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Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at

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DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />

zirk Oberwart die Sicherstellung von 32<br />

Waffen. Auch in den Vereinslokalen der<br />

Arbeiterjugend, wie beispielsweise im Bezirksstützpunkt<br />

in Weppersdorf, wurden<br />

nun Waffenrazzien durchgeführt. <strong>Der</strong> politische<br />

Druck auf die Arbeiterbewegung<br />

nahm in den folgenden Wochen spürbar<br />

zu.<br />

Vom 14. bis 16. Oktober 1933 fand ein<br />

außerordentlicher Parteitag der SDAP st<strong>at</strong>t,<br />

bei dem unter dem Eindruck der Machtergreifung<br />

der N<strong>at</strong>ionalsozialisten in Deutschland<br />

der „<strong>Anschluss</strong>“ Österreichs an des<br />

Deutsche Reich aus dem Parteiprogramm<br />

gestrichen wurde. Gleichzeitig beschloss<br />

der Parteitag „vier Punkte“, die Auslöser<br />

des bewaffneten Widerstandes der Sozialdemokr<strong>at</strong>ie<br />

sein sollten. Dies waren (1) die<br />

Auflösung der Partei, (2) die Auflösung der<br />

Gewerkschaften bzw. die Unterstellung<br />

derselben unter einen Regierungskommissar,<br />

(3) die Besetzung des Wiener R<strong>at</strong>hauses<br />

und (4) die Proklamierung einer faschistischen<br />

Verfassung.<br />

Am 12. Feber 1934 kam es schließlich<br />

zur K<strong>at</strong>astrophe. Im Zuge von Hausdurchsuchungen<br />

im Arbeiterheim „Hotel<br />

Schiff“ in Linz eskalierte die bereits angespannte<br />

politische Situ<strong>at</strong>ion. Die ersten<br />

Schüsse fielen – abgefeuert von Angehörigen<br />

des Schutzbundes. Es folgten Arbeitsniederlegungen<br />

in den städtischen Betrieben<br />

in Wien, die zu blutigen Straßenschlachten<br />

führten. Bei der Erstürmung<br />

des Karl-Marx-Hofes in Wien – einer Bastion<br />

der Sozialdemokr<strong>at</strong>en – setzte das<br />

mit der Wiederherstellung der Ordnung<br />

beauftragte Österreichische Bundesheer<br />

25<br />

schwere Geschütze ein. Darüber hinaus<br />

kam es noch in den obersteirischen Industriegebieten<br />

zu bewaffneten Auseinandersetzungen.<br />

Österreich befand sich im Bürgerkrieg.<br />

Unmittelbar nach Beginn der Kämpfe in<br />

Wien verhängte die Regierung Dollfuß das<br />

Standrecht. Öffentliche Zusammenrottungen,<br />

die als Aufruhr zu definieren waren,<br />

wurden unter Todesstrafe gestellt. Ab<br />

20.00 Uhr waren priv<strong>at</strong>e Häuser versperrt<br />

und öffentliche Lokale geschlossen zu halten.<br />

Gruppenbildungen auf öffentlichen<br />

Plätzen waren strikt untersagt. Eine Nachrichtensperre<br />

sollte das Durchsickern von<br />

Inform<strong>at</strong>ionen verhindern. Dennoch verbreitete<br />

sich die Kunde vom Aufstand der<br />

Wiener Sozialdemokr<strong>at</strong>en auch im <strong>Burgenland</strong>.<br />

Die burgenländischen Sicherheitsbehörden<br />

reagierten generalstabsmäßig und<br />

nach vorgefertigten Plänen: Mit der Verhaftung<br />

von Landtagsabgeordneten Hans<br />

Bögl um 10.30 Uhr begann eine Verhaftungswelle.<br />

Führenden Sozialdemokr<strong>at</strong>en,<br />

wie Landesr<strong>at</strong> Ignaz Till, die Bürgermeister<br />

Dr. Ernst Hoffenreich (Bad Sauerbrunn),<br />

Franz Schön (Neufeld an der Leitha) und<br />

Stefan Springschitz (Siegendorf) sowie der<br />

Direktor der Landeskrankenkasse, Adolf<br />

Berczeller, wurden noch am 12. Februar<br />

„vorbeugend“ in Haft genommen. Landeshauptmann-Stellvertreter<br />

Ludwig Leser<br />

konnte sich der drohenden Verhaftung nur<br />

durch seine Flucht in die Tschechoslowakei<br />

entziehen.<br />

Die Schlagkraft des verbotenen Schutzbundes<br />

wurde durch die Verhaftung der<br />

Kommandanten, darunter auch Koloman

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