10.10.2013 Aufrufe

Seniorenpost 2011/1 - Diakoniestation Kreuztal

Seniorenpost 2011/1 - Diakoniestation Kreuztal

Seniorenpost 2011/1 - Diakoniestation Kreuztal

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

Die Laurentiuskirche<br />

Bericht: Christoph A. Meier-Kabelitz, Archivar und Presbyter der Kirchengemeinde Ferndorf<br />

Die Ferndorfer Kirche wurde erstmals 1339 in einer Patronatsurkunde erwähnt. Errichtet wurde<br />

sie allerdings gegen Ende des 12. Jahrhunderts und wurde dem Heiligen Laurentius geweiht. Bei<br />

dieser Kirche handelt es sich um eine spätromanische, dreijochige Westfälische Hallenkirche mit<br />

vorgebautem Westturm. Dieser ist jedoch älter als das Kirchenschiff, er ist rein romanisch.<br />

Im Jahre 1778 erfolgte ein großer Umbau. Die bis dahin sehr<br />

kleinen, rundbogigen Fenster wurden deutlich vergrößert<br />

und flachbogig ausgebaut. Darüber hinaus wurden die Portale<br />

erneuert, neue Bänke eingebaut und Emporen eingezogen.<br />

Bänke, Emporen und Türen sind bis heute erhalten.<br />

1887 war die Kirche für die vielen Menschen des Kirchspiels<br />

zu klein geworden, sodass man den alten Chor<br />

abbrach und die Kirche um ein Querschiff mit Chor, Sakristei<br />

und Taufwartezimmer erweiterte. Die Kirche misst<br />

seitdem eine Länge von 33 Metern, zuvor waren es 26<br />

Metern, einschließlich des sehr langen Chores.<br />

1929 erfolgte der letzte große Umbau. Die Emporen der<br />

Neuen Kirche wurden auf die Höhe der Emporen der alten<br />

Kirche herabgesetzt und ebenso wie die Kanzel neu verkleidet,<br />

da man 1887 auf ein Angleichen an die barocken<br />

Brüstungen verzichtet hatte. Die Kirche erhielt elek-<br />

trisches Licht. Die schönen Jugendstillampen verrichten<br />

noch heute ihren Dienst.<br />

Zu den Besonderheiten in und an der Kirche zählen etliche<br />

gusseiserne Grabplatten, die wertvollste ist die des Ritters<br />

Valentin von der Hees aus dem Jahre 1559.<br />

Kirchhof und Gräber<br />

Wie früher allgemein üblich wurde auf dem Kirchhof<br />

früher Gericht abgehalten. Letzter Zeuge davon war die<br />

achthundert Jahre alte Gerichtslinde am Hauptportal, die<br />

im neunzehnten Jahrhundert gefällt wurde.<br />

Ebenso diente der Kirchhof als Friedhof. Während dem Adel<br />

ein Begräbnisort im Chorraum zustand, wurde der Clerus im<br />

Kirchenschiff bestattet. Die zum Teil noch erhaltenen Grabplatten<br />

lagen ursprünglich auf deren Gräbern in der Kirche.<br />

Im 19. Jahrhundert bekamen allmählich die einzelnen<br />

Orte des Kirchspiels eigene, kommunale Friedhöfe. Mit<br />

der Eröffnung des Friedhofes am Nöchel 1874 endete<br />

eine über tausendjährige Begräbnistradition in und um<br />

die Kirche in Ferndorf. Man nimmt heute an, dass in dieser<br />

Zeit zwischen zwanzig- und dreißigtausend Menschen auf<br />

unserem Kirchhof begraben wurden.<br />

Der Namenspatron<br />

Die Kirche wurde nach Laurentius von Rom benannt, der<br />

in Vertretung des Papstes für das örtliche Kirchenvermögen<br />

zuständig war. Nach der Enthauptung des Papstes Sixtus<br />

II. durch den römischen Kaiser Valerian sollte Laurentius<br />

das gesamte kirchliche Vermögen als Tribut abgeben.<br />

Doch Laurentius weigerte sich und verteilte das Kirchengut<br />

an alle Mitglieder der Gemeinde. Anschließend<br />

präsentierte er dem Kaiser alle Armen und Kranken als<br />

wahres Kirchenvermögen. Laurentius wurde von Kaiser<br />

Valerian gefangen gesetzt. Mehrmals gefoltert, wurde er<br />

schließlich auf einem glühenden Gitterrost hingerichtet.<br />

Nach Laurentius werden bis heute auch evangelische Kirchen<br />

benannt.<br />

Eine lebensgroße Statue des Laurentius gehörte ebenso<br />

wie ein angeblich wundertätiges Marienbild zur Ausstattung<br />

der Ferndorfer Laurentiuskirche. Der Sockel der Statue<br />

soll noch heute irgendwo im Boden der Kirche ruhen.<br />

Tatsächlich wahr<br />

Im Jahre 1345 schworen sich die Ritter Eberhard und Friedrich<br />

Daub mit Henkin Visil von der Winterbach auf dem<br />

Kirchhof Urfehde. Ob deren Seelen jemals Ruhe fanden ist<br />

nicht überliefert.<br />

Als ein Ferndorfer Mann zum Presbyter gewählt wurde,<br />

wollte er seine Sache besonders gut machen und übte<br />

mit dem Klingelbeutel an Kornrittern die richtige Art des<br />

„Geldeintreibens“ auf dem Heuboden. Bei diesem Training<br />

übersah er offenbar die Luke im Boden und fiel in die Tiefe.<br />

Seine Tochter eilte entsetzt schreiend zur Hilfe heran als<br />

der fromme Mann ausrief: „Si röhich, itz sinn ech unge e<br />

dr Kärche“.<br />

In alter Zeit wurde öfters beklagt, dass die Besucher des<br />

Gottesdienstes oftmals der Müdigkeit erlagen. Daraufhin<br />

erließ man die Regelung, dass man auf seinen jeweiligen<br />

Nachbarn zu achten und ihn im Falle des überkommenen<br />

Einschlafens zu Rütteln hätte. Diese Maßnahme schien<br />

wohl nicht von dauerhafter Wirkung zu sein. Bei einer Visitation<br />

wurde nämlich bemängelt, dass ein erheblicher<br />

Teil der Gemeinde schlief, sodass von höherer Stelle erlassen<br />

wurde, dass der Küster die Eingeschlafenen durch<br />

einen Schlag mit dem Rohrstock in den Nacken oder gegen<br />

die Banklehne zu wecken habe.<br />

Dass die Verlegung des Friedhofes auf den Nöchel nicht<br />

nur Vorteile hatte, erkannte eine wohlbeleibte Ferndorferin,<br />

als sie sich mit allen zur Grabpflege nötigen Utensilien<br />

den steilen Nöchel hoch quälte und schnaubend ausrief:<br />

“Wie gut, dass man den letzten Weg gefahren wird“.<br />

Gottesdienste<br />

In der Laurentiuskirche finden sonntags Gottesdienste<br />

ab 10.00 Uhr statt, jedoch nicht von Epiphanias bis Palmsonntag,<br />

wenn in das Gemeindehaus ausgewichen wird.<br />

Sondergottesdienste an kirchlichen Festtagen oder für<br />

Familien werden ebenfalls abgehalten.<br />

10 Aktuelles - Die Laurentiuskirche<br />

Aktuelles - Die Laurentiuskirche 11

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!