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Die Auswirkungen der Pflege und Betreuung ... - Connexia

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<strong>Die</strong>tmar Durig<br />

<strong>Die</strong> <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

<strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> Demenzkranker auf pflegende<br />

Angehörige im Bezirk Bludenz<br />

Masterarbeit<br />

zur Erlangung des akademischen Grades<br />

Master of Science<br />

im Rahmen des Universitätslehrganges<br />

Führungsaufgaben (<strong>Pflege</strong>management)<br />

in Einrichtungen des Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Sozialwesens (Teil 2)<br />

Begutachterin: Prof. (FH) Mag. Erika Geser-Engleitner<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

<strong>und</strong> UNI for LIFE<br />

Karl-Franzens-Universität Graz<br />

Tschagguns, Mai 2012


Ehrenwörtliche Erklärung<br />

Ich erkläre ehrenwörtlich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig <strong>und</strong> ohne fremde Hilfe<br />

verfasst, an<strong>der</strong>e als die angegebenen Quellen nicht benutzt <strong>und</strong> die den Quellen wörtlich o<strong>der</strong><br />

inhaltlich entnommenen Stellen als solche kenntlich gemacht habe. <strong>Die</strong> Arbeit wurde bisher<br />

in gleicher o<strong>der</strong> ähnlicher Form keiner an<strong>der</strong>en inländischen o<strong>der</strong> ausländischen Prüfungsbe-<br />

hörde vorgelegt <strong>und</strong> auch noch nicht veröffentlicht. <strong>Die</strong> vorliegende Fassung entspricht <strong>der</strong><br />

eingereichten elektronischen Version.<br />

07. Mai 2012 Unterschrift:<br />

Karl-Franzens-Universität Graz


Danksagung<br />

Recht herzlich bedanken möchte ich mich zuerst bei allen pflegenden Angehörigen sowie bei<br />

den <strong>Pflege</strong>dienstleitungen <strong>und</strong> MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Hauskrankenpflegevereine des Bezirkes<br />

Bludenz, die mich tatkräftig unterstützt haben <strong>und</strong> es dadurch ermöglicht haben diese Unter-<br />

suchung durchzuführen.<br />

Einen beson<strong>der</strong>en Dank möchte ich meiner Frau Barbara aussprechen, für ihre Rücksicht-<br />

nahme <strong>und</strong> Unterstützung während <strong>der</strong> gesamten Studienzeit sowie unserem Sonnenschein<br />

Marvin, <strong>der</strong> es wun<strong>der</strong>bar verstanden hat, mich in den Schreibpausen auf an<strong>der</strong>e Gedanken zu<br />

bringen. Beide haben mich in schwierigen Zeiten daran erinnert, was die wahren Inhalte in<br />

meinem Leben sind.<br />

An dieser Stelle möchte ich mich bei unserem Geschäftsführer Herrn Klaus Müller <strong>und</strong> bei<br />

meiner Haus- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>dienstleitung Frau Jutta Unger herzlich bedanken, denn ohne sie wä-<br />

re diese Studium nicht möglich gewesen.<br />

Bei meiner Betreuerin Frau Prof. Mag. Geser-Engleitner bedanke ich mich beson<strong>der</strong>s für die<br />

guten Ideen, das entgegengebrachte Vertrauen sowie für die Freiheit, die sie mir bei <strong>der</strong> Ges-<br />

taltung dieser Arbeit gelassen hat.<br />

Ein weiterer Dank gilt meinem Bru<strong>der</strong> Walter für die tatkräftige Unterstützung beim Korrek-<br />

turlesen sowie Monika Moritz für ihr sorgfältiges Schlusslektorat.<br />

Meinen Eltern <strong>und</strong> Schwiegereltern danke ich herzlich für die liebevolle <strong>Betreuung</strong> unseres<br />

Sohnes während <strong>der</strong> Erstellung dieser Arbeit.<br />

Zuletzt danke ich allen, die mich indirekt o<strong>der</strong> direkt unterstützt haben. Danke an mein Team<br />

<strong>und</strong> an meine WBL-Stellvertretung Irmtraud Seebacher, welche meine Fehlzeiten bestens<br />

überbrückt hat <strong>und</strong> mir eine verlässliche Vertretung war.<br />

Karl-Franzens-Universität Graz


Zusammenfassung<br />

Der gesellschaftliche Wandel innerhalb Österreichs führt zu kleiner werdenden Familienstruk-<br />

turen <strong>und</strong> zu einer steigenden Berufstätigkeit <strong>der</strong> Frauen. <strong>Die</strong>se Verän<strong>der</strong>ungen sind einge-<br />

b<strong>und</strong>en in eine alternde Gesellschaft, in <strong>der</strong> die Zahl <strong>der</strong> an Demenz erkrankten Menschen<br />

<strong>und</strong> somit die Anzahl <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sbedürftigen ständig zunimmt. Im Kontext<br />

<strong>der</strong> familiären <strong>Pflege</strong> stehen <strong>Pflege</strong>nde im Spannungsfeld zwischen ihren eigenen Bedürfnis-<br />

sen <strong>und</strong> den Anfor<strong>der</strong>ungen, die durch die <strong>Pflege</strong> entstehen. Ziel <strong>der</strong> vorliegenden deskripti-<br />

ven Querschnittstudie ist es, die Belastungen, denen pflegende Angehörige von Demenzkran-<br />

ken im Bezirk Bludenz ausgesetzt sind, darzustellen.<br />

Im Zuge <strong>der</strong> Fragebogenerhebung wurden 62 pflegende Angehörige zum Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>-<br />

leistungen, <strong>der</strong> daraus resultierenden Belastungen <strong>und</strong> zur Inanspruchnahme von Unterstüt-<br />

zungs- <strong>und</strong> Entlastungsinterventionen befragt.<br />

<strong>Die</strong> Messung mittels <strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala zeigt, dass in etwa die Hälfte <strong>der</strong> pflegen-<br />

den Angehörigen mittelschwer bis sehr stark belastet ist. <strong>Die</strong>ses Ergebnis wird durch die<br />

Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Befragten bestätigt. R<strong>und</strong> drei Viertel <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

fühlen sich „gelegentlich“, „oft“ o<strong>der</strong> „immer“ überlastet. Als Unterstützung <strong>und</strong> Entlastung<br />

im Rahmen <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> werden vorrangig informelle Hilfeleistungen <strong>und</strong> die Unter-<br />

stützung durch mobile <strong>Die</strong>nste in Anspruch genommen. Tagesbetreuung wird von einem<br />

Fünftel <strong>und</strong> Kurzzeitpflege von einem Drittel <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen als Entlastungs-<br />

maßnahme genutzt. Der Gr<strong>und</strong> für die geringe Nutzung bei<strong>der</strong> Interventionen ist die Ableh-<br />

nung <strong>der</strong> Angebote durch die pflegebedürftige Person.<br />

Für die Zukunft scheint es erstrebenswert, Entlastungsinterventionen wie beispielweise Ta-<br />

gesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege so zu gestalten, dass sie an Attraktivität gewinnen <strong>und</strong> da-<br />

durch von den <strong>Pflege</strong>bedürftigen besser angenommen werden. Nur so können diese Angebote<br />

zur Entlastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen beitragen <strong>und</strong> die Stabilität innerhalb <strong>der</strong> häusli-<br />

chen <strong>Pflege</strong> nachhaltig sichern.<br />

Schlüsselwörter: Demenz, <strong>Pflege</strong>nde Angehörige, Belastung, Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala<br />

Karl-Franzens-Universität Graz


Abstract<br />

Social changes in Austria have led to smaller family structures and an increasing occupation<br />

of woman. These changes, however, go along with an ageing society that is characterized by a<br />

growing number of people suffering from different forms of dementia, which means these<br />

people are in constant need of caring and nursing.<br />

Consi<strong>der</strong>ing the question of family care, it is the caregivers who find themselves in a tension<br />

between their own needs on the one hand and the demands placed on them by those they<br />

nurse and care for on the other hand. The aim of this descriptive cross-sectional study there-<br />

fore is to show the intensity of pressure relatives who care for family members suffering from<br />

dementia are being exposed to in the district of Bludenz.<br />

For this purpose a survey was carried out in the form of a questionnaire in which 62 care-<br />

providing relatives were being asked about the extent of their caring services, the resulting<br />

strain and how far they are prepared to look for support or relief.<br />

Measurements through the Burden Scale of Family Caregivers have fo<strong>und</strong> that about half the<br />

number of care-providing relatives is un<strong>der</strong> constant strain reaching from mo<strong>der</strong>ate up to very<br />

strong. This result has been confirmed by those questioned according to their own judgement.<br />

Aro<strong>und</strong> three quarters of relatives providing care feel “occasionally”, “often” or “always”<br />

burdened beyond their capacities. As a kind of support and relief informal assistance and mo-<br />

bile services are preferably taken. Other measures are Day care which is taken by a fifth of<br />

caregivers and Short-term care used by a third of care-providing relatives.<br />

The reason why these services are not used very often is the rejection on the part of the person<br />

needing care.<br />

It seems to be desirable for the future to create relief interventions that are attractive to those<br />

needing care, such as Day care and short-term care. Only in this way can the strain on the side<br />

of the caregiver be reduced and the stability of home care guaranteed.<br />

Key words: dementia, care-providing relatives, burden, Burden Scale for Family Caregivers<br />

Karl-Franzens-Universität Graz


Inhaltsverzeichnis<br />

Inhaltsverzeichnis ............................................................................................................ I<br />

Abbildungsverzeichnis .................................................................................................. IV<br />

Tabellenverzeichnis ......................................................................................................... V<br />

Abkürzungsverzeichnis ................................................................................................. VI<br />

1 Einleitung ..................................................................................................................1<br />

1.1 Problemdarstellung ............................................................................................1<br />

1.2 Zielsetzung ........................................................................................................3<br />

2 Theoretischer Rahmen ..............................................................................................4<br />

2.1 Belastung ...........................................................................................................4<br />

2.1.1 Begriffliche Erläuterung <strong>und</strong> Eingrenzung ...............................................4<br />

2.1.2 Belastung als Stress ..................................................................................6<br />

2.1.2.1 Biologisch-physiologischer Stress ...........................................7<br />

2.1.2.2 Biochemisch-physiologischer Stress ........................................7<br />

2.1.2.3 Psycho-immunologischer Stress ..............................................8<br />

2.1.2.4 Psycho-sozialer Stress .............................................................8<br />

2.1.3 Belastungs-Bewältigungs-Modell .............................................................8<br />

2.1.4 Ein theoretisches Modell zur pflegebedingten Belastung ........................ 10<br />

2.1.5 <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> ...................................................... 13<br />

2.1.6 Belastung pflegen<strong>der</strong> Angehöriger demenziell Erkrankter ...................... 14<br />

2.2 Demenz............................................................................................................ 16<br />

2.2.1 Begriffliche Erläuterung ......................................................................... 16<br />

2.2.2 Diagnosestellung <strong>und</strong> klinisches Bild ..................................................... 17<br />

2.2.3 Exkurs: <strong>Die</strong> <strong>Pflege</strong>diagnose „Chronische Verwirrtheit“ .......................... 19<br />

2.2.4 Prävalenz- <strong>und</strong> Inzidenzraten <strong>der</strong> Demenzerkrankung ............................ 20<br />

2.2.5 Demenzformen ...................................................................................... 22<br />

2.2.5.1 Alzheimer-Demenz ............................................................... 23<br />

2.2.5.2 Vaskuläre Demenz ................................................................ 24<br />

2.2.5.3 Weitere Demenzformen ......................................................... 24<br />

2.2.6 Demenzstadien – Schweregrade <strong>der</strong> Erkrankung .................................... 25<br />

I


2.2.6.1 Frühes Stadium (leichte Beeinträchtigung) ............................ 26<br />

2.2.6.2 Mittleres Stadium (mäßige Beeinträchtigung) ........................ 26<br />

2.2.6.3 Fortgeschrittenes Stadium (schwere Beeinträchtigung) .......... 27<br />

2.2.6.4 Finales Stadium ..................................................................... 27<br />

2.3 <strong>Pflege</strong> im Kontext <strong>der</strong> Familie .......................................................................... 28<br />

2.3.1 Bereitschaft zur häuslichen <strong>Pflege</strong> .......................................................... 28<br />

2.3.2 Situation <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen.................................................... 30<br />

2.3.3 Ausmaß <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong>................................................................ 32<br />

2.4 Entlastung von pflegenden Angehörigen .......................................................... 34<br />

2.4.1 Notwendigkeit <strong>der</strong> Entlastung pflegen<strong>der</strong> Angehöriger .......................... 34<br />

2.4.2 Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote für pflegende Angehörige ...... 35<br />

2.4.2.1 Mobile <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sdienste .................................. 35<br />

2.4.2.2 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> ........................................................... 37<br />

2.4.2.3 Tagespflegeeinrichtungen ...................................................... 38<br />

2.4.2.4 Kurzzeitpflege ....................................................................... 39<br />

2.4.2.5 <strong>Pflege</strong>geld ............................................................................. 41<br />

2.4.3 Nutzung <strong>und</strong> Entwicklung von Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungs-<br />

angeboten ............................................................................................... 43<br />

3 Methodik ................................................................................................................. 47<br />

3.1 Forschungsfragen ............................................................................................. 47<br />

3.2 Forschungsdesign ............................................................................................. 47<br />

3.3 Literaturrecherche ............................................................................................ 48<br />

3.4 Beschreibung <strong>der</strong> Untersuchungsinstrumente ................................................... 49<br />

3.4.1 Neu erstelltes Untersuchungsinstrument ................................................. 49<br />

3.4.2 Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala .......................................................................... 50<br />

3.5 Beschreibung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit .................................................................. 54<br />

3.6 Beschreibung <strong>der</strong> Stichprobe ............................................................................ 55<br />

3.7 Durchführung <strong>der</strong> Studie .................................................................................. 55<br />

3.8 Ethische Aspekte .............................................................................................. 56<br />

4 Ergebnisse................................................................................................................ 57<br />

4.1 Soziodemografische Merkmale <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen ........................... 57<br />

4.2 Daten <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen ............................................................................. 60<br />

II


4.3 Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen .................................................. 63<br />

4.4 Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen ........................................................................... 64<br />

4.5 Unterstützung bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ............................................................................ 66<br />

4.6 Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege ................................................................. 69<br />

4.7 Belastungen durch <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben ........................................ 72<br />

4.8 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse .................................................................... 78<br />

5 Diskussion ................................................................................................................ 80<br />

5.1 Soziodemografische Merkmale <strong>der</strong> Angehörigen <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden .......... 80<br />

5.2 Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen ........................................................................... 82<br />

5.3 Belastung aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>.......................................................................... 84<br />

5.4 Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote für pflegende Angehörige ................ 87<br />

5.5 Limitationen..................................................................................................... 89<br />

5.6 Ausblick .......................................................................................................... 90<br />

6 Literaturverzeichnis ................................................................................................ 91<br />

7 Anhang .................................................................................................................. 101<br />

7.1 Information für TeilnehmerInnen ................................................................... 101<br />

7.2 Fragebogen .................................................................................................... 103<br />

III


Abbildungsverzeichnis<br />

Abb. 1: Belastungs-Beanspruchungs-Modell nach Schmidtke <strong>und</strong> Nachreiner ...................5<br />

Abb. 2: Modifizierte Einteilung von Stress .........................................................................7<br />

Abb. 3: Belastungs-Bewältigungs-Modell ..........................................................................9<br />

Abb. 4: Modifiziertes Modell zur pflegebedingten Belastung nach Pearlin et al. (1990) <strong>und</strong><br />

Zarit (1992) ......................................................................................................... 10<br />

Abb. 5: <strong>Auswirkungen</strong> subjektiver Belastungen familiärer <strong>Pflege</strong>personen ...................... 13<br />

Abb. 6: Häufigkeit <strong>der</strong> verschiedenen Demenzformen ...................................................... 23<br />

Abb. 7: <strong>Betreuung</strong>ssituation in Österreich ........................................................................ 28<br />

Abb. 8: <strong>Betreuung</strong>ssituation in Vorarlberg vor <strong>der</strong> Daueraufnahme in ein <strong>Pflege</strong>heim ...... 31<br />

Abb. 9: Bevölkerungsstruktur im Bezirk Bludenz nach Altersgruppen ............................. 54<br />

Abb. 10: Menschen mit Demenz im Bezirk Bludenz nach Altersgruppen ......................... 54<br />

Abb. 11: Altersstruktur <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen ........................................................ 58<br />

Abb. 12: <strong>Pflege</strong>dauer in Jahren......................................................................................... 59<br />

Abb. 13: Alter <strong>der</strong> gepflegten Person ............................................................................... 60<br />

Abb. 14: <strong>Pflege</strong>geldstufen <strong>der</strong> zu betreuenden Personen ................................................... 61<br />

Abb. 15: Grad <strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen nach <strong>Pflege</strong>geldstufen ........................ 61<br />

Abb. 16: Grad <strong>der</strong> Verwirrtheit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen nach <strong>Pflege</strong>geldstufen ................... 62<br />

Abb. 17: Mittelwerte <strong>der</strong> aufgewendeten <strong>Pflege</strong>st<strong>und</strong>en pro Tag nach <strong>Pflege</strong>geldstufen ... 64<br />

Abb. 18: Von den <strong>Betreuung</strong>spersonen übernommene <strong>Pflege</strong>leistungen ........................... 65<br />

Abb. 19: Häufigkeit <strong>der</strong> Inanspruchnahme mobiler <strong>Die</strong>nste .............................................. 66<br />

Abb. 20: Informelle Unterstützung bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ............................................................. 67<br />

Abb. 21: Zeit für Schulungen zu pflegerischen Themen ................................................... 68<br />

Abb. 22: Zeit für Urlaub im letzten Jahr ........................................................................... 68<br />

Abb. 23: Nutzung von Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflegeplätzen ................................... 69<br />

Abb. 24: Gründe für die Ablehnung von Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege .................. 70<br />

Abb. 25: Ausmaß <strong>der</strong> psychischen Belastung (HPS) <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen............ 72<br />

Abb. 26: Ausmaß <strong>der</strong> psychischen Belastung (HPS) nach <strong>Pflege</strong>geldstufen ..................... 73<br />

Abb. 27: Häufigkeit <strong>der</strong> Überlastung von pflegenden Angehörigen .................................. 74<br />

Abb. 28: Überlastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen nach <strong>Pflege</strong>geldstufen ....................... 75<br />

Abb. 29: Körperliche Beschwerden <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ..... 76<br />

Abb. 30: Finanzielle Belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ............ 77<br />

IV


Tabellenverzeichnis<br />

Tab. 1: Diagnostische Kriterien für eine Demenz nach ICD 10 ......................................... 17<br />

Tab. 2: Vergleich akute Verwirrung, Demenz, Depression ............................................... 19<br />

Tab. 3: Prävalenz- <strong>und</strong> Inzidenzrate nach Altersgruppen laut EURODEM-Studie ............ 21<br />

Tab. 4: Anzahl von Demenzerkrankten in 1.000 in Österreich .......................................... 22<br />

Tab. 5: Ausmaß <strong>der</strong> Beeinträchtigung <strong>und</strong> des Unterstützungsbedarfs nach Schweregrad . 25<br />

Tab. 6: Höhe des <strong>Pflege</strong>geldes ab 01.01.2011................................................................... 42<br />

Tab. 7: Entwicklung im stationären <strong>und</strong> ambulanten Bereich (Vorarlberg 2003 – 2020) ... 45<br />

Tab. 8: Verwendete Suchbegriffe für die Literaturrecherche............................................. 48<br />

Tab. 9: Themenbereiche des Untersuchungsinstrumentes ................................................. 49<br />

Tab. 10: Interpretation des HPS-Summenwertes bei Demenzsyndrom .............................. 51<br />

Tab. 11: Aspekte <strong>der</strong> äußeren kriterienbezogenen Validität des HPS-Summenwertes in <strong>der</strong><br />

Demenz- <strong>und</strong> Nicht-Demenz-Gruppe ................................................................. 53<br />

Tab. 12: Inter-Item-Korrelation <strong>der</strong> HPS bezogen auf die vorliegende Untersuchung ....... 53<br />

Tab. 13: Geschlecht <strong>und</strong> Familienstand <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen ............................... 57<br />

Tab. 14: Verhältnis <strong>der</strong> betreuungsbedürftigen Person zur Hauptbetreuungsperson .......... 58<br />

Tab. 15: Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen in <strong>der</strong> Altersgruppe bis 60 Jahre .. 63<br />

V


Abkürzungsverzeichnis<br />

bzw. beziehungsweise<br />

d. h. das heißt<br />

f folgende Seite<br />

ff folgende Seiten<br />

HPS Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala<br />

MoHi Mobiler Hilfsdienst<br />

ÖBIG Ges<strong>und</strong>heit Österreich GmbH<br />

o.J. ohne Jahr<br />

o.S. ohne Seite<br />

u.a. unter an<strong>der</strong>em<br />

usw. <strong>und</strong> so weiter<br />

vgl. vergleiche<br />

z. B. zum Beispiel<br />

zit. n. zitiert nach<br />

VI


1 Einleitung<br />

1 Einleitung<br />

„<strong>Pflege</strong> kann nur gut gehen,<br />

wenn es den <strong>Pflege</strong>nden selbst gut geht.“<br />

(Jansen 1995, zit. n. Degam 2005, S. 4)<br />

Wie die meisten Industrienationen befindet sich auch Österreich in einer Phase des Wan-<br />

dels von einer demographisch jungen zu einer demographisch alten Gesellschaft. Während<br />

<strong>der</strong> Anteil junger Personen stetig abnimmt, wächst die Bevölkerungsgruppe <strong>der</strong> Über-60-<br />

Jährigen immer weiter an (vgl. Esclamada 2009, S. 25).<br />

<strong>Die</strong>se Bevölkerungszunahme älterer Menschen ist eingeb<strong>und</strong>en in gesellschaftliche Verän-<br />

<strong>der</strong>ungen. Vor allem die Entwicklungen innerhalb <strong>der</strong> Familienstrukturen <strong>und</strong> soziokultu-<br />

relle Einflüsse auf die <strong>Pflege</strong>bereitschaft sollten im Hinblick auf die zukünftige <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong> von älteren Menschen nicht außer Acht gelassen werden. Traditionell lag in<br />

Österreich <strong>der</strong> Schwerpunkt <strong>der</strong> Versorgung pflegebedürftiger Menschen bei <strong>der</strong> Familie.<br />

Altenpflege war <strong>und</strong> ist primär Familienpflege, genauer gesagt Frauenpflege, da die Mehr-<br />

heit <strong>der</strong> Hauptpflegepersonen weiblich ist. In <strong>der</strong> Sozialforschung werden seit längerem<br />

Faktoren diskutiert, die eine Schwächung des familiären Unterstützungspotentials erwarten<br />

lassen. Hierzu zählen unter an<strong>der</strong>em die steigende Berufstätigkeit <strong>der</strong> Frauen, seit länge-<br />

rem rückläufige Geburtenzahlen, Anstieg <strong>der</strong> Scheidungsraten, sowie die geringere Bereit-<br />

schaft <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>, familiäre <strong>Pflege</strong> zu leisten. (vgl. Brandenburg 2004, S. 50f).<br />

1.1 Problemdarstellung<br />

Mit steigen<strong>der</strong> Lebenserwartung nimmt auch die Anzahl <strong>der</strong> hilfs- <strong>und</strong> pflegebedürftigen<br />

Personen, die an Demenz erkranken, zu. Laut Gleichweit <strong>und</strong> Rossa (2009, S. 10) wird die<br />

Zahl <strong>der</strong> Demenzerkrankten in Österreich mit r<strong>und</strong> 100.000 beziffert.<br />

Ab dem sechzigsten Lebensjahr verdoppelt sich die Häufigkeit demenzieller Erkrankungen<br />

alle fünf Jahre, wobei die Erkrankungsrate bei den 65-Jährigen bei r<strong>und</strong> einem Prozent<br />

liegt <strong>und</strong> bei den 90-Jährigen auf über dreißig Prozent ansteigt. Der Anteil hochbetagter<br />

Menschen wird in unserer Gesellschaft weiterhin überproportional zunehmen, dadurch<br />

wird sich auch die Zahl betreuungsbedürftiger Demenzkranker in den nächsten Jahrzehnten<br />

stark vergrößern (vgl. Pochobrasky 2008, S. 2). Hochrechnungen zufolge wird sich die<br />

1


1 Einleitung<br />

Zahl <strong>der</strong> Demenzkranken bis zum Jahr 2050 auf r<strong>und</strong> 234.000 erhöhen (vgl. Wancata et al.<br />

2001, S. 177).<br />

Laut Berechnungen von Geser-Engleitner <strong>und</strong> Jochum (2009) soll sich die Zahl <strong>der</strong> an<br />

Demenz erkrankten Menschen in Vorarlberg von ungefähr 4050 im Jahr 2010 auf r<strong>und</strong><br />

5420 im Jahr 2020 erhöhen. Das entspricht einer Zunahme von einem Drittel innerhalb von<br />

10 Jahren.<br />

Weyerer (2005, S. 7) zufolge gehören Demenzen zu den häufigsten <strong>und</strong> folgenschwersten<br />

Erkrankungen im höheren Alter. Es kann davon ausgegangen werden, dass r<strong>und</strong> die Hälfte<br />

<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen in Privathaushalten an einer Demenz erkrankt ist. <strong>Die</strong> demenzielle<br />

Erkrankung ist mit Abstand <strong>der</strong> wichtigste Gr<strong>und</strong> für eine Aufnahme ins <strong>Pflege</strong>heim, da-<br />

durch ist <strong>der</strong> Anteil demenzkranker Heimbewohner in den letzten Jahrzehnten stark ange-<br />

stiegen.<br />

<strong>Die</strong> <strong>Pflege</strong> eines an Demenz erkrankten Familienmitglieds kommt ab einem gewissen<br />

Krankheitsstadium einer Vollzeitbeschäftigung gleich <strong>und</strong> kann die Angehörigen an die<br />

Grenzen ihrer Belastbarkeit bringen (vgl. Seidl/Labenbacher 2007, S. 29). Somit sind die<br />

pflegenden Angehörigen meist einer Vielzahl von physischen, psychischen <strong>und</strong> sozialen<br />

Belastungen ausgesetzt <strong>und</strong> laufen dadurch Gefahr, selbst zu erkranken (vgl. Mantovan<br />

2009, S. 223).<br />

Schneekloth <strong>und</strong> Wahl (2008, S. 58ff) beschreiben in einer repräsentativen Querschnittstu-<br />

die (N = 57.617), dass die Mehrheit <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen die <strong>Betreuung</strong> <strong>der</strong> Pfle-<br />

gebedürftigen in privaten Haushalten als belastend empfinden. So fühlen sich 42 Prozent<br />

<strong>der</strong> pflegenden Angehörigen stark <strong>und</strong> weitere 41 Prozent sogar sehr stark belastet.<br />

Als beson<strong>der</strong>s belastend für pflegende Angehörige beschreiben Höpflinger <strong>und</strong> Hugen-<br />

tobler (2005, S. 65) Stuhl- <strong>und</strong> Harninkontinenz, Sturzgefahr, Schlafstörungen <strong>und</strong> Kom-<br />

munikationsschwierigkeiten, jedoch auch apathisches, depressives o<strong>der</strong> ruheloses Verhal-<br />

ten <strong>der</strong> pflegebedürftigen Personen.<br />

Viele <strong>Pflege</strong>nde können die <strong>Betreuung</strong>sarbeit nur übernehmen, da sie keiner Berufstätig-<br />

keit mehr nachgehen. Sie sind entwe<strong>der</strong> pensioniert, gehen einer Hausfrauentätigkeit nach<br />

2


1 Einleitung<br />

o<strong>der</strong> schränkten ihre Berufstätigkeit ein bzw. gaben diese vollständig auf. Eine Zunahme<br />

<strong>der</strong> Frauenerwerbstätigkeit, das immer weiter steigende Pensionsantrittsalter sowie verän-<br />

<strong>der</strong>te Familienstrukturen werden die Möglichkeiten <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>sübernahme in <strong>der</strong> Zu-<br />

kunft erheblich min<strong>der</strong>n (vgl. Seidl/Labenbacher 2007, S. 29).<br />

1.2 Zielsetzung<br />

Ein Ziel <strong>der</strong> hier vorliegenden Untersuchung ist es, anhand <strong>der</strong> „Ist-Situation“ im Bezirk<br />

Bludenz, die subjektive Belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen, die durch die <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong> von Demenzkranken in <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> entsteht, zu erfassen, <strong>und</strong> zu be-<br />

schreiben. Weiters soll <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufwand, den pflegende Angehörige<br />

von an Demenz erkrankten Menschen leisten, dargestellt werden.<br />

Ein weiteres Ziel ist die Nutzung von Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangeboten (wie z. B.<br />

Hauskrankenpflege, Mobiler Hilfsdienst, Tagesbetreuungsstätten <strong>und</strong> Kurzzeitpflege) für<br />

pflegende Angehörige zu erheben. <strong>Die</strong>s dient dazu, den zukünftigen Bedarf von Unterstüt-<br />

zungs- <strong>und</strong> Entlastungsangeboten im Bezirk Bludenz zu klären.<br />

<strong>Die</strong> Untersuchung bezieht sich ausschließlich auf Menschen mit Demenz o<strong>der</strong> Morbus<br />

Alzheimer, die zuhause von Angehörigen gepflegt <strong>und</strong> von MitarbeiterInnen von professi-<br />

onellen <strong>Die</strong>nsten im extramuralen Bereich (Hauskrankenpflege o<strong>der</strong> mobiler Hilfsdienst)<br />

betreut werden. All jene an Demenz erkrankten Personen, die keine professionelle Hilfe in<br />

Anspruch nehmen, können in dieser Arbeit nicht berücksichtigt werden.<br />

3


2 Theoretischer Rahmen<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

In diesem Kapitel werden die Gr<strong>und</strong>lagen zum Verständnis dieser Arbeit dargelegt. Im<br />

theoretischen Teil <strong>der</strong> Arbeit wird zunächst <strong>der</strong> Begriff Belastung näher umrissen, einge-<br />

grenzt <strong>und</strong> mit Stresskonzepten in Verbindung gebracht. Im Anschluss daran wird die Er-<br />

krankung „Demenz“ dargestellt. Dabei werden die Diagnosestellung, Formen <strong>und</strong> Schwe-<br />

regrade <strong>der</strong> Erkrankung beschrieben. Danach wird auf die Situation <strong>der</strong> pflegenden Ange-<br />

hörigen näher eingegangen, wobei die Bereitschaft zur häuslichen <strong>Pflege</strong>, <strong>und</strong> das Ausmaß<br />

<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> aufgezeigt werden. Anschließend werden verschiedene Unterstützungs- <strong>und</strong><br />

Entlastungsmaßnahmen für pflegende Angehörige dargestellt. Das Kapitel endet mit einem<br />

Ausblick auf die zu erwartenden Entwicklungen im stationären <strong>und</strong> ambulanten <strong>Pflege</strong>be-<br />

reich in Vorarlberg.<br />

2.1 Belastung<br />

Im folgenden Kapitel wird <strong>der</strong> Begriff „Belastung“ beschrieben <strong>und</strong> anhand von Stress-<br />

konzepten sowie unterschiedlichen Belastungsmodellen in einen theoretischen Rahmen<br />

gebracht.<br />

2.1.1 Begriffliche Erläuterung <strong>und</strong> Eingrenzung<br />

<strong>Die</strong> Begriffe Belastung <strong>und</strong> Beanspruchung haben ihre Wurzeln in <strong>der</strong> technischen Me-<br />

chanik. Dort entwickelte die Arbeitswissenschaft ein Konzept, um Zusammenhänge zwi-<br />

schen Ursache <strong>und</strong> Wirkung darstellen zu können. Für die Beschreibung <strong>der</strong> Ursache- <strong>und</strong><br />

Wirkungszusammenhänge beim Menschen kann das davon abgeleitete Belastungs-<br />

Beanspruchungs-Modell herangezogen werden. (vgl. Hofmann et al. 2000, S. 13).<br />

Belastung ist im Rahmen <strong>der</strong> arbeitswissenschaftlichen Terminologie wertneutral zu sehen.<br />

Das gilt insbeson<strong>der</strong>e für den Bereich <strong>der</strong> psychischen Belastung, da diese in <strong>der</strong> Um-<br />

gangssprache häufig als etwas Negatives angesehen wird: Belastung ist somit das, was<br />

einen „belastet“ beziehungsweise das, was als „belastend erlebt“ wird (vgl. DIN Deutsches<br />

Institut für Normung e.V. 2002, S. 520).<br />

Auch wenn <strong>der</strong> Begriff in seinem Ursprung oft negativ assoziiert wird, darf jedoch nicht<br />

vergessen werden, dass Belastung auch Herausfor<strong>der</strong>ung <strong>und</strong> Chance bedeuten kann. Denn<br />

4


2 Theoretischer Rahmen<br />

gerade aus belastenden Situationen <strong>und</strong> Ereignissen resultieren oftmals persönliche Ent-<br />

wicklungsschritte, von denen man nicht weiß, ob diese ohne das Ereignis in dieser Art <strong>und</strong><br />

Weise möglich gewesen wären (vgl. Ugolini 2006, S. 14).<br />

Im „Brockhaus“ wird <strong>der</strong> Begriff „Belastung“ in den Bereichen Medizin <strong>und</strong> Psychologie<br />

definiert als<br />

„starke körperliche <strong>und</strong> seelische Beanspruchung durch anhaltende äußere<br />

o<strong>der</strong> innere Aktivität o<strong>der</strong> Reizeinwirkung[…]“ (zit. aus Brockhaus - Enzyklo-<br />

pädie, 21. Auflage).<br />

Schmidtke <strong>und</strong> Nachreiner (2002, S. 2) beschreiben psychische Belastung, dem Be-<br />

lastungs-Beanspruchungsmodell folgend, als<br />

„die Gesamtheit aller erfassbaren Einflüsse, die von außen auf den Menschen<br />

zukommen <strong>und</strong> psychisch auf ihn einwirken“.<br />

Psychische Belastung<br />

Individuelle Voraussetzungen<br />

des Menschen<br />

Psychische Beanspruchung<br />

Langfristige Folgen<br />

Abb. 1: Belastungs-Beanspruchungs-Modell nach Schmidtke <strong>und</strong> Nachreiner<br />

Quelle: wörtlich übernommen aus Zeitschrift für Arbeitswissenschaft 2002<br />

5


2 Theoretischer Rahmen<br />

Beanspruchung ist als Folge von Belastung zu sehen <strong>und</strong> ist laut Schmidtke <strong>und</strong> Nachrei-<br />

ner (2002, S. 2) die<br />

„[…]unmittelbare (nicht langfristige) Auswirkung <strong>der</strong> psychischen Belastung<br />

im Individuum in Abhängigkeit von seinen jeweiligen überdauernden <strong>und</strong> au-<br />

genblicklichen Voraussetzungen, einschließlich <strong>der</strong> individuellen Bewälti-<br />

gungsstrategien“.<br />

Durch diese Definitionen wird ersichtlich, dass Belastung an sich nur schwer gemessen<br />

werden kann. <strong>Die</strong> Folgen <strong>der</strong> Belastung in Form <strong>der</strong> Beanspruchung können allerdings<br />

erhoben werden. Abgeleitet davon gilt für den Bereich <strong>der</strong> psychischen Belastungen fol-<br />

gen<strong>der</strong> Schluss: Belastung bzw. Anfor<strong>der</strong>ung kann als Einwirkungsgröße <strong>und</strong> Beanspru-<br />

chung als Auswirkung angesehen werden. (vgl. Hofmann et al. 2000, S. 14ff).<br />

2.1.2 Belastung als Stress<br />

<strong>Die</strong> Begriffe „Belastung“ <strong>und</strong> „Stress“ werden oft miteinan<strong>der</strong> assoziiert. Zwar wird im<br />

deutschsprachigen Raum mehrheitlich von <strong>der</strong> Belastung pflegen<strong>der</strong> Angehörigen gespro-<br />

chen, bei genauer Betrachtung fällt jedoch auf, dass Stresskonzepte den theoretischen Hin-<br />

tergr<strong>und</strong> bilden. Der umgangssprachliche Stressbegriff im Sinne von Zeitdruck <strong>und</strong> Über-<br />

lastung ist möglicherweise nicht treffend genug, um die Situation <strong>der</strong> pflegenden Angehö-<br />

rigen zu beschreiben. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat sich <strong>der</strong> Begriff <strong>der</strong> Belastung in diesem Be-<br />

reich eher etabliert (vgl. Ugolini 2006, S. 14f).<br />

Urban (o.J., S. 2) definiert Stress als<br />

„ein Muster spezifischer <strong>und</strong> unspezifischer Reaktionen eines Organismus auf<br />

Reizereignisse [Stressoren], die sein Gleichgewicht […] stören <strong>und</strong> seine Fä-<br />

higkeiten strapazieren o<strong>der</strong> überschreiten […]“.<br />

Wird Belastung nun als eine Form von Stress betrachtet, können unterschiedliche Stress-<br />

konzepte zur Erläuterung herangezogen werden. In Abbildung 2 sind vier Stressmodelle<br />

dargestellt.<br />

6


Biologisch-<br />

physiologischer<br />

Stress<br />

Abb. 2: Modifizierte Einteilung von Stress<br />

Quelle: in Anlehnung an Holzer-Pruss 2000, S. 13<br />

2.1.2.1 Biologisch-physiologischer Stress<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Nach Vester (1976) setzt die Wahrnehmung von Gefahr viele biologische <strong>und</strong> chemische<br />

Abläufe in Gang, damit <strong>der</strong> Mensch vor Gefahren (z. B. wilden Tieren) flüchten kann. Der<br />

Wahrnehmungsimpuls läuft vom Großhirn in die signalisierende Zone des Zwischenhirns.<br />

Über die Hypophyse werden dann Botenstoffe an das Nebennierenmark entsendet, welches<br />

dafür verantwortlich ist, dass die Hormone Adrenalin <strong>und</strong> Noradrenalin ins Blut ausge-<br />

schüttet werden. Dadurch kommt es zu einer Erhöhung des Herzschlags <strong>und</strong> des Blut-<br />

drucks. <strong>Die</strong> Zirkulation <strong>der</strong> sauerstoffträchtigen Erythrozyten wird beschleunigt, <strong>und</strong> es<br />

kann mehr CO2 ausgeatmet werden. Zusätzlich werden Zucker- <strong>und</strong> Fettreserven freige-<br />

stellt, damit dem Organismus vermehrt Energie zur Verfügung steht, um sich auf die Be-<br />

gegnung <strong>und</strong> die Bewältigung <strong>der</strong> Gefahr konzentrieren zu können (vgl. Vester 1976, zit.<br />

n. Holzer-Pruss 2000, S. 14f).<br />

Biochemisch-<br />

physiologischer<br />

Stress<br />

Stress<br />

2.1.2.2 Biochemisch-physiologischer Stress<br />

Psycho-<br />

immunologischer<br />

Stress<br />

Psycho-sozialer<br />

Stress<br />

Das endokrine System <strong>und</strong> die von ihm gebildeten Hormone, stellen einen weiteren Berüh-<br />

rungspunkt zwischen Stress <strong>und</strong> körperlichen Reaktionen dar. Wenn das Stress-System<br />

aktiviert wird, beeinflusst es die Freisetzung des Hormons Cortisol in <strong>der</strong> Nebennierenrin-<br />

de. Wenn das Cortisol an den Rezeptoren des Hypothalamus eine gewisse Konzentration<br />

erreicht hat, wird dieses System normalerweise wie<strong>der</strong> deaktiviert. Bei gestressten Men-<br />

schen versagt dieser Schutz jedoch, <strong>und</strong> das Stress-System bleibt dauerhaft aktiviert (vgl.<br />

7


2 Theoretischer Rahmen<br />

Urban o.J., S. 7). In einer schwedischen Studie wurde festgestellt, dass Menschen in ver-<br />

antwortungsvollen Positionen (z. B. Ärzte) am Morgen eine höhere Plasmacortisonkon-<br />

zentration aufweisen als beispielweise Menschen in nicht so verantwortungsvollen Positio-<br />

nen. <strong>Die</strong>s kann als Zeichen für Stresssituationen angesehen werden (vgl. Holzer-Pruss<br />

2000, S. 17).<br />

2.1.2.3 Psycho-immunologischer Stress<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse zahlreicher Untersuchungen haben die nachteiligen <strong>Auswirkungen</strong> von<br />

Stress auf verschiedene Aspekte des Immunsystems bei Menschen bestätigt. Es wurde be-<br />

wiesen, dass in Stresssituationen eine herabgesetzte Aktivität <strong>der</strong> natürlichen Killerzellen<br />

(Leukozyten) gegenüber Infektionserregern vorliegt. Zur Liste dieser auslösenden Stresso-<br />

ren gehören unter an<strong>der</strong>em Prüfungsstress, Schlafentzug, Scheidung, ein Trauerfall o<strong>der</strong><br />

die <strong>Pflege</strong> eines sehr kranken Menschen, z. B. eines Alzheimer-Patienten. Der Nachweis<br />

des Einflusses von Stress auf das Immunsystem ist sehr bedeutend <strong>und</strong> zeigt auf, dass die<br />

schädliche Auswirkung von Stress auf die Ges<strong>und</strong>heit noch viel größer <strong>und</strong> vielfältiger ist,<br />

als bisher angenommen wurde (vgl. Holzer-Pruss 2000, S. 17; Urban o.J., S. 18ff).<br />

2.1.2.4 Psycho-sozialer Stress<br />

Der Begriff „psycho-sozialer Stress“ kann weiter unterteilt werden: in Belastungssituatio-<br />

nen, Krisen, kritische Lebensereignisse <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen auf die Ges<strong>und</strong>heit. Lazarus <strong>und</strong><br />

Folkman (1984) haben das „transaktionale Erklärungsmodell“ entwickelt. Bei diesem Mo-<br />

dell werden Stresssituationen als komplexe Prozesse <strong>der</strong> Auseinan<strong>der</strong>setzung mit den Be-<br />

lastungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Situation betrachtet. Wesentlich dabei ist, dass emotio-<br />

nale Reaktionen durch die Person <strong>und</strong> ihre Bewertung <strong>der</strong> Ereignisse gesteuert werden,<br />

<strong>und</strong> dadurch die Gr<strong>und</strong>lage für Handlungen bilden. Genau dieser Prozess <strong>der</strong> Handlungs-<br />

steuerung ist es, <strong>der</strong> <strong>Auswirkungen</strong> auf körperliche Vorgänge hat, z. B. in Form von Blut-<br />

drucksteigerung o<strong>der</strong> einem Ulcus ventriculi, dies kann als die pathologische Form <strong>der</strong><br />

Anpassung angesehen werden (vgl. Lazarus/Folkman 1984, zit. n. Holzer-Pruss 2000, S.<br />

17; Urban o.J., S. 4).<br />

2.1.3 Belastungs-Bewältigungs-Modell<br />

Nach Lazarus <strong>und</strong> Launier (1978) wird unter Bewältigung die Bemühung verstanden, An-<br />

for<strong>der</strong>ungen <strong>und</strong> Belastungen in den Griff zu bekommen <strong>und</strong> diese zu meistern. Das Ziel<br />

8


2 Theoretischer Rahmen<br />

dabei ist es, dass die persönliche Handlungsfähigkeit erhalten bleibt, <strong>und</strong> wenn möglich die<br />

Ursache <strong>der</strong> Belastung zurückgedrängt o<strong>der</strong> zumindest abgeschwächt wird. Ist dies nicht<br />

möglich, kann versucht werden die Belastung durch emotionale Umstellung zu tolerieren<br />

<strong>und</strong> zu ertragen. Welche Art <strong>der</strong> Bewältigung jeweils die beste <strong>und</strong> angemessenste ist,<br />

hängt ab von <strong>der</strong> Art <strong>der</strong> Belastung, den Persönlichkeitsmerkmalen <strong>und</strong> den sozialen Hilfe-<br />

ressourcen, die eine Person aktivieren kann (vgl. Lazarus/Launier 1978, zit. n. Hurrelmann<br />

2002, S. 57f).<br />

Gesellschaftliche Bedingungen in Arbeit,<br />

Bildung <strong>und</strong> sozialem Netzwerk<br />

B<br />

Belastung im Lebensalltag<br />

- Entwicklungsaufgaben<br />

- Lebensübergänge<br />

- Rollenkonflikte<br />

- Kritische Lebensereignisse<br />

Individuelle Bedingungen von genetischer Dispo-<br />

sition, Temperament <strong>und</strong> Persönlichkeitsstruktur<br />

Abb. B 3: Belastungs-Bewältigungs-Modell<br />

Quelle: Hurrelmann 2000, S. 271<br />

<strong>Die</strong> erfolgreiche Bewältigung ist die Gr<strong>und</strong>lage dafür, dass ein Mensch auch weiterhin<br />

eine produktive Verarbeitung von Belastungen <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen mit gesun<strong>der</strong> Persön-<br />

lichkeitsentwicklung leisten kann. Ausschlaggebend für eine gelingende Bewältigung ist<br />

<strong>der</strong> Variantenreichtum bei <strong>der</strong> Auswahl von Bewältigungsstrategien (Coping) sowie die<br />

Resilienz (Wi<strong>der</strong>standskraft) eines Menschen. Dabei ist entscheidend, sich durch heraus-<br />

for<strong>der</strong>nde <strong>und</strong> bedrohende Lebenssituationen nicht in Panikreaktionen hineintreiben zu<br />

lassen. Ist die Bewältigung nicht erfolgreich, kann es zu einer gestörten Realitätsverarbei-<br />

tung <strong>und</strong> in weiterer Folge zu einer Überbeanspruchung in Form von sozialer Abweichung,<br />

psychischen Störungen <strong>und</strong> körperlichen Erkrankungen kommen (vgl. Hurrelmann 2002,<br />

S. 270ff).<br />

Versuch <strong>der</strong><br />

Bewältigung<br />

Gelingende Bewältigung<br />

- soziale Integration<br />

- psychisches Wohlbefinden<br />

- körperliche Integrität<br />

mit gesicherter Identität<br />

Nicht gelingende Bewältigung<br />

- soziale Abweichung<br />

- psychische Störung<br />

- körperliche Krankheit<br />

mit ungesicherter Identität<br />

9


2.1.4 Ein theoretisches Modell zur pflegebedingten Belastung<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Es gab in <strong>der</strong> Sozialforschung immer wie<strong>der</strong> Versuche, den Begriff „Belastung“ in einen<br />

theoretischen Rahmen einzubinden <strong>und</strong> davon eine theoriegeleitete Definition des Kon-<br />

zepts abzuleiten. In diesem Zusammenhang waren bisher meistens stresstheoretische Kon-<br />

zepte von Bedeutung, die zwischen objektiver <strong>und</strong> subjektiver Belastung unterschieden.<br />

Hierbei wird davon ausgegangen, dass Belastung <strong>und</strong> negative Befindlichkeit nicht gleich-<br />

zusetzen sind, jedoch kann verringertes Wohlbefinden bzw. <strong>der</strong> Zusammenbruch <strong>der</strong> häus-<br />

lichen <strong>Pflege</strong>situation die langfristige Folge <strong>der</strong> pflegebedingten Belastung sein. Ein weite-<br />

rer Aspekt ist die Differenzierung zwischen primären Stressoren, die sich aus den direkten<br />

Aufgaben <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> zusammensetzen <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Stressoren,<br />

welche sich aus diesen Aufgaben für an<strong>der</strong>e Lebensbereiche <strong>der</strong> Angehörigen ergeben<br />

(vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 158f).<br />

Kontext<br />

- Alter<br />

- Ge-<br />

schlecht<br />

- Persön-<br />

lich-<br />

keit<br />

- Verfügbar-<br />

barkeit<br />

von<br />

Unter-<br />

stützung<br />

Primäre Stressoren<br />

Objektive Indikatoren<br />

- Unterstützung bei<br />

(I)ADL<br />

- Beaufsichtigung<br />

- Emot. Unterstützung<br />

- Praktische <strong>Pflege</strong>-<br />

aufgaben<br />

- Verhaltensprobleme<br />

Subjektive Indikatoren<br />

- Überlastung<br />

- Aggressivität<br />

- Trauer, Verlust<br />

Sek<strong>und</strong>äre Stressoren<br />

Objektive Indikatoren<br />

- Konflikte zw.<br />

persönlichen<br />

Bedürfnissen u.<br />

<strong>Pflege</strong>an-<br />

for<strong>der</strong>ungen<br />

- Rollenkonflikte<br />

(z.B. Arbeit –<br />

Familie)<br />

- Praktische <strong>Pflege</strong>-<br />

aufgaben<br />

Subjektive Indikatoren<br />

- Rollenüberlastung<br />

- Isolation, Einsamkeit<br />

Mo<strong>der</strong>atoren<br />

- Coping<br />

- Soziale Unterstützung<br />

Konsequenzen<br />

- Ges<strong>und</strong>heit<br />

- Subjektives<br />

Wohlbefinden<br />

Abb. 4: Modifiziertes Modell zur pflegebedingten Belastung nach Pearlin et al. (1990) <strong>und</strong><br />

Zarit (1992)<br />

Quelle: Gutzmann/Zank 2005, S. 160<br />

10


Kontextvariablen<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Als Kontextvariablen werden die soziodemographischen Merkmale des <strong>Pflege</strong>bedürftigen<br />

<strong>und</strong> des pflegenden Angehörigen bezeichnet, ebenso die Qualität <strong>der</strong> Beziehung vor Aus-<br />

bruch <strong>der</strong> Erkrankung. <strong>Die</strong> Kontextvariablen beeinflussen direkt o<strong>der</strong> indirekt den <strong>Pflege</strong>-<br />

prozess (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 159).<br />

Primäre <strong>und</strong> Sek<strong>und</strong>äre Stressoren<br />

Unter primären Stressoren versteht man die Aufgaben <strong>und</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen, die direkt aus<br />

<strong>der</strong> Erkrankung <strong>und</strong> den damit verb<strong>und</strong>enen Einschränkungen resultieren. Hierzu zählen<br />

Alltagsaktivitäten, <strong>der</strong> Umgang mit emotionalen Problemen <strong>und</strong> Verhaltensproblemen so-<br />

wie die Konfrontation mit Persönlichkeitsverän<strong>der</strong>ungen, kognitiven Defiziten <strong>und</strong> körper-<br />

lichen Symptomen. In weiterer Folge ergeben sich aus den primären Stressoren Anforde-<br />

rungen in an<strong>der</strong>en Bereichen des Lebens wie z. B. Beruf, Freizeit <strong>und</strong> Familie. <strong>Die</strong>se Be-<br />

reiche können dann zu sek<strong>und</strong>ären Stressoren werden. Dabei gilt, je länger <strong>und</strong> schwerer<br />

die primäre Belastung ist, desto wahrscheinlicher ist das Auftreten von sek<strong>und</strong>ären Stresso-<br />

ren. Sowohl bei den primären als auch bei den sek<strong>und</strong>ären Stressoren kommt es wesentlich<br />

darauf an, wie stressreiche Ereignisse subjektiv bewertet werden bzw. welche Ressourcen<br />

(Energie, Zeit, finanzielle Mittel) <strong>der</strong> Person zur Verfügung stehen. <strong>Die</strong> Einschätzung des<br />

pflegenden Angehörigen, ob ausreichend Ressourcen zur Verfügung stehen o<strong>der</strong> mobili-<br />

siert werden können, um die <strong>Pflege</strong>anfor<strong>der</strong>ung zu bewältigen, stellt den entscheidenden<br />

Prädikator für die Stabilität <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> dar (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 159f).<br />

Coping <strong>und</strong> Unterstützung<br />

Individuelles Coping <strong>und</strong> die verfügbare soziale Unterstützung sind maßgebliche Faktoren,<br />

die einen bedeutenden Einfluss auf den Verlauf des häuslichen <strong>Pflege</strong>arrangements haben.<br />

Dabei haben die sozialen Ressourcen des Angehörigen eine große Bedeutung, um die In-<br />

teraktion zwischen primären <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>ären Stressoren <strong>und</strong> den längerfristigen Konse-<br />

quenzen für die Befindlichkeit des Angehörigen aufzuzeigen (vgl. Gutzmann/Zank 2005,<br />

S. 159). Nur pflegende Angehörige, die handlungsorientiert sind <strong>und</strong> die vorhandenen Res-<br />

sourcen wahrnehmen, können ausreichend Kraft aufbringen, um mit belastenden Situatio-<br />

nen fertig zu werden. Fehlt einer dieser Faktoren kann sich das Verhältnis umdrehen, <strong>und</strong><br />

die Last wird somit größer als die Kraft (vgl. Seidl/Labenbacher 2007, S. 70).<br />

11


2 Theoretischer Rahmen<br />

„Ausgehend von dieser theoretischen Basis lässt sich Belastung als situations-<br />

spezifisches, mehrdimensionales Konstrukt betrachten, wobei die Trennung<br />

zwischen objektiver <strong>und</strong> subjektiv wahrgenommener Belastung zentral ist […]“<br />

(Gutzmann/Zank 2005, S. 159).<br />

Gleichbedeutend beschreiben Blom <strong>und</strong> Duijnstee (1999, zit. n. Seidl/Labenbacher 2007,<br />

S. 42ff), dass sich das Ausmaß <strong>der</strong> Belastung aus dem Verhältnis zwischen Last <strong>und</strong> Be-<br />

lastbarkeit ergibt, wobei immer von <strong>der</strong> subjektiv empf<strong>und</strong>enen Belastung des pflegenden<br />

Angehörigen <strong>und</strong> nicht von beobachtbaren Belastungsfaktoren (Schweregrad <strong>der</strong> Erkran-<br />

kung, Ges<strong>und</strong>heitsprobleme des pflegenden Angehörigen) ausgegangen wird. <strong>Die</strong> subjek-<br />

tiv erlebte Belastung wird von Faktoren wie Handhabung, Akzeptanz, <strong>und</strong> Motivation<br />

beeinflusst.<br />

Unter Handhabung versteht man den praktischen Umgang mit dem Erkrankten <strong>und</strong><br />

das Gefühl des Vertrautseins mit <strong>der</strong> Krankheit.<br />

Der Faktor Akzeptanz beinhaltet die Bereitschaft, eine Situation so anzunehmen,<br />

wie sie ist.<br />

Unter Motivation werden alle persönlichen Gründe zusammengefasst, die dazu<br />

führten, die <strong>Pflege</strong> zu übernehmen.<br />

12


2.1.5 <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong><br />

Subjektive<br />

Belastung<br />

familiärer<br />

<strong>Pflege</strong>personen<br />

„<strong>Pflege</strong>stil“<br />

d.h. Art des<br />

Umgangs zwischen<br />

<strong>Pflege</strong>personen u.<br />

gepflegter Person<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Wie bereits erwähnt, ist die subjektive Belastung von pflegenden Angehörigen ein zentra-<br />

les Merkmal des häuslichen <strong>Pflege</strong>arrangements. In welchem Ausmaß sich die familiäre<br />

<strong>Pflege</strong>person belastet fühlt, beeinflusst erheblich den <strong>Pflege</strong>stil, die Ges<strong>und</strong>heit <strong>und</strong> die<br />

Mortalität von <strong>Pflege</strong>personen sowie den Fortbestand <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> (vgl. Grä-<br />

ßel 2001, S. 4).<br />

Fortbestand <strong>der</strong><br />

häuslichen <strong>Pflege</strong><br />

versus Übergang zu<br />

stationärer <strong>Pflege</strong><br />

Abb. 5: <strong>Auswirkungen</strong> subjektiver Belastungen familiärer <strong>Pflege</strong>personen<br />

Quelle: Gräßel 2001, S. 4<br />

<strong>Pflege</strong>stil<br />

Ges<strong>und</strong>heit<br />

<strong>der</strong><br />

familiären<br />

<strong>Pflege</strong>person<br />

Mortalitäts-<br />

risiko<br />

für pflegende<br />

Ehepartner/innen<br />

Es kommt bei stärker belasteten <strong>Pflege</strong>personen häufiger zu aggressiven Verhal-<br />

tensweisen gegenüber <strong>der</strong> zu pflegenden Person, als bei weniger belasteten <strong>Pflege</strong>n-<br />

den (vgl. Grafström et al. 1993, zit. n. Gräßel 2001, S. 5). <strong>Die</strong>s lässt sich häufig auf<br />

große psychische Erschöpfung <strong>und</strong> Verzweiflung zurückführen (vgl. Swagerty<br />

1999, zit. n. Degam 2005, S. 8).<br />

13


Ges<strong>und</strong>heit<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Je stärker die subjektive Belastung ist, desto häufiger <strong>und</strong> ausgeprägter treten kör-<br />

perliche Beschwerden bei den <strong>Pflege</strong>personen auf (vgl. Gräßel 2001, S. 5). Bei-<br />

spielsweise haben pflegende Angehörige bis zu 50% mehr körperliche Beschwer-<br />

den als <strong>der</strong> Durchschnitt <strong>der</strong> Bevölkerung. Etwa 75% leiden an körperlicher Er-<br />

schöpfung <strong>und</strong> Glie<strong>der</strong>schmerzen, weitere 60% geben Herz- <strong>und</strong> Magenbeschwer-<br />

den an (vgl. Gräßel 1998, zit. n. Degam 2005, S. 8).<br />

Mortalitätsrisiko<br />

<strong>Pflege</strong>nde Ehepartner sind in vielen Bereichen stärker belastet als pflegende Töch-<br />

ter <strong>und</strong> Schwiegertöchter (vgl. Zank/Schacke 2006, S. 41). Somit erhöht sich das<br />

Mortalitätsrisiko bei emotional <strong>und</strong> körperlich stark belasteten Ehepartnern um bis<br />

zu 64% (vgl. Schulz 1999, zit. n. Degam 2005, S. 6).<br />

Fortbestand <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong><br />

<strong>Die</strong> hohe subjektive Belastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden ist <strong>der</strong> bedeutendste Gr<strong>und</strong> für die<br />

Unterbringung einer an Demenz erkrankten Person in einem <strong>Pflege</strong>heim. (vgl. Grä-<br />

ßel 2007, S. 17). Verschiedene Studien weisen darauf hin, dass stärker belastete<br />

<strong>Pflege</strong>personen die häusliche <strong>Pflege</strong> häufiger <strong>und</strong> frühzeitiger aufgeben als weniger<br />

belastete <strong>Pflege</strong>personen (vgl. Gräßel 2001, S. 5; Schäufele et al. 2006, S. 9).<br />

2.1.6 Belastung pflegen<strong>der</strong> Angehöriger demenziell Erkrankter<br />

Wie im vorhergehenden Kapitel beschrieben, sind die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong> auf die Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen erheblich. Zudem werden diese<br />

durch eine oftmals lange <strong>Pflege</strong>dauer noch verstärkt. Daher sind vor allem pflegende An-<br />

gehörige von Demenzkranken stark gefährdet, aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> auf sie einwirkenden Belas-<br />

tungen zu sogenannten Sek<strong>und</strong>ärpatienten zu werden. Oft leisten sie über Jahre einen 24-<br />

St<strong>und</strong>en-<strong>Die</strong>nst, da meistens die R<strong>und</strong>-um-<strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> nicht ausschließlich die <strong>Pflege</strong><br />

des Betroffenen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> steht (vgl. Pochobradsky et al. 2005, S. 64ff).<br />

Eine Studie des Deutschen B<strong>und</strong>esministeriums für Familie, Senioren, Frauen <strong>und</strong> Jugend<br />

ergab, dass mit zunehmendem Demenzschweregrad <strong>der</strong> Hilfe- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sbedarf er-<br />

14


2 Theoretischer Rahmen<br />

heblich höher ist als bei <strong>Pflege</strong>bedürftigen, die nicht an Demenz leiden. So konnten bei-<br />

spielsweise nur 12% <strong>der</strong> schwer <strong>und</strong> 30% <strong>der</strong> mittelschwer Demenzkranken ohne Schwie-<br />

rigkeiten mehrere St<strong>und</strong>en alleine gelassen werden. Im Gegensatz dazu lag <strong>der</strong> vergleich-<br />

bare Prozentsatz bei den hilfs- <strong>und</strong> pflegebedürftigen Menschen ohne Demenz bei 84%.<br />

<strong>Die</strong> daraus resultierende Belastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>personen wurde am stärksten durch das Vor-<br />

liegen sogenannter nicht-kognitiver Symptome, wie z. B. Apathie, Depressivität, Schlafstö-<br />

rungen, Reizbarkeit o<strong>der</strong> Aggressionen bestimmt. Je mehr sich diese Symptome bei <strong>der</strong><br />

demenzkranken Person manifestierten, desto größer war die subjektive Belastung <strong>der</strong> pfle-<br />

genden Person. Zusätzlich wirkten sich auf die Belastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>person folgende As-<br />

pekte aus: Wurde die wahrgenommene Unterstützung aus dem persönlichen Umfeld (z. B.<br />

Fre<strong>und</strong>e, Nachbarn) hoch eingeschätzt, verringerte sich dadurch die subjektive wahrge-<br />

nommene Belastung, ebenso wirkte sich eine positive Einstellung gegenüber <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>si-<br />

tuation belastungsmin<strong>der</strong>nd aus. Männliche <strong>Pflege</strong>personen waren in dieser Studie im<br />

Durchschnitt emotional deutlich weniger belastet <strong>und</strong> wiesen im Vergleich zu den weibli-<br />

chen <strong>Pflege</strong>personen weniger depressive Symptome auf (vgl. Schäufele et al. 2006, S. 9).<br />

15


2.2 Demenz<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Im folgenden Kapitel wird die Erkrankung Demenz beschrieben, wobei auf die Diagnose-<br />

stellung, das klinische Bild, die Inzidenz <strong>und</strong> Prävalenz <strong>der</strong> Erkrankung näher eingegangen<br />

wird. Im Anschluss folgt ein Überblick über die Demenzformen sowie eine Einteilung<br />

nach Schweregraden.<br />

2.2.1 Begriffliche Erläuterung<br />

Der Begriff „Demenz“ kommt aus dem lateinischen (mens = Verstand, de = abnehmend)<br />

<strong>und</strong> bedeutet so viel wie abnehmen<strong>der</strong> Verstand o<strong>der</strong> chronisch fortschreiten<strong>der</strong> Hirnabbau<br />

mit Verlust <strong>der</strong> früheren Denkfähigkeit. Viele gebräuchliche Definitionen von Demenz<br />

erscheinen wie eine negative Etikettierung. <strong>Die</strong> Begriffe wirken negativ <strong>und</strong> speziell Laien<br />

machen sich ein falsches Bild davon, was es bedeutet, an Demenz zu leiden (vgl. Messer<br />

2004, S. 14).<br />

Da dem Begriff „Demenz“ bislang keine einheitliche Definition zugr<strong>und</strong>e liegt, wird er<br />

vielmehr als Überbegriff für eine ganze Reihe von hirnorganischen Degenerationserschei-<br />

nungen verwendet (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 2). Zu beachten ist jedoch, dass die<br />

Demenz keineswegs eine normale Alterserscheinung ist, die jeden mehr o<strong>der</strong> weniger be-<br />

trifft. Sie ist vielmehr eine Erkrankung, die typischerweise im Alter auftritt (vgl. Vollmar<br />

et al. 2005, o.S.).<br />

Weyerer (2001, S. 149) beschreibt Demenz als ein fortschreiten<strong>der</strong> Verlust an Gedächtnis-<br />

leistungen, <strong>der</strong> meist nach mehrjährigem Verlauf in geistigen Verfall mit Verlust <strong>der</strong><br />

Sprachfähigkeit übergeht <strong>und</strong> letztendlich zur völligen <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit führt.<br />

<strong>Die</strong> Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) definiert Demenz als<br />

„[…]eine erworbene globale Beeinträchtigung <strong>der</strong> höheren Hirnfunktionen<br />

einschließlich des Gedächtnisses, <strong>der</strong> Fähigkeit, Alltagsprobleme zu lösen,<br />

sensomotorischer <strong>und</strong> sozialer Fertigkeiten <strong>der</strong> Sprache <strong>und</strong> Kommunikation,<br />

sowie <strong>der</strong> Kontrolle emotionaler Reaktionen, ohne Bewusstseinsstörung. Meist<br />

ist <strong>der</strong> Verlauf progredient (fortschreitend), nicht notwendigerweise irreversi-<br />

bel“ (Messer 2009, S. 15).<br />

16


2 Theoretischer Rahmen<br />

Laut Gutzmann <strong>und</strong> Zank (2005, S. 25) beeinträchtigt eine Demenz neben Funktionen, die<br />

die geistigen Fähigkeiten betreffen, auch nichtkognitive Systeme wie Wahrnehmung, Af-<br />

fektivität <strong>und</strong> Persönlichkeitsmerkmale eines Menschen.<br />

2.2.2 Diagnosestellung <strong>und</strong> klinisches Bild<br />

<strong>Die</strong> Diagnosestellung einer demenziellen Erkrankung sollte nach den international aner-<br />

kannten Kriterien des ICD-10 (International Classification of Diseases) erfolgen. Wesent-<br />

liche Symptome für die Diagnosesicherung sind <strong>der</strong> Nachweis einer Abnahme des Ge-<br />

dächtnisses <strong>und</strong> des Denkvermögens einhergehend mit einer erheblichen Beeinträchtigung<br />

im Bereich <strong>der</strong> Aktivität des täglichen Lebens (vgl. Härter/Hüll 2005, o.S.).<br />

<strong>Die</strong> Störung des Gedächtnisses beeinträchtigt:<br />

Aufnahme, Speichern <strong>und</strong> Wie<strong>der</strong>gabe neuer Information<br />

Verlust von früher gelerntem <strong>und</strong> vertrautem Material<br />

<strong>Die</strong> Beeinträchtigung des Denkvermögens führt zu:<br />

Störung <strong>der</strong> Fähigkeit zum vernünftigen Urteilen<br />

Vermin<strong>der</strong>ung des Ideenflusses<br />

Beeinträchtigung <strong>der</strong> Informationsverarbeitung<br />

Daraus muss eine alltagsrelevante Einschränkung <strong>der</strong> Lebensführung resultieren.<br />

Tab. 1: Diagnostische Kriterien für eine Demenz nach ICD-10<br />

Quelle: in Anlehnung an Härter/Hüll 2005, o.S.<br />

Für die Diagnosestellung eines demenziellen Syndroms müssen die erwähnten Symptome<br />

für mindestens sechs Monate bestehen. Zudem darf keine Störung des Bewusstseins<br />

vorliegen (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 25).<br />

Wenn eine Person scheinbar nur manchmal verwirrt ist, ist es wichtig abzuklären, ob sie<br />

sich vielleicht in einem Delir (akuter Verwirrtheitszustand) befindet. <strong>Die</strong>ser Zustand kann<br />

durch eine akute körperliche Erkrankung, wie z. B. eine Lungenentzündung o<strong>der</strong> eine<br />

Stoffwechselentgleisung im Rahmen eines Diabetes ausgelöst werden. Wird in diesen Fäl-<br />

len jedoch die Grun<strong>der</strong>krankung behandelt, bilden sich die demenzähnlichen Symptome<br />

17


2 Theoretischer Rahmen<br />

normalerweise wie<strong>der</strong> zurück. Ebenso kann eine Depression aufgr<strong>und</strong> extremer Apathie<br />

einer Demenz sehr ähnlich sein, die Medizin bezeichnet dies als Pseudodemenz (vgl.<br />

Bowlby Sifton 2008, S.118; Messer 2009, S. 17).<br />

Da sich die Symptome einer Depression, einer akuten Verwirrung <strong>und</strong> einer chroni-<br />

schen Verwirrung als Folge einer demenziellen Entwicklung durchaus ähnlich sein kön-<br />

nen, muss für die richtige Diagnosestellung auf folgende Unterschiede genau geachtet<br />

werden (vgl. Glaus Hartmann 2000, S. 85):<br />

Klinische<br />

Merkmale<br />

Ausbruch<br />

Verlauf<br />

Entwicklung<br />

Dauer<br />

Bewusstsein<br />

Orientierung<br />

Denken<br />

Gedächtnis<br />

Akute Verwirrung<br />

Delir<br />

akut/subakut, abhängig<br />

von Ursache; häufig in<br />

<strong>der</strong> Dämmerung/nachts<br />

kurz, Tagesschwankungen<br />

in den Symptomen<br />

Chronische Verwirrung<br />

Demenz<br />

chronisch, in <strong>der</strong> Regel schleichende<br />

Entwicklung<br />

lang, unabhängig von <strong>der</strong> Tageszeit,<br />

Symptome zunehmend, jedoch<br />

relativ stabil über längere Zeit<br />

abrupt langsam, jedoch unterschiedlich<br />

St<strong>und</strong>en bis zu einem<br />

Monat, selten länger<br />

reduziert, kann getrübt<br />

sein, Bewusstseinsverschiebung<br />

in <strong>der</strong> Regel beeinträchtigt,<br />

Schweregrad variiert<br />

ungeordnet, fragmentiert,<br />

unzusammenhängende<br />

Sprechweise, langsam<br />

o<strong>der</strong> beschleunigt<br />

Kurz- <strong>und</strong> Ultrakurzzeitgedächtnis<br />

beeinträchtigt<br />

Monate bis Jahre<br />

klar, Hirnleistungsschwäche<br />

kann beeinträchtigt sein, abhängig<br />

vom Gedächtnisausfall<br />

Schwierigkeiten mit Abstraktion,<br />

Denken erschwert, auf Konkretes<br />

beschränkt, Urteilsfähigkeit beeinträchtigt,<br />

Wortfindungsstörungen<br />

Kurz- <strong>und</strong> Langzeitgedächtnis beeinträchtigt<br />

Depression<br />

Im Zusammenhang mit<br />

einschneidenden Lebensverän<strong>der</strong>ungen/Krisen<br />

häufig;<br />

abrupter Beginn<br />

abhängig von <strong>der</strong> Tageszeit,<br />

schlimmer am<br />

Morgen;<br />

situationsbedingte<br />

Schwankungen<br />

unterschiedlich schnell<br />

<strong>und</strong> langsam<br />

mind. 2 Wochen, mehrere<br />

Monate bis Jahre<br />

klar<br />

selektive Desorientierung<br />

intakt, aber mit Themen<br />

von Hoffungslosigkeit,<br />

Hilflosigkeit<br />

o<strong>der</strong> Selbstmissbilligung<br />

selektive o<strong>der</strong> lückenhafte<br />

Beeinträchtigung<br />

18


Klinische<br />

Merkmale<br />

Wahrnehmung<br />

Weitere<br />

Merkmale<br />

Akute Verwirrung<br />

Delir<br />

verzerrt, Illusionen,<br />

Wahnvorstellungen,<br />

Schwierigkeit zwischen<br />

Realität <strong>und</strong> Täuschung<br />

zu unterscheiden<br />

affektive Verän<strong>der</strong>ungen,<br />

Symptome von Übererregung<br />

ohne äußeren<br />

Anlass, Verstärkung von<br />

Charakterzügen in Verbindung<br />

mit akuter physischer<br />

Erkrankung,<br />

Unruhe, „Nesteln“<br />

Chronische Verwirrung<br />

Demenz<br />

Täuschungen fehlen in <strong>der</strong><br />

Regel<br />

Affekte tendieren dazu, oberflächlich<br />

labil zu sein. Versuche, intellektuelle<br />

Defizite zu verbergen,<br />

Persönlichkeitsverän<strong>der</strong>ungen<br />

Aphasie, Störung des Erkennens<br />

kann vorhanden sein<br />

Tab. 2: Vergleich akute Verwirrung, Demenz, Depression<br />

Quelle: in Anlehnung an Glaus Hartmann 2000, S. 86f<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Depression<br />

intakt, keine Sinnestäuschungen<br />

<strong>und</strong> Halluzinationen,<br />

außer in<br />

schweren Fällen<br />

bedrückte Stimmung,<br />

deprimiert, starke subjektive<br />

Klagen, beschäftigt<br />

mit persönlichen<br />

Gedanken, Einsicht<br />

vorhanden, differenziert<br />

im verbalen<br />

Ausdruck, leiden an<br />

Schuldgefühlen <strong>und</strong><br />

Angst zu Versagen<br />

Bisher gibt es keine bestimmte Untersuchung <strong>und</strong> kein bestimmtes Verfahren, um Demenz<br />

bei einer lebenden Person mit hun<strong>der</strong>tprozentiger Sicherheit zu diagnostizieren. <strong>Die</strong> klini-<br />

sche Diagnose wird in <strong>der</strong> Regel durch eine umfassende Krankengeschichte, ein Assess-<br />

ment <strong>der</strong> aktuellen Symptome <strong>und</strong> den Ausschluss an<strong>der</strong>er Ursachen gestellt. Bei 80% bis<br />

90% <strong>der</strong> Fälle ist eine so gef<strong>und</strong>ene Diagnose richtig (vgl. Bowlby Sifton 2008, S.128).<br />

2.2.3 Exkurs: <strong>Die</strong> <strong>Pflege</strong>diagnose „Chronische Verwirrtheit“<br />

<strong>Die</strong> North American Nursing Diagnosis (NANDA) definiert „chronische Verwirrtheit“ als<br />

„Irreversible, lang andauernde <strong>und</strong>/o<strong>der</strong> fortschreitende Verschlechterung von<br />

Intellekt <strong>und</strong> Persönlichkeit, gekennzeichnet durch eine vermin<strong>der</strong>te Fähigkeit,<br />

Umweltreize zu interpretieren; vermin<strong>der</strong>te intellektuelle Denkfähigkeit, <strong>und</strong><br />

angezeigt durch Störungen des Gedächtnisses, <strong>der</strong> Orientierung <strong>und</strong> des Ver-<br />

haltens“ (NANDA International 2010, S. 196).<br />

Neben dieser Definition listet die NANDA noch eine Reihe charakteristischer Merkmale<br />

<strong>der</strong> „Chronischen Verwirrtheit“ auf (NANDA International 2010, S. 196):<br />

19


2 Theoretischer Rahmen<br />

„Verän<strong>der</strong>te Interpretation Beeinträchtigtes Kurzzeitgedächtnis<br />

Persönlichkeitsverän<strong>der</strong>ung Beeinträchtigte Sozialkontakte<br />

Fortschreitende kognitive Beein-<br />

trächtigung<br />

Klinischer Nachweis für eine orga-<br />

nische Schädigung<br />

Lange bestehende kognitive Beein-<br />

trächtigung<br />

Keine Verän<strong>der</strong>ung im Bewusst-<br />

heitsgrad<br />

Beeinträchtigtes Langzeitgedächtnis Verän<strong>der</strong>te Reaktion auf Reize“<br />

Chronische Verwirrtheit <strong>und</strong> Demenz werden in <strong>der</strong> pflegerischen Fachliteratur häufig<br />

synonym verwendet. Sie scheinen sich auf dasselbe Phänomen zu beziehen, das von Medi-<br />

zinern <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>nden jedoch unterschiedlich benannt wird. Beispielsweise lässt die Defi-<br />

nition <strong>der</strong> WHO reversible Formen <strong>der</strong> Demenz zu, während NANDA Irreversibilität for-<br />

<strong>der</strong>t <strong>und</strong> somit einer inzwischen nicht mehr aktuellen ärztlichen Diagnosetradition folgt.<br />

<strong>Die</strong> NANDA-Diagnose bezieht sich zum Teil auf ausgesprochen unscharfe Konstrukte wie<br />

z. B. „fortschreitende Verschlechterung von Intellekt <strong>und</strong> Persönlichkeit“. Nicht nachvoll-<br />

ziehbar erscheint auch, dass NANDA mit <strong>der</strong> Formulierung „Klinischer Nachweis für eine<br />

organische Schädigung“ ein Kriterium miteinbezieht, das nur durch eine ärztliche Diagno-<br />

se zusichern ist. <strong>Die</strong> Grenzen zwischen pflegerischer <strong>und</strong> ärztlicher Diagnostik ver-<br />

schwimmen an dieser Stelle (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 34f).<br />

2.2.4 Prävalenz- <strong>und</strong> Inzidenzraten <strong>der</strong> Demenzerkrankung<br />

<strong>Die</strong> Epidemiologie befasst sich damit, wie ges<strong>und</strong> eine Bevölkerung ist bzw. wie sich be-<br />

stimmte Erkrankungen ausbreiten. Als Prävalenz bezeichnet man die Anzahl <strong>der</strong> an einer<br />

bestimmten Erkrankung leidenden Personen in <strong>der</strong> Bevölkerung. In <strong>der</strong> Regel wird sie als<br />

Prävalenzrate angegeben, d. h. als prozentualer Anteil Erkrankter an <strong>der</strong> Bevölkerung<br />

o<strong>der</strong> an bestimmten Altersgruppen (vgl. Sütterlin et al. 2011, S. 19).<br />

Eine weitere Größe, mit <strong>der</strong> sich die Ausbreitung einer Erkrankung beschreiben lässt, ist<br />

die Inzidenz. Sie ist definiert als Anzahl zuvor gesun<strong>der</strong> Personen, die jährlich neu erkran-<br />

ken, meist auf 1.000 Personen insgesamt betrachtet. <strong>Die</strong> Inzidenzrate gibt den Anteil<br />

Neuerkrankter innerhalb eines Jahres in Prozent an (vgl. Sütterlin et al. 2011, S. 19).<br />

20


2 Theoretischer Rahmen<br />

<strong>Die</strong> Prävalenz <strong>und</strong> Inzidenz demenzieller Erkrankungen wurde in zahlreichen Studien un-<br />

tersucht. <strong>Die</strong> wohl größte <strong>und</strong> aussagekräftigste Studie in Europa ist jene <strong>der</strong> European<br />

Community Concerted Action on the Epidemiology and Prevention of Dementia group<br />

(kurz EURODEM). Hier wurden im Rahmen einer Re-Analyse Daten aus 12 europäischen<br />

Studien zusammengefasst. Folgende durchschnittliche Prävalenz- <strong>und</strong> Inzidenzraten nach<br />

Altersgruppen ergaben sich daraus (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 12ff; Wancata et al.<br />

2001, S. 174):<br />

Altersgruppe Prävalenzrate in % Inzidenzrate in %<br />

60-64 1,0 -<br />

65-69 1,4 0,2<br />

70-74 4,1 0,6<br />

75-79 5,7 1,6<br />

80-84 13,0 3,1<br />

85-89 21,6 4,6<br />

90+ 32,2 6,1<br />

Tab. 3: Prävalenz- <strong>und</strong> Inzidenzrate nach Altersgruppen laut EURODEM-Studie<br />

Quelle: in Anlehnung an Gleichweit/Rossa 2009, S. 12ff<br />

Aus Tabelle 3 ist ersichtlich, dass die Prävalenz <strong>der</strong> Demenz mit dem Alter rapide ansteigt.<br />

Sie beträgt ab dem 60. Lebensjahr zwar erst ein Prozent, steigt aber danach sehr schnell an,<br />

bis sie in <strong>der</strong> Altersgruppe <strong>der</strong> Über-90-Jährigen mit r<strong>und</strong> einem Drittel ihren Höchststand<br />

erreicht (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 12f).<br />

Insgesamt kann beobachtet werden, dass sich auch die Inzidenz <strong>der</strong> Demenz mit zuneh-<br />

mendem Lebensalter erhöht. Der Anstieg ist dabei stetig <strong>und</strong> selbst in sehr hohem Alter<br />

kann keine Entspannung <strong>der</strong> Zunahme beobachtet werden (vgl. Gleichweit/Rossa 2009,<br />

S. 16).<br />

Wancata et al. (2001, S. 177) haben anhand von internationalen Untersuchungen sowie<br />

Daten des Österreichischen Statistischen Zentralamtes die Entwicklung <strong>der</strong> Demenzer-<br />

krankungen in Österreich zwischen 1951 <strong>und</strong> 2050 wie folgt berechnet:<br />

21


Jahr Anzahl von Demenz-<br />

Kranken in 1.000<br />

1951 35,5<br />

2000 90,5<br />

2010 108,4<br />

2020 129,6<br />

2030 163,4<br />

2040 199,8<br />

2050 233,8<br />

Tab. 4: Anzahl von Demenzerkrankten in 1.000 in Österreich<br />

Quelle: Wanchata et al. 2001, S. 177<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Im Jahre 1951 litten in Österreich nur 35.500 Menschen an einer Demenz, jedoch stieg die<br />

Zahl <strong>der</strong> Erkrankungen um die Jahrtausendwende bereits auf 90.500 an. Laut diesen Be-<br />

rechnungen wird bis zum Jahr 2050 mit einem Anstieg von etwa 233.800 Demenzkranken<br />

zu rechnen sein (vgl. Wancata et al. 2001, S. 177).<br />

2.2.5 Demenzformen<br />

Wie bereits erwähnt ist Demenz ein Überbegriff für eine Vielzahl von Erkrankungen. Al-<br />

len Unterformen <strong>der</strong> Demenz ist gemeinsam, dass sie zu einem Verlust beson<strong>der</strong>er geisti-<br />

ger Fähigkeiten führen. Charakteristisch ist eine Verschlechterung <strong>der</strong> Gedächtnisleistun-<br />

gen, des Denkvermögens, <strong>der</strong> Sprache <strong>und</strong> des praktischen Geschicks (vgl. Vollmar et al.<br />

2005, o.S.).<br />

Demenzen können prinzipiell in primäre <strong>und</strong> sek<strong>und</strong>äre Demenzformen unterteilt wer-<br />

den, wobei primäre Demenzen durch eine Schädigung des Hirngewebes entstehen <strong>und</strong> se-<br />

k<strong>und</strong>äre Demenzen durch pathologische Geschehnisse <strong>und</strong> physiologische Störungen, die<br />

nicht primär im Gehirn zu suchen sind, ausgelöst werden. Typische Ursachen hierfür sind<br />

Schädel-Hirn-Trauma, Medikamente, Alkohol o<strong>der</strong> Stoffwechselverän<strong>der</strong>ungen. Eine wei-<br />

tere Einteilung <strong>der</strong> Demenzen ist die Unterteilung in degenerative (fortschreitende) <strong>und</strong><br />

nichtdegenerative (nicht fortschreitende) Formen. Ausschlaggebend ist hier, ob <strong>der</strong> Ab-<br />

22


2 Theoretischer Rahmen<br />

bauprozess des Gehirns kontinuierlich verstärkt wird o<strong>der</strong> ob eine einmalige Schädigung<br />

vorliegt (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 3).<br />

Mischformen<br />

von Demenz<br />

15%<br />

Vaskuläre<br />

Demenz<br />

15%<br />

Sonstige<br />

5%<br />

Abb. 6: Häufigkeit <strong>der</strong> verschiedenen Demenzformen<br />

Quelle: Sütterlin et al. 2011, S. 9<br />

2.2.5.1 Alzheimer-Demenz<br />

Alzheimer-<br />

Demenz<br />

65%<br />

Anfang des 20. Jahrhun<strong>der</strong>ts wurde die Alzheimer-Krankheit vom bayrischen Nervenarzt<br />

Alois Alzheimer genauer untersucht <strong>und</strong> 1907 erstmalig als eigenständige Erkrankung be-<br />

schrieben (vgl. Vollmar et al. 2005, o.S.).<br />

Alzheimer-Demenz ist die häufigste <strong>und</strong> wohl bekannteste Form <strong>der</strong> Demenzerkrankun-<br />

gen. Sie zählt zu den primär degenerativen Demenzerkrankungen, verläuft chronisch <strong>und</strong><br />

gilt als unheilbar. Typisch ist <strong>der</strong> schleichende <strong>und</strong> nahezu unmerkliche Beginn sowie eine<br />

sukzessive Verschlechterung <strong>der</strong> Gedächtnisleistungen. <strong>Die</strong> Erkrankung beginnt in <strong>der</strong><br />

Regel mit leichten Gedächtniseinbußen, wobei insbeson<strong>der</strong>e die Aufnahme neuer Informa-<br />

tionen beeinträchtigt ist. Frühsymptome <strong>der</strong> Erkrankung sind Nachlassen von Interesse,<br />

Antrieb <strong>und</strong> Aufmerksamkeit. Im weiteren Verlauf werden die Störungen des Gedächtnis-<br />

ses immer massiver. Dadurch leiden die Betroffenen zusehends an Beeinträchtigungen in<br />

Bereichen <strong>der</strong> geistigen Fähigkeiten wie z. B. im Denken, im Urteilen <strong>und</strong> in <strong>der</strong> Ausfüh-<br />

rung von praktischen Tätigkeiten (vgl. Pochobradsky et al. 2008, S. 4f).<br />

23


2.2.5.2 Vaskuläre Demenz<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Im Gegensatz zur Alzheimer-Demenz, die einen langsamen <strong>und</strong> progressiven Verlauf auf-<br />

weist, ist die vaskuläre (gefäßbedingte) Demenz häufig durch einen plötzlichen Beginn<br />

gekennzeichnet (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 6). Ursache dieser Erkrankung sind in <strong>der</strong><br />

Regel wie<strong>der</strong>holte, kleine <strong>und</strong> meist unbemerkt gebliebene Schlaganfälle, die zu Durchblu-<br />

tungsstörungen von verschiedenen Gehirnarealen führen. Als Folge dieser Durchblutungs-<br />

störungen sterben die Gehirnzellen in diesem Bereich ab. Je nachdem, welche Gehirnbe-<br />

reiche betroffen sind, kann es zu einer unterschiedlichen Ausfallssymptomatik kommen.<br />

Obwohl sich die Symptome von Person zu Person <strong>und</strong> im Verlauf erheblich unterscheiden<br />

können, treten bei Betroffenen oft Sprachprobleme, Stimmungsschwankungen, epilepti-<br />

sche Anfälle <strong>und</strong> Halbseitenlähmung o<strong>der</strong> Lähmung <strong>der</strong> Arme <strong>und</strong> Beine auf (vgl. Po-<br />

chobradsky et al. 2008, S. 5).<br />

<strong>Die</strong> Unterscheidung zwischen vaskulären Demenzen <strong>und</strong> Alzheimer-Demenz aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

psychischen Symptome gestaltet sich schwierig, wobei bei <strong>der</strong> vaskulären Demenz neuro-<br />

logische Einschränkungen wie Gangstörungen <strong>und</strong> Inkontinenz häufig früher auftreten.<br />

Eine Unterscheidung <strong>der</strong> beiden Demenzformen ist im Anfangsstadium mittels bildgeben-<br />

<strong>der</strong> Verfahren möglich. Ein Gehirninfarkt, welcher auf eine vaskuläre Demenz schließen<br />

lässt, könnte somit diagnostiziert werden (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 6).<br />

2.2.5.3 Weitere Demenzformen<br />

In etwa 15 bis 20 Prozent <strong>der</strong> Fälle liegt eine Mischform von Alzheimer-Demenz <strong>und</strong><br />

vaskulärer Demenz vor (vgl. Pochobradsky et al. 2008, S. 5). Betroffene mit einer Misch-<br />

demenz weisen die alzheimer-typischen Symptome (Gedächtnis-, Sprach- <strong>und</strong> Denkstö-<br />

rungen <strong>und</strong> eine deutliche Verlangsamung) auf, was sie von Patienten mit einer reinen<br />

Alzheimer-Erkrankung unterscheidet (vgl. Härter/Hüll 2005, o.S.). Es gibt neben diesen<br />

häufigen Demenzformen noch etwa 55 weitere Erkrankungen, die ein demenzähnliches<br />

Krankheitsbild aufweisen. Das Gehirn wird in diesen Fällen in ähnlichen Arealen, jedoch<br />

aus an<strong>der</strong>en Gründen geschädigt. Es können beispielsweise Schädel-Hirn-Trauma, infekti-<br />

ös-entzündliche Erkrankungen, Hirntumore o<strong>der</strong> Niereninsuffizienz zu einer demenziellen<br />

Erkrankung führen (vgl. Pochobradsky et al. 2008, S. 5).<br />

24


2.2.6 Demenzstadien – Schweregrade <strong>der</strong> Erkrankung<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Je nach Schweregrad <strong>der</strong> Demenz zeigt sich, dass die Lebensführung <strong>der</strong> PatientInnen un-<br />

terschiedlich stark beeinträchtigt ist. Daraus lässt sich auch das Ausmaß <strong>der</strong> benötigten<br />

Hilfestellung im Alltag ableiten. <strong>Die</strong> folgende Übersicht zeigt das Ausmaß <strong>der</strong> Beeinträch-<br />

tigung <strong>und</strong> die <strong>Auswirkungen</strong> auf die Lebensführung <strong>der</strong> Betroffenen (vgl. Gleich-<br />

weit/Rossa 2009, S. 9).<br />

Schweregrad<br />

leicht<br />

mittel<br />

schwer<br />

Ausmaß <strong>der</strong><br />

kognitiven<br />

Beeinträchtigung<br />

Komplexe tägliche Aufgaben<br />

o<strong>der</strong> Freizeit-<br />

beschäftigungen können<br />

nicht (mehr) ausgeführt<br />

werden; leichte Beein-<br />

trächtigung bei<br />

alltäglichen Handlungen.<br />

Einfache Tätigkeiten<br />

können selbständig<br />

ausgeführt werden,<br />

an<strong>der</strong>e werden nicht<br />

mehr vollständig o<strong>der</strong><br />

angemessen ausgeführt.<br />

Gedankengänge können<br />

nicht mehr nachvollzieh-<br />

bar kommuniziert werden,<br />

selbst einfache alltägliche<br />

Aufgaben können nicht<br />

gelöst werden.<br />

Lebensführung<br />

<strong>Die</strong> selbstständige<br />

Lebensführung (Alltag)<br />

wird zwar beeinflusst,<br />

ein unabhängiges Leben<br />

ist dennoch möglich.<br />

Eine selbständige Lebensführung<br />

kann nur<br />

durch externe Anleitung<br />

<strong>und</strong> Hilfe aufrechterhalten<br />

werden.<br />

Es ist keine unabhängige,<br />

selbständige Lebensführung<br />

möglich.<br />

Störungen von<br />

Antrieb <strong>und</strong> Affekt<br />

• Aspontanität<br />

• Depression<br />

• Antriebsmangel<br />

• Reizbarkeit<br />

• Stimmungs-<br />

schwankungen<br />

• Unruhe<br />

• Wutausbrüche<br />

• Aggressive Verhaltensweisen<br />

• Unruhe<br />

• Schreien<br />

• Gestörter Tag-<br />

Nacht-Rhythmus<br />

• Nesteln<br />

Ausmaß <strong>der</strong><br />

benötigten<br />

Hilfe/<strong>Pflege</strong><br />

Hilfestellung von<br />

Außen ist fallweise<br />

notwendig.<br />

Hilfestellung von<br />

Außen ist notwendig;<br />

jedoch<br />

keine ununterbrochene<br />

<strong>Betreuung</strong><br />

o<strong>der</strong> Beaufsichtigung.<br />

Dauerhafte<br />

<strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong><br />

Beaufsichtigung<br />

ist notwendig.<br />

Tab. 5: Ausmaß <strong>der</strong> Beeinträchtigung <strong>und</strong> des Unterstützungsbedarfs nach Schweregrad<br />

Quelle: Gleichweit/Rossa 2009, S. 9<br />

Ähnlich <strong>der</strong> angeführten Einteilung nach Schweregraden, wird in <strong>der</strong> Literatur die Eintei-<br />

lung nach Stadien beschrieben. Bowlby Sifton (2008, S.132) beispielsweise unterscheidet<br />

vier Stadien <strong>der</strong> Demenz, weist jedoch eindrücklich darauf hin, dass es nicht möglich ist,<br />

das „typische“ Krankheitsbild einer Demenz präzise zu beschreiben, da die Symptome von<br />

25


2 Theoretischer Rahmen<br />

Person zu Person erheblich variieren. Teilweise können Schwankungen <strong>der</strong> Symptome bei<br />

<strong>der</strong> gleichen Person von Tag zu Tag, manchmal sogar von St<strong>und</strong>e zu St<strong>und</strong>e auftreten.<br />

2.2.6.1 Frühes Stadium (leichte Beeinträchtigung)<br />

Im Anfangsstadium entwickeln viele Menschen mit Demenz eigene Strategien, um ihre<br />

gewohnte Lebensführung aufrecht zu erhalten. Es kann sogar sein, dass die Betroffenen<br />

ihre Fertigkeiten so geschickt einsetzen <strong>und</strong> mit angemessenem Sozialverhalten kombinie-<br />

ren, dass an<strong>der</strong>en überhaupt nichts auffällt. <strong>Die</strong> Person ist im Stande, die meisten Routine-<br />

aktivitäten durchzuführen, lässt sich aber vielleicht bei komplexeren Aktivitäten, die höhe-<br />

re kognitive Fähigkeiten voraussetzen, wie etwa abstraktes Denken <strong>und</strong> planvolles Vorge-<br />

hen, von an<strong>der</strong>en helfen. In diesem Stadium manifestiert sich auch das Hauptkennzeichen<br />

<strong>der</strong> Demenz, <strong>der</strong> Gedächtnisverlust, immer mehr. Er tritt periodisch auf, schwankt <strong>und</strong><br />

macht sich beson<strong>der</strong>es in einer fremden Umgebung bemerkbar. <strong>Die</strong> Person vergisst mögli-<br />

cherweise, wie sie wie<strong>der</strong> nach Hause kommt o<strong>der</strong> kann sich an ein bestimmtes Wort o<strong>der</strong><br />

einen bestimmten Namen nicht mehr erinnern. Anfangs wird diesen Schwierigkeiten meist<br />

keine Bedeutung beigemessen. <strong>Die</strong> Person selbst, aber auch an<strong>der</strong>e, führen die Beeinträch-<br />

tigungen gerne auf Übermüdung o<strong>der</strong> Stress zurück. Doch dann häufen sich die Vorfälle.<br />

<strong>Die</strong> Schwierigkeiten mit komplexeren Aufgaben treten regelmäßig auf <strong>und</strong> sind nicht mehr<br />

zu übersehen (vgl. Bowlby Sifton 2008, S.132).<br />

2.2.6.2 Mittleres Stadium (mäßige Beeinträchtigung)<br />

<strong>Die</strong> Probleme, die mit dem Gedächtnisverlust einhergehen, werden sehr viel offensichtli-<br />

cher <strong>und</strong> erreichen im mittleren Stadium einen Punkt, <strong>der</strong> die Lebensführung wesentlich<br />

beeinträchtigt (vgl. Bowlby Sifton 2008, S.132). Im Alltag fällt eine zunehmende Unfähig-<br />

keit im Bereich <strong>der</strong> Selbstpflege auf. Das Verbleiben in <strong>der</strong> vertrauten Umgebung wird<br />

dadurch in Frage gestellt (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 64).<br />

Aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zunehmenden Sprachbeeinträchtigung ergeben Sätze <strong>und</strong> Antworten auf<br />

Fragen oft keinen Sinn mehr. Häufig verblasst in diesem Stadium die Erinnerung an weiter<br />

zurückliegende Ereignisse, bis sich die Betroffenen mitunter nicht einmal mehr an ihre<br />

eigene Lebensgeschichte erinnern können. Häufig leiden Menschen, die so radikal aus ih-<br />

ren gedanklichen Zusammenhängen herausgerissen werden, an Verhaltensauffälligkeiten<br />

wie beispielsweise:<br />

26


ziel- <strong>und</strong> rastloses Umhergehen,<br />

Störungen des Tag-Nacht-Rhythmus <strong>und</strong><br />

vermin<strong>der</strong>te emotionale Beherrschung (z. B. gr<strong>und</strong>lose Wutanfälle)<br />

(vgl. Vollmar et al. 2005, o.S.).<br />

2.2.6.3 Fortgeschrittenes Stadium (schwere Beeinträchtigung)<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

In dritten Stadium, <strong>der</strong> schweren Alzheimer-Demenz, schwinden die kognitiven Fähigkei-<br />

ten, die im zweiten Stadium noch mobilisiert werden konnten, allmählich vollständig (vgl.<br />

Gutzmann/Zank 2005, S. 65), sodass nun bei fast allen Verrichtungen des täglichen Lebens<br />

Hilfe benötigt wird (vgl. Vollmar et al. 2005, o.S.). <strong>Die</strong> Betroffenen können meist ihre<br />

Körperfunktionen nicht mehr kontrollieren <strong>und</strong> leiden an einer Harn- <strong>und</strong> Stuhlinkontinenz<br />

(vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 9). <strong>Die</strong> sprachlichen Fähigkeiten <strong>und</strong> das Sprachverständ-<br />

nis bilden sich mehr <strong>und</strong> mehr zurück, sodass nur noch einfache Sätze o<strong>der</strong> Floskeln erhal-<br />

ten bleiben. Ebenfalls geht die Grob- <strong>und</strong> Feinmotorik in Händen <strong>und</strong> Füßen weitgehend<br />

verloren, daher ist in den meisten Fällen eine Begleitung beim Gehen notwendig. Auch<br />

wenn die Patientinnen in <strong>der</strong> Regel keine Krankheitseinsicht mehr haben, können Situatio-<br />

nen schmerzlich erlebten Versagens „Affektstürme“ auslösen, da insgesamt betrachtet, die<br />

affektive Ansprechbarkeit deutlich länger erhalten bleibt als die kognitive Kompetenz. In<br />

dieser Diskrepanz liegt eine <strong>der</strong> hauptsächlichen Probleme <strong>der</strong> schweren Alzheimer-<br />

Demenz (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 65).<br />

2.2.6.4 Finales Stadium<br />

Im finalen Stadium ist <strong>der</strong> betroffene Mensch völlig auf an<strong>der</strong>e angewiesen. Es kommt<br />

zum kompletten Verlust <strong>der</strong> Sprach- <strong>und</strong> Bewegungsfähigkeit. <strong>Die</strong> meisten Betroffenen<br />

entwickeln Schluckstörungen, welche anschließend zu einer Entzündung <strong>der</strong> Atemwege<br />

(Aspirationspneumonie) führen können. In diesem Stadium müssen die Angehörigen <strong>und</strong><br />

professionellen <strong>Pflege</strong>kräfte oft schwerwiegende Entscheidungen treffen wie z.B. <strong>der</strong> Ein-<br />

satz von Ernährungssonden (vgl. Bowlby Sifton 2008, S.132). <strong>Die</strong> Mehrheit <strong>der</strong> Betroffe-<br />

nen, die an einer Alzheimer-Demenz erkranken, versterben im letzten Stadium an einer<br />

Lungenentzündung (vgl. Vollmar et al. 2005, o.S.).<br />

27


2.3 <strong>Pflege</strong> im Kontext <strong>der</strong> Familie<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Das folgende Kapitel widmet sich den pflegenden Angehörigen. Es werden die Bereit-<br />

schaft zur familiären <strong>Pflege</strong>, die Situation <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen <strong>und</strong> das Ausmaß<br />

<strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> näher beschrieben.<br />

In <strong>der</strong> Literatur sind die Begriffe Angehörigenpflege, informelle <strong>Pflege</strong>, Laienpflege, Fa-<br />

milienpflege sowie häusliche <strong>Pflege</strong> häufig gleichbedeutend <strong>und</strong> werden im Sprach-<br />

gebrauch oft synonym verwendet.<br />

2.3.1 Bereitschaft zur häuslichen <strong>Pflege</strong><br />

Laut Pochobradsky et al. (2005, S. 4) machen pflegende Angehörige den größten <strong>Pflege</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sdienst in Österreich aus <strong>und</strong> stellen aus ökonomischer <strong>und</strong> volkswirt-<br />

schaftlicher Sicht ein immenses personelles als auch finanzielles Potential dar. Eine 2002<br />

durchgeführte Umfrage ergab, dass 84% <strong>der</strong> pflegebedürftigen Personen Österreichs<br />

von Angehörigen zuhause betreut wurden (vgl. Österreichische Gesellschaft für Marke-<br />

ting 2002, zit. n. Seidl/Labenbacher 2007, S. 22).<br />

<strong>Die</strong>se Angaben sind deckungsgleich mit dem österreichischen <strong>Pflege</strong>vorsorgebericht 2009,<br />

welcher folgende <strong>Betreuung</strong>ssituation darstellt:<br />

stationär<br />

16%<br />

Zuhause +<br />

Angehörige +<br />

mobile Hilfe<br />

24%<br />

24h-<strong>Betreuung</strong><br />

2%<br />

Zuhause +<br />

Angehörige<br />

58%<br />

Abb. 7: <strong>Betreuung</strong>ssituation in Österreich<br />

Quelle: in Anlehnung an den österreichischer <strong>Pflege</strong>vorsorgebericht 2009, S. 7<br />

28


2 Theoretischer Rahmen<br />

Auch in Deutschland wird die Familie als wichtigste Institution in <strong>der</strong> Bereitstellung von<br />

<strong>Pflege</strong>leistungen gesehen. <strong>Pflege</strong>nde Angehörige gelten in <strong>der</strong> häuslichen Versorgung als<br />

<strong>der</strong> größte <strong>Pflege</strong>dienst <strong>der</strong> Nation (vgl. Landtag NRW 2005, zit. n. Meyer 2006, S. 12).<br />

<strong>Die</strong> Angehörigen leisten unumstritten eine Unterstützung, die durch professionelle<br />

<strong>Die</strong>nstleister allein nicht zu bewältigen wäre (vgl. Isfort et al. 2008, S. 1).<br />

In <strong>der</strong> Literatur finden sich unterschiedliche Angaben zum Verhältnis von häuslicher zu<br />

stationärer <strong>Pflege</strong> in Deutschland. Aktuelleren Berichten zufolge werden jedoch mehr als<br />

zwei Drittel <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen (68% bzw. 1,54 Millionen) zu Hause versorgt. Unge-<br />

fähr ein Drittel, das entspricht r<strong>und</strong> 700.000 Personen, leben in stationären <strong>Pflege</strong>einrich-<br />

tungen (vgl. Büker 2009, S. 11).<br />

Der Wunsch, auch im Falle von <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit so lange wie möglich zu Hause bleiben<br />

zu können, ist sowohl bei den <strong>Pflege</strong>bedürftigen als auch bei <strong>der</strong>en Angehörigen nach wie<br />

vor stark vorhanden. Bei den <strong>Pflege</strong>bedürftigen sind vor allem die Ängste die vertraute<br />

Umgebung verlassen zu müssen als wesentliche Gründe zu nennen. Bei den Angehörigen<br />

ist die persönlich empf<strong>und</strong>ene Verantwortung, den Eltern ein Leben zu Hause bzw. in <strong>der</strong><br />

eigenen Familie auch weiterhin ermöglichen zu können, als Hauptgr<strong>und</strong> zu nennen, sodass<br />

sie sich gegen eine Unterbringung in einer stationären <strong>Pflege</strong>einrichtung entscheiden (vgl.<br />

Schneekloth/Wahl 2005, S. 84).<br />

Es können aber auch Erwartungen des sozialen Umfeldes, wie z. B. von den übrigen Fami-<br />

lienmitglie<strong>der</strong>n o<strong>der</strong> Nachbarn, eine Rolle spielen. Nur selten wird die Entscheidung zur<br />

häuslichen <strong>Pflege</strong> bewusst gefällt, speziell dann, wenn sich die <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit schlei-<br />

chend entwickelt. Geht es anfangs nur darum, häufiger als früher nach dem Rechten zu<br />

sehen o<strong>der</strong> Einkäufe zu erledigen, entwickelt sich allmählich ein immer umfassen<strong>der</strong>er<br />

Hilfebedarf bis hin zur Unterstützung beim Waschen, Anziehen o<strong>der</strong> bei Toilettengängen.<br />

Aber auch wenn <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit plötzlich eintritt, wie z.B. durch einen Schlaganfall,<br />

ist die Übernahme <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> oftmals kein bewusster Entschluss. <strong>Die</strong> Angehörigen werden<br />

von <strong>der</strong> neuen Aufgabe oft förmlich überrumpelt <strong>und</strong> haben keine Wahlmöglichkeit. Es ist<br />

somit anzunehmen, dass in dieser fehlenden Entscheidungsfreiheit bereits ein gewichtiger<br />

Faktor für die Schwere <strong>der</strong> empf<strong>und</strong>enen Belastung liegt (vgl. Büker 2009, S. 11).<br />

29


2.3.2 Situation <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Laut Meyer (2006, S. 33) hat die demographische Entwicklung <strong>und</strong> somit <strong>der</strong> Anstieg <strong>der</strong><br />

Lebenserwartung wesentlich dazu beigetragen, dass die <strong>Pflege</strong> eines Familienangehörigen<br />

nicht länger die Ausnahme darstellt, son<strong>der</strong>n zu einem erwartbaren Ereignis im Familien-<br />

zyklus geworden ist.<br />

Daatland et al. (2003, zit. n. Meyer 2006, S. 15) weisen darauf hin, dass die häusliche Pfle-<br />

ge oft als Privatangelegenheit gesehen wird, die durch die Familienangehörigen zu erbrin-<br />

gen ist. Bekannte <strong>und</strong> Nachbarn werden selten eingeb<strong>und</strong>en, vor allem dann nicht, wenn<br />

die pflegebedürftige Person an Demenz leidet.<br />

<strong>Die</strong> häusliche <strong>Pflege</strong> wird zu einem beträchtlichen Ausmaß innerhalb <strong>der</strong>selben Generation<br />

erbracht (vgl. Meyer 2006, S. 33). Verschiedene Studien belegen, dass mehr als 60% <strong>der</strong><br />

Hauptpflegepersonen älter als 55 Jahre sind (vgl. Schneekloth/Wahl 2005, S. 76; Lehner et<br />

al. 2004, S. 23).<br />

Schneekloth et al. zufolge werden <strong>Pflege</strong>bedürftige im Alter von 65-79 vornehmlich (61%)<br />

von den LebenspartnerInnen gepflegt. Töchter machen lediglich r<strong>und</strong> 24% <strong>der</strong> Hauptpfle-<br />

gepersonen aus. Bei den über 80-Jährigen hat sich das Verhältnis umgekehrt. Hier sind<br />

Töchter mit 44% am häufigsten vertreten, während die LebenspartnerInnen nur noch 17%<br />

<strong>der</strong> Hauptpflegepersonen ausmachen (vgl. Schneekloth et al. 1996, zit. n. Gutzmann/Zank<br />

2005, S. 149).<br />

Mit Ausnahme <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>der</strong> eigenen Ehefrau übernehmen Männer nur sehr selten die<br />

<strong>Pflege</strong> eines Angehörigen. Laut Gräßel ist <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong> im traditionellen sozialen Rollenver-<br />

ständnis zu suchen, dieses schreibt dem Mann Aktivitäten <strong>und</strong> Anerkennung außerhalb des<br />

Hauses zu. Ein Schwiegersohn als pflegen<strong>der</strong> Angehöriger ist deshalb praktisch nicht exi-<br />

stent (vgl. Gräßel 1998, zit. n. Meyer 2006, S. 22f). Da über 80% <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>personen weib-<br />

lich sind, kann familiäre <strong>Pflege</strong> prinzipiell als Frauenpflege bezeichnet werden (vgl.<br />

Schneekloth et al. 1996, zit. n. Gutzmann/Zank 2005, S. 149).<br />

30


2 Theoretischer Rahmen<br />

Wird das Verwandtschaftsverhältnis <strong>der</strong> Hauptbetreuungsperson zur pflegebedürftigen<br />

Person vor <strong>der</strong> Daueraufnahme in eine Langzeitpflegeeinrichtung betrachtet, ergibt<br />

sich für das Jahr 2010 folgende <strong>Betreuung</strong>ssituation in Vorarlberg:<br />

nicht verwandte<br />

Personen<br />

10%<br />

an<strong>der</strong>e<br />

verwandte<br />

Personen<br />

11%<br />

Kind/<br />

Schwiegerkind<br />

44%<br />

Abb. 8: <strong>Betreuung</strong>ssituation in Vorarlberg vor <strong>der</strong> Daueraufnahme in ein <strong>Pflege</strong>heim<br />

Quelle: Stationäre <strong>und</strong> teilstationäre Angebote für Menschen mit <strong>Betreuung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>bedarf<br />

2011, S. 73<br />

Wird die prozentuelle Aufteilung <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>ssituation in Vorarlberg mit den Angaben<br />

in <strong>der</strong> Studie von Schneekloth et al. (1996) verglichen, fällt auf, dass die Angaben in Be-<br />

zug auf die pflegenden PartnerInnen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> bzw. Schwiegerkin<strong>der</strong> weitgehend über-<br />

einstimmen. Ausgehend von <strong>der</strong> Annahme, dass die meisten BewohnerInnen bei <strong>der</strong> Auf-<br />

nahme über 80 Jahre alt sind.<br />

keine Hauptbetreuungsperson<br />

9%<br />

keine Angaben<br />

10%<br />

Partner/in<br />

16%<br />

Geser-Engleitner <strong>und</strong> Jochum (2004, S. 35) weisen in Vorarlberg auf einen deutlichen<br />

Rückgang von pflegenden Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Schwiegerkin<strong>der</strong>n hin. <strong>Die</strong>s wird in Kombination<br />

mit <strong>der</strong> steigenden Frauenerwerbstätigkeit zu einer beträchtlichen Schwächung <strong>der</strong> familiä-<br />

ren <strong>Pflege</strong>potentiale führen. Ausgegangen wird von einer Schrumpfung <strong>der</strong> familiären<br />

<strong>Pflege</strong>arrangements von 72% im Jahr 2004 auf ca. 54% bis 59% im Jahr 2020.<br />

Für die Zukunft ist es fraglich, ob die herausragende Bedeutung <strong>der</strong> familiären <strong>Pflege</strong> wei-<br />

terhin Bestand haben wird. Langfristig betrachtet, werden hohen Scheidungsraten, <strong>der</strong><br />

31


2 Theoretischer Rahmen<br />

Trend, überhaupt nicht mehr zu heiraten, sowie kin<strong>der</strong>lose Beziehungen, als eine die fami-<br />

liäre <strong>Pflege</strong> gefährdende Entwicklung angesehen (vgl. Schneekloth 1996, zit. n. Gutz-<br />

mann/Zank 2005, S. 149).<br />

<strong>Die</strong>ser Prozess des rückläufigen familialen <strong>Pflege</strong>potentials überlagert sich mit den Aus-<br />

wirkungen verän<strong>der</strong>ter Lebens- <strong>und</strong> Familienformen <strong>und</strong> wachsen<strong>der</strong> beruflicher <strong>und</strong><br />

räumlicher Mobilität (vgl. Blinkert 2007, zit. n. Kuhlmey/Blüher 2011, S. 193).<br />

Obwohl sich <strong>der</strong> Gesetzgeber bemüht, ambulante Strukturen zu stärken <strong>und</strong> die Möglich-<br />

keiten <strong>der</strong> Versorgung zuhause zu verbessern, kann insgesamt ein Trend hin zur Versor-<br />

gung in stationären Einrichtungen beobachtet werden. Aus diesem Gr<strong>und</strong> hat in Deutsch-<br />

land <strong>und</strong> Österreich die Zahl <strong>der</strong> stationären Altenpflegeeinrichtungen in den letzten Jahren<br />

deutlich zugenommen (vgl. Isfort et al. 2008, S. 1; Schaffenberger/Pochobradsky 2004,<br />

S. 32).<br />

2.3.3 Ausmaß <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong><br />

Häusliche <strong>Pflege</strong> ist unumstritten eine Vollzeitaufgabe. <strong>Die</strong> Anfor<strong>der</strong>ungen sind meist viel-<br />

fältig <strong>und</strong> erfor<strong>der</strong>n einen intensiven Zeit- <strong>und</strong> Energieaufwand, deshalb sprechen pflegen-<br />

de Angehörige häufig von einem „36-St<strong>und</strong>en-Tag“ (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 151).<br />

Untersuchungen von Gräßel zufolge, stehen durchschnittlich 64% aller Hauptpflegeperso-<br />

nen dem pflegebedürftigen Menschen r<strong>und</strong> um die Uhr zur Verfügung, mehr als 26% meh-<br />

rere St<strong>und</strong>en am Tag <strong>und</strong> etwa 8% mehrere St<strong>und</strong>en in <strong>der</strong> Woche. <strong>Die</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> Betreu-<br />

ung erstreckt sich aufgr<strong>und</strong> des gestörten Tag-Nacht-Rhythmus vieler Demenzkranker oft<br />

auch auf die Nachtst<strong>und</strong>en. Daher müssen r<strong>und</strong> drei Viertel aller pflegenden Angehörigen<br />

die Nachtruhe mehr als einmal unterbrechen (vgl. Gräßel 1998, zit. n. Meyer 2006, S. 25).<br />

Eine b<strong>und</strong>esweit angelegte Studie in Deutschland belegt, wird <strong>der</strong> Aufwand für Hilfe,<br />

<strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> sonstige <strong>Betreuung</strong> zusammen gezählt, wenden die Hauptpflegepersonen im<br />

Durchschnitt 36,7 St<strong>und</strong>en pro Woche für <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Versorgung von <strong>Pflege</strong>bedürfti-<br />

gen auf. Auffallend ist, dass <strong>der</strong> Gesamtaufwand nicht nur nach <strong>der</strong> Stufe des <strong>Pflege</strong>be-<br />

darfs differiert, son<strong>der</strong>n bei kognitiv Beeinträchtigten je nach <strong>Pflege</strong>stufe auch generell<br />

höher ausfällt. Durchschnittlich wird <strong>der</strong> wöchentliche Aufwand bei kognitiv beeinträch-<br />

32


2 Theoretischer Rahmen<br />

tigten <strong>Pflege</strong>bedürftigen mit 43 St<strong>und</strong>en angegeben. Bei unbeeinträchtigten <strong>Pflege</strong>bedürf-<br />

tigen werden hingegen nur 28 St<strong>und</strong>en veranschlagt. <strong>Die</strong>ser erhöhte <strong>Betreuung</strong>s- <strong>und</strong> Pfle-<br />

gebedarf, von dem insbeson<strong>der</strong>e für demenzkranke <strong>Pflege</strong>bedürftige ausgegangen werden<br />

kann, ist demnach in <strong>der</strong> alltäglichen Gewährung von familiären Hilfeleistungen deutlich<br />

spürbar (vgl. Schneekloth/Wahl 2005, S. 121).<br />

33


2.4 Entlastung von pflegenden Angehörigen<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Im folgenden Kapitel wird die Notwendigkeit <strong>der</strong> Entlastung von pflegenden Angehörigen<br />

beschrieben, dabei wird auf Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote wie ambulante<br />

<strong>Die</strong>nste, Tagesbetreuung, Kurzzeitpflege <strong>und</strong> 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> näher eingegangen.<br />

Abschließend folgt eine Erläuterung zum <strong>Pflege</strong>geld <strong>und</strong> zur Nutzung von Unterstützungs-<br />

<strong>und</strong> Entlastungsangeboten für pflegende Angehörige.<br />

2.4.1 Notwendigkeit <strong>der</strong> Entlastung pflegen<strong>der</strong> Angehöriger<br />

Werden Demenzerkrankte von Angehörigen in <strong>der</strong> häuslichen Umgebung versorgt, bedin-<br />

gen <strong>der</strong> Allgemeinzustand <strong>und</strong> die Symptomatik <strong>der</strong> Betroffenen, die Persönlichkeit <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>nden <strong>und</strong> das soziale Umfeld des Familienverbandes die individuelle <strong>Pflege</strong>situation.<br />

Für die <strong>Betreuung</strong>sperson bedeutet die Übernahme <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> oftmals eine dauernde An-<br />

wesenheit bei <strong>der</strong> pflegebedürftigen Person. <strong>Die</strong>s führt häufig zur „Aufgabe“ <strong>der</strong> Berufstä-<br />

tigkeit sowie zu einer sozialen Ausgrenzung, welche mit sozialem Rückzug einhergehen<br />

kann. <strong>Die</strong>se Belastungssituation beeinträchtigt in vielen Fällen den Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>nden (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 212). Dauerhaft kann die Versorgung eines<br />

pflegebedürftigen Menschen nur durch ein tragfähiges <strong>und</strong> belastbares Familiensystem<br />

geleistet werden (vgl. Büker 2009, S. 14). Daher benötigen auch pflegende Angehörige<br />

eine <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Unterstützung in ihrer Selbstpflege (vgl. Gleichweit/Rossa 2009,<br />

S. 212).<br />

Seidl (2008, S. 1) vertritt ebenfalls die Meinung, dass die „informelle <strong>Pflege</strong>“ nur dann gut<br />

funktionieren kann, wenn die <strong>Pflege</strong>nden in ihrer Bedeutung gesehen, beraten, unterstützt<br />

<strong>und</strong> entlastet werden.<br />

In einer 2001 von Pinquart <strong>und</strong> Sörensen durchgeführten Metaanalyse über 54 Studien,<br />

stellte sich heraus, dass das Stresserleben pflegen<strong>der</strong> Angehöriger von Dementen gegen-<br />

über nicht pflegenden Vergleichspersonen deutlich erhöht war, während an<strong>der</strong>e <strong>Pflege</strong>nde<br />

nur gering erhöhte Stresswerte aufwiesen. Ähnlich verhielt es sich mit dem psychischen<br />

Wohlbefinden <strong>der</strong> untersuchten Personen (vgl. Pinquart & Sörensen 2002, S. 86):<br />

34


2 Theoretischer Rahmen<br />

„<strong>Pflege</strong>nde Angehörige weisen im Vergleich zu an<strong>der</strong>en Personen ein einge-<br />

schränktes subjektives Wohlbefinden auf. Hierbei sind <strong>Pflege</strong>nde von demen-<br />

tiell erkrankten älteren Menschen beson<strong>der</strong>s stark betroffen“ (Pinquart & Sö-<br />

rensen 2002, S. 86).<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse <strong>der</strong> Analyse zeigen, dass <strong>der</strong> Bedarf an Interventionen für <strong>Pflege</strong>nde all-<br />

gemein <strong>und</strong> für <strong>Pflege</strong>nde von Demenzkranken im Beson<strong>der</strong>en besteht. Ziel <strong>der</strong> Interventi-<br />

onen sollte sein, Stress zu reduzieren <strong>und</strong> die psychische Ges<strong>und</strong>heit zu för<strong>der</strong>n (vgl. Pin-<br />

quart & Sörensen 2002, S. 86).<br />

Bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> demenzkranker Menschen gibt es in vielen Län<strong>der</strong>n beson-<br />

<strong>der</strong>en Nachholbedarf. Unter an<strong>der</strong>em auch in Österreich, da durch die Überbetonung des<br />

akuten Versorgungsbereichs <strong>und</strong> dem im Verhältnis geringen Ausbaus <strong>der</strong> Hauskranken-<br />

pflege wenig Raum für die Versorgung chronisch Kranker <strong>und</strong> im speziellen demenzkran-<br />

ker Menschen bleibt. Zudem fehlt es an ausreichendem Wissen über die Demenzerkran-<br />

kung sowie an genügend Kompetenz, um die Betroffenen <strong>und</strong> ihre Angehörigen wirksam<br />

zu unterstützen. Ebenso mangelt es an <strong>der</strong> interdisziplinären Zusammenarbeit, welche auch<br />

zum Teil auf die späte Akademisierung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> zurückzuführen ist. Heutzutage ist es<br />

üblich, von „Unter-, Über- <strong>und</strong> Fehlversorgung“ zu sprechen. Im Falle <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> demenz-<br />

kranker Menschen in Österreich kann kaum von einer Überversorgung gesprochen werden.<br />

<strong>Die</strong> jedoch vorhandene Unter- <strong>und</strong> Fehlversorgung wird aber sehr wohl bekämpft werden<br />

müssen (vgl. Seidl 2008, S. 1).<br />

2.4.2 Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote für pflegende Angehörige<br />

2.4.2.1 Mobile <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sdienste<br />

Innerhalb <strong>der</strong> deutschsprachigen Län<strong>der</strong> variiert die Bezeichnung <strong>der</strong> mobilen <strong>Pflege</strong>diens-<br />

te erheblich. So spricht man in Deutschland beispielweise von ambulanten <strong>Pflege</strong>diensten,<br />

sozialen <strong>Die</strong>nsten <strong>und</strong> häuslicher <strong>Pflege</strong>. In <strong>der</strong> Schweiz ist die Bezeichnung Spitex (spi-<br />

talexterne Hilfe <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>) am gebräuchlichsten. In Österreich hingegen finden die Beg-<br />

riffe „Hauskrankenpflege“ <strong>und</strong> „extramurale <strong>Pflege</strong>“ vornehmlich Verwendung.<br />

35


2 Theoretischer Rahmen<br />

Ergänzend soll erwähnt werden, dass <strong>der</strong> österreichische Gesetzgeber unter „extramural“<br />

jene Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>einrichtungen versteht, die primär außerhalb von Krankenan-<br />

stalten angesiedelt sind. Hierzu werden neben <strong>der</strong> Hauskrankenpflege auch <strong>Pflege</strong>heime<br />

<strong>und</strong> teilstationäre Einrichtungen gezählt (vgl. Wild 2005, S. 94).<br />

Zur Erläuterung des Aufgabenbereiches <strong>der</strong> Hauskrankenpflege bietet sich folgende Defi-<br />

nition an:<br />

„Der Hauskrankenpflegefachdienst bietet fachliche <strong>Pflege</strong> für Patientin-<br />

nen/Patienten im Wohnbereich an. Gepflegt werden Personen aller Altersstu-<br />

fen mit jeglichen Erkrankungen. <strong>Die</strong> <strong>Pflege</strong> beinhaltet auch die Anleitung, Be-<br />

ratung <strong>und</strong> Begleitung von Angehörigen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en an <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> beteiligten<br />

Personen. Sie wird ausschließlich von Menschen ausgeführt, die durch ent-<br />

sprechende b<strong>und</strong>esgesetzliche Regelung (Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Krankenpflegege-<br />

setz) dazu ermächtigt sind“ (Wild 2000, zit. n. Ertl/Kratzer 2007, S. 16).<br />

<strong>Die</strong> Hauskrankenpflege kann maßgeblich dazu beitragen, dass Menschen mit Demenz wei-<br />

terhin in ihrem eigenen Zuhause leben können (vgl. Haberstroh et al. 2011, S. 18). Dabei<br />

ist es wichtig, dass die Hauskrankenpflege nicht als Übergangsleistung an einer Schnittstel-<br />

le zwischen den einzelnen Angeboten gesehen wird. Für die Koordination von verschiede-<br />

nen <strong>Die</strong>nstleistungen gibt es an<strong>der</strong>e Funktionen, wie z.B. Entlassungsmanagement o<strong>der</strong><br />

Case-Management (vgl. Ertl/Kratzer 2007, S. 15).<br />

So soll laut Plut-Sauer (2011, S.33) durch ein qualitatives Case-Management <strong>und</strong> ein koor-<br />

diniertes, institutionsübergreifendes Handeln eine nahezu optimale <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong><br />

von Menschen mit Demenz <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen erreicht werden können.<br />

In Vorarlberg ist die Hauskrankenpflege mit insgesamt 66 Krankenpflegevereinen flächen-<br />

deckend ausgebaut. Im Jahr 2010 wurden in Vorarlberg 7.260 Personen von 318 <strong>Pflege</strong>-<br />

kräften gepflegt <strong>und</strong> betreut. Im Rahmen <strong>der</strong> größtenteils integrierten Mobilen Hilfsdienste<br />

(MoHi), werden zusätzliche Leistungen wie Besuchsdienste o<strong>der</strong> Reinigungsdienste ange-<br />

boten. (vgl. Fischer/Wirth 2011, S. 20).<br />

36


Häusliche Beratung als Teil <strong>der</strong> ambulanten Leistung<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

<strong>Die</strong> Beratung dient dazu, eine umfassende Sichtweise <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong>situation zu<br />

erhalten <strong>und</strong> Handlungsmöglichkeiten zusammen mit dem Ratsuchenden zu erarbeiten. So<br />

hat die häusliche Beratung in akuten Situationen eine entlastende <strong>und</strong> langfristig eine<br />

durchaus präventive Wirkung (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong> Sozial-<br />

ordnung, Familie <strong>und</strong> Frauen 2005, S. 10).<br />

Das Ziel <strong>der</strong> beratenden Tätigkeit ist es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die es den<br />

Menschen mit Demenz <strong>und</strong> ihren Angehörigen ermöglichen, ihren Alltag zu bewältigen.<br />

Beratende Tätigkeiten werden telefonisch o<strong>der</strong> persönlich in einer Beratungsstelle o<strong>der</strong> bei<br />

den KlientInnen daheim geleistet (vgl. Seidl 2008, S. 2).<br />

Durch gezielte Interventionen für pflegende Angehörige kann indirekt auf den Zustand <strong>der</strong><br />

Erkrankten Einfluss genommen werden. Häufig ist dadurch eine Einweisung in stationäre<br />

<strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> Behandlung nicht o<strong>der</strong> erst später notwendig. Zudem kann direkt Einfluss auf<br />

den Ges<strong>und</strong>heitszustand <strong>der</strong> Angehörigen genommen werden, wodurch Folgeerkrankungen<br />

in dieser Personengruppe vermieden werden können (vgl. Gleichweit/Rossa 2009, S. 213).<br />

2.4.2.2 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong><br />

<strong>Die</strong> vermehrte Nachfrage nach bezahlbarer Entlastung innerhalb <strong>der</strong> Familien hat in den<br />

letzten Jahren zu Migrationsströmen <strong>und</strong> umfangreicher illegaler Beschäftigung geführt.<br />

Aus ganz Mittel- <strong>und</strong> Osteuropa wan<strong>der</strong>n heute <strong>Pflege</strong>fachkräfte <strong>und</strong> gering qualifizierte<br />

Betreuerinnen nach Großbritannien <strong>und</strong> Deutschland, aus Albanien nach Italien, aus <strong>der</strong><br />

Slowakei, Tschechien <strong>und</strong> Ungarn nach Österreich. So arbeiten Tausende als „Haushalts-<br />

hilfen“ für Menschen mit Demenz o<strong>der</strong> an<strong>der</strong>e Langzeitpflegbedürftige, die zu Hause le-<br />

ben, <strong>der</strong>en Angehörige sich aber nicht selbst 24-St<strong>und</strong>en um sie kümmern können. Ein<br />

Hauspflegedienst, <strong>der</strong> das leistet, ist für die meisten kaum bezahlbar, selbst wenn ein Teil<br />

<strong>der</strong> Kosten übernommen würde (vgl. Sütterlin et al. 2011, S. 47).<br />

Österreich hat zur Bekämpfung <strong>der</strong> Schwarzarbeit mit 1. Juli 2007 das Hausbetreuungsge-<br />

setz (HBeG) eingeführt, das die arbeits- <strong>und</strong> gewerberechtlichen Fragen bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

daheim regelt <strong>und</strong> einer Amnestierung <strong>der</strong> bisher Illegalen gleichkam. Aufgr<strong>und</strong> des neuen<br />

Gesetzes kann eine Betreuerin in einem österreichischen Haushalt jetzt als Selbständige<br />

37


2 Theoretischer Rahmen<br />

arbeiten o<strong>der</strong> sich von <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong> einem Hilfswerk (z. B. Caritas) anstellen lassen<br />

(vgl. Sütterlin et al. 2011, S. 48).<br />

Viele Haushaltshilfen werden von Agenturen vermittelt <strong>und</strong> kosten r<strong>und</strong> 1.300 Euro im<br />

Monat. Laut dem Deutschen Institut für angewandte <strong>Pflege</strong>forschung arbeitet <strong>der</strong> überwie-<br />

gende Teil, das sind r<strong>und</strong> 100.000 Frauen aus Ost- <strong>und</strong> Mitteleuropa, illegal <strong>und</strong> erhält<br />

etwa die Hälfte dieses Betrages. <strong>Die</strong> Frauen aus Polen, Tschechien, Rumänien, Ungarn,<br />

Bulgarien <strong>und</strong> <strong>der</strong> Ukraine werden hauptsächlich zur Aufsicht <strong>und</strong> zur Hilfe beim Kochen<br />

<strong>und</strong> im Haushalt benötigt. Etwa die Hälfte dieser Frauen unterstützt die <strong>Pflege</strong>bedürftigen<br />

aber auch bei <strong>der</strong> Körperpflege <strong>und</strong> beim Toilettengang. <strong>Die</strong> Mehrzahl <strong>der</strong> Haushalte nut-<br />

zen zusätzlich die Angebote eines ambulanten <strong>Pflege</strong>dienstes. Tagespflege, Kurzzeitpflege<br />

o<strong>der</strong> die Unterstützung durch Nachbarn o<strong>der</strong> ehrenamtliche Personen werden in weitaus<br />

geringerem Maße angenommen (vgl. Fank-Landkammer 2011, S. 260; Sütterlin et al.<br />

2011, S. 48).<br />

Manche Anbieter (beispielsweise <strong>der</strong> „Vorarlberger <strong>Betreuung</strong>spool“) bieten eine befriste-<br />

te 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> an. <strong>Die</strong>s kann als eine Alternative zur Kurzzeitpflege in einem<br />

<strong>Pflege</strong>heim angesehen werden. Den <strong>Pflege</strong>bedürftigen wird somit ein Wechsel ins Heim<br />

erspart. Solche Überbrückungsdienste werden zum Teil schon für eine Vertretung am Wo-<br />

chenende angeboten. Bei länger andauernden Einsätzen, ab ca. 1 Woche, kommen meist<br />

Betreuerinnen aus <strong>der</strong> Slowakei zum Einsatz (vgl. Panzenböck 2011, S. 16).<br />

Zur Unterstützung <strong>der</strong> 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> wurde vom Sozialministerium ein För<strong>der</strong>-<br />

modell entwickelt, wodurch Leistungen an pflegebedürftige Personen o<strong>der</strong> <strong>der</strong>en Angehö-<br />

rige aus dem Unterstützungsfonds für Menschen mit Behin<strong>der</strong>ung gewährt werden. <strong>Die</strong><br />

För<strong>der</strong>ung verfolgt das Ziel, <strong>der</strong> pflegebedürftigen Person o<strong>der</strong> dem Angehörigen einen<br />

Beitrag zu den <strong>Betreuung</strong>skosten in pauschaler Form zu leisten (vgl. Hämmerle/Pfitscher<br />

2010, S. 38).<br />

2.4.2.3 Tagespflegeeinrichtungen<br />

Gerontologische Tagespflegeeinrichtungen zählen zu den teilstationären <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong>sangeboten (vgl. Deutsche Alzheimer Gesellschaft o.J., o.S.). Der Besuch einer<br />

Tagespflegeeinrichtung dient <strong>der</strong> Aktivierung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Rehabilitation <strong>der</strong> Menschen mit<br />

38


2 Theoretischer Rahmen<br />

Demenz. Hierfür werden den Erkrankten therapeutische <strong>und</strong> pflegerische Maßnahmen an-<br />

geboten, sie werden in soziale Aktivitäten eingeb<strong>und</strong>en, <strong>und</strong> ihr Tagesablauf wird struktu-<br />

riert. Gewöhnlich verfügen die Einrichtungen über einen Fahrdienst, <strong>der</strong> die Menschen mit<br />

Demenz morgens zuhause abholt <strong>und</strong> abends wie<strong>der</strong> nach Hause fährt. <strong>Die</strong> Anzahl <strong>der</strong><br />

Tage, an denen eine Tagesbetreuungseinrichtung besucht wird, können die Angehörigen<br />

<strong>und</strong> die pflegebedürftige Person selber bestimmen, wobei mindestens zwei Tage wöchent-<br />

lich empfohlen werden, damit sich die Menschen mit Demenz auch eingewöhnen können<br />

(vgl. Haberstroh et al. 2011, S. 21).<br />

Pochobradsky et al. beschreiben Tagesbetreuungseinrichtungen folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

„Teilstationäre <strong>Die</strong>nste in Form von Tagespflege, Tagesbetreuung <strong>und</strong> Tages-<br />

zentren stellen einen eigenständigen Versorgungsbereich dar, <strong>der</strong> - entspre-<br />

chend dem Prinzip, ein abgestuftes Leistungsangebot für pflegebedürftige Per-<br />

sonen vorzuhalten - ein Zwischenglied zwischen <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong> zu Hause <strong>und</strong><br />

<strong>der</strong> Aufnahme in ein <strong>Pflege</strong>heim ist.[...]. Zielsetzungen <strong>der</strong> teilstationären<br />

<strong>Betreuung</strong> sind die Aufrechterhaltung <strong>der</strong> bisherigen Lebensweise <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Verbleib in <strong>der</strong> eigenen Wohnung durch eine tagsüber bereitgestellte aktivie-<br />

rende <strong>Betreuung</strong>“ (Pochobradsky et al. 2005, S. 35).<br />

Außer den beschriebenen Tagesbetreuungseinrichtungen gibt es noch Son<strong>der</strong>formen wie<br />

z.B. Tag/Nacht-Stationen. <strong>Die</strong>se haben das Ziel, den Angehörigen von Demenzkranken ein<br />

individuelles Entlastungangebot anzubieten. <strong>Die</strong> Tag/Nacht-Stationen bieten u. a. kurzfris-<br />

tige Aufnahmen in Notsituationen sowie regelmäßige Aufenthalte von bis zu 3-4 Tagen<br />

pro Woche, wobei die Eintritts- <strong>und</strong> Austrittszeiten frei wählbar sind. Während des Auf-<br />

enthaltes sind die zu Betreuenden in das Gesamtbetreuungsangebot <strong>der</strong> Einrichtungen in-<br />

tegriert (vgl. Oppikofer 2009, S. 4).<br />

2.4.2.4 Kurzzeitpflege<br />

So wie die Tagespflege bildet auch die Kurzzeitpflege bzw. Urlaubspflege ein eigenständi-<br />

ges <strong>und</strong> bedarfsorientiertes Element in <strong>der</strong> vorübergehenden <strong>Betreuung</strong> von Menschen mit<br />

Demenz (vgl. Bayerisches Staatsministerium für Arbeit <strong>und</strong> Sozialordnung, Familie <strong>und</strong><br />

Frauen 2005, S. 14).<br />

39


2 Theoretischer Rahmen<br />

Kurzzeitpflege ist die vorübergehende stationäre <strong>Pflege</strong> eines pflegebedürftigen Menschen,<br />

<strong>der</strong> ansonsten zu Hause betreut wird. Eine wichtige Funktion <strong>der</strong> Kurzzeitpflege ist insbe-<br />

son<strong>der</strong>e die Entlastung <strong>der</strong> familiären <strong>Pflege</strong>person, wie etwa bei Urlauben o<strong>der</strong> Krankheit,<br />

aber auch bei physischer o<strong>der</strong> psychischer Überlastung. Dadurch sollen die häusliche Pfle-<br />

ge <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> aufrecht erhalten, <strong>und</strong> eine dauernde Aufnahme in eine stationäre Pfle-<br />

geeinrichtung verhin<strong>der</strong>t o<strong>der</strong> zumindest verzögert werden. Es haben sich alle österreichi-<br />

schen B<strong>und</strong>eslän<strong>der</strong> das Ziel gesetzt, die Kurzzeitpflege in den nächsten Jahren flächende-<br />

ckend auszubauen (vgl. BMSG/ÖBIG 2004, zit. n. Pochobradsky et al. 2005, S. 35).<br />

<strong>Die</strong> Betten für Kurzzeitpflege sind in Österreich hauptsächlich in Einrichtungen <strong>der</strong> Lang-<br />

zeitpflege integriert. Kurzzeitpflegeplätze stehen teilweise als fixes Bettenkontingent, in<br />

den meisten Fällen aber als variabel dafür vorgesehene Plätze zur Verfügung. <strong>Die</strong> variable<br />

Form, auch „eingestreute“ Betten genannt, hat den Vorteil, dass sie keinen saisonalen<br />

Schwankungen ausgeliefert ist <strong>und</strong> daher keine leeren Betten verursacht. Für die Angehö-<br />

rigen ergibt sich allerdings <strong>der</strong> Nachteil, dass bei Auslastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>heime keine o<strong>der</strong><br />

zu wenig freie Plätze verfügbar sind (vgl. Seidl et al. 2006, S. 14).<br />

Ein Kurzzeitpflegebett zu bekommen, wird dadurch häufig zu einem zufälligen Ereignis,<br />

was sich in <strong>der</strong> erschwerten Planbarkeit z. B. eines Urlaubes für pflegende Angehörige<br />

zeigt. Zudem reduziert die im Allgemeinen recht hohe Auslastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>heime die<br />

Bereitschaft, Plätze für Kurzzeitpflege zur Verfügung zu stellen. So werden Kurzzeitpfle-<br />

gebetten oft nur bis zur nächsten Dauerbelegung vergeben (vgl. Gennrich 1997, zit. n.<br />

Seidl et al. 2006, S. 15).<br />

<strong>Die</strong> Beweggründe von pflegenden Angehörigen, das Angebot <strong>der</strong> Kurzzeitpflege zu nüt-<br />

zen, wurden vom Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft <strong>der</strong> Universität Wien genauer untersucht.<br />

Im Wesentlichen zeigten sich zwei unterschiedliche Motive. Der eine Teil <strong>der</strong> Befragten<br />

sprach von einer „Notlösung“, die sich aus dem Mangel an geeigneten Alternativen ergab.<br />

Für die weitaus größere Gruppe <strong>der</strong> Befragten hingegen stellt die Kurzzeitpflege ein ge-<br />

wohnter <strong>und</strong> wesentlicher Teil ihres Entlastungssystems dar, das ihnen ermöglicht, in ih-<br />

rem pflegerischen Alltag das „Gleichgewicht“ halten zu können (vgl. Seidl et al. 2006, S.<br />

27).<br />

40


2 Theoretischer Rahmen<br />

Wie bereits erwähnt, dient die vorübergehende Unterbringung von demenziell erkrankten<br />

Menschen in Kurzzeitpflegeeinrichtungen einer „Unterbrechung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>“ <strong>und</strong> soll da-<br />

durch eine Entlastung für die Angehörigen bieten. Bedeutend ist hierbei, dass sich bei re-<br />

gelmäßiger Inanspruchnahme von Kurzzeitpflege o<strong>der</strong> Tagespflegeaufenthalt die Kontext-<br />

bedingungen än<strong>der</strong>n (vgl. Kap. 2.1.4). Während <strong>der</strong> Inanspruchnahme bieten diese <strong>Die</strong>nste<br />

Entlastung bei den objektiven primären Stressoren, da die Angehörigen in dieser Zeit von<br />

den praktischen <strong>Pflege</strong>aufgaben <strong>und</strong> <strong>der</strong> Beaufsichtigung des/<strong>der</strong> Erkrankten entb<strong>und</strong>en<br />

werden. <strong>Die</strong> zeitliche Entlastung wirkt sich in den meisten Fällen auf die sek<strong>und</strong>ären Stres-<br />

soren aus, wenn z. B. <strong>der</strong> eigenen Berufstätigkeit leichter nachgegangen werden kann.<br />

Werden Entlastungsinterventionen langfristig in Anspruch genommen, so beugen diese<br />

einer Verschlechterung <strong>der</strong> Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden vor bzw. mil<strong>der</strong>n bereits vorhande-<br />

ne Beeinträchtigungen (vgl. Gutzmann/Zank 2005, S. 169).<br />

2.4.2.5 <strong>Pflege</strong>geld<br />

„<strong>Pflege</strong>geld wird gewährt, wenn <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit vorliegt <strong>und</strong> <strong>der</strong> ständige<br />

<strong>Betreuung</strong>s- <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong>aufwand voraussichtlich mindestens 6 Monate andau-<br />

ern wird […]“ (Hämmerle/Pfitscher 2010, S. 36).<br />

Es wird ohne Berücksichtigung des Einkommens in sieben Stufen (abhängig vom monat-<br />

lichen <strong>Pflege</strong>aufwand in St<strong>und</strong>en) zwölfmal jährlich ausbezahlt. Das <strong>Pflege</strong>geld ist kein<br />

Zuschlag zur Pension, son<strong>der</strong>n eine für den <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufwand zweckgewid-<br />

mete Geldleistung. <strong>Die</strong>sbezüglich wird es gr<strong>und</strong>sätzlich an die pflegebedürftige Person<br />

ausbezahlt, welche dadurch ihre <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> Hilfe selbst bestimmen <strong>und</strong> finanzieren<br />

kann. Jede/r <strong>Pflege</strong>bedürftige, <strong>der</strong> die Anspruchsvoraussetzungen erfüllt, hat ein Recht auf<br />

<strong>Pflege</strong>geld (vgl. Hämmerle/Pfitscher 2010, S. 36).<br />

Das <strong>Pflege</strong>geld kann in Landes- o<strong>der</strong> B<strong>und</strong>espflegegeld unterteilt werden, wobei es in <strong>der</strong><br />

Höhe des Betrages gleich ist. BezieherInnen einer eigenen Pension o<strong>der</strong> Rente erhalten das<br />

<strong>Pflege</strong>geld von ihrer Pensionsversicherungsanstalt (B<strong>und</strong>espflegegeld). Im Gegensatz dazu<br />

erhalten <strong>Pflege</strong>bedürftige ohne eigene Pension o<strong>der</strong> Rente das <strong>Pflege</strong>geld vom Land (Lan-<br />

despflegegeld). Wie in Tab. 6 ersichtlich, sind die Anspruchsvoraussetzungen (durch-<br />

schnittlicher monatlicher <strong>Pflege</strong>bedarf in St<strong>und</strong>en) für das Landespflegegeld in den ersten<br />

beiden <strong>Pflege</strong>geldstufen niedriger (vgl. Hämmerle/Pfitscher 2010, S. 36).<br />

41


Höhe des <strong>Pflege</strong>geldes<br />

Derzeit gelten beim B<strong>und</strong>es- <strong>und</strong> Landespflegegeld folgende Werte:<br />

<strong>Pflege</strong>bedarf in St<strong>und</strong>en pro Monat <strong>Pflege</strong>stufe<br />

Mehr als 60 St<strong>und</strong>en<br />

(Landespflegegeld: mehr als 50 St<strong>und</strong>en)<br />

Mehr als 85 St<strong>und</strong>en<br />

(Landespflegegeld: mehr als 75 St<strong>und</strong>en)<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

Betrag in Euro<br />

monatlich<br />

1 154,20 Euro<br />

2 284,30 Euro<br />

Mehr als 120 St<strong>und</strong>en 3 442,90 Euro<br />

Mehr als 160 St<strong>und</strong>en 4 664,30 Euro<br />

Mehr als 180 St<strong>und</strong>en, wenn<br />

ein außergewöhnlicher <strong>Pflege</strong>aufwand erfor<strong>der</strong>lich ist<br />

Mehr als 180 St<strong>und</strong>en, wenn<br />

zeitlich unkoordinierbare <strong>Betreuung</strong>smaßnahmen erfor<strong>der</strong>lich<br />

sind <strong>und</strong> diese regelmäßig während des Tages <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nacht zu<br />

erbringen sind o<strong>der</strong><br />

die dauernde Anwesenheit einer <strong>Pflege</strong>person während des Ta-<br />

ges <strong>und</strong> <strong>der</strong> Nacht erfor<strong>der</strong>lich ist, weil die Wahrscheinlichkeit<br />

einer Eigen- o<strong>der</strong> Fremdgefährdung gegeben ist<br />

Mehr als 180 St<strong>und</strong>en, wenn<br />

keine zielgerichteten Bewegungen <strong>der</strong> vier Extremitäten mit<br />

funktioneller Umsetzung möglich sind o<strong>der</strong><br />

ein gleich zu achten<strong>der</strong> Zustand vorliegt<br />

5 902,30 Euro<br />

6 1.260 Euro<br />

7 1.655,80 Euro<br />

Tab. 6: Höhe des <strong>Pflege</strong>geldes ab 01.01.2011<br />

Quelle: B<strong>und</strong>espflegegeldgesetz, Fassung vom 17.11.2011/Vlbg. Landespflegegeldgesetz (LGBl.<br />

63/2010)<br />

Als Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Einstufung dient ein ärztliches Gutachten. Beim Arbeits- <strong>und</strong> Sozialge-<br />

richt kann dagegen Einspruch erhoben werden. <strong>Die</strong> Einstufung durch den Arzt/die Ärztin<br />

erfolgt normalerweise im Rahmen eines Hausbesuches. Es ist aus rechtlicher Sicht mög-<br />

lich, bei diesem Hausbesuch eine Vertrauensperson beizuziehen (vgl. Hämmerle/Pfitscher<br />

2010, S. 36).<br />

42


2 Theoretischer Rahmen<br />

Im Jahr 2009 bezogen mehr als 420.000 Frauen <strong>und</strong> Männer (das waren r<strong>und</strong> 5% <strong>der</strong> öster-<br />

reichischen Bevölkerung) ein <strong>Pflege</strong>geld nach dem B<strong>und</strong>es- o<strong>der</strong> einem Landespflegegeld-<br />

gesetz (Österreichischer <strong>Pflege</strong>vorsorgebericht 2009, S. 16).<br />

Zuschuss zum <strong>Pflege</strong>geld<br />

Seit Anfang 2010 unterstützt das Land Vorarlberg die <strong>Pflege</strong>geldbezieherInnen mit einem<br />

Zuschuss zum <strong>Pflege</strong>geld. <strong>Pflege</strong>geldbezieherInnen ab <strong>der</strong> Stufe fünf, sechs o<strong>der</strong> sieben,<br />

die überwiegend von Angehörigen zu Hause betreut <strong>und</strong> gepflegt werden, erhalten monat-<br />

lich 100 Euro zusätzlich zum <strong>Pflege</strong>geld. Beim Aufenthalt in einem <strong>Pflege</strong>heim o<strong>der</strong> beim<br />

Bezug einer För<strong>der</strong>ung zur 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> erlischt <strong>der</strong> Anspruch für diesen Zu-<br />

schuss (vgl. Hämmerle 2011, S. 9).<br />

2.4.3 Nutzung <strong>und</strong> Entwicklung von Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungs-<br />

angeboten<br />

Obwohl Demenzerkrankung für die Betroffenen <strong>und</strong> auch für die pflegenden Angehörigen<br />

sehr belastend sein kann, zeigen viele empirische Bef<strong>und</strong>e, dass die Entlastungspflege<br />

recht selten in Anspruch genommen wird. Dabei gilt zu erwähnen, dass die Entlastungs-<br />

pflege durchaus über das Potenzial verfügt, die Lebensqualität <strong>der</strong> pflegenden Angehöri-<br />

gen zu verbessern. <strong>Die</strong> meisten <strong>Pflege</strong>nden warten jedoch oft zu lange, bis sie dieses An-<br />

gebot für sich in Anspruch nehmen (vgl. Oppikofer 2009, S. 4ff).<br />

Ob jemand Gebrauch von formellen Entlastungangeboten macht, hängt wesentlich von den<br />

drei folgenden Aspekten ab:<br />

von sozialen Faktoren o<strong>der</strong> Normen<br />

vom Ges<strong>und</strong>heitssystem, das heißt, von dessen Ressourcen <strong>und</strong> Organisation<br />

von individuellen Faktoren (vgl. Oppikofer 2009, S. 8)<br />

Weitere Faktoren, die dabei eine Rolle spielen, sind u. a. funktionelle Einschränkungen <strong>der</strong><br />

Erkrankten, die Ges<strong>und</strong>heit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden, sowie die Wahrnehmung bezüglich <strong>der</strong> Nütz-<br />

lichkeit <strong>und</strong> <strong>der</strong> Zweckmäßigkeit <strong>der</strong> Entlastungangebote. Ob Entlastungangebote genutzt<br />

werden, ist zudem abhängig von den finanziellen Ressourcen <strong>der</strong> Betroffenen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

pflegenden Person (vgl. Oppikofer 2009, S. 8).<br />

43


2 Theoretischer Rahmen<br />

Eine im Jahr 2005 veröffentlichte Studie des Österreichischen B<strong>und</strong>esinstituts für Ges<strong>und</strong>-<br />

heitswesen (ÖBIG) ergab, dass Kurzzeitpflege von pflegenden Angehörigen relativ selten<br />

in Anspruch genommen wurde (von nur fünf Prozent <strong>der</strong> befragten Personen). Gründe da-<br />

für waren das mangelnde Angebot, insbeson<strong>der</strong>e in ländlichen Gebieten, das fehlende Wis-<br />

sen darüber als auch finanzielle Gründe. Fast 40 Prozent <strong>der</strong> befragten Angehörigen lehn-<br />

ten Kurzzeitpflege prinzipiell ab (vgl. Pochobradsky et al. 2005, S. 35).<br />

Werden institutionelle Entlastungsangebote dennoch in Anspruch genommen, sind es vor<br />

allem pflegende Töchter <strong>und</strong> Schwiegertöchter, die diese <strong>Die</strong>nste nutzen, insbeson<strong>der</strong>e<br />

jene, die über eine hohe subjektive Belastung klagen. Demgegenüber nutzen pflegende<br />

Ehefrauen diese Angebote bedeutend seltener. Auszugehen ist davon, dass Ehefrauen ihre<br />

Rolle dahingehend interpretieren, dass sie die <strong>Pflege</strong> allein <strong>und</strong> ohne Hilfe erbringen müs-<br />

sen. Auch das Gefühl, die Entlastungspflege beeinträchtige die Beziehung zum Ehemann,<br />

ist als weiterer Ablehnungsgr<strong>und</strong> anzusehen (vgl. Oppikofer 2009, S.15).<br />

Es gibt in Deutschland, Österreich <strong>und</strong> <strong>der</strong> Schweiz nur sehr wenige Studien, welche sich<br />

systematisch mit <strong>der</strong> Effizienz von Entlastungangeboten für pflegende Angehörige befasst<br />

haben. In den meisten Studien wird die Wirkung von Entlastungsangeboten zwar als sehr<br />

nützlich beschrieben, dennoch finden sich bei näherer Betrachtung teilweise unterschiedli-<br />

che Ergebnisse. Übereinstimmend wird jedoch berichtet, dass das größte Bedürfnis pfle-<br />

gen<strong>der</strong> Angehöriger darin besteht, dass man ihnen eine Auszeit einräumt (vgl. Oppikofer<br />

2009, S.15).<br />

Aktuelle Entwicklungen <strong>und</strong> Prognosen des stationären <strong>und</strong> ambulanten Bereiches in<br />

Vorarlberg<br />

Im Geriatriekonzept (2011, S. 6) des Landes Vorarlberg sind die Daten über die Entwick-<br />

lungen im Bereich <strong>der</strong> stationären sowie ambulanten <strong>Betreuung</strong> <strong>und</strong> <strong>Pflege</strong> von 2003 bis<br />

2010 dargestellt. Zudem wurde ausgehend von den Werten 2010 eine Prognose für das<br />

Jahr 2020 berechnet. Der Zuwachs in den einzelnen Bereichen ist in Tab. 7 veranschau-<br />

licht:<br />

44


<strong>Pflege</strong>heimplätze<br />

Vollzeitäquivalente<br />

Hauskrankenpflege<br />

Einsatzst<strong>und</strong>en<br />

Mobiler Hilfsdienst<br />

2 Theoretischer Rahmen<br />

2003 2010 2020<br />

1.864<br />

130<br />

328.100<br />

2.177<br />

(plus 16,8%)<br />

155<br />

(plus 19,2%)<br />

558.474<br />

(plus 70,2%)<br />

2.800<br />

(plus 28%)<br />

214<br />

(plus 38%)<br />

1.040.000<br />

(plus 86%)<br />

Tab. 7: Entwicklung im stationären <strong>und</strong> ambulanten Bereich (Vorarlberg 2003 – 2020)<br />

Quelle: Geriatriekonzept Vorarlberg 2011, S. 6f<br />

Das Land Vorarlberg geht bei dieser Berechnung davon aus, dass durch die Stärkung des<br />

ambulanten Bereiches (wie z. B. dem <strong>Pflege</strong>zuschuss des Landes) durch neue inhaltliche<br />

Schwerpunkte (Case-Management), den Ausbau des betreuten Wohnens <strong>und</strong> zusätzlichen<br />

sozialrechtlichen Verbesserungen für pflegende Angehörige die notwenige Kapazität an<br />

<strong>Pflege</strong>heimplätzen beeinflusst werden kann (vgl. Geriatriekonzept Vorarlberg 2011, S. 7).<br />

Jedoch geht aus aktuellen Erhebungen hervor, dass <strong>der</strong>zeit in Vorarlberg nur 38% <strong>der</strong> Be-<br />

wohnerInnen vor <strong>der</strong> dauerhaften Aufnahme in ein <strong>Pflege</strong>heim die Hauskrankenpflege<br />

bzw. nur 21% den Mobilen Hilfsdienst in Anspruch genommen haben (vgl. Plut-Sauer<br />

2011, S. 32).<br />

<strong>Die</strong>se Zahlen verdeutlichen umso mehr, dass <strong>der</strong> ambulante <strong>und</strong> <strong>der</strong> stationäre Bereich in<br />

Zukunft näher zusammenwachsen müssen, um sich im Sinne <strong>der</strong> betreuungs- <strong>und</strong> pflege-<br />

bedürftigen Menschen <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Angehörigen gegenseitig stützen zu können. Neben <strong>der</strong><br />

Weiterentwicklung <strong>der</strong> Tagesbetreuung, wird vor allem die Sicherung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege<br />

im stationären Bereich als wesentliches Angebot zur Entlastung von pflegenden Angehöri-<br />

gen, eine wichtige Aufgabe darstellen (vgl. Plut-Sauer 2010, o.S.).<br />

Letztlich ist jedoch festzustellen, dass die pflegenden Privathaushalte durch die ambulan-<br />

ten <strong>Die</strong>nste nur bedingt stabilisiert werden können. Es werden wohl die familiären <strong>Pflege</strong>-<br />

arrangements in <strong>der</strong> Anzahl weiter ansteigen. Jedoch kann über ambulante Leistungen <strong>der</strong><br />

45


2 Theoretischer Rahmen<br />

Verbleib in <strong>der</strong> eigenen Häuslichkeit bei zunehmen<strong>der</strong> Hochaltrigkeit <strong>und</strong> bei zunehmen-<br />

<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit nicht gewährleistet werden. In diesen Konstellationen wird es zu-<br />

nehmend zu einer Ablösung <strong>der</strong> privaten <strong>Pflege</strong>arrangements durch die institutionelle Pfle-<br />

ge in <strong>der</strong> stationären Altenhilfe kommen (vgl. Wadenpohl 2008, S. 28).<br />

46


3 Methodik<br />

3 Methodik<br />

Im anschließenden methodischen Teil werden die Forschungsfragen, das Forschungsde-<br />

sign, die Literaturrecherche <strong>und</strong> die Untersuchungsinstrumente näher beschrieben. Es fol-<br />

gen Angaben über das Forschungsfeld, die Durchführung sowie über ethische Aspekte <strong>der</strong><br />

Untersuchung.<br />

3.1 Forschungsfragen<br />

Mit <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung sollen folgende Forschungsfragen beantwortet werden:<br />

1. Wie hoch schätzen pflegende Angehörige von Demenzkranken im Bezirk Bludenz<br />

ihre subjektive Belastung ein?<br />

2. Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> subjektiven Belastung <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe?<br />

3. Welche körperlichen Belastungen werden von den pflegenden Angehörigen ange-<br />

geben?<br />

4. Welche <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben werden von pflegenden Angehörigen er-<br />

bracht?<br />

5. Wie viele St<strong>und</strong>en wenden pflegende Angehörige pro Tag für die <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong> von Demenzkranken auf?<br />

6. Welche Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote werden in welchem Ausmaß von<br />

den pflegenden Angehörigen in Anspruch genommen?<br />

3.2 Forschungsdesign<br />

Zur Beantwortung <strong>der</strong> Forschungsfragen wurde ein deskriptives Forschungsdesign im<br />

Sinne einer quantitativen Querschnittstudie verwendet. <strong>Die</strong>se Art <strong>der</strong> Forschungsmetho-<br />

de findet beispielsweise dann Verwendung, wenn eine exakte Information in einer speziel-<br />

len Gruppe, in diesem Fall die pflegenden Angehörigen Demenzkranker, beschrieben wer-<br />

den soll (vgl. LoBiondo-Wood/Haber 2005, S. 351). Dazu wird mit einem strukturierten,<br />

standardisierten Fragebogen quantitatives Datenmaterial erhoben. <strong>Die</strong> schriftliche Befra-<br />

gung mittels Fragebogen ist eine <strong>der</strong> gebräuchlichsten Methoden <strong>der</strong> Datenerhebung in <strong>der</strong><br />

quantitativen Sozialforschung (vgl. Mayer 2007, S. 158).<br />

47


3.3 Literaturrecherche<br />

3 Methodik<br />

<strong>Die</strong> Literatursuche umfasste vorwiegend Publikationen <strong>der</strong> letzten 10 Jahre <strong>und</strong> wurde in<br />

den Datenbanken Medline, Biblomed, medpilot, Thieme-eJournals, Elektronische Zeit-<br />

schriftenbibliothek (EZB), Karlsruher Virtueller Katalog (KVK) <strong>und</strong> im Katalog <strong>der</strong> Vor-<br />

arlberger Landesbibliothek durchgeführt.<br />

Weiters umfasste die Literaturrecherche die Homepage vom Kuratorium Deutsche Alters-<br />

hilfe (KDA), ÖBIG - Ges<strong>und</strong>heit Österreich sowie die frei zugänglichen Suchmaschinen<br />

google <strong>und</strong> google scholar. Zusätzlich wurde in wissenschaftlichen Journalen, wie „die<br />

<strong>Pflege</strong>“, „<strong>Pflege</strong>zeitschrift“ <strong>und</strong> „<strong>Pflege</strong>wissenschaft“ nach Artikeln gesucht.<br />

<strong>Die</strong> in Tabelle 8 angeführten Suchbegriffe wurden in Verbindung mit den Bool´schen Ope-<br />

ratoren zur Literatursuche verwendet.<br />

Ausgangswörter Unterbegriffe Suchbegriffe<br />

Belastung Herausfor<strong>der</strong>ndes Verhalten<br />

Belastendes Verhalten<br />

Entlastung<br />

Bewältigung<br />

<strong>Pflege</strong>nde<br />

Angehörige<br />

Häusliche <strong>Pflege</strong><br />

Versorgung<br />

Zuhause<br />

<strong>Betreuung</strong><br />

Demenz Alzheimer<br />

Verwirrtheit<br />

Dementielle Entwicklung<br />

Senilität<br />

Tab. 8: Verwendete Suchbegriffe für die Literaturrecherche<br />

Herausfor<strong>der</strong>nd* Verhalten<br />

Belast*<br />

Entlast*<br />

Bewältig*<br />

<strong>Pflege</strong>n*<br />

Angehörige<br />

Häuslich*<br />

*Haus*<br />

Versorgung<br />

Betreu*<br />

Demen*<br />

Verwirr*<br />

Alzheimer*<br />

Senil*<br />

48


3.4 Beschreibung <strong>der</strong> Untersuchungsinstrumente<br />

3 Methodik<br />

Zur Befragung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen wurde ein Fragebogen verwendet, <strong>der</strong> aus<br />

zwei Teilen besteht (siehe Anhang 7.2). Er setzt sich zum einen aus neu entwickelten Items<br />

<strong>und</strong> zum an<strong>der</strong>en aus <strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala zusammen.<br />

<strong>Die</strong> Glie<strong>der</strong>ung des Fragebogens wurde anhand <strong>der</strong> folgenden Themenkomplexe durchge-<br />

führt:<br />

Abschnitt Themenbereiche Anzahl <strong>der</strong> Fragen<br />

A Fragen zur <strong>Betreuung</strong>sperson 4 Items<br />

B Fragen zur Erwerbstätigkeit 4 Items<br />

C Fragen zum Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen 18 Items<br />

D <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> 34 Items<br />

E Fragen zur Unterstützung bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> 31 Items<br />

Tab. 9: Themenbereiche des Untersuchungsinstrumentes<br />

3.4.1 Neu erstelltes Untersuchungsinstrument<br />

<strong>Die</strong> Items des neu erstellten Untersuchungsinstrumentes wurden in Anlehnung an die vom<br />

ÖBIG 2005 durchgeführte Studie „Situation pflegen<strong>der</strong> Angehöriger“ konzipiert. Das ent-<br />

wickelte Erhebungsinstrument enthält sowohl offene als auch geschlossene Fragen <strong>und</strong><br />

Hybridfragen.<br />

Den Anfang des Fragebogens bildet <strong>der</strong> soziodemographische Teil (A), im Anschluss wer-<br />

den die Fragen zur Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> Angehörigen (B) gestellt. Der Fragenkomplex<br />

„Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen“ (C) beinhaltet u.a. Items zum Alter, zur <strong>Pflege</strong>geldstufe,<br />

zum Mobilitätsgrad <strong>und</strong> Verwirrungsgrad <strong>der</strong> zu pflegenden Person sowie den pflegeri-<br />

schen Leistungen. Der Abschnitt „<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>“ (D) besteht aus <strong>der</strong> Häusli-<br />

chen-<strong>Pflege</strong>-Skala, welche aufgr<strong>und</strong> ihrer Länge in zwei Teilen abgefragt wurde. Zudem<br />

sind Items bezüglich <strong>der</strong> körperlichen Belastung <strong>und</strong> <strong>der</strong> subjektiv wahrgenommen Über-<br />

lastung <strong>der</strong> Angehörigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> enthalten. Den Abschluss des Messinstru-<br />

mentes bilden die „Fragen zur Unterstützung bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>“ (E), die hier verwendeten<br />

49


3 Methodik<br />

Items beinhalten Fragen zur Nutzung von mobilen <strong>Die</strong>nsten, Nutzung von Tagesbetreuung<br />

<strong>und</strong> Kurzzeitpflege sowie die Unterstützung durch informelle Hilfe.<br />

Der Fragebogenentwurf wurde vor <strong>der</strong> Aussendung ins Forschungsfeld einem Pretest (n=5)<br />

unterzogen <strong>und</strong> entsprechend <strong>der</strong> gewonnen Rückmeldungen weiterentwickelt. <strong>Die</strong> Daten<br />

aus dem Pretest wurden nicht in die Gesamtauswertung einbezogen.<br />

3.4.2 Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala<br />

<strong>Die</strong> Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala (HPS) ist ein Messinstrument mit dem die subjektive Gesamt-<br />

belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen gültig erfasst werden kann (vgl. Gräßel 2007, S.<br />

11). Sie kann zudem zur Erfassung von individuellen Bedürfnissen von pflegenden Ange-<br />

hörigen <strong>und</strong> zur Planung <strong>und</strong> Beurteilung von Interventionsmaßnahmen herangezogen<br />

werden (vgl. Hasemann 2004, S. 14). Im englischsprachigen Raum ist sie als Burden Scale<br />

for Family Caregivers (BSFC) bekannt (vgl. Gräßel 2001, S. 28).<br />

<strong>Die</strong> Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala wurde vom Verfasser in sechs Schritten entwickelt. Der erste<br />

Schritt bestand aus <strong>der</strong> passiven Teilnahme des Autors an Gesprächskreisen von pflegen-<br />

den Angehörigen, mit dem Ziel spontane Aussagen <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>spersonen zu bedeutsa-<br />

men Aspekten in <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> zu gewinnen. Im zweiten Schritt wurden qualitative<br />

Interviews mit pflegenden Angehörigen über positive <strong>und</strong> negative <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong> geführt. Als nächster Schritt wurden die Items zur Belastungsmessung erstellt, diese<br />

wurden im Anschluss einem Vergleich mit an<strong>der</strong>en international publizierten Belastungs-<br />

Skalen unterzogen <strong>und</strong> weiterentwickelt. Im zweitletzten Schritt wurde die Häusliche-<br />

<strong>Pflege</strong>-Skala von drei Experten auf die Relevanz <strong>der</strong> Aussagen beurteilt. Zusätzlich wur-<br />

den Fragen konkretisiert, entfernt <strong>und</strong> ergänzt. Abschließend wurde ein Pretest durchge-<br />

führt. <strong>Die</strong> Rückmeldungen zur Verständlichkeit <strong>und</strong> Akzeptanz <strong>der</strong> Items <strong>und</strong> eine neuerli-<br />

che Anpassung an die Ergebnisse ließen die Endform <strong>der</strong> HPS entstehen (Gräßel 2001, S.<br />

6).<br />

<strong>Die</strong> HPS ist eine Likert-Skala <strong>und</strong> setzt sich aus insgesamt 28 Items zusammen. Bei allen<br />

Fragen gibt es je nach Grad <strong>der</strong> Zustimmung die folgende 4-fach abgestufte Antwortmög-<br />

lichkeit: „stimmt genau“, „stimmt überwiegend“, „stimmt ein wenig“ <strong>und</strong> „stimmt nicht“.<br />

Um den „Ja-Sage-Effekt“ <strong>und</strong> somit eine potentielle Verfälschung des Ergebnisses zu mi-<br />

50


3 Methodik<br />

nimieren, wurde <strong>der</strong> Fragebogen so konstruiert, dass elf <strong>der</strong> 28 Items invers gepolt sind.<br />

Das heißt, die subjektive Belastung drückt sich bei diesen Fragen durch den Grad <strong>der</strong> Ab-<br />

lehnung <strong>der</strong> Aussage aus. Bei den an<strong>der</strong>en 17 Fragen wird <strong>der</strong> Belastungsgrad hingegen<br />

durch die Zustimmung zu den Aussagen ausgedrückt (vgl. Gräßel 2001, S. 6).<br />

<strong>Die</strong> Auswertung <strong>der</strong> HPS kann sowohl auf Ebene <strong>der</strong> einzelnen Items als auch auf Sum-<br />

menebene (Gesamtsummenwert aller Items) erfolgen. Mit dem Summenwert lässt sich die<br />

Dringlichkeit des Entlastungsbedarfes ermitteln. Zudem lässt sich bei Wie<strong>der</strong>holungsbe-<br />

fragungen die Wirksamkeit von Hilfemaßnahmen anhand <strong>der</strong> Senkung <strong>der</strong> subjektiven<br />

Belastung beurteilen (vgl. Gräßel 2001, S. 9).<br />

Bei <strong>der</strong> Interpretation des Summenwertes gibt es zwei unterschiedliche Auswertungs-<br />

möglichkeiten. <strong>Die</strong> erste Möglichkeit bezieht sich auf alle „<strong>Pflege</strong>ursachen außer De-<br />

menz“, die zweite Auswertungsmöglichkeit wurde gezielt für pflegende Angehörige von<br />

Demenzkranken Personen entwickelt <strong>und</strong> ist in <strong>der</strong> nachfolgenden Tabelle dargestellt (vgl.<br />

Gräßel 2001, S. 13).<br />

HPS-<br />

Summenwert<br />

Belastungsausmaß<br />

Risiko für<br />

psychosomatische<br />

Beschwerden<br />

Häufigkeit in <strong>der</strong><br />

Referenzstichprobe<br />

(N=1236)<br />

0 – 35 nicht bis gering nicht erhöht 33,8%<br />

36 – 45 mittelgradig erhöht 25,3%<br />

46 – 84 stark bis sehr stark stark erhöht 40,9%<br />

Tab. 10: Interpretation des HPS-Summenwertes bei Demenzsyndrom<br />

(nominierte Einteilung anhand des Risikos für psychosomatische Beschwerden)<br />

Quelle: Gräßel 2001, S. 14<br />

<strong>Die</strong> Interpretation des Belastungsausmaßes ist folgen<strong>der</strong>maßen zu verstehen (vgl. Gräßel<br />

2001, S. 14; Hasemann 2004, S. 16):<br />

„Nicht bis geringgradig“ belastet zu sein heißt, es besteht kein Risiko für psycho-<br />

somatische Erkrankungen (vgl. Kap. 2.1.5) bzw. das Ausmaß <strong>der</strong> körperlichen Ge-<br />

samtbeschwerden entspricht dem Erwartungswert <strong>der</strong> „Normalbevölkerung“.<br />

51


3 Methodik<br />

Ein „mittelgradiges“ Belastungsausmaß ist mit einem erhöhten Risiko für psycho-<br />

somatische Beschwerden verb<strong>und</strong>en. Hier weisen 74% <strong>der</strong> Befragten ein überdurch-<br />

schnittliches Ausmaß an Körperbeschwerden auf.<br />

Im Bereich des HPS-Summenwertes von 46 – 84 besteht eine „starke bis sehr<br />

starke“ subjektive Belastung verb<strong>und</strong>en mit einem stark erhöhten Risiko für psy-<br />

chosomatische Erkrankungen. Hier weisen 90% <strong>der</strong> Befragten ein überdurchschnitt-<br />

liches Ausmaß an körperlichen Beschwerden auf.<br />

Folgende Testgütekriterien können für die Häusliche-<strong>Pflege</strong>-Skala angegeben wer-<br />

den:<br />

Der Konsistenzintervall nach Spearman-Brown beträgt in <strong>der</strong> Gruppe, die Demenz-<br />

erkrankte pflegen (N=1236) 0,88. Der Cronbach-alpha-Wert beträgt bei dieser<br />

Stichprobengröße 0,90 (vgl. Gräßel 2001, S. 16).<br />

Für die Stichprobe dieser Arbeit wurde die innere Konsistenz <strong>der</strong> 28 Items mit SPSS<br />

19.0 berechnet. Das so ermittelte Cronbach-Alpha beträgt 0,93.<br />

<strong>Die</strong> Testwie<strong>der</strong>holungs-Reliabilität nach zwei Wochen beträgt 0,94 (vgl. Gräßel<br />

Validität<br />

2001, S. 16)<br />

In <strong>der</strong> Literatur wird übereinstimmend berichtet, dass zwischen „sozialen Verhaltensstö-<br />

rungen“ <strong>der</strong> zu Betreuenden <strong>und</strong> <strong>der</strong> subjektiven Belastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>person ein signifi-<br />

kanter positiv linearer Zusammenhang besteht. <strong>Die</strong>s gilt insbeson<strong>der</strong>e für multiple Zu-<br />

sammenhangsanalysen. Demgegenüber wurde in <strong>der</strong> Literatur übereinstimmend beschrie-<br />

ben, dass in multivariaten Analysen kein signifikanter Zusammenhang zwischen dem Be-<br />

lastungsausmaß <strong>und</strong> <strong>der</strong> „Zeitspanne seit Beginn <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong>“ besteht. Gemes-<br />

sen an diesen beiden äußeren Kriterien zeigt sich <strong>der</strong> HPS-Summenwert (siehe Tabelle 11)<br />

als valide (vgl. Gräßel 2001, S. 20).<br />

52


Gruppe<br />

Zusammenhang zwischen HPS-Summenwert <strong>und</strong><br />

Sozialen Verhaltensstörungen<br />

univariat multivariat<br />

r ß<br />

Zeitspanne seit Beginn<br />

<strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong><br />

3 Methodik<br />

univariat multivariat<br />

r ß<br />

Demenz 0,39*** 0,34*** 0,10*** 0,07<br />

Nicht-Demenz 0,44*** 0,34*** 0,03 0,02<br />

*** p< 0,001<br />

Tab. 11: Aspekte <strong>der</strong> äußeren kriterienbezogenen Validität des HPS-Summenwertes in <strong>der</strong><br />

Demenz- <strong>und</strong> Nicht-Demenz-Gruppe<br />

Quelle: Gräßel 2001, S. 21<br />

Inter-Item-Korrelation<br />

Laut Gräßel (2001, S. 23) liegen die Inter-Item-Korrelationen in <strong>der</strong> Demenz-Gruppe im<br />

Bereich von minus 0,21 <strong>und</strong> plus 0,55. Jedoch sind nur 1,6% aller Korrelationen negativ,<br />

65,5% <strong>der</strong> Korrelationen sind positiv mit einem Wert von >0,20. <strong>Die</strong> folgende Tabelle<br />

zeigt die Inter-Item-Korrelation für die Stichprobe dieser Arbeit.<br />

Inter-Item-<br />

Korrelation<br />

Mittelwert Minimum Maximum Bereich Max./Min. Varianz Anzahl <strong>der</strong><br />

Items<br />

,329 -,195 ,736 ,930 -3,774 ,032 28<br />

Tab. 12: Inter-Item-Korrelation <strong>der</strong> HPS bezogen auf die vorliegende Untersuchung<br />

Quelle: eigene Berechnungen/SPSS-Version 19.0<br />

Somit sind alle bedeutsamen Zusammenhänge zwischen den Items <strong>der</strong> HPS positiv, was<br />

demnach bedeutet, dass je größer <strong>der</strong> Belastungswert eines Items ist, desto größer ist auch<br />

<strong>der</strong> des an<strong>der</strong>en Items. Aus diesem Gr<strong>und</strong> kann <strong>der</strong> Gesamtsummenwert <strong>der</strong> Items gebildet<br />

werden (vgl. Gräßel 2001, S. 23).<br />

53


3.5 Beschreibung <strong>der</strong> Gr<strong>und</strong>gesamtheit<br />

3 Methodik<br />

<strong>Die</strong> vorliegende Untersuchung befasst sich ausschließlich mit demenzkranken Menschen<br />

im Bezirk Bludenz. Um auf die Gr<strong>und</strong>gesamtheit <strong>der</strong> Demenzkranken, d. h. alle Betroffe-<br />

nen mit <strong>der</strong> Erkrankung Demenz im Bezirk Bludenz, schließen zu können, wurde anhand<br />

<strong>der</strong> Bevölkerungszahlen (basierend auf dem Datenmaterial <strong>der</strong> Statistik Austria) sowie <strong>der</strong><br />

Prävalenzrate (vgl. Kap. 2.2.1) die Gesamtanzahl <strong>der</strong> Erkrankten berechnet. Dazu wurde<br />

folgende Bevölkerungsstruktur für den Bezirk Bludenz ermittelt:<br />

Abb. 9: Bevölkerungsstruktur im Bezirk Bludenz nach Altersgruppen<br />

Quelle: Statistik Austria, Stand 01.01.2011/eigene Darstellung<br />

Im nächsten Schritt wurde anhand <strong>der</strong> Prävalenzrate (siehe Prozentwerte) die Anzahl <strong>der</strong><br />

demenzerkrankten Personen in den einzelnen Altersgruppen berechnet.<br />

1,0% 1,4%<br />

4,1% 5,7%<br />

13,0%<br />

Abb. 10: Menschen mit Demenz im Bezirk Bludenz nach Altersgruppen<br />

Quelle: eigene Berechnungen<br />

21,6%<br />

32,2%<br />

54


3 Methodik<br />

Wird nun die Anzahl <strong>der</strong> demenzkranken Menschen in den einzelnen Altersgruppen sum-<br />

miert, beträgt die Gesamtpopulation im Bezirk Bludenz mit Stand 01.01.2011, 801<br />

Menschen, die das Merkmal Demenz aufweisen.<br />

3.6 Beschreibung <strong>der</strong> Stichprobe<br />

<strong>Die</strong> Schwierigkeit bei dieser Fragebogen-Erhebung war es, die entsprechende Zielgruppe<br />

zu erreichen. Da über die Hauskrankenpflegevereine im Bezirk Bludenz, welche zumeist<br />

die hauskrankenpflegerischen Tätigkeiten als auch die Mobilen Hilfsdienste koordinieren,<br />

ein guter Zugang zum Forschungsfeld hergestellt werden konnte, wurden diese zur Kon-<br />

taktherstellung mit den Teilnehmenden herangezogen. Um eine möglichst große <strong>und</strong> reprä-<br />

sentative Stichprobengröße zu erreichen, wurde von den anfangs erstellten Einschlusskrite-<br />

rien, wie diagnostizierte Demenz bzw. Morbus Alzheimer abgesehen. Ebenfalls wurden<br />

pflegende Angehörige, die eine 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> angestellt haben, bei <strong>der</strong> Untersu-<br />

chung zugelassen.<br />

Ziel war es somit, alle pflegenden Angehörigen von demenzkranken Menschen im Bezirk<br />

Bludenz, die Unterstützung von <strong>der</strong> Hauskrankenpflege o<strong>der</strong> vom Mobilen Hilfsdienst<br />

erhalten, für die Studie zu gewinnen. Explizit wurde im Informationsschreiben <strong>und</strong> im Fra-<br />

gebogen darauf hingewiesen, dass sich die Erhebung, an diejenigen pflegenden Angehöri-<br />

gen richtet, die den überwiegenden Teil <strong>der</strong> durchgeführten <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufga-<br />

ben übernehmen.<br />

3.7 Durchführung <strong>der</strong> Studie<br />

Anfang August 2011 wurde per E-mail Kontakt mit allen <strong>Pflege</strong>dienstleitungen <strong>der</strong> Haus-<br />

krankenpflegevereine im Bezirk Bludenz hergestellt. <strong>Die</strong>se wurden im nächsten Schritt<br />

telefonisch über den Ablauf <strong>der</strong> geplanten Untersuchung informiert <strong>und</strong> aufgefor<strong>der</strong>t, die<br />

Informationsschreiben für die Teilnehmenden all jenen zukommen zu lassen, die ihrer<br />

Meinung nach dementiell erkrankte Personen pflegen. Im Anschluss wurden die <strong>Pflege</strong>-<br />

dienstleitungen gebeten eine Liste mit potentiellen TeilnehmerInnen anzufertigen. Nach<br />

Abschluss <strong>der</strong> Vorinformationsphase wurde bei den Führungskräften die Anzahl <strong>der</strong> Teil-<br />

nehmerInnen je Verein abgefragt. Mitte September 2011 wurden die Fragebögen inklusive<br />

frankiertem Rücksendekuvert zur Verteilung an die <strong>Pflege</strong>dienstleitungen ausgegeben. Der<br />

Erhebungszeitraum erstreckte sich vom 19. September – 05. November 2011, wobei Mitte<br />

55


3 Methodik<br />

Oktober 2011 die <strong>Pflege</strong>dienstleitungen telefonisch aufgefor<strong>der</strong>t wurden, die Teilnehmen-<br />

den an die Rücksendung <strong>der</strong> Fragebögen zu erinnern.<br />

Von den 133 verteilten Fragebögen kamen bis zum 05. November insgesamt 65 Stück zu-<br />

rück. Drei Fragebögen wurden unausgefüllt zurückgesendet <strong>und</strong> konnten nicht in die Un-<br />

tersuchung einbezogen werden. In <strong>der</strong> Auswertung konnten somit 62 Fragebögen berück-<br />

sichtigt werden, was einer Rücklaufquote von 46,61% entspricht.<br />

3.8 Ethische Aspekte<br />

Da die Fragenbogenstudie auf <strong>der</strong> Freiwilligkeit <strong>der</strong> Probanden (informed consent) basiert,<br />

wurde von einer Vorlage bei <strong>der</strong> Ethikkommission abgesehen. Zudem wurde im Informati-<br />

onsschreiben <strong>und</strong> im Fragebogen ausdrücklich darauf hingewiesen, dass anhand <strong>der</strong> ano-<br />

nym ausgefüllten Fragebögen keine Möglichkeit besteht, auf die Identität <strong>der</strong> Teilnehme-<br />

rInnen rückzuschließen.<br />

56


4 Ergebnisse<br />

4 Ergebnisse<br />

In diesem Kapitel werden alle zur Beantwortung <strong>der</strong> Forschungsfragen relevanten Ergeb-<br />

nisse dargestellt. <strong>Die</strong> Ergebnisse sind in sieben Themengebiete unterteilt: Soziodemogra-<br />

phische Daten <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen, Daten <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen, Erwerbstätigkeit<br />

<strong>der</strong> pflegenden Angehörigen, das Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen, Unterstützung bei <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>, Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege sowie Belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

durch die <strong>Pflege</strong>. <strong>Die</strong> Analyse <strong>der</strong> Daten wurde mit SPSS 19.0 durchgeführt. Den Schwer-<br />

punkt <strong>der</strong> Berechnungen bilden die Elemente <strong>der</strong> deskriptiven Statistik. Je nach Skalenni-<br />

veau wurden die Häufigkeitsverteilung, die Lagemaße (Modus, Median, Mittelwert) <strong>und</strong><br />

die Streuungsmaße (Spannweite, Standardabweichung) berechnet.<br />

4.1 Soziodemografische Merkmale <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

Der Fragebogen enthält Fragen zu Geschlecht <strong>und</strong> Familienstand <strong>der</strong> Hauptpflegepersonen.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse sind in folgen<strong>der</strong> Tabelle dargestellt.<br />

Geschlecht Häufigkeit Prozent Gültige Prozent<br />

weiblich 52 83,9 83,9<br />

männlich 10 16,1 16,1<br />

Gesamt 62 100 100<br />

Familienstand<br />

ledig 5 8,1 8,2<br />

verheiratet 43 69,4 70,5<br />

geschieden 5 8,1 8,2<br />

Lebensgemeinschaft 3 4,8 4,9<br />

verwitwet 5 8,1 8,20<br />

fehlend 1 1,6<br />

Gesamt 62 100 100<br />

Tab. 13: Geschlecht <strong>und</strong> Familienstand <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

Wie in Tabelle 13 ersichtlich, ist <strong>der</strong> Großteil <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden weiblich, dennoch zeigt sich,<br />

dass auch Männer in <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> tätig sind. Von den insgesamt 62 erreichten<br />

57


4 Ergebnisse<br />

Angehörigen sind 52 pflegende Frauen (83,9%) <strong>und</strong> 10 pflegende Männer (16,1%). Mehr<br />

als zwei Drittel (69,4%, n=43) <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden sind verheiratet. Jeweils 8,1% (n=5) sind<br />

ledig, geschieden o<strong>der</strong> verwitwet. Lediglich 4,8% (n=3) leben in einer Lebensgemein-<br />

schaft.<br />

Abb. 11: Altersstruktur <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

<strong>Die</strong> Spannweite des Alters <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen beträgt 55 Jahre <strong>und</strong> erstreckt sich<br />

von 32 bis 87 Jahren. Durchschnittlich sind die <strong>Betreuung</strong>spersonen 60,4 Jahre alt. Der<br />

Median beträgt 57,5 Jahre <strong>und</strong> die Standardabweichung ergibt 13,6 Jahre.<br />

Angehörigenverhältnis Häufigkeit Prozent Gültige Prozent<br />

Ehe-/LebenspartnerIn 14 22,6 22,6<br />

Mutter/Vater 32 51,6 51,6<br />

Schwiegermutter/-vater 12 19,4 19,4<br />

Tante/Onkel 1 1,6 1,6<br />

Nachbarin/Nachbar 2 3,2 3,2<br />

an<strong>der</strong>e 1 1,6 1,6<br />

Gesamt 62 100 100<br />

Tab. 14: Verhältnis <strong>der</strong> betreuungsbedürftigen Person zur Hauptbetreuungsperson<br />

58


4 Ergebnisse<br />

In etwa die Hälfte (51,6%, n=32) <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen wird von ihren eigenen Kin<strong>der</strong>n<br />

betreut. Mit 22,6% (n=14) sind die Ehe-/LebenspartnerInnen am zweithäufigsten als<br />

Hauptpflegepersonen zu nennen, gefolgt von Schwiegertöchtern <strong>und</strong> Schwiegersöhnen mit<br />

19,4% (n=12). Insgesamt 6,4% (n=4) pflegen ihre Tante o<strong>der</strong> ihren Onkel, Nachbarin o<strong>der</strong><br />

Nachbarn o<strong>der</strong> stehen in einem an<strong>der</strong>en Verhältnis zur pflegebedürftigen Person.<br />

Abb. 12: <strong>Pflege</strong>dauer in Jahren<br />

<strong>Die</strong> Dauer <strong>der</strong> erbrachten <strong>Pflege</strong> variiert von drei Monaten bis längstens 16 Jahre. <strong>Die</strong><br />

durchschnittliche <strong>Pflege</strong>dauer beträgt 4,9 Jahre. Der Median beträgt vier Jahre, die Stan-<br />

dardabweichung beträgt 3,8 Jahre. <strong>Die</strong> am häufigsten genannte <strong>Pflege</strong>dauer ist drei Jahre.<br />

Von den 62 befragten Angehörigen betreuen 60 (96,8%) eine Person <strong>und</strong> zwei Angehörige<br />

(3,2%) versorgen zwei Personen. Mehr als zwei zu <strong>Pflege</strong>nde wurden nicht genannt.<br />

59


4.2 Daten <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen<br />

4 Ergebnisse<br />

Eine Frage beschäftigt sich mit dem Alter <strong>der</strong> zu pflegenden Person. <strong>Die</strong> folgende Abbil-<br />

dung zeigt das Ergebnis.<br />

Abb. 13: Alter <strong>der</strong> gepflegten Person<br />

<strong>Die</strong> zu betreuenden Personen sind zwischen 62 <strong>und</strong> 97 Jahre alt. Der Mittelwert liegt bei<br />

84,9 Jahren, die Standardabweichung beträgt 6,4 Jahre. Das am häufigsten genannte Alter<br />

beträgt 83 Jahre (12,9%, n=8).<br />

60


Abb. 14: <strong>Pflege</strong>geldstufen <strong>der</strong> zu betreuenden Personen<br />

4 Ergebnisse<br />

Lediglich eine Person (1,6%) ist in <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe 1 zu finden. <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 2<br />

beziehen sechs Personen (9,7%), <strong>Pflege</strong>geldstufe 3 erhalten neun Personen (14,5%). Der<br />

<strong>Pflege</strong>geldstufe 4 sind elf Personen (17,7%) zugeordnet. <strong>Die</strong> meisten <strong>Pflege</strong>bedürftigen<br />

erhalten <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 5 (25,8%, n=16), gefolgt von <strong>der</strong> Stufe 6, in <strong>der</strong> 13 Personen<br />

(21%) eingestuft sind. Zwei Personen (3,2%) erhalten <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 7. Insgesamt<br />

wurden vier (6,5%) ungültige Antworten abgegeben.<br />

Abb. 15: Grad <strong>der</strong> Mobilität <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen nach <strong>Pflege</strong>geldstufen<br />

61


4 Ergebnisse<br />

Der Mobilitätsgrad <strong>der</strong> gepflegten Personen wird von den pflegenden Angehörigen folgen-<br />

<strong>der</strong>maßen eingeschätzt: Insgesamt sind 24,6% (n=15) <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>sbedürftigen „selb-<br />

ständig mobil“. Der größte Teil mit 49,2% (n=30) ist „mobil mit Hilfe“ <strong>und</strong> benötigt somit<br />

Begleitung beim Gehen. 26,2% (n=16) <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen sind weitgehend bettlägerig.<br />

In <strong>der</strong> Abbildung 15 ist ersichtlich, dass <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Mobilität mit steigen<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geld-<br />

stufe abnimmt. „Mobile“, die Hilfe benötigen, sind bis auf die Stufe 7 in je<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geld-<br />

stufe anzufinden.<br />

Abb. 16: Grad <strong>der</strong> Verwirrtheit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen nach <strong>Pflege</strong>geldstufen<br />

Der Grad <strong>der</strong> Verwirrtheit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen wird von den Angehörigen wie folgt an-<br />

geben: 26,8% (n=15) <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen sind „manchmal verwirrt“ (mehrmals pro Wo-<br />

che). 55,4% (n=31) sind „teilweise verwirrt“ (mehrmals am Tag) <strong>und</strong> 17,8% (n=10) sind<br />

völlig verwirrt. Auch hier steigt mit zunehmen<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> Verwirrt-<br />

heit.<br />

Auf die Frage, ob bei <strong>der</strong> pflegebedürftigen Person die Diagnose Demenz bzw. Morbus<br />

Alzheimer von einem Arzt gestellt wurde, antworteten die Angehörigen folgen<strong>der</strong>maßen:<br />

Bei über drei Viertel (80,6%, n=50) <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden lag die Diagnose vor, bei 19,4%<br />

(n=12) wurde Demenz o<strong>der</strong> Morbus Alzheimer nicht diagnostiziert.<br />

62


4.3 Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

4 Ergebnisse<br />

Da die Erwerbstätigkeit von pflegenden Angehörigen einen maßgeblichen Einfluss auf die<br />

<strong>Pflege</strong> darstellt, wurden zu diesem Thema vier Fragen formuliert. In <strong>der</strong> Auswertung in<br />

Tabelle 15 sind nur Personen im erwerbsfähigen Alter berücksichtigt.<br />

Erwerbstätigkeit Häufigkeit Prozent Gültige Prozent<br />

ja 18 54,5 54,5<br />

nein 15 45,5 45,5<br />

Gesamt 33 100 100<br />

Einschränkungen <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit<br />

völlig aufgegeben 8 24,2 32<br />

eingeschränkt 5 15,2 20<br />

nicht eingeschränkt 12 36,4 48<br />

fehlend 8 24,2<br />

Gesamt 33 100 100<br />

Tab. 15: Erwerbstätigkeit <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen in <strong>der</strong> Altersgruppe bis 60 Jahre<br />

Von den 33 Angehörigen, die sich im erwerbsfähigen Alter befinden, gehen 18 Personen<br />

(54,5%) einer bezahlten Erwerbstätigkeit nach. 15 Angehörige (45,5%) gehen keiner er-<br />

werbsmäßigen Tätigkeit nach. Von den Angehörigen, die noch im Berufsleben stehen,<br />

reicht die Spannweite des Beschäftigungsausmaßes von einer St<strong>und</strong>e pro Woche bis ma-<br />

ximal 50 Wochenst<strong>und</strong>en. Im Mittel arbeiten die erwerbstätigen pflegenden Angehörigen<br />

24,55 St<strong>und</strong>en pro Woche.<br />

Von den 33 Befragten hat <strong>der</strong> größte Teil (n=12, 36,4%) ihre Berufstätigkeit nicht einge-<br />

schränkt, fünf Personen (15,2%) schränkten ihre Berufstätigkeit ein, <strong>und</strong> weitere acht Per-<br />

sonen (24,2%) haben ihre Berufstätigkeit völlig aufgegeben. Angehörige, die eine Redu-<br />

zierung des Beschäftigungsumfanges angaben, verringerten ihr St<strong>und</strong>enausmaß von 10 bis<br />

maximal 20 St<strong>und</strong>en pro Woche. <strong>Die</strong> durchschnittliche St<strong>und</strong>enreduktion beträgt 13,4 Wo-<br />

chenst<strong>und</strong>en.<br />

63


4.4 Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen<br />

4 Ergebnisse<br />

Der Fragebogen enthält eine Frage zu den Leistungen, die von den pflegenden Angehöri-<br />

gen erbracht werden. Eine zweite Frage beschäftigt sich mit dem zeitlichen Umfang, den<br />

die geleisteten Maßnahmen täglich in Anspruch nehmen. <strong>Die</strong> Ergebnisse sind in den nach-<br />

folgenden Grafiken dargestellt.<br />

Abb. 17: Mittelwerte <strong>der</strong> aufgewendeten <strong>Pflege</strong>st<strong>und</strong>en pro Tag nach <strong>Pflege</strong>geldstufen<br />

Insgesamt betrachtet variiert das Ausmaß <strong>der</strong> erbrachten <strong>Pflege</strong>st<strong>und</strong>en pro Tag von einer<br />

halben St<strong>und</strong>e bis zu 24 St<strong>und</strong>en. Der Durchschnitt liegt bei 9,5 St<strong>und</strong>en täglich. Der Me-<br />

dian beträgt 6 St<strong>und</strong>en, die Standardabweichung beläuft sich auf 8,4 St<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong> mit<br />

17,7% (n=11) am häufigsten genannte St<strong>und</strong>enanzahl pro Tag lautet 24 St<strong>und</strong>en. In Abbil-<br />

dung 17 ist ein deutlicher Anstieg <strong>der</strong> täglichen <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sst<strong>und</strong>en ab <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>geldstufe 5 zu erkennen.<br />

64


Abb. 18: Von den <strong>Betreuung</strong>spersonen übernommene <strong>Pflege</strong>leistungen<br />

(Mehrfachangaben zulässig)<br />

4 Ergebnisse<br />

Zu den <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sarbeiten, die von den Angehörigen am häufigsten erbracht<br />

werden, zählen das Besorgen von Nahrungsmitteln (90,3%, n=56) <strong>und</strong> die Verabreichung<br />

von Medikamenten (90,3%, n=56). Weiters werden von den 62 Befragten folgende Leis-<br />

tungen erbracht: <strong>Die</strong> Zubereitung <strong>der</strong> Mahlzeiten (82,2%, n=51), Hilfestellung bei <strong>der</strong><br />

Körperpflege (77,4%, n=48) <strong>und</strong> beim An- <strong>und</strong> Auskleiden (75,8%, n=47), Hilfestellung<br />

bei <strong>der</strong> Mobilität außerhalb des Hauses (71%, n=44) sowie Beschaffung von Heizmaterial<br />

<strong>und</strong> das Beheizen des Wohnraumes (71%, n=44). Am wenigsten wurde die Hilfe beim<br />

Toilettengang (62,9%, n=39), die Hilfestellung bei <strong>der</strong> Mobilisation innerhalb des Wohn-<br />

bereiches (50%, n=31) <strong>und</strong> das Lagern <strong>der</strong> zu betreuenden Person (37,1%, n=23) genannt.<br />

65


4.5 Unterstützung bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

4 Ergebnisse<br />

Um einem Überblick über die Unterstützung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden durch mobile <strong>Die</strong>nste zu er-<br />

halten, wurde im Fragebogen nach <strong>der</strong> Inanspruchnahme dieser <strong>Die</strong>nste gefragt. <strong>Die</strong> fol-<br />

gende Abbildung zeigt die Ergebnisse.<br />

Abb. 19: Häufigkeit <strong>der</strong> Inanspruchnahme mobiler <strong>Die</strong>nste (Mehrfachangaben zulässig)<br />

Von den 62 befragten Angehörigen nehmen 62,9% (n=39) die <strong>Die</strong>nste <strong>der</strong> Hauskranken-<br />

pflege in Anspruch. Mehr als die Hälfte (53,2%, n=33) bekommen Unterstützung von<br />

Heimhilfen o<strong>der</strong> von MitarbeiterInnen des Mobilen Hilfsdienstes (MoHi). Elf Personen<br />

(17,7%) erhalten Unterstützung von an<strong>der</strong>en <strong>Die</strong>nsten.<br />

Das Ausmaß <strong>der</strong> Unterstützung durch die Hauskrankenpflege reicht von einer St<strong>und</strong>e bis<br />

zu 20 St<strong>und</strong>en pro Woche. Der errechnete Mittelwert beträgt 3,3 St<strong>und</strong>en <strong>und</strong> die Stan-<br />

dardabweichung beläuft sich auf 4,6 St<strong>und</strong>en. <strong>Die</strong> Unterstützung durch Heimhilfen o<strong>der</strong><br />

Mobile Hilfsdienste wird von zwei St<strong>und</strong>en bis maximal 26 St<strong>und</strong>en pro Woche <strong>und</strong> im<br />

Durchschnitt mit 8,2 St<strong>und</strong>en pro Woche angeben. <strong>Die</strong> Standardabweichung beträgt 7<br />

St<strong>und</strong>en. Neben <strong>der</strong> Hauskrankenpflege, <strong>der</strong> Heimhilfe <strong>und</strong> dem Mobilen Hilfsdienst wer-<br />

den weitere <strong>Die</strong>nste zwischen zwei <strong>und</strong> 14 St<strong>und</strong>en pro Woche in Anspruch genommen.<br />

Der Mittelwert liegt hier bei 6,3 St<strong>und</strong>en pro Woche <strong>und</strong> die Standardabweichung ergibt<br />

3,8 St<strong>und</strong>en.<br />

66


4 Ergebnisse<br />

Zudem erhalten die <strong>Betreuung</strong>spersonen größtenteils informelle Unterstützung beispiels-<br />

weise von Familienangehörigen, Bekannten, Nachbarn o<strong>der</strong> Unterstützung durch eine 24-<br />

St<strong>und</strong>en- <strong>Betreuung</strong>. <strong>Die</strong> Ergebnisse sind in folgen<strong>der</strong> Abbildung dargestellt.<br />

Abb. 20: Informelle Unterstützung bei <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> (Mehrfachangaben zulässig)<br />

Drei Viertel (75,8%, n=47) <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden erhalten Unterstützung von ihrer Familie. Ein<br />

Viertel (25,8%, n=16) wird von Bekannten <strong>und</strong> Nachbarn unterstützt, neun Personen<br />

(14,5%) haben eine 24-St<strong>und</strong>en-Betreuerin beschäftigt <strong>und</strong> vier Personen (6,5%) bean-<br />

spruchen keine informelle Hilfe.<br />

Das Ausmaß <strong>der</strong> Unterstützung wird von einer bis 168 St<strong>und</strong>en (bei 24-St<strong>und</strong>en-<br />

<strong>Betreuung</strong>) pro Woche angegeben. Der Median beträgt sieben St<strong>und</strong>en, <strong>der</strong> Mittelwert<br />

liegt bei 32,1 St<strong>und</strong>en pro Woche. <strong>Die</strong> Standardabweichung beläuft sich auf 57,2 St<strong>und</strong>en.<br />

Der mit achtmal am häufigsten genannte Wert ist zwei St<strong>und</strong>en pro Woche.<br />

67


Abb. 21: Zeit für Schulungen zu pflegerischen Themen<br />

4 Ergebnisse<br />

71% (n=44) <strong>der</strong> Befragten beantworteten die Frage, ob sie Zeit für pflegerische Schulun-<br />

gen haben mit Nein. Nur 21% (n=13) <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>spersonen kreuzten diese Frage mit Ja<br />

an.<br />

Abb. 22: Zeit für Urlaub im letzten Jahr<br />

Bei <strong>der</strong> Frage, ob die Angehörigen Zeit hatten im letzten Jahr Urlaub zu machen, sind die<br />

Antworten recht ausgeglichen. 48,4% (n=30) hatten Zeit auf Urlaub zu fahren, 50% (n=31)<br />

hatten keine Zeit dazu.<br />

68


4.6 Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege<br />

Abb. 23: Nutzung von Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflegeplätzen<br />

4 Ergebnisse<br />

22,6% <strong>der</strong> befragten Personen (n=14) nutzen die Tagesbetreuung als Entlastungsmaßnah-<br />

me im Rahmen <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong>. <strong>Die</strong> zu Betreuenden verbringen durchschnittlich 4,5<br />

Tage im Monat in den Einrichtungen. <strong>Die</strong> Spannweite reicht von zwei bis maximal acht<br />

Tagen im Monat. Median <strong>und</strong> Modus belaufen sich auf je vier Tage monatlich. <strong>Die</strong> errech-<br />

nete Standardabweichung beträgt 1,8 Tage.<br />

Zur Entlastung nehmen 33,9% (n=21) <strong>der</strong> Befragten Kurzzeitpflege in Anspruch. Durch-<br />

schnittlich wurden pro Jahr 23,6 Kurzzeitpflegetage beansprucht. <strong>Die</strong> geringste Nutzung<br />

wurde mit zehn Tagen <strong>und</strong> die höchste Nutzung mit 56 Tagen im Jahr angegeben. Median<br />

<strong>und</strong> Modus betragen 14 Tage, die Standardabweichung 13,2 Tage im Jahr.<br />

Als Hauptgr<strong>und</strong>, warum Tagesbetreuungsstätten <strong>und</strong> Kurzzeitpflegeplätze nicht genutzt<br />

werden, geben die Befragten die Ablehnung <strong>der</strong> Angebote durch die <strong>Pflege</strong>bedürftigen an.<br />

69


Abb. 24: Gründe für die Ablehnung von Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege<br />

(Mehrfachangaben zulässig)<br />

4 Ergebnisse<br />

Von den insgesamt 46 <strong>Betreuung</strong>spersonen, die keine Tagesbetreuung als Entlastungs-<br />

intervention nutzen, haben 54,3% (n=25) die Ablehnung durch die <strong>Pflege</strong>bedürftigen als<br />

ausschlaggebenden Gr<strong>und</strong> dafür angegeben. Zwölf Personen (26,1%) sind <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass die Angebote im Bereich <strong>der</strong> Tagesbetreuung regional nicht ausreichend vorhanden<br />

sind. Weitere zehn <strong>Betreuung</strong>spersonen (21,7%) lehnen das Angebot ab o<strong>der</strong> fühlen sich<br />

über das Angebot <strong>der</strong> Tagespflegestätten unzureichend informiert. Sieben Befragte<br />

(15,2%) nennen Schwierigkeiten mit <strong>der</strong> Finanzierung als Gr<strong>und</strong> <strong>und</strong> vier Personen (8,7%)<br />

sind <strong>der</strong> Meinung, die pflegebedürftige Person ist mit dem Leistungsangebot nicht zufrie-<br />

den. <strong>Die</strong> Unzufriedenheit mit den gebotenen Leistungen wurde von nur einer <strong>Betreuung</strong>s-<br />

person (2,2%) als Gr<strong>und</strong> für die Ablehnung <strong>der</strong> Tagesbetreuung genannt.<br />

Bei <strong>der</strong> offenen Frage, warum Tagesbetreuungsangebote nicht genutzt werden, wurden von<br />

den pflegenden Angehörigen u.a. folgende Gründe genannt: Fünf <strong>Betreuung</strong>spersonen<br />

70


4 Ergebnisse<br />

(10,9%) sind <strong>der</strong> Meinung, dass <strong>der</strong> Transport zu einer Tagesbetreuungseinrichtung auf-<br />

gr<strong>und</strong> <strong>der</strong> Immobilität o<strong>der</strong> des reduzierten Allgemeinzustandes <strong>der</strong> zu pflegenden Perso-<br />

nen zu aufwendig bzw. nicht zumutbar wäre. Zwei Personen (4,3%) sehen <strong>der</strong>zeit noch<br />

keine Notwendigkeit Tagesbetreuungsangebote zu nutzen.<br />

Bei <strong>der</strong> Nutzung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege verhält es sich ähnlich Auch hier gibt über die Hälfte<br />

(57,9%, n=22) <strong>der</strong> 38 Befragten, die keine Kurzzeitpflege in Anspruch nehmen, die Ableh-<br />

nung <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden als Begründung an. An zweiter Stelle steht mit 26,1% (n=10) die<br />

Ablehnung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege durch die <strong>Betreuung</strong>spersonen. Insgesamt 8 Personen<br />

(21,1%) finden, die Kurzzeitpflege ist für sie nicht finanzierbar o<strong>der</strong> sie sind <strong>der</strong> Meinung,<br />

dass die entsprechenden Angebote regional nicht ausreichend ausgebaut sind. Weitere 6<br />

Personen (15,8%) kennen das Angebot <strong>der</strong> Kurzzeitpflege nicht. <strong>Die</strong> Unzufriedenheit mit<br />

den Leistungen im Bereich <strong>der</strong> Kurzzeitpflege wird bei den <strong>Pflege</strong>bedürftigen mit 13,2%<br />

(n=5) <strong>und</strong> bei den <strong>Betreuung</strong>spersonen mit 7,9% (n=3) angegeben.<br />

Bei <strong>der</strong> offenen Frage nach <strong>der</strong> Ablehnung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege, waren insgesamt drei Per-<br />

sonen (7,9%) <strong>der</strong> Meinung, dass <strong>der</strong>zeit noch kein Bedarf bestünde. Zwei Angehörige<br />

(5,3%) gaben das zu geringe Angebot von Kurzzeitpflegebetten als Gr<strong>und</strong> an.<br />

71


4.7 Belastungen durch <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben<br />

4 Ergebnisse<br />

Das Ausmaß <strong>der</strong> psychischen Belastung wurde mit <strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala (HPS)<br />

erhoben. In <strong>der</strong> nachfolgenden Abbildung sind die Ergebnisse dargestellt.<br />

Abb. 25: Ausmaß <strong>der</strong> psychischen Belastung (HPS) <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

Insgesamt betrachtet sind über die Hälfte <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>spersonen (52,5%, n=32) „nicht bis<br />

gering belastet“. <strong>Die</strong> restlichen Befragten sind „mittelgradig belastet“ (23%, n=14) o<strong>der</strong><br />

„stark bis sehr stark belastet“ (24,6%, n= 15). Bei einer Person ließ sich kein Summenscore<br />

ermitteln, da die Items unvollständig ausgefüllt waren.<br />

Beim Vergleich zwischen Frauen <strong>und</strong> Männern wird ersichtlich, dass 48,1% (n=25) <strong>der</strong><br />

Frauen „nicht bis gering belastet“ <strong>und</strong> insgesamt 51,9% (n=27) <strong>der</strong> Frauen „mittel bis sehr<br />

stark belastet“ sind. Bei den Männern hingegen sind 77,8% (n=7) „nicht bis gering be-<br />

lastet“ <strong>und</strong> 22,2% (n=2) „mittelgradig belastet“. Keiner von den befragten Männern ist<br />

„stark bis sehr stark belastet“.<br />

72


4 Ergebnisse<br />

In die Auswertung „Psychische Belastung in Verbindung mit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe“ konnten<br />

die Ergebnisse von 58 Befragten (93,5%) einbezogen werden.<br />

Abb. 26: Ausmaß <strong>der</strong> psychischen Belastung (HPS) nach <strong>Pflege</strong>geldstufen<br />

Das Ergebnis in Abbildung 26 zeigt, dass die „nicht bis gering belasteten“ <strong>Betreuung</strong>sper-<br />

sonen in allen <strong>Pflege</strong>stufen zu finden sind. Ähnlich verhält es sich mit den „mittelgradig<br />

belasteten“. <strong>Die</strong>se sind bis auf die Stufe 1 in allen an<strong>der</strong>en <strong>Pflege</strong>geldstufen anzutreffen,<br />

jedoch sind sie in <strong>der</strong> Stufe 4 mit 38,5% (n=5) am meisten vertreten. Mehr als drei Viertel<br />

<strong>der</strong> „stark bis sehr stark belasteten“ <strong>Betreuung</strong>spersonen sind in den Stufen 5 (50%, n=7)<br />

<strong>und</strong> 6 (28,6%, n=4) vorzufinden.<br />

73


4 Ergebnisse<br />

<strong>Die</strong> Frage, wie häufig sich die pflegenden Angehörigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> Betreu-<br />

ungsaufgaben überlastet fühlen, wurde von 98,4% (n=61) aller Personen, die einen Frage-<br />

bogen ausfüllten, beantwortet.<br />

Abb. 27: Häufigkeit <strong>der</strong> Überlastung von pflegenden Angehörigen<br />

R<strong>und</strong> die Hälfte (49,2%, n=30) <strong>der</strong> Befragten fühlt sich nach ihrer eigenen Einschätzung<br />

„gelegentlich“ überlastet. Ungefähr ein Viertel (26,2%, n=16) fühlt sich „oft“ überlastet<br />

<strong>und</strong> 10 Personen (16,4%) fühlen sich „selten“ überlastet. Vier Personen (6,6%) geben an<br />

niemals überlastet zu sein. Eine ständige Überlastung gibt nur eine Person (1,6%) an.<br />

Betrachtet man Männer <strong>und</strong> Frauen getrennt, so fühlen sich insgesamt 53,8% (n=28) <strong>der</strong><br />

Frauen „gelegentlich“, ein Viertel (25%, n=13) „oft“ <strong>und</strong> 13,5% (n=7) „selten“ überlastet.<br />

Bei den Männern fühlen sich jeweils ein Drittel „selten“ (33,3%, n=3) bzw. „oft“ (33,3%,<br />

n=3) überlastet. Zwei Männer (22,2%) fühlen sich „gelegentlich“ überlastet.<br />

74


4 Ergebnisse<br />

<strong>Die</strong> Auswertung „Subjektive Überlastung in Verbindung mit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe“ konnte<br />

bei 57 Befragten (91,9%) durchgeführt werden.<br />

Abb. 28: Überlastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen nach <strong>Pflege</strong>geldstufen<br />

Wird die subjektive Einschätzung <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>spersonen mit <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe vergli-<br />

chen, fällt Folgendes auf:<br />

In <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe 2 sind zwei Drittel (66,6%, n=4) <strong>der</strong> Personen „oft“ überlastet. Auch<br />

in <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>stufe 6 sind die meisten Angehörigen „oft“ überlastet (41,66%, n=5), gefolgt<br />

75


4 Ergebnisse<br />

von „gelegentlich“ (33,3%, n=4) <strong>und</strong> „selten“ (25%, n=3). In <strong>der</strong> Stufe 3 (55,55%, n=5),<br />

Stufe 4 (63,6%, n=7) <strong>und</strong> Stufe 5 (62,5%, n=10) sind die meisten Personen „gelegentlich“<br />

überlastet. In <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe 7 ist eine Person (50%) „gelegentlich“ <strong>und</strong> eine Person<br />

(50%) „selten“ überlastet.<br />

Eine weitere Frage beschäftigte sich mit den körperlichen Belastungen, welche die Befrag-<br />

ten mit <strong>der</strong> Erbringung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> verbinden. <strong>Die</strong> Ergebnisse sind in <strong>der</strong> folgenden Abbil-<br />

dung zusammengefasst.<br />

Abb. 29: Körperliche Beschwerden <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

(Mehrfachangaben zulässig)<br />

R<strong>und</strong> die Hälfte <strong>der</strong> Befragten gibt körperliche Beschwerden im Form von Rückenschmer-<br />

zen (51,6%, n=32) <strong>und</strong> Problemen mit den Gelenken (50%, n=31) an, wobei Schulter- <strong>und</strong><br />

Nackenbeschwerden als häufigste Gelenksbeeinträchtigung genannt werden. Kopfschmer-<br />

zen, Schlafschwierigkeiten, Magen- <strong>und</strong> Darmbeschwerden sowie Herz-Kreislauf-<br />

beschwerden werden nur vereinzelt genannt. 19 Personen (30,6%) geben keine nennens-<br />

werten körperlichen Beschwerden aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> an.<br />

76


4 Ergebnisse<br />

<strong>Die</strong> Frage, ob sich die <strong>Betreuung</strong>spersonen durch die <strong>Pflege</strong> finanziell sehr belastet fühlen,<br />

wurde von insgesamt 61 Befragten (98,4%) wie folgt beantwortet:<br />

Abb. 30: Finanzielle Belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

Mit 70,5% (n=43) fühlt sich <strong>der</strong> größte Teil <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen keiner großen<br />

finanziellen Belastung ausgesetzt. 21,3% (n=13) fühlen sich finanziell ein wenig belastet.<br />

Drei Personen (4,9%) stimmen <strong>der</strong> Frage „überwiegend“ zu. Zwei Personen (3.3%) sehen<br />

in <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> ihres Angehörigen eine große finanzielle Belastung.<br />

77


4.8 Zusammenfassung <strong>der</strong> Ergebnisse<br />

4 Ergebnisse<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung wurden 52 weibliche <strong>und</strong> 10 männliche pfle-<br />

gende Angehörige von Demenzkranken im Bezirk Bludenz mittels Fragebogen zu den er-<br />

brachten <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben <strong>und</strong> <strong>der</strong>en <strong>Auswirkungen</strong> befragt. Das durch-<br />

schnittliche Alter <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen beträgt 60,4 Jahre. Das Durchschnittsalter<br />

<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen liegt bei 84,9 Jahren. <strong>Die</strong> Spannweite erstreckt sich von 62 bis 97<br />

Jahren. R<strong>und</strong> die Hälfte (51,6%) <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen wird von ihren eigenen Kin<strong>der</strong>n<br />

betreut, weitere 22,6% von den PartnerInnen <strong>und</strong> r<strong>und</strong> ein Fünftel (19,4%) von ihren<br />

Schwiegertöchtern bzw. Schwiegersöhnen. Von den 33 Befragten, die sich im erwerbsfä-<br />

higen Alter befinden, gehen 54,5% einer bezahlten Berufstätigkeit nach.<br />

Zwei <strong>der</strong> Befragten betreuen eine zweite pflegebedürftige Person. <strong>Die</strong> Dauer <strong>der</strong> erbrach-<br />

ten <strong>Pflege</strong> variiert von drei Monaten bis zu 16 Jahren. Der durchschnittliche <strong>Betreuung</strong>s-<br />

zeitraum beträgt ca. fünf Jahre. Das Ausmaß <strong>der</strong> erbrachten <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sstun-<br />

den liegt im Durchschnitt bei 9,5 St<strong>und</strong>en täglich. Zu den am häufigsten erbrachten <strong>Pflege</strong>-<br />

<strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sleistungen zählen das Besorgen von Nahrungsmitteln, das Verabreichen<br />

von Medikamenten, das Zubereiten <strong>der</strong> Mahlzeiten sowie die Hilfestellung bei <strong>der</strong> Körper-<br />

pflege <strong>und</strong> beim An- <strong>und</strong> Auskleiden.<br />

Aufgr<strong>und</strong> des <strong>Betreuung</strong>saufwandes erhalten 1,6% <strong>der</strong> gepflegten Personen <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong><br />

Stufe 1, 9,7% <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 2, 14,5% <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 3, 17,7% <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong><br />

Stufe 4, 25,8% <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 5, 21% <strong>Pflege</strong>geld <strong>der</strong> Stufe 6 <strong>und</strong> 3,2% <strong>Pflege</strong>geld<br />

<strong>der</strong> Stufe 7. Ein Viertel <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden ist „selbständig mobil“. R<strong>und</strong> die Hälfte ist<br />

„mobil mit Hilfe“ <strong>und</strong> ebenfalls ein Viertel ist „weitgehend bettlägerig“. Bei 80,6% <strong>der</strong><br />

Betroffenen wurde die Diagnose Demenz bzw. Morbus Alzheimer von einem Arzt gestellt.<br />

Der Grad <strong>der</strong> Verwirrtheit wird von „manchmal verwirrt“ (26,8%) über „teilweise ver-<br />

wirrt“ (55,4%) bis „völlig verwirrt“ (17,8%) angegeben.<br />

Unterstützungsangebote in Form von Hauskrankenpflege nehmen 62,9% <strong>der</strong> Befragten in<br />

Anspruch. 53,2% bekommen Unterstützung von Heimhilfen o<strong>der</strong> dem Mobilen Hilfs-<br />

dienst. Durchschnittlich wird die Hauskrankenpflege 3,3 St<strong>und</strong>en pro Woche in Anspruch<br />

genommen. Der Mittelwert bei <strong>der</strong> Inanspruchnahme <strong>der</strong> Heimhilfen bzw. des Mobilen<br />

Hilfsdienstes liegt bei 8,1 Wochenst<strong>und</strong>en. Informelle Hilfe erhalten die pflegenden Ange-<br />

78


4 Ergebnisse<br />

hörigen hauptsächlich durch ihre Familie (75,8%), ein Viertel wird von ihren Nachbarn<br />

<strong>und</strong> Bekannten <strong>und</strong> 14,5% von einer 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> unterstützt. Das Ausmaß <strong>der</strong><br />

informellen Hilfe beträgt durchschnittlich 32,1 St<strong>und</strong>en pro Woche.<br />

Etwas mehr als ein Fünftel nutzen die Tagesbetreuung <strong>und</strong> r<strong>und</strong> ein Drittel die Kurzzeit-<br />

pflege als Entlastungsmaßnahme. <strong>Die</strong> Nutzung <strong>der</strong> Tagesbetreuung beträgt im Mittel ca. 4<br />

Tage im Monat. <strong>Die</strong> Kurzzeitpflege wird durchschnittlich r<strong>und</strong> 23 Tage im Jahr in An-<br />

spruch genommen. Der mit r<strong>und</strong> 55% am häufigsten genannte Gr<strong>und</strong>, warum Tagesbetreu-<br />

ung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege nicht genutzt werden, ist die Ablehnung <strong>der</strong> Angebote durch die<br />

pflegebedürftige Person.<br />

Im Rahmen <strong>der</strong> Belastungsmessung mittels <strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala sind etwas mehr<br />

als die Hälfte <strong>der</strong> Befragten aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> zu erbringenden <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben<br />

„nicht bis gering belastet“. Jeweils r<strong>und</strong> ein Viertel gibt an „mittelgradig belastet“ (23%)<br />

o<strong>der</strong> „stark bis sehr stark belastet“ (24,6%) zu sein.<br />

<strong>Die</strong> Häufigkeit <strong>der</strong> subjektiven Überlastung durch die <strong>Pflege</strong>arbeit schätzen in etwa die<br />

Hälfte <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>spersonen mit „gelegentlich“ ein. Ungefähr ein Viertel fühlt sich<br />

„oft“, zehn Personen (16%) fühlen sich „selten“, vier Personen (6,6%) fühlen sich „nie“<br />

<strong>und</strong> eine Person (1,6%) fühlt sich „immer“ überlastet.<br />

79


5 Diskussion<br />

5 Diskussion<br />

Im folgenden Kapitel werden die soziodemografischen Merkmale <strong>der</strong> Angehörigen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

zu <strong>Pflege</strong>nden diskutiert. Anschließend werden die Ergebnisse <strong>der</strong> Berufstätigkeit <strong>der</strong> Be-<br />

fragten mit an<strong>der</strong>en Studien verglichen. Im weiteren Verlauf werden die Forschungsfragen<br />

anhand <strong>der</strong> gewonnen Ergebnisse beantwortet <strong>und</strong> interpretiert.<br />

5.1 Soziodemografische Merkmale <strong>der</strong> Angehörigen <strong>und</strong> <strong>der</strong> zu<br />

<strong>Pflege</strong>nden<br />

Zahlreiche Studien belegen, dass familiäre <strong>Pflege</strong> prinzipiell als Frauenpflege bezeichnet<br />

werden kann (vgl. Schneekloth/Wahl 2005, S. 78; Pochobradsky et al. 2005, S. 11; Lehner<br />

et al. 2004, S. 25). Auch die vorliegende Untersuchung, in welcher <strong>der</strong> Anteil weiblicher<br />

Hauptpflegepersonen 83,9% beträgt, kommt zu diesem Ergebnis. Hierbei handelt es sich in<br />

erster Linie um pflegende Ehefrauen, gefolgt von Töchtern bzw. Schwiegertöchtern.<br />

Als zentrale Motive für die Übernahme <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> können emotionale Nähe <strong>und</strong> Zunei-<br />

gung zur pflegebedürftigen Person genannt werden. Aber auch soziale Verpflichtung o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> Wunsch etwas zurückgeben zu wollen sind als Gründe für die familiäre <strong>Pflege</strong> anzuse-<br />

hen. Weiters sind die normativen Erwartungen, seitens <strong>der</strong> Gesellschaft, <strong>der</strong> Familie o<strong>der</strong><br />

<strong>der</strong> zu Betreuenden als Motiv zu nennen. <strong>Die</strong>se Erwartungshaltung wird beispielsweise<br />

durch Aussagen wie „Ehepartner sollten sich unterstützen“ o<strong>der</strong> „Kin<strong>der</strong> sollten ihren El-<br />

tern helfen“ zum Ausdruck gebracht (vgl. Künem<strong>und</strong>/Hollstein 2000, S. 219f).<br />

<strong>Die</strong> Hauptpflegepersonen in dieser Studie sind mit durchschnittlich 60,4 Jahren um 2,5<br />

Jahre älter als die pflegenden Angehörigen in einer b<strong>und</strong>esweit angelegten Studie mit 1100<br />

Befragten (vgl. Pochobradsky et al. 2005, S. 12). Ebenfalls ist in <strong>der</strong> EUROFAMCARE<br />

Studie, an <strong>der</strong> 6000 pflegende Angehörige aus sechs europäischen Län<strong>der</strong>n teilnahmen, das<br />

durchschnittliche Alter <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>personen mit 54,8 Jahren um r<strong>und</strong> 5,5 Jahre niedriger als<br />

in <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung (vgl. Kofahl 2010, S. 134).<br />

Laut Höpflinger (2004, S. 5) sind aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> steigenden Hochaltrigkeit neben den pfle-<br />

gebedürftigen Menschen immer mehr pflegende Angehörige in höherem Lebensalter vor-<br />

zufinden. <strong>Die</strong>s betrifft vor allem die Ehe- <strong>und</strong> LebenspartnerInnen. Aber auch das Alter <strong>der</strong><br />

80


5 Diskussion<br />

pflegenden Kin<strong>der</strong> ist gestiegen. Waren die Kin<strong>der</strong> bei Eintritt einer <strong>Pflege</strong>situation einst-<br />

mals zwischen 20 <strong>und</strong> 40 Jahre alt, so erleben sie die <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit ihrer Eltern heute<br />

vielfach in einem Alter von 50 bis 60 Jahren.<br />

In dieser Untersuchung im Bezirk Bludenz sind die <strong>Pflege</strong>bedürftigen mit einem Alters-<br />

durchschnitt von 84,9 Jahren im Vergleich zur EUROFAMCARE Studie um 5 Jahre älter<br />

(vgl. Kofahl 2010, S. 134). Auch in <strong>der</strong> in Deutschland durchgeführten Studie von<br />

Schneekloth <strong>und</strong> Wahl (2005, S. 106) ist <strong>der</strong> Altersdurchschnitt <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen in<br />

<strong>der</strong> „Demenzgruppe“ mit 81 Jahren deutlich niedriger.<br />

Insgesamt betrachtet sind 30,6% <strong>der</strong> Befragten im Bezirk Bludenz berufstätig, dies deckt<br />

sich mit den Ergebnissen <strong>der</strong> b<strong>und</strong>esweiten Studie von Pochobradsky et al. (2005, S. 19).<br />

Demzufolge sind r<strong>und</strong> ein Drittel <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen einer Doppelbelastung auf-<br />

gr<strong>und</strong> von Berufstätigkeit <strong>und</strong> häuslicher <strong>Pflege</strong>arbeit ausgesetzt. Wird die Doppelbelas-<br />

tung zu groß, hat dies zur Folge, dass in den meisten Fällen die Berufstätigkeit einge-<br />

schränkt o<strong>der</strong> zumindest vorübergehend völlig aufgegeben wird (vgl. Lehner et al. 2004, S.<br />

7).Von den Befragten in dieser Studie, die sich noch im erwerbstätigen Alter befinden,<br />

haben aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>tätigkeit 24,2% ihre Berufstätigkeit völlig aufgegeben <strong>und</strong> wei-<br />

tere 15,2% haben diese eingeschränkt.<br />

Da laut Tangemann <strong>und</strong> Vössner (2010, S. 27) das durchschnittliche Pensionsalter in Ös-<br />

terreich im Jahr 2007 für Männer bei 61,3 <strong>und</strong> für Frauen bei 60,6 Jahren lag <strong>und</strong> <strong>der</strong> Al-<br />

tersschnitt in dieser Untersuchung 60,4 Jahre betrugt, erscheint eine altersspezifische Be-<br />

trachtung <strong>der</strong> Erwerbstätigkeit sinnvoll. Aus <strong>der</strong> Auswertung geht hervor, dass 54,5% <strong>der</strong><br />

Befragten, also in etwa jede zweite <strong>Betreuung</strong>sperson im Alter bis 60 Jahre, einer bezahl-<br />

ten Berufstätigkeit nachgeht <strong>und</strong> das im Ausmaß von durchschnittlich 24,6 Wochenstun-<br />

den. Verglichen mit <strong>der</strong> EUROFAMCARE Studie arbeiten die befragten <strong>Betreuung</strong>sperso-<br />

nen im Bezirk Bludenz 10,4 Wochenst<strong>und</strong>en weniger als die <strong>Pflege</strong>nden im europäischen<br />

Durchschnitt (vgl. Kofahl 2010, S. 134).<br />

81


5.2 Ausmaß <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>leistungen<br />

5 Diskussion<br />

Forschungsfrage 4: „Welche <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben werden von pflegenden<br />

Angehörigen erbracht?“<br />

Mit steigendem Demenzschweregrad nehmen auch die Beeinträchtigungen <strong>der</strong> kognitiven<br />

Fähigkeiten <strong>der</strong> Betroffenen zu. <strong>Die</strong>s hat zur Folge, dass im Verlauf <strong>der</strong> Erkrankung auch<br />

einfachere Tätigkeiten nicht mehr selbständig durchgeführt werden können <strong>und</strong> in den Ak-<br />

tivitäten des täglichen Lebens eine zunehmende Versorgungsbedürftigkeit entsteht (vgl.<br />

Schneekloth/Wahl 2005, S. 112).<br />

R<strong>und</strong> drei Viertel <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen in dieser Untersuchung sind laut Angaben <strong>der</strong> An-<br />

gehörigen mehrmals täglich bis andauernd verwirrt. In Anbetracht dieses hohen Anteils an<br />

mittelschweren <strong>und</strong> schweren Demenzerkrankungen <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden, lässt sich ein dem-<br />

entsprechend hoher Grad an Hilfebedürftigkeit ableiten.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse bezüglich <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben zeigen, dass komplexere<br />

Tätigkeiten, wie beispielsweise das Besorgen <strong>und</strong> Einnehmen von Medikamenten sowie<br />

das Einkaufen <strong>und</strong> Kochen von insgesamt 80-90% <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen übernom-<br />

men werden müssen. Weitere Tätigkeiten, die eine durchaus zeitintensive Unterstützung<br />

<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden for<strong>der</strong>n, sind basale <strong>Pflege</strong>aufgaben, wie die Körperpflege <strong>und</strong> das An- <strong>und</strong><br />

Auskleiden.<br />

Jedoch darf auch die soziale Beziehungspflege, die täglich von den <strong>Pflege</strong>nden erbracht<br />

wird, nicht außer Acht gelassen werden. Gerade durch die bei Demenz häufig auftretenden<br />

nicht-kognitiven Symptome, wie z. B. Apathie, Depressivität, Reizbarkeit o<strong>der</strong> Aggressio-<br />

nen, ist die psychosoziale <strong>Betreuung</strong> <strong>der</strong> Erkrankten eine <strong>der</strong> schwierigsten Aufgaben, die<br />

den pflegenden Angehörigen abverlangt wird.<br />

Forschungsfrage 5: „Wie viele St<strong>und</strong>en wenden pflegende Angehörige pro Tag für die<br />

<strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> von Demenzkranken auf?“<br />

Neben <strong>der</strong> Unterstützung im Bereich <strong>der</strong> basalen Aktivitäten des täglichen Lebens (Wa-<br />

schen, Anziehen, Essen,…) haben die pflegenden Angehörigen eine Reihe an<strong>der</strong>er Aufga-<br />

82


5 Diskussion<br />

ben im Rahmen <strong>der</strong> Alltagsgestaltung zu erbringen, sodass meistens nicht die primären<br />

<strong>Pflege</strong>aufgaben im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong> stehen, son<strong>der</strong>n vielmehr die <strong>Betreuung</strong> über den ganzen<br />

Tag <strong>und</strong> teilweise auch in <strong>der</strong> Nacht. <strong>Die</strong>se Anfor<strong>der</strong>ungen sind sehr vielfältig <strong>und</strong> erfor-<br />

<strong>der</strong>n einen hohen Zeit- <strong>und</strong> Energieaufwand. Daher ist in diesem Zusammenhang häufig<br />

von einem subjektiv wahrgenommenen „36-St<strong>und</strong>en-Tag“ o<strong>der</strong> von <strong>der</strong> „R<strong>und</strong> um die<br />

Uhr-<strong>Pflege</strong>“ die Rede.<br />

<strong>Die</strong>s wird in <strong>der</strong> vorliegenden Untersuchung durchaus bestätigt, da r<strong>und</strong> 18% <strong>der</strong> Befrag-<br />

ten laut ihren Angaben 24 St<strong>und</strong>en täglich für <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufgaben aufwenden.<br />

Es ist anzunehmen, dass diese <strong>Pflege</strong>nden ihre Angehörigen nicht einmal kurzzeitig alleine<br />

lassen können <strong>und</strong> somit die Beaufsichtigung <strong>der</strong> Erkrankten, eine überaus zeitintensive<br />

Aufgabe darstellt. Gerade für diese Personengruppe sind frühzeitig angesetzte Unterstüt-<br />

zungs- <strong>und</strong> Entlastungsmaßnahmen enorm wichtig, um die Stabilität des häuslichen Pfle-<br />

gearrangements längerfristig gewährleisten zu können.<br />

Werden die durchschnittlich aufgewendeten <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>sst<strong>und</strong>en pro Tag be-<br />

trachtet, so liegen diese im Mittel (alle <strong>Pflege</strong>geldstufen eingerechnet) bei 9,5 St<strong>und</strong>en.<br />

Das sind täglich r<strong>und</strong> 3 St<strong>und</strong>en mehr als in <strong>der</strong> Vergleichsstudie von Schneekloth <strong>und</strong><br />

Wahl (2005, S. 121) in <strong>der</strong> Gruppe <strong>der</strong> mittelschwer <strong>und</strong> schwer Demenzkranken. In <strong>der</strong><br />

vorliegenden Untersuchung ist <strong>der</strong> höchste Mittelwert an <strong>Betreuung</strong>sst<strong>und</strong>en mit 13,8<br />

St<strong>und</strong>en täglich in <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe 6 festzustellen. Aufgr<strong>und</strong> dieses hohen mittleren<br />

<strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufwandes ist anzunehmen, dass in dieser <strong>Pflege</strong>geldstufe fast aus-<br />

schließlich schwer Demenzkranke <strong>und</strong> gleichzeitig stark pflegebedürftige Personen vorzu-<br />

finden sind.<br />

Auch Sütterlin et al. (2011, S. 30) beschreiben auf Gr<strong>und</strong>lage <strong>der</strong> Daten von „Alzheimer<br />

Europe“ (2006), dass bei schwerer Demenz <strong>der</strong> tägliche <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong>saufwand<br />

von <strong>der</strong> Hälfte <strong>der</strong> befragten Angehörigen mit über zehn St<strong>und</strong>en täglich veranschlagt<br />

wird.<br />

83


5.3 Belastung aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong><br />

5 Diskussion<br />

Forschungsfrage 1: „Wie hoch schätzen pflegende Angehörige von Demenzkranken<br />

im Bezirk Bludenz ihre subjektive Belastung ein?“<br />

<strong>Die</strong> Erhebungen in dieser Studie zeigen, dass <strong>der</strong> Grad <strong>der</strong> subjektiv wahrgenommenen<br />

Belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen sehr hoch ist. Aus <strong>der</strong> Belastungsmessung mittels<br />

<strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala geht hervor, dass jede zweite <strong>Betreuung</strong>sperson „mittel-<br />

schwer“ bis „sehr stark belastet“ ist.<br />

Der Grad <strong>der</strong> Überlastung zeichnet sich noch deutlicher bei <strong>der</strong> Selbsteinschätzung <strong>der</strong><br />

Befragten ab. Bei <strong>der</strong> Frage „Wie häufig fühlen Sie sich durch die <strong>Pflege</strong>arbeit überlastet?“<br />

fühlten sich insgesamt 77% „gelegentlich“, „oft“ o<strong>der</strong> „immer“ überlastet. Da sich auch<br />

eine „gelegentliche“ Überlastung ohne ausreichende Unterstützung <strong>und</strong> Entlastung <strong>der</strong><br />

<strong>Pflege</strong>personen durchaus schnell zu einer andauernden Überlastung entwickeln kann, darf<br />

dieser Grad <strong>der</strong> Überbelastung nicht unterschätzt werden <strong>und</strong> ist als Warnsignal anzusehen.<br />

Gerade in diesem Stadium ist es wichtig frühzeitig präventive Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlas-<br />

tungsmaßnahmen anzubieten, um die <strong>Pflege</strong>situation nachhaltig stabilisieren zu können<br />

<strong>und</strong> somit den Verbleib <strong>der</strong> zu pflegenden Person in <strong>der</strong> vertrauten Umgebung gewährleis-<br />

ten zu können.<br />

<strong>Die</strong> Ergebnisse dieser Studie decken sich im Bereich <strong>der</strong> Belastungsmessung weitgehend<br />

mit den Ergebnissen an<strong>der</strong>er Studien. In <strong>der</strong> österreichweit angelegten Studie (n=1100) von<br />

Pochobradsky et al. (2005, S. 42) fühlen sich laut Selbsteinschätzung ebenfalls mehr als<br />

zwei Drittel <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen „ab <strong>und</strong> zu“ bis „fast immer“ überlastet.<br />

Schneekloth <strong>und</strong> Wahl (2005, S. 123) haben die Belastungsmessung in ihrer Studie eben-<br />

falls mit <strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala durchgeführt. Auch sie kommen bei den pflegenden<br />

Angehörigen von Demenzkranken zu einem ähnlichen Ergebnis. Bei 53% <strong>der</strong> Befragten<br />

lag eine mittelschwere <strong>und</strong> bei r<strong>und</strong> 6 % eine starke bis sehr starke Belastung vor.<br />

Der Vergleich zwischen Frauen <strong>und</strong> Männern macht deutlich, dass insgesamt 51,9% <strong>der</strong><br />

Frauen „mittel bis sehr stark belastet“ sind. Hingegen sind bei den Männern nur 22,2%<br />

„mittelschwer“ <strong>und</strong> keiner „stark bis sehr stark“ belastet. Kofahl (2010, S. 98) begründet<br />

dieses Phänomen wie folgt: Männer organisieren die häusliche <strong>Pflege</strong> an<strong>der</strong>s <strong>und</strong> finden<br />

84


5 Diskussion<br />

die anfallenden <strong>Pflege</strong>aufgaben dadurch weniger belastend. Weibliche <strong>Pflege</strong>personen<br />

übernehmen generell mehr <strong>Pflege</strong>aufgaben vollständig alleine <strong>und</strong> werden weniger aus<br />

dem professionellen <strong>und</strong> informellen Bereich unterstützt.<br />

<strong>Die</strong> Annahme, dass sich die subjektive Belastung aufgr<strong>und</strong> einer 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong><br />

deutlich reduziert, wurde in dieser Studie nicht bestätigt. <strong>Die</strong> Belastungsmessung mit <strong>der</strong><br />

Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala hat ergeben, dass nur 44,4% <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden, die eine 24-St<strong>und</strong>en-<br />

<strong>Betreuung</strong> angestellt haben, „nicht bis gering belastet“ sind. Insgesamt 55,5% <strong>der</strong> pflegen-<br />

den Angehörigen weisen eine „mittelschwere bis starke“ Belastung auf.<br />

Noch erstaunlicher ist das Ergebnis in Bezug auf die subjektiv wahrgenommene Überlas-<br />

tung ausgefallen. Von den gesamt neun <strong>Pflege</strong>nden, die durch eine 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong><br />

unterstützt werden, fühlt sich nur eine Person „selten“ überlastet. Drei Personen fühlen sich<br />

„gelegentlich“, vier Personen fühlen sich „oft“ <strong>und</strong> eine Person fühlt sich „immer“ überlas-<br />

tet.<br />

<strong>Die</strong>se hohe Belastung, trotz 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> wurde nicht erwartet. Jedoch konnte<br />

nicht eruiert werden, wie lange die Angehörigen Unterstützung durch die 24-St<strong>und</strong>en-<br />

<strong>Betreuung</strong> erhielten. Es ist anzunehmen, dass trotz <strong>der</strong> 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> noch viele<br />

an<strong>der</strong>e organisatorische Aufgaben von den Angehörigen bewältigt werden mussten. Zu<br />

diesen können beispielsweise die Koordination <strong>der</strong> ambulanten <strong>Die</strong>nste, Hausarztbesuche,<br />

das Besorgen <strong>der</strong> Medikamente, Begleitung bei Krankenhausbesuchen usw. gezählt wer-<br />

den.<br />

Forschungsfrage 2: „Gibt es einen direkten Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> subjektiven<br />

Belastung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe?“<br />

Wird die Belastungsmessung mit <strong>der</strong> Häuslichen-<strong>Pflege</strong>-Skala herangezogen, so sind in<br />

den <strong>Pflege</strong>geldstufen fünf <strong>und</strong> sechs mehr als drei Viertel <strong>der</strong> „stark bis sehr stark belaste-<br />

ten“ <strong>Pflege</strong>personen vorzufinden. Da in <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe sieben insgesamt nur zwei<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftige eingestuft sind, ist die Belastungsmessung bezogen auf die Stufe sieben<br />

als nicht aussagekräftig anzusehen.<br />

85


5 Diskussion<br />

Wird die Selbsteinschätzung <strong>der</strong> Überlastung <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>nden betrachtet, so ist die Hälfte<br />

<strong>der</strong> „oft“ überlasteten <strong>Pflege</strong>personen in den Stufen fünf <strong>und</strong> sechs vorzufinden. <strong>Die</strong> ande-<br />

re Hälfte teilt sich auf die Stufen zwei, drei <strong>und</strong> vier auf. Drei Viertel <strong>der</strong> „gelegentlich“<br />

überlasteten <strong>Pflege</strong>nden in sind den <strong>Pflege</strong>geldstufen vier, fünf <strong>und</strong> sechs auszumachen.<br />

<strong>Die</strong> Annahme, dass ein direkter Zusammenhang zwischen <strong>der</strong> subjektiv wahrgenommenen<br />

Belastung <strong>und</strong> <strong>der</strong> Höhe <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe besteht, wird somit bestätigt. Insgesamt kann<br />

gesagt werden, je höher die <strong>Pflege</strong>bedürftigkeit <strong>der</strong> zu pflegenden Person ist, desto größer<br />

ist die psychische Belastung <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>sperson.<br />

Das Ergebnis von Pochobradsky et al. (2005, S. 44) bestätigt die aufgestellte These. Sie<br />

schreiben, dass zwischen den psychischen Belastungen <strong>der</strong> Hauptpflegepersonen <strong>und</strong> <strong>der</strong><br />

Höhe <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>geldstufe <strong>der</strong> zu <strong>Pflege</strong>nden ein hochsignifikanter Zusammenhang (p <<br />

0,001) besteht. Zudem weisen 92% <strong>der</strong> Hauptpflegepersonen von <strong>Pflege</strong>bedürftigen in den<br />

Stufen fünf <strong>und</strong> sechs psychische Belastungen aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> auf.<br />

Forschungsfrage 3: „Welche körperlichen Belastungen werden von den pflegenden<br />

Angehörigen angegeben?“<br />

Jede zweite <strong>Betreuung</strong>sperson in dieser Studie gibt körperliche Beschwerden in Form von<br />

Rückenschmerzen <strong>und</strong> Gelenksbeschwerden an; wobei bei den Gelenksbeeinträchtigungen<br />

Schulter- <strong>und</strong> Nackenbeschwerden an erster Stelle stehen. Nicht ganz ein Drittel gab an<br />

körperlich beschwerdefrei zu sein. Jedoch ist es fraglich, in welchem Maße die angegebene<br />

körperliche Belastung <strong>und</strong> die dadurch entstandenen Beschwerden ursächlich mit den ge-<br />

leisteten <strong>Pflege</strong>aufgaben in Verbindung gebracht werden können. Aufgr<strong>und</strong> des durchaus<br />

hohen Alters <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>personen ist anzunehmen, dass ein großer Teil <strong>der</strong> Beschwerden<br />

auf altersbedingte Abnützungserscheinungen zurückzuführen sind.<br />

Es decken sich die Ergebnisse auch hier großteils mit den Angaben an<strong>der</strong>er Vergleichsstu-<br />

dien. Schneekloth <strong>und</strong> Wahl (2005, S. 122) berichten beispielsweise, dass unabhängig von<br />

<strong>der</strong> Demenzschwere beim pflegebedürftigen Menschen 44% <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen<br />

Wirbelsäulenerkrankungen als häufigste Erkrankung angeben. Ebenso stehen in <strong>der</strong> Unter-<br />

suchung von Pochobradsky et al. (2005, S. 43) Rückenschmerzen, gefolgt von Schmerzen<br />

im Schulter- <strong>und</strong> Nackenbereich an vor<strong>der</strong>ster Stelle.<br />

86


5 Diskussion<br />

5.4 Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote für pflegende<br />

Angehörige<br />

Forschungsfrage 6: „Welche Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlastungsangebote werden in<br />

welchem Ausmaß von den pflegenden Angehörigen in Anspruch genommen?“<br />

R<strong>und</strong> zwei Drittel <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen erhalten Unterstützung durch die Haus-<br />

krankenpflege, wobei <strong>der</strong> zeitliche Umfang von einer bis zu 20 St<strong>und</strong>en wöchentlich<br />

reicht <strong>und</strong> durchschnittlich 3,3 St<strong>und</strong>en pro Woche beträgt.<br />

Mit durchschnittlich 8,2 Wochenst<strong>und</strong>en werden Heimhilfen o<strong>der</strong> Mitarbeiterinnen des<br />

Mobilen Hilfsdienstes zwar im zeitlich größeren Ausmaß in die <strong>Betreuung</strong> einbezogen,<br />

jedoch nutzen nur etwa die Hälfte <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen diese <strong>Die</strong>nste.<br />

Durchaus hoch ist die informelle Unterstützung durch die Familie, da drei Viertel <strong>der</strong><br />

<strong>Betreuung</strong>spersonen auf Unterstützung von ihren Angehörigen zurückgreifen können. Der<br />

Median des zeitlichen Unterstützungsumfangs beträgt sieben St<strong>und</strong>en, <strong>der</strong> am häufigsten<br />

genannte Wert beträgt zwei St<strong>und</strong>en pro Woche.<br />

Da die Hilfestellung durch ambulante <strong>Die</strong>nste <strong>und</strong> informelle Helfer im eigenen Wohnbe-<br />

reich stattfindet, ist anzunehmen, dass dies ein Gr<strong>und</strong> dafür ist, warum diese nie<strong>der</strong>schwel-<br />

ligen Unterstützungsangebote von den <strong>Pflege</strong>bedürftigen <strong>und</strong> den <strong>Betreuung</strong>spersonen<br />

gerne angenommen werden.<br />

Nur r<strong>und</strong> ein Fünftel <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen nutzen Tagesbetreuungsstätten zur<br />

Entlastung. <strong>Die</strong> geringe Nutzung <strong>der</strong> Tagespflegeeinrichtungen lässt sich auf die große<br />

Ablehnung <strong>der</strong> pflegebedürftigen Personen (54%) zurückführen, was wie<strong>der</strong>um mit dem<br />

teilweise schlechten Ruf <strong>der</strong> Tagesbetreuungsstätten zusammenhängt.<br />

<strong>Die</strong> meisten <strong>Pflege</strong>heime im Bezirk Bludenz haben eine Tagesbetreuung integriert, jedoch<br />

werden dort selten aktivierende Therapieangebote für Demenzkranke wie beispielsweise<br />

Gedächtnis- <strong>und</strong> Alltagstraining angeboten. <strong>Die</strong> Betroffenen können zwar die im Heim<br />

angebotenen Leistungen (mit)konsumieren, erhalten aber in den seltensten Fällen eine ge-<br />

zielte Therapie. Ein weiterer Faktor, warum die Tagesbetreuung oft keinen Zuspruch fin-<br />

87


5 Diskussion<br />

det, ist die Schwierigkeit mit dem Hin- <strong>und</strong> Rücktransport <strong>der</strong> Betroffenen, da in den we-<br />

nigsten Fällen ein Fahrdienst mitangeboten wird. Ein positives Beispiel bietet die private<br />

Tagesbetreuungsstätte in Bürs, welche sich auf die Erkrankung „Demenz“ spezialisiert hat.<br />

Dort werden neben <strong>der</strong> fachärztlichen Abklärung <strong>und</strong> Diagnosestellung individuelle The-<br />

rapieeinheiten für die Betroffenen angeboten. Darüber hinaus ist ein Hol- <strong>und</strong> Bringdienst<br />

eingerichtet. Der Selbstbehalt für einen Therapietag beträgt <strong>der</strong>zeit € 65. <strong>Die</strong> Transportkos-<br />

ten (Hin- <strong>und</strong> Rückfahrt) belaufen sich je nach Entfernung auf € 7 bis € 21.<br />

Mit einem Drittel schneidet die Nutzung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege etwas besser ab, jedoch ist<br />

auch hier die ablehnende Haltung <strong>der</strong> pflegebedürftigen Personen (58%) <strong>der</strong> häufigste<br />

Gr<strong>und</strong> für die Nicht-Inanspruchnahme. Zudem haben auch ein Viertel <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong>sper-<br />

sonen in dieser Studie eine ablehnende Haltung zur Kurzzeitpflege.<br />

Da die Kurzzeitpflege fast ausschließlich in Einrichtungen <strong>der</strong> Langzeitpflege integriert ist<br />

<strong>und</strong> <strong>der</strong> Begriff „<strong>Pflege</strong>heim“ nach wie vor stark negativ besetzt ist, ist dies wahrscheinlich<br />

einer <strong>der</strong> Hauptgründe für die Ablehnung dieser Entlastungsmaßnahme. Zudem wird <strong>der</strong><br />

Begriff „<strong>Pflege</strong>heim“ oft mit dem „Abschieben ins Heim“ assoziiert. Hierbei steht bei den<br />

<strong>Pflege</strong>bedürftigen oftmals die Angst nicht mehr nach Hause zu kommen im Vor<strong>der</strong>gr<strong>und</strong>.<br />

Ein Argument, weshalb die Kurzzeitpflege nicht genutzt wird, stellt bei einem Fünftel <strong>der</strong><br />

Befragten die Schwierigkeit <strong>der</strong> Finanzierung dar. Es kann zwar eine finanzielle Unterstüt-<br />

zung bei <strong>der</strong> Sozialhilfeabteilung <strong>der</strong> jeweiligen Bezirkshauptmannschaft beantragt wer-<br />

den, jedoch muss dann das Barvermögen des/<strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>bedürftigen offengelegt werden<br />

<strong>und</strong> darf € 15.000 nicht überschreiten. Zusätzlich werden das <strong>Pflege</strong>geld <strong>und</strong> 80% <strong>der</strong> Pen-<br />

sion zur Finanzierung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege herangezogen. Der Mangel an regionaler Ver-<br />

fügbarkeit kann als weiterer Gr<strong>und</strong> für die geringe Nutzung <strong>der</strong> Kurzzeitpflege angesehen<br />

werden. <strong>Die</strong>s ist darauf zurückzuführen, dass die meisten <strong>Pflege</strong>heime in Vorarlberg nur<br />

ein bis zwei Betten für die Kurzzeitpflege zur Verfügung stellen.<br />

Obwohl bei den 14% <strong>der</strong> Befragten, die eine 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> nutzen, keine we-<br />

sentliche Belastungsreduktion nachweisbar ist, kann diese Form <strong>der</strong> Unterstützung durch-<br />

aus als hilfreiche Unterstützungsmaßnahme für pflegende Angehörige betrachtet werden.<br />

Genaue Zahlen über die österreichweite Nutzung von 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong>skräften sind<br />

88


5 Diskussion<br />

nicht vorhanden. Es wird jedoch angenommen, dass sich die Zahl <strong>der</strong> legal o<strong>der</strong> illegal<br />

beschäftigten 24-St<strong>und</strong>en-Betreuerinnen in Österreich auf r<strong>und</strong> 30.000 bis 40.000 Arbeits-<br />

kräfte beläuft (vgl. Prochazkova et al. 2008, S. 29). Zukünftig ist davon auszugehen, dass<br />

diese Form <strong>der</strong> <strong>Betreuung</strong> in Kombination mit ambulanten <strong>Die</strong>nsten, gerade für alleinste-<br />

hende Menschen, zunehmend an Bedeutung gewinnen <strong>und</strong> damit eine Alternative zum<br />

Leben in einem <strong>Pflege</strong>heim darstellen wird.<br />

5.5 Limitationen<br />

Aus Sicht des Autors gibt es in Vorarlberg <strong>der</strong>zeit keine aktuellen Untersuchungen über<br />

die <strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> Demenzkranker im häuslichen Bereich. <strong>Die</strong><br />

vorliegende Untersuchung versucht diese Lücke zu schließen <strong>und</strong> soll einen Einblick ge-<br />

ben, was es bedeutet, eine an Demenz erkrankte Person zu betreuen <strong>und</strong> welche Auswir-<br />

kungen dies auf pflegende Angehörige hat.<br />

Der Zugang zum Forschungsfeld wurde über die Hauskrankenpflegevereine <strong>und</strong> mobilen<br />

Hilfsdienste im Bezirk Bludenz gewählt, daher konnten nur jene pflegenden Angehörigen<br />

von Demenzkranken in die Untersuchung einbezogen werden, die diese <strong>Die</strong>nste nutzen.<br />

Wie viele pflegende Angehörige von Demenzkranken ohne die Hilfe von professionellen<br />

<strong>Die</strong>nsten pflegen, konnte nicht eruiert werden. Zudem konnte anhand <strong>der</strong> errechneten Ge-<br />

samtpopulation demenzkranker Menschen im Bezirk Bludenz nicht bestimmt werden, wel-<br />

che Personen aufgr<strong>und</strong> krankheitsbedingter Beeinträchtigungen pflegebedürftig sind.<br />

<strong>Die</strong> demenzielle Entwicklung beginnt oft langsam <strong>und</strong> ist ein schleichen<strong>der</strong> Prozess, so-<br />

dass anzunehmen ist, dass die Erkrankung bei vielen Betroffenen noch nicht diagnostiziert<br />

wurde. Zudem gab es im Verlauf <strong>der</strong> Studie einige pflegende Angehörige, die, obwohl die<br />

MitarbeiterInnen <strong>der</strong> Hauskrankenpflege eine Demenzerkrankung bei <strong>der</strong> zu pflegenden<br />

Person feststellten, dies nicht wahrhaben wollten <strong>und</strong> aus diesem Gr<strong>und</strong> nicht an <strong>der</strong> Be-<br />

fragung teilnahmen. <strong>Die</strong>ses Phänomen trat gerade bei EhepartnerInnen auf, was darauf<br />

schließen lässt, dass viele <strong>Pflege</strong>nde nur schwer akzeptieren können, dass die eigene Frau<br />

bzw. <strong>der</strong> eigene Mann an Demenz erkrankt ist.<br />

89


5.6 Ausblick<br />

5 Diskussion<br />

Zusammenfassend kann festgestellt werden, dass bei <strong>der</strong> Unterstützung <strong>der</strong> pflegenden<br />

Angehörigen die informelle Hilfeleistung durch Familie, Bekannte <strong>und</strong> Nachbarn an erster<br />

Stelle steht. Jedoch nutzen viele pflegende Angehörige die Unterstützung durch professio-<br />

nelle <strong>Die</strong>nste, was größtenteils zur Entlastung <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong>situation führt <strong>und</strong> auf<br />

diese Weise zur Stabilisierung des familiären <strong>Pflege</strong>arrangements beiträgt.<br />

Im Hinblick auf die durchaus hohe Belastung <strong>der</strong> pflegenden Angehörigen in dieser Studie<br />

ist davon auszugehen, dass es langfristig zu einer Steigerung <strong>der</strong> formalen Unterstützungs-<br />

angebote kommen wird <strong>und</strong> muss, soll die <strong>Pflege</strong> in <strong>der</strong> Familie dauerhaft gesichert wer-<br />

den. <strong>Die</strong> langfristige Sicherung <strong>der</strong> häuslichen <strong>Pflege</strong> liegt somit im Spannungsfeld zwi-<br />

schen <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> durch die Familie <strong>und</strong> geeignete Unterstützungsinterventionen des profes-<br />

sionellen Umfeldes. <strong>Die</strong> zentrale Frage muss also sein, wie Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlas-<br />

tungsmaßnahmen wie beispielweise Tagesbetreuung <strong>und</strong> Kurzzeitpflege gestaltet werden<br />

müssen, damit sie an Attraktivität gewinnen <strong>und</strong> von den <strong>Pflege</strong>bedürftigen <strong>und</strong> ihren An-<br />

gehörigen besser angenommen werden. Nur dann können Unterstützungs- <strong>und</strong> Entlas-<br />

tungsangebote als hilfreich empf<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> langfristig zur Entlastung <strong>der</strong> pflegen-<br />

den Angehörigen beitragen.<br />

Zudem erscheint es für weiterführende Forschungen erstrebenswert, die Belastungsreduk-<br />

tion bei <strong>der</strong> Unterstützung durch eine 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> genauer zu untersuchen. Dar-<br />

aus ergeben sich folgende Fragestellungen: Kann anhand einer größeren Stichprobe eine<br />

Belastungsreduktion aufgr<strong>und</strong> <strong>der</strong> 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> für pflegende Angehörige nach-<br />

gewiesen werden? Wie viele pflegende Angehörige in Vorarlberg erhalten Unterstützung<br />

durch eine 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong>? Ist die 24-St<strong>und</strong>en-<strong>Betreuung</strong> langfristig als eine ge-<br />

eignete Alternative zur Aufnahme in ein <strong>Pflege</strong>heim anzusehen <strong>und</strong> wenn ja, unter wel-<br />

chen Voraussetzungen?<br />

90


6 Literaturverzeichnis<br />

6 Literaturverzeichnis<br />

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100


7 Anhang<br />

7.1 Information für TeilnehmerInnen<br />

Information für TeilnehmerInnen<br />

7 Anhang<br />

an <strong>der</strong> anonymen Befragung - „<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> auf pflegende Angehörige<br />

von Demenzkranken im Bezirk Bludenz“<br />

Sehr geehrte Angehörige!<br />

Sehr geehrte <strong>Pflege</strong>nde!<br />

<strong>Die</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> eines an Demenz erkrankten Menschen ist eine verantwortungsvolle<br />

Aufgabe. Der tatsächliche Aufwand, den die Angehörigen leisten, ist nur schwer zu ermitteln <strong>und</strong><br />

wird größtenteils unterschätzt.<br />

Ich heiße <strong>Die</strong>tmar Durig, bin 34 Jahre alt <strong>und</strong> arbeite seit 10 Jahren in <strong>der</strong> stationären Altenpflege.<br />

Im Zuge meines <strong>Pflege</strong>managementstudiums an <strong>der</strong> Universität Graz erstelle ich eine Studie zum<br />

Thema „<strong>Auswirkungen</strong> <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> auf pflegende Angehörige von Demenzkranken<br />

im Bezirk Bludenz“.<br />

Das Forschungsprojekt soll folgende Fragen beantworten:<br />

Welche <strong>Auswirkungen</strong> hat die <strong>Pflege</strong> <strong>und</strong> <strong>Betreuung</strong> demenzkranker Menschen auf die<br />

pflegenden Angehörigen?<br />

Welchen <strong>Pflege</strong>aufwand leisten die Angehörigen?<br />

Soll es zur Entlastung <strong>der</strong> Angehörigen zusätzliche Tagesbetreuungsstätten <strong>und</strong> Kurzzeit-<br />

pflegeplätze im Bezirk Bludenz geben?<br />

<strong>Die</strong>ses Schreiben ist eine Vorinformation für die geplante anonyme Befragung <strong>und</strong> richtet sich an<br />

jene pflegenden Personen aus dem privaten Bereich, die den größten Teil <strong>der</strong> <strong>Pflege</strong>- <strong>und</strong><br />

<strong>Betreuung</strong>saufgaben übernehmen.<br />

Wenn Sie sich bereiterklären an <strong>der</strong> Befragung mitzumachen, teilen sie dies bitte den Mitar-<br />

beiterInnen <strong>der</strong> Hauskrankenpflege mit. Von Ihnen werden Sie dann in den nächsten Wochen<br />

den Fragebogen erhalten.<br />

101


7 Anhang<br />

Den ausgefüllten Fragebogen können Sie in einem bereits frankierten Kuvert direkt an mich zu-<br />

rücksenden.<br />

Ausdrücklich möchte ich darauf hinweisen, dass anhand des ausgefüllten Fragebogens keine Mög-<br />

lichkeit besteht, Ihre Identität festzustellen, das heißt, Ihre Angaben werden in völliger Anonymi-<br />

tät ausgewertet.<br />

Bei Fragen stehe ich Ihnen unter <strong>der</strong> Telefonnummer 0650/3996660 gerne zur Verfügung.<br />

Über Ihre Unterstützung würde ich mich sehr freuen.<br />

Mit fre<strong>und</strong>lichen Grüßen<br />

Durig <strong>Die</strong>tmar<br />

102


7.2 Fragebogen<br />

7 Anhang<br />

103


7 Anhang<br />

104


7 Anhang<br />

105


7 Anhang<br />

106


7 Anhang<br />

107


7 Anhang<br />

108


7 Anhang<br />

109

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