10.10.2013 Aufrufe

Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at

Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at

Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />

wundete zu verzeichnen. 137 Schutzbündler<br />

wurden getötet, 399 verletzt. Als<br />

Folge der Kampfhandlugen verurteilten<br />

Standgerichte 21 Februarkämpfer <strong>zum</strong><br />

Tode, davon wurden neun Urteile vollstreckt.<br />

Eine Folge des 12. Februars 1934 war<br />

auch die totale Zerschlagung der Sozialdemokr<strong>at</strong>ie.<br />

Die Partei und alle „Vorfeldorganis<strong>at</strong>ionen“<br />

wurden verboten. Unter das<br />

Verbot fielen auch alle sozialdemokr<strong>at</strong>ischen<br />

Kultur-, Bildungs- und Sportvereine.<br />

Insgesamt wurden im <strong>Burgenland</strong> 175<br />

überregionale und 82 regionale Vereine behördlich<br />

aufgelöst.<br />

Sämtliche demokr<strong>at</strong>isch gewählte Mand<strong>at</strong>e<br />

des SDAP verloren per Verordnung<br />

der Bundesregierung vom 12. Februar<br />

1934 ihr politisches Mand<strong>at</strong>. Darunter befanden<br />

sich die 13 Mand<strong>at</strong>are des Landtages<br />

genauso wie die sozialdemokr<strong>at</strong>ischen<br />

Gemeinderäte und Bürgermeister. Das Vermögen<br />

der Partei und der Vorfeldorganis<strong>at</strong>ionen<br />

fiel an den Sta<strong>at</strong>.<br />

Die österreichische Sozialdemokr<strong>at</strong>ie<br />

scheiterte genauso an einem bis ins letzte<br />

entschlossenen politischen Gegner wie an<br />

ihrer inneren Zerstrittenheit. <strong>Der</strong> inneren<br />

Erosion der Partei, die mit dem Juli 1927 –<br />

dem Brand des Justizpalastes – begann,<br />

konnte nie Einhalt geboten werden. Viele<br />

30<br />

Sozialdemokr<strong>at</strong>en suchten als Revolutionäre<br />

Sozialisten* neue Betätigungsfelder.<br />

Ein Teil der burgenländischen Sozialdemokr<strong>at</strong>en<br />

– darunter sehr viele Jugendliche –<br />

spaltete sich von der Partei ab und wandte<br />

sich der KPÖ zu, die bereits seit 1933 im<br />

Untergrund tätig war. Das Trauma des Jahres<br />

1934 machte viele burgenländische Sozialdemokr<strong>at</strong>en<br />

aber auch zugänglich für<br />

die Parolen der N<strong>at</strong>ionalsozialisten. Unter<br />

jenen, die die Fronten wechselten befanden<br />

sich auch bekannte Parteifunktionäre<br />

der SDAP. Selbst die Person Ludwig Lesers,<br />

der ab 1934 im tschechischen Exil<br />

war, ist nicht unumstritten. Nach 1938 soll<br />

er als Informant des n<strong>at</strong>ionalsozialistischen<br />

Sicherheitsdienstes (SD) wichtige Inform<strong>at</strong>ionen<br />

über die Exilgruppen verr<strong>at</strong>en haben.<br />

Ende 1934 gab es in Österreich keine<br />

politischen Parteien mehr. Nach der Auflösung<br />

der KPÖ und der N<strong>at</strong>ionalsozialisten<br />

im Jahr 1933 folgte im Februar 1934 das<br />

Verbot der Sozialdemokr<strong>at</strong>ischen Partei.<br />

Im Frühjahr 1934 wurde die Deutschn<strong>at</strong>ionale<br />

Partei verboten und am 16. Oktober<br />

1934 folgte die Auflösung der Christlichsozialen<br />

Partei. Teile der CSP wurden in die<br />

1933 gegründete Einheitspartei „V<strong>at</strong>erländischen<br />

Front“ übergeführt, die fortan die<br />

einzige sta<strong>at</strong>lich geduldete „politische“<br />

Vereinigung sein sollte.<br />

* Ab dem 9. März 1934 bezeichneten sich die illegalen Sozialdemokr<strong>at</strong>en als „Revolutionäre Sozialisten“.<br />

Diese Umbenennung ging auf Manfred Ackermann zurück. Die neue Str<strong>at</strong>egie des Widerstandes<br />

sah vor, künftig nur in kleinen maximal fünfköpfigen Gruppen zu agieren, nur den Kontakt mit absolut<br />

verlässlichen Genossen aufrecht zu erhalten und keinesfalls mit den ebenfalls in den Untergrund gedrängten<br />

N<strong>at</strong>ionalsozialisten zu kooperieren.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!