Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
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DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />
Am 25. Juli 1934 besetzten SS-Männer<br />
das Bundeskanzleramt, ohne auf Widerstand<br />
zu stoßen. Sie beabsichtigten den Ministerr<strong>at</strong><br />
zu verhaften, aber dessen Sitzung<br />
war schon beendet, und sie trafen nur Bundeskanzler<br />
Dollfuß und Sta<strong>at</strong>ssekretär für<br />
das Sicherheitswesen Major Emil Fey an.<br />
Dollfuß versuchte zu entkommen und<br />
wurde dabei erschossen. Die Putschisten<br />
wurden verhaftet und vor Gericht gestellt,<br />
sieben davon hingerichtet. Während der<br />
Putsch in Wien von der SS vorbereitet und<br />
durchgeführt wurde, war der Aufstand in<br />
den Bundesländern eine Aktion der SA.<br />
Zum Zentrum des Aufstands entwickelte<br />
sich die Steiermark, darüber hinaus kam es<br />
zu Erhebungen in Kärnten, Salzburg und<br />
Oberösterreich. Am 26. Juli überfielen N<strong>at</strong>ionalsozialisten<br />
das Zollhaus in Minihof-Liebau<br />
im südlichen <strong>Burgenland</strong>. <strong>Der</strong> Angriff<br />
konnte aber abgewehrt werden, die nach<br />
Ungarn geflüchteten Putschisten wurden<br />
den österreichischen Behörden überstellt.<br />
Das Jahr 1934 brachte auch für die noch<br />
verbliebenen Parteien das Ende: Im Frühjahr<br />
lösten sich der Landbund und die Großdeutsche<br />
Partei auf. Am 16. Oktober, im Zuge<br />
der letzten Landtagssitzung nach alter Verfassung,<br />
kam es zur Selbstauflösung der<br />
Christlichsozialen Partei des <strong>Burgenland</strong>es.<br />
Damit war die im Mai 1933 gegründete V<strong>at</strong>erländische<br />
Front endgültig <strong>zum</strong> alleinigen<br />
Träger der politischen Willensbildung geworden.<br />
Gemäß ihrem Programm verstand<br />
sie sich als überparteiliche Zusammenfassung<br />
aller regierungstreuen Österreicher und<br />
wandte sich gegen Kapitalismus, Marxismus,<br />
N<strong>at</strong>ionalismus und Parteienherrschaft.<br />
18<br />
Am 1. November 1934 tr<strong>at</strong> (gemäß dem<br />
Burgenländischen Landesverfassungsgesetz<br />
vom 16. Oktober 1934) die neue burgenländische<br />
Landesverfassung in Kraft, am<br />
11. November fand die erste Sitzung des<br />
burgenländischen ständischen Landtages<br />
st<strong>at</strong>t.<br />
Gemäß der neuen Verfassung sollte der<br />
Landtag für jeweils sechs Jahre gebildet<br />
werden und aus dreißig Mitgliedern bestehen,<br />
die aus Vertretern der römisch-k<strong>at</strong>holischen<br />
Kirche, der evangelischen Kirche,<br />
des Schulwesens und der berufsständischen<br />
Hauptgruppen ernannt werden sollten.<br />
<strong>Der</strong> Landeshauptmann wird vom Bundespräsidenten<br />
auf Grund eines Dreiervorschlages<br />
des Landtages, der Landesst<strong>at</strong>thalter<br />
(Landeshauptmannstellvertreter) und<br />
die Landesräte werden vom Landeshauptmann<br />
ernannt.<br />
<strong>Der</strong> Aufbau der berufsständischen Ordnung<br />
gelang im Wesentlichen nur bei den<br />
Bauern. Ende 1935 beschloss der Landtag<br />
ein Gesetz über die Errichtung eines<br />
Berufsstandes der Land- und Forstwirtschaft,<br />
dessen Herzstück die Schaffung<br />
des Bauernbundes war. Im Bereich des<br />
Gewerbes wurden die Zünfte mit einem<br />
Zunftmeister an der Spitze geschaffen.<br />
Die Eingliederung der sozialdemokr<strong>at</strong>ischen<br />
Arbeiterschaft in den Ständesta<strong>at</strong><br />
sollte über die „Soziale Arbeitsgemeinschaft“<br />
(SAG) erfolgen, die im März 1935<br />
gegründet wurde und innerhalb eines Jahres<br />
auch im <strong>Burgenland</strong> in allen Landesteilen<br />
Bezirksstellen besaß. Als wesentliches<br />
Mittel des Legitim<strong>at</strong>ionsversuches