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Ein gerechtes Selbstbild - Deutschland Journal

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Verbrechen begangen hat. Das gilt insbesondere in den Beziehungen zu<br />

Algerien. Darüber hinaus wurde die Unfähigkeit der Rechten sichtbar, ein<br />

Europa aufzubauen, das die Jugend begeistert. Statt dessen haben wir es<br />

mit der aufgeblähten Brüsseler Bürokratie zu tun, die am laufenden Band<br />

überflüssige Richtlinien als Existenzrechtfertigung produziert.<br />

11. Wie kommen wir mit der neuen Welt zurecht?<br />

Wie können sich die Konservativen wieder eine stabile und glaubwürdige<br />

Weltanschauung erarbeiten? Wie können unsere Nationen und die sie<br />

verbindende Europäische Union ihre Identität wieder aufbauen? Erstens<br />

müssen wir vom Vokabular, von den Begriffen, neuen und alten, wieder<br />

Besitz ergreifen und sie mit neuem Inhalt ausfüllen. Zweitens müssen wir<br />

mit Realismus auf die Änderungen der Welt reagieren. Es gibt die ewigen<br />

Wahrheiten, aber es gibt auch die uns umgebende Wirklichkeit. Vieles<br />

spricht dafür, daß wir eine neue Weltordnung bekommen, und daß wir<br />

uns in eine neue Phase der Industriezivilisation begeben. Mit dem Internet<br />

erleben wir die zweite oder dritte Industrierevolution. Damit entstehen<br />

weltweit auch neue Wege der Kommunikation und der Information. Neurologen<br />

behaupten sogar, daß das Internet unsere Hirne verändert. <strong>Ein</strong>e neue<br />

Weltwirtschaft entsteht. Die politischen Gewichte und Wegmarken werden<br />

verschoben. Die Zweiteilung der Welt während des Kalten Krieges liegt<br />

jetzt sehr weit zurück, und von der Illusion, wir würden die Dividenden<br />

des Friedens ernten, haben wir uns auch distanziert. Die aktuelle Welt ist<br />

vielversprechend – aber gefährlich.<br />

Wenn ein wenig Zeit verstrichen ist, werden wir eine Bilanz der Sarkozy-<br />

Ära ziehen müssen. Dieser unterschätzte Präsident hat wie De Gaulle in<br />

den Jahren nach 1958 versucht, Frankreich zu modernisieren und mit<br />

<strong>Deutschland</strong> zusammen eine Kraft zu schaffen, die nicht untergehen kann.<br />

Er versuchte nicht nur Unternehmergeist zu schaffen, den Wert der Arbeit<br />

wiederherzustellen, sondern auch die Mentalität der Franzosen zu ändern.<br />

Er hatte auch begriffen, daß sein Land nicht allein die Globalisierung<br />

meistern kann. Er wußte, daß man sich nicht allein als Frankreich gegen<br />

den Gang der Geschichte stellen kann, selbst wenn es das schönste Frankreich<br />

der Erde ist. Frankreich allein ist kein Leuchtturm mehr für den<br />

Rest der Welt, weil die Welt größer als vor zweihundert Jahren geworden<br />

ist. Sarkozy hatte verstanden, daß man neue Wege gehen sollte, und daß<br />

das marktwirtschaftliche deutsche Modell heute die bessere Lösung ist.<br />

Er wollte mit dem G20 eine Art globale Weltregierung gründen, vielleicht<br />

im Sinne Immanuel Kants, zumindest auf Wirtschaftsebene als ein Gegenmodell<br />

zur UNO. Mit der europäischen Wirtschaftsregierung wollte<br />

er ein anderes, intergouvernementales, sagen wir es offen: ein deutschfranzösisch<br />

geprägtes Gegenmodell zur Brüsseler Kommission aufbauen.<br />

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