II - CCA Monatsblatt
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Duale Ausbildung – die nicht genutzte Chance?!<br />
<strong>Monatsblatt</strong>: Herr Winkel, Sie sind mittlerweile 5 Monate als Leiter der Deutschen<br />
Berufsschule in La Paz tätig und haben mit 6 neuen Studenten<br />
angefangen.<br />
Wie erklären Sie sich diese geringe Schülerzahl?<br />
Winkel: Sicherlich mag die politische Situation im Land mit eine Rolle gespielt haben.<br />
Ich denke jedoch, dass die Duale Ausbildung grundsätzlich in Südamerika<br />
gegenüber einen Universitätsstudium einen schweren Stand hat. Ganz im<br />
Gegensatz zu Deutschland, wo jeder 3. Student vor dem Studium eine Duale<br />
Ausbildung macht. Es hat sich gezeigt, dass gerade bei dieser Studentengruppe<br />
die Abrechehrquote am niedrigsten ist und diese Studenten am zügigsten ihr<br />
Studium abschließen.<br />
<strong>Monatsblatt</strong>: Warum sollte z. B. ein Schüler der Deutschen Schule „Mariscal Braun“<br />
nicht sofort Betriebswirtschaft studieren, sondern zuerst eine<br />
kaufmännische Ausbildung in der Deutschen Berufsschule machen? Das<br />
sind doch eigentlich zwei verlorene Jahre.<br />
Winkel: Ganz im Gegenteil. Mehrere Gründe sprechen für die Ausbildung:<br />
1. Betrachtet man einmal die Kostenseite so ist festzustellen, dass unsere<br />
Studenten, wenn sie ein Studium in Bolivien anstreben, bei einigen<br />
Universitäten eine Anzahl von Prüfungen angerechnet bekommen. Das<br />
heißt, wenn unser Student z.B. an der Universität Nuestra Señora de La Paz<br />
mindestens 15 Prüfungen angerechnet bekommt, dann ist das eine<br />
Ersparnis von mindestens 18.000 Bolivianos (ca. 2.500 US $) und während<br />
der Ausbildung erhält der Student von seinem Unternehmen immerhin das<br />
Studium bezahlt und zusätzlich noch monatlich 50 US $, das sind noch<br />
einmal 1.100 US $.<br />
2. Hält man sich vor Augen, was unsere Studenten in dieser Zeit fachlich,<br />
sowohl in der Theorie als auch durch ihre Arbeit im Unternehmen<br />
dazulernen, ob Großhändler oder Industriekaufmann, braucht man sich<br />
keine Gedanken zu machen, ob sie das Universitätsstudium schaffen.<br />
Unsere Studenten sitzen in der ersten Reihe und können sich mit den<br />
Professoren unterhalten, sie verstehen die Thematik und sie können den<br />
Professoren auch kritische Fragen stellen.<br />
Ein Schüler, der unmittelbar von einem Colegio kommt, und nie etwas von<br />
Ökonomie gehört hat, hat seine Probleme in den ersten beiden Jahren.<br />
Die englische Sprache macht unseren Studenten kein Problem. Durch das<br />
zusätzliche Zertifikat von der Industrie- und Handelskammer in London<br />
(LCCI), das sie am Ende der Ausbildung erhalten, und vor kurzem noch in<br />
der deutschen Zeitschrift STIFTUNG WARENTEST als eines der besten<br />
Englischzertifikate gepriesen, haben unsere Studenten einen weiteren<br />
„Türöffner“ für ihre berufliche Karriere. Der Abschluss in der<br />
Zertifikatsprüfung „Wirtschaftsdeutsch“ des Goethe-Instituts bescheinigt<br />
unseren Studenten ebenfalls ihre Sprachkompetenz, die ihnen ja durch<br />
unseren dreisprachigen deutschen und bolivianischen Titel verliehen wird.<br />
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