Rundbrief-Seydel - Chronik des Karate
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Jürgen <strong>Seydel</strong><br />
638 Dornholzhausen An alle Dojoleiter<br />
Garenfeldstr. 1<br />
Tel. 21525<br />
13. April 1965<br />
Liebe Kameraden.<br />
mit dem Abschluß <strong>des</strong> Ausbilderlehrganges am l0.April 1965 endete meine Tätigkeit als Leiter der<br />
Technischen Kommission und damit auch meine Zugehörigkeit zum Vorstand <strong>des</strong> DKB.<br />
Daß in Bad Go<strong>des</strong>berg eine entsprechende Erklärung und der sonst bei den Lehrgängen übliche<br />
Abschluß unterblieb., bitte ich zu entschuldigen - jeder von uns war etwas überfordert, und manches<br />
konnte infolge <strong>des</strong> Zeitdruckes nicht so ablaufen, wie wir es geplant hatten.<br />
Ich möchte alle Freunde und Kameraden bitten, in meinem Rücktritt einen normalen, natürlichen<br />
Vorgang zu sehen: er war bedingt durch meinen Gesundheitszustand - die letzten Jahre hatten mich<br />
einfach überfordert. Ich muß einmal aus-spannen können. mich um meine Familie und um das<br />
eigene Dojo kümmern, einen Teil meines Urlaubs zur eigenen Erholung nutzen.<br />
Zum Glück sind wir jetzt soweit, daß niemand mehr "unersetzbar" ist. 4 neue Danträger stehen<br />
außer mir dem Bund nunmehr zur Verfügung, und in absehbarer Zeit werden weitere<br />
hinzukommen.<br />
Wir sind im Vorstand vor meinem Rücktritt schon überein gekommen, daß künftig eine<br />
Geschäftsstelle der Technischen Kommission den bisher mit mir und von mir geführten<br />
Schriftwechsel übernimmt, die Kyugrad-Kartei führt, die Eintragung der Prüfungsergebnisse in die<br />
Mitgliederausweise vornimmt, die Termine für Lehrgänge und Prüfungen regelt sowie den Kontakt<br />
der Dojo untereinander vermittelt. Zum Obmann für künftige Turniere wurde Hans-Dietrich<br />
Rauscher ernannt.<br />
Die eigentliche Technische Kommission setzt sich zusammen aus allen Yudansha (Danträgern) <strong>des</strong><br />
DKB. Die Position eines Leiters der Technischen Kommission bleibt voraussichtlich vorerst vakant.<br />
Bevor ich kurz über den Lehrgang berichte, möchte ich die Ergebnisse der Gürtelprüfung<br />
vorwegnehmen:<br />
U.Brix 5.Kyu; L.Popp und K.Karpinski 6.Kyu; W.Müller 5.Kyu; H.A.Hellpap. P. J Schmidt,<br />
G.Warburg und M.Geburt 1.Kyu. Albrecht Pflüger. Manfred Grichnik. Werner Popp und Fritz<br />
Wendland 1.Dan<br />
Ausbilderlehrgang vom 5. bis 10.April 1965: Es unterrichteten die Japaner Kase, 6. Dan; Enoeda, 5.<br />
Dan; Kanazawa. 5. Dan und Shirai. 5. Dan. Die 22 Teilnehmer am Ausbilderlehrgang wurden<br />
täglich 3 Stunden in Gruppen aufgeteilt geschult - bei dieser Starbesetzung ein für Deutschland<br />
einmaliges Ereignis. dem selbst der Deutsche Judobund nichts Gleichwertiges gegenüberstellen<br />
kann. Das Training war, nach Aussagen der Japaner. besonders hart, da es sich um Ausbilder<br />
handelte, die bei dieser kurzen Lehrgangszeit möglichst viel profitieren sollten. Es muß den<br />
japanischen Gästen bescheinigt werden, daß sie sich alle erdenkliche Mühe gaben und uns<br />
erstaunlich viel vermitteln konnten. Der menschliche Kontakt zu den Japanern war geradezu<br />
herzlich.<br />
Es gab keine wesentlichen Änderungen in der Technik; für die Prüfungen wurde, nach Aussagen<br />
der Japaner, dergleiche Maßstab angelegt, den sie bei Japanern angelegt hätten. Wir dürfen stolz<br />
darauf sein, daß unser Ausbildungsstand den in Japan üblichen Anforderungen voll gerecht war.
Man bescheinigte uns. daß wir im kommenden Jahr ohne Bedenken das Jivu-Kumite (freier Kampf)<br />
in unser Turnier aufnehmen könnten.<br />
Wenngleich die mangelnde Standsicherheit und die zu langsame und zu wenig dynamische Technik<br />
beanstandet wurde, lobte man immer weder den Geist und die Haltung der Teilnehmer und man<br />
zeigte sich sehr überrascht aber das bis Jetzt Erreichte. Über die Abweichungen und Veränderungen<br />
in der Technik soll durch ein Merkblatt unterrichtet werden.<br />
Die Prüfungsordnung bedarf keiner Änderung, der Ablauf der Prüfungen unter<br />
den japanischen Meistern verlief ganz ähnlich dem bei uns seit September 1961 eingeführten<br />
Schemas, wobei im Vor- und Rückwärtsgehen nur vier Schritte ver1angt wurden, und die<br />
Techniken einfacher waren als nach unserer Prüfungsordnung.<br />
Eins allerdings baten sich die Japaner aus: wenn wir schon auf eine Prüfung zum 8. und 7.Kyu<br />
verzichten. so sollte künftig jeder Prüfling die für den angestreben Grad in Japan verlangten Kata<br />
beherrschen - das heißt, 2 Kata mehr als bis jetzt vorgeschrieben war,<br />
Das würde heißen:<br />
6. Kyu: Heian 1-3. 5. Kyu: Heian 1-4, 4. Kyu: Heian 1-5., 5. Kyu: Heian 1-5 und Tekki 1. 2.Kyu<br />
Heian 1-5, Tekki 1 und eine weitere beliebige Kata. 1.Kyu: Heian 1-5, Tekki 1 und 2 weitere,<br />
beliebige Kata.<br />
Die 5 Danträger <strong>des</strong> DKB, die ab jetzt als Prüfer zur Verfügung stehen, müssen also künftig 2 Kata<br />
mehr als bisher als gekonnt voraussetzen.<br />
Nähere Durchführungsbestimmungen werden demnächst veröffentlicht. Desgleichen ein Plan für<br />
Prüfungen, Wochenendlehrgänge und Bun<strong>des</strong>lehrgänge 1965.<br />
Folgende Änderung <strong>des</strong> Aussprache-Akzentes bitte ich in der Turnierordnung vor-zunehmen (Seite<br />
7):<br />
Ansagen, Kommandos etc. (überprüft durch Herrn Kase)<br />
encho<br />
fusen shö<br />
hajime<br />
jikän<br />
yuko awasete ippon (uchi entfällt)<br />
ippön<br />
zokko<br />
Turnier am 9. April 1965<br />
1. Kata-Shiai<br />
Pflichtkata-Ausscheidung nach dem K.O.-System: 2 Teilnehmer zogen eine Karte und führten zu<br />
gleicher Zeit die gleiche Kata vor (Auswahl zwischen Heian 1-3 und Tekki 1). Der Bessere blieb<br />
und mußte nach dem Durchgang seine Kür zeigen. Der andere schied aus. Ergebnis:<br />
1. Platz Manfred Grichnik, 19.5 Punkte<br />
2. Platz Peter Schmidt, 19,5 Punkte (Siegerbestimmung durch Stechen)<br />
3. Platz Sieglinde Spazier, 17,5 Punkte
2.Kime-Shiai<br />
1. Platz Dojo Bad Homburg, 27,5 Punkte<br />
2. Platz Dojo Braunschweig, 26 Punkte<br />
3. Platz Dojo Bochum. 25 funkte<br />
Ursprüngliche Meldungen: zum Kata-Shiai 20, zum Kime-Shiai 15 (Dojo). Infolge Ausscheiden.<br />
Zurückziehen der Meldungen usw. verblieben : Kata-Shiai 13 Teilnehmer, Kime-Shiai 9 Dojo<br />
(Mannschaften á 2 Mann).<br />
Als Kampfrichter fungierten ausschließlich die vier Japaner.<br />
Veranstaltung in der Stadthalle in Bad Go<strong>des</strong>berg unter der Schirmherrschaft der japanischen<br />
Botschaft:<br />
Sämtliche Eintrittskarten - einschl. Ehrenkarten über l000 waren ausverkauft; Fernsehen und 3<br />
Wochenschauen waren anwesend. Die Veranstaltung war ein durch-schlagender Erfolg und bewies<br />
mehr als Worte, daß der Deutsche <strong>Karate</strong>-Bund einen festen Platz im deutschen Sport und in der<br />
Öffentlichkeit errungen hat.<br />
Zum Schluß: Allen Freunden und Kameraden möchte ich an dieser Stelle einen herzlichen Dank<br />
aussprechen für ihre Hilfe, ihren guten Willen und ihre Nachsicht, wenn ich während meiner<br />
Amtszeit Fehler gemacht habe. Ich bitte Euch, dem Bund und dem Vorsitzenden weiterhin treu zu<br />
bleiben und Euer Bestes zu geben, daß <strong>Karate</strong> künftig nur in Verbindung mit dem Deutschen <strong>Karate</strong><br />
Bund genannt wird, daß wir noch fester zusammenwachsen und unseren Weg unabhängig, frei und<br />
zielstrebig verfolgen!<br />
Jürgen <strong>Seydel</strong>