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II - CCA Monatsblatt

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An vielen Orten stehen Tafeln, auf denen festgehalten ist, an welchen Tagen<br />

(und in welcher Richtung) Simon Bolívar durch den Ort kam. Selbstredend<br />

weist ein Denkmal in Mompós stolz darauf hin, dass dies die erste Stadt war, die<br />

sich von Spanien unabhängig erklärte. Manchmal wirkt dieser Personenkult ein<br />

wenig lächerlich.<br />

Anrührend dagegen der Besuch der Quinta de San Pedro Alejandrino, auch<br />

wenn solche Museen immer etwas von Heiligenreliquien haben. Es war dies der<br />

Landsitz, in dem Simon Bolívar seine letzten elf Tage verbrachte. Die Kutsche,<br />

die ihn hinbrachte, sein Sterbebett, die Uhr, die bei seinem Tod angehalten<br />

wurde, die Küche, in der die Obduktion vorgenommen wurde, die Räume, in<br />

denen er die letzten Tage lebte – sie lassen einen anderen Bolívar erahnen als<br />

stolze Reiterdenkmäler, einen Bolívar gezeichnet von mehreren schweren<br />

Krankheiten, darunter Tuberkulose und Ruhr, bei 1,60 Metern Körpergröße<br />

abgemagert auf 70 Pfund, schwankend zwischen Hoffnung 3 und bitterer Ironie 4 .<br />

Die unfreiwillige Komik lauert gleich nebenan, hinter dem italienischmonumentalen<br />

Marmortempel, errichtet zum hundertsten Todestag des<br />

Befreiers, in der Inschrift der Tafel des peruanischen Gesandten. Der Tafel<br />

zufolge ruht Bolívar in seinem Grab, um „auf ewig von der Einheit Südamerikas<br />

weiter zu träumen“. Der böse Doppelsinn seiner Worte blieb dem Diplomaten<br />

vermutlich verborgen.<br />

Von betrügerischen Norwegern und diebischen Inselbewohnern<br />

Isla Grande, die Hauptinsel der Islas del Rosario, eine knappe Bootsstunde von<br />

Cartagena entfernt im karibischen Meer gelegen, ist ein Schnorchelparadies, in<br />

dem wir zwei Nächte verbrachten. Klares Wasser, bunte Fische, Seesterne und<br />

immer mürrisch dreinblickende Kofferfische laden zum Tauchen ein, auch wenn<br />

die Korallen durch veränderte Meerestemperaturen in Mitleidenschaft gezogen<br />

sind.<br />

Die zweite Nacht, vom 13. auf den 14. Januar, war windig, die Palmen und das<br />

blättergedeckte Dach unsere Hütte bildeten eine ständige Geräuschkulisse.<br />

Vielleicht sind wir deswegen nicht aufgewacht. Vielleicht war das auch besser<br />

so.<br />

In besagter Nacht stieg jemand in unsere Hütte ein, während wir darin schliefen.<br />

Allein der Gedanke daran verursacht immer noch Beklemmungen. Dieser<br />

Jemand – vermutlich war er nicht allein – schnitt das Bambusgeflecht auf, das<br />

als Fenster diente, dann das Moskitonetz, stieg durch das Loch in die Hütte und<br />

durchsuchte unsere Sachen. Wir bemerkten es gegen 1:30 Uhr, als wir<br />

aufwachten und Licht machten. Ein Rucksack lag auf dem Boden, war scheinbar<br />

3<br />

„...wenn mein Tod dazu beiträgt, die Streitigkeiten beizulegen, steige ich ruhig ins Grab<br />

hinab...“<br />

4<br />

„In der Geschichte gab es drei große Idioten: Jesus Christus, Don Quijote und mich.“<br />

45

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