Diversifikation und Kapitalmarktgleichgewicht
Diversifikation und Kapitalmarktgleichgewicht
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Wenger, <strong>Diversifikation</strong> <strong>und</strong> <strong>Kapitalmarktgleichgewicht</strong><br />
lange Eigen- <strong>und</strong> Frcmdkapital dcs vcrschuldctcn Untcrnehmens<br />
in der Summe mchr wert. sind als das unvcrschuldete<br />
Unternehmen. Erst. wenn sich dic Marktwcrrc<br />
angeglichen haben, entf,Zillr für die Anleser dcr Anrciz.<br />
ihre Portfolios zugunsten des letzteren umluschichten.<br />
Da bei Modigliani <strong>und</strong> Miller nur Umschichtungen inner_<br />
halb einer Risikoklasse berücksichtigt werden, ist einc<br />
Bewertung unterschiedlicher Risiken noch nicht möglich.<br />
Dies gelingt erst sechs Jahre spärer dem drit,ten<br />
Nobelpreisträger William Sharpe, indem er diebei Modi_<br />
gliani <strong>und</strong> Miller noch ausgeblendelen Opdmicrungsüberlegungen<br />
des Markowjrz-Modclls in seine Glcichgewichtsbetrachrung<br />
einbez ieht. M o di g ti a ni <strong>und</strong>, M il I e r sind<br />
deshalb lediglich in der Lage, dic erwarrer.e Rcnditc dcr<br />
Aktien verschuldeter <strong>und</strong> unverschuldeter Untcmchmen<br />
derselben Risikoklasse zueinander in Bezichuns zu scr_<br />
zen:<br />
!r,(s) = F,(0) + [U,(0) - rJ 's.<br />
(6)<br />
modcllmäßig abgclcitcte Irrclcvanz dcr Kapitalstruktur<br />
zcrsl.ört. Da vor allcm Miller die IrrclevanzLheoreme nicht<br />
nur als Modellaussagcn, sondern als Ergcbnissc von hohcr<br />
cmpirischcr Relevanz bcgrcift, ist schon im Originalaufsatz<br />
aus dcm Jahrc 1958 versucht wordcn. den Nachwcis<br />
anzutrcten, daß dic Vorteiic aus dcr steucrlichcn<br />
Bcgünstigung der Frcmdlinanzicrung nur gcring seien. Dic<br />
Begründung hierfür war freilich fehlcrhaft, <strong>und</strong> so mußten<br />
dic Autoren in ciner 1963 erschienenen Berichtigung<br />
einräumen, daß dic Vorteilc dcr Fremdfinanzierung doch<br />
ctwas größcr sind, als sie zunächst geglaubt hatten.<br />
Nach dicscm parricllen Rückzug hat Miiler später dic<br />
Flucht. nach vorn angctrctcn <strong>und</strong> im Rahmen seincr Ansprachc<br />
ais Prüsidcnt dcr American Finance Association<br />
im Jahre 1976 mit ncucr Bcgründung den St;andpunkt vcr-<br />
Lrctcn, nicht. cinmal dic stcucrlichc Doppclbclastung dcr<br />
Erträgc dcs Eigcnkapirals schlicßc aus, daß das Thcorcm<br />
von der Irrclcvanz dcr Finanzierung strenge empirischc<br />
Gcltung beanspruchen könne. In dcr 1977 untcr dcm Titcl<br />
,,Dcbt and Taxcs" im Journal of Finance abgedrucktcn<br />
Rcdc wird wie folgt argumcnticrr: Bci ciner hinrcichcnd<br />
progrcssivcn Einkommcnsbcs[cucrung, wic sic in dcn USA<br />
damals praktizicrt wurdc, ist cs durchaus möglich, daß<br />
dic Vczinsung von Frcmdkapiuritrteln aus dcr Sicht des<br />
marginalcn Aktion:irs dcrsclbcn cffckLivcn S lcucrbclastung<br />
unterworfcn ist wie die cinbchaltcncn Gewinnc dcr Kör_<br />
pcrschaften; in cincm solchcn,,Miller-Gleichgewicht,.<br />
wiiren die marginalcn Kapitrlkostcn dcr Untcrnchmen !at_<br />
sächlich unabhängig vom Finanzierungsweg. Allerdings<br />
Dabei bezeichnen p (s) <strong>und</strong> p.(0) den Erwarrungswert der<br />
Rendite für die Aktien des vcrschuldeten bzw. unvcrschuldeten<br />
Unternehmens. Der Indcx i steht für dic jcwciligc<br />
Risikoklassc, r ist der Zinssatz für als sicher unterstellte<br />
Krcdite <strong>und</strong> dcr Vcrschuldungsgnd s ist als Vcrhällnis<br />
der Marktwertc von Fremd- <strong>und</strong> Eigcnkapital dcfinicrt.<br />
Wie man sich leicht überzeugt, gewährleistct Bedingung<br />
(6), daß in venchuldeten <strong>und</strong> unverschuldcten Untcrnchmen<br />
derselben Risikoklasse die erwartete Rendite auf das<br />
G esamtkapi tal überein stim m L Andcrs formuliert hei ßt dies.<br />
daß die im Durchschnitt aller Finanzierungswcge anfai-<br />
müßte sich in<br />
lenden Kapitalkosten<br />
diesem Fall cin<br />
nicht<br />
dramatischcr<br />
vom Verschuldungsgrad<br />
Klientelab<br />
Effckt bemerkbar machcn:<br />
hZingen. Dies<br />
All<br />
ist nichts<br />
diejcnigcn Anlegcr,<br />
anderes als eine gewcndctc<br />
dcrcn<br />
Form<br />
marginaler Einkommenstcucrsatz<br />
der These, daß die Art<br />
untcr demjenigen<br />
der Finanzierung für<br />
dcs<br />
dic Höhe des<br />
marginalcn Akrionürs licgt,<br />
Marktwerts<br />
dürften nur<br />
der Unternehmung<br />
Frcmd.kapitaltitcl<br />
irrelevant ist; wenn näm-<br />
<strong>und</strong> kcinc Aktien<br />
lich<br />
erwerben;<br />
die Diskontierung<br />
letztcrcs würde<br />
der für die Kapitalgcber<br />
sich nur für<br />
insgcsimt<br />
diejcnigcn Anlcger lohncn,<br />
anfallenden Zahlungsüberschüsse<br />
dercn Einkommcnsrcucrsav<br />
unabhängig von der<br />
mindestcns dcn<br />
Finanzierung<br />
dcs marginalen Aktionärs<br />
denselben<br />
erreichl<br />
Unternchmenswcrt ergeben soll,<br />
muß der im Durchschnitt aller Finanzierungswegc<br />
Dicsc aus<br />
in<br />
cmpirischcr<br />
dic<br />
Sicht kaum bcstätigrc Implikation<br />
Diskontierung eingehende Kapiudkostensatz<br />
hal. dcm<br />
notwcndigcr- ,,Millcr-Glcichgcwicht" von Anfang an vicl bcweise<br />
übereinstimmen.<br />
rrchtigte Skepsis eingctragcn; nachdem dcr Einkommensteuerspitzensatz<br />
in den USA heute niedriger licgt als dcr<br />
Dcm Theorem von der Irrelevanz der Finanzierung haben Körpcrschafsteuersatz, ist die wcscn tliche Voraussevun s<br />
Modigliani <strong>und</strong> Miller vier Jahre später das Thcorem von für dic Existcnz cines solchcn Glcichgcwichr" ,uro**.nl<br />
der Irrelevanz der Dividendenpolitik hinzugefügt. Ebenso gcbrochcn. Immcrhin ist. bemcrkenswert, daß dcr massivc<br />
wie das ältere Theorem beruht auch dieses auf der Tat- Trcnd zur Frcmdfinanzierung, dcr in den USA im abge_<br />
sache, daß bci perfekt funktionierendem Kapiralmarkt kei- laufenen Jahrzehnt mit scincn umfangreichcn Eigenkapine<br />
Möglichkeit, besteht, einem gegebenen Investitionsprotrlauskchrungen zu beobachtcn war, crst. nach drasrischcn<br />
gramm mit gegebenen Liquiditlirsüberschüssen durch gc- Senkungcn des Einkommensteuerspitzensatzes richtig in<br />
schickte Aufteilung der Zahlungsansprüche auf unter- Gang gekommen ist. Einerseits wird man also sicherlich<br />
schiedliche Kapitalgeber oder unrerschiedlichc Zahlungs- davon ausgehen müssen, daß das ,,Miller-Gleichgewicht,.<br />
zeitpunkte zu einem höheren Marktwert zu verhelfen. niemals in strenger Form vcrwirklicht war; andererseits<br />
Die Frage nach der Bedeutung<br />
sieht<br />
der Irrelevanztheoreme<br />
es so aus, als sei unter<br />
für<br />
bestimmten steuerlichen Rand-<br />
die untemehmerische Finanzpolitik ist<br />
bedingungen<br />
naturgemäß<br />
durchaus<br />
unrenn-<br />
damit zu rechnen, daß sich jene<br />
bar mit der empirischen Geltung<br />
ökonomischen<br />
der zugr<strong>und</strong>e<br />
Kräfte<br />
gelegten<br />
bemcrkbar machen, die in einer idea_<br />
Modellvoraussetzungen verknüpft.<br />
lisicrten<br />
Von Anfang<br />
Modellwelt<br />
an sahen<br />
zu der von Miller beschriebencn<br />
sich die Auloren mit der Tatsache konfrontiert,<br />
Gleichgewichtssitrn[ion<br />
daß im<br />
führen würden.<br />
amerikanischen Körperschaftstcuerrecht eine Doppclbela- Das ändcrt freilich nichs daran, daß man die lrrelevanz_<br />
stung der Erträge des Eigenkapitals angelegt ist, dic die theoreme von Modigliani <strong>und</strong> Miller aus heutiger Sicht<br />
B4 WiSt Hett 2 Februar 1991