Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
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DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />
Auf verschiedenen Ebenen fanden Gespräche<br />
mit den Vertretern der Sozialdemokr<strong>at</strong>en<br />
und Kommunisten st<strong>at</strong>t. Landeshauptmann<br />
Sylvester, der mit dem ehemaligen<br />
Landesr<strong>at</strong> Ignaz Till Verhandlungen<br />
führte, war vorerst nicht zur Wiederzulassung<br />
der Sozialdemokr<strong>at</strong>ischen Partei bereit.<br />
In einem kleinen Wald zwischen Pöttsching<br />
und Bad Sauerbrunn berieten die<br />
ehemaligen SDAP-Funktionäre, darunter<br />
Alexander Stangl, Heinrich Knotzer, Hans<br />
Bögl, Stefan Billes und etliche Genossen<br />
aus Hornstein, Neufeld an der Leitha, Siegendorf,<br />
Parndorf und Wulkaprodersdorf,<br />
die weitere Vorgangsweise. Die Meinungen<br />
gingen zwar weit auseinander, doch<br />
war allen klar, dass eine Machtübernahme<br />
durch die N<strong>at</strong>ionalsozialisten mit allen<br />
Mitteln verhindert werden musste. Hans<br />
Bögl vertr<strong>at</strong> die Position, dass politische<br />
Zugeständnisse seitens des ständischen<br />
Systems die Voraussetzung für die Zustimmung<br />
der Arbeiter sein müssten.<br />
Am 9. März 1938, nur wenige Tage vor<br />
dem Einmarsch der deutschen Wehrmacht,<br />
kam es abermals zu einem Treffen<br />
zwischen Führern der Arbeiterbewegung<br />
und Regierungsmitgliedern. <strong>Der</strong> Sozialdemokr<strong>at</strong><br />
Ignaz Till und der Kommunist Ludwig<br />
Horv<strong>at</strong>h verhandelten mit Landeshauptmann<br />
Sylvester, dem Führer der<br />
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Frontmiliz Dipl. Ing. Franz Strobl und dem<br />
Landesr<strong>at</strong> Dr. Karl Posch. Es ging um die<br />
Unterstützung für die von Schuschnigg für<br />
den 13. März angesetzte Volksbefragung.<br />
Die Arbeitervertreter sagten schließlich<br />
ihre uneingeschränkte Unterstützung zu.<br />
Die Landesregierung stellte Geld- und<br />
Transportmittel zur Verfügung. Kommunisten<br />
und Sozialdemokr<strong>at</strong>en begannen ihre<br />
Anhängerschaften zu mobilisieren und<br />
hielten in den Dörfern des Seewinkels und<br />
des Nordburgenlandes improvisierte Versammlungen<br />
ab. Doch die Bemühungen<br />
kamen zu spät. Während Funktionäre wie<br />
Bögl und Mödlagl noch versuchten, die Bevölkerung<br />
für Schuschnigg zu mobilisieren,<br />
übernahmen die N<strong>at</strong>ionalsozialisten in Eisenstadt<br />
bereits die Macht.<br />
Foto: Kinderfreunde <strong>Burgenland</strong> – Sammlung Billes<br />
Ignaz Till führte<br />
im März 1938 die<br />
Verhandlungen<br />
mit der ständischenLandesregierung.<br />
Doch alle<br />
Bemühungen zur<br />
Einbindung der<br />
Arbeiterbewegung<br />
in die Koalition gegen<br />
Hitler kamen<br />
zu spät.<br />
* Ironie der Geschichte ist, dass das Lager nach dem <strong>Anschluss</strong> als erste Haftanstalt für ehemalige Funktionäre<br />
der V<strong>at</strong>erländischen Front diente, ehe es offiziell am 2. April 1938 geschlossen wurde.