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Dezember 2006 - Der Fels

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An die bayerischen Bischöfe:<br />

Das „Forum Deutscher Katholiken“<br />

bittet die Bischöfe der<br />

Bayerischen Bischofskonferenz<br />

um eine Handreichung zur<br />

geistlichen Nachbereitung des<br />

Pastoralbesuches des Hl. Vaters<br />

in Bayern, damit der Inhalt<br />

seiner Botschaft für die Vertiefung<br />

und die Verbreitung des<br />

Glaubens leichter aufgegriffen<br />

werden kann.<br />

Brief vom 12.10.<strong>2006</strong><br />

sein, wo sich die Kandidaten für die<br />

Präsidentschaftswahl 2008 positionieren<br />

werden.<br />

Die politische Mitte<br />

Allem Anschein nach wird dies<br />

leicht rechts und links der politischen<br />

Mitte geschehen. Eine Erfahrung aus<br />

dem Wahlergebnis ist nämlich, dass<br />

radikale Kandidaten nirgendwo eine<br />

Chance hatten. Dies wurde auf beiderlei<br />

Seiten, insbesondere auch im<br />

Beraterstab von Hillary Clinton bei<br />

den Demokraten, mit Aufmerksamkeit<br />

verfolgt.<br />

Bei den Republikanern sieht es dagegen<br />

etwas komplizierter aus: Ihnen<br />

ist bisher der Spagat zwischen streng<br />

konservativen Religiösen und gemäßigten<br />

Anhängern gelungen. „Ihr<br />

Problem ist jetzt, dass sie die Mitte<br />

verloren haben“, sagt der Wahlforscher<br />

Scott Keeter vom Pew Research<br />

Center. Das Wahlergebnis zeige klar,<br />

dass die christlich-konservative<br />

Rechte in Treue fest zur „Grand Old<br />

Party“ stehe. Schätzungsweise 72<br />

Prozent der Evangelikalen hätten<br />

auch diesmal ihr Kreuz bei den Republikanern<br />

gemacht – der Dank für die<br />

klare Haltung Bush´s bei Themen wie<br />

Homoehe, Abtreibung oder Stammzellenforschung.<br />

Europäische Fehleinschätzungen<br />

Doch wenn die Partei wieder zulegen<br />

will, muss sie nun auch wieder<br />

die politische Mitte überzeugen. Das<br />

ist leichter gesagt als getan; denn die<br />

religiöse Rechte zählt zu den klarsten<br />

Befürwortern der Irak-Mission, und<br />

sie ist als politische Kraft nach wie<br />

vor nicht zu unterschätzen. Die Kritik<br />

manch konservativ-christlicher Kreise<br />

in Europa muss vor diesem Hintergrund<br />

als schlichte Fehleinschätzung<br />

gewertet werden. <strong>Der</strong> ehemalige Bundesfi<br />

nanz- und Verteidigungsminister<br />

Hans Apel etwa schrieb kürzlich in<br />

einer Kolumne in leider typisch europäischer<br />

Hybris, die Bush-Regierung<br />

hinterlasse im Nahen und Mittleren<br />

Osten verbrannte Erde. Gerade so, als<br />

hätten dort zuvor friedliche und paradiesische<br />

Zustände geherrscht. Bevor<br />

die Amerikaner mit ihren Verbündeten<br />

„Enduring Freedom“ starteten,<br />

wurden im Stadion von Kabul von<br />

den Taliban wöchentlich Menschen<br />

wegen Bagatellen an Laternenmasten<br />

aufgeknüpft. Und unter der Regentschaft<br />

Saddam Husseins brach<br />

lediglich deshalb kein Bürgerkrieg<br />

unter Schiiten und Sunniten aus, weil<br />

die Kerker und Folterkeller voll von<br />

missliebigen Personen waren, von<br />

denen Tausende nie wieder das Tageslicht<br />

sahen.<br />

Auch der „Vorwurf“ Apels, unter<br />

Bush sei nichts geschehen gegen Abtreibung<br />

und Homo-Ehe, ist nur sehr<br />

bedingt richtig. Unter Bush wurde<br />

erstmals seit langem wieder ein Klima<br />

geschaffen, in dem der Wert ungeborenen<br />

Lebens in den Blickpunkt<br />

der öffentlichen Diskussion rückte.<br />

<strong>Der</strong> bedenken- und grenzenlosen<br />

Stammzellenforschung wurde ein<br />

wirksamer Riegel vorgeschoben;<br />

und allein in sieben Bundesstaaten<br />

scheiterte etwa durch republikanisch<br />

initiierte Volksabstimmungen die<br />

Einführung der Homo-Ehe.<br />

Es wird nicht leichter für Europa<br />

Wie auch immer die Bewertung<br />

dieser Politik ausfallen mag – leichter<br />

wird es für uns Europäer in der nun<br />

bevorstehenden republikanisch-demokratischen<br />

Koexistenz nicht. Für die<br />

Demokraten stellen sich nämlich jetzt<br />

zwei entscheidende Fragen: Was für<br />

ein Mandat hat uns der Wähler gegeben?<br />

Und was fangen wir damit an?<br />

Für die meisten Europäer ist die<br />

Sache klar: Sie erregen sich darüber<br />

(und das zu Recht), dass Bush sein<br />

Land unter Vorspiegelung falscher<br />

Tatsachen in den Irakkrieg geführt<br />

hat. Doch während bei den Europäern<br />

die falschen Tatsachen und der<br />

Irakkrieg etwa gleich starke Empörung<br />

erfahren, interessiert letzteres<br />

die meisten Amerikaner nicht. Sie<br />

– und immerhin auch eine Minderheit<br />

der Europäer – nehmen Bush<br />

zwar die falsche Begründung und den<br />

mangelnden Sachverstand übel, nicht<br />

aber den Waffengang selbst. Die<br />

Amerikaner haben gewissermaßen<br />

gegen Rumsfelds verpfuschte Arbeit<br />

gestimmt; der Rücktritt des Verteidigungsministers,<br />

in deutschen Medien<br />

meist als Bauernopfer verhöhnt, gilt<br />

den Amerikanern deshalb als korrekte<br />

Konsequenz.<br />

Das sicherste Zeichen, dass sich<br />

nach Rumsfelds Abgang etwas ändert,<br />

ist die Tatsache, dass jetzt die<br />

Militärs frei reden dürfen. <strong>Der</strong> Chef<br />

des Vereinigten Generalstabes, Peter<br />

Pace, sprach bereits von einer bevorstehenden<br />

Kurskorrektur. Die Armee<br />

werde „die nötigen Veränderungen<br />

vornehmen“, sagte Pace im Sender<br />

NBC, was soviel heißt wie: Die<br />

Rumsfeld-Doktrin ist tot.<br />

Amerikas Dynamik,<br />

Europas Stagnation<br />

Spätestens an diesem Punkt muss<br />

uns Europäern aber folgendes klar<br />

werden:<br />

Erstens: Unsere eurozentrischmultilaterale<br />

Weltsicht ist nicht automatisch<br />

das Maß der Dinge. Es ist<br />

zu selbstgefällig gedacht, die eigene,<br />

spezifi sch-europäische Entwicklung<br />

als alleinigen Maßstab für die Weltentwicklung<br />

anzusehen. Wir müssen<br />

akzeptieren, dass es auch andere<br />

Entwürfe gibt, zumal sich die USA<br />

nach dem 11. September 2001 – egal<br />

ob demokratisch oder republikanisch<br />

gedacht – als im Krieg befi ndlich sehen<br />

und dies noch geraume Zeit sein<br />

werden.<br />

Zweitens: Wir sollten darüber<br />

nachdenken, ob es klug ist, hochmütig<br />

über Religiosität in Amerika<br />

die Nase zu rümpfen. Das Zurückdrängen<br />

der Religion gilt in Europa<br />

seit der Französischen Revolution,<br />

spätestens seit der Säkularisierung<br />

als fortschrittlich. In den USA<br />

dagegen sind Religion und Demokratie<br />

gemeinsam gewachsen. <strong>Der</strong><br />

Missionsgedanke ist dort sehr viel<br />

verwurzelter als bei uns. Erinnern<br />

wir uns: Genau diese Bereitschaft zur<br />

354 DER FELS 12/<strong>2006</strong>

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