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Der WILDCAT Dynamic Compressor (PDF, 1,4 MB) - EMSP

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

<strong>Der</strong> <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Von René Fischer, Stefan Straube und Henry Westphal<br />

Seite 7-1


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Idee.<br />

Dynamikkompression wurde zunächst in der Studiotechnik beginnend ab den 1960-er Jahren<br />

eingesetzt. Das Ziel war eine "bessere" Wiedergabe der Musik auch auf einfachen Geräten mit<br />

kleinen Lautsprechern wie etwa Transistorradios .<br />

Mit dem Ende der 1960-er Jahre wurde die Dynamikkompression auch im Signalpfad der Gitarre<br />

eingesetzt, als Beispiel sei Jimi Hendrix genannt.<br />

Mit Dynamikkompression ist ein längerer Sustain möglich. Man erhält eine konstantere<br />

Obertonzusammensetzung im Overdrive über die Zeit. Sie bewirkt die "Abplattung" von Anschlägen<br />

und anderen kurzen, lauten Ereignissen.<br />

Gitarrensignal ohne Kompression<br />

Komprimiertes Gitarrensignal mit kurzer Attack-Zeit und langer Release-Zeit<br />

Im Rahmen dieses Projekts ging es darum, die Wirkungsweise von Kompressionsschaltungen am<br />

Beispiel einer modernen IC-basierten Lösung kennenzulernen.<br />

Seite 7-2


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Das Prinzip.<br />

Die Schaltung basiert auf dem "Analog <strong>Dynamic</strong>s Processor" THAT4301P.<br />

Dieser Baustein enthält einen Verstärker, dessen Verstärkungsfaktor von der Höhe einer extern<br />

zugeführten Steuerspannung bestimmt wird.<br />

Mit zunehmender Steuerspannung sinkt der Verstärkungsfaktor dieses Verstärkers ab.<br />

Das Audiosignal durchläuft diesen Verstärker. Die Steuerspannung ist dabei vom Effektivwert (RMS) des<br />

hereinkommenden Audiosignals abhängig. Ein höherer Effektivwert des Eingangssignals führt zu einer<br />

höheren Steuerspannung, die in Folge die Verstärkung und damit die Amplitude des<br />

herausgehenden Audiosignals reduziert.<br />

<strong>Der</strong> hierbei entstehende Klangeindruck hängt im wesentlichen davon ab, in welcher Weise die<br />

Steuerspannung zeitlich dem Effektivwert des Eingangssignals folgt und mit welcher (statischen)<br />

Kennlinie Effektivwert und Steuerspannung miteinander verknüpft sind.<br />

Daher wurden vielfältige Einstellmöglichkeiten (5 Parameter) für Zeitverhalten und Einsatz der<br />

Verstärkungsnachführung vorgesehen.<br />

Von besonderer Wichtigkeit ist die Attack-Zeit, das ist die Zeit, nach der die Steuerspannung bei sich<br />

vergrößernder Amplitude des Eingangssignals ihren Endwert erreicht hat sowie die Release-Zeit, das<br />

ist die Zeit, nach der die Steuerspannung bei abnehmender Amplitude des Eingangssignals ihren<br />

Endwert erreicht hat.<br />

Ebenfalls wichtig ist das Kompressionsverhältnis (Ratio) und der Einsatzpunkt (Treshold) sowie die<br />

Auswahl zwischen „weichen“ und „hartem“ Einsatz der Kompression.<br />

RMS<br />

(nichtlinear)<br />

Vnichtlinear<br />

(Threshold )<br />

Das Prinzipschaltbild der Kompressionsschaltung<br />

VCA<br />

Ratio<br />

Release<br />

Attack<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Realisierung.<br />

Allgemeines<br />

Die realisierte Schaltung entspricht nahezu exakt der von THAT Corporation veröffentlichten<br />

Applikationsschaltung aus dem Dokument „THAT Corporation Design Note 115“. Diese Schaltung<br />

wurde jedoch um eine hochohmige Eingangsstufe und ein Netzteil ergänzt, weiterhin wurde ein<br />

Fehler in der veröffentlichten Version der Schaltung behoben.<br />

Die Analyse der Applikationsschaltung von THAT zeigt besonders eindringlich die Ästhetik und<br />

Schönheit eines theoretisch fundierten, durchdachten und kreativen Analogschchaltungsentwurfs.<br />

<strong>Der</strong> Kompressor wurde als eigenständiges Gerät realisiert, das auch unabhängig von den anderen<br />

<strong>WILDCAT</strong>-Komponenten betrieben werden kann.<br />

<strong>Der</strong> <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Seite 7-4


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Bauteile der <strong>Compressor</strong>schaltung wurden auf einer zweiseitigen Leiterplatte mit einer<br />

durchgehenden Groundplane untergebracht, an die die Bedienelemente über Steckverbinder<br />

angeschlossen wurden. Das Netzteil wurde auf einer separaten Leiterplatte aufgebaut.<br />

Die Leiterplatte des <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong>s<br />

Seite 7-5


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

<strong>Der</strong> Baustein THAT4301.<br />

<strong>Der</strong> THAT4301 ist ein analoger Baustein, der speziell für Anwendungen im Audiobereich entwickelt<br />

wurde. Hauptsächliche Anwendungsgebiete sind Kompressorschaltungen, Begrenzer/Limiter,<br />

Verstärkungsschaltungen und Rauschunterdrückung. Mit einem großen Verstärkungsfaktor und einem<br />

großen dynamischen Arbeitsbereich (> 115dB), einer geringen harmonischen Gesamtverzerrung und<br />

einer geringen Leistungsaufnahme (< 1W) ist er ideal für die Verarbeitung von Audiosignalen<br />

geeignet. <strong>Der</strong> THAT4301 besteht aus vier einzeln verwendbaren Teilfunktionsgruppen.<br />

Diese sind:<br />

- <strong>Der</strong> spannungsgesteuerte Verstärker (VCA = Voltage Controlled Amplifier) mit Ausgangs-<br />

Operationsverstärker<br />

- <strong>Der</strong> Effektivwertdetektor (RMS = Root Mean Square)<br />

- Zwei beliebig verwendbare Operationsverstärker<br />

Blockschaltbild und Pinbelegung des Bausteins THAT4301<br />

<strong>Der</strong> Audio-Signalpfad<br />

<strong>Der</strong> Audio-Signalpfad besteht aus einer Eingangs-Pufferstufe (mit U6003A) und dem steuerbaren<br />

Verstärker des THAT4301 (U6002A) sowie dessen Ausgangsstufe (U6002C).<br />

Die Eingangsstufe ist notwendig, da der steuerbare Verstärker des THAT4301 stromgesteuert arbeitet,<br />

er hat eine Eingangsimpedanz von praktisch 20kOhm, das Eingangssignal aber an einer Röhrenstufe<br />

mit einem Ausgangswiderstand in der Größenordnung 100kOhm abgegriffen wird.<br />

Es handelt sich hier um einen als Spannungsfolger geschalteten Operationsverstärker (U6003A), die<br />

Spannungsverstärkung der Stufe ist praktisch 1 und der Eingangswiderstand der Stufe ist im<br />

mehrstelligen MOhm-Bereich.<br />

D8103 und D8104 verhindern in Verbindung mit R6103 eine Zerstörung der Eingangsstufe durch<br />

externe Überspannungen, indem die Eingangsspannung der Stufe auf den Bereich der<br />

Versorgungsspannung plus der (hier vernachlässigbaren) Dioden-Flußspannung begrenzt wird.<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

R6103 begrenzt den Strom durch die Dioden, bei einer angenommenen Überspannung von 300V<br />

(typische Röhrenstufen- Versorgungsspannung) auf 300V / 30,1kOhm = praktisch 10mA.<br />

<strong>Der</strong> Eingang des VCA (spannungsgesteuerter Verstärker) U6002A entspricht in seiner Wirkungsweise<br />

dem Summenpunkt einer invertierenden Operationsverstärkerschaltung. <strong>Der</strong> durch R6005 fließende<br />

Strom bestimmt daher, multipliziert mit der wirksamen Verstärkung, den aus dem Ausgang von U6002<br />

in den Summenpunkt der mit U6002C aufgebauten Verstärkerschaltung fließenden Strom. Am<br />

Ausgang von U6002C steht damit eine dem hereinkommenden Audiosignal und dem wirksamen<br />

Verstärkungsfaktor proportionale Spannung, das gewünschte Ausgangssignal, zur Verfügung.<br />

<strong>Der</strong> nichtinvertierende Eingang von U6002C ist im Baustein THAT4301 intern an Masse gelegt. R6006<br />

bestimmt die Proportionalität zwischen dem aus U6002A herausfließenden Strom und der<br />

Ausgangsspannung.<br />

Mit C6004 und C60041 wird die untere –3dB Grenzfrequenz der Verstärkerstufe auf 5,3 Hz festgelegt.<br />

Die in der Originalschaltung vorgesehenen Elektrolytkondensatoren wurden aus Gesichtspunkten einer<br />

besseren Signalqualität durch hochwertige Folienkondensatoren ersetzt. Durch diese<br />

Wechselstromkopplung wird die Verstärkung möglicherweise vorhandener Offsetspannungen oder<br />

Rumpelsignale vermieden, ohne jedoch die Basswiedergabe im hörbaren Bereich zu<br />

beeinträchtigen. Gleichspannungsoffsets würden, bedingt durch die dynamische Variation der<br />

Verstärkung, zu störenden, hörbaren sogenannten „Thump“-Signalen führen.<br />

Mit C6005 wird die obere –3dB Grenzfrequenz der Verstärkerstufe auf 170 kHz festgelegt. C107 ist<br />

notwendig, um die Stabilität der Ausgangsverstärkerstufe sicherzustellen, denn die Ausgangskapaziät<br />

des VCA beträgt typ. 45pF und muß durch C107 kompensiert werden.<br />

Die durch R6005 bestimmte Skalierung des Eingangssignals ist wie folgt: <strong>Der</strong> Momentanwert des<br />

Eingangsstroms in den Summenpunkt von U6002A muß unterhalb von 1mA bleiben, da ansonsten<br />

Verzerrungen auftreten. Mit dem vorgefundenen Wert von 20kOhm für R6005 ergäbe sich bei den<br />

maximal möglichen Momentanwerten der Signalspannung von +/-10V , bestimmt durch den<br />

Aussteuerbereich von U6003A bei der gegebenen Versorgungsspannung von +/-15V, ein<br />

Eingangsstrom von 10V / 20kOhm = 0,5 mA, was hinreichend gering, aber auch nicht zu klein ist.<br />

Bei einer wirksamen Verstärkung von 0dB innerhalb von U6002A ergibt sich dann, da R6006 den<br />

identischen Wert wie R6005 hat eine Spannungsverstärkung von 1 ( = 0dB) zwischen Ein- und<br />

Ausgang der Kompressorschaltung.<br />

Hervorzuheben ist, daß der Audio-Signalpfad „sehr kurz“ ist, der größte Teil der Schaltung, darunter<br />

auch alle Bedienelemente, wirken auf die, gegenüber externen Störungen unempfindliche,<br />

Steuerspannung für den VCA, womit sich der konstruktive Aufbau des Gerätes erheblich vereinfacht,<br />

da keinerlei Schirmung der Bedienelemente oder der Zuleitungen zu ihnen nötig sind.<br />

Die Verstärkung des VCA U6002A wird durch die zwischen den Steuereingängen EC+ und ECanliegende<br />

Spannung gesteuert. Hierbei besteht eine logarithmische Abhängigkeit von –6,5mv/dB,<br />

das bedeutet, die Steuerspannung ist „dB-linear“, also proportional zur vom Menschen empfundenen<br />

Lautstärke. Damit wird die Auslegung der die Dynamik der Steuerspannung beeinflussenden<br />

Schaltungsteile erheblich vereinfacht.<br />

<strong>Der</strong> Steuereingang EC+ ist an Masse gelegt. Eine positivere Spannung an EC- bewirkt dann eine<br />

Reduktion der Verstärkung des VCA.<br />

Die Spannung am SYM-Pin kann, mittels P6007 und des Spannungsteilers aus R6008 und R6009 im<br />

Bereich zwischen + 2,5mV und –2,5mV eingestellt werden. Damit besteht die Möglichkeit,<br />

Unsymmetrien in der VCA-Stufe auszugleichen, die zu einer ein wenig unterschiedlichen Verstärkung<br />

der beiden Halbwellen des Audio-Signals führen. Man stellt P2007 auf den geringsten Klirrfaktor im<br />

Ausgangssignal ein, die Amplitude des Eingangssignals wird dabei in Abhängigkeit von den<br />

verschiedenen Einstellungen so gewählt, daß sich eine Verstärkung des VCA von 0dB ergibt.<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

<strong>Der</strong> Steuerspannungs-Signalpfad im Überblick<br />

Mit dem Effektivwertwandler (U6002B) wird eine, dem Logarithmus des Effektivwerts des<br />

hereinkommenden Audiosignals proportionale Spannung generiert. Diese Spannung ist damit dem<br />

vom Menschen empfundenen Lautstärkeeindruck proportional.<br />

Das dynamische Verhalten des Effektivwertwandlers wird mittels eines nichtlinearen Kondensators<br />

(Schaltungsteil um U6003B) bestimmt. Für die erste Betrachtung kann man sich anstelle dieses<br />

Schaltungsteils einen „tatsächlichen“ Kondensator denken, der vom Anschluß „CT“ nach Masse führt.<br />

In einfacheren Schaltungsvarianten mit dem THAT4301 ist dies tatsächlich so realisiert.<br />

<strong>Der</strong> nichtlineare Kondensator vermindert die Signalverzerrung bei sich langsam ändernden Signalen,<br />

bewirkt aber andererseits eine rasche Reaktion des Kompressors auf sich schnell ändernde<br />

Signalpegel.<br />

Die darauffolgende Stufe, aufgebaut um U6002D, bestimmt den Einsatzpunkt der<br />

Dynamikkompression und die Charakteristik des Einsetzens. Es ist sowohl ein „harter“ als auch ein<br />

„weicher“ Einsatz der Kompression möglich. Weiterhin kann mit dem, dieser Stufe folgendem<br />

einstellbaren Spannungsteiler das Kompressionsverhältnis eingestellt werden.<br />

Es folgt die, um U6001A, aufgebaute Stufe zur getrennten Einstellung der Attack- und Releasezeiten.<br />

Diese Stufe kann mittels des Relais K6102 umgangen werden.<br />

<strong>Der</strong> Signalpfad wird mit der um U6002E herum aufgebauten Summierstufe abgeschlossen, mittels<br />

derer der die Gesamtverstärkung der Kompressorschaltung eingestellt werden kann.<br />

<strong>Der</strong> Effektivwert (RMS-) Wandler<br />

Die mathematische Definition des Effektivwertes ist wie folgt:<br />

1<br />

τ<br />

seff =<br />

τ ∫0<br />

2<br />

s ( t)<br />

dt<br />

Das quadrierte Signal wird über die Zeit integriert. Die Wurzel des Integrals ist der Effektivwert. Das<br />

entspricht der thermischen Wirkung an einer ohmschen Last. Die Leistung an einer Ohmschen Last ist<br />

dem Quadrat der Spannung proportional. <strong>Der</strong> Effektivwert eines Spannungs-Zeit-Verlaufs ist diejenige<br />

Spannung, die als Gleichspannung über die Integrationszeit an der ohmschen Last angelegt, die<br />

gleiche Wärmemenge verursachen würde. Einige hochwertige Effektivwertwandler arbeiten<br />

tatsächlich nach diesem thermischen Verfahren. <strong>Der</strong> Logarithmus des Effektivwert eines Audiosignals<br />

ist, unter Vernachlässigung verschiedener anderer Einflüsse, dem vom Menschen empfundenen<br />

Lautstärkeeindruck proportional.<br />

U6002B ist der im Baustein THAT4301P enthaltene Effektivwertwandler. Für die erste Betrachtung wird<br />

ein „tatsächlicher“ Kondensator zwischen dem Anschluß „CT“ von U6002B und Masse angenommen.<br />

<strong>Der</strong> Eingang des Effektivwertwandlers stellt, wie auch der Eingang des VCA, den Summenpunkt einer<br />

invertierenden Verstärkerschaltung dar. Mit R6011 wird die Skalierung zwischen der<br />

Ausgangsspannung des Effektivwertwandlers und der Amplitude des Audio-Eingangssignals<br />

bestimmt. Hierbei besteht eine Abhängigkeit vom „Timing Current, dem aus dem Anschluß „IT“<br />

hinausfließenden Strom.<br />

<strong>Der</strong> IT-Anschluß liegt, laut Datenblatt, praktisch auf den Massepotential. Damit fließt in der<br />

vorliegenden Schaltung ein Strom von 15V/R6012 = 15V/2Mohm = 7,5uA. Dies entspricht exakt dem<br />

im Datenblatt nahegelegen Wert.<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Daraus folgt dann, wieder gemäß Datenblatt, daß ein Eingangsstrom von typ. 8,5uA zu einer<br />

Ausgangsspannung von 0V (:= 0dB) führt. Die Ausgangsspannung, bezogen auf das Verhältnis<br />

Eingangsstrom/8,5uA ist dann, gemäß Datenblatt, typisch 6,5mV/dB.<br />

Mit dem gegebenen Widerstand R6011 = 28,7kOhm ergibt sich ein 0dB-Spannungspegel von<br />

28,7kOhm * 7,5uA = 0,22Veff. Bei der maximal möglichen Eingangsspannung von 10Vp (= 0,22Vp<br />

+ 22dB) fließt dann ein Strom von 10V / 28,7kOhm = 340uA, womit man weit unter dem Maximalwert<br />

laut Datenblatt von 750uA liegt.<br />

Bei einer Eingangsspannung von 10Vp (entspricht 0,707V eff) erhält man eine typische<br />

Ausgangsspannung von 33dB * 6,5mV = 2,15V.<br />

Mit C6006 und C60061 wird eine Wechselspannungskopplung hergestellt, die eine falsche<br />

Effektivwertangabe, bedingt durch möglicherweise vorhandene Gleichspannungsoffsets, ausschließt.<br />

Die Grenzfrequenz ist 3,7 Hz.<br />

Wie schon aus der Eingangs dargestellten Formel ersichtlich ist, ist für den Momentanwert der zur<br />

Steuerung des VCA verwendeten Ausgangsspannung des Effektivwertes der Zeitbezug, in der Formel<br />

durch die Variable „tau“ repräsentiert, von entscheidender Bedeutung. Für die praktische Anwendung<br />

der Kompressionsschaltung ist nur die unmittelbare Vergangenheit von Bedeutung. Dies wird durch<br />

eine gleitende Mittelwertbildung realisiert.<br />

<strong>Der</strong> Filterkondensator (Man denke sich nach wie vor einen „tatsächlichen“ Kondensator zwischen<br />

dem Anschluß „CT“ und Masse) bewirkt diese Mittelwertbildung als Teil einer mit Hilfe bausteininterner<br />

Stromquellen aufgebauten Filterschaltung erster Ordnung.<br />

Bei einem gegebenen Wert des Filterkondensators ist die Grenzfrequenz dieser Filterschaltung dem<br />

aus dem Anschluß „IT“ herausfließenden Strom proportional. Laut Datenblatt existiert der folgende<br />

Zusammenhang: Zeitkonstante (in s) = 0,026 * CT / It.<br />

<strong>Der</strong> nichtlineare Kondensator<br />

Ein „tatsächlicher“ Kondensator am „CT“-Anschluß des Effektivwertwandlers stellt stets einen<br />

Kompromiß zwischen sich widersprechenden Anforderungen dar:<br />

- Wenn dieser Kondensator eine zu große Kapazität hat, dann reagiert der Kompressor zu langsam<br />

auf sich schnell ändernde Schallpegel.<br />

- Wenn dieser Kondensator eine zu kleine Kapazität hat, dann führt die verbleibende Welligkeit der<br />

VCA-Steuerspannung zu einer Modulation des herausgehenden Audio-Signals, dessen Klirranteile<br />

im unteren Frequenzbereich nehmen zu.<br />

Man umgeht diese Situation dadurch, daß man einen nichtlinearen Kondensator vorsieht, dessen<br />

wirksame Kapazität bei langsamen Änderungen des Effektivwertes groß ist und bei schellen<br />

Änderungen des Effektivwertes klein ist.<br />

Hierzu wird eine Operationsverstärker-basierte invertierende Verstärkerstufe, aufgebaut um U6003B<br />

herum, vorgesehen, bei der Miller-Effekt ausgenutzt wird. <strong>Der</strong> Miller-Effekt führt dazu, daß eine (als<br />

tatsächlicher Kondensator) vorhandene Kapazität mit dem Verstärkungsfaktor der verwendeten<br />

Verstärkerstufe multipliziert wirksam wird.<br />

Zunächst wird der Miller-Effekt als solcher erklärt:<br />

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U<br />

R1<br />

C1<br />

Zur Erklärung des Miller-Effekts<br />

A<br />

Die Spannung U sei die Signal-Wechselspannung.<br />

U<br />

R1<br />

A<br />

V = -1<br />

U<br />

C1 C1<br />

In der linksstehenden Skizze ist sofort zu erkennen, daß in Bezug auf den Knoten A C1 mit seiner<br />

tatsächlich vorhandenen Kapazität wirkt. Es ist ein Tiefpass mit der Grenzfrequenz 1 / 2 pi RC wirksam.<br />

Wenn man nun die mittlere Skizze betrachtet, dann liegt am „unteren Ende“ von C1 nicht mehr das<br />

Massepotential, sondern die gegenüber Knoten A negierte Spannung an. Damit liegt, gegenüber<br />

der linken Skizze, die doppelte Spannung über C1 an, es fließt somit auch der doppelte Blindstrom.<br />

Vom Knoten A aus gesehen ist dies aber nicht davon zu unterscheiden, als wie wenn der nun<br />

verdoppelte Blindstrom dadurch fließen würde, daß man die Kapazität von C1 verdoppelt hätte und<br />

dessen „unteres Ende“ nach wie vor mit Masse verbunden wäre. <strong>Der</strong> tatsächlich wirksame Wert von<br />

C1 hat sich also verdoppelt. Damit hat sich die Grenzfrequenz des Tiefpasses aus R1 und C1 halbiert.<br />

Wenn man nun, wie in der rechtsstehenden Skizze, die Verstärkung weiter erhöht, hier auf den Faktor –<br />

10, dann fließt der (1 + 10) = 11-fache Strom durch C1. Das entspricht einer 11-fachen Kapazität<br />

von C1.<br />

Allgemein kann man daher ausdrücken:<br />

C wirksam = C ( 1 - Verstärkungsfaktor)<br />

(Anmerkung: <strong>Der</strong> Verstärkungsfaktor muß vorzeichenrichtig eingesetzt werden, tatsächlich würde ein<br />

Verstärkungsfaktor von +1 dazu führen, daß C1 wirkungslos wäre.)<br />

Um einen „Kondensator“ mit den gewünschten Eigenschaften zu realisieren, ist es also notwendig,<br />

den Verstärkungsfaktor des in der Skizze angedeuteten Verstärkers bei schnellen Änderungen des<br />

Effektivwertes zu reduzieren.<br />

Wir betrachten zunächst stark vereinfachte Formen der Schaltung. Für das Ausgangssignal am „CT“-<br />

Anschluß des Effektivwertwandlers nehmen wir vereinfachend an, das hier eine ideale Stromquelle<br />

wirksam sei.<br />

R1<br />

A<br />

V = -10<br />

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C6007<br />

47nF<br />

6<br />

5<br />

-<br />

+<br />

C6020<br />

2n2<br />

-15V<br />

8 4<br />

+15V<br />

U6003B<br />

NE5532<br />

7<br />

Stufe 1 der Erklärung der nichtlinearen Kondensatorschaltung<br />

Es ist sofort erkennbar, daß es sich hier um einen invertierenden Verstärker (für Wechselspannungen)<br />

handelt. Das Verstärkungsverhältnis entspricht dem Verhältnis der Scheinwiderstände von C6020 zu<br />

C6021.<br />

V = -Z (C6020) / Z (C6007)<br />

Damit<br />

V = -C6007 / C6020<br />

V = -47nF / 2,2nF = -21,4<br />

Es sei bemerkt, daß die Ausgangsspannung der Schaltung proportional der Stromänderung der<br />

speisenden Stromquelle pro Zeiteinheit ist.<br />

U aus = - konst * di/dt.<br />

Nun kann der die Miller-Kapazität bewirkenden Kondensator hinzugeschaltet werden:<br />

C6019 470n<br />

C6007<br />

47nF<br />

6<br />

5<br />

-<br />

+<br />

C6020<br />

2n2<br />

-15V<br />

8 4<br />

+15V<br />

U6003B<br />

NE5532<br />

7<br />

Stufe 2 der Erklärung der nichtlinearen Kondensatorschaltung<br />

Seite 7-11


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Gemäß obiger Betrachtung ergibt sich eine, in Bezug auf die Stromquelle wirksame Kapazität von:<br />

C = C6007 + ( 1 - V) * C6019<br />

C = 47nF + ( 1 +21,4) * 470nF<br />

C = 47nF + 10‘528 nF<br />

C = (praktisch) 10uF<br />

Dies entspricht dem Wert, der im Datenblatt für die Test- und für die Anwendungsschaltung<br />

vorgeschlagen wird.<br />

Es wurde bereits bemerkt, das die Spannung am Ausgang des Verstärkers proportional der<br />

Stromänderung der speisenden Stromquelle pro Zeiteinheit ist.<br />

U aus = - konst * di/dt.<br />

di/dt repräsentiert die Änderungsrate des Effektivwerts des hereinkommenden Audiosignals.<br />

Wenn man nun einen Weg findet, die Verstärkung der beschriebenen Verstärkerstufe ab einer<br />

bestimmten Ausgangsspannung zu reduzieren, dann erhält man das gewünschte Verhalten, nämlich<br />

eine Verringerung der wirksamen Kapazität bei schneller zeitlicher Änderung des Effektivwertes.<br />

Dies kann durch die Begrenzung der Ausgangsspannung der Verstärkerstufen mittels antiparalleler<br />

Dioden geschehen:<br />

C6019 470n<br />

C6007<br />

47nF<br />

D6002 ???<br />

1 2<br />

D6003 ???<br />

2<br />

1<br />

6<br />

5<br />

-<br />

+<br />

C6020<br />

2n2<br />

-15V<br />

8 4<br />

+15V<br />

U6003B<br />

NE5532<br />

Stufe 3 der Erklärung der nichtlinearen Kondensatorschaltung<br />

7<br />

Wenn die Ausgangsspannung der Verstärkerstufe über die Durchbruchsspannung der Dioden hinaus<br />

anzusteigen versucht, dann wird dem durch den dann durch die Dioden fließenden Strom<br />

entgegengewirkt. Das Potential am Ausgang des Verstärkers ist dann näherungsweise konstant.<br />

Seite 7-12


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Damit ist aber C6019 nur noch mit seiner tatsächlich vorhandenen Kapazität von 0,47uF wirksam, die<br />

insgesamt wirksame Kapazität hat sich von praktisch 10uF auf praktisch 0,5uF reduziert, die<br />

Reaktionszeit des Effektivwertwandlers ist um den Faktor 20 gesunken.<br />

Aufgrund der Krümmung der Kennlinien der Dioden im Übergang zwischen Durchlass- und<br />

Sperrbereich vollzieht sich diese scheinbare Kapazitätsänderung jedoch nicht abrupt sondern<br />

kontinuierlich, der wirksame Innenwiderstand der Dioden nimmt mit größer werdendem Strom durch<br />

sie ab.<br />

Es wurden grüne Leuchtdioden verwendet, da diese eine höhere Durchlaßspannung<br />

(Größenordnung 2,2V) als übliche Siliziumdioden (Größenordnung 0,7V) haben.<br />

In der Praxis würde diese Schaltung jedoch nicht arbeiten, da der unvermeidliche Biasstrom des<br />

Operationsverstärkers C6007 und C6020 über die Zeit aufladen würden, womit die Schaltung<br />

„blockiert“ würde.<br />

Daher wird R6033 eingefügt, der einen Strompfad für diesen Biasstrom bereitstellt und damit die<br />

Gleichspannungsverstärkung der Schaltung auf 1 reduziert.<br />

C6019 470n<br />

C6007<br />

47nF<br />

D6002 ???<br />

1 2<br />

D6003 ???<br />

2<br />

1<br />

6<br />

5<br />

R6033 2M<br />

-<br />

+<br />

C6020<br />

2n2<br />

-15V<br />

8 4<br />

+15V<br />

U6003B<br />

NE5532<br />

Stufe 4 der Erklärung der nichtlinearen Kondensatorschaltung<br />

7<br />

Die untere Grenzfrequenz der Schaltung ist nun 1 / 2pi C6007 * R6033 = 1,7 Hz<br />

Die obere Grenzfrequenz der Schaltung ist nun 1 / 2pi C6020 * R6033 = 36 Hz<br />

Die kapazitive Kopplung über C6019 und C6007 vom Ausgang der Stufe zu ihrem Eingang kann, in<br />

Verbindung mit der speisenden Schaltung zu einer Mitkopplung bei höheren Frequenzen und damit<br />

zu Stabilitätsproblemen der Stufe führen.<br />

Seite 7-13


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Daher wird noch R6039 vorgesehen. Bei höheren Frequenzen begrenzt er den Stromfluß vom<br />

Ausgang des Verstärkers in C6019, die Knickfrequenz von C6019 und R6039 ist 2,3 kHz.<br />

C6019 470n<br />

C6007<br />

47nF<br />

D6002 ???<br />

1 2<br />

D6003 ???<br />

2<br />

1<br />

6<br />

5<br />

R6039 150R<br />

R6033 2M<br />

-<br />

+<br />

C6020<br />

2n2<br />

-15V<br />

8 4<br />

+15V<br />

U6003B<br />

NE5532<br />

7<br />

Stufe 4 der Erklärung der nichtlinearen Kondensatorschaltung, die vollständige Schaltung.<br />

Die Steuerung des Kompressionseinsatzes<br />

Die Steuerung des Kompressionseinsatzes geschieht mit der um U6002D herum aufgebauten Stufe.<br />

Es wird zunächst die, einfachere Einstellung „Hard Knee Treshold Response“ betrachtet, sie ist wirksam,<br />

wenn sich das Relais K6101 in der im Schaltplan dargestellten Stellung befindet.<br />

Man erkennt, daß dann R6032 stromlos ist und daß sich D6005 innerhalb der<br />

Gegenkopplungsschleife der Verstärkerstufe befindet.<br />

Die Verstärkerstufe kann damit vereinfacht wie folgt dargestellt werden:<br />

Seite 7-14


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

TRESHOLD<br />

An J6006<br />

50K lin<br />

+15V<br />

-15V<br />

R6013<br />

5K1<br />

R6022<br />

590K<br />

19<br />

20<br />

R6014<br />

30K1<br />

C6017<br />

22pF<br />

D6004 1N4148<br />

2<br />

U6002D<br />

THAT4301<br />

-<br />

OA1 OUT<br />

+<br />

1<br />

18<br />

2<br />

D6005<br />

1N4148<br />

Die vereinfacht, aber vollständig dargestellte Verstärkerstufe in der Stellung „Hard<br />

Die Schaltung wird jedoch zunächst noch reduziert, um ihre Analyse zu vereinfachen:<br />

R6013<br />

5K1<br />

19<br />

20<br />

D6004 1N4148<br />

2<br />

R6014<br />

30K1<br />

U6002D<br />

THAT4301<br />

-<br />

OA1 OUT<br />

+<br />

1<br />

18<br />

D6005<br />

1N4148<br />

Die reduziert dargestellte Verstärkerstufe in der Stellung „Hard“, “, Stufe 1<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Es wird zunächst vom Vorhandensein einer positiven Eingangsspannung ausgegangen. In diesem<br />

Fall arbeitet die Schaltung als invertierender Verstärker. Es stellt sich am Ausgang von U6002D eine<br />

negative Spannung ein. D6004 sperrt und D6005 ist leitend. Die Verstärkung wird alleine durch das<br />

Verhältnis R6014 zu R6013 = 30,1kOhm / 5,1 kOhm = - 5,9 bestimmt, die Flußspannung von D6005<br />

hat keinen Einfluß auf die Ausgangsspannung der Stufe, da sie sich innerhalb der<br />

Gegenkopplungsschleife befindet.<br />

Es ist hier zu beachten, daß der Ausgang des Operationsverstärkers nicht mit dem Ausgang der Stufe<br />

identisch ist.<br />

An dieser Stelle sei bereits angemerkt, daß die abschließende Verstärkerstufe (mit U6002E) eine<br />

Verstärkung von – 1/5,9 hat, womit sich, bei maximal eingestellter Compression Ratio, eine<br />

Gesamterstärkung von +1 vom Ausgang des Effektivwertwandlers zum Steuereingang des VCA<br />

ergibt.<br />

Seite 7-15


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Bei negativer Eingangsspannung ergibt sich dagegen eine positive Spannung am Ausgang des<br />

Operationsverstärkers, die dazu führt, daß D6004 leitend wird, womit die Spannung am Ausgang des<br />

Operationsverstärkers auf die Flußspannung der Diode von ca. 0,7V begrenzt wird. Diese positive<br />

Ausgangsspannung des Operationsverstärker führt zum Sperren von D6005, der Ausgang der<br />

Schaltung ist über R6014 mit dem aus Massepotential liegenden Summenpunkt der Schaltung<br />

verbunden, die Ausgangsspannung der Schaltung ist also Null Volt.<br />

Es handelt sich um eine invertierende Gleichrichterschaltung mit einer Verstärkung von –5,9.<br />

Die Gleichrichterwirkung der Schaltung wird benötigt, um einen Schwellwert für den Einsatz der<br />

Kompression zu bilden. Hierzu wird nun die folgende, ergänzte Schaltung betrachtet:<br />

TRESHOLD<br />

An J6006<br />

50K lin<br />

+15V<br />

-15V<br />

R6013<br />

5K1<br />

R6022<br />

590K<br />

19<br />

20<br />

R6014<br />

30K1<br />

D6004 1N4148<br />

2<br />

U6002D<br />

THAT4301<br />

-<br />

OA1 OUT<br />

+<br />

1<br />

18<br />

2<br />

D6005<br />

1N4148<br />

Die reduziert dargestellte Verstärkerstufe in der Stellung „Hard“, “, Stufe 2<br />

Über das TRESHOLD-Potentiometer und R6022 wird nun ein in Betrag und Richtung variabler Strom in<br />

den Summenpunkt eingespeist. Wenn die Summe des durch R6013 und R6022 fließenden Stroms<br />

positiv ist, dann ergibt sich eine negative Ausgangsspannung der Stufe, die dann zu einer<br />

Verminderung der Verstärkung des VCA führt. Wenn die Summe der Ströme durch R6013 und R6022<br />

dagegen negativ ist, dann ergibt sich eine Ausgangsspannung der Stufe von Null Volt, der VCA<br />

arbeitet mit der maximal möglichen Verstärkung (entsprechend der Einstellung des GAIN-<br />

Potentiometers)<br />

Mit der Stellung des TRESHOLD –Potentiometers wird auf diese Weise der Einsatzpunkt der Kompression<br />

festgelegt.<br />

Die Ausgangsspannung des Effektivwertwandlers ist mit 6,5mV/dB skaliert, das bedeutet eine<br />

Stromskalierung von 6,5mV / R6013 = 6,5mV / 5,1kOhm = 1,27uA / dB im Summenpunkt. <strong>Der</strong><br />

Einstellbereich des Stroms durch R6022 ist 15V / 590kOhm = +/- 25uA, enstprechend +/- 20 dB<br />

Um die Stabilität der Schaltung sicherzustellen wird zu D6004 noch C6017 parallelgeschaltet, womit<br />

ein direkter Gegenkopplungspfad für hohe Frequenzen bereitsteht.<br />

1<br />

Seite 7-16


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Nun wird die Einstellung „Soft Knee“ untersucht. Es ergibt sich die folgende, vereinfachte Darstellung<br />

der Schaltung, wenn man sich das Relais K6101B in der nicht im Schaltplan gezeichneten Stellung<br />

denkt.<br />

R6036<br />

220K<br />

+15V<br />

1<br />

2<br />

TRESHOLD<br />

An J6006<br />

50K lin<br />

D6001<br />

1N4148<br />

+15V<br />

-15V<br />

R6032<br />

30K1<br />

R6013<br />

5K1<br />

R6022<br />

590K<br />

R6014<br />

30K1<br />

19<br />

20<br />

D6004 1N4148<br />

2<br />

C6017<br />

22pF<br />

U6002D<br />

THAT4301<br />

-<br />

OA1 OUT<br />

+<br />

1<br />

18<br />

2<br />

D6005<br />

1N4148<br />

Die vereinfacht, aber vollständig dargestellte Verstärkerstufe in der Stellung „Hard<br />

Die Schaltung wird zunächst noch reduziert, um ihre Analyse zu vereinfachen.<br />

R6013<br />

5K1<br />

19<br />

20<br />

R6014<br />

30K1<br />

D6004 1N4148<br />

2<br />

U6002D<br />

THAT4301<br />

-<br />

OA1 OUT<br />

+<br />

1<br />

18<br />

2<br />

1<br />

D6005<br />

1N4148<br />

Die reduziert dargestellte Verstärkerstufe in der Stellung „Soft“, “, Stufe 1<br />

Man erkennt, daß die Diode D6005 jetzt nicht mehr im Gegenkopplungskreis befindet. Die<br />

Ausgangsspannung der Stufe ist somit um die Flußspannung der Diode reduziert. (Unter der hier<br />

zutreffenden Annahme einer Widerstandslast nach Masse)<br />

1<br />

Seite 7-17


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Da die Flußspannung der Diode mit dem durch sie fließenden Strom, gerade im Übergang zwischen<br />

Sperr- und Durchlaßbereich, ansteigt ergibt sich somit, bei positiver werdender Eingangsspannung,<br />

ein „sanfter“, „gerundeter“ Anstieg der Ausgangsspannung und damit ein „weicher“ Einsatz der<br />

Kompression.<br />

Wenn man nun jedoch im Betrieb zwischen „Hard“ und „Soft“ umschalten würde, dann hätte man<br />

einen erheblichen Lautstärkeunterschied, da die gesamte Kennlinie im Modus „Soft“ um die<br />

Flußspannung der Diode von typisch 0,7V „nach unten geschoben“ würde.<br />

Um diese Verschiebung zu kompensieren, werden D6001 und R6036 hinzugefügt:<br />

R6036<br />

220K<br />

+15V<br />

1<br />

2<br />

D6001<br />

1N4148<br />

R6032<br />

30K1<br />

R6013<br />

5K1<br />

19<br />

20<br />

R6014<br />

30K1<br />

D6004 1N4148<br />

2<br />

U6002D<br />

THAT4301<br />

-<br />

OA1 OUT<br />

+<br />

1<br />

18<br />

2<br />

D6005<br />

1N4148<br />

Die reduziert dargestellte Verstärkerstufe in der Stellung „Soft“, “, Stufe 2<br />

Über D6001 fließt ein Strom von ungefähr 15V / 220kOhm = 68uA. Die über D6001 anstehende<br />

Flußspannung steht negiert (unter der Annahme, daß kein Strom durch R6013 fließt) am Ausgang von<br />

U6002D in gleicher Höhe mit entgegengesetzem Vorzeichen an, da R6032 = R6014.<br />

Unter der Annahme, daß sich der Ausgang des Effektivwertwandlers in der Mitte des<br />

Aussteuerbereichs befindet und damit auf einem Potential von +1V ist, dann ergäbe sich, ohne<br />

Betrachtung des Stromflusses durch R6032, eine Ausgangspannung von U6002D von 1V * - 5,9 = -<br />

5,9V. Die am Ausgang wirksame Last ist, bei maximaler Einstellung von COMPRESSION RATIO,<br />

10kOhm (Potentiometer) parallel 15 kOhm (R6031) parallel 30,1kOhm (R6028 bzw. R6016) = 5kOhm.<br />

Durch die Diode fließt dann ein Strom von 1,2 mA. Überraschenderweise ist hier ein großer<br />

Unterscheid zwischen den Strömen durch D6001 und D6005 zu finden.<br />

Mit hinzufügen der, bereits besprochenen, Elemente C6017, R6022 und des TRESHOLD-Portentiomers<br />

ergibt sich dann die vollständige Schaltung.<br />

Die folgende Grafik zeigt die beiden in den verschiedenen Modi entstehenden Kennlinien im<br />

Vergleich:<br />

1<br />

Seite 7-18


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Kennlinien in den verschiedenen Modi, X-Achse: Amplitude des Eingangssignals, Y-Achse<br />

Amplitude des Ausgangssignals<br />

Die Einstellung des Kompressionsgrades<br />

<strong>Der</strong> Kompressionsgrad (Compression Ratio) wird mit dem an J6007 angeschlossenen Potentiometer<br />

eingestellt. Die Kennlinie des Potentiometers wird durch R6025, R6031 und, je nach Stellung des<br />

Relais K6102 durch R6028 bzw. R6016, die identische Werte besitzen, beeinflusst.<br />

Mit diesem Netzwerk ergibt sich, laut Schaltungsbeschreibung von THAT, in der Mittelstellung des<br />

Potentiometers ein Kompressionsgrad von 4:1. In diesem Fall ergibt sich ein Spannungsteilerverhältnis<br />

von 0,75.<br />

Die folgende Grafik veranschaulicht die Wirkungen verschiedener Kompressionsgrade:<br />

Die Kennlinien bei verschiedenen Kompressionsgraden, X-Achse: Amplitude des Eingangssignals, Y-<br />

Achse Amplitude des Ausgangssignals<br />

Seite 7-19


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Verstärkungseinstellung (Summierstufe)<br />

Diese, um U6002E herum aufgebaute, Stufe ist ein invertierender Verstärker mit einer Verstärkung von<br />

-1/5,9, also der reziproken Verstärkung der vorgeschalteten Stufe (bei direkter Verbindung der Stufen,<br />

in der nicht gezeichneten Stellung von K6192), womit sich, wie bereits erwähnt, eine<br />

Gesamtverstärkung von 1 ergibt, wenn man verschiedenen andere Einflüsse außer Betracht lässt.<br />

Auch wenn man die Schaltung mit K6102 in der gezeichneten Stellung betrachtet ergibt sich<br />

wiederum eine Gesamtverstärkung von +1, denn die mit R6029 und R6030 erzielte<br />

Spannungsverstärkung von 2 wird durch die Serienschaltung von R6027 zu R6016 kompensiert, da<br />

sich damit sie Verstärkung der hier betrachteten Stufe halbiert.<br />

Mit C6008 ergibt sich eine obere Grenzfrequenz der Stufe von 53 Hz.<br />

Mit dem an J6008 angeschlossenem GAIN-Potentiometer kann die grundsätzliche Verstärkung des<br />

Audio-Signalpfades durch die Addition oder Subtraktion eines konstanten Spannungsbetrags zur<br />

Steuerspannung für den VCA eingestellt werden. Hierbei wird über R6018 ein zusätzlicher Strom in den<br />

Summenpunkt eingespeist.<br />

<strong>Der</strong> Einstellbereich des Stromes durch R6018 beträgt +/- 15V / 590kOhm = +/-25uA, was an R6017<br />

und damit am Ausgang der Stufe zu einem Spannungshub von +/-15uA * 5,1kOhm = +/- 77mV<br />

führt, was einer Verstärkungsvariation von +/- 77mV / 6,5mV pro dB = +/- 11,8dB = 24 dB entspricht.<br />

Die getrennte Einstellmöglichkeit für die Attack- und die Releasezeit<br />

Die Attackzeit ist die Zeit, die der Kompressor benötigt, um nach einem Anstieg der Amplitude des<br />

Audio-Signals die Verstärkung des Audio-Signalpfades zu verringern. Die Release-Zeit ist die Zeit, die<br />

der Kompressor benötigt, um nach einem Abfall der Amplitude des Audio-Signals die Verstärkung<br />

des Audio-Signalpfades wieder zu erhöhen.<br />

In der „einfachen Schaltungsvariante“, bei der K6102 in der nicht gezeichneten Stellung steht,<br />

werden die Attack- und Releasezeiten durch das dynamische Verhalten des Effektivwertwandlers<br />

bestimmt, sie sind somit identisch und unveränderbar festgelegt.<br />

Verdeutlichung der Begriffe „Attack“ und „Release“ X-Achse: Zeit, Y-Achse Amplitude des Audio-<br />

Signals<br />

In der Praxis ist jedoch eine getrennte Einstellbarkeit dieser Parameter von großem Nutzen, so daß<br />

hierfür ein zusätzlicher Schaltungsteil realisiert wurde, der in der gezeichneten Stellung von K6102<br />

wirksam ist.<br />

Seite 7-20


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Schaltung kann mit dem folgenden Blockschaltbild vereinfacht dargestellt und erklärt werden:<br />

A<br />

B<br />

3<br />

2<br />

U6001A<br />

Comparator<br />

RELEASE<br />

ATTACK<br />

Vereinfachtes Blockschaltbild<br />

+<br />

-<br />

1<br />

A > B<br />

B > A<br />

+15V<br />

CS1<br />

CS2<br />

-15V<br />

SW1<br />

C6018<br />

Bei der Betrachtung der Schaltung ist zunächst zu bedenken, daß sie zwischen zwei invertierenden<br />

Verstärkerstufen eingeschleift ist. Die Schaltung selbst ist nicht invertierend. Das bedeutet, daß ein<br />

höherer Effektivwert des hereinkommenden Audiosignals an den Ein- und Ausgängen der Schaltung<br />

zu einer negativeren Spannung führt.<br />

Die Schaltung arbeitet wie folgt: Wenn das an Knoten A anliegende Eingangssignal positiver ( =<br />

weniger negativ) als die Spannung über C6018 ist, dann wird mittels des Comparators U6001A und<br />

des Schalters SW1 die Konstantstromquelle CS1 mit C6018 verbunden, C6018 wird durch den aus<br />

CS1 herausfließenden Strom aufgeladen, die Spannung am „oberen Ende“ von C6018 wird positiver.<br />

Dies dauert so lange an, bis die Spannung am Knoten B, entsprechend dem „oberen Ende“ von<br />

C6018 positiver als die Eingangsspannung am Knoten A ist.<br />

Die Geschwindigkeit, mit der sich der Kondensator auflädt wird durch den, mit dem RELEASE-<br />

Potentiometer, einstellbaren Strom von CS1 bestimmt. Ein geringerer Strom von CS1 bedeutet einen<br />

langsameren Spannungsanstieg über C6018 und damit in der Folge eine langsamere Rücknahme<br />

der Verstärkung des VCA, mithin eine längeres Ausklingen eines Gitarrentons.<br />

Wenn im umgekehrten Fall das Eingangssignal an Knoten A negativer als die Spannung am „oberen<br />

Ende“ von C6018 ist, dann wird C6018 mit der Stromquelle CS2 verbunden, die einen<br />

entgegengesetzt zu CS1 gerichteten Strom in den Kondensator einspeist, die Spannung am „oberen<br />

Ende“ von C6018 wird negativer. Ein größerer Strom von CS2 bewirkt ein schnelleres Absinken der<br />

Spannung, das führt zu einer schnelleren Rücknahme der Verstärkung des VCA. <strong>Der</strong> Strom von CS2<br />

wird mit dem ATTACK-Potentiometer eingestellt.<br />

Im stationären Zustand der Schaltung, also bei zeitlich konstantem Eingangssignal stellt sich ein<br />

ständiges Hin- und Herpendeln zwischen Laden und Entladen des Kondensators ein. Die dadurch<br />

entstehende Welligkeit des Ausgangssignals wird in der folgenden Stufe, mit C6008, geglättet.<br />

Nun soll, Schritt für Schritt, die schaltungstechnische Umsetzung dieses Prinzips erklärt werden:<br />

In der Praxis muß die Spannung über C6018 hochohmig abgegriffen werden, hierzu findet ein mit<br />

einem JFET aufgebauter Spannungsfolger Einsatz. Die Gate-Source-Schwellspannung des JFET ist<br />

innerhalb der Gegenkopplungsschleife wirksam, und hat daher keinen Einfluß auf das<br />

Ausgangssignal. Weiterhin wird, aus praktischen Gründen, der „untere Anschluß“ von C6018 nicht an<br />

Masse, sondern an –15V gelegt.<br />

Es ergibt sich dann folgende Schaltung:<br />

Seite 7-21


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

A<br />

B<br />

3<br />

2<br />

U6001A<br />

Comparator<br />

+<br />

-<br />

RELEASE<br />

ATTACK<br />

A > B<br />

B > A<br />

Vereinfachtes Schaltbild, Stufe 1<br />

1<br />

+15V<br />

CS1<br />

CS2<br />

-15V<br />

SW1<br />

-15V<br />

C6018<br />

4,7uF<br />

+15V<br />

D Q6002<br />

2SK170<br />

Aus praktischen Gründen ist es sinnvoll, die Signalamplitude über C6018 groß zu wählen, da dann<br />

Fehlereinflüsse wie Offsetspannungen geringer wirken. Daher wird, mit R6029 und R6030, eine<br />

Spannungsverstärkung von 2 eingestellt, die dann mit R6017, im Zusammenwirken mit R6016 in der<br />

Folgestufe, wieder kompensiert wird, so daß die Schaltung als ganzes nach wie vor eine Verstärkung<br />

von 1 hat.<br />

A<br />

B<br />

3<br />

2<br />

U6001A<br />

Comparator<br />

+<br />

-<br />

RELEASE<br />

ATTACK<br />

A > B<br />

B > A<br />

Vereinfachtes Schaltbild, Stufe 2<br />

1<br />

+15V<br />

CS1<br />

CS2<br />

-15V<br />

SW1<br />

+15V<br />

-15V<br />

R6034<br />

5K1<br />

D Q6002<br />

2SK170<br />

In der Praxis besteht die Notwendigkeit, zu R6029 einen Kondensator mit einer Kapazität von 330pF<br />

paralellzuschalten, da ansonsten eine Überkopplung von Schaltspitzen auf den invertierenden<br />

Eingang von U6001A stattfindet. Das führt dann zu einem unreproduzierbaren Verhalten der Stufe. <strong>Der</strong><br />

Kondensator ist in der Originalschaltung von THAT nicht vorhanden. Es wurde geprüft, ob es hier eine<br />

Abhängigkeit vom Herstellungsdatum und vom Hersteller des Comparators LM393 gibt, es zeigten<br />

sich hier jedoch keine Unterschiede.<br />

-15V<br />

C6018<br />

4,7uF<br />

-15V<br />

R6034<br />

5K1<br />

R6030<br />

10K<br />

R6029<br />

10K<br />

R6027<br />

30K1<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Weiterhin besteht die Notwendigkeit, den Eingangswiderstand der Stufe, der in der bisher<br />

gezeichneten Form sehr hochohmig ist, dem Eingangswiderstand der Folgestufe anzugleichen, da<br />

der Eingangswiderstand der Folgestufe Bestandteil des vorgeschaltete Spannungsteilers zur<br />

COMPRESSION-RATIO –Einstellung ist und man, mit K6102, die betrachtete Stufe überbrücken kann.<br />

Dann will man aber keine ungewollte Änderung der COMPRESSION RATIO bekommen. Daher wird<br />

R6028 vorgesehen.<br />

R6028<br />

30K1<br />

A<br />

B<br />

3<br />

2<br />

U6001A<br />

Comparator<br />

+<br />

-<br />

1<br />

RELEASE<br />

ATTACK<br />

B > A<br />

Vereinfachtes Schaltbild, Stufe 3<br />

+15V<br />

CS1<br />

CS2<br />

SW1<br />

A > B D Q6002<br />

2SK170<br />

-15V<br />

Die Umschaltung zwischen den Stromquellen CS1 und CS2 wird durch eine Diodenbrücke,<br />

bestehend aus D6006 bis D6008 bewirkt. Da der Comparator LM393 nur einen einzigen, nach –15V<br />

durchschaltenden, Ausgangstransistor enthält, wird R6035 vorgesehen. Wenn das Potential des + -<br />

Eingangs positiver als das des - - Eingangs ist, dann sperrt der Ausgangstransistor des LM393, über<br />

R6035 stellt sich dann ein Potential von +15V am Ausgang des Bausteins ein.<br />

Im Fall einer Spannung von +15V am Comparatorausgang ergeben sich die folgenden Verhältnisse:<br />

D6007 ist gesperrt. D6009 ist leitend und übernimmt den Strom aus CS2, leitet ihn nach +15V ab,<br />

womit sich ein Potential von praktisch +15V an der Kathode von D6008 einstellt. Damit sperrt D6008.<br />

Über D6006 fließt der aus CS1 kommende Strom in C6018 und lädt diesen auf.<br />

Im Fall einer Spannung von –15V am Comparatorausgang ist D6007 leiten, übernimmt den Strom<br />

aus CS1 und leitet ihn nach –15V ab. Damit sperrt D6006. D6009 sperrt ebenfalls. Über D6006 fließt<br />

der von CS2 aufgenommene Strom aus C6018 und entlädt diesen.<br />

-15V<br />

C6018<br />

4,7uF<br />

+15V<br />

-15V<br />

C??<br />

330pF<br />

R6034<br />

5K1<br />

R6030<br />

10K<br />

R6029<br />

10K<br />

R6027<br />

30K1<br />

Seite 7-23


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

R6028<br />

30K1<br />

A<br />

B<br />

3<br />

2<br />

+15V<br />

8<br />

+<br />

-<br />

4<br />

-15V<br />

U6001A<br />

LM393<br />

1<br />

+15V<br />

RELEASE<br />

R6035<br />

5K1<br />

ATTACK<br />

Vereinfachtes Schaltbild, Stufe 4<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

+15V<br />

D6007<br />

1N4148<br />

D6009<br />

1N4148<br />

CS1<br />

CS2<br />

-15V<br />

1<br />

2<br />

1<br />

2<br />

D6006<br />

1N4148<br />

D6008<br />

1N4148<br />

-15V<br />

C6018<br />

4,7uF<br />

D Q6002<br />

2SK170<br />

Es sollen nun noch, im Gesamtzusammenhang, die Dimensionierung einiger Bauelemente<br />

betrachtet werden.<br />

Mit R6034 wird ein Querstrom von näherungsweise 15V / 5kOhm = 3 mA durch Q6002 vorgegeben.<br />

Dieser Wert entspricht der Empfehlung auf Seite 1 des Datenblatts TOSHIBA 2SK170. <strong>Der</strong> Wert für<br />

R6030 und R6029 ist mit 10kOhm so gewählt, daß sie in Serie geschaltet mit 20kOhm deutlich größer<br />

als R6034 sind, aber in Bezug auf den Leckstrom des Comparatoreingangs noch hinreichend klein<br />

sind. R6035 ist so gewählt, daß sich im Low-Zustand des Comaparatorausgangs ein noch in Bezug<br />

auf die Restspannung des Ausgangstransistors des LM393 hinreichend kleiner Strom von ungefähr 30V<br />

/ 5,1 kOhm = 6 mA fließt.<br />

Nun wird die Funktion der Stromquellen, ausgehend von der Stromquelle für die ATTACK-Zeit, im<br />

Blockschaltbild als CS2 bezeichnet, erläutert:<br />

Es wird mit einer stark vereinfachten Darstellung der grundsätzlichen Schaltung begonnen:<br />

+15V<br />

-15V<br />

C??<br />

330pF<br />

R6034<br />

5K1<br />

R6030<br />

10K<br />

R6029<br />

10K<br />

R6027<br />

30K1<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

R6038<br />

1M8<br />

+30V<br />

Q6001<br />

2N3904<br />

+U<br />

R Last<br />

Q6003<br />

2N3904<br />

Stark vereinfachte Darstellung der Stromquelle, Stufe 1<br />

In der ersten Betrachtung werden die Basisströme von Q6001 und Q6003 vernachlässigt. Weiterhin<br />

wird davon ausgegangen, daß Q6001 und Q6003 absolut identisch sind, wie es in der Praxis nur<br />

möglich wäre, wenn sie beide auf einem einzigen Chip integriert wären.<br />

Durch R6038 und Q6001 fließt ein Strom von ungefähr 30V / 1,8Mohm = 16 uA. <strong>Der</strong> Kurzschluß von<br />

Collector und Basis von Q6001 bewirkt ein entsprechendes Aufsteuern von Q6001. Dies soll, zunächst<br />

nach wie vor unter Vernachlässigung des Basistroms, genauer betrachtet werden. Mittels des<br />

Strompfades über R6038 baut sich eine positive Spannung an der Basis von Q6001 auf, die dann<br />

zum Aufsteuern von Q6001 führt. Mit weiterer Aufsteuerung von Q6001 nähert sich dessen Collector-<br />

Emitter-Strecke jedoch immer mehr einem Kurzschluß an, was die Wirkung hat, die die Ansteuerung<br />

hervorrufende Basis-Emitter-Spannung zu reduzieren. Damit stellt sich ein Gleichgewichtszustand ein,<br />

der zu einem ganz bestimmten Wert der anstehenden Spannung von Basis- und Emitterspannung<br />

führt.<br />

Die Basis-Emitterspannung von Q6001 ist jedoch auch die Basis-Emitterspannung von Q6003. Unter<br />

der Annahme der Identität der Eigenschaften beider Transistoren wird daher Q6003 genau so weit<br />

aufgesteuert, daß durch Q6003 der gleiche Strom fließt, der auch durch Q6001 fließt.<br />

In der Praxis wird dies durch die unvermeidlichen Exemplarstreuungen und durch die Abhängigkeit<br />

des Collectorstroms nicht nur von der basisseitigen Absteuerung, sondern auch der zwischen<br />

Collector und Emitter anliegenden Spannung eingeschränkt.<br />

Nun soll der Einfluß des Basisstroms betrachtet werden: In die Basis von Q6001 und von Q6003<br />

fließen identische Basisströme, die aus R6038 heraus gespeist werden. Damit reduziert sich der<br />

Collectorstrom von Q6001 um den Betrag 2 * Basisstrom. Damit reduziert sich der Collectorstrom von<br />

Q6003 um den selben Betrag.<br />

Daher wird ein weiterer Transistor, Q6007, eingefügt, über den der benötigte Basisstrom direkt aus der<br />

positiven Versorgungsspannung entnommen wird:<br />

Seite 7-25


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

R6038<br />

1M8<br />

+30V<br />

Q6001<br />

2N3904<br />

Q6007<br />

2N3904<br />

+U<br />

R Last<br />

Q6003<br />

2N3904<br />

Erweiterte Darstellung der Stromquelle, Stufe 2<br />

Diese Schaltung ist auch als „Widlar Current Mirror“ bekannt.<br />

Auch hier stellt sich an Q6001 und Q6007 ein Gleichgewichtszustand ein:<br />

Nehmen wir gedanklich an, Q6001 sei zunächst gesperrt. Dann würde sich am Emitter von Q6007<br />

eine der Betriebsspannung nahe positive Spannung einstellen, die wiederum zum Aufsteuern von<br />

Q6001 führen würde. Damit sinkt aber das Basispotential von Q6007, womit der die Aufsteuerung<br />

verursachenden Spannung entgegengewirkt wird. Es stellt sich wieder um die zum, durch R6038<br />

bestimmten Strom, „gehörende“ Basis-Emitter-Spannung an den Basisanschlüssen von Q6001 und<br />

damit auch Q6003 ein.<br />

Die Collectorspannung von Q6001 entspricht, im Gegensatz zur vorher besprochenen Version der<br />

Schaltung nun der Summe der Basis-Emitter-Spannungen von Q6001 und Q6007. <strong>Der</strong> „Verlust“ an<br />

Collectorstrom durch Q6001 durch die Basisströme von Q6001 und Q6003 hat sich auf das<br />

Reziproke der Stromverstärkung von Q6007 reduziert.<br />

Diese Verhältnisse können auch rechnerisch dargestellt werden:<br />

IB1 ist der Basisstrom von Q6001<br />

IB3 ist der Basisstrom von Q6003<br />

IB7 ist der Basisstrom von Q6007<br />

I38 ist der Strom durch R6038<br />

IC1 ist der Collectorstrom von Q6001<br />

Iattack ist der Collectorstrom von Q6003<br />

Beta ist die Stromverstärkung der Transistoren<br />

I<br />

I<br />

38<br />

I<br />

B7<br />

B1<br />

= I<br />

I C1<br />

⎫<br />

= ⎪<br />

=<br />

2<br />

⎬ I<br />

⋅ I B1<br />

= ⎪<br />

β + 1 ⎪⎭<br />

C1<br />

2 ⋅ I<br />

β ⋅<br />

β C1<br />

B7<br />

=<br />

+ I<br />

B7<br />

I Attack = β<br />

⋅ I B3<br />

= I<br />

C1<br />

β<br />

=<br />

β ⋅<br />

⎛<br />

⎜1+<br />

⎝ β ⋅<br />

( β + 1)<br />

2<br />

⋅ ( β + 1)<br />

( β + 1)<br />

+<br />

⎞<br />

( ) ⎟<br />

β + 1<br />

⋅ I<br />

2<br />

⎠<br />

38<br />

Seite 7-26


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Man erkennt, daß bei den in der Praxis vorkommenden Werten von Beta in der Größenordnung von<br />

100 der Bruch des letzten Terms zu 1 genähert werden kann, also die angestrebte Identität der Einund<br />

Ausgangsströme praktisch erreicht wird.<br />

Nun wird die Einstellbarkeit der Stromquelle, durch leichte Variation des Emitterpotentials von Q6001<br />

hinzugefügt.<br />

ATTACK<br />

10K lin<br />

+30V<br />

R6038<br />

1M8<br />

R6073<br />

12K7<br />

R6071<br />

51R<br />

+30V<br />

Q6001<br />

2N3904<br />

Q6007<br />

2N3904<br />

Vollständige Darstellung der Stromquelle, Stufe 3<br />

+U<br />

R Last<br />

Q6003<br />

2N3904<br />

Die maximal mögliche Anhebung des Emitterpotentials von Q6001 ergibt sich aus der<br />

spannungsteilenden Wirkung von R6073 und R6071, sie ist 120mV.<br />

Es ergibt sich aus den vorherigen Betrachtungen ein Minimalwert des Ausgangsstroms der<br />

Stromquelle von 30V / 1,8 MOhm = 16uA.<br />

Nun soll der maximal einstellbare Strom abgeschätzt werden.<br />

Aus dem Datenblatt 2N3904 von Fairchild kann folgender Zusammenhang zwischen der Basis-<br />

Emitterspannung und dem Collectorstrom entnommen werden.<br />

Seite 7-27


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Datenblattauszug Fairchild 2N3904<br />

Diese Angaben können zwar nicht direkt verwendet werden, da der in Frage kommende<br />

Strombereich nicht dargestellt ist und da die hier anliegende Collector-Emitterspannung mit ca. 1V<br />

geringer als die im Diagramm angegebene Spannung von 5V ist. Trotzdem kann dem Diagramm<br />

eine über mehrere Dekaden konstante logarithmische Abhängigkeit entnommen werden, so daß<br />

man diese auch für den hier relevanten Bereich mit guter Berechtigung annehmen kann.<br />

Für eine Temperatur von +25°C läßt sich, für die zu betrachtende Spannungsdifferenz von 120mV,<br />

eine Multiplikation des Collectorstroms um den Faktor 50 abschätzen.<br />

Unter der vereinfachenden Annahme einer vom Collectorstrom unabhängigen, konstanten<br />

Stromverstärkung würde dies einen maximal einstellbaren Strom von 800uA bedeuten.<br />

Im letzten Schritt wird die der Einfachheit bisher angenommene unipolare Versorgungsspannung von<br />

+30V durch die tatsächlich vorhandene bipolare Versorgungsspannung von +15V ersetzt. An den<br />

elektrischen Verhältnissen in der Schaltung ändert sich damit nichts.<br />

ATTACK<br />

10K lin<br />

+15V<br />

-15V<br />

R6038<br />

1M8<br />

R6073<br />

12K7<br />

R6071<br />

51R<br />

+15V<br />

-15V<br />

Q6001<br />

2N3904<br />

Q6007<br />

2N3904<br />

-15V<br />

Q6003<br />

2N3904<br />

Vollständige Darstellung der Stromquelle entsprechend der tatsächlichen Realisierung, Stufe 4<br />

Die soeben erfolgten Betrachtungen können direkt auf die mit Q6004, Q6005 und Q6009<br />

aufgebaute Stromquelle für die Steuerung der RELEASE-Zeit übertragen werden, diese ist lediglich,<br />

unter Verwendung von PNP anstelle von NPN-Transistoren gespiegelt aufgebaut.<br />

Die strombestimmenden Widerstände, R60371, R60372 und R6074 sind gegenüber der zuvor<br />

betrachteten Stromquelle verzehnfacht, damit ergibt sich ein möglicher Strombereich von 1,6 uA bis<br />

ca. 80 uA.<br />

Da der benötigte Widerstandswert 18Mohm nicht lieferbar war, wurde er aus den Werten 10Mohm<br />

(R60371) und 8,2Mohm (R60372) zusammengesetzt.<br />

Die um den Faktor 10 unterschiedlichen Strombereiche beider Stromquellen implizieren, daß in der<br />

Praxis stets kürzere Attack-Zeiten und längere Release-Zeiten benötigt werden.<br />

Seite 7-28


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

<strong>Der</strong> Einstellbereich dieser Zeiten kann nun unter Berücksichtigung der Kapazität von C6018 und der<br />

Spannungsverstärkung der Stufe bestimmt werden. Da die Stufe eine Spannungsverstärkung von 2<br />

hat, ist die Spannung über C6018 mit 13mV/dB skaliert. Die Spannungsänderung an einem<br />

Kondensator ist:<br />

dU / dt = i / C => A / [As/V] = V / s<br />

Bei minimaler Attack-Zeit ergibt sich eine Änderungsrate von<br />

800uA/4,7uF = 170V/s = 170mV/ms = 13 dB/ms<br />

Bei maximaler Attack-Zeit ergibt sich eine Änderungsrate von<br />

16uA/4,7uF = 3,4V/s = 3,4mV/ms = 0,3 dB/ms<br />

Bei minimaler Release-Zeit ergibt sich eine Änderungsrate von<br />

80uA/4,7uF = 17V/s = 17mV/ms = 1,3 dB/ms<br />

Bei maximaler Release-Zeit ergibt sich eine Änderungsrate von<br />

1,6uA/4,7uF = 0,34V/s = 0,34mV/ms = 0,03 dB/ms<br />

Das Netzteil<br />

Zunächst gilt es die Stromaufnahme des Kompressors grob abzuschätzen.<br />

Die wichtigsten Verbraucher an der +/-15V-Versorgung sind:<br />

Baustein THAT4301, mit einer Stromaufnahme von 18mA max.<br />

Baustein NE5532, mit einer Stromaufnahme von 16mA max.<br />

Comparatorstufe mit LM393, mit einer Stromaufnahme von bis zu 6mA, über R6035.<br />

Damit ergibt sich ein, grob abgeschätzter, minimaler Gesamtstrom von 40mA, der „zwischen“ den<br />

+15V und –15V fließt.<br />

Hinzu kommt der Strom durch die Spulen der beiden Relais TQ2-12V, der mit jeweils 15mA<br />

abgeschätzt werden kann.<br />

Es ergibt sich somit ein grob abgeschätzter, minimaler Strombedarf von 40mA auf der –15V-<br />

Versorgung und von 70mA auf der +15V-Versorgung.<br />

Da das Netzteil auch noch zur Speisung späterer, in ihren Eigenschaften noch unbekannter.<br />

Zusatzgeräte verwendet werden soll, wird es großzügig auf einen maximal entnehmbaren Strom von<br />

+/- 400mA dimensioniert.<br />

In diesem Zusammenhang wird festgelegt, daß das Netzteil als solches lediglich die ungeregelten<br />

Rohspannungen zur Verfügung stellt und das die Stabilisierung der Spannungen mit linearen<br />

Festspannungsreglern lokal auf der jeweiligen Baugruppe erfolgt.<br />

Für die Rohspannungen werden zwei identische, voneinander unabhängige Zweige aufgebaut, die<br />

ausgangsseitig zusammengeschaltet werden. Jeder Zweig wird von einer eigenen Trafo-<br />

Sekundärwicklung gespeist.<br />

<strong>Der</strong> erste Schritt ist die Auswahl der Spannungsregler. Es werden Low-Drop-Spannungsregler LM2990T-<br />

15 für die Spannung -15V und LM2940CT-15 für die Spannung +15V ausgewählt. Die<br />

Spannungsregler haben, im relevanten Strombereich, eine Drop-Out-Spannung in der<br />

Größenordnung 0,2V und können mit einer maximalen Eingangsspannung von 26V beaufschlagt<br />

werden. Die Spannungsregler haben eine Toleranz der Ausgangsspannung von +/-5%.<br />

Daraus folgt eine minimal benötigte Spannung am Eingang der Spannungsregler von:<br />

Seite 7-29


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Uaus max. + U drop = 15V + 5% + 0,2V = 15,95V.<br />

<strong>Der</strong> zweite Schritt ist die Festlegung der Brummspannung und damit der Kapazität des<br />

Ladekondensators:<br />

Eine Brummspannung von 1Vpp erscheint praxisgerecht.<br />

Um eine einfache, aber angesichts der Toleranzen von Elektrolytkondensatoren hinreichend genaue,<br />

Bestimmung der benötigten Kapazität zu ermöglichen, wird die Zeit, in der der Kondensator über die<br />

Gleichrichterbrücke aufgeladen wird als unendlich kurz betrachtet. Damit wird der Kondensator im<br />

Sinne dieser Betrachtung während der gesamten Dauer einer Netz-Halbwelle von 10ms mit einem<br />

Konstantstrom, entsprechend dem angenommenen Laststrom von 0,4A, entladen. Daraus folgt eine<br />

rampenförmige Entladung des Kondensators. Die tatsächliche Brummspannung liegt stets unter der<br />

anfänglich getroffenen Festlegung, da in der Praxis die Zeit, in der der Kondensator geladen wird um<br />

die 30% der Periodendauer beträgt.<br />

Mit C = dt * i / du folgt: C = 10ms * 0,4A / 1V = 4000uF<br />

Das legt die Verwendung der Normwerte 4300uF (oder auch 4700uF) nahe. Damit bleibt man im<br />

Bereich praxisgerechter Baugrößen.<br />

Nun kann der minimal benötigte Scheitelwert der Trafo-Sekundärspannung bestimmt werden:<br />

Er ist: Minimale Eingangsspannung des Spannungsreglers + Brummspannung + Spannungsabfall<br />

am Gleichrichter.<br />

<strong>Der</strong> Spannungsabfall am Gleichrichter entspricht dem doppelten der Diodenflußspannung, da es<br />

sich um einen Brückengleichrichter handelt.<br />

Man erhält eine Mindestspannung von 15,95V + 1V + 1,4V = 19,35V<br />

Diese Spannung soll jedoch nicht bei der Nominalspannung des Stromnetzes, sondern bei 10%<br />

Unterspannung vorhanden sein. Daraus folgt dann ein Scheitelwert der Trafo-Sekundärspannung von<br />

19,35V / 0,9 = 21,5V bei nomineller Netzspannung, was einem Effektivwert von 15,2V entspricht.<br />

Es wird ein als Standardprodukt erhältlicher Transformator mit einer Sekundärspannung von 15V<br />

gewählt.<br />

Es muß jetzt überprüft werden, ob die Leerlaufspannung des Netzteils bei gleichzeitiger<br />

Netzüberspannung von +10% zu einer Gefährdung der Spannungsregler führen kann.<br />

Es ergibt sich eine Trafo-Sekundärspannung von 15V + 10% = 16,5V<br />

Weiterhin wird eine Spannungsüberhöhung von 10% durch den Leerlauffall angenommen.<br />

Damit ergibt sich eine Trafo-Sekundärspannung von 18,15V.<br />

Diese führt, unter Vernachlässigung der Flußspannung des Gleichrichters, zu einer Spannung von<br />

25,7V am Eingang der Spannungsregler. Im „schlimmsten“ denkbaren Fall werden diese also gerade<br />

an der Belastungsgrenze betrieben.<br />

Es wird die thermische Belastung der Spannungsregler auf dem Kompressor-Board betrachtet:<br />

Hierfür wird von einer Stromaufnahme von 80mA aus der +15V-Versorgung ausgegangen.<br />

Es wird von einer Eingangsspannung von 15V +10% * 1,41 = 23,2V ausgegangen.<br />

Über dem Spannungsregler verbleiben dann 23,2V – 15V = 8,2V<br />

Es ergibt sich eine Verlustleistung von 8,2V * 0,08A = 0,65W<br />

<strong>Der</strong> thermische Widerstand vom Chip zur Umgebung bei einem TO-220-Gehäuse ohne<br />

Kühlmaßnahmen ist 60 °C/W- Es folgt eine Erwärmung des Chips um 0,65W * 60°C/W = 39°C.<br />

Bei einer Umgebungstemperatur von 45°C folgt dann eine Chiptemperatur von 45°C + 39°C =<br />

84°C, die unbedenklich ist.<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die Ergebnisse.<br />

Die Inbetriebnahme und die elektrischen Ergebnisse<br />

Zunächst wurde die Arbeitsweise des Effektivwertwandlers untersucht. Hierzu wurde ein 1kHz-<br />

Sinussignal mit einstellbarer Amplitude an den Eingang der Schaltung angelegt.<br />

Bei einer Eingangsspannung von 0,244V eff ergab sich eine Spannung von 0V am Ausgang des<br />

Effektivwertwandlers.<br />

<strong>Der</strong> errechnete Wert der Eingangsspannung betrug für eine Ausgangsspannung von 0V betrug<br />

220mV eff.<br />

In Anbetracht der Toleranzen des Baustein THAT4301 für den Nullpunkt ( +40 / -30% ) ist die<br />

gemessene Abweichung von +10% vom errechneten Wert sofort erklärbar.<br />

Die nominelle Skalierung der Ausgangsspannung beträgt 6,5mV/dB<br />

Eingangsspannun<br />

Eingangsspannun Verhältnis Verhältnis zur<br />

zur Gemessene<br />

Gemessene Umrechnung Umrechnung der<br />

der Errechnete<br />

Errechnete<br />

g g (Effektivwert)<br />

(Effektivwert) Eingangsspannun<br />

Eingangsspannun Ausgangsspannun<br />

Ausgangsspannun gemessenen<br />

gemessenen Skalierung Skalierung in in<br />

in<br />

g g der der ersten ersten Zeile<br />

Zeile g g an an an U6002/4 U6002/4 in<br />

in Spannung Spannung in<br />

in mV/dB<br />

mV/dB<br />

in in dB<br />

dB<br />

mV mV<br />

gemessene gemessene gemessene dB<br />

dB<br />

0,244 := 0 0 0<br />

0,342 3 18 2,76 6<br />

0,976 12 77 11,9 6,42<br />

1,91 18 117 18 6,5<br />

Die „immer bessere“ Annäherung des erwarteten und des gemessenen Wertes bei höheren dB-<br />

Werten läßt darauf schließen, daß die Abweichungen in erster Linie durch eine Ableseungenauigkeit<br />

des Nullpunktes (Messung mit Oszilloskop) zustandekommen.<br />

Für die Aufnahme der folgenden Oszillogramme wurde das folgende modulierte Sinussignal auf den<br />

Eingang der Schaltung gegeben. Es handelt sich um eine 1kHz-Sinusschwingung, die mit einer<br />

Dreiecksschwingung mit einer Frequenz von ungefähr 8Hz moduliert ist.<br />

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Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Das Eingangssignal<br />

Es wurde mit zwei Funktionsgeneratoren und einem Analogmultiplizierer AD633 erzeugt. In der Folge<br />

ist der Schaltplan der verwendeten Multipliziererbaugruppe dargestellt:<br />

Seite 7-32


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Multiplizierer<br />

J9001<br />

BNC<br />

2<br />

J9002<br />

BNC<br />

2<br />

1<br />

1<br />

Spannungsregler<br />

J9102 + UNREG<br />

4<br />

3 - UNREG<br />

2<br />

1<br />

U9101<br />

LM2940CT-15V<br />

U9102<br />

LM2990CT-15V<br />

-15V<br />

1 3<br />

IN OUT<br />

C9101<br />

0.1uF/63V<br />

GND<br />

2<br />

2 3<br />

IN OUT<br />

C9103<br />

0.1uF/63V<br />

1<br />

2<br />

3<br />

4<br />

6<br />

GND<br />

1<br />

X1<br />

X2<br />

Y1<br />

Y2<br />

Z<br />

+15V<br />

8<br />

+VS<br />

-VS<br />

5<br />

U9001<br />

AD633JN<br />

W<br />

7<br />

I1 * U2<br />

------------<br />

10V<br />

C9102<br />

0.1uF/63V<br />

C9104<br />

0.1uF/63V<br />

1<br />

J9003<br />

BNC<br />

2<br />

+ C9016<br />

47uF/20V<br />

+<br />

C9105<br />

47uF/20V<br />

<strong>Der</strong> Schaltplan der verwendeten Multipliziererbaugruppe<br />

Die Ansicht der verwendeten Multipliziererbaugruppe (Baustein AD633 noch nicht gesteckt)<br />

+15V<br />

-15V<br />

Seite 7-33


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die folgenden Oszillogramme wurden mit dem soeben gezeigten Testsignal am Eingang der<br />

Baugruppe aufgenommen.<br />

Spannungsverlauf am Ausgang des Effektivwertwandlers (U6002/4), GND in der Bildschirmmitte<br />

Spannungsverlauf an U6003/7, GND in der Bildschirmmitte<br />

Seite 7-34


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Spannungsverlauf D6005/Anode in der Betriebsart „Hard“, GND in der Bildschirmmitte<br />

Spannungsverlauf D6005/Anode in der Betriebsart „Soft“, GND in der Bildschirmmitte, deutlich ist der<br />

„weichere“ Übergang zu erkennen.<br />

Seite 7-35


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Spannungsverlauf Q6002/Source, die unterschiedlichen Änderungsraten für Attack und Release sind<br />

deutlich zu erkennen, lange Attack- und kurze Releasezeit. GND in der Bildschirmmitte.<br />

Spannungsverlauf Q6002/Source, bei anderer Einstellung mit kurzer Attack. Und langer Releasezeit,<br />

die Gestalt der abfallenden Region der Kurve ist nun durch das Ausgangssignal des<br />

Effektivwertwandlers und nicht mehr durch die Attack/Release-Schaltung bestimmt, GND in der<br />

Bildschirmmitte.<br />

Seite 7-36


Abschlußbericht Mixed Signal Baugruppen 2006/7 Gitarrenverstärker <strong>WILDCAT</strong> <strong>Dynamic</strong> <strong>Compressor</strong><br />

Die klanglichen Ergebnisse und die Möglichkeiten und Grenzen des<br />

praktischen Einsatzes<br />

Während die elektrischen Tests der Kompressorschaltung gute Ergebnisse brachten, war der<br />

klangliche Eindruck beim Einsatz im Gitarren-Signalpfad eher enttäuschend.<br />

Es zeigte sich die Notwendigkeit, die Kompression frequenzselektiv vorzunehmen, da im gegebenen<br />

Fall die starke Amplitude der tiefen Anteile des Gitarrentons eine ungewollte Dämpfung der hohen<br />

Anteile mit sich brachte.<br />

Eine mögliche Lösung wäre die folgende Aufteilung des Signalwegs mit frequenzselektiver<br />

Kompression und anschließender Summation.<br />

Prinzip der frequenzselektiven Kompression<br />

Die Umsetzung dieses Konzepts hätte jedoch den Rahmen der des Projekts <strong>WILDCAT</strong> vorhandenen<br />

zeitlichen Möglichkeiten gesprengt.<br />

Seite 7-37

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