Staatliches Veterinäruntersuchungsamt Detmold - CVUA-OWL
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Chemisches und <strong>Veterinäruntersuchungsamt</strong> Ostwestfalen-Lippe<br />
<strong>CVUA</strong> <strong>OWL</strong><br />
Postfach2754, 32717 <strong>Detmold</strong><br />
Ruf : (05231) 911-9<br />
Fax : (05231) 911-503<br />
E-Mail : poststelle@cvua-owl.nrw.de<br />
Internet: www.cvua-owl.nrw.de Nr. 140, August 2006<br />
Liebe Leserin, lieber Leser,<br />
nach wie vor gehört die Salmonellose zu den wichtigsten Zoonosen, die mitunter<br />
schwere, Krankheiten, z.T. mit Todesfolge bei Mensch und Tier auslösen können.<br />
Wenn auch das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) in einer Pressemitteilung<br />
vom März 2006 einen Rückgang der Fallzahlen dieser Lebensmittelinfektion<br />
vermeldet, so muss der Bekämpfung dieser oft hochpathogenen Keimspezies nach<br />
wie vor hohe Aufmerksamkeit gewidmet werden.<br />
Bekannt ist, dass das Nutzgeflügel ein bedeutendes Reservoir für Samonella<br />
Typhimurium und Salmonella Enteritidis darstellt. Nach der BfR-Publikation sollen<br />
30% der Legehennenbetriebe mit dem Erreger infiziert sein. Die Infektionskette von<br />
der Legehenne über das Ei zum Verbraucher dürfte noch für lange Zeit ein<br />
Übertragungsweg für die Erkrankungen sein, der durch Aufklärung, Prävention,<br />
Hygienemaßnahmen etc. intensiv bekämpft werden muss.<br />
Ein Beispiel, wie die intensive Zusammenarbeit zwischen der Laboruntersuchung<br />
einerseits und der tierärztlichen Kontrolle andererseits zum Erfolg bei der<br />
Bekämpfung eines Salmonelloseausbruches in einem Rinderbestand führte, ist in<br />
dieser Postille dargestellt.<br />
Der Bericht wird ergänzt durch einige Zahlen aus den übrigen Untersuchungen, so ist<br />
bei dem Seuchengeschehen die Vogelgrippe zwar aus den Schlagzeilen<br />
verschwunden. Die Untersuchungstätigkeit in diesem Bereich hält jedoch<br />
unvermindert an.<br />
Ihr<br />
gez. Dr. Ditmar Stauff
Seite 2 von 4 Postille Nr. 140, August 2006<br />
Salmonellenausbruch in einem Rinderbestand<br />
Um die nach wie vor große Bedeutung dieser<br />
Zoonose und anzeigepflichtigen Tierseuche<br />
und die Schwierigkeiten bei der mitunter<br />
äußerst langwierigen Bekämpfung zu<br />
verdeutlichen, soll im folgenden die Historie<br />
eines Beispielbestandes im Kreis Lippe<br />
nachgezeichnet werden.<br />
Am 24.08.2005 gingen aus einem<br />
Milchviehbestand eine Kotprobe zur<br />
bakteriologischen und eine Blutprobe zur<br />
virologischen Untersuchung im <strong>CVUA</strong>-<strong>OWL</strong><br />
<strong>Detmold</strong> ein. Einsender war der behandelnde<br />
Salmonella Typhimurium auf<br />
Rambach-Agar<br />
Tierarzt im Auftrag des Landwirtes. Laut Vorbericht waren einzelne Kühe stark an<br />
Durchfall mit hohem Fieber erkrankt. Nach ca. 3-5 Tagen trat eine Besserung ein und<br />
die alte Milchleistung wurde wieder erreicht. Ein Tier hatte verkalbt. Die Behandlung<br />
wurde mit Baytril® und Metacam® durchgeführt. Als Verdachtsdiagnosen, bzw.<br />
Untersuchungsziele wurden vom Tierarzt Salmonellen, BVD und Paratuberkulose<br />
genannt.<br />
Bei der bakteriologischen Untersuchung der Kotprobe wurden am 28.08.05<br />
Salmonellen der Gruppe O:4 festgestellt, die im nachhinein dem Serovar Salmonella<br />
Typhimurium zugeordnet wurden. Daraufhin wurde der zuständige Kreistierarzt<br />
informiert, der noch am selben Tag mündlich die Sperrung des betroffenen<br />
Bestandes anordnete.<br />
Bei dem Bestand handelt es sich um einen Milchviehbestand mit Kühen der Rasse<br />
Holstein-Schwarzbunt, z.T. Rotbunt, mit einer hohen Gesamt-Milchleistung und zur<br />
Zeit ca. 160 Tieren. Die Tiere werden in einem umgebauten Boxenlaufstall gehalten,<br />
der in drei Stallgebäude aufgeteilt ist. Ein Teil der Tiere befand sich zum Zeitpunkt<br />
des Seuchenausbruchs auf den nahe gelegenen Weiden. Die Futtersilos und die<br />
Mistlager sind ebenfalls in der Nähe der Stallgebäude angesiedelt. Zum Melken wird<br />
ein Teil der Tiere 2x täglich über den Hof in das Stallgebäude getrieben, in dem sich<br />
die Melkanlage befindet. Die Fütterung erfolgt sehr rohfaserarm hauptsächlich mit<br />
Mais- und Grassilage. Bereits vor dem Auftreten der Salmonellose gab es in dem<br />
Bestand im Herbst 2003 einen BHV-1-Ausbruch, woraufhin gegen BHV-1 geimpft<br />
wurde. Mittlerweile findet im Bestand keine Serokonvertierung mehr statt.<br />
Im Zeitraum vom 31.08.05 bis zum 31.12.05 wurde der Bestand insgesamt 9 mal<br />
beprobt, wobei bei 4 Probenahmen annähernd der komplette Bestand beprobt wurde<br />
(118 bis 177 Proben je Einsendung) und bei den restlichen 5 Probenahmen jeweils<br />
nur einzelne Tiergruppen beprobt wurden (5-42 Proben je Einsendung).<br />
Bei der ersten großen Beprobung am 31.08.05 wurden bei insgesamt 24 Tieren<br />
Salmonellen der Serovar Salmonella Typhimurium nachgewiesen, bei der 2. großen<br />
Beprobung am 14.09. bei 23 Tieren, bei der 3. großen Beprobung am 15.11.05 bei 2<br />
Tieren und bei der 4. großen Beprobung am 19.12.05 noch bei einem Tier. Auffällig<br />
war, dass bei der 2. Beprobung v.a. solche Tiere positiv waren, die frisch von der
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Weide kamen, bei der ersten Beprobung noch nicht mit erfasst waren und kurz vor<br />
der Abkalbung standen.<br />
Zur Sanierung des Bestandes wurden neben den üblichen Hygiene- und<br />
Desinfektions-Maßnahmen im Seuchenfall (z.B. Desinfektion der Gülle mit<br />
Brandkalk, Auslegen von Desinfektionsmatten vor Stalleingängen) folgende<br />
Bekämpfungsstrategien umgesetzt:<br />
1.) Bei insgesamt 4 Tieren wurde die Tötung angeordnet.<br />
2.) Es wurde eine antibiotische Behandlung der klinisch erkrankten Kühe (ca.<br />
15% der Milchkühe) vorrangig mit Enrofloxazin durchgeführt.<br />
3.) Es wurden alle Kälber und alle Kühe, die kurz vor der Abkalbung standen, im<br />
November mit einer inaktivierten Lebendvakzine gegen Salmonella<br />
Typhimurium geimpft.<br />
Aufgrund der Entwicklung der Ergebnisse im Laufe der Beprobung stellte sich<br />
heraus, dass die Impfung eine gute Wirkung zeigte, da seitdem der Bestand klinisch<br />
unauffällig ist und dass als kritische Stallbereiche am ehesten der Kuhstall und der<br />
Stallbereich mit den tragenden und trockenstehenden Rindern als andauernde<br />
Infektionsquelle in Frage kamen.<br />
Über den ursprünglichen Eintrag der Salmonellen in den Bestand lassen sich nur<br />
Mutmaßungen anstellen: Wahrscheinlich ist ein Eintrag z.B. über Schadnager, die im<br />
Bereich der Futterlager recht weite Verbreitung haben. Die Abgrenzung<br />
verschiedener Tiergruppen voneinander und das Durchhalten eines einwandfreien<br />
Hygienekonzeptes gestalten sich aufgrund der baulichen Gegebenheiten im Bestand<br />
als sehr schwierig. Auch über den Tier- und Personenverkehr innerhalb des<br />
Betriebes mit häufigen sich kreuzenden Wegen ist eine Weiterverbreitung der<br />
Erreger kaum zu verhindern. Obwohl sich in dem betroffenen Bestand eine deutliche<br />
Verbesserung der hygienischen Bedingungen verzeichnen ließ, ist die Sperrung des<br />
Bestandes auch zum jetzigen Zeitpunkt (Februar 2006) aufgrund der letzten<br />
Untersuchungsergebnisse noch nicht aufgehoben. Auch die Tatsache, dass im<br />
Herbst ein Sohn des Landwirtes an Salmonellose erkrankt war (isolierte Serovar:<br />
Salmonella Typhimurium) zeigt die nach wie vor große Bedeutung dieser Tierseuche<br />
auch für den Menschen und die Langwierigkeit der Bekämpfung, bzw. Sanierung von<br />
betroffenen Betrieben. Hier haben als sinnvolle Maßnahmen nur die strikte Befolgung<br />
der Hygiene- und Desinfektionsmaßnahmen, die Einschränkung des Tier- und<br />
Personenverkehrs (inklusive Futtermittellieferanten, Besuchern etc.) auf ein<br />
unvermeidbares Maß in Kombination mit einer weitestgehenden Separierung der<br />
betroffenen von den unauffälligen Tieren und Behandlung und Prophylaxe in Form<br />
von Impfungen auf Dauer Aussicht auf Erfolg. Aber selbst dann kann es zu einem<br />
Wiederaufflammen der Salmonellose kommen, da der Erreger nicht ständig und in<br />
den gleichen Mengen ausgeschieden wird und da viele Tiere den Erreger nach wie<br />
vor in sich tragen, ohne Krankheitserscheinungen zu zeigen. (Dr. Birgit Ackermann,<br />
<strong>CVUA</strong>-<strong>OWL</strong> <strong>Detmold</strong>, in Zusammenarbeit mit Dr. Ulrich Kros, Kreis Lippe)<br />
Untersuchungen zur Aviären Influenza im <strong>CVUA</strong> <strong>OWL</strong><br />
Seit Jahresanfang werden vermehrt Vögel auf das Vorkommen von aviären<br />
Influenzaviren untersucht, um so rechtzeitig einen eventuell vorhandenen H5N1-<br />
Stamm im Regierungsbezirk <strong>Detmold</strong> aufzufinden. Die höchste Probenzahl (965)<br />
wurde im März erreicht. Im ersten halben Jahr wurden so 1543 frei lebende
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Wildvögel auf Influenzaviren untersucht. Drei davon waren positiv. Bei der<br />
Charakterisierung der Influenzaviren im nationalen Referenzlabor auf der Insel<br />
Riems (Friedrich-Löffler-Institut, FLI) wurden jedoch keine H5N1-Stämme gefunden;<br />
es handelte sich um andere Influenzaviren.<br />
Lag in den ersten Monaten des Jahres der Schwerpunkt auf der Untersuchung der<br />
Wildvögel, so hat sich dieser mittlerweile für das <strong>CVUA</strong> <strong>OWL</strong> durch die neue<br />
Geflügel-Aufstallungsverordnung vom 9. Mai auf das Zuchtgeflügel verlagert. Nach<br />
§4 dieser VO müssen Enten und Gänse, die in den Verkehr gebracht werden sollen,<br />
längstens vier Werktage davor mit negativem Ergebnis auf Influenzavirus der<br />
Subtypen H5 und H7 untersucht worden sein. Das bringt für uns neben der stark<br />
erhöhten Probenzahl auch noch den Zeitdruck der Untersuchung mit, denn da in<br />
diese vier Tage auch Probennahme und –transport eingerechnet werden, haben wir<br />
für die Abarbeitung nur 24 Stunden. Die Proben werden in der Regel nachmittags<br />
angeliefert und am nächsten Tag ab 6.00 Uhr bearbeitet. Je nach Anzahl der Proben<br />
liegen die Ergebnisse dann am Nachmittag oder bei hoher Probenzahl auch erst<br />
abends vor. Seit Mitte Mai haben wir insgesamt 5480 Verkaufsproben untersucht;<br />
1865 im Mai und 3615 im Juni. Nur um die Untersuchungen zeitnah abzuarbeiten<br />
und die Ergebnisse mitzuteilen, sind zwei Mitarbeiterinnen notwendig.<br />
Neben diesen Verkaufsproben werden natürlich auch weiterhin Sektionsvögel sowie<br />
Einzelprobeneinsendungen von Hausgeflügel auf Influenzaviren getestet, in diesem<br />
Bereich sind bis jetzt knapp 1000 Proben zusammengekommen. (Dr. Blahak)