II - CCA Monatsblatt
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Traumtor, und man gönnte es den Niederländern, dass sie nach so viel gutem<br />
Fußball endlich einmal ein großes Turnier gewonnen hatten. Man hätte es ihnen<br />
vielleicht noch mehr gegönnt, wenn es bei den Feiern danach nicht zu einigen<br />
wirklich hässlichen, deutschfeindlichen Szenen gekommen wäre.<br />
„Hallo, Dänemark? Hier spricht die UEFA. Sagt mal, könnt Ihr nicht kurzfristig<br />
an der EM teilnehmen? Wisst Ihr, wir haben nämlich gerade Jugoslawien<br />
disqualifiziert, und Ihr wart doch Zweiter in der Gruppe und so...“<br />
So ähnlich muss es gewesen sein, als die Dänen aus dem Urlaub zurückgerufen<br />
wurden, um mal eben an der Europameisterschaft 1992 teilzunehmen. Und sie<br />
dann zu gewinnen. Es war ein komisches Turnier. Die beiden souveränen Sieger<br />
der Vorrundengruppen, Gastgeber Schweden und Titelverteidiger Niederlande,<br />
schieden im Halbfinale gegen die mal gerade so weitergestolperten Deutschen<br />
und Dänen aus. Die verhinderten Urlauber siegten dann im Finale ungefährdet<br />
gegen den großen Nachbarn aus den Süden, und zum Schluss freuten sich alle<br />
Dänen und Deutsche grenzübergreifend über einen Europameister, der sich<br />
sportlich gar nicht qualifiziert hatte.<br />
1996, football’s coming home, aber der Titel kehrt nicht nach England zurück,<br />
vielleicht weil Gottfried inzwischen außer Dienst ist. Stattdessen siegt<br />
Deutschland in einem unvergesslichen Halbfinale, das für mehr als einen<br />
Herzinfarkt gut gewesen wäre, nach Elfmeterschießen gegen die Gastgeber und<br />
im Finale gegen die Tschechen durch einen groben Unfug namens Golden Goal,<br />
der inzwischen zum Glück wieder in der Mottenkiste der untauglichen<br />
fußballerischen Innovationen gelandet ist.<br />
Auch 2000 muss ein goldenes Tor herhalten, um Frankreich nach dem WM-<br />
Gewinn 1998 auch noch zum europäischen Titelträger zu machen (ein<br />
Kunststück, das, in ungekehrter Reihenfolge, nur Deutschland 1972/1974<br />
gelang). Die physisch und spielerisch ungemein starke Equipe Tricolore<br />
bezwang im Finale Italien, das bis zur 94. Minute (!) geführt hatte.<br />
Die deutsche Mannschaft bot ein Bild des Jammers. Das überalterte DFB-Team<br />
(im Aufgebot der 22 befanden sich genau zwei Spieler unter 26 Jahren, und<br />
auch Lothar Matthäus, inzwischen 39, durfte noch einmal dabei sein), vom<br />
Fußballrentner Erich Ribbeck trainiert, wurde am Schluss der Vorrunde mit<br />
einem niedlichen Pünktchen im Gepäck von der B-Mannschaft Portugals mit 3:0<br />
in den wohlverdienten Ruhestand geschickt.<br />
Und das deutsche Europameisterschaftsleiden ging 2004 in Portugal weiter.<br />
Zwar war das Ausscheiden nicht so katastrophal wie vier Jahre zuvor, aber zum<br />
zweiten Mal hintereinander musste das DFB-Team, immerhin Vizeweltmeister,<br />
nach der Vorrunde nach Hause fahren. Gefeiert wurde nach dem Finale<br />
trotzdem, und Autokorsos fuhren hupend und fahnengeschmückt durch die<br />
deutschen Innenstädte. Allerdings waren die Fahnen blau-weiß mit einem Kreuz<br />
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