Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
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DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />
eines gut funktionierenden Nachrichtendienstes<br />
auf Symp<strong>at</strong>hisanten in den höchsten<br />
Kreisen der Landesverwaltung, der Polizei<br />
und Gendarmerie zählen zu können. Allerdings<br />
erhielt aber auch umgekehrt die Exekutive<br />
immer wieder wichtige Hinweise von<br />
Informanten aus den eigenen Reihen der<br />
NSDAP, um gezielte Aktionen zu setzen. So<br />
konnte beispielsweise die Druckerei in Neustift<br />
bei Schlaining beschlagnahmt werden.<br />
Mit diesem Ereignis dürfte auch der so genannte<br />
„Fememord“ von Neustift zusammenhängen.**<br />
Im Juli-Abkommen von 1936 zwischen<br />
dem Deutschen Reich und Österreich erkannte<br />
die deutsche Reichsregierung die<br />
volle Souveränität Österreichs an und akzeptierte,<br />
dass die Behandlung der österreichischen<br />
N<strong>at</strong>ionalsozialisten eine innere Angelegenheit<br />
Österreichs war. Es folgte eine<br />
weitreichende politische Amnestie für N<strong>at</strong>ionalsozialisten.<br />
In der außenpolitisch gespannten Lage um<br />
die Jahreswende 1937/38 erreichte die illegale<br />
Propagand<strong>at</strong>ätigkeit der N<strong>at</strong>ionalsozialisten<br />
einen Höhepunkt. In gezielten, koordinierten<br />
Aktionen kam es zu Streuaktionen<br />
von Flugschriften oder selbst gebastelten Papierhakenkreuzen,<br />
reihenweise wurden die<br />
Wandkästen der V<strong>at</strong>erländischen Front beschädigt,<br />
verschmutzt oder zerstört, Häuser<br />
und öffentliche Gebäude mit Hakenkreuzen<br />
beschmiert, Telefonleitungen beschädigt.<br />
Eine Auswertung der Gendarmerieberichte***<br />
ergab, dass zwischen Oktober<br />
1937 und Feber 1938 119 Streuaktionen<br />
st<strong>at</strong>tfanden, wobei es sich in den meisten<br />
47<br />
Fällen um die Flugschrift Bluthunde oder<br />
um gegen die Habsburger gerichtete Flugzettel<br />
handelte. 70 „Anschläge“ wurden auf<br />
Wandkästen der V<strong>at</strong>erländischen Front verübt.<br />
Umgelegt auf die Bezirke ergab die Auswertung<br />
dieser 189 Vorfälle:<br />
Bezirk Neusiedl . . . . . . . . . . . . . . . . . . .42<br />
Bezirk Eisenstadt . . . . . . . . . . . . . . . . . .14<br />
Bezirk M<strong>at</strong>tersburg . . . . . . . . . . . . . . . . .11<br />
Bezirk Oberpullendorf . . . . . . . . . . . . . .35<br />
Bezirk Oberwart . . . . . . . . . . . . . . . . . . .22<br />
Bezirk Güssing . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .34<br />
Bezirk Jennersdorf . . . . . . . . . . . . . . . . .31<br />
<strong>Der</strong> Sicherheitsdirektor für das <strong>Burgenland</strong><br />
Dr. Helmut Hirschal berichtete beinahe<br />
täglich Landeshauptmann Sylvester über die<br />
politischen Vorfälle.<br />
Gemäß dem Berchtesgadener Abkommen<br />
zwischen Hitler und Bundeskanzler Schuschnigg<br />
vom 12. Februar 1938 erfolgte schließlich<br />
endgültig eine Generalamnestie für alle<br />
eingekerkerten N<strong>at</strong>ionalsozialisten, einschließlich<br />
der Juliputschisten.<br />
Die Rückkehr der amnestierten NS-Führer<br />
aus Wöllersdorf, insbesondere jene von Gauleiter<br />
Portschy, wurde mit Freudendemonstr<strong>at</strong>ionen<br />
begangen.<br />
Das Gendarmeriepostenkommando von<br />
Gols berichtete beispielsweise an die BH<br />
Neusiedl am 21. Februar 1938: „Am 20. Februar<br />
1938 um 19 Uhr veranstaltete die<br />
Ortsgruppe der NSDAP in Gols, welche bisher<br />
illegal bestand, aus Freude über die<br />
Gleichberechtigung und Anerkennung der<br />
n<strong>at</strong>. soz. Partei in Österreich eine Freudenskundgebung.<br />
Die Feier wurde mit dem Abbrennen<br />
eines Höhenfeuers eingeleitet,<br />
an der sich ein Fackelzug anschloß. <strong>Der</strong>