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(MfS) der DDR - Deutscher Bundestag

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Artikel am 6. März 1969 als fanatischen NS-Anhänger. 528 Den Hintergrund des Artikels bildete<br />

die am 5. März 1969 erfolgte Wahl Gustav Heinemanns zum neuen Bundespräsidenten. Die Wahl<br />

fand in Westberlin statt, was SED und <strong>MfS</strong> ein Dorn im Auge war, da sie jede Form von Bundespräsenz<br />

in Berlin bekämpften. Indem sie Trossmann in dieser Weise darstellte, wollte die <strong>DDR</strong>-<br />

Propaganda den Wahlakt insgesamt in ein politisch fragwürdiges Licht rücken.<br />

Zum unmittelbaren, sicherheitsrelevanten Umfeld des <strong>Bundestag</strong>es gehörte die Sicherungsgruppe<br />

des Bundeskriminalamtes in Bonn. Sie stellte unter an<strong>der</strong>em Begleitschutz und Kraftfahrer<br />

für ranghohe Politiker, darunter auch <strong>Bundestag</strong>sabgeordnete. Das <strong>MfS</strong> sammelte systematisch<br />

Informationen über die Mitarbeiter <strong>der</strong> Sicherungsgruppe und konnte offenbar in etlichen<br />

Fällen die Namen von Begleitschützern und Kraftfahrern den jeweiligen Abgeordneten zuordnen.<br />

529<br />

Wie gründlich die HV A die Infrastruktur des <strong>Bundestag</strong>s kannte, zeigt eine <strong>der</strong> spärlich überlieferten<br />

Akten aus dem HVA-Bestand: Sie enthält 13 Originalbaupläne bzw. Dokumentationen<br />

<strong>der</strong> Bundesbaudirektion Berlin und beauftragter Firmen aus den Jahren 1965 bis 1968 für das im<br />

Februar 1969 eingeweihte neue Abgeordnetenhochhaus („Langer Eugen“) in Bonn. Die Pläne<br />

gingen im August 1969 bei <strong>der</strong> HV A ein. Sie zeigen Grundrisse einiger Etagen von <strong>der</strong> Tiefgarage<br />

bis zur Cafeteria im 29. Obergeschoss, je einen Quer- und Längsschnitt sowie technische Details<br />

wie die Steigstränge, Beleuchtung, Lüftung, und Heizungsräume. 530 Die HV A hatte sie von dem<br />

Monteur Lorenz Betzing erhalten. Der aus An<strong>der</strong>nach stammende Betzing, seit März 1969 als IM<br />

„Heinz Schaller“ für die HV A erfasst, arbeitete auf mehreren Regierungsbaustellen. Im Jahre 2003<br />

schrieb er rückblickend: „Der Bau des Hochhauses des deutschen <strong>Bundestag</strong>es war für die Genossen<br />

nicht so sehr interessant, umso mehr jedoch <strong>der</strong> Regierungsbunker in Marienthal [...].“ 531<br />

Immerhin reichte Betzing 1973 noch einen Bericht über „die Absicherung des Abgeordnetenhauses<br />

in Bonn“ an das <strong>MfS</strong> nach. Darin beschrieb er verschiedene Sicherheitsmaßnahmen. 532<br />

se Rubrik, in <strong>der</strong> ansonsten fast durchgängig SS-Führer und Polizeikräfte <strong>der</strong> verschiedenen Ränge<br />

aufgelistet werden. Zum „Braunbuch“ siehe auch Kapitel C. 3.<br />

528 Berliner Zeitung, 6.3.1969: Provokation Bonns entlarvt die Urheber. Als Kopie vorhanden in: BStU,<br />

<strong>MfS</strong>, HA IX/11, PA 304, Bl. 34.<br />

529 Solche Zuordnungen sind in einem Aktenbestand <strong>der</strong> <strong>MfS</strong>-Hauptabteilung II (zuständig für Spionageabwehr)<br />

überliefert: BStU, <strong>MfS</strong>, HA II, 41486, insbes. Bl. 35–68; vgl. auch ebenda, Bl. 77–83 u. 243–247.<br />

Mitarbeiter <strong>der</strong> Sicherungsgruppe wurden wie viele an<strong>der</strong>e Mitarbeiter des Bundeskriminalamts durch<br />

die HVA-Abteilung IX/C/4 im entsprechenden Objektvorgang „Wiese“, Reg.-Nr. XV/2282/73, erfasst.<br />

Vgl. BStU, <strong>MfS</strong>, Bestand Rosenholz, Recherche zu Reg.-Nr. XV/2282/73.<br />

530 BStU, <strong>MfS</strong>, HVA 925, Bl. 1–15. Die Dokumente hatte die regionale HVA-Nie<strong>der</strong>lassung in Gera am<br />

6.8.1969 an die Auswertungsabteilung <strong>der</strong> HV A nach Berlin geschickt. – Zum Bau des „Langen Eugen“,<br />

geplant vom Architekten Egon Eiermann, siehe http://deu.archinform.net/projekte/846.htm#Geschichte<br />

(Stand: 13.6.2012).<br />

531 Betzing, Lorenz: Im Regierungsbunker. In: Eichner, Klaus; Schramm, Gotthold (Hg.): Kundschafter im<br />

Westen. Spitzenquellen <strong>der</strong> <strong>DDR</strong>-Aufklärung erinnern sich. Mit einem Vorwort von Markus Wolf und<br />

Werner Großmann. Berlin 2003, S. 355–359, hier 359. Ausführlicher zu Betzings Agentenkarriere siehe<br />

Amos: Vertriebenenverbände, 2011, S. 244 f. Den IM-Vorgang „Heinz Schaller“ zu Betzing legte die Abteilung<br />

XV <strong>der</strong> <strong>MfS</strong>-Bezirksverwaltung Gera im März 1969 an. Seit 1967 war er jedoch bereits über seine<br />

ebenfalls für die HV A tätige Lebensgefährtin an das <strong>MfS</strong> angebunden. BStU, <strong>MfS</strong>, Bestand Rosenholz<br />

sowie BStU, <strong>MfS</strong>, HV A/MD/6, SIRA-TDB 21, jeweils Recherche zu Reg.-Nr. XV/232/69, sowie Amos:<br />

Vertriebenenverbände, 2011, S. 244.<br />

532 BStU, <strong>MfS</strong>, HV A/MD/3, SIRA-TDB 12, SE7301767 (Note 3). An<strong>der</strong>e Informationslieferungen des IM<br />

„Heinz Schaller“ betreffend das Abgeordnetenhochhaus sind in <strong>der</strong> SIRA-Datenbank nicht verzeichnet.<br />

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