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Freimut. - Christoph Fleischmann

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Lebenszeichen<br />

<strong>Freimut</strong> – Über eine vergessene Lebenshaltung<br />

von <strong>Christoph</strong> <strong>Fleischmann</strong><br />

08.01.2006<br />

Sprecher<br />

Später als weltberühmter Theologe hat Barth auch über die Bedeutung des Wortes<br />

Parrhesia, also <strong>Freimut</strong>, nachgedacht.<br />

O-Ton Eberhard Busch<br />

Wenn wir lernen was Glauben heißt, [...] dann lernen wir damit auch<br />

schon, was es heißt, frohe Zuversicht zu haben. Mir ist aufgefallen, wie<br />

Karl Barth den Begriff der Parrhesie an merkwürdigen Stellen braucht in<br />

seiner Dogmatik. Also etwa, wo er redet im Blick auf den Tod und sagt:<br />

Im Glauben darf ich ganz unbesorgt dem Tod entgegen sehen, nicht<br />

weil ich glaube, dass ich unsterblich bin – ich werde abtreten – aber<br />

weil ich glauben darf in meinem Ende wird Gott nicht am Ende sein.<br />

Gott wird nicht abtreten. Und er zitierte dann gern von Paul Gerhardt<br />

das Lied „Bist Du doch nicht Regente der alles führen soll, Gott sitzt im<br />

Regimente und führet alles wohl.“ Das ist die Quelle der fröhlichen<br />

Zuversicht, von der Karl Barth gezehrt hat.<br />

Sprecher<br />

Demnach wächst <strong>Freimut</strong> nicht nur dem Menschen zu, wenn er sich selber kennt und<br />

seine eigene Fähigkeiten mobilisiert, sondern auch, wenn sich von einem gehalten<br />

weiß, der größer ist als er selber. An der Schwelle des Todes oder an den<br />

Abgründen des Lebens noch zuversichtlich zu sein – das war für Karl Barth wahrer<br />

<strong>Freimut</strong>. Und er fand ein überraschendes Vorbild für so eine Haltung, erinnert sich<br />

sein Assistent Eberhard Busch:<br />

O-Ton Eberhard Busch<br />

Ich war dann in den letzten Jahren bei ihm beschäftigt und da war es<br />

selbstverständlich, wenn wir einen Tag lang hart gearbeitet hatten, [...]<br />

dann wurde am Abend zunächst mal Mozart gehört. [...] Er verstand<br />

Mozart nie als einen vertändelten Rokoko-Musiker, sondern als einer,<br />

der letztlich [...] am Abgrund steht und doch nicht verzagt ist, weil er am<br />

© Westdeutscher Rundfunk Köln 2005<br />

Dieses Manuskript einschließlich aller seiner Teile ist urheberrechtlich geschützt. Jede Verwertung außerhalb der engen<br />

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