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Owen Hatherley – These Glory Days - Edition Tiamat

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Sie schafften es, all das zu glaubwürdiger Musik zu verarbeiten,<br />

die erstaunlicherweise den Geschmack der Massen<br />

traf. Es war möglich, ihre Songtexte zu lesen, ohne<br />

peinlich berührt zu sein, und in den meisten Fällen<br />

konnte man sogar zu dieser Musik tanzen <strong>–</strong> und musste<br />

nicht mit den Armen rudern oder herumspringen. Irgendwann<br />

in den Neunzigern verschwand diese Poptradition<br />

mit intellektuellen und experimentellen Bezügen,<br />

die völlig unpassend unter dem Label »Indie« subsumiert<br />

wurde, auf der Höhe ihres Erfolgs von der Bildfläche.<br />

Dafür gibt es einige Gründe. Der Bezug von Arbeitslosengeld<br />

als Haupteinnahmequelle von Musikern wurde<br />

durch verpflichtende Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen erschwert,<br />

Sozialwohnungen wurden nur noch an wirklich<br />

Bedürftige vergeben und besetzte Häuser wurden sofort<br />

geräumt. Außerdem war die an den Kunsthochschulen<br />

gepflegte Allianz zwischen der Kunstszene und der jungen<br />

Arbeiterklasse längst zerbrochen. Mit dem Ergebnis,<br />

dass nicht nur alle Musiker den gleichen sozialen Status<br />

hatten, sondern auch der Sound der Musik zum Einheitsbrei<br />

verkam. 2010 hatten laut einer Statistik 60 Prozent<br />

der in den Top Ten vertretenen britischen Künstler eine<br />

Privatschule besucht <strong>–</strong> im Jahr 1990 war es nur ein Prozent.<br />

Der Status von Pulp als letzte Band ihrer Art kann auch<br />

daran festgemacht werden, dass sie eigentlich keine<br />

Nachfolger hatten. In der oben angeführten Liste finden<br />

sich viele ihrer Vorläufer, aber eine jüngere Band zu<br />

finden, die Pulp explizit zitiert, oder auch nur ihr musikalisches<br />

Erbe antritt, ist geradezu unmöglich. Ganz am<br />

Rande des Spektrums gibt es ein paar Bands, die halbwegs<br />

ins Bild passen. Die Synthie-Primitivlinge von Add<br />

N to X oder Fat Truckers zeigten einige Anklänge der<br />

Pulp’schen Ästhetik und ihres Sounds, ebenso wie die<br />

Elektro-Heulsusen Ladytron. Das Album Pickled Eggs<br />

and Sherbet der Band The All Seeing I war durch und<br />

durch pulpesk, was angesichts der Tatsache, dass Jarvis<br />

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