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(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

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Wie man heute in <strong>der</strong> SIRA-Teildatenbank 12 sehen kann, gelangte <strong>der</strong> „Bundeswehrplan 1985–<br />

1997“ recht schnell in die <strong>DDR</strong>. Schon im Juni 1984 lag das Dokument <strong>der</strong> HV A in Ostberlin vor.<br />

Besorgt hatte es demnach <strong>der</strong> Spiegel-Journalist Diethelm Schrö<strong>der</strong>, den die HV A unter dem<br />

Decknamen „Schrammel“ führte. Die HV A benotete das Dokument mit <strong>der</strong> Spitzenbewertung<br />

„I“. 181 Ob „Schrammel“ den „Bundeswehrplan 1985 bis 1997“ aus dem Verteidigungsausschuss,<br />

aus dem Verteidigungsministerium o<strong>der</strong> von einer an<strong>der</strong>en Stelle bekommen hatte, kann man in<br />

<strong>der</strong> SIRA-Datenbank nicht feststellen. Das gilt auch für zahlreiche an<strong>der</strong>e Informationen und<br />

Dokumente, die bei <strong>der</strong> HV A eintrafen: Sofern sie neben dem <strong>Bundestag</strong> auch in an<strong>der</strong>en Institutionen<br />

vorlagen, kann man in vielen Fällen nicht feststellen, wo sich das Informationsleck befand.<br />

Schließlich soll hier noch auf das Unterkapitel 1.2.9.2., Seite 125 ff., zum Thema „Aktive Maßnahmen/Desinformation“<br />

hingewiesen werden. Wie dort ausgeführt wird, erschienen <strong>der</strong> HV A<br />

Dokumente aus dem Verteidigungsausschuss in beson<strong>der</strong>em Maße dafür geeignet, sie für sogenannte<br />

aktive Maßnahmen o<strong>der</strong> Desinformationskampagnen zu verwenden.<br />

Abschließend ist noch zu bedenken, dass die HV A über ein weitverzweigtes Agentennetz im Bereich<br />

von Verteidigungspolitik, Rüstungsindustrie und Militär in <strong>der</strong> Bundesrepublik verfügte.<br />

Der Verteidigungsausschuss des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es bildete daher nur eine von mehreren<br />

Institutionen, aus <strong>der</strong> die HV A verteidigungs- und militärpolitisch relevante Informationen beschaffen<br />

konnte.<br />

1.2.4.3. Auswärtiger Ausschuss<br />

Ähnlich wie im Falle des Verteidigungsausschusses verfügte die HV A auch im Auswärtigen Ausschuss<br />

in den siebziger und achtziger Jahren offenbar nicht über einen einzelnen Agenten, <strong>der</strong><br />

kontinuierlich Informationen geliefert hätte. Die 60 Informationen aus dem o<strong>der</strong> über den Auswärtigen<br />

Ausschuss, die in Tabelle 4 statistisch ausgewiesen sind, gehen auf 25 verschiedene<br />

Quellen zurück. Acht einschlägige Informationen kamen zwischen 1971 und 1979 von <strong>der</strong> FDP-<br />

Sekretärin Johanna Olbrich (IM „Anna“), sieben Informationen 1986 und 1987 von dem Mitarbeiter<br />

<strong>der</strong> SPD-Abgeordneten Jungmann, Gansel und Simonis, Hans Mario Bauer (IM „Jürgen“), und<br />

sechs Informationen zwischen 1981 und 1984 von dem CSU-nahen Journalisten Gerhard<br />

Baumann (IM „Schwarz“). Alle drei IM lieferten <strong>der</strong> HV A auch Informationen aus dem Verteidigungsausschuss.<br />

Die übrigen Quellen lieferten zwischen einer und vier Informationen, wobei<br />

13 IM nur je eine Information zum Auswärtigen Ausschuss beschafften.<br />

Neben dem Auswärtigen Ausschuss als solchem erhielt die HV A in nennenswertem Umfang<br />

vor allem auch Berichte und Dokumente aus dem Unterausschuss für Abrüstung und Rüstungskontrolle:<br />

22 <strong>der</strong> 60 in SIRA nachgewiesenen Informationen zum Auswärtigen Ausschuss betrafen<br />

explizit diesen Unterausschuss, was in die nachfolgende Analyse einbezogen wird.<br />

dem Kopieren am Folgetag wie<strong>der</strong> eingefügt habe, die zum Teil als „streng vertraulich“ gekennzeichnet<br />

gewesen seien. Im konkreten Fall handelte es sich um Unterlagen <strong>der</strong> CDU und ihrer politischen Haltung<br />

gegenüber Polen, um Berichte über tschechische und slowakische Emigrantenverbände und <strong>der</strong>en<br />

Verbindungen zu bundesdeutschen und US-Behörden u. a. Ob solche Eingriffe häufiger passierten,<br />

geht aus dem Schreiben nicht hervor; BStU, <strong>MfS</strong>, HA VI, 1798, Bl. 118 f.<br />

181 BStU, <strong>MfS</strong>, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SE8403893. Zu „Schrammel“ siehe Der Spiegel 46(1992)46<br />

v. 9.11.1992, S. 150: Unter dem Decknamen „Schrammel“. Gerhard Mauz über Diethelm Schrö<strong>der</strong> vor<br />

dem Oberlandesgericht Düsseldorf. Ausführlicher zum Spionagefall Diethelm Schrö<strong>der</strong> in: Pöhlandt,<br />

Johannes: Wanzen, Inoffizielle Mitarbeiter, Desinformation – Spiegel, Frankfurter Allgemeine Zeitung<br />

und das Ministerium für Staatssicherheit, Diplomarbeit, Leipzig 2011, S. 119–122. Siehe auch Knabe,<br />

Hubertus: Der diskrete Charme <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>, 2001, S. 210–214.<br />

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