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Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at

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DIE MACHTERGREIFUNG DER NATIONALSOZIALISTEN<br />

Die ersten politisch Verfolgten waren die<br />

Anhänger des bürgerlichen Lagers, meist<br />

hohe Repräsentanten bzw. Anhänger der V<strong>at</strong>erländischen<br />

Front. Ihre Haftzeiten betrugen<br />

im Durchschnitt nur wenige Wochen.<br />

Die Verschickung in ein Konzentr<strong>at</strong>ionslager<br />

stellte eher die Ausnahme dar. Prominentestes<br />

Todesopfer war der Landeshauptmann<br />

des <strong>Burgenland</strong>es Hans Sylvester, der am<br />

19. Jänner 1939 im Lager Dachau starb.<br />

Ausführliche Aufzeichnungen über den Widerstand<br />

der k<strong>at</strong>holischen Kirche gibt es von<br />

der Apostolischen Administr<strong>at</strong>ur <strong>Burgenland</strong>.<br />

Demnach erhielten 88 Priester ein Schul- und<br />

Predigtverbot, 20 wurden des Ortes oder des<br />

Kreises verwiesen, 23 zu Freiheitsstrafen verurteilt,<br />

4 zu Geldstrafen. Drei Priester lieferte<br />

man ins Konzentr<strong>at</strong>ionslager Dachau ein. <strong>Der</strong><br />

Pfarrer von Deutsch Tschantschendorf, Alois<br />

Dolezal, starb nach seiner Verhaftung im Gefängnis<br />

in Graz auf Grund eines Bombentreffers.<br />

P<strong>at</strong>er DDDr. Johannes Capistran Pieller,<br />

Praeses des Eisenstädter Franziskanerklosters,<br />

wurde am 23. August 1943 wegen Unterstützung<br />

der Antifaschistischen Freiheitsbewegung<br />

Österreichs verhaftet und 1944 <strong>zum</strong><br />

Tode verurteilt. Am 15. April 1945 wurde er<br />

im Zuge eines Massakers im Gefangenenhaus<br />

Stein, wohin die Gefangenen des Landesgerichts<br />

Wien vor den Russen evakuiert worden<br />

waren, von der SS ermordet.<br />

Für Kommunisten und Sozialdemokr<strong>at</strong>en<br />

gestaltete sich eine illegale politische<br />

Tätigkeit ungleich schwieriger. Bekannte<br />

Aktivisten standen unter der ständigen<br />

Kontrolle des SD. Auf einer im Juni 1938<br />

erstellten Liste der SD-Stelle Eisenstadt be-<br />

75<br />

fanden sich bereits die Namen Stefan Billes,<br />

Ignaz Till, Eugen Horv<strong>at</strong>h und weitere<br />

24 Aktivisten der SDAP und KP.<br />

Neben Erwachsenen finden sich in den<br />

Untergrundzellen junge Arbeiter, frühere<br />

Mitglieder der Sozialistischen Arbeiterjugend,<br />

der Kinderfreunde, der Roten Falken<br />

und Wehrsportler. <strong>Der</strong> Schwerpunkt der illegalen<br />

Tätigkeit bestand, von einigen<br />

spektakulären Aktionen wie dem Durchschneiden<br />

von Fernsprechverbindungen<br />

oder dem Fällen von „Hitlereichen“ abgesehen,<br />

aus der Produktion und dem Verteilen<br />

von Flugschriften, Schmieraktionen<br />

und dem Sammeln von Beiträgen für in<br />

Not ger<strong>at</strong>ene Genossen.<br />

Die Gruppen waren in den meisten Fällen<br />

sehr klein und h<strong>at</strong>ten untereinander<br />

kaum Kontakt. Mit Beginn des Krieges setzten<br />

die Aktivitäten der linken Widerstandsgruppen<br />

ein. Obwohl ihre Aktionen vergleichsweise<br />

harmlos anmuten, ging die Gestapo<br />

dennoch mit äußerster Brutalität gegen<br />

sie vor. Todesurteile und Einweisungen<br />

in Konzentr<strong>at</strong>ionslager waren die Konsequenz,<br />

wenn eine Zelle aufgedeckt wurde.<br />

Widerstandsgruppen gab es in Parndorf,<br />

Nickelsdorf, Zurndorf, Gols, Frauenkirchen,<br />

Halbturn, Mönchof, Siegendorf, Hornstein<br />

und Steinbrunn. Die größte Gruppe entstand<br />

in Pinkafeld und umfasste Aktivisten aus den<br />

Orten Pinkafeld, Tauchen, Oberwart, Bernstein<br />

und Stegersbach. Gegen Aktivisten der<br />

südburgenländischen Gruppe wurden die<br />

meisten Todesurteile im <strong>Burgenland</strong> gefällt.<br />

Knapp 2000 Burgenländer machten<br />

nach 1945 Ansprüche nach Opferfürsorgegesetz<br />

geltend und wurden für ihre in der

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