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Leben auf einer Koralleninsel - Deutsch Pazifischen Gesellschaft

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Obwohl die heutigen Dörfer erst im L<strong>auf</strong>e der Missionierung um die Kirchen herum<br />

entstanden sind, bilden sie in ihrer Verknüpfung mit mythisch überhöhten Landrechten die<br />

wichtigste Einheit der niueanischen Sozialstruktur. Neben vielen gemeinsamen Aktivitäten<br />

wird die Identifikation und Solidarität mit dem Dorf, in dem man geboren ist und / oder<br />

<strong>auf</strong>grund von Heirat oder Adoption lebt, in vielen Bereichen des täglichen <strong>Leben</strong>s<br />

augenfällig. Oft stehen Dörfer miteinander in Konkurrenz. Dies gilt selbst in der Diaspora-<br />

Gemeinschaft in Auckland: In der größten niueanisch-sprachigen Kirchengemeinde sitzt man<br />

nach Dörfern getrennt, sammelt die Kollekte dorfweise ein und singt pro Dorf eine Hymne,<br />

bei deren Darbietung man die anderen dörflichen Chöre zu überbieten trachtet. Frauen<br />

nehmen selbst in dem ausgedehnten Stadtgebiet Aucklands weite Wege mit öffentlichen<br />

Verkehrsmitteln <strong>auf</strong> sich, um eine Flechtgruppe besuchen zu können, in der sich Frauen ihres<br />

Dorfes zusammenfinden – selbst wenn eine andere näher liegt.<br />

Mit der Niederlassung der ersten europäischen Händler seit 1866 bot sich den Frauen <strong>auf</strong><br />

Niue eine Möglichkeit, Flechtwerke zu verk<strong>auf</strong>en und von dem so erwirtschafteten Geld<br />

kl<strong>einer</strong>e importierte Luxusartikel zu erwerben, etwa Seife, Kerosin oder einen Laib Brot. Seit<br />

Ende des 19. Jahrhunderts ist die Insel bekannt für die gute Qualität ihrer Flechtarbeiten. Um<br />

diese Zeit verließen zehntausende geflochtener Hüte Niue als Exportartikel. Flechten hat sich<br />

in der Vergangenheit als anpassungsfähiger Wirtschaftszweig erwiesen, der half, so manche<br />

Trockenzeit oder schlechte Kopraernte zu überbrücken. Matten, Hüte, Taschen, Körbe und<br />

Accessoires werden aber auch für den Eigengebrauch bzw. für den Gabentausch hergestellt.<br />

Auch in der neuseeländischen Diaspora bieten sie den Frauen die Möglichkeit, eigenes Geld<br />

zu erwirtschaften und dabei gleichzeitig <strong>einer</strong> kulturell bedeutsamen Tätigkeit nachzugehen,<br />

die Prestige mit sich bringt.<br />

Abb. 4: Flechten eines Hutes<br />

Dorfbasierte Flechtgruppen haben außerdem sowohl in Niue als auch in Neuseeland wichtige<br />

soziale Funktionen: Sie bringen Frauen zusammen und befördern durch den in der Gruppe

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