AUS- UND WEITERBILDUNG - Wirtschaftszeitung

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SEITE 24 | NOVEMBER 2011 TECHNIK WIRTSCHAFTSZEITUNG
ImmermitdempassendenLuftdruckunterwegs
OstbayerischeIdeenschmiedeSchabmüllerentwickelteDruckregelanlagefürMotorräder/PrototypkambeiTest-Eventgutan
VON LUISE FRANK
INGOLSTADT/HITZHOFEN. Staub lag in
der Luft am 30. September – zumindest
im Steinbruch der Firma Juma in
Hitzhofen (Landkreis Eichstätt). Hier
hattensichEnduro-TestfahrerundKamerateams
versammelt, um eine ErfindungderSchabmüllerFirmengruppeaufHerzundNierenzutesten.
Der Autmotive-Zulieferer mit
Hauptsitz in Ingolstadt erntet derzeit
querdurchdieFachmedienderNation
positiveResonanzaufseineErfindung:
eineDruckregelanlagefürMotorräder,
mit der sich während der Fahrt ganz
bequem vom Cockpit aus der Reifendruck
verändern lässt. Mit Beduin, so
der Projektname, hat sich die Schabmüller
Firmengruppe im Juli dieses
Jahres um den Innovationspreis der
Wirtschaftszeitungbeworben.
Was als „Stammtischspinnerei“ begann,hatsich„inzwischenvielstärker
entwickelt als gedacht“, zieht FirmenleiterFranzSchabmüllereinerstesResümee.
Im militärischen Bereich gibt
esdieseTechnologieschon,Schabmüller,
selbst passionierter Motorradfahrer,kamaufdieIdee,siefürZweiräder
umzusetzen. Ein Team aus Führungskräften
und Azubis entwickelte gemeinsam
mit Experten der Firma IBF
eineDruckregelanlage,dieaufdemSoziussitz
Platz findet, eine Bedieneinheit
fürs Cockpit und die Luftzuführungen
für Vorder- und Hinterrad. Im
Juli trat Beduin dann erstmals ans
LichtderÖffentlichkeitundwurdebei
der Messe Zulieferer Innovativ in Ingolstadt
vorgestellt. Als Grundlage
diente eine BMW R1200 GS Adventure,
das meistverkaufte Motorrad in
Deutschland.
Nach den ersten Testläufen haben
die Profis bei Schabmüller noch einmal
nachgebessert. Jetzt ist nicht nur
Testfahrt im Steinbruch: Robert Eichinger, Leiterder Abteilung Fahrsicherheitstrainings der BMWGroup,ist unterwegsaufdem
Beduin-Prototyp,einerBMWR1200GSAdventure. Fotos:FirmengruppeSchabmüller/Frank
Gut gelöst: der Übergang von stehendenzurotierendenTeilen.
Bedient wird die Anlage über ein PanelimCockpit.
So sieht die Druckregelanlage
unterderAbdeckungaus.
UnverwüstlicheSchuhefürechteHelden
DasMainburgerUnternehmenHaixistWeltmarktführerbeiSpezialschuhenfürdieFeuerwehrundwilljetztneueMärkteerschließen
MAINBURG. Feuerwehrleute, balancierend
zwischen glühender Asche, Bergretter
beim Einsatz in unwegsamem
Gelände, Soldaten in den afghanischenBergenoderinheißemWüstensand
– eines eint sie: Sie brauchen
Schuhwerk, das ihren Füßen optimalen
Schutz bietet und den Namen
„Funktionsschuhe“ auch tatsächlich
verdient. Haix, Weltmarktführer bei
Feuerwehrstiefeln und Generallieferant
von Armeen stellte Anfang OktoberseinneuentwickeltesLogounddieStrategievor,umweitereMärktezuerschließen.
Überallda,wo esextrem wird,sind
Schuhe keine modische Staffage, sondern
dringend notwendiger Schutz.
Das dachte sich auch SchuhmachermeisterXaverHaimerl,alser1948den
Grundstein zum Welterfolg legte. So
machte er sich mit Arbeits- und Wanderstiefeln–damalsnochinLohnfertigung–inderBrancheeinengutenNamen.
Sohn Ewald trat in die Fußstapfen
des Vaters. Und ärgerte sich als
stellvertretender Kommandant der
Freiwilligen Feuerwehr Mainburg mit
seinen Kameraden über das unzureichende
Schuhwerk. Anfang der neunziger
Jahre entwickelte er an freien
AbendenundWochenendeninEigenregiedenerstenspeziellenFeuerwehrstiefel.
Die Begeisterung war groß.
Wasdannfolgte,isteinParadebeispiel
für modernes Unternehmertum: Haimerl
konstruierte „maßgeschneiderte“,
hochwertige Funktionsschuhe
auch für Einsatzkräfte der Polizei, im
Rettungsdienst und beim Militär, für
WaldarbeiterundJäger.Underexpandierte,
sodass heute der „Fire Hero“,
der „sicherste Feuerwehrstiefel, den es
je gab“, weltweit ein Verkaufsschlager
ist. Beider Werksführung wird deut-
lich,warum.IndenTestlaborswerden
eigeneSicherheitsrichtliniendefiniert,
diegeforderteNormenundZertifikate
bei Weitem übertreffen. Hier werden
Schuhe beflammt, auf Reiß- und
Scheuerfestigkeit geprüft, Wasser und
Dampf ausgesetzt, die Kappen in
Druck-und Stoßteststraktiert und die
Sonnenreflektion der Materialien für
Wüstentauglichkeitermittelt.Manerkennt,
wie viel Handarbeit so ein
High-Tech-Produkt trotz Automatisierung
immer noch erfordert, um den
hohen Qualitätsansprüchen gerecht
zu werden. Und mit wie viel Begeisterung
alle daran arbeiten, die diese
Schuheherstellen.
„Wir stehen an einem strategisch
entscheidenden Punkt unserer Firmengeschichte“,
so Ewald Haimerl,
ChefvonHaix,beiseinerPräsentation
des Logos und der Dachmarkenstrategie.„DieMarkeistderverdichteteAusdruck
unserer Spitzenleistung“. Die
konsequente Weiterentwicklung erforderedieseMaßnahme,umdieMar-
kenidentität langfristig zu steigern
und gesundes Wachstum zu gewährleisten.
Eine neue Produktlinie soll der
Kultmarke den Consumerbereich erschließen.
Vorerst ist der „Black Eagle“,
ein leichter, multifunktionaler
Trekkingschuh, nur im bestehenden
Händlernetz und online zu erwerben,
da hier die Nachfrage aus dem Kreis
der „Haix-Nutzer“ (Feuerwehr, Rettungsdienste,
Militär, Polizei) enorm
ist. Man ist eben von der Qualität be-
SpektakuläreStuntsbeiHaixinMainburg:DieneueStrategiesolldenConsumermarktbefeuern. Foto:Herzog ●
das Beduin-Projektteam zufrieden,
auch die Reaktionen nach den Testfahrten
fielen positiv aus: „Der Unterschied
ist deutlich erkennbar. Das
Handling wird viel sicherer“, sagte
zum Beispiel Robert Eichinger, Leiter
der Abteilung Fahrsicherheitstrainings
der BMW Group. „Vor allem,
wennmanaufSandfährt,istesfantastisch!“
Hier liegt auch der größte Nutzen
der Erfindung, denn auf extrem
nachgiebigen Untergründen wie Sand
muss der Reifendruck eigentlich um
80 Prozent abgesenkt werden – was
aberkaumeinEnduristmacht,weiler
sonstanschließendmitderHandpumpedieReifenwiederauffüllenmüsste,
bevor es zurück auf festeren Untergrundgeht.
BeiSchabmülllerblicktmanbereits
in die Zukunft und arbeitet an der
Markteinführung von Beduin. Eine
Diplomarbeit lotet derzeit Chancen
undKostenaus.Eslaufen bereitskonkrete
Gespräche mit möglichen Vertriebspartnern,wieFranzSchabmüller
bestätigt: „Wir würden Beduin über
einen der großen Offroad-Spezialisten
vertreiben, zum Beispiel Touratech
oder Wunderlich.“ Als praktisch wird
sich dabei sicher erweisen, dass die
Tüftler von Schabmüller Beduin so
konstruiert haben, dass es ein technisch
versierter Fahrer oder eine
Werkstatt problemlos selbst installierenund–zumBeispielvoreinemVerkauf
des Motorrads – auch wieder deinstallierenkann.DieDruckregelanlagewurdenocheinmalverkleinertund
dient auf dem Soziusplatz auch als
praktische Gepäckbrücke. Die MarkteinführungistfürdieMittedesnächsten
Jahres angepeilt. Die Beduin-TechnologieistnatürlichschonzumPatent
angemeldet.
Informationen auf www.beduin.de
undwww.fs-firmenverwaltung.de.
geistert – und das spricht sich herum.
Zur Präsentation des neuen Firmenimages
ließ sich das Unternehmen
zielgruppengerecht etwas Besonderes
einfallen: In einem filmreifen Auftritt
„kidnappten“ Stuntmen kurzerhand
den Firmenchef, die „SEK-Truppe“ befreite
ihn spektakulär inklusive
Sprung vom Dach und explodierendem
Fahrzeug und auch Polizei und
Rettungskräfte kamen sicherheitshalber
zum Einsatz – alle natürlich mit
„Haix“ausgerüstet.(ehh)
DIE HAIX CHRONOLOGIE
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1948gegründetvonXaverHaimerl
(HAIX)
1992Entwicklungdesweltweitersten
speziellenFeuerwehrstiefels
2003GründungderHaixNorthAmerica
Inc.inLexington/Kentucky,umdiegroßeNachfrageimkanadischenundamerikanischenMarktzubedienen2006Produktionüberschreiteterstmalsdie400000erMarke2008ImForstbereichführend,entwickeltHaixnunauchspezielleJagdstiefel
undwirdaufAnhiebzumShootingstar
derSzene
2009GründungderHigh-tech-ProduktionsstätteinKroatienunddesneuen
VertriebsstützpunktesHaixFrancein
Straßburg
2010BezugderneuenFirmenzentrale
mitHigh-Tech-LaborinMainburgim
Herbst;Investition:4,7MillionenEuro.
PräsentationderInnovation„FireHero“,
dessicherstenFeuerwehrstiefelsder
Welt,aufder„Interschutz“
2011 Das700m²Hochregallagerwird
fertiggestellt
Knapp900MitarbeiterweltweitamEndedesJahres2011
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