PDF zum Download - Denkmalpflege Baden-Württemberg
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dessen Erhaltungsfähigkeit geprüft ist. Ein denkmalverträgliches Konzept beinhaltet alle Arbeitsschritte, die zur Erhaltung überkommener Substanz notwendig sind. Hierzu bedarf es so- wohl qualifizierter Handwerker, die fachgerechte Reparaturen in traditio- neilen Verfahren und Techniken aus- führen, als auch Fachrestauratoren für Konservierung und Restaurierung. Aus diesem Grund dürfen im Denk- malbereich nicht die gleichen Maß- stäbe und gesetzlichen Vorgaben zur Anwendung kommen, wie diese nach der DIN-Norm, VOB und anderen Kri- terien bestehen. Ein Wettbewerb un- ter Cleichqualifizierten ist auch in der Denkmalpflege möglich und unbe- dingt erforderlich. In der Denkmalpra- xis wird dieses schon lange gefordert, aber durch juristische Bedenken häu- fig behindert. Das Arbeitsfeld allen Trittbrettfahrem zu öffnen, die ihre dubiosen Leistun- gen anbieten, sollte nicht nur einge- schränkt, sondern verhindert werden, wenn politisch der Wille besteht, un- ser Kulturgut als eine Urzelle mensch- licher Entwicklung und Identität zu begreifen. Daß denkmalverträgliche Konzepte nicht nur entwickelt, sondern auch in der Praxis an vielen Objekten umge- setzt worden sind, ist hinlänglich be- kannt. Durch eine qualifizierte Fort- bildung von Handwerkern kann die Denkmalpflege heute wieder auf Fachkräfte zurückgreifen, die in der Lage sind, mit dem erforderlichen Sachverstand ein Kulturdenkmal in- standzusetzen - vorausgesetzt, diese Fachkräfte erhalten bei einer Aus- schreibung den Zuschlag. Durch eine geregelte Hochschulaus- bildung haben die Restauratoren ein spezielles Fachwissen erworben, das sie in die Lage versetzt, von der Be- standsaufnahme über die Objektana- lyse mit allen hierzu notwendigen Kenntnissen zu umweltbedingten Ver- fallserscheinungen ein Konzept für 234 Konservierungs- und Restaurierungs- maßnahmen zu erarbeiten und dieses auch umzusetzen. Für den Restaurator hat Substanzsicherung den Vorrang, um mit minimalen Eingriffen einen Verfallsprozeß zu verlangsamen. Andere Fachbereiche, die bisher glaubten, mit Hilfskräften den An- sprüchen einer Restaurierung zu ge- nügen, werden sich zukünftig mit ei- nem qualifizierten Nachwuchs aus- einanderzusetzen haben, um den Qualitätsansprüchen gerecht zu wer- den. Qualitätsansprüche nach unse- rem heutigen Verständnis und Stan- dard haben nichts mit unrealistischen finanziellen Ansprüchen zu tun, viel- mehr wird durch das breit angelegte Wissen der Eingriff am Kunst- und Kul- turgut auf das Nötigste beschränkt. Die Denkmaipflege hat sich, um die- sen Standard zu erreichen, an vielen Objekten eingebracht und mit dazu beigetragen, dem Handwerk und den Restauratoren in Baden-Württemberg eine Basis zu schaffen, denkmalver- trägliche Konzepte umzusetzen. Poli- tisch müssen diese Bemühungen mißverstanden worden sein. Ein fach- lich begründeter Minimalismus zur Er- haltung unserer Kulturlandschaft ist durch Halbierung der staatlichen För- dermittel nicht zukunftsorientiert ent- schieden worden. Daß mit 1 DM För- dermittel in ein Kulturdenkmal ein Vielfaches an freien Investitionen akti- viert wird, ist mittlerweile allseits be- kannt. Wenn die Tendenz bei Investi- tionen weiter rückläufig ist, werden gerade die qualifizierten Fachkräfte, die ja ausschließlich im Denkmalbe- reich arbeiten, schon bald auf der Strecke bleiben. Dann wären alle bis- herigen Bemühungen um eine qualifi- zierte Ausbildung der Partner in der Denkmalpflege umsonst gewesen. Helmut F. Reichwald LDA Referat Restaurierung Mörikestraße 12 70178 Stuttgart
Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme - mehr als reine Beschäftigungstherapie Meine Damen und Herren, diejenigen, die sich etwas in der regio- nalen Organisation der Arbeitsämter auskennen, werden sich vielleicht wundern, daß jetzt jemand vom Arbeitsamt Konstanz referiert. Aber es klang schon an, es ist nicht so, daß im Arbeitsamt Lörrach, das für den hiesi- gen Bezirk ja zuständig ist, niemand diesen Vortrag halten könnte. Mein Lörracher Kollege könnte das genau- sogut. Es ist auch nicht so, daß dort keine Arbeitsbeschaffungsmaßnah- men laufen würden; bei uns in Kon- stanz besteht aber ein Schwerpunkt in Gaienhofen-Hemmenhofen, eine Ar- beitsstelle des Landesdenkmalamtes. Die Arbeitsbeschaffungsmaßnahme ist kein Kind unserer neuen, moder- nen Zeit. Sonst hieße sie wahrschein- lich auch nicht einfach nur so, sondern es wär' noch irgendein englischer Aus- druck dabei. Die Anfänge gehen ja zurück in die Antike, ja bis zu den Göt- tern: Ich erinnere an einen gewissen Herrn Sisyphus, der in einer für ihn höchst lästigen Dauer-ABM immer ei- nen großen Stein den Berg rauf rollen mußte. Wenn er oben angekommen war, rollte der Stein wieder runter. Und genau diese Dinge machen uns manchmal ein bißchen Schwierigkei- ten, wenn wir Arbeitsbeschaffungs- maßnahmen einrichten wollen, weil dies manchmal noch so in den Köpfen rumspukt: ABM einfach als Beschäfti- gungstherapie, damit jemand beschäf- tigt ist, damit es ihm nicht zu wohl wird. Aber genau das ist die moderne Arbeitsbeschaffungsmaßnahme abso- lut nicht, und schon gar nicht im Be- reich der Denkmalpflege! Aber es gibt auch heutzutage natürlich noch jede Menge Leute, die ein Haar in der Suppe finden. Gegner der Ar- beitsbeschaffungsmaßnahmen wer- fen uns vor, sie würden den Wettbe- werb verzerren; die Arbeitslosen wür- den ausgebeutet werden, sagen ande- im Bereich der Denkmalpflege Hansjörg Dufner re; die Arbeitsbeschaffungsmaßnah- men seien zu teuer, sie seien ineffektiv. Aber das ist ein Irrglaube, wie ich im Laufe der Vortrages Ihnen noch besser aufzeigen werde. Gerade aufgrund der langen Ge- schichte der Arbeitsbeschaffungsmaß- nahme wurden nämlich die gesetz- lichen Voraussetzungen so verfeinert, daß Mißbrauch und Ausbeutung vermieden werden. Es wäre uns gar nicht möglich, solche Arbeitsbeschaf- fungsmaßnahmen einzurichten, bei denen z. B. ein Handwerker oder Mit- bewerber dann in das Hintertreffen geraten würde. Die ABM wurde eben im Laufe der Zeit zu dem, was ihren ei- gentlichen Wert auf dem Arbeitsmarkt ausmacht. Sie ist natürlich auch nicht alleinige Arbeitsmarktstrategie, son- dern sie ist in einem Gesamtzusam- menhang der arbeitsmarktpolitischen Instrumentarien zu sehen. Sie kann abgestimmt auf die jeweilige Arbeits- marktsituation im jeweiligen Bezirk angewendet werden, und sie kann vor allem hervorragend die individu- ellen Voraussetzungen der Teilnehmer und Teilnehmerinnen berücksichti- gen. Also nicht Beschäftigung um der Beschäftigung willen, sondern Be- schäftigung um des Gemeinwohlwil- lens und - die Betonung liegt auf und - des jeweiligen individuellen Wohls des Teilnehmers. Gerade der Bereich der Denkmalpfle- ge bietet hier sehr interessante Mög- lichkeiten und gute Ansätze, weil nämlich das Spektrum sehr weit ge- spannt ist. Hier gibt es Arbeiten von der einfachen Grabung über die be- sondere Grabung. Da gibt es in der Folge natürlich Auswertungen, es gibt Restaurationen des Ausgegrabenen. Es gibt manchmal so neue Erkennt- nisse, daß die Geschichte umgeschrie- ben werden muß. Also man sieht; ein breites Berufsfeld tut sich auf. Viele Leute, die sonst keine Arbeit finden 235
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dessen Erhaltungsfähigkeit geprüft ist.<br />
Ein denkmalverträgliches Konzept<br />
beinhaltet alle Arbeitsschritte, die zur<br />
Erhaltung überkommener Substanz<br />
notwendig sind. Hierzu bedarf es so-<br />
wohl qualifizierter Handwerker, die<br />
fachgerechte Reparaturen in traditio-<br />
neilen Verfahren und Techniken aus-<br />
führen, als auch Fachrestauratoren für<br />
Konservierung und Restaurierung.<br />
Aus diesem Grund dürfen im Denk-<br />
malbereich nicht die gleichen Maß-<br />
stäbe und gesetzlichen Vorgaben zur<br />
Anwendung kommen, wie diese nach<br />
der DIN-Norm, VOB und anderen Kri-<br />
terien bestehen. Ein Wettbewerb un-<br />
ter Cleichqualifizierten ist auch in der<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> möglich und unbe-<br />
dingt erforderlich. In der Denkmalpra-<br />
xis wird dieses schon lange gefordert,<br />
aber durch juristische Bedenken häu-<br />
fig behindert.<br />
Das Arbeitsfeld allen Trittbrettfahrem<br />
zu öffnen, die ihre dubiosen Leistun-<br />
gen anbieten, sollte nicht nur einge-<br />
schränkt, sondern verhindert werden,<br />
wenn politisch der Wille besteht, un-<br />
ser Kulturgut als eine Urzelle mensch-<br />
licher Entwicklung und Identität zu<br />
begreifen.<br />
Daß denkmalverträgliche Konzepte<br />
nicht nur entwickelt, sondern auch in<br />
der Praxis an vielen Objekten umge-<br />
setzt worden sind, ist hinlänglich be-<br />
kannt. Durch eine qualifizierte Fort-<br />
bildung von Handwerkern kann die<br />
<strong>Denkmalpflege</strong> heute wieder auf<br />
Fachkräfte zurückgreifen, die in der<br />
Lage sind, mit dem erforderlichen<br />
Sachverstand ein Kulturdenkmal in-<br />
standzusetzen - vorausgesetzt, diese<br />
Fachkräfte erhalten bei einer Aus-<br />
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Durch eine geregelte Hochschulaus-<br />
bildung haben die Restauratoren ein<br />
spezielles Fachwissen erworben, das<br />
sie in die Lage versetzt, von der Be-<br />
standsaufnahme über die Objektana-<br />
lyse mit allen hierzu notwendigen<br />
Kenntnissen zu umweltbedingten Ver-<br />
fallserscheinungen ein Konzept für<br />
234<br />
Konservierungs- und Restaurierungs-<br />
maßnahmen zu erarbeiten und dieses<br />
auch umzusetzen. Für den Restaurator<br />
hat Substanzsicherung den Vorrang,<br />
um mit minimalen Eingriffen einen<br />
Verfallsprozeß zu verlangsamen.<br />
Andere Fachbereiche, die bisher<br />
glaubten, mit Hilfskräften den An-<br />
sprüchen einer Restaurierung zu ge-<br />
nügen, werden sich zukünftig mit ei-<br />
nem qualifizierten Nachwuchs aus-<br />
einanderzusetzen haben, um den<br />
Qualitätsansprüchen gerecht zu wer-<br />
den. Qualitätsansprüche nach unse-<br />
rem heutigen Verständnis und Stan-<br />
dard haben nichts mit unrealistischen<br />
finanziellen Ansprüchen zu tun, viel-<br />
mehr wird durch das breit angelegte<br />
Wissen der Eingriff am Kunst- und Kul-<br />
turgut auf das Nötigste beschränkt.<br />
Die Denkmaipflege hat sich, um die-<br />
sen Standard zu erreichen, an vielen<br />
Objekten eingebracht und mit dazu<br />
beigetragen, dem Handwerk und den<br />
Restauratoren in <strong>Baden</strong>-<strong>Württemberg</strong><br />
eine Basis zu schaffen, denkmalver-<br />
trägliche Konzepte umzusetzen. Poli-<br />
tisch müssen diese Bemühungen<br />
mißverstanden worden sein. Ein fach-<br />
lich begründeter Minimalismus zur Er-<br />
haltung unserer Kulturlandschaft ist<br />
durch Halbierung der staatlichen För-<br />
dermittel nicht zukunftsorientiert ent-<br />
schieden worden. Daß mit 1 DM För-<br />
dermittel in ein Kulturdenkmal ein<br />
Vielfaches an freien Investitionen akti-<br />
viert wird, ist mittlerweile allseits be-<br />
kannt. Wenn die Tendenz bei Investi-<br />
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gerade die qualifizierten Fachkräfte,<br />
die ja ausschließlich im Denkmalbe-<br />
reich arbeiten, schon bald auf der<br />
Strecke bleiben. Dann wären alle bis-<br />
herigen Bemühungen um eine qualifi-<br />
zierte Ausbildung der Partner in der<br />
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Helmut F. Reichwald<br />
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