Es sollte deswegen, wenn nicht texturiert<br />

wird, ein anderer <strong>St</strong>il verwendet werden.<br />

Ansichtsfenster<br />

Möchte man sein Objekt aus verschiedenen Blickwinkeln betrachten, ist es sinnvoll, mehrere<br />

Ansichtsfenster zu verwenden. Dies ist gerade bei einem Gebäude von Vorteil. Bei der<br />

Verwendung von drei Fenstern kann man somit das Gebäude von vorne, von der Seite und<br />

einmal in einer isometrischen Ansicht betrachten. Es können in jedem der Fenster<br />

Änderungen durchgeführt werden, die dann auch in allen anderen Fenstern sichtbar sind.<br />

Zusätzlich können die visuellen <strong>St</strong>ile unabhängig voneinander verändert werden.<br />

Des Weiteren sollten die Einheiten sowie die Anzahl der Nachkommastellen eingestellt<br />

werden. Das entsprechende Menü lässt sich über den Befehl _aecdwgsetup aufrufen.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 66<br />

10.2.2 Projektbezogene Einstellungen<br />

Nachdem man sich eine passende Arbeitsumgebung eingerichtet hat, müssen für jedes Projekt<br />

verschiedene Layer, Koordinatensysteme, etc. definiert werden.<br />

Layer<br />

Layer sind das wichtigste Organisationswerkzeug für eine Zeichnung. Darin werden<br />

Informationen nach ihrer Funktion gruppiert und die Eigenschaften Linientyp, Farbe und<br />

andere <strong>St</strong>andardeinstellungen unterstützt. Außerdem kann eingestellt werden, ob Objekte<br />

auf einem Layer in allen Ansichtsfenstern sichtbar sind oder ausgeblendet werden, ob und<br />

wie Objekte geplottet werden und ob Objekte auf einem Layer bearbeitet werden können.<br />

Zu dem standardmäßig in AutoCAD vorhandenen Layer 0, kommt bei der Nutzung von<br />

CloudWorx ein weiterer Layer hinzu, welcher die Scanpunkte des aktuell geladenen View<br />

Objekts enthält. Die von uns erstellten Layer unterteilen die Kirche in die Bereiche Boden,<br />

Wand, Obergaden und Decke.<br />

Des Weiteren wurden Layer für die Kreuzrippen, Fenster und Bänke erstellt.<br />

Gezeichnet wurde ausschließlich im Layer 0, von dem aus die erstellten Objekte in die<br />

jeweiligen Layer geschoben wurden. Der Layer Unsichtbar enthält Objekte, die öfters<br />

verwendet wurden und von dort aus kopiert werden konnten.<br />

Layer können ausgeblendet oder eingefroren werden. Sind sie nur ausgeblendet, werden sie<br />

bei jedem Bildaufbau trotzdem geladen, auch wenn sie nicht angezeigt werden. Layer, die<br />

lange nicht benutzt werden oder Objekte mit vielen Polygonen enthalten, die das Programm<br />

zu sehr belasten würden, können eingefroren werden. Sie werden dann beim Bildaufbau<br />

nicht geladen.<br />

Koordinatensysteme<br />

Beim Laden der Cyclone-Datei wird das Koordinatensystem mitgeliefert. Es können entweder<br />

Gauß-Krüger-Koordinaten oder das lokale System ausgewählt werden. Hierbei ist wichtig,<br />

dass man jedes Mal die gleiche Entscheidung trifft. Danach richtet man die Ansicht auf die<br />

Grenzen des Modells aus.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 67<br />

Es empfiehlt sich, weitere Koordinatensysteme zu erstellen, da sich z.B. Rechtecke und Bögen<br />

nur in der xy - Ebene zeichnen lassen. Diese kann man im ViewCube unter Angabe von<br />

Koordinatenursprung, Punkt auf x-Achse und Punkt auf xy-Ebene erstellen.<br />

Zwei zusätzliche Koordinatensysteme, eins quer und das andere längs zum Ausgangssystem,<br />

sollten für den Anfang reichen. Weitere Koordinatensysteme lassen sich auch später noch<br />

definieren.<br />

Blöcke<br />

Um Objekte, die häufiger gebraucht werden, nicht immer kopieren zu müssen, gibt es die<br />

Möglichkeit, sogenannte Blöcke zu definieren und an beliebiger <strong>St</strong>elle wieder einzufügen.<br />

Sollen diese Blöcke nicht nur in der aktuellen Zeichnung verfügbar sein, können sie mit dem<br />

Befehl wblock in eine neue Zeichnungsdatei geschrieben werden. Diese können dann in<br />

andere Projekte importiert werden. Dazu gibt man beim Erstellen des Blocks einen<br />

Einfügepunkt an, am einfachsten (0/0/0). Diesen Wert gibt man beim Einfügen wieder an,<br />

damit das Objekt am selben Ort erscheint. Die einzelnen Objekte eines Blocks werden dann<br />

aber zu einem Objekt zusammengefasst. Möchte man die einzelnen Körper bearbeiten, kann<br />

man mit dem Befehl _refedit den Block bearbeiten. Man kommt dann in den Blockeditor, in<br />

dem aber nur begrenzte Funktionen durchgeführt werden können. Funktionen wie Summe,<br />

Differenz usw. werden nicht unterstützt. Abhilfe schafft die Auflösung des Blocks. Unter<br />

Ändern Ursprung löst man den Block wieder auf. Man kann nun sämtliche Befehle wieder<br />

verwenden und Änderungen durchführen.<br />

10.3 CloudWorx<br />

10.3.1 Allgemeine Informationen zu CloudWorx<br />

Wie zu Beginn angesprochen, handelt es sich bei CloudWorx um ein Software Plug-In zur Bearbeitung<br />

von Punktwolken aus Laserscans direkt in AutoCAD. Dafür muss aber Cyclone mit einer gültigen<br />

Lizenz auf dem Rechner installiert sein, da das Programm direkt auf die Datenbankdatei zugreift.<br />

Systemvoraussetzungen:<br />

Betriebssystem: Microsoft® Windows Vista/XP<br />

Prozessor: Intel® Pentium® 4-Prozessor, 2.0 GHz<br />

Arbeitsspeicher: 1 GB RAM (2GB RAM für Vista)


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 68<br />

10.3.2 Öffnen einer Punktwolke aus Laserscandaten<br />

Zum Laden der Punktwolke klickt man in der CloudWorxleiste auf ModelSpace Ansicht öffnen.<br />

Daraufhin erscheint ein Fenster, in dem man zuerst ein ModelSpace View Objekt auswählt und<br />

danach das Koordinatensystem. Die Punkte werden dann automatisch in einen eigenen Layer<br />

geschoben.<br />

Sie können dann je nach Gebrauch ein- und ausgeblendet werden. Die Punktdichte lässt sich<br />

verringern oder erhöhen, um Details besser anzeigen zu lassen. Dies erhöht jedoch auch die<br />

Rechenleistung.<br />

Bei Systemen mit wenig Arbeitsspeicher oder nicht optimaler Prozessorleistung sollte ohnehin nicht<br />

die gesamte Punktwolke geladen werden, sondern nur der Teil, an dem gearbeitet werden soll.<br />

Dazu kann man in Cyclone entweder Schnitte definieren oder die Limit Box nutzen. Ist die Limit Box in<br />

einem ModelSpace View eingeschaltet, werden nur die Punkte in der Limit Box geladen und<br />

angezeigt, wenn man den ModelSpace in AutoCAD lädt.<br />

Die in AutoCAD geladenen Punkte können ebenfalls durch Schnittebenen, mit Hilfe der Limit Box<br />

oder durch Ausblenden von Regionen innerhalb oder außerhalb eines Zaunes angepasst werden.<br />

Des Weiteren verfügt CloudWorx über Funktionen zur Visualisierung, Modellierung von Rohren,<br />

Messen von Koordinaten und Abständen und einer Kollisionsprüfung.<br />

In dieser <strong>Bachelorarbeit</strong> wurde die Software jedoch ausschließlich zum Laden der Punktwolke<br />

verwendet. Die Modellierung geschah in AutoCAD selbst.<br />

Abb. 41: Fenster zum Laden der Punktwolke in AutoCAD


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 69<br />

10.4 Typische Vorgehensweise anhand einiger Beispiele<br />

Erstellen einer Treppe<br />

Die folgende Beschreibung bezieht sich auf die unterste <strong>St</strong>ufe einer Treppe, die dann durch<br />

Kopieren des Objekts zu einer vollständigen Treppe führt.<br />

Zuerst muss die entsprechende Punktwolke in CloudWorx geladen und die Draufsicht auf die<br />

Treppe eingestellt sein. Nun wird ein Rechteck aufgezogen, welches der Trittfläche der <strong>St</strong>ufe<br />

entspricht. Beim Anklicken des erstellten Objekts wird das 3D-Gizmo Symbol - drei sich im<br />

Ursprung schneidende Koordinatenachsen - angezeigt. Es kann zwischen den Funktionen<br />

Verschieben, Rotieren und Skalieren gewählt werden, jeweils bezogen auf das aktuelle<br />

Koordinatensystem. Mi Hilfe von Verschieben wird das Rechteck auf die Höhe des Sockels<br />

gebracht. Hierbei ist zu empfehlen, vorhandene Punkte des Untergrunds mittels der<br />

Fangfunktion auszuwählen, um Lücken zwischen Boden und <strong>St</strong>ufen zu vermeiden. Jetzt muss<br />

das Flächenobjekt durch den Befehl _extrude in ein Volumenmodell konvertiert werden. Man<br />

muss lediglich die Höhe der <strong>St</strong>ufe eingeben oder anhand der Seitenansicht der Punktwolke<br />

die Höhe abgreifen. Handelt es sich um eine Treppe aus gleich großen <strong>St</strong>ufen und linearer<br />

Anordnung, können die <strong>St</strong>ufen einfach durch Kopieren der ersten <strong>St</strong>ufe und Einfügen an<br />

deren oberer Ecke erstellt werden.<br />

Am Ende werden nur noch die einzelnen Objekte durch den Befehl _union zu einem Objekt<br />

zusammengefügt.<br />

Falls während der Arbeit Objekte die Sicht versperren, können diese durch Rechtsklick <br />

Objekte isolieren/verbergen ausgeblendet werden. Auch kann man die Objekte, die zu<br />

bearbeiten sind, selbst isolieren und nach der Bearbeitung wieder mit dem Rest anzeigen<br />

lassen.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 70<br />

1. Schritt: Rechteck zeichnen<br />

3. Schritt: Erste <strong>St</strong>ufe mit Basispunkt verschieben<br />

Fertiggestellte Treppe in der Frontansicht<br />

Abb. 42: Konstruieren einer Treppe<br />

2. Schritt: Höhe der Extrusion angeben<br />

Fertiggestellte Treppe in der Schrägansicht


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 71<br />

Erstellen eines Fensters<br />

Bei den Fenstern laufen die Aktionen in ähnlicher Reihenfolge ab. Der Unterschied ist, dass<br />

man am Schluss durch Subtraktion der Fensterobjekte eine Wand mit entsprechenden<br />

Auskerbungen erhält.<br />

Um in der vertikalen Richtung arbeiten zu können, muss zuallererst das richtige<br />

Koordinatensystem gewählt werden. In diesem Fall quer oder längs, je nach Ausrichtung des<br />

Fensters. Danach wird das Fenster wie im vorhergehenden Abschnitt nachgezeichnet. Dies<br />

erfolgt durch Zeichnen eines Rechtecks und zweier Bögen. Wenn man die Bögen in eine<br />

Polylinie umwandelt, kann man diese mithilfe des _join Befehls mit den drei Linien des<br />

Rechtecks verbinden.<br />

Diesen Ablauf führt man zweimal durch. Einmal für die Seite des Fensters, an der sich die<br />

Scheibe befindet, und einmal für den Teil, der später an der Innenwand liegt. Die<br />

Ausdehnung bzw. Tiefe des Fensters wird wieder aus der Punktwolke abgeleitet. Die zwei<br />

entstandenen Linienobjekte werden nun durch Anheben der Querschnitte (Befehl: _loft) in<br />

einen Volumenkörper umgewandelt. Im Gegensatz zur Extrusion aus dem vorherigen Beispiel<br />

können so auch schräge und schiefe Körper erstellt werden. Kopieren, Verschieben und<br />

Skalieren des Fensters ist möglich. Zur Vervollständigung wird nur noch ein Wandobjekt<br />

benötigt, von dem der Fensterkörper abgezogen wird (Befehl: _subtract). Dieser kann durch<br />

Extrusion eines Rechtecks entstehen.<br />

Dasselbe Verfahren mit Subtraktion und Anheben wurde ebenfalls für die Erstellung von<br />

Säulen und Altären verwendet mit dem Unterschied, dass die Bögen der Säulen entlang eines<br />

Pfades extrudiert wurden.<br />

Ein weiteres nützliches Werkzeug ist das sog. Klickziehen (Befehl: _presspull), mit dessen Hilfe<br />

einzelne Oberflächen von Volumenkörpern extrudiert werden können.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 72<br />

10.5 Texturierung des Modells<br />

Die Texturierung wird unter dem visuellen <strong>St</strong>il realistisch durchgeführt. Ansonsten werden die<br />

Materialien zwar auf ein Objekt angewandt und diesem zugewiesen, jedoch nicht angezeigt. Im<br />

Menü Rendern, können Materialien aus der AutoCAD Bibliothek ausgewählt sowie neue erstellt<br />

werden. Dazu sucht man sich geeignete, am besten kachelbare Texturen im Internet oder verwendet<br />

mit einer Digitalkamera erstellte Bilder. Kachelbar bedeutet, dass sich keine Ränder bilden, wenn<br />

man die Bilder nebeneinander anordnet und somit der Eindruck einer durchgehenden Textur<br />

entsteht. Dafür gibt es spezielle Programme. Aber auch Bildbearbeitungsprogramme wie Photoshop<br />

oder Gimp bieten Funktionen zur Erstellung solcher Texturen. In dieser <strong>Bachelorarbeit</strong> wurden<br />

teilweise Materialien aus der Bibliothek und teilweise Materialien aus dem Internet verwendet.<br />

Dafür gibt es diverse Homepages, die kostenlos Texturen zum Download bereitstellen.<br />

Nachfolgend sieht man einige der verwendeten Texturen verkleinert dargestellt.<br />

Holz<br />

Marmor<br />

Wand<br />

Abb. 43: Einige verwendete Texturen<br />

Fenster<br />

Farbfenster<br />

Man kann diese Bilder auf verschiedene Weise einem Objekt zuordnen. Die erste Variante nutzt die<br />

verschiedenen Layer des Modells. Hier wird einem Layer ein Material so zugeordnet, wie man Layern<br />

Farben oder Eigenschaften zuweist. Aus diesem Grund wurde die Aufteilung des Modells in Layer<br />

nochmals verfeinert. So entstanden zusätzliche Layer für goldene Objekte, für Fensterglas und für<br />

Leder.<br />

Den Layern Wand1 und Obergaden konnte über dieses Verfahren schnell die oben sichtbare<br />

Wandtextur zugewiesen werden.<br />

Objekte, die in einem solchen Layer liegen, können aber trotzdem durch andere Materialien<br />

überschrieben werden. Hierfür zieht man lediglich das Material aus dem Materialeditor auf das<br />

gewünschte Objekt. Dies ist somit die zweite Variante.<br />

Die Texturen sollten in einem separaten Ordner abgespeichert sein, da AutoCAD auf diesen Pfad<br />

zugreift. Beim Wechsel des PCs müssen also auch die Texturen mitkopiert werden. AutoCAD bietet<br />

mehrere Funktionen zur Darstellung der Texturen. Sie können gedreht, skaliert und am Objekt<br />

verschoben werden. Außerdem kann man einstellen, wie die Textur auf einem Objekt liegt. Entweder<br />

als Ebene, Quader, Zylinder oder Kugel, entsprechend der Objektgeometrie.


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 73<br />

Die gerade genannten Einstellungen sind aber nur sinnvoll, wenn in AutoCAD gerendert wird, d.h:<br />

wenn Bilder oder Filme, in denen Licht und Schatten berechnet werden, erstellt werden. Exportiert<br />

man die dwg-Datei und öffnet sie in einem Programm wie 3ds Max, sind diese Einstellungen nicht<br />

gespeichert.<br />

Man sollte vermeiden, dass Objekte sich so überlagern, dass sie gleiche Flächen besitzen. Dies führt<br />

zu Fehlern beim Rendern in Form von falscher Darstellung.<br />

Ein weiterer Aspekt zur <strong>St</strong>eigerung der Qualität beim Rendern ist, zusammengehörende Objekte zu<br />

vereinen, damit die Kanten besser dargestellt werden.<br />

Koplanare Flächen Mapping Summe<br />

10.6 Level of Detail<br />

Abb. 44: Tipps zur Texturierung in AutoCAD<br />

Der Level of Detail beschreibt den Detailierungsgrad bzw. die Qualitätsstufe eines Objekts. Dieser<br />

hängt maßgeblich von seinem Verwendungszweck ab. Niedrige Genauigkeiten werden verwendet,<br />

wenn der Betrachter vom Objekt weit entfernt ist, z.B. bei <strong>St</strong>adtmodellen. Je näher der Betrachter<br />

an das Objekt heranrückt, umso detaillierter wird die Darstellung, z.B. in Innenräumen.<br />

Blockmodelle im LOD 1 werden beispielsweise für die Berechnung und Analyse von Lärmschutz- oder<br />

Mobilfunkmaßnahmen eingesetzt. LOD 3 und 4 werden für E-commerce oder im Bereich Tourismus<br />

eingesetzt ((SIG 3D)).<br />

LOD 0: Regionalmodell, 2,5-D-Geländemodell mit Luftbildtextur<br />

LOD 1: Klötzchenmodell, Gebäudeblock ohne Dachstrukturen oder Texturen<br />

LOD 2: 3D-Modell der Außenhülle und Dachstrukturen und einfachen Texturen<br />

LOD 3:Architekturmodell mit detaillierten Fassaden- und Dachstrukturen, mit Textur<br />

LOD 4: Innenraummodell, 3D-Modell des Gebäudes mit Etagen, Innenräumen, etc. und Texturen


10. Modellierung mit AutoCAD Civil 3D 2010 und CloudWorx 74<br />

10.7 Zeitaufwand und Export nach 3ds Max<br />

Nach einer einwöchigen Einarbeitung in das Programm konnte dann in der dritten Woche mit der<br />

Modellierung begonnen werden. Anfänglich wurden Böden und Wände als Flächen gezeichnet, was<br />

sich dann aber als unpraktisch herausstellte. Deshalb wurden von da an sämtliche Objekte als<br />

Volumen modelliert. Damit wurde sichergestellt, dass sich auf Grund der komplexen Bauweise keine<br />

Lücken im Modell ergeben. Nach fünf Wochen war das Modell soweit fertig, es fehlten nur noch<br />

Kleinigkeiten.<br />

Die Texturierung nahm eine Woche in Anspruch.<br />

Damit war die Arbeit in AutoCAD beendet und die .dwg Datei konnte zur Lichterstellung,<br />

Verknüpfung mit den Skulpturen aus Geomagic und schließlich zur Erstellung der Animation in 3ds<br />

Max exportiert werden.<br />

Es reicht nicht, die Datei zu speichern und in 3ds Max zu öffnen, da ansonsten einige Objekte nicht<br />

richtig dargestellt werden. Deswegen musste die Datei in das AutoCAD 2007 Format exportiert<br />

werden. Da die gesamte Datei nun ca. 50mb groß war, wurde sie in sechs Teile aufgeteilt, um den<br />

Import zu erleichtern. Die einzelnen Dateien hatten danach nur noch eine Größe von ca. 10mb.<br />

Überflüssige Layer und andere nicht verwendete Objekte konnten unter <strong>St</strong>art<br />

Zeichnungsoptionen Bereinigen gelöscht werden.


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 75<br />

11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify<br />

Bei der 3D-Modellierung entschieden wir uns für die Software Geomagic der Firma Raindrop. Dies ist<br />

die führende Vermaschungssoftware mit vielen interessanten Features, wie das automatische Füllen<br />

von Löchern sowie einiger Tools zur Verbesserung des Modells.<br />

An der HFT-<strong>St</strong>uttgart gibt es lediglich Geomagic <strong>St</strong>udio 7 und Geomagic Qualify 7. Hierbei hat die<br />

Qualify Version einige zusätzliche Funktionen, die das Endergebnis anschaulicher machen.<br />

Da eine Testversion nur 30 Tage gültig ist, begannen wir mit der vorhandenen Version und<br />

wechselten erst nach einiger Zeit zu Geomagic Qualify 11.<br />

Abb. 45: Arbeitsoberfläche von Geomagic Qualify 7 mit Orgelmodell


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 76<br />

11.1 Einlesen der Daten<br />

Bevor mit der Arbeit in Geomagic begonnen werden konnte, musste in Cyclone der zu modellierende<br />

Bereich der Punktwolke exportiert werden. Hierbei mussten wir beachten, dass GK-Koordinaten für<br />

Geomagic zu viele <strong>St</strong>ellen haben und deshalb auch hierfür das erstellte Koordinatensystem zwingend<br />

nötig war. Der Export aus Cyclone erfolgte im xyz-Format. Die erstellten Dateien enthielten nur noch<br />

die Koordinatenwerte der Punkte und konnten dann in Geomagic eingelesen werden.<br />

Der zu modellierende Bereich sollte aus nicht mehr als zwei bis drei Mio. Punkten bestehen, da das<br />

Modell sonst sehr träge handhabbar ist und ein Auffüllen der Löcher entweder deutlich länger dauert<br />

oder gar zu Programmabstürzen führen könnte.<br />

Abb. 46: Aufbau einer xyz-Datei<br />

Konnten wir nach dem Einlesen der Punkte-Datei einige Punkte sofort als unnötig definieren, so<br />

haben wir diese manuell vor der Vermaschung mit den Auswahl-Werkzeugen gelöscht.


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 77<br />

11.2 Vermaschung der Punktwolke<br />

Abb. 47: Eingelesene Punktwolke<br />

Für die Vermaschung der Punktwolke gibt es einen Assistenten oder den manuellen Weg. Wir<br />

wählten meist den manuellen Weg, da der Assistent - für unsere Ansprüche an ein anschauliches<br />

Modell - nicht zufriedenstellende Schritte durchgeführt hätte.<br />

So wären oft Punkte als Ausreißer markiert worden, die aber für die Vermaschung sehr wichtig<br />

waren, um kleinere tote Räume nachkonstruieren zu können. Darüber hinaus hätte er durch eine<br />

allgemeine Reduktion kleinere Details gelöscht.


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 78<br />

Bei der manuellen Vermaschung aller Punkte, in der Software Wrap genannt, waren noch einige<br />

Einstellungen vorzunehmen:<br />

Wir entschieden uns für eine reine Oberflächen-Vermaschung, da die Volumen-Vermaschung<br />

nur nötig gewesen wäre, wenn Punkte, die mit dem Rest nicht verbunden sind, auch im<br />

Inneren des Modells hätten vermascht werden sollen.<br />

Die Funktion Rauschen-Verringerung setzten wir meist auf automatisch; somit wurden<br />

Punkte, die nicht zur eigentlichen Hauptpunktwolke gehörten, nicht berücksichtigt.<br />

Die Reduktion nach Punkt-Abstand vermascht nur Punkte mit einem vorgegebenen<br />

Mindestabstand zueinander. Die Reduktion nach Ziel-Dreiecken legt fest, aus wie vielen<br />

Dreiecken die Vermaschung am Ende höchstens besteht. Auf beide Arten der Reduktion<br />

verzichteten wir aus oben genannten Gründen.<br />

Zuletzt entschieden wir uns noch, die Punkte zu behalten, da – wie später erläutert wird –<br />

manchmal mehrere Wraps pro Modell nötig waren und es somit immer hilfreich war, die<br />

Punktwolke noch parat zu haben.<br />

Abb. 48: Einstellungen für ein Oberflächen-Wrap


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 79<br />

Nach Abschluss der Vermaschung wurde das Ergebnis begutachtet. Dies war meist sehr<br />

zufriedenstellend. Es musste darauf geachtet werden, ob Innen- und Außenseite nirgends vertauscht<br />

wurden (Die Außenseite wird blau, die Innenseite gelb dargestellt) – falls doch, konnte man die<br />

sogenannten Normalen der Dreiecke umdrehen. Auch musste geschaut werden, ob auf Grund von<br />

stark unterschiedlichen Punktabständen einige Teile des Modells nicht modelliert wurden. In diesem<br />

Fall ließen wir Punktwolke und bereits vorhandenes Modell gleichzeitig anzeigen, selektierten die<br />

noch nicht modellierten Punkte in der noch vorhandenen Punktwolke und führten erneut einen<br />

Wrap durch. Diesen Schritt wiederholten wir so oft, bis das Modell bis auf kleine Lücken vollständig<br />

modelliert war. Die einzelnen Modell-Objekte mussten wir dann nur noch zusammenfassen und<br />

dabei auch verbinden.<br />

Abschließend wurde das Projekt erstmals als wrp-Datei gespeichert.<br />

Abb. 49: Vollständig vermaschtes <strong>St</strong>atuen-Modell<br />

Manchmal kam es vor, dass einzelne Dreiecke nicht mit dem Modell verbunden wurden. Diese<br />

mussten, falls sie zum Modell gehörten, durch Brücken verbunden oder ignoriert werden.<br />

Anschließend konnte der Befehl Mannigfaltigkeit herstellen – Offen ausgeführt werden. Erst danach<br />

konnte mit der weiteren Bearbeitung fortgefahren werden.


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 80<br />

11.3 Füllen der Löcher<br />

Auf Grund von Abschattungen, toter Räume oder zu unterschiedlicher Punktabstände entstanden bei<br />

der Vermaschung Löcher, die auch durch mehrere Wraps nicht geschlossen werden konnten. Bei<br />

unseren Modellen handelte es sich meist um 50 bis 200 Löcher. Um ein anschauliches Ergebnis zu<br />

erhalten, mussten diese noch geschlossen werden.<br />

Abb. 50: Assistent zum Löcherfüllen


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 81<br />

Auch hierfür gibt es mehrere Methoden und Einstellungsmöglichkeiten:<br />

Die erste Methode ist die automatische Füllfunktion. Diese durchläuft automatisch ein Loch nach<br />

dem anderen und versucht, diese zuerst krümmungsbasiert zu füllen. Falls dies auf Grund der<br />

Lochform bzw. der Lochgröße oder der Dreiecksneigungen an den Lochrändern zu kompliziert ist,<br />

werden die Löcher, wenn erwünscht, flach gefüllt. Auswählen kann man noch, ob man alle Löcher<br />

oder nur die kleineren mit dieser automatischen Methode füllen will.<br />

Das Problem bei diesem Verfahren war, dass Löcher mit komplexer <strong>St</strong>ruktur oft falsch oder schlecht<br />

gefüllt wurden und wir eigentlich erst einzelne Dreiecke manuell hätten löschen sollen, bevor das<br />

Loch gefüllt wird. Dies merkt man bei dieser Methode aber erst nach der Füllung aller Löcher. In<br />

diesen Fällen musste der ganze Vorgang rückgängig gemacht werden und das Füllen dauerte<br />

meistens deutlich länger als ein manuelles Füllen. Deshalb entschieden wir uns, die Löcher alle<br />

manuell zu füllen, um ein möglichst realistisches und anschauliches Ergebnis zu erhalten.<br />

Abb. 51: Auswahl der verschiedenen manuellen Füll-Methoden<br />

Die zweite Methode ist die des manuellen Füllens. Hierbei gibt es auch mehrere Möglichkeiten:<br />

Löcher mit einfacher <strong>St</strong>ruktur konnten wir komplett durch Anklicken des Randes<br />

füllen. In manchen Fällen mussten wir einige Dreiecke am Lochrand, die<br />

realitätsfremde Neigungswinkel hatten oder Dreiecke, die über den<br />

gegenüberliegenden Lochrand ragten, manuell löschen und konnten danach das Loch<br />

recht schnell komplett füllen.<br />

Um komplexere Löcher zu füllen, gibt es noch zwei andere Methoden:<br />

Beim partiellen Füllen müssen zwei Randpunkte ausgewählt werden und das Loch<br />

wird in zwei Teile geteilt, von denen einer gefüllt wird. Somit kann das Loch <strong>St</strong>ück für<br />

<strong>St</strong>ück geschlossen werden. Bei der Auswahl der beiden Punkte achteten wir darauf,<br />

zwei möglichst gegenüberliegende Punkte zu wählen und diese an strukturmäßig<br />

geeigneten <strong>St</strong>ellen zu platzieren.


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 82<br />

Eine weitere Möglichkeit bietet das Erzeugen von Brücken. Hiermit konnten wir große<br />

Löcher/Spalten unterteilen und somit auch tote Räume mit Hilfe dieses Gerüstes<br />

rekonstruieren. Diese Brücken waren qualitativ meist flach besser als<br />

krümmungsbasiert. Die Brücken erstellten wir möglichst senkrecht zu den<br />

Lochrändern und suchten auch hier eine geeignete <strong>St</strong>elle, um sie zu platzieren und<br />

somit die <strong>St</strong>ruktur des Loches wirklich zu vereinfachen.<br />

Manchmal war es, wie zuvor bereits erwähnt, hilfreich, einige Dreiecke am Lochrand<br />

oder gar ganze, möglicherweise falsch vermaschte Löcher zu entfernen, um ein<br />

besseres oder schnelleres Ergebnis zu erzielen. Hierfür gibt es noch die Löschfunktion.<br />

Um die <strong>St</strong>ruktur eine Loches richtig erkennen zu können, war es manchmal auch von<br />

Vorteil, das Dreh-Zentrum neu zu setzen, um das Loch einfacher von allen Seiten<br />

begutachten zu können.<br />

Die Auswahl zwischen flachem und krümmungsbasiertem Füllen besteht bei allen<br />

genannten Methoden. Flaches Füllen schließt die Löcher möglichst eben, wogegen<br />

das krümmungsbasierte Füllen die Löcher abhängig von den Dreiecksneigungen am<br />

Lochrand schließt. Hierbei haben wir uns meist an die Empfehlungen der Software<br />

gehalten, die bei zu komplexen Löchern zum flachen Füllen rät.<br />

Zu beachten war beim Füllen der Löcher, dass manche Löcher dem Computer zu<br />

komplex waren und das Programm deshalb manchmal abstürzte. Deshalb gewöhnten<br />

wir uns an, immer wieder den Loch-Füll-Dialog zu verlassen, um zwischenzuspeichern.<br />

Abb. 52: Empfehlung, das Loch flach zu füllen


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 83<br />

11.4 Optimierung des Ergebnisses<br />

Abb. 53: Modell nach dem Schließen aller Löcher<br />

In Geomagic Qualify 7 steht als Optimierungs-Tool neben dem Spitzen entfernen und Rauschen<br />

verringern vor allem das Glätten der Polygone zur Verfügung. Hierfür haben wir die unebenen<br />

Polygonflächen selektiert und anschließend glätten lassen. Die Schwierigkeit hierbei war, dass wir<br />

einen Kompromiss zwischen Detailreichtum und Generalisierung finden mussten.<br />

In Geomagic Qualify 11 stehen noch einige weitere Optimierungstools zur Verfügung, wie z.B. das<br />

Sandpapier und Säubern des Modells.<br />

Abb. 54: Vergleich nicht optimiertes Modell (links) / optimiertes Modell (rechts)


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 84<br />

Da bisher keinerlei Reduktion der Datenmenge durchgeführt wurde, um keine Details zu verlieren<br />

oder falsche Ausreißer zu löschen, setzten wir diesen Schritt ganz ans Ende der Bearbeitung der<br />

Modelle.<br />

Das Programm stellt auch eine Funktion zur Verfügung, die sich Polygone dezimieren nennt. Hiermit<br />

lässt sich die Anzahl der Dreiecke stark reduzieren und somit deutlich Speicherplatz sparen, ohne<br />

Details zu verlieren. Auch hierfür bietet der Assistent einige Einstellungsmöglichkeiten.<br />

Mit Hilfe dieses Assistenten konnten wir die Anzahl der Polygone und somit auch die Dateigröße<br />

meist auf 30-50 Prozent der ursprünglichen Anzahl/Größe reduzieren, ohne die detailreiche Form der<br />

Feinscans zu verschlechtern.<br />

11.5 Export der Daten<br />

Abb. 55: Assistent zur Dezimierung der Anzahl der Polygone<br />

Um das erstellte Modell in anderen Programmen weiterbearbeiten zu können, musste es noch in<br />

einem anderen Dateiformat abgespeichert werden. Für die Texturierung in 3ds Max 2009 gibt es drei<br />

Dateiformate, mit denen beide Programme umgehen können. Dies sind die Formate wrl (vrml 2.0),<br />

dxf und 3ds. Bei Objekten mit weniger als 65.000 Polygonen war das 3ds-Format noch möglich und<br />

auch am einfachsten in der Weiterverarbeitung. Bei größeren Objekten war ein Abspeichern im dxf-<br />

Format nötig.


11. 3D-Modellierung mit Geomagic Qualify 85<br />

11.6 Analyse & Probleme<br />

Die Arbeit mit Geomagic erforderte eine gewisse Eingewöhnungszeit, um in die Menüführung und<br />

die Möglichkeiten einzusteigen. Da an der HFT <strong>St</strong>uttgart für alle <strong>St</strong>udenten nur eine einzige Lizenz der<br />

veralteten <strong>St</strong>udio-Version zur Verfügung steht, blieben uns einige Funktionen verwehrt. Nach der<br />

Installation des Qualify-Zusatzes und vor allem durch die neueste Testversion, die wir auf der<br />

Herstellerseite mit allen Lizenzen fanden, war die Arbeit mit diesem Programm sehr angenehm,<br />

wenn auch oft sehr langwierig. Die vielen Programmabstürze bei zu komplexen Löchern erschwerten<br />

die Arbeit. Aber auch dies verbesserte sich deutlich mit der neuen Version. Durch die<br />

unterschiedlichen Punktabstände auf Grund von unterschiedlichen Scanrichtungen und<br />

Abschattungen war die Vermaschung durch mehrere Wraps oft erschwert, aber das gute Ergebnis<br />

entschädigte auch hierfür.<br />

Alles in allem ließen sich mit dem Programm nach etwas Eingewöhnungszeit und mit zunehmender<br />

Routine in dem fünfwöchigen Arbeitsabschnitt gute und anschauliche Ergebnisse erzielen.


12. Texturierung in Cinema 4D der Firma Maxxon 86<br />

12. Texturierung in Cinema 4D der Firma Maxxon<br />

Bei der Texturierung entschieden wir uns für die Software Cinema 4D der Firma Maxxon, da diese<br />

sehr übersichtlich gestaltet und recht einfach und zügig zu erlernen ist.<br />

12.1 Datenimport<br />

Abb. 56: Arbeitsoberfläche von Maxxon Cinema 4D mit <strong>St</strong>atuen-Modell<br />

Um die einzelnen Objekte texturieren zu können, mussten zuerst die einzelnen aus Geomagic<br />

exportierten 3ds-Dateien bzw. dxf-Dateien importiert werden. Beim dxf-Format kam es aber zu<br />

einem Fehler, durch den das Modell um den Faktor 100 vergrößert wurde und auch die Koordinaten<br />

mit diesem Faktor multipliziert wurden. Deshalb mussten wir dies manuell ändern, indem wir in 3ds<br />

Max aus der dxf-Datei eine wrl-Datei machten. Bei dieser musste in Cinema 4D aber bei dem<br />

Objektursprung der X-Wert mit dem Z-Wert vertauscht und das Modell um 270° gedreht werden.


12. Texturierung in Cinema 4D der Firma Maxxon 87<br />

12.2 Texturierung<br />

Anschließend konnte mit der eigentlichen Texturierung begonnen werden. Auch hierfür<br />

verwendeten wir selbst gemachte Bilder oder im Internet gefundene Materialtexturen. Bei den<br />

Bildern musste darauf geachtet werden, dass sie möglichst wenig Speicherplatz brauchten und bei<br />

den Texturen war es sehr wichtig, dass diese kachelbar waren.<br />

Diese wurden als neues Material geladen und es wurde mit Hilfe der vielen Einstellungsmöglichkeiten<br />

versucht, das Ergebnis so realistisch wie möglich wirken zu lassen.<br />

Abb. 57: Vergleich zwischen dem texturierten <strong>St</strong>atuen-Modell und der Realität


12. Texturierung in Cinema 4D der Firma Maxxon 88<br />

Abb. 58: Vergleich zwischen dem texturierten Orgel-Modell und der Realität<br />

Oft mussten die in Geomagic erstellten Modelle nochmals in mehrere Teilobjekte aufgeteilt werden,<br />

wie zum Beispiel bei der Orgel. Wir teilten das Geomagic-Modell auf in ein Holz-Objekt, ein<br />

Orgelpfeifen-Objekt und ein Objekt, das aus den grünlichen Verzierungen bestand, um die<br />

Texturierung zu vereinfachen. Somit konnten Bilder einfacher auf das Modell gelegt werden oder<br />

auch Teile aus dem identischen Material komplett mit der geeigneten Materialtextur eingefärbt<br />

werden.<br />

12.3 Datenexport<br />

Das Endergebnis wurde dann als c4d-Datei abgespeichert, um nachträglich Änderungen durchführen<br />

zu können. Anschließend erfolgte der Export als 3ds-Datei. Hierbei gab es nicht wie bei Geomagic<br />

eine Obergrenze von max. 65.000 Polygonen. Deshalb verlief der Export sehr zügig und problemlos.


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 89<br />

13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk<br />

Im folgenden Kapitel werden alle 3D-Modelle, die bisher erstellt wurden, zu einer Animation<br />

zusammengeführt.<br />

Hierfür entschieden wir uns für das Softwarepaket 3ds Max 2010. Dies ist eines der führenden<br />

Programme, das auch in der Filmindustrie und anderen Bereichen der 3D-Animation verwendet wird.<br />

Mit Hilfe dieses Programmes haben wir die letzte Teilaufgabe unserer Arbeit realisiert: einen<br />

virtuellen Flug durch die Kirche.<br />

13.1 Datenimport<br />

Abb. 59: Arbeitsoberfläche von Autodesk 3ds Max 20009 mit Kirchen-Modell<br />

Nach Abschluss der gesamten Texturierung wurde sowohl das AutoCAD-Modell als auch alle 3ds-<br />

Dateien aus Cinema 4D in ein 3ds Max Projekt importiert.<br />

Beim Import der 3ds-Dateien wurde nochmals die Lage überprüft.<br />

Beim Import der AutoCAD-Datei ist darauf zu achten, dass in AutoCAD Civil 3D 2010 intelligente<br />

Bauteile erzeugt werden (AEC-Objekte), die 3ds Max nicht interpretieren kann. Somit wird das<br />

Modell ziemlich eckig dargestellt. Diese Bauteile müssen in AutoCAD Primitives zerlegt werden. Dies<br />

erfolgt über den Export-Befehl in ein 2007er-dwg Format.


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 90<br />

13.2 Der Kamerapfad<br />

Für den virtuellen Flug durch die Kirche war nun noch eine Flugroute nötig.<br />

Hierfür erstellten wir zuerst ein Kamera-Objekt vom Typ einer Ziel-Kamera. Diese hat die Eigenschaft,<br />

immer auf ein einstellbares Ziel gerichtet zu sein. Als Brennweite wählten wir ein Mittelmaß von<br />

35mm. Anschließend erzeugten wir eine Linie. Da diese Linie den Weg der Kamera darstellt,<br />

entschieden wir uns, um einen möglichst realistischen Rundgang durch die Kirche zu erhalten, den<br />

Anfangs- und Ziehtyp auf Glatt zu setzen. Wir betrachteten das Objekt von oben und zeichneten den<br />

gewünschten Weg durch die komplette Kirche. Zur abschließenden Feinjustierung wurden die<br />

einzelnen Linienpunkte - falls nötig - noch in allen Richtungen verschoben und an engen <strong>St</strong>ellen auch<br />

noch weitere Punkte hinzugefügt. Ebenso musste der komplette Pfad noch in der Höhe korrigiert<br />

werden, da dieser bis jetzt auf der Höhe 0 lag und nicht wie gewünscht innerhalb der Kirche. Nun<br />

wurde bei der Kamera noch die Pfadbeschränkung eingestellt und der Pfad als Weg zugewiesen.<br />

Abb. 60: Grundriss der Kirche mit erstelltem Kamerapfad (rot)


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 91<br />

Neben der Kamerakonfiguration ist aber auch noch eine Zeitkonfiguration nötig. Im<br />

Zeitkonfigurationsfenster werden die Dauer des Films, sowie die Anzahl der Frames pro Sekunde<br />

eingestellt.<br />

Abb. 61: Zeitkonfiguration<br />

Wir entschieden uns für PAL-25, da das menschliche Auge<br />

etwa 25 Bilder in der Sekunde braucht, um keine<br />

Übergänge zwischen den einzelnen Bildern wahrzunehmen.<br />

Für ein gutes Ergebnis benötigt man also 25 Frames in der<br />

Sekunde. Wir benötigten deshalb für unseren 60-<br />

sekündigen Rundflug 1500 Frames.<br />

Nachdem die Zeit eingestellt war, konnte man über den<br />

Zeitschieber die Kamerabewegung nochmals überprüfen<br />

und - falls nötig - nochmals korrigieren.<br />

Damit die Kamera nicht während des gesamten Filmes den identischen Zielpunkt hat, musste dieser<br />

noch angepasst werden. Hierfür muss jeder neue Zielpunkt als Key gespeichert werden. Das beste<br />

Ergebnis erzielt man hierbei, indem man den Zielpunkt mit Hilfe der drei Seitenansichten und der<br />

Kameraansicht manuell verschiebt. Für jeden neuen Zielpunkt erstellten wir einen neuen Key. Die<br />

Drehung der Kamera wird vom Programm interpoliert.<br />

Das gesamte Erstellen des Pfades und der Zielpunkte war recht zeitaufwändig, bis auch wirklich alle<br />

Ecken aus einem guten Winkel angeflogen wurden und alle Kameradrehungen in einem natürlichen<br />

Maße stattfanden.<br />

Abb. 62: Ausschnitt aus der Zeitleiste mit erstellten Keys<br />

Zu beachten war noch, dass sich eine nachträgliche Pfadveränderung auf den kompletten Pfad<br />

auswirkt. Somit kann man nicht einen Teil bereits rendern, dann etwas am Pfad ändern und nur<br />

einen Teil ersetzen, da der komplette Pfad interpoliert wird und somit die Übergänge überhaupt<br />

nicht mehr passen.


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 92<br />

13.3 Die Beleuchtung<br />

Auch eine Beleuchtung des Modells ist erforderlich, um ein möglichst realistisches Ergebnis zu<br />

erhalten. Deshalb entschieden wir uns, in alle vorhandenen, mitaufgenommenen und in AutoCAD<br />

erstellten Lampen eine Lichtquelle zu platzieren.<br />

Abb. 63: Grundriss der Kirche mit erstellten Lichtquellen (gelb)<br />

Hierbei war es am Anfang eine große Herausforderung, die richtigen Parameter zu finden, um eine<br />

angemessene Beleuchtung des gesamten Modells zu erzeugen.<br />

Nach vielen zeitintensiven Tests entschieden wir uns in den meisten Fällen für die Lichtfarbe von<br />

Tageslicht, einer kugelförmigen Lichtverteilung, einer Lichtstärke von 1 lx und einem kugelförmigen<br />

<strong>St</strong>rahlenverlauf, der von einem Punkt abgestrahlt wird.<br />

Lediglich in den Nebenkapellen platzierten wir etwas dunkleres Licht, da diese auch in der Realität<br />

meist nur sehr schwach ausgeleuchtet sind.<br />

Abb. 64: Typische Parameter unserer erstellten Lichtquellen.


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 93<br />

13.4 Die Animation<br />

Abschließend musste der geplante Flug durch die Kirche noch gerendert werden. Dies bedeutet, dass<br />

für jeden Frame des Pfades ein Bild erzeugt wird.<br />

Dies hätte bei unserer enormen Datenmenge und dem zur Verfügung gestellten Rechner mit 4GB<br />

Arbeitsspeicher etwa 2 Minuten pro Frame gedauert. Da dies eine Dauer von bis zu 100 <strong>St</strong>unden<br />

bedeutet hätte und es bei dieser Computerleistung nicht möglich war, alle Layer gleichzeitig<br />

einzublenden, was auf Grund der recht freien Sicht in der Kirche aber erforderlich war, mussten wir<br />

uns um eine andere Lösung bemühen.<br />

Die Lösung für unser Problem war der deutlich leistungsstärkere Rechner der Informatiker der HFT<br />

<strong>St</strong>uttgart. Mit dem neuen Rechner mit 8GB Arbeitsspeicher war es dann möglich, alle Layer<br />

gleichzeitig einzublenden und die durchschnittliche Renderdauer eines Frames auf 50 Sekunden zu<br />

reduzieren. Somit dauerte das Rendern des kompletten Filmes 22 <strong>St</strong>unden.<br />

Wir entschieden uns, die Bilder nicht direkt als Film abzuspeichern, sondern als einzelne Bilder. Dies<br />

hat den Vorteil, dass im Fall eines Programmabsturzes das Rendern einfach an dieser <strong>St</strong>elle<br />

fortgesetzt werden kann und nicht der gesamte Vorgang wiederholt werden muss.


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 94<br />

Abb. 65: Einstellungsmöglichkeiten zum Rendern<br />

In der Zeitausgabe kann nach einem<br />

Programmabsturz der gewünschte<br />

Framebereich, der noch nicht gerendert<br />

wurde, eingestellt werden.<br />

Ebenso kann die Auflösung des Films<br />

eingestellt werden. Hier wählten wir 800 x<br />

600, um den Film nicht zu groß und das<br />

Rendern nicht zu lange werden zu lassen.<br />

Unter Erweiterte Beleuchtung ließen wir<br />

noch komplexe Schatten der Objekte<br />

berechnen.<br />

Unter Renderausgabe konnte gewählt<br />

werden, ob ein Film (avi-Format) oder<br />

einzelne Bilder (tga-Format) gespeichert<br />

werden sollen.<br />

Die letzte Einstellung, die zu treffen war,<br />

ist die zu rendernde Ansicht. Hier muss die<br />

Ansicht der Kamera gewählt werden.<br />

Anschließend kann über den Rendern-<br />

Button der Vorgang begonnen werden.


13. Visualisierung in 3ds Max 2010 von Autodesk 95<br />

Im Anschluss müssen die einzelnen gerenderten Bilder im in 3ds Max integrierten RAM-Player noch<br />

zu einem Film zusammengefügt werden und können als avi-Datei abgespeichert werden. Auf Grund<br />

der großen Datenmenge mussten drei avi-Dateien erstellt werden, die jeweils aus 500 Frames<br />

bestanden.<br />

13.5 Analyse<br />

Insgesamt war dieser Abschnitt der schwierigste. Dies lag allerdings fast ausschließlich an den<br />

anfangs nicht ausreichenden Computerleistungen für ein Projekt mit einer so enormen Datenmenge.<br />

Das Programm stürzte sehr häufig wegen zu wenig Arbeitsspeicher ab und das Rendern konnte somit<br />

nicht ohne Aufsicht durchgeführt werden, da ein Absturz jederzeit möglich war und somit viel Zeit<br />

verloren gegangen wäre.<br />

Ein weiterer kritischer Punkt ist die Tatsache, dass gespeicherte Dateien nicht abwärts kompatibel<br />

sind. Somit konnte eine Datei, die einmal in 3ds Max 2010 gespeichert wurde, nicht mehr mit 3ds<br />

Max 2009 geöffnet werden.


14. Erstellung von virtuellem Flug und Slideshow 96<br />

14. Erstellung von virtuellem Flug und Slideshow<br />

Abschließend musste aus den vorhandenen Videos und einzelnen Frames noch ein virtueller Flug<br />

durch die Kirche bzw. eine Slideshow erstellt werden. Auch wenn die Slideshow nicht zu unseren in<br />

der Aufgabenstellung erwähnten Aufgaben zählte, entschieden wir uns, eine solche zu erstellen, da<br />

in dieser die Details und Feinheiten, die im Flug vielleicht untergehen, besser zur Geltung kommen.<br />

14.1 Erstellung des virtuellen Fluges<br />

Die zuvor erstellten Filme importierten wir noch in Adobe Premiere Pro CS4, um einen Vor- und<br />

Abspann, sowie Hintergrundmusik hinzuzufügen. Ebenso wollten wir das Dateiformat ändern, um die<br />

Dateigröße zu verringern.<br />

Nach dem Import der avi-Dateien platziert man dafür diese in der richtigen Reihenfolge in der<br />

Zeitleiste. Wir entschieden uns noch, die Wiedergabegeschwindigkeit etwas zu reduzieren, um dem<br />

Auge mehr Zeit zur Wahrnehmung zu geben.<br />

Auf der CD Orgelmusik aus der Klosterkirche <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>, die wir vor Ort geschenkt bekommen haben,<br />

suchten wir uns noch ein passendes Orgelwerk aus und bearbeiteten dieses mit der Audacity-<br />

Software, um auf die Dauer des Filmes zu kommen. Danach importierten wir auch diese Datei und<br />

platzierten sie in der Zeitleiste an der dafür vorgesehenen <strong>St</strong>elle.<br />

Für den Export wählten wir das flv-Dateiformat und eine sehr hohe Qualität, um auch einen<br />

möglichst realistischen Eindruck des Modells zu gewährleisten.<br />

14.2 Erstellung der Slideshow<br />

Für die Slideshow ließen wir noch einzelne Bilder aus geringerer Entfernung in unserem erstellten<br />

Modell rendern und speicherten diese als jpg-Dateien in höchster Qualität. Anschließend<br />

importierten wir diese Medien in den Windows Movie Maker und ordneten sie in einer<br />

nachvollziehbaren Reihenfolge an.<br />

Ebenso erstellten wir in diesem Programm einen Vor- und Abspann.<br />

Auch hier suchten wir uns noch ein passendes Orgelwerk aus und bearbeiteten dieses mit der<br />

Audacity-Software, um auf die Dauer der Slideshow zu kommen.<br />

Die Slideshow exportierten wir anschließend als wmv-Datei in höchster Qualität.


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 97<br />

15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse<br />

Mit der hier abgeschlossenen <strong>Bachelorarbeit</strong> wurde gezeigt, wie mittels moderner<br />

Vermessungsmethoden und Auswerteprogrammen der komplette Innenraum sowie die kleinsten<br />

Details des Kirchenschiffes der <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> erfasst und anschaulich gestaltet werden können.<br />

Hierbei wird auch einmal mehr deutlich, dass die Dauer der Auswertung von Laserscanaufnahmen<br />

die der Messung um ein vielfaches übertrifft.<br />

Wir hielten uns zehn Tage im Kloster von <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> nördlich vom Ammersee auf. Diese Zeit<br />

verbrachten wir mit der Planung der Laserscanaufnahme sowie deren Umsetzung und auch dem<br />

Anschluss der Laserscanmessung an das örtliche System mit Hilfe eines Polygonzuges. Hierbei<br />

standen uns die Leica Scan<strong>St</strong>ation 2, das Tachymeter TCRP 1101+ und das Nivellier DNA03 von Leica<br />

zur Verfügung.<br />

Den Polygonzug maßen wir ausgehend von bekannten Festpunkten außerhalb der Kirche ins<br />

Kirchenschiff, um dort bekannte Punkte mit Gauß-Krüger-Koordinaten zu erhalten.<br />

Um die Höhen der Polygonpunkte und der vorhandenen Festpunkte zu überprüfen und zu<br />

verbessern, führten wir ein Nivellement durch. Die daraus ergebenen Höhen haben wir - soweit<br />

nötig - gemittelt und mit den beim Polygonzug bestimmten Höhen verglichen. Diese waren meist<br />

identisch. Bei kleineren Abweichungen von maximal 1-2 mm übernahmen wir auf Grund der sehr<br />

hohen Genauigkeit die Nivellement-Höhen.<br />

Um eine Gesamtpunktwolke an das übergeordnete System anzuschließen, müssen mindestens drei<br />

Punkte mit Gauß-Krüger-Koordinaten vorhanden sein. Diese können bekannte Festpunkte sein oder,<br />

wie in unserem Fall, Passpunkte in Form von Black & White Targets (B&W), die mit dem Tachymeter<br />

aufgemessen werden.<br />

Dafür wurde in der Kirche frei stationiert und die Targets reflektorlos aufgenommen.<br />

Bei der <strong>St</strong>ationierung wurden jeweils vier Anschlusspunkte zur <strong>St</strong>eigerung der Genauigkeit und<br />

Redundanz gemessen. Die Targets wurden dann von zwei <strong>St</strong>andpunkten aus aufgenommen und<br />

deren Koordinaten gemittelt. Auch hier gab es Abweichungen von maximal 1-2 mm.<br />

Die Leica Scan<strong>St</strong>ation 2, die für die <strong>Bachelorarbeit</strong> von der HFT-<strong>St</strong>uttgart zur Verfügung gestellt<br />

wurde, gehört der Klasse der Panorama-Scanner an.<br />

Der integrierte Scanner ist einer der schnellsten seiner Klasse - er misst bis zu 50.000 Punkte pro<br />

Sekunde mit einer Genauigkeit von 6 mm in der Lage, 4 mm in der Distanz und einer<br />

Winkelgenauigkeit von 3,8 mgon, jeweils in einer Entfernung von 50 Metern.


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 98<br />

Insgesamt wurden 33 <strong>St</strong>andpunkte benötigt, um das Innere der Kirche vollständig aufzunehmen. Zur<br />

Registrierung der Einzelscans wurden 50 Passpunkte in Form von Black & White Targets verwendet,<br />

wobei pro Scan durchschnittlich sieben Passpunkte mitgemessen wurden.<br />

Diese Messung fand auf Grund der örtlichen Gegebenheiten Anfang August 2009 statt.<br />

Die Auswertung erfolgte anschließend im Labor an der HFT-<strong>St</strong>uttgart und nahm die gesamte zur<br />

Verfügung stehende Zeit in Anspruch.<br />

Als Erstes wurden die einzelnen Scanwelten mit dem Programm Cyclone Register in einer Punktwolke<br />

zusammengeführt. Dabei werden die lokalen Scannerkoordinatensysteme in das Gauß-Krüger-<br />

Koordinatensystem transformiert. Diesen Vorgang nennt man Registrierung.<br />

Die Genauigkeit unseres Gesamtmodells lag bei 1mm.<br />

Abschließend wurde in Cyclone ein projektbezogenes lokales Koordinatensystem zusätzlich zum<br />

Gauß-Krüger- System erstellt. Damit ist sichergestellt, dass Auswerteprogramme wie Geomagic mit<br />

der <strong>St</strong>ellenzahl der Koordinaten keine Schwierigkeiten haben.<br />

Mit Hilfe der gesamten Punktwolke, die über den CloudWorx Plug-In in AutoCAD Civil 3D 2010<br />

angezeigt werden kann, erstellten wir das Grundmodell. Neben Wänden, Boden und Decken wurden<br />

ebenso Teile der Inneneinrichtung, wie z.B. Kirchenbänke und Fenster modelliert. Anschließend<br />

suchten wir in der programminternen Materialbibliothek, sowie im Internet oder auf eigenen Fotos<br />

nach geeigneten Texturen und wiesen diese den entsprechenden Objekten zu.<br />

Die feineren <strong>St</strong>rukturen des Innenraums modellierten wir mit der Software Geomagic 11. Für die<br />

Texturierung dieser Modelle nutzen wir Cinema 4D. Als Texturen verwendeten wir hauptsächlich<br />

eigene Bilder oder wir unterteilten das Modell nach Materialien und wiesen den einzelnen<br />

Teilobjekten die Materialtextur zu, die wir im Internet fanden.<br />

Die Arbeiten in AutoCAD und Geomagic/Cinema 4D liefen parallel ab und nahmen etwa die gleiche<br />

Zeit in Anspruch.<br />

Abschließend importierten wir alle Daten in 3ds Max 2010, um die endgültige Filmproduktion<br />

realisieren zu können. Abschließend musste noch ein Kameraobjekt und ein realistischer<br />

Bewegungspfad erstellt werden. Auf diesem bewegt sich die Kamera und schwenkt zu den<br />

definierten Zielpunkten.<br />

Zusätzlich zur Dokumentation der Auswertung enthält die schriftliche Ausarbeitung noch einige<br />

Informationen zum Kloster, der bautechnischen Entwicklung der Kirche, eine Erläuterung der<br />

verwendeten Messmethoden sowie deren Hintergründe.


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 99<br />

Das sichtbare Ergebnis dieser Arbeit ist ein virtueller Rundflug durch die Klosterkirche, welcher die<br />

Klosterkirche im Internet präsentieren soll. Zusätzlich erstellten wir eine Slideshow, die auch die<br />

kleinen Details gut zur Geltung bringt.<br />

Diese Medien vermitteln dem Betrachter durch die fotorealistischen Texturen einen sehr<br />

realitätsnahen Eindruck der Kirche.<br />

Aber auch die Zwischenergebnisse der Arbeit sind nicht zu vergessen:<br />

Die Festpunkte sind auf dem Kirchplatz vermarkt und sowohl in Lage als auch Höhe im örtlichen<br />

Koordinatensystem bekannt.<br />

Die 88Mio. Punkte umfassende Punktwolke kann für zukünftige Umbaumaßnahmen herangezogen<br />

werden. Hierfür können in CAD-Programmen millimetergenaue Pläne erstellt werden.<br />

Uns <strong>St</strong>udenten brachte die Arbeit eine enorme Vertiefung der Technik des Laserscannings, vor allem<br />

auch in Sachen Auswertung. Wir konnten uns in viele neue Programme einarbeiten und mussten<br />

dabei den wirtschaftlichsten, aber dennoch qualitativ hochwertigsten Weg zum Ziel finden. Ebenso<br />

machten wir erste Erfahrungen im 3D-Bereich und dem Arbeitsgebiet der Animation.<br />

Wie hätte das Ergebnis verbessert werden können?<br />

Mit Hilfe eines Phasenscanners hätte sich die Zeit der Aufnahme deutlich reduzieren lassen. Dieser<br />

Scannertyp wäre für unsere Entfernungen völlig ausreichend gewesen und hätte anstelle der 90<br />

Minuten pro Rundumscan lediglich einen Bruchteil der Zeit gebraucht und dabei auch noch ein<br />

Vielfaches der Punkte aufgenommen und somit feine <strong>St</strong>rukturen noch besser erfasst.<br />

Während unserer Zeit der Auswertung im Labor begleiteten uns stets Schwierigkeiten mit der<br />

Leistung der Computer. Wir hatten anfangs lediglich einen Rechner mit 1GB Arbeitsspeicher und<br />

einen mit 4GB RAM zur Verfügung. An ersterem war ein Arbeiten mit AutoCAD nur schwer möglich.<br />

Erst als dieser auf 2GB aufgerüstet wurde, verbesserte sich diese Situation etwas. Jedoch verhinderte<br />

auch dies häufige Programmabstürze nicht. Für das Rendern des gesamten Modells war selbst der<br />

Computer mit 4GB Arbeitsspeicher zu schwach. Erst die Leihgabe der Informatiker in Form eines<br />

Rechners mit 8GB und einem 64Bit Betriebssystem ermöglichte die Erstellung des Rundfluges.<br />

Somit hätten leistungsstärkere Rechner die Arbeit auch deutlich vereinfacht und beschleunigt.


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 100<br />

Danksagung<br />

An dieser <strong>St</strong>elle möchten wir uns noch bei allen bedanken, die uns so tatkräftig bei unserer<br />

<strong>Bachelorarbeit</strong> unterstützt haben.<br />

Ein besonderer Dank geht an unseren Betreuer und Erstprüfer Herrn Prof. Dr.-Ing. Wolf-Ulrich<br />

Böttinger, der uns zu jedem Zeitpunkt mit Rat und Tat zur Seite stand und auf jede unserer Fragen<br />

eine Antwort hatte.<br />

Ein weiterer Dank geht an die gesamte Klostergemeinschaft in <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>, die uns sehr freundlich bei<br />

sich aufgenommen hat und uns angenehme Arbeitstage mit einmaligen Erlebnissen ermöglichte.<br />

Hervorheben wollen wir Bruder Josef und Bruder Markus, die vor Ort unsere Ansprechpartner waren<br />

und alles dafür getan haben, um den Aufenthalt so angenehm und die Aufnahme so einfach wie<br />

möglich zu gestalten.


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 101<br />

Abbildungsverzeichnis<br />

Abbildung 1: Geographische Lage von <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> 6<br />

Abbildung 2: Das Klosterdorf aus der Luft 7<br />

Abbildung 3: Gotische Bauelemente und Grundriss der Kirche 12<br />

Abbildung 4: Ansicht Kirche außen und innen 13<br />

Abbildung 5: Seitenaltäre im Langhaus 15<br />

Abbildung 6: Blick auf Orgel im Schiff und Querhaus 16<br />

Abbildung 7: Drahtmodell, Flächenmodell und Volumenmodell v.l.n.r. 20<br />

Abbildung 8: Festpunktübersicht 25<br />

Abbildung 9: Polygonzug 1 26<br />

Abbildung 10: Polygonzug 2 26<br />

Abbildung 11: Black & White Target der Firma Leica 33<br />

Abbildung 12: Prinzip der Phasenmessung 36<br />

Abbildung 13: Prinzip der Laufzeitmessung 37<br />

Abbildung 14: Schwingspiegel, Polygonspiegel, Palmer scan, Faserarray v.l.n.r. 39<br />

Abbildung 15: Scanbereich beim Mobile Laserscanning Quelle Topscan 40<br />

Abbildung 16: Kamerascanner 41<br />

Abbildung 17: Hybridscanner 42<br />

Abbildung 18: Panoramascanner 43<br />

Abbildung 19: Leica Scan<strong>St</strong>ation 2 44<br />

Abbildung 20: Cyclone-Navigator beim Erstellen/Bearbeiten von Datenbanken 45<br />

Abbildung 21: Scan Control Oberfläche 46<br />

Abbildung 22: Einstellungsmöglichkeiten vor einem Scan 47<br />

Abbildung 23: Ergebnis eines Target Scans 48<br />

Abbildung 24: Vertex mit zugeordneter Passpunktnummer 49<br />

Abbildung 25: Vergleich <strong>St</strong>andpunkte und Passpunkte/Targets 50<br />

Abbildung 26: Aufbau einer Datenbank im Cyclone-Navigator 52<br />

Abbildung 27: Aufbau der Koordinaten-Datei zur Georeferenzierung 53<br />

Abbildung 28: Registration Editor nach Hinzufügen aller Scanworlds 54<br />

Abbildung 29: Ergebnis der Registrierung – absteigend nach Fehlern sortiert 55<br />

Abbildung 30: Gesamtmodell der Klosterkirche nach der Registrierung – isometrische Ansicht 57<br />

Abbildung 31: Gesamtmodell der Klosterkirche nach der Registrierung – Ansicht von oben 57<br />

Abbildung 32: Gesamtmodell der Klosterkirche nach der Registrierung – Ansicht von Norden 57<br />

Abbildung 33: Unify-Befehl ohne Punkt-Reduktion 58


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 102<br />

Abbildung 34: Menüleiste in AutoCAD 2010 61<br />

Abbildung 35: Menüleiste in AutoCAD 2010 im Bereich 3D-Modellierung 61<br />

Abbildung 36: 3D-Befehle zum Erstellen von Volumenkörpern 62<br />

Abbildung 37: 3D-Gizmo 63<br />

Abbildung 38: 3D-Befehle zur Bearbeitung von Volumenkörpern 63<br />

Abbildung 39: ViewCube und Kompass 64<br />

Abbildung 40: Visuelle <strong>St</strong>ile 65<br />

Abbildung 41: Fenster zum Laden der Punktwolke in AutoCAD 68<br />

Abbildung 42: Konstruieren einer Treppe 70<br />

Abbildung 43: Einige verwendete Texturen 72<br />

Abbildung 44: Tipps zur Texturierung in AutoCAD 73<br />

Abbildung 45: Arbeitsoberfläche von Geomagic Qualify 7 mit Orgelmodell 75<br />

Abbildung 46: Aufbau einer xyz-Datei 76<br />

Abbildung 47: Eingelesene Punktwolke 77<br />

Abbildung 48: Einstellungen für ein Oberflächen-Wrap 78<br />

Abbildung 49: Vollständig vermaschtes <strong>St</strong>atuen-Modell 79<br />

Abbildung 50: Assistent zum Löcherfüllen 80<br />

Abbildung 51: Auswahl der verschiedenen manuellen Füll-Methoden 81<br />

Abbildung 52: Empfehlung, das Loch flach zu füllen 82<br />

Abbildung 53: Modell nach dem Schließen aller Löcher 83<br />

Abbildung 54: Vergleich nicht optimiertes Modell (links) / optimiertes Modell (rechts) 83<br />

Abbildung 55: Assistent zur Dezimierung der Anzahl der Polygone 84<br />

Abbildung 56: Arbeitsoberfläche von Maxxon Cinema 4D mit <strong>St</strong>atuen-Modell 86<br />

Abbildung 57: Vergleich zwischen dem texturierten <strong>St</strong>atuen-Modell und der Realität 87<br />

Abbildung 58: Vergleich zwischen dem texturierten Orgel-Modell und der Realität 88<br />

Abbildung 59: Arbeitsoberfläche von Autodesk 3ds Max 20009 mit Kirchen-Modell 89<br />

Abbildung 60: Grundriss der Kirche mit erstelltem Kamerapfad (rot) 90<br />

Abbildung 61: Zeitkonfiguration 91<br />

Abbildung 62: Ausschnitt aus der Zeitleiste mit erstellten Keys 91<br />

Abbildung 63: Grundriss der Kirche mit erstellten Lichtquellen (gelb) 92<br />

Abbildung 65: Einstellungsmöglichkeiten zum Rendern 94


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 103<br />

Tabellenverzeichnis<br />

Tabelle 1: Polygonzug Instrumentarium 23<br />

Tabelle 2: Genauigkeit Leica 1101 23<br />

Tabelle 3: Kalibrierungsprotokoll 24<br />

Tabelle 4: Neupunktkoordinaten bei polarer Punktbestimmung 28<br />

Tabelle 5: Ergebnisse Polygonzug 29<br />

Tabelle 6: Koordinaten Polygonzug 29<br />

Tabelle 7: Nivellement Instrumentarium 30<br />

Tabelle 8: Genauigkeit Leica DNA03 31<br />

Tabelle 9: Auswertung Nivellement 32<br />

Tabelle 10: Abweichung der Nivellement-Höhen zu den Polygonzughöhen 32<br />

Tabelle 11: Vergleich: Phasen-und Impulsscanner an den Beispielen Scan<strong>St</strong>ation 2 und HDS6000 38<br />

Anhang<br />

Pläne:<br />

Lageplan<br />

<strong>St</strong>andpunkte<br />

Passpunkte<br />

Mediendateien:<br />

Slideshow<br />

Rundflug<br />

3D-Modelle:<br />

Cyclone Datenbank<br />

AutoCAD Modell<br />

Vermaschung<br />

Messprotokolle:<br />

Passpunktmessung<br />

Polygonzugmessung<br />

GeoSamos Auswertung<br />

Koordinatenliste<br />

Materialliste


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 104<br />

Abkürzungsverzeichnis<br />

3ds Dateiformat in 3ds Max<br />

Abb. Abbildung<br />

ASCII American <strong>St</strong>andard Code for Information Interchange<br />

avi Audio Video Interleave<br />

B&W Black and White<br />

bzw. Beziehungsweise<br />

c4d Dateiformat von Cinema 4D<br />

ca. circa<br />

CAD Computer Aided Design<br />

d.h. das heißt<br />

DHHN Deutsches Haupthöhennetz<br />

dxf drawing exchange format<br />

Etc. et cetera<br />

GB Gigabyte<br />

G.K. Gauß-Krüger<br />

gsi Geo Serial Interface<br />

HDS High-Definition Surveying<br />

HFT Hochschule für Technik<br />

imp Cyclone Datenbankdatei<br />

max Dateiformat in 3ds Max<br />

MB Mega Byte<br />

mgon Milligon<br />

NHN Normalhöhennull<br />

NN Normal Null<br />

P. Pater<br />

Pkt. Punkt<br />

ppm parts per million<br />

tga Targa Image File<br />

TP Trigonometrischer Punkt<br />

usw. und so weiter<br />

wrp Geomagic Dateiformat<br />

xyz ASCII Koordinatendatei<br />

z.B. zum Beispiel


15. Zusammenfassung und Bewertung der Ergebnisse 105<br />

Literaturverzeichnis<br />

Asanger, A. (2007): Cinema 4D 10: Das Praxisbuch zum Lernen und Nachschlagen, Galileo Press<br />

DVW e.V. (2007): Ein Messverfahren erobert den Raum. In: Terrestrisches Laserscanning (TLS 2007),<br />

Wißner-Verlag, Augsburg Band 53 / 2007<br />

Etter, F. (2009): Vergleich von Aufnahmeverfahren für 3D-Gebäudepräsentationen, Diplomarbeit, HfT<br />

<strong>St</strong>uttgart<br />

Gruber, F.J. und Joeckel R. (2007): Formelsammlung für das Vermessungswesen, Teubner,<br />

<strong>St</strong>uttgart/Leipzig/Wiesbaden, 13. Auflage<br />

Hildebrandt, M. (2008): Lebendige <strong>St</strong>eine - Baugeschichte und Baugeschichten der <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>.<br />

<strong>Ottilien</strong>, EOS-Verlag, <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>, 2. verbesserte Auflage<br />

Joeckel, R., <strong>St</strong>ober, M. und Huep, W. (2008): Elektronische Entfernungs- und Richtungsmessung und<br />

ihre Integration in aktuelle Positionierungsverfahren, Herbert Wichmann Verlag, Heidelberg, 5., neu<br />

bearbeitete und erweiterte Auflage<br />

Luhmann, T. [Hrsg.] (2002): Photogrammetrie und Laserscanning: Anwendung für As-built-<br />

Dokumentation und Facility-Management, Herbert Wichmann Verlag<br />

Luhmann, T. [Hrsg.] und Müller, C. [Hrsg.] (2006): Photogrammetrie, Laserscanning, optische 3D-<br />

Messtechnik: Beiträge der Oldenburger 3D-Tage 2006, Herbert Wichmann Verlag<br />

P. Prior Claudius Bals OSB und P.Walter Sedlmeier OSB: Die Klosterkirche der <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong> -<br />

Herz-Jesu-Kirche der Missionsbenediktiner. <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>: EOS Verlag.<br />

Schmidt, C. (2009): Archäologische Laserscanaufnahme; 3D-Modellierung, 3D-Vergleich, 3D-Plot, 3D-<br />

Animation, <strong>Bachelorarbeit</strong>, HFT <strong>St</strong>uttgart<br />

Scholz, F. und Thiel, S. (2009): Animation aus Laserscandaten mit Texturierung der Eberstadter<br />

Tropfsteinhöhle, <strong>Bachelorarbeit</strong>, HFT <strong>St</strong>uttgart<br />

Sommer, W. (2009): AutoCAD 2010 und LT 2010: Zeichnungen, 3D-Modelle, Layouts, Markt + Technik<br />

Verlag, München<br />

Unbekannter Autor (2009): Klosterkirche zum Heiligsten Herzen Jesu - <strong>Erzabtei</strong> Sankt <strong>Ottilien</strong>, EOS-<br />

Verlag, <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>, 1. Auflage<br />

Unbekannter Autor (2000): <strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>, EOS-Verlag, <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong><br />

Urbach, A. S. (2009): Bauwerksdokumentation des Klosters Bebenhausen mittels terrestrischem<br />

Laserscanning, Diplomarbeit, HFT <strong>St</strong>uttgart<br />

Wendt, V. (2009): 3ds Max 2009 Workshops, mitp<br />

Wiedemann, A. (2004): Handbuch Bauwerksvermessung: Geodäsie, Photogrammetrie,<br />

Laserscanning, Birkhäuser Verlag


Internetadressenverzeichnis 106<br />

Internetadressenverzeichnis<br />

3ds-Forum: www.3dmaxforum.de (Dezember 2009)<br />

Adobe Premiere: www.adobe.com/products/premiere (Januar 2010)<br />

Autodesk: www.autodesk.de (November 2009)<br />

CAD-Forum: www.cad.de (Dezember 2009)<br />

Cinema 4D: www.maxon.net/de/products/cinema-4d.html (Dezember 2009)<br />

<strong>Erzabtei</strong> <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>: www.erzabtei.de/html (November 2009)<br />

Geomagic: www.geomagic.com/de (November 2009)<br />

Leica Geosystems: www.leica-geosystems.de/de/index.htm (November 2009)<br />

Missionsbenediktiner: www.missionsbenediktiner.de (November 2009)<br />

Kloster <strong>St</strong>. <strong>Ottilien</strong>: www.ottilien.de (November 2009)<br />

Texturen: www.bildburg.de (Januar 2010)<br />

www.3dxo.com (Januar 2010)


Internetadressenverzeichnis 107<br />

Erklärung<br />

Hiermit erklären wir, dass wir die vorliegende <strong>Bachelorarbeit</strong> selbstständig angefertigt haben. Es<br />

wurden nur die in der Arbeit ausdrücklich benannten Quellen und Hilfsmittel benutzt. Wörtlich oder<br />

sinngemäß übernommenes Gedankengut haben wir als solches kenntlich gemacht.<br />

<strong>St</strong>uttgart, den 01.02.2010<br />

____________________________ ____________________________<br />

Unterschrift – Benjamin Eisenbeiss Unterschrift – Johannes Obst<br />

Gesehen:<br />

Erstprüfer: _______________ _____________________________________<br />

Datum Unterschrift – Prof. Dr.-Ing. W.-U. Böttinger<br />

Zweitprüfer: _______________ _____________________________________<br />

Datum Unterschrift – Prof. Dr.-Ing. W. Huep

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