24.10.2012 Aufrufe

AUS- UND WEITERBILDUNG - Wirtschaftszeitung

AUS- UND WEITERBILDUNG - Wirtschaftszeitung

AUS- UND WEITERBILDUNG - Wirtschaftszeitung

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●<br />

SEITE 14 | NOVEMBER 2011 <strong>AUS</strong>- <strong>UND</strong> <strong>WEITERBILDUNG</strong> WIRTSCHAFTSZEITUNG<br />

AuchohneAbiturzumakademischenTitel<br />

InZeitendesFachkräftemangelsunterstützenvieleostbayerischeFirmendasberufsbegleitendeStudiumvonMitarbeitern<br />

VON CLAUDIA ROTHHAMMER<br />

REGENSBURG. „Was Hänschen nicht<br />

lernt, lernt Hans nimmermehr.“ Das<br />

Sprichwort ist längst überholt. „Was<br />

Hänschennichtlernt,lerntHanseben<br />

später.“ So müsste es heutzutage heißen.<br />

LebenslangesLernen ist die Devise<br />

– auch im Job. Neueste Fortbildungsmöglichkeit:<br />

vom Meister zum<br />

Akademiker. Auch in den HochschulenundUniversitätenOstbayernssind<br />

schon einige „beruflich Qualifizierte“,<br />

wie Studierende ohne Hochschulreife<br />

im Fachjargon heißen, unterwegs.<br />

Tendenz steigend. Das ist politisch<br />

und auch vonseiten der Unternehmer<br />

gewünscht, denn Bayern braucht<br />

mehr Ingenieure, Maschinenbauer<br />

undspezialisierteFachkräfte.<br />

Auch die Siemens AG in RegensburgistaufgutausgebildeteMitarbeiter<br />

angewiesen. „Berufsbegleitende<br />

Qualifizierungsmaßnahmen sind deshalb<br />

für uns schon lange fester Bestandteil<br />

der Personalentwicklung“,<br />

sagtRenateBirzer,Personalleiterinbei<br />

SiemensRegensburg.GeradeinZeiten<br />

eines „akuten Fachkräftemangels“ sei<br />

es für Siemens wie auch für alle anderenUnternehmenwichtig,Mitarbeiter<br />

bei der Weiterbildung zu unterstützen.<br />

Vom Meister zum Master<br />

Der Bachelor-Studiengang Systemtechnik,<br />

der in diesem Wintersemester<br />

an der Hochschule Regensburg gestartet<br />

sei, komme der Firma dabei<br />

sehr entgegen, wie Birzer versichert.<br />

„Er deckt inhaltlich die bei uns gefordertenKenntnisseperfektab.“DasGute:<br />

Auch Mitarbeiter ohne Hochschulreife<br />

können Systemtechnik studieren.<br />

Erst seit 2009 dürfen in DeutschlandauchMenschenohneAbituroder<br />

Fachabitur an die Hochschulen, um<br />

dort einen Bachelor-Abschluss oder<br />

danach sogar einen Master-Abschluss<br />

zuerwerben.<br />

Zum einen sind dies Meister und<br />

Absolventen einer gleichgestellten be-<br />

ruflichen Fortbildungsprüfung wie etwa<br />

Fachwirte. Aber auch Absolventen<br />

einer Fachschule oder Fachakademie,<br />

zum Beispiel Techniker oder Erzieher,<br />

könnensichnunanHochschuleneinschreiben.<br />

Sie dürfen sich in der Regel<br />

injedemStudiengang–obUniversität<br />

oderHochschulefürangewandteWissenschaften–immatrikulieren.<br />

Darüber hinaus gibt es noch eine<br />

zweite Gruppe, die studieren darf:Personenmiteinermindestenszweijährigen<br />

Berufsausbildung und drei Jahren<br />

Berufserfahrung. Sie dürfen sich allerdings<br />

nur für ein Studium entscheiden,dasengmitihremerlerntenBeruf<br />

zusammenhängt.Zudemstudierensie<br />

erst ein Jahr auf Probe und müssen<br />

meistaucheineZugangsprüfungablegen.<br />

Meistern, Technikern und FachwirtenbleibtdiesePrüfungundProbe<br />

Auch die Hochschule in Deggendorf erweitert das Studienangebot für beruflichQualifizierte.<br />

Foto:HochschuleDeggendorf<br />

Berufsbegleitendstudieren<br />

NeueStudienangeboteinRegensburgundDeggendorf<br />

REGENSBURG/DEGGENDORF. An den<br />

Hochschulen in Niederbayern und<br />

derOberpfalzwirddasAngebotanberufsbegleitenden<br />

Studienangeboten<br />

stetig ausgebaut. Maschinenbau, Mechatronik<br />

und Automatisierung, das<br />

sinddieKernbereicheeinesneuenberufsbegleitendenStudiengangsfürberuflich<br />

Qualifizierte, die im Studiengang<br />

„Bachelor Systemtechnik“ an<br />

der Hochschule für angewandte Wissenschaften<br />

in Regensburg ab diesem<br />

Wintersemestervermitteltwerden.<br />

GemeinsammitFirmenausderRegion<br />

wurde dieser in Bayern einzigartige<br />

Studiengang konzipiert. In<br />

neun Semestern, das heißt in viereinhalbJahren,kannderBachelorerworben<br />

werden. Der Lehrstoff beinhaltet<br />

Themen wie Entwurf und Realisierung<br />

von Systemen moderner Produkte<br />

und Produktionsanlagen sowie<br />

Konzipieren und Managen von komplexenSystemen.Weralsoeinehöhe<br />

Studieren ohne Hochschulreife und neben dem Beruf: Im September startete an der Hochschule Regensburg der<br />

neue,berufsbegleitendeBachelorstudiengangSystemtechnik. Foto:HochschuleRegensburg<br />

re Position im Beruf anstrebt und<br />

komplexe Maschinen-, Anlagen- und<br />

Produktionsprozesse entwickeln oder<br />

steuernmöchte,isthiergenaurichtig.<br />

Neu in diesem Wintersemester ist<br />

auch der berufsbegleitende Studiengang<br />

„Bachelor Betriebliches Management“<br />

in Deggendorf. Er vermittelt<br />

Studierenden in acht Semestern zentrale<br />

Inhalte in den Fächern Finanzen,<br />

Marketing, Logistik, Controlling sowie<br />

Personalwesen und Unternehmensplanung.<br />

Weitere neue berufsbegleitende<br />

Studiengänge sowie eine komplette<br />

Übersicht über Angebote für beruflich<br />

Qualifizierte, weitere Informationen<br />

über Zugangsregelungen und Finanzierungsmöglichkeiten<br />

finden Interessierte<br />

und Unternehmer auf der<br />

Informationsplattform des BayerischenStaatsministeriumsfürWissenschaft<br />

und Forschung: www.weiterstudieren-in-bayern.de.(xcr)<br />

zeit erspart. Wie viele wagen aber den<br />

Schritt zum Akademiker? „Es sind<br />

nicht so dramatisch viele“, meint Professor<br />

Wolfgang Bock, Vizepräsident<br />

der Regensburger Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften. „Aber es<br />

werdenmehr.“Zumeinenliegedasdaran,<br />

dass diese Weiterbildungsmöglichkeit<br />

nun stärker in der Öffentlichkeit<br />

wahrgenommen werde, zum anderen<br />

werde das Studienangebot weiter<br />

ausgebaut. An seiner Hochschule<br />

haben sich vergangenes Jahr etwa 50<br />

„beruflich Qualifizierte“ angemeldet,<br />

so viele wie an der Regensburger Universitätauch.InDeggendorfhingegenarbeitenbereits122MännerundFrauenanihremakademischenTitel.<br />

Aber es sollen noch mehr werden.<br />

Der Freistaat hat reagiert und die Formen<br />

des Studiums für Menschen, die<br />

LANDSHUT.BirgitBurgmeierist24Jahre<br />

jung, Meisterin der Gelenkwellenfertigung<br />

bei BMW Landshut und<br />

eine der ersten in Bayern, die das AngebotdesStaates,alsberuflichQualifiziertezustudieren,angenommenhat.<br />

Während sie von Montag bis Freitag<br />

40 Stunden für BMW arbeitet – übrigens<br />

im Werk Landshut die einzige<br />

weibliche Meisterin und dazu die<br />

jüngste unter den Meistern – studiert<br />

sieamWochenendeanderHochschule<br />

Landshut berufsbegleitend Wirtschaftsingenieurwesen.<br />

Im Herbst<br />

startetsieinsdritteSemester.<br />

„Das erste Semester war anstrengend“,<br />

gibt sie zu. Jeden Freitag und<br />

Samstag Unterricht, kein freies Wochenende.Dasseihartgewesen.Nicht<br />

nur für sie. Die Hochschule reagierte,<br />

organisierte den Unterricht neu und<br />

bietet nun mehr Blockseminare an.<br />

„Dafür haben wir jetzt auch mal freie<br />

Wochenenden“, freut sich Burgmeier.<br />

Und die braucht man auch. Denn<br />

schließlich muss zu Hause auchnoch<br />

gelernt werden. Ein Vollzeitstudium<br />

wärefürsiezwarauchinfragegekommen,<br />

aber ein berufsbegleitendes Studium<br />

ist ihr lieber. Allerdings ist dies<br />

im Gegensatz zum Vollzeitstudium<br />

nichtganzbillig.„ProSemesterkostet<br />

das 2250 Euro, aber zum Glück habe<br />

icheinStipendium.“<br />

Zusammen mit 25 Kommilitonen<br />

– darunter nur noch zwei weitere<br />

Frauen – startete Burgmeier damals<br />

insersteSemesterunddamitinserste<br />

Semester des Studiengangs WirtschaftsingenieurwesenanderHoch-<br />

mitten im Beruf stehen, ausgeweitet.<br />

Neben Vollzeit- und Teilzeitstudium<br />

wird das Angebot an berufsbegleitenden<br />

Studiengängen aufgestockt. Das<br />

heißt: Vorlesungen und Seminare finden<br />

nur Freitagnachmittag und am<br />

Samstag, in Blockseminaren und am<br />

heimischen Computer dank sogenannter„e-learning-Module“statt.<br />

Die Landshuter Hochschule für angewandte<br />

Wissenschaften hat mit<br />

dem berufsbegleitenden Studiengang<br />

Wirtschaftsingenieurswesen bereits<br />

seit einem Jahr Erfahrungen gemacht.<br />

„Der berufsbegleitende Bachelor kann<br />

durchgehend als Erfolg gewertet werden“,<br />

sagt Peter Patzelt, Sprecher der<br />

Landshuter Hochschule. Die Studierenden<br />

könnten so ihren Beruf weiter<br />

ausübenundhättenkeinefinanziellen<br />

Einbußen. Professor Bock hingegen<br />

schule in Landshut überhaupt. „Jetzt<br />

sind wir nur noch zwölf, vielleicht<br />

auch bald nur noch zehn“, bedauert<br />

sie.DiemeistenscheitertenanMathematik.<br />

Vor diesem Fach haben auch<br />

die Professoren gewarnt. „Zum Glück<br />

habe ich nach meiner Meisterausbildung<br />

den Techniker für Maschinenbau<br />

gemacht, weshalb mir Mathe<br />

leichter fällt als denjenigen, die nur<br />

denMeistergemachthaben.“Jetzt,wo<br />

dieersteHürdegenommenist,istsich<br />

Burgmeier sicher, den Rest auch noch<br />

zu schaffen. Ob sie dann in die Entwicklung<br />

geht oder eine Projektlei-<br />

sieht auch die Nachteile des berufsbegleitenden<br />

Studiums: „Es dauert länger<br />

und kostet mehr Geld.“ Da Professoren<br />

und Dozenten am Wochenende<br />

ihre Vorlesungen und Seminare haltenmüssen,zahlteinStudierenderdes<br />

berufsbegleitenden Studiengangs je<br />

nach Hochschule schon mal pro Semester<br />

das Vier- oder Fünffache an<br />

Studiengebühren wie ein Vollzeitstudent.„AberesgibtauchFirmen,dieübernehmen<br />

die Gebühren für ihre Mitarbeiter<br />

teilweise oder sogar komplett“,soBock.EinerdieserBetriebeist<br />

die Siemens AG in Regensburg, wie<br />

Personalleiterin Birzer versichert. Die<br />

Firma übernimmt die Studiengebühren<br />

und bietet den Mitarbeitern die<br />

Möglichkeit, ihre Arbeitszeit zu reduzieren.<br />

„Damit wollen wir ihnen den<br />

nötigen Freiraum geben, sich optimal<br />

aufdasStudiumzukonzentrieren“,erklärtBirzer.<br />

Lernen neben dem Beruf<br />

Das Studium, ob Vollzeit oder berufsbegleitend,forderttatsächlichvielZeitundFleiß.DieProfessorensindsicheinig:<br />

Engagement ist gefragt. „Die Anforderung<br />

im Studium sind hoch“,<br />

sagt Bock. „Aber sie sind machbar –<br />

auch für beruflich Qualifizierte ohne<br />

Abitur.“ Knackpunkt ist und bleibt<br />

aber die Theorie. „Die kann ich keinem<br />

ersparen,das macht das Studium<br />

jaerstaus“,bleibtderProfessorhart.<br />

Vor allem Mathematik sei so eine<br />

Hürde,dieman nehmenmüsse,so die<br />

Erfahrung aus Regensburg. Deshalb<br />

werdendort,wieauchzumBeispielin<br />

Deggendorf, Vorbereitungskurse und<br />

zusätzlicheBegleitveranstaltungenangeboten,<br />

in denen Wissenslücken geschlossen<br />

und Lehrstoff wiederholt<br />

wird. Manche brechen dennoch ab.<br />

Der Großteil komme weiter. „Im<br />

Grunde haben beruflich Qualifizierte<br />

die gleichen Schwierigkeiten wie andereStudentenauch“,weißBock.„Die<br />

einen bringen nur eben mehr praktischeErfahrungmit.“<br />

„DasersteSemesterwaranstrengend“<br />

ArbeitenundnebenbeiStudieren:QuereinsteigeranUniundHochschuleberichten<br />

VonMontagbisFreitagarbeitetBirgit<br />

Burgmeier als Meisterin bei BMW<br />

Landshut, am Wochenende drückt sie<br />

dieSchulbankanderHochschule.<br />

tung übernehmen will, das weiß sie<br />

heutenochnicht.Nurineinemistsie<br />

sich sicher: „Ich will bei BMW bleiben.“<br />

Auch Melanie Garhammer und Johanna<br />

Hofmeister studieren, obwohl<br />

sie kein Abitur haben. Beide haben<br />

Mittlere Reife und Berufserfahrung,<br />

beide studieren an der Regensburger<br />

Universität,beidewollenLehrerinnen<br />

werden. Wie viele andere beruflich<br />

Qualifizierte kennen sie die Skepsis<br />

nur zu gut, die einem als Student ohneAbiturentgegengebrachtwird.<br />

„JetztmüssenSieerst sehen,obSie<br />

das überhaupt schaffen.“ Diesen Satz<br />

hat die 28-jährige Melanie GarhammeroftanderUnigehört.Dabeihatte<br />

sie bislang keine Probleme mit dem<br />

Lehrstoff oder Prüfungen. „Das einzige,wasmichvonanderenunterscheidet,<br />

ist, dass ich etwas älter bin und<br />

einenBerufhabe.“AuchJohannaHofmeister<br />

kennt diese Skepsis. Allerdings<br />

von sich selbst. „Auch ich hab<br />

mich gefragt, schaffst du das wirklich?“,<br />

erinnert sie sich noch gut an<br />

die Selbstzweifel.„Die aber waren unbegründet.“(xcr)<br />

AUFSTIEGSSTIPENDIUM<br />

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●<br />

DieStiftung„BegabtenförderungberuflicheBildung“<br />

fördertberuflich<br />

Qualifizierte,diesichfüreinStudiuman<br />

UniversitätenoderHochschulenentscheiden.Informationenüberdas„Aufstiegsstipendium“gibtesunter<br />

www.sbb-stipendien.de<br />

● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ● ●

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!