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11.10.2013 Aufrufe

dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ (Jesaja 58,4.6.7) Im Neuen Testament wird das Fasten als fromme Leistung ausdrücklich abgewehrt: “Wenn ihr fastet, sollt ihr nicht sauer drein sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren Lohn schon gehabt. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht, damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.” (Matthäus 6,16-18) Wie die Evangelien berichten, hat Jesus selber gefastet: Nachdem ihn Johannes der Täufer im Jordan getauft hatte, ging Jesus in die Wüste, um vierzig Tage und Nächte zu fasten. Es war eine Zeit der inneren Einkehr und des Ringens mit dem Versucher, bevor seine öffentliche Wirksamkeit begann. So erinnert das Fasten einerseits an die Taufe und ihre Vorbereitung, andererseits an den Ruf zur Buße, zur Umkehr, zur Sinnesänderung. Die urchristlichen Gemeinden haben die jüdische Tradition, zweimal in der Woche zu fasten, übernommen - jedoch, um sich abzugrenzen, statt Montag und Donnerstag nun Mittwoch (in Erinnerung an die Gefangennahme Jesu) und Freitag (der Tag seiner Kreuzigung). Neben der Passionszeit galt - heute in Vergessenheit geraten - auch die Adventszeit als Fastenzeit, Zeit der Einstimmung auf das Weihnachtsfest. (In unseren Kirchen erinnert die liturgische Farbe “violett” an den ursprünglichen Charakter dieser Wochen.) In der katholischen Kirche bildeten sich dann vier Motive des Fastens heraus: Einübung der Beherrschung sinnlichen Begehrens - Bereitung des Geistes für Höheres - Sühne für die Sünde - Verwendung des Ersparten für Werke der Barmherzigkeit. In der Fastenpraxis wurde unterschieden zwischen dem eigentlichen Fasten (einmalige Sättigung am Tage) für alle Gläubigen vom 21. bis zum 60. Lebensjahr und der Abstinenz (Enthaltung vom Fleisch) ab dem 7. Lebensjahr. Zahlreiche Ausnahmen gibt es für Kranke, Reisende usw. Als Fast- u n d Abstinenztage gelten vor allem: der Aschermittwoch und die Freitage und Samstage der vierzigtägigen Fastenzeit. In seinem Kleinen Katechismus schreibt Martin Luther hinsichtlich des Empfangs des Heiligen Abendmahls: ”Fasten und leiblich sich bereiten ist zwar eine feine äußerliche Zucht, aber ... das Wort ‘Für euch’ fordert nichts als gläubige Herzen.” Luthers Äußerungen sind oft als eine Abwertung des Fastens verstanden worden. Doch der Reformator wollte nur betonen, dass wir uns Gottes Gnade durch nichts - auch nicht durch Fasten - verdienen können. Über die Anfänge einer Aktion, die das Fasten als Verzichten und Teilen dem Vergessen entreißen möchte und die in diesem Jahr volljährig, will sagen, 21 Jahre alt wird, berichtet die Hamburger Ausgabe der “taz” vom Aschermittwoch 1992: “Es war einmal eine ausgelassene Runde von Theologen und Journalist/innen, die saß Anno 1983 des Abends gar feucht und fröhlich in einer Hamburger Pinte beisammen. Und wie sie die vollen Aschenbecher, die leeren Flaschen, die hohe Zeche und schließlich sich selbst ansahen, litten sie sehr an diesem Anblick. Und da es die Zeit vor Karneval war, und zumindest die Theologen um die am Aschermittwoch beginnende Fastenzeit wussten, entschlossen sie sich: All den lieben Lastern, 2

die ihnen zwar die Abende versüßten, die Tage aber zur Qual werden ließen, wollten sie sieben Wochen lang abschwören.” Mag sein, dass die Entstehung aus einer Stammtischidee eine Legende ist. Aus der Aktion “Sieben Wochen ohne” der Evangelischen Kirche aus dem Jahre 1983 ist inzwischen ein Projekt mit Millionenbeteiligung geworden. Anliegen der Aktion ist, Fasten als Umkehr zu vermitteln und zwar Umkehr in fünf Schritten: erstens Umkehr zu mir selbst (weg von schädlicher Ernährung und Freizeitgewohnheiten) - zweitens Umkehr zum Nächsten (mehr Zeit, Verständnis und Toleranz für Familie und Freunde) - drittens Umkehr zu Frieden und Gerechtigkeit (beginnt im Alltag zu Hause, z. B. im Kaufverhalten im Blick auf die Ausbeutung armer Länder) - viertens Umkehr zur Bewahrung der Schöpfung (Chemie im Haushalt, Verbrauchermentalität u. a.) - fünftens Umkehr zu Gott (Wahrnehmung kirchlicher Angebote). Was die Aktion “Sieben Wochen ohne” bewirkt, bezeugt eine von vielen Stimmen: “Diese Fastenzeit wird mir von Jahr zu Jahr wichtiger, wertvoller; ich möchte sie nicht mehr missen. Sie macht mich irgendwie freier, auch dankbarer, und sie wirkt noch lange in mir nach.” Lassen Sie sich ermutigen, Erfahrungen mit dem Fasten zu machen. Vielleicht hilft Ihnen ein Wort Richard von Weizsäckers dabei: “Alles ist verloren, wenn wir uns entschließen, auf nichts zu verzichten.” Rainer Petzold ++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++++ Erkennen – lieben – umkehren Bibelwochen zu Texten aus dem Buch des Propheten Hosea Gott in der Rolle eines unglücklichen Liebhabers, der Prophet als Ehemann einer Prostituierten und Vater von „Hurenkindern“ – und das alles, lange bevor Bertolt Brecht über Verfremdungseffekte nachgedacht hat, nämlich im achten vorchristlichen Jahrhundert! Soll noch einer sagen, die Bibel sei „brav“ oder „konservativ“. Also, lassen Sie sich mit hineinnehmen in die Skandalgeschichten des Hoseabuches – und vielleicht erfahren Sie dabei nicht nur etwas über Ihre Nachbarn, sondern auch über sich selber. Denn darum geht es natürlich letztendlich immer in der Bibel ... 3 Albrecht Dürer, Der verliebte Alte und die Dirne Drei Gottesdienste in unserer Kirche und vier Abendveranstaltungen in der Kapelle (bzw. am 16.3. im Gemeindesaal) sollen unserem gemeinsamen Nachdenken über dieses ungewöhnliche Prophetenbuch gewidmet sein: Sonntag, 7. März, 10 Uhr, „Erschreckende Wirklichkeit“ (Hosea 7,1-16) mit Pfarrer Petzold Montag, 8. März, 19.30 Uhr, „Leidenschaftliche Liebe“ (Hosea 11,1-11) mit Pfarrer Petzold

dem Hungrigen dein Brot, und die im Elend ohne Obdach sind, führe ins Haus! Wenn du einen<br />

nackt siehst, so kleide ihn, und entzieh dich nicht deinem Fleisch und Blut!“ (Jesaja 58,4.6.7)<br />

Im Neuen Testament wird das Fasten als fromme Leistung ausdrücklich abgewehrt: “Wenn ihr<br />

fastet, sollt ihr nicht sauer drein sehen wie die Heuchler; denn sie verstellen ihr Gesicht, um<br />

sich vor den Leuten zu zeigen mit ihrem Fasten. Wahrlich, ich sage euch: Sie haben ihren<br />

Lohn schon gehabt. Wenn du aber fastest, so salbe dein Haupt und wasche dein Gesicht,<br />

damit du dich nicht vor den Leuten zeigst mit deinem Fasten, sondern vor deinem Vater, der im<br />

Verborgenen ist; und dein Vater, der in das Verborgene sieht, wird dir's vergelten.”<br />

(Matthäus 6,16-18)<br />

Wie die Evangelien berichten, hat Jesus selber gefastet: Nachdem ihn Johannes der Täufer im<br />

Jordan getauft hatte, ging Jesus in die Wüste, um vierzig Tage und Nächte zu fasten. Es war<br />

eine Zeit der inneren Einkehr und des Ringens mit dem Versucher, bevor seine öffentliche<br />

Wirksamkeit begann. So erinnert das Fasten einerseits an die Taufe und ihre Vorbereitung,<br />

andererseits an den Ruf zur Buße, zur Umkehr, zur Sinnesänderung.<br />

Die urchristlichen Gemeinden haben die jüdische Tradition, zweimal in der Woche zu fasten,<br />

übernommen - jedoch, um sich abzugrenzen, statt Montag und Donnerstag nun Mittwoch (in<br />

Erinnerung an die Gefangennahme Jesu) und Freitag (der Tag seiner Kreuzigung). Neben der<br />

Passionszeit galt - heute in Vergessenheit geraten - auch die Adventszeit als Fastenzeit, Zeit<br />

der Einstimmung auf das Weihnachtsfest. (In unseren Kirchen erinnert die liturgische Farbe<br />

“violett” an den ursprünglichen Charakter dieser Wochen.)<br />

In der katholischen Kirche bildeten sich dann vier Motive des Fastens heraus: Einübung der<br />

Beherrschung sinnlichen Begehrens - Bereitung des Geistes für Höheres - Sühne für die<br />

Sünde - Verwendung des Ersparten für Werke der Barmherzigkeit. In der Fastenpraxis wurde<br />

unterschieden zwischen dem eigentlichen Fasten (einmalige Sättigung am Tage) für alle<br />

Gläubigen vom 21. bis zum 60. Lebensjahr und der Abstinenz (Enthaltung vom Fleisch) ab<br />

dem 7. Lebensjahr. Zahlreiche Ausnahmen gibt es für Kranke, Reisende usw. Als Fast- u n d<br />

Abstinenztage gelten vor allem: der Aschermittwoch und die Freitage und Samstage der<br />

vierzigtägigen Fastenzeit.<br />

In seinem Kleinen Katechismus schreibt Martin Luther hinsichtlich des Empfangs des Heiligen<br />

Abendmahls: ”Fasten und leiblich sich bereiten ist zwar eine feine äußerliche Zucht, aber ...<br />

das Wort ‘Für euch’ fordert nichts als gläubige Herzen.” Luthers Äußerungen sind oft als eine<br />

Abwertung des Fastens verstanden worden. Doch der Reformator wollte nur betonen, dass wir<br />

uns Gottes Gnade durch nichts - auch nicht durch Fasten - verdienen können.<br />

Über die Anfänge einer Aktion, die das Fasten als Verzichten und Teilen dem Vergessen<br />

entreißen möchte und die in diesem Jahr volljährig, will sagen, 21 Jahre alt wird, berichtet die<br />

Hamburger Ausgabe der “taz” vom Aschermittwoch 1992: “Es war einmal eine ausgelassene<br />

Runde von Theologen und Journalist/innen, die saß Anno 1983 des Abends gar feucht und<br />

fröhlich in einer Hamburger Pinte beisammen. Und wie sie die vollen Aschenbecher, die leeren<br />

Flaschen, die hohe Zeche und schließlich sich selbst ansahen, litten sie sehr an diesem<br />

Anblick. Und da es die Zeit vor Karneval war, und zumindest die Theologen um die am<br />

Aschermittwoch beginnende Fastenzeit wussten, entschlossen sie sich: All den lieben Lastern,<br />

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