Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
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DIE MACHTERGREIFUNG DER NATIONALSOZIALISTEN<br />
politischen Vergehen des heutigen Neusiedler<br />
Bezirkes. <strong>Der</strong> dort tätige Gestapo-<br />
Beamte Alois Hermann war wegen seiner<br />
besonderen Grausamkeit berüchtigt und<br />
h<strong>at</strong>te zahlreiche Tötungsdelikte zu verantworten.<br />
Für den Wirkungsbereich des heutigen<br />
südlichen <strong>Burgenland</strong>es, das ab dem<br />
1. Oktober 1938 <strong>zum</strong> Gau Steiermark gehörte,<br />
war eine Gestapo-Stelle in Fürstenfeld<br />
(als Außenstelle der Gestapo-Stelle<br />
Graz) eingerichtet.<br />
Die Tätigkeit der Gestapo war durch äußerste<br />
Brutalität gekennzeichnet, Misshandlungen<br />
und Folterungen der Verdächtigen<br />
standen an der Tagesordnung. Nur die<br />
Gestapo h<strong>at</strong>te die Befugnis, „Schutzhaft“<br />
zu verhängen. Hunderte Burgenländer<br />
wurden von der Gestapo in Konzentr<strong>at</strong>ions-<br />
und Vernichtungslagern eingewiesen.<br />
Die Sicherheitsdienst-Außenstelle<br />
(SD) Eisenstadt<br />
Die Aufgaben des Sicherheitsdienstes lagen<br />
ursprünglich in nachrichtendienstlichen<br />
Tätigkeiten. <strong>Der</strong> SD überwachte die politischen<br />
Gegner – war also so etwas wie die<br />
weltanschauliche Polizei der N<strong>at</strong>ionalsozialisten<br />
–, kontrollierte aber auch hohe Parteifunktionäre<br />
und Mitglieder der NS-Organis<strong>at</strong>ionen.<br />
Oberster Chef des Sicherheitsdienstes<br />
war Reinhard Heydrich und ab 1942 der<br />
„Österreicher“ Ernst Kaltenbrunner. Eine<br />
wesentliche Rolle fiel dem SD bei der „Lösung<br />
der Judenfrage“ zu, die vom Judenreferenten<br />
des SD-Wien, Adolf Eichmann,<br />
maßgeblich „mitgestaltet“ wurde.<br />
<strong>Der</strong> Aufbau der SD-Dienststellen im <strong>Burgenland</strong><br />
begann bereits im Jahr 1938. Im<br />
72<br />
Landhaus von Eisenstadt wurde eine SD-<br />
Hauptaußenstelle eingerichtet. Dieser unterstanden<br />
die SD-Außenstellen Oberpullendorf,<br />
Bruck an der Leitha und Engerau<br />
(Petrzalka, heute ein Vorort von Pressburg).<br />
Die SD-Hauptaußenstelle Eisenstadt<br />
war Bestandteil des SD-Unterabschnittes<br />
Wien, der wiederum <strong>zum</strong> SD-Oberabschnitt<br />
Donau zählte.<br />
<strong>Der</strong> SD-Appar<strong>at</strong> bestand aus einem Mix<br />
von haupt- und nebenberuflichen Mitarbeitern.<br />
Wesentliche Aufgabenfelder der SD-<br />
Stellen war der Aufbau eines flächendeckenden<br />
Netzes an Spitzeln – so genannten<br />
V-Männern (Vertrauensmännern). Bevorzugt<br />
wurden Berufsgruppen angeworben,<br />
denen man ein n<strong>at</strong>ürliches Vertrauensverhältnis<br />
entgegenbringt oder solche,<br />
die beruflich viel Kontakt mit Menschen<br />
haben. In Frage kamen Lehrer, Ärzte, aber<br />
auch Berufsgruppen wie Postboten oder<br />
Rauchfangkehrer. Keine noch so priv<strong>at</strong>en<br />
Lebensbereiche blieben dem NS-Überwachungssta<strong>at</strong><br />
verborgen.<br />
Im Bereich der SD-Hauptaußenstelle Eisenstadt<br />
waren mehr als 300 Informanten<br />
tätig. Aufgabe der V-Männer war es, in regelmäßigen<br />
Abständen „Stimmungsberichte“<br />
aus ihrem engsten Umfeld zu liefern.<br />
Diese waren meist trivialer N<strong>at</strong>ur,<br />
führten aber oft zu Verhaftungen. Die Spitzelberichte<br />
wurden in der SD-Außenstelle<br />
gesammelt, ausgewertet und an den SD-<br />
Unterabschnitt weitergeleitet bzw. direkt<br />
an die Gestapo <strong>zum</strong> Vollzug weitergegeben.<br />
Ehemalige Funktionäre und Politiker<br />
der Sozialdemokr<strong>at</strong>en und Kommunisten<br />
standen unter der ständigen Kontrolle des<br />
SD. So meldete z. B. die SD-Außenstelle Ei-