Der Weg zum Anschluss. Burgenlandschicksal 1928 ... - Burgenland.at
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DAS BURGENLAND IM STANDESTAAT 1933-1938<br />
„Zwei Dritteilen des Volkes in dieser Republik wird von der Regierung die Freiheit<br />
geraubt (…). Jeden Tag kann man es erleben, daß durch einen Regierungserlaß<br />
ein Stück der Verfassung nach dem anderen von dieser Regierung vergewaltigt<br />
wird (…). Wenn sie jetzt mit Notverordnungen, mit Terrorakten gegen<br />
uns vorgehen, (...) damit werden Sie uns nicht unterkriegen, auch nicht mit der<br />
Drohung von Konzentr<strong>at</strong>ionslagern! Wir werden für die Idee der Freiheit, die<br />
wir meinen, für die Freiheit der Menschheit kämpfen gegen die Mächte, die<br />
heute in Österreich und in Europa faschistisch sind!“<br />
Aus einer Rede von SDAP-Abg. Hans Bögl in der Landtagssitzung vom 22. Juni 1933<br />
DIE POLITISCHE ENTWICKLUNG<br />
Die Entscheidungen der Jahre<br />
1933/34, welche auf Bundesebene<br />
von dem seit Mai 1932<br />
amtierenden Bundeskanzler Dollfuß getroffen<br />
wurden, änderten auch im <strong>Burgenland</strong><br />
die Situ<strong>at</strong>ion von Grund auf. Am 4. März<br />
1933 entledigte sich der Bundeskanzler<br />
des Parlaments, ohne dies zunächst selbst<br />
geplant zu haben. Mit der so genannten<br />
„Selbstauflösung des Parlaments“* begann<br />
die Umwandlung Österreichs in einen autoritären<br />
Ständesta<strong>at</strong>, den man im Mai<br />
1934 mit einer neuen Verfassung zu legitimieren<br />
versuchte.<br />
Die Sozialdemokr<strong>at</strong>en waren die ersten,<br />
die den neuen autoritären Kurs zu spüren<br />
bekamen. Ihre Presseorgane wurden zensuriert,<br />
Versammlungen verboten und am<br />
31. März 1933 wurde der Republikanische<br />
Schutzbund von der Regierung aufgelöst.<br />
<strong>Der</strong> neue Kurs war eindeutig auf die Zerschlagung<br />
der Arbeiterbewegung ausgerichtet,<br />
als unmittelbares Ziel galt die Beseiti-<br />
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gung aller gewählten Vertretungen, in denen<br />
noch Sozialdemokr<strong>at</strong>en saßen. Am<br />
26. Mai 1933 folgte das Verbot der Kommunistischen<br />
Partei, am 19. Juni 1933 wurde<br />
auch die NSDAP in Österreich verboten.<br />
Anfang 1934 stießen in fast allen Bundesländern<br />
faschistische Verbände und Spitzenpolitiker<br />
vor, um die gewählten Landesregierungen<br />
von Demokr<strong>at</strong>en zu „säubern“.<br />
Im <strong>Burgenland</strong> legten die Führer der<br />
V<strong>at</strong>erländischen Front (VF), der Burgenländischen<br />
Landesschützen, des Österreichischen<br />
Heim<strong>at</strong>schutzes im <strong>Burgenland</strong> und<br />
der Ostmärkischen Sturmscharen Landeshauptmann<br />
Walheim eine Resolution vor,<br />
in der sie eine Säuberung aller „Sta<strong>at</strong>sfeinde“<br />
aus Landtag und Regierung, aus allen<br />
Ämtern, Schulen sowie allen anderen<br />
öffentlichen Institutionen forderten. Diese<br />
Aufforderung erlangte allerdings keine Bedeutung<br />
mehr, da die Ereignisse des 12. Februars<br />
1934 die Grundlage für viel weitreichendere<br />
Maßnahmen schufen.