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(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

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Barbara; Sekretärin, SPD-<strong>Bundestag</strong>sfraktion. 116 Ferner befindet sich in den „Rosenholz“-<br />

Unterlagen unter <strong>der</strong>selben Registriernummer ein Statistikbogen. Dort heißt es unter <strong>der</strong> Überschrift<br />

„Angaben zum IM“ unter an<strong>der</strong>em: „Deckname/Vorgang: Petra – XV/1471/65“ sowie „Kategorie:<br />

O-Quelle“. 117<br />

Über die Reisen von Mitglie<strong>der</strong>n des Unterausschusses für Abrüstung und Rüstungskontrolle<br />

im Frühjahr 1986 nach Moskau und Washington berichteten gleich mehrere Quellen. Als „wertvoll“<br />

stufte die HV A das dokumentarische Material ein, das ihr IM „Jürgen“ zu beiden Reisen<br />

übergab. In Moskau waren demnach unter an<strong>der</strong>em die Ausschussmitglie<strong>der</strong> Egon Bahr (SPD),<br />

Hans Graf Huyn (CSU), Helmut Schäfer (FDP), Jürgen Todenhöfer (CDU) und Günter Verheugen<br />

(SPD) sowie Torsten Lange (Grüne) vom Verteidigungsausschuss. 118 Unter dem Decknamen „Jürgen“<br />

führte die HV A damals Hans Mario Bauer, den wissenschaftlichen Mitarbeiter in <strong>der</strong> Bürogemeinschaft<br />

<strong>der</strong> SPD-Abgeordneten Heide Simonis, Norbert Gansel und Horst Jungmann. Bauer<br />

war als Mitarbeiter ausschließlich für Horst Jungmann tätig. Jungmann gehörte von 1976 bis<br />

1988 als ordentliches Mitglied dem Verteidigungsausschuss an, Norbert Gansel von 1983 bis 1997<br />

als stellvertretendes Mitglied. Da sich auch <strong>der</strong> Verteidigungsausschuss mit Abrüstungsfragen<br />

befasste, verfügte IM „Jürgen“ über vergleichsweise leichten Zugang zu entsprechenden Unterlagen.<br />

119 Außerdem war Norbert Gansel von 1980 bis 1997 ordentliches Mitglied im Auswärtigen<br />

Ausschuss. Inhalte <strong>der</strong> Moskaureise des Unterausschusses erfuhr die HV A auch über mehrere<br />

Gesprächskontakte <strong>der</strong> Ständigen Vertretung <strong>der</strong> <strong>DDR</strong> in Bonn 120 sowie über einen bundesdeutschen<br />

Journalisten, <strong>der</strong> bereits seit vielen Jahren als Korrespondent für mehrere deutschsprachige<br />

Zeitungen aus Moskau berichtete und bei <strong>der</strong> HV A unter dem Decknamen „Rabe“ geführt<br />

wurde. 121<br />

1.2.4. Berichte und Dokumente aus <strong>Bundestag</strong>sausschüssen<br />

Ein wesentlicher Teil <strong>der</strong> parlamentarischen Arbeit wurde und wird in den <strong>Bundestag</strong>sausschüssen<br />

geleistet. Die Geschäftsordnung des <strong>Bundestag</strong>es charakterisiert die Ausschüsse als die „vorbereitenden<br />

Beschlussorgane des <strong>Bundestag</strong>es“. 122 Dort finden Meinungsfindungs- und Abstimmungsprozesse<br />

statt, werden Gesetzentwürfe beraten, verworfen o<strong>der</strong> dem Parlament zur<br />

Abstimmung vorgelegt. Informationen und Dokumente aus den <strong>Bundestag</strong>sausschüssen verschafften<br />

<strong>der</strong> HV A einen Informationsvorsprung, weil sie frühzeitig über zu erwartende Gesetze<br />

116 BStU, <strong>MfS</strong>, Bestand Rosenholz, Recherche zu Reg.-Nr. XV/1471/65. Siehe auch die Ausführungen in<br />

Anm. 117.<br />

117 Ebenda. Zur Struktur <strong>der</strong> „Rosenholz“-Unterlagen siehe S. 162–164. Zum Begriff O-Quelle siehe S. 222<br />

sowie Anm. 793 u. 794. Zur Reg.-Nr. XV/1471/65 vgl. auch Tabelle 15, S. 110.<br />

Barbara Deuling hat am 23.1.2008 eidesstattlich versichert, „zu keiner Zeit bewusst und/o<strong>der</strong> gewollt<br />

mit dem Ministerium für Staatssicherheit (<strong>MfS</strong>) zusammen gearbeitet“ zu haben. Das Hanseatische<br />

OLG Hamburg folgte ihr hierin, indem es die Behauptung für unzulässig erklärte, Barbara Deuling „sei<br />

als Bundesbürgerin wissentlich und willentlich für den Staatssicherheitsdienst <strong>der</strong> ehemaligen <strong>DDR</strong><br />

tätig gewesen“; OLG Hamburg, Urteil v. 3.5.2011 – Az. 7 U 26/10, S. 5.<br />

118 Ebenda, SE8603404 (Note 2), Quelle: „Jürgen“, XV/2808/78; die Moskaureise fand vom 9. bis 11.4.1986<br />

statt, <strong>der</strong> Ergebnisbericht hierüber traf schon am 21.4.1986 bei <strong>der</strong> HV A ein. In Washington hielt sich<br />

die Delegation vom 17. bis 19.6.1986 auf; Dokumente hierüber erreichten die HV A am 3.7.1986.<br />

119 OLG Düsseldorf, Urteil v. 18.2.1998 – Az. VII-21/94.<br />

120 BStU, <strong>MfS</strong>, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SE8603319 (Note 3), Quelle: „Bar/002“, Reg.-Nr. XV/3140/82, bei<br />

<strong>der</strong> HV A am 18.4.1986 eingegangen, sowie SE8603646 (Note 3), Quelle: „Bar/875“, Reg.-Nr. XV/3140/82,<br />

eingegangen am 28.4.1986.<br />

121 Ebenda, SE8603765 (Note 3), Quelle: „Rabe“, Reg.-Nr. XV/3438/60, bei <strong>der</strong> HV A am 2.5.1986 eingegangen.<br />

122 Geschäftsordnung des Deutschen <strong>Bundestag</strong>es in <strong>der</strong> Fassung <strong>der</strong> Bekanntmachung vom 2.7.1980<br />

(Bundesgesetzblatt (BGBl.) I, S. 1237), zuletzt geän<strong>der</strong>t laut Bekanntmachung vom 24.11.2011 (BGBl. I,<br />

S. 2454), § 62 (1). Im Internet abrufbar unter http://www.bundestag.de/dokumente/rechtsgrundlagen/<br />

go_btg/go07.html (Stand: 23.4.2012).<br />

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