Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />
der kommunistischen und der n<strong>at</strong>ionalsozialistischen<br />
Mand<strong>at</strong>are eine Zweidrittel-Anwesenheit<br />
des Gemeinder<strong>at</strong>es nicht mehr<br />
möglich war.<br />
Trotz des Verbotes nahm die Anhängerschaft<br />
der N<strong>at</strong>ionalsozialisten stetig zu. Nach<br />
1934 wandten sich vor allem breite Kreise der<br />
Arbeiterschaft und Bauern der NSDAP zu. Ein<br />
wesentlicher Grund dafür war die k<strong>at</strong>astrophale<br />
wirtschaftliche Lage in Folge der Weltwirtschaftskrise.<br />
Das Versagen der österreichischen<br />
Regierung, eine spürbare Besserung zu<br />
schaffen auf der einen Seite und der rasante<br />
wirtschaftliche Aufschwung unter Hitler in<br />
Deutschland auf der anderen Seite, brachte<br />
viele ins Lager der N<strong>at</strong>ionalsozialisten. Seitens<br />
der Sozialdemokr<strong>at</strong>en kam die Enttäuschung<br />
über die Parteiführung noch hinzu.<br />
<strong>Der</strong> große Zuwachs an Anhängern und<br />
Mitgliedern führte am 5. Mai 1935 zur<br />
Schaffung des eigenen „Gaues <strong>Burgenland</strong>“,<br />
der sich zunächst in zwei und ab Juli 1935<br />
in drei Kreise gliederte. <strong>Der</strong> Kreis Nord bestand<br />
aus den Bezirken Neusiedl, Eisenstadt<br />
und M<strong>at</strong>tersburg, der Kreis Mitte aus den<br />
Bezirken Oberpullendorf und Oberwart, der<br />
Kreis Süd setzte sich aus den Bezirken Güssing<br />
und Jennersdorf zusammen. Damit war<br />
eine bis dahin nicht existierende selbstständige<br />
NS-Landeseinheit für das <strong>Burgenland</strong><br />
geschaffen worden, die trotz Illegalität streng<br />
organisiert war. Die „Gauleitung“ übernahm<br />
der Rechtsanwaltanwärter Portschy, in dessen<br />
Heim<strong>at</strong>bezirk Oberwart zu diesem Zeitpunkt<br />
bereits 60% aller Orte NS-Ortsgruppen<br />
besaßen.<br />
Im August 1935 erließ Gauleiter Portschy<br />
eine Dienstvorschrift, wonach die Dienst-<br />
45<br />
stellen dem Rang nach in Gauleitung –<br />
Kreisleitung – und Ortsgruppenleitung untergliedert<br />
wurden. Die Ortsgruppe wiederum<br />
untergliederte sich in Zellen, die<br />
Zelle in Blocks.<br />
Analog zur Neugestaltung der politischen<br />
Organis<strong>at</strong>ion wurde auch die SA (Sturmabteilungen),<br />
die vor allem bei Propagandaaufmärschen<br />
und für den Saalschutz eingesetzt<br />
wurden, umgruppiert und nunmehr eine eigene<br />
Brigade „<strong>Burgenland</strong>“ geschaffen. Die<br />
Brigade gliederte sich in die SA-Standarte 76<br />
im Norden mit je einem Sturmbann in Neusiedl<br />
(I), Eisenstadt-M<strong>at</strong>tersburg (II) und<br />
Oberpullendorf (III) sowie in die Standarte<br />
83 in Oberwart und schließlich in den<br />
selbstständigen Sturmbann „<strong>Burgenland</strong><br />
Süd“ in den Bezirken Güssing und Jennersdorf.<br />
Brigadeführer wurde Josef Palham. Die<br />
„Brigade <strong>Burgenland</strong>“ erreichte schon 1936<br />
eine Stärke von ca. 3000 Mann. Die bisher<br />
nur kleine SS-Truppe (Schutzstaffeln), die<br />
als persönliche Garde für die Redner diente,<br />
wurde ebenfalls 1936 auf mehrere Hundert<br />
Mann aufgestockt.<br />
Auch gelang es bereits, Nebenorganis<strong>at</strong>ionen<br />
wie die „Deutsche Arbeitsfront“ (DAF),<br />
die „Hitler Jugend“ (HJ), den „Bund deutscher<br />
Mädchen“ (BdM) und die „NS-Frauenschaft“<br />
in einzelnen Regionen aufzustellen.<br />
Die Propagand<strong>at</strong>ätigkeit der NSDAP erfuhr<br />
ebenfalls eine enorme Ausweitung: Neben<br />
den vielen kleinen Hausdruckereien,<br />
die Flugzettel im Abziehverfahren vervielfältigten,<br />
etablierte sich in einem aufgelassenen<br />
Bergwerk in Neustift bei Schlaining<br />
eine Druckerei, in der die beiden Zeitungen<br />
Die braune Front und Blut und Boden hergestellt<br />
wurden.