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II - CCA Monatsblatt

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Konsul in La Paz die Gleichheit der Geburtsdaten und Vornamen von Klaus<br />

Altmann und dessen Frau Regina mit dem von Frankreich seit 1945 gesuchten<br />

Kriegsverbrecher Klaus Barbie auf. Weitere Nachforschungen bestätigten den<br />

Verdacht. Da Barbie-Altmann jedoch bereits 1957 die bolivianische<br />

Staatsbürgerschaft erhalten hatte und mit Frankreich kein<br />

Auslieferungsabkommen existierte, waren der französischen Regierung die<br />

Hände gebunden und der „Schlächter von Lyon“ konnte sich vorerst sicher<br />

fühlen.<br />

Von Zeitzeugen der Barbie-Altmann-Ära in Bolivien wird der Ex-SS-<br />

Hauptsturmführer als sehr gesellig beschrieben. Er setzte sich schon mal in<br />

netter Runde ans Klavier und spielte die alten Lieder. Barbie-Altmann wird von<br />

seinen Nachbarn in La Paz und Lima als „sympathisch und ehrenvoll“<br />

beschrieben. Er liebte Blumen und unterhielt sich „sogar“ mit Indianern. Dem<br />

von ihm und dem Finanzverwalter der SS, Schwend, in Peru um 500.000 DM<br />

betrogenen ehemaligen Präsidenten der Deutsch-Peruanischen Handelskammer<br />

Schneider-Merck zeigte er auch gern seine Naziorden (Aussage Schneider-<br />

Mercks im Dokumentarfilm „Hotel Terminus“ von 1988). Der betrogene<br />

Betrüger Schneider-Merck, der mit Barbie-Altmann und Schwend<br />

Devisengeschäfte machen wollte, befriedigte seine Rachegelüste dann dadurch,<br />

dass er dem Nazi-Jäger Simon Wiesenthal in Wien Informationen über den<br />

seltsamen Deutschen in Peru zukommen ließ.<br />

Erst 1972 wird Barbie (offiziell) enttarnt. Die französische Regierung stellt ein<br />

Auslieferungsgesuch. Zunächst an die peruanische Regierung, wo sich Barbie<br />

als Geschäftsmann in Lima aufhielt, dann an die bolivianische, wohin er danach<br />

geflüchtet war.<br />

Präsident Pompidou schreibt an Diktator Banzer. Das bolivianische Militär<br />

verspricht eine Prüfung durch „unabhängige Gerichte“. Klaus Barbie-Altmann<br />

wird für einige Monate im Gefängnis von San Pedro eingesperrt – unter<br />

demselben Vorwand wie elf Jahre später, nämlich Schulden nicht zurückgezahlt<br />

zu haben.<br />

(Quelle: Hella Schlumberger-Bolivien, schwankende Wiege der Freiheit, Köln 1985)<br />

Im Juli 1973 wird das Auslieferungsersuchen Frankreichs vom Obersten<br />

Gerichtshof Boliviens abgelehnt. Begründung: Altmann sei voller Staatsbürger<br />

und mit Frankreich bestünde gar kein Auslieferungsabkommen. Nach seiner<br />

Freilassung wurde Barbie-Altmann von seinem Gönner Banzer sogar ein<br />

Personenschutz gestellt und er beriet weiter den Geheimdienst bei dessen<br />

antidemokratischen Aktionen. Es folgten Waffengeschäfte im Interesse der<br />

Militärdiktatur und die Gründung der Schwindelfirma „Transmaritima“. Barbie-<br />

Altmann war offenbar für Banzer unentbehrlich geworden.<br />

Es fällt einem nicht leicht, die Liste der Greueltaten Barbie-Altmanns „objektiv“<br />

zur Kenntnis zu nehmen. Es sind kaum zu überbietende Grausamkeiten darunter,<br />

die dem gesunden Menschenverstand zuwider laufen und keine Steigerung mehr<br />

möglich scheinen lassen. Wie viele der größten Kriegsverbrecher des 2.<br />

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